„Wir haben auch ein Osterlamm, das ist Christus, für uns geopfert, darum lasst uns Ostern halten, nicht im alten Sauerteig, sondern im Süßteig der Lauterkeit und der Wahrheit.“ Was will der Apostel hiermit sagen? Zum Ersten wissen wir, dass die Juden zur österlichen Zeit sieben ganze Tage nacheinander ungesäuertes Brot essen mussten. Was meinte Gott mit diesem Gebot? Sagt nicht Christus selber: „Was zum Munde eingeht, verunreinigt den Menschen nicht“? Also wird Gott nicht sonderlich danach fragen, ob man süßes oder saures Brot esse. dass er aber hier das saure Brot verbietet, hat seine Ursache. Gott hat nämlich durch dieses Verbot anzeigen wollen, dass wir keiner falschen Lehre anhangen und kein boshaftes Leben führen sollen. Denn das Wort „Sauerteig“ ist nicht immer nach seiner natürlichen Bedeutung zu verstehen, sondern heißt oftmals falsche Lehre und Predigt, wie denn Christus selber sagt Matth. 16, 6. 12. Wenn man also lehrt, dass unsre Sünden nicht allein durch das Verdienst Jesu Christi gebüßt seien, sondern man müsse auch das Verdienst der Heiligen und guter Werke haben; oder wenn man lehrt, dass Brot und Wein im Abendmahle nicht der wahre Leib und das wahre Blut Christi sei, sondern die selbigen bloß bedeute, so ist das eitel Sauerteig, welcher zum Evangelio und zum Osterlämmlein Christo sich keineswegs reimen will. Wer ihn isst, das heißt, wer solcher Lehre anhangt, des Seele wird ausgerottet werden, wie bei den Juden die, welche an Ostern gesäuertes Brot aßen. Ebenso wird unter Sauerteig auch ein verruchtes, boshaftes Leben verstanden, wie Paulus (1. Kor. 5, 6. 8) warnt: Das heißt, wir sollen hinfort im wahren Glauben und guten Werken wandeln und die Sünde meiden. Hieraus folgt, dass die, so mit Fressen und Saufen, Ehebruch und Hurerei, Fluchen und Gotteslästerung, Hass und Neid, oder andern Sünden und Lastern umgehen, keinen Ostertag halten, sondern im Sauerteig der Gottlosigkeit liegen. Aber der Herr wird sie strafen und ihre Seele ausrotten. Denn der Herr spricht 2. Mose 12, 19. Zum andern wissen wir, dass die Juden, wenn sie das Osterlamm aßen, gerüstet sein mussten (2. Mose 12, 11). Es ist angedeutet, wie wir Christen unser Osterlamm essen sollen. Wenn wir an unser Osterlamm, Christum, für uns geopfert, glauben, so dürfen wir unsre Hoffnung nicht mehr auf diese Welt und ihre Güter stellen, sondern sollen immerdar aussehen nach dem uns verheißenen Vaterlande, dem ewigen Leben, und stets gerüstet sein, dorthin bald zu kommen. Denn hier ist unsers Bleibens nicht, unser Bürgerrecht ist nicht von dieser Welt. Wie rasch mag's mit uns gehen. Wer sich heute nicht schicken mag, kann's morgen vielleicht nicht mehr. Und es ist gewiss: wer ungerüstet ergriffen wird, kommt nicht ins gelobte Land, sondern muss in der Knechtschaft des höllischen Pharao, des Satans, bleiben und elendiglich darin zu Grunde gehen. Wollen wir also errettet werden, so lasst uns rechte Ostern halten, an Christum glauben, uns mit seinem Blute besprengen und zu aller Zeit uns rüsten auf das verheißene Vaterland, auf dass wir in demselben ewige Freude und Seligkeit erlangen mögen. Amen.