Ach! wie lange liegst Du und leidest Du schon! Der Dir so viele Leiden gab, gebe Dir auch viel Geduld, Glauben und Starkmuth. Ach, es ist doch entsetzlich, was der Gerechte leiden muß! Hätte Jesus, Maria, Paulus und alle Heiligen nicht so lange und so viel gelitten, so wär's zum Verzagen. Aber nun haben wir, gottlob! solche Vorleider und Vorläufer, und dazu das Wort und die Versicherung vom Himmel. Die Gott lieb hat, die züchtigt er, die prüft er viel; mit denen geht er durch's Wasser und Feuer, durch Ehr' und Schande, durch böse und gute Gerüchte, durch Herrlichkeit und Schmach; aber endlich nimmt Er sie doch Alle in seinen Himmel hinein. Der Gerechte hat der Leiden viel, aber endlich kommt das schöne Ziel. Nach der Leidenswoche hat der Christ eine Auferstehungs-Freudens-Woche, nach dieser eine Himmelfahrts-Woche, nach der Himmelfahrts-Woche kommt die Pfingst-Woche, das ist, nach Entziehung der sichtbaren Gegenwart kommt und folgt seine geistige, unsichtbare. Da haben wir also den heil. Geist Christi als Bischof und Pfarrer in uns. Ist das nicht gut, nicht selig? Und weil dieser Tröster mit und bei Dir im Krankenbette liegt, so brauchst Du keinen Professor zum Tröster. Wenn Du etwa Himmelfahren gehst, so sei von mir gebeten, mich abzuholen oder mitzunehmen, oder wenn ich, oder weil ich noch nicht reif bin, so sollst Du mich im Himmel recommandiren und sagen, daß ich schon 57 Jahre auf der Welt sei, und dies und das gekostet habe, und daß ich aber auch bald gern droben wäre. - Gott tröste Dich!
Quelle: Bodemann, Friedrich Wilhelm - Gesammelte Birefe an, von und über Martin Boos