alles in Fragstück für die Gewachsenen und Alten zu lehren verfasset.
Fr. Was ist der Glaub?
A. Es ist eine Zuversicht und ein Vertrauen in den rechten, wahren, lebendigen Gott.
Fr. Wie viel sind Götter?
A. Es ist nit mehr denn ein Gott.
Fr. Wie viel sind Personen?
A. Drei.
Fr. Wie heißen sie?
A. Der Vater, der Sohn und der heilige Geist.
Fr. Was ist Gott?
A. Er ist ein Herr, der da ist langmüthig, von großer Barmherzigkeit, und vergibt Missethat und Uebertretung und läßt niemand unschuldig sein, und heimsucht die Missethat der Väter über die Kinder in das dritt und viert Geschlecht.
Fr. Warum heißt du Gott im Glauben einen Vater?
A. Darum, daß er mich zu seinem Kinde hat erwählt und mir väterliche Treu, Willen und Guts verheißen, auch mich zu seinem Erben, durch seinen Sohn Jesum Christum, aller seiner Güter gemacht hat.
Fr. Warum heißt du Gott allmächtig?
A. Darum, daß er nit allein alle Ding zu thun vermag, sondern auch alle Ding im Himmel, auf Erden und unter den Erden schafft, wirkt, handelt und ausrichtet.
Fr. Warum sagst du: ein Schöpfer Himmels und der Erden?
A. Darum, daß er im Anfang aus nichts hat den Himmel nit allein erschaffen, sondern noch bis auf diesen Tag erfüllt, erhält und regiert.
Fr. Was Nutz bringst du davon, daß du glaubst an Gott Vater, allmächtigen Schöpfer Himmels und Erdreichs?
A. Diesen Nutz, daß ich durch den Glauben unsern Herrn Gott annehme als mein höchstes Gut, und Glück oder Unglück aus seiner Hand empfahe, wie er mir alle Gnad und Barmherzigkeit als seiner Creatur mittheilt, und wie er mich bis in ein ewiges Leben erhalten woll.
Fr. Ist Gott sichtbarlich?
A. Nein.
Fr. Woher kennst du denn Gott?
A. Aus der Predigt seines eingebornen Sohns, unsers Herrn Jesu Christi, wie geschrieben stehet: Gott hat Niemand gesehen, aber sein eingeborner Sohn, der da ist in dem Schoos seines Vaters, hat ihn uns erklärt und geoffenbart.
Fr. Was meinst du, so du sprichst: Ich glaube an Jesum Christum?
A. Ich mein, wie ich glaub, daß der Sohn Gottes, so Mensch ist worden, sei nach seinem Namen ein ächter, wahrer Jesus, welches auf unser Teutsch ein Seligmacher heißt, und sei auch der rechte wahre Messias oder Christus, das ist der gesalbte König und Priester, aller Welt Trost und Heil.
Fr. Warum sagst du: unsern Herrn?
A. Darum, daß er von Gott uns ist fürgestellt und geschenkt als unsere Frömmigkeit, Gerechtigkeit und Erlösung. Auch darum, daß er uns ist fürgestellt als ein Licht, ein Weg, eine Thür, eine Versöhnung und ein Mittler, dadurch wir zu dem unsichtbaren Thron des himmlischen Vaters mögen eingehen.
Fr. Warum sprichst du: der empfangen ist von dem heiligen Geist?
A. Darum, daß Christus von keinem männlichen Saamen, mit Sünde, wie andere Menschen, sondern durch den heiligen Geist ohne Sünde empfangen ist.
Fr. Warum sagst du: Geboren von Maria der Jungfrau?
A. Darum, daß Maria eine ächte, wahre Mutter Christi durch die Kraft Gottes worden ist, und hat doch ihre unbefleckte Jungfrauschaft dabei behalten.
Fr. Wozu nutzt dir dieser Artikel?
A. Er nutzt mir dahin, daß mir meine sündliche Empfängniß nit zur Sünd‘ vor Gottes Urtheil gerechnet, und meine sündliche Geburt durch JEsum Christum zur Heiligkeit gesegnet wird.
Fr. Warum sagst: gelitten unter Pontio Pilato?
A. Darum, daß Jesus Christus zur Zeit des römischen Vogts Pontii Pilati unter dem Kaiser Tiberio im jüdischen Land sich in sein heilig Leiden begeben hat.
Fr. Was nutzt dir der Glaub dieses Stücks?
A. Daß sein Leiden eine Genugthuung ist vor Gottes Gericht für meine Sünden und durch sein Leiden all mein Leiden gesegnet und geheiliget worden ist.
Fr. Warum sagest du: gekreuzigt?
A. Darum, daß Christus an einen schändlichen Galgen, das wir Kreuz nennen, gehängt ist worden, wie ein Uebelthäter.
Fr. Was nutzt dir der Glaub dieses Artikels?
A. Daß alle Schand, Schmach, Kreuz, Anfechtung, Fluch und Widerwärtigkeit durch sein Kreuzigen mir zu einem Heilthum gemacht ist worden.
Fr. Warum sagst du: gestorben?
A. Darum, daß er am Kreuz hat wie ein anderer Mensch seinen Geist aufgegeben und ist mit dem Tod überfallen.
Fr. Was nutzt dir der Glaub dieses Artikels?
A. Er nutzt mir so viel, daß er durch seinen Tod hat die Gewalt des Todes überwunden und die Kraft der Sünde entzogen und gemacht, daß der Tod mir hinfüro nit ein Eingang zur Hölle, sondern eine Thür der Seligkeit worden ist.
Fr. Warum sagst du: begraben?
A. Darum, daß er nach seinem Tod in ein neues Grab vor der Stadt Jerusalem von Joseph und Nikodemo gelegt ist worden.
Fr. Was nutzt dieser Artikel?
A. Daß mit ihm die Sünde, der Tod und alle Widerwärtigkeit begraben ist worden und auch wir selbst mit ihm begraben werden, auf daß wir in einem neuen Leben wandeln, wie Paulus sagt Röm. 6,4.
Fr. Warum sagst du: abgestiegen zu der Hölle?
A. Darum, daß die Seele Christi zur Hölle gefahren ist, wie Christus selbst spricht im 16. Psalm: Du wirst meine Seele nit in der Hölle lassen.
Fr. Wozu nutzt dir dieser Artikel?
A. Dazu, daß obschon die höllische Pein einen Gläubigen überfällt, wie Hiob, David und Hiskia geschah, so mag er doch von denselben nit verschlungen werden, dieweil Jesus Christus unser Herr mit seinem Absteigen zur Höll der Höllen Gewalt den Glaubigen (aber nit den Unglaubigen) gebrochen hat.
Fr. Was meinst du, wenn du sprichst: am dritten Tage von den Todten auferstanden?
A. Ich bekenn damit, daß Christus am dritten Tag nach seinem Tod durch göttliche Kraft vom Tod ist auferweckt worden und in neues Leben getreten.
Fr. Was nutzt der Glaub dieses Artikels?
A. Zum ersten nutzt er mir dahin, daß ich durch die Auferstehung Christi an der Seel von den Sünden auferstehe und in einem neuen Leben wandle, wie Paulus spricht, Röm. 6: Wie Christus ist auferweckt von den Todten durch die Herrlichkeit des Vaters, also sollen auch wir in einem neuen Leben wandeln, und Röm. 4,25: Christus ist um unsrer Sünden willen dahin gegeben, und um unserer Gerechtigkeit willen auferweckt. Zum andern, daß ich auch am Leib am jüngsten Tag werd auferweckt, wie Paulus bezeugt und spricht: So Christus gepredigt wird, daß er von den Todten sei auferstanden, wie sagen denn etliche unter euch, die Auferstehung der todten sei nichts? Ist aber Christus auferstanden, so werden die Todten auch auferstehen. Item: durch einen Menschen, Adam, kommt uns der Tod, und durch einen Menschen, das ist Christus, kommt uns die Auferstehung der Todten, 1 Korinth. 15.
Fr. Wie verstehst du den Artikel: aufgefahren gen Himmel?
A. Also, daß Christus nach 40 Tagen seiner Auferstehung sey über sich hinaufgefahren und hab ihn eine Wolke empfangen. Nit, daß er allererst dazumal in Himmel fuhr, und ein leiblich Ort im Himmel einnahm, sondern daß er mit seinem Uebersichfahren gegen den leiblichen Himmel zu verstehen gab, daß er nach seiner Auferstehung das sterbliche Wesen hingelegt und das wahre göttliche und himmlische Leben und Wesen an sich genommen hätt, und lebt in der Herrlichkeit seines Vaters.
Fr. In was Himmel ist aber Christus gefahren?
A. Christus ist in keinem leiblichen Himmel, oder in keinem sonderlichen Ort des Himmels allein blieben, sondern wie Paulus zu den Ephesern, 4, 10 redet, so ist er über alle Himmel gestiegen, und zu den Hebräern 7,26 steht geschrieben: Der Hohepriester, der da ist Christus, ist höher worden, denn der Himmel ist.
Fr. Wofür wird aber der Himmel hier genommen, so wir sagen: aufgefahren gen Himmel?
A. Der Himmel wird hier für die Höhe oder alles was über sich ist genommen, gleich wie im Evangelio die Vögel des Himmels genannt werden, und wie wir von dem Thurm Babylon sagen, daß derselbige bis in den Himmel gebaut sey worden, das ist über sich und in die Höhe.
Fr. Was Nutz bringt dir der Glaub dieses Artikels?
A. Den Nutzen bringt er mir, daß, dieweil Christus eingegangen ist in das Reich seines Vaters und hat alle Himmel überstiegen, so bin ich gewiß, daß er alles erfüllt und sonderlich seine Glaubigen gegenwärtiglich erhält, begabt und ihnen alles Guts durch den heiligen Geist zufügt, wie Paulus zu den Ephesern 4, 10 spricht: Er ist aufgefahren über alle Himmel, auf da er alles erfüllte.
Fr. Wie vielerlei sind Himmel?
A. Zweierlei, es ist ein leiblicher Himmel, und ein geistlicher Himmel.
Fr. Was ist der leibliche Himmel?
A. Der leibliche Himmel ist, daran die Planeten und Stern stehen, das die Schrift Firmament nennt, (Genes. 1.) so wird auch alles, was über sich ist, der Himmel nach Art der Schrift geheißen, als Luft, Wolken, wie oben gemeldt.
Fr. Was ist der geistliche Himmel?
A. Es ist die ewige Freud, das unsterblich Wesen alles Guts, wie man's möcht nennen; in diesem geistlichen Himmel wohnt Gott und die Engel, auch die auserwählten Christen, so noch auf dem Erdreich sind, wie Paulus sagt Eph. 1, 3: Gott hat uns gebenedeit mit allerlei geistlicher Benedeiung im himmlischen Wesen durch Christum, und zu den Philippern, 3, 20: Wir sind Bürger des Himmels.
Fr. Wie verstehst du diesen Artikel: Er sitzt zur Rechten?
A. Also, daß Christus nach seiner Menschheit hab an sich genommen den allmächtigen Gewalt seines himmlischen Vaters und regiert an allen Orten, da geht, regiert, wie geschrieben steht Psalm 8: Du wirst ihn zu einem Herrn machen u. s. w. Item alle Gewalt ist mir gegeben im Himmel und auf Erden. Item: du hast alles gethan unter seine Füße.
Fr. Was ist denn die rechte Hand Gottes?
A. Die rechte Hand Gottes ist der allmächtige Gewalt, wie geschrieben ist Psalm 118: Die rechte Hand Gottes thut Wunder, die rechte Hand Gottes erhöhet mich, Apost. Gesch. 17. Gott ist nicht fern von unser jeglichen, denn in ihm schweben, leben und sind wir.
Fr. Was nutzt dir der Glaub dieses Artikels?
A. Dahin nutzt er mir, daß ich in allem Anfechten und Widerwärtigkeit im Leben und im Tod mich frisch und tapfer darf auf meinen Herrn Jesum Christum als einen gegenwärtigen Helfer und Beistand verlassen und vertrösten, und mich niemand, weder Engel noch Fürstenthum, noch keine Creatur mag von seiner Liebe und gewaltigen Hand abführen, auf daß ich gewiß bin, daß ich einen Fürsprecher hab vor dem Angesicht Gottes, der mich für meine Sünd vertritt. Röm. 8. Hebr. 9.
Fr. Wie verstehst du den Artikel: von dannen er zukünftig ist, zu richten die Lebendigen und Todten?
A. Also, daß unser Herr Christus am jüngsten Tage eben in solcher Form und Gestalt, wie er von seinen Jüngern auf dem Berg im galiläischen Land aufgefahren gesehen ist worden, also wird er sich wiederum erzeigen, nit der Meinung, daß er jetzt nit auch bei uns sei, und dazumal allererst kommen wird, sondern daß er, nachdem er jetz und verborgentlich unsichtbarlich alle Ding erfüllt, und überall regiert, wird dazumal sichtbarlicher Weis erscheinen und sich erzeigen und das Urtheil sprechen, den Frommen das ewige Leben, den Bösen die ewige Verdammniß.
Fr. Was verstehst du durch die Lebendigen und Todten?
A. Etliche verstehen durch die Lebendigen die Juden, welche haben den rechten, wahren, lebendigen Gott angebetet, und durch die Todten die Heiden, welche haben die todten Abgötter angebetet. Daß aber die Todten für die Heiden mögen verstanden werden, das haben wir Grund Joh. 5, 25: Wahrlich sag ich euch, spricht Christus, daß die Todten (das ist die Heiden) werden hören die Stimme des Sohns Gottes, und die sie hören werden, die werden leben. Also auch St. Petrus, 1 Petr. 4,6. die Todten für die Heiden nimmt, so er spricht, daß auch das Evangelion den Todten verkündigt sei. Daß aber durch die Lebendigen die Juden verstanden werden, nehmen wir daraus, daß sie den lebendigen Gott geehrt und angebetet haben. Etliche aber verstehn durch die Todten die Abgestorbenen, und durch die Lebendigen diejenigen, so von dem jüngsten Tag noch lebend ergriffen werden, von welchen Paulus schreibt, 1. Kor. 15,51: Wir werden nit alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden, und das plötzlich und in Einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaunen.
Fr. Was Nutz lernst du aus dem Glauben dieses Artikels?
A. Zum ersten lern ich daraus die Furcht Gottes, mich von Sünden abzuwenden, daß ich nit auch mit den Verdammten in das ewige Feuer geworfen werd. Zum andern faß ich jene große Freud daraus, daß solchs Urtheil mir für mein Elend und Jammer, die ich hier auf Erden leiden muß, eine reiche Kron der Herrlichkeit auf werd setzen, wie Paulus sagt, 2. Tim. 4,7: Ich hab einen guten Kampf gekämpft, ich hab den Lauf vollendet, ich hab Glauben gehalten. Hinfort ist mir beigelegt die Krone der Gerechtigkeit, welche mir geben wird der Herr an jenem Tag, der gerechte Richter, nit aber mir allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieb haben.
Fr. Was ist der heilige Geist, so du sprichst: Ich glaub an den heiligen Geist?
A. Er ist die dritte Person im göttlichen Wesen.
Fr. Wie erkennt man den heiligen Geist?
A. Bei seiner Wirkung.
Fr. Was sind die Wirkungen des heiligen Geistes?
A. Trösten, zeugen von Christo, vergewissern, versichern, die Werk des alten Adams tödten, zu Gott schreien und ihn als einen Vater anrufen, und in uns Zeugniß geben, daß wir Gottes Kinder seien.
Fr. Was meinst du, so du sprichst: Ich glaube eine heilige christliche Kirche?
A. Ich mein's also, wie eine gemeine Versammlung der Auserwählten Gottes sei, welche ob sie wohl in mancherlei Land und in mancherlei Herrschaft zerstreut seien, so sind sie doch mit einander vereint in Einem Gott, in einerlei Hoffnung, in Einem Herrn, in Einem Glauben, in Einer Taufe, in Einem Gott und Vater Aller, Ephes. 4,5.
Fr. Was heißt eine Kirche auf unser teutsch?
A. Eine Versammlung, nit von Stein oder Holz, sondern des Herrn Volk.
Fr. Was ist denn eine Gemeinschaft der Heiligen?
A. Es ist nichts anders denn eine Erklärung des vorigen Artikels, nämlich daß die Heiligen (das ist die Christglaubigen, welche nach Art der apostolischen Schriften darum Heilige genannt werden, daß der heilige Geist in ihnen durch den Glauben die göttliche Heiligkeit zu wirken angefangen hat) unter ihnen einerlei göttliche Güter und Erbtheil in Gemeinschaft besitzen, und als Geschwisterkeit von einem himmlischen Vater ererben.
Fr. Warum sagst du: Ich glaub Verzeihung der Sünden?
A. Darum, daß Christus für die Sünd ist gestorben und einem jeglichen, der an ihn glaubt, die Sünd verzeiht, nit allein einmal in der Tauf, sondern so oft er aus Blödigkeit gefallen und wiederum sich bessert. Auch glaub ich nit an den Ablaß des Papstes, sondern Jesu Christi, und also ist dieser Artikel die Frucht, so uns kommen ist aus dem Glauben des Leidens Jesu Christi.
Fr. Wodurch werden die Sünden verziehen?
A. Der Sünden Verzeihung ist durch Jesum Christum am Kreuz mit seinem Tod erworben. Sie wird aber uns durch das Evangelium und beide evangelische Sacramente, Taufe und Abendmahl, angeboten und dargereicht, und wird durch den Glauben von uns angenommen, durch den heiligen Geist in uns bestätigt und durch Besserung des Lebens gebraucht und angelegt.
Fr. Warum glaubst du eine Auferstehung des Fleischs?
A. Darum, daß ich glaub, wie nit allein hier in dieser Welt die Seele von den Sünden in die Frömmigkeit auferstehe sondern auch wie an dem jüngsten Tag alle Menschen werden mit dem Leib von den Todten auferweckt, die Guten zur Seligkeit, die Bösen zu der Verdammniß.
Fr. Warum glaubst du das?
A. Darum, daß JEsus Christus am dritten Tag von den Todten ist auferstanden.
Fr. Mit was Leib werden wir auferstehen?
A. Eben mit dem jetzigen Leib, aber in einer andern Gestalt und Weis, nämlich daß dieser verwesliche Leib eine unverwesliche Natur, und die sterbliche Natur muß anziehen eine Unsterblichkeit, und wie wir jetzund haben einen natürlichen irdischen Leib, also werden wir in der Auferstehung bekleidet mit einem himmlischen, geistlichen Leib. Dazu wie wir tragen das Bild des irdischen Adam, also werden wir auch tragen das Bild des himmlischen Jesu Christi, nit daß wir natürlich Menschen und Gott werden, wie Christus, sondern daß wir einen geistlichen Leib, wie Christus in der Auferstehung, besitzen werden und also in ewiger Freud und Seligkeit leben.
Fr. Warum glaubst du ein ewiges Leben?
A. Darum, daß wir in der Zukunft des Herrn mit einem Feldgeschrei und Stimm des Erzengels von den Todten auferweckt, auch diejenigen, so im Leben ergriffen werden, zugleich mit den andern entrückt in die Wolken, dem Herrn entgegen in die Luft kommen, und also allezeit bei dem Herrn sayn. 1. Thessal. 4.
Fr. Was werden wir in dem ewigen Leben thun?
A. Das kein Aug nie gesehen, noch kein Ohr nie gehört, und in keines Menschenherz nie gestiegen ist, also groß und unaussprechliche Herrlichkeit hat Gott denen, die ihn lieben, zubereitet. 1. Korinth. 2, 9.
Fr. Warum heißst du Gott unsern Herrn einen Vater?
A. Darum, daß er mich zu seinem Kind hat erwählt und mir väterliche Treue, Willen und Guts verheißen, auch zu einem Erben, als einem Kind gebührt, aller seiner Güter gemacht, und bekenn hiermit, daß ich keinen andern Gott hab noch ehr, denn den wahren lebendigen Gott und himmlischen Vater.
Fr. Warum sagst du, er sei im Himmel, so er doch an allen Orten ist?
A. Zu Unterschied meines irdischen Vaters, denn ein jeglicher Mensch hat zweierlei Väter, einen irdischen, dem er nach dem Gebot Gottes gehorsam sein soll, und einen himmlischen Vater, dem er in allen Stücken, keines ausgenommen, unterthänig seyn soll, von deßwegen er auch den irdischen Vater, wo er sich mit Gott nit wollt reimen, verlassen müßt.
Fr. Was begehrst du in dem Gebet, so du sprichst: Geheiliget werde dein Namen?
A. Ich bitt, daß mir Gott woll Stärke geben, zu erfüllen das andere Gebot, darin geschrieben steht: Du sollt den Namen Gottes nit vergeblich führen.
Fr. Was ist der Name Gottes?
A. Er ist wunderbarlich, allmächtig, gütig, heilig, wahrhaftig, barmherzig, weise, gerecht und stark.
Fr. Was heißt heiligen?
A. Heiligen heißt, etwas in einen göttlichen Brauch führen oder auf einen göttlichen Brauch wenden, als wenn man spricht: Du sollt deinen Leib heiligen, das ist so viel als: du sollt deinen Leib zu guten göttlichen Werken anrichten.
Fr. Wie wird der Name Gottes verunheiliget?
A. Zum ersten wird er verunheiligt im Herzen, im Mund und in den Werken. Im Herzen, wenn man sich auf eigene Weisheit, Kunst, Gewalt und Stärke verläßt. Im Mund, wenn man sich selbst berühmt und lobt, oder sonst übel flucht und schwört bei dem Namen Gottes. In Werken, wenn einer ein Christ ist, und lebt unchristlich. Herwiederum wird der Name Gottes geheiligt im Herzen, im Mund und in Werken. Im Herzen, wenn man sich allein auf Gott und auf keine Gabe oder Creatur verläßt. Im Mund, wenn man alle Ehr und Guts Gott zuschreibt. In Werken, wenn man christlich lebt.
Fr. Was bittest du, wenn du sagst: Zu uns komme dein Reich?
A. Ich bitte, daß mir Gott woll Gnade geben, das dritt und viert Gebot zu erfüllen.
Fr. Wie heißt das dritt Gebot?
A. Du sollt den Sabbath des Herrn deines Gottes heiligen.
Fr. Was ist das Reich Gottes?
A. Zum ersten ist das Reich Gottes Gerechtigkeit, Friede und Freude im heiligen Geist, das ist Glaube, Liebe und Geduld im Kreuz. Zum andern ist das Reich Gottes, wenn Christus am jüngsten Tag uns wiederum wird erscheinen und die Todten auferwecken (1. Kor. 15. Röm. 8) und seinem Vater das Reich übergeben, daß Gott alles in allen sei, wie auch alle Creaturen seufzen, daß an uns das Reich woll offenbar werden und zukommen.
Fr. Was bittest du, wenn du sagst: Dein Wille geschehe auf Erden, wie im Himmel?
A. Ich bitt wiederum, daß mir Gott Gnade geb, das dritte Gebot zu erfüllen, welches ist: Du sollt den Sabbath heiligen.
Fr. Warum bittest du zweimal um ein Ding?
A. Darum, daß an diesem Stück das allerhöchste gelegen ist, daß Gottes Reich in uns komme und sein Wille geschehe, Deshalben hat auch Gott dieß Gebot unter andern im alten Gesetz auf's höchste angezogen.
Fr. Was heißt den Sabbath heiligen?
A. Zum ersten heißt das den Sabbath heiligen, auswendig nichts mit der Hand arbeiten. Aber dieser Sabbath oder Feiertag ist durch das Evangelium niedergelegt und uns jetzt kein äußerlicher Feiertag anders hingestellt denn zu leiblicher Ruh und zu hören das Evangelium. Zum andern heißt den Sabbath heiligen oder feiern, wenn wir unsers Altvaters Handwerk, das ist das sündliche Leben des Adam unterlassen, und richten uns in des neuen Adams Werke, daß ist in den Gehorsam unsers Herrn Jesu Christi.
Fr. Warum sprichst du: auf Erden wie im Himmel?
A. Da bitt ich, wie alle himmlischen Heiligen und Engel gehorsam sein, also soll er mir Gnad geben, daß ich ihm, und von seinetwegen den Eltern, der ordentlichen Obrigkeit, und allen, so ich leiblichen Gehorsam schuldig bin, unterthänig sey, wie die Engel im Himmel.
Fr. Was bittest du, wenn du sprichst: Unser täglich Brot gib uns heute?
A. Ich bitt, daß mir Gott Gnad geb, das siebente Gebot zu erfüllen, welches ist: du sollt nit stehlen.
Fr. Was wird uns in diesem Gebot geboten?
A. Zum ersten wird uns geboten, daß wir im Herzen nit sollen geizig seyn. Zum andern, daß wir mit Worten niemand sein Gut mit Betrug ablügen. Zum dritten, daß wir niemand sein Gut heimlich stehlen, oder mit Gewalt rauben. Zum vierten, daß wir jedermann, der dieß nothdürftig ist, mit unserm Gut sollen zu Hülf kommen.
Fr. Warum bitten wir denn um das täglich Brot, das ist um zeitliche Nahrung?
A. Darum, daß wir aus Armuth nit zu stehlen gedrungen werden, und mit der zeitlichen Nahrung, von Gottes Gnaden uns bescheert, den Armen zu Hülf mögen kommen, wie uns auch St. Pauls vermahnet Ephes. 4,28. Also betet Salomon, Sprüche 3: Armuth und Reichthum gib mir nit, laß mich aber mein bescheiden Theil hinweg nehmen. Ich möcht sonst, wo ich zu satt würd, verläugnen und sagen: Wer ist der Herr? oder wo ich zu arm würde, möcht ich stehlen und mich an dem Namen meines Gottes vergreifen.
Fr. Bittest du auch mehr, denn die zeitlich Nahrung, wann du sprichst: Unser täglich Brot gib uns heut?
A. Ja ich bitt um das Wort Gottes und Evangelion, das da ist der Seele Nahrung, denn der Mensch lebt nit allein vom Brot, sondern von einem jeglichen Wort, das da gehet aus dem Mund Gottes.
Fr. Was bittest du, wenn du sagst: Vergib uns unsre Schuld, als wir vergeben unsern Schuldigern?
A. Ich bitt, daß mir Gott Gnad geb zu erfüllen das fünft Gebot: du sollt nit tödten.
Fr. Was wird in dem Gebot geboten?
A. Zum ersten, daß wir nit neidisch seyen im Herzen. Zum andern, daß wir Niemand's nachreden. Zum dritten, daß wir Niemand tödten. Zum vierten, daß wir jedermann, ja auch dem Feind Guts gönnen und thun.
Fr. Wie kommst du aber dahin, daß du deinem Feind oder Nächsten verzeihst und ihn weder mit Gedanken, Worten noch Werken beleidigst??
A. Durch das Stück, wenn ich glaub, daß Gott mir barmherzig sey und hab mir durch seinen Sohn Jesum Christum meine Sünden vergeben.
Fr. Wie erkennst du, daß du das Stück ernstlich glaubst?
A. Durch das Stück, wenn ich meinen Feinden verzeihen kann und ihnen Guts um Uebels beweisen. Derhalben sprechen wir: als wir vergeben unsern Schuldigern.
Fr. Was bittest du, wenn du sprichst: führ uns nit in Versuchung?
A. Ich begehr Gnad, zu erfüllen die drei Gebot: du sollt nit ehebrechen, keins Guts noch Weibs begehren.
Fr. Was wird dir in dem Gebot verboten: du sollt nit ehebrechen?
A. Zum ersten der Ehebruch des Herzens, wie Christus sagt: Wer ein Weib ansieht, ihr zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen. Zum andern mit Worten, wie Paulus sagt: Legt von euch ab alle schandbaren und unzüchtigen Worte eures Mundes u. s. w. Zum dritten mit der That oder Werken.
Fr. Was bringt uns zu Uebertretung der zwei letzten Gebote?
A. Die falsche Lust und Nutzen, den ein Mensch aus seiner Natur ihm selbst betrüglich vormalt, denn es sind zweierlei Lust und Nutzen, ein göttlicher und ein weltlicher.
Fr. Wohin sieht die göttliche Lust?
A. Die göttliche Lust sieht auf die Frömmigkeit und freut sich in göttlichen Geboten.
Fr. Wohin sieht die weltliche Lust??
A. Die weltliche Lust sieht auf Unkeuschheit, und was ihr gefällig ist in der Welt.
Fr. Wohin sieht der göttliche Nutz?
A. Der göttlich Nutz sieht auf der Seele Nutzen und auf die Nießung des ewigen Lebens.
Fr. Wohin sieht der weltliche Nutz?
A. Der weltlich Nutz sieht auf Freund, Ehr und Gut, welche machen, daß die Leute göttlichen und weltlichen Lust und Nutzen verlieren. Darum bitten wir in diesem Stück, daß uns Gott nit woll fallen lassen auf die Begierde des weltlichen Lusts noch Nutzens, damit wir nit um den ewigen Lust und Nutzen kommen.
Fr. Was bittest du, wenn du sagst: Erlös uns von dem Uebel?
A. Ich bitt, daß mich Gott woll erlösen von dem Teufel und allen seinen Werken.
Fr. Was verstehst du durch den Bösen oder durch das Uebel?
A. Den Teufel, der da ist ein Vater alles Uebels und aller Bosheit.
Fr. Was meinst du damit, so du sprichst am End: Dein ist das Reich, die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit?
A. Ich bekenn hiermit, daß mein Herr und Gott sei der allerreichste, gewaltigste und herrlichste, und dieweil er sich läßt einen Vater nennen, so will er mir in allen Stücken, die ich jetzt begehrt hab, helfen. Dieweil er aber auch sich läßt den allmächtigen und allgewaltigsten nennen, so kann er mir zu meinem Begehren helfen und mag ihn keine Creatur von diesem Willen und Können verhindern oder abwenden. Deß versehe ich mich ernstlich zu meinem Herrn und Gott. Amen.
Quelle: Hartmann, Julius - Aelteste katechetische Denkmale der evangelischen Kirche