Ich bin durch Gottes Gnade und durch seltene Dinge geneigt gemacht worden, zu glauben:
1. Daß Christus für uns unsere vor Gott geltende Gerechtigkeit sey. Luk. 24,46.47. Joh. 3,14. - 11,50.51. Hebr. 9,13.14. Röm. 3,24.28. Gal. 5,4. Phil. 3,4. Röm. 9,11.12. „Ich hätte verzweifeln müssen wegen meiner vielen Sünden und unzählbaren Versäumnisse, wenn nicht dein Wort, o Herr! Fleisch geworden wäre und unter uns wohnte. Aber jetzt getraute ich mir nicht mehr zu zweifeln, geschweige zu verzweifeln; denn nachdem wir, da wir noch Feinde waren, mit Gott versöhnt sind durch den Tod seines Sohnes; um wie vielmehr werden wir, da wir nun versöhnt sind, selig werden durch Ihn? Ich setze aber alle meine Hoffnung und meine ganze Zuversicht mit voller Gewißheit auf sein kostbares Blut, welches für uns und zu unserm Heile vergossen ist; durch dasselbe lebe ich auf, und im Vertrauen darauf sehne ich mich, zu dir zu kommen, nicht mit meiner Gerechtigkeit, sondern mit der Gerechtigkeit, die von dem Sohne, unserm Herrn Jesu Christo, kommt.“ St. Augustin. Medit. C. 14.
2. Daß Christus in uns den Willen des Waters erfüllend, unsere Heiligung und völlige Rechtfertigung sey. Luk. 17,21. Joh. 14,23. Gal. 2,10. 1. Kor. 1,30. 15,10. Eph. 3,17. Röm. 8.9.10.11. 2. Kor. 6,16. 1. Joh. 3,7.24. 4,18. 1. Kor. 13,5. Christus für und in uns ist auch mit uns, und hilft uns den Willen Gottes erfüllen. Christus für und in uns ist das Fundament, der Grund, der gelegt werden muß. 1. Kor. 13,11. Darauf müssen aber gute Werke gebauet werden, Gold, Silber und Edelsteine, nicht Holz, Heu, Stroh und Stoppeln. Viele bauen Gold darauf, ehe sie das Fundament gelegt haben. Da versinkt alles. Sie predigen den Glaubensgehorsam einseitig, und von der Glaubens-Gerechtigkeit von 100 für 1 nichts oder zu wenig, und so kommen die Bessern in Angst und Noth; sie haben das Wollen, aber das Vollbringen können sie nicht finden.
3. Daß man zu diesem Christo für und in uns nur durch Buße und Glauben kommen könne. Mark. 1,15. 2,5. Joh. 3,16.36.50. Apg. 20,27.
4. Daß Christus heute wie ehemals vom heiligen Geiste empfangen werden könne und müsse, wenn er eine Gestalt in uns gewinnen soll. Joh. 1,12.13. 3.3.5.6.
5. Daß Christus nur von einer demüthigen, vernichtigten und jungfräulichen Marien-Seele empfangen werden könne. Luk. 1,27.38.48. Joh. 7,14.
6. Daß ein solches jungfräuliches Gemüth Christum lange Zeit still in seinem Herzen tragen, und zus erst nur in sich müsse eine Gestalt gewinnen lassen. Luk. 24. 2,51.
7. Daß so eine Christum in sich habende Seele sich selbst und andern sehr befremdend und ärgerlich vorkomme. Matth. 1,19.
8. Daß der ausgebildete Christus zuletzt von so einer Seele geboren, d. i. auch andern mitgetheilt werden könne; D. h. der todte, schlafende Glaube an Christum für und in uns, kann durch einen, in dem Christus allmählig eine Gestalt gewonnen, zum Leben erweckt werden. Joh. 1,41.45. 4,28.29.39. wird ja auch der heil. Geist mittelbar mitgetheilt.
9. Daß aber der sich andern durch so eine Seele mittheilenwollende Christus nirgends eine Herberge finde, als in einem armen Stalle, d. i. bey armen, einfältigen und demüthigen Seelen. Luk. 2,7, 9,53. Mark. 10,15.
10. Daß die Schriftgelehrten und Pharisäer Christum am wenigsten ins Herz lassen. Die einen ärgern sich, die andern haltens für Thorheit.
11. Daß Christus hie und da geboren, nur von einfältigen, und gutmüthigen Hirten-Seelen erkannt, angebethet, und von ehrlichen Weisen besucht und verehrt werde. Luk. 2,10. Matth. 2,1.
12. Daß über die Geburt Christi eine große Freude bey denen entstehe, die eines guten Willens sind, Ihn erkennen und lieb haben. Joh. 4,36. Luk. 2,10.20. Matth. 2,10.
13. Daß gleich darauf die Beschneidung, d. i. die Abthuung und Ertödtung der sinnlichen Lüste des alten Menschen erfolge bey solchen, denen Er ist mitgetheilt worden.
14. Daß bald darauf Herodes komme, d. i. ein Kreuz, eine Verfolgung, die den neugebornen Christus, d. i. den lebendigen Glauben an Ihn, in der Krippe zu erwürgen droht. Matth. 2,3. Apg. 9,23.
15. Daß zur Zeit der Trübsal viele von denen, die geglaubt haben, wieder abfallen. Luk. 8,13.
16. Daß die Gläubigen in dieser Zeit von innen und außen sehr gequälet und zersprengt werden. Apg. 8,1. Luk. 12,30.51,52. Mark. 14,27.
17. Daß Christus heute noch in seinen schwachen Gliedern lehre, tröste, gebe, und wenigstens am innern Menschen Zeichen und Wunder thue. Mark. 16,17.20.
18. Daß Christus heute noch auf seine Weise in seinen Gliedern mißkannt, verachtet, gefangen genommen, vor den Richterstuhl geschleppt, verdammt, gegeißelt, gekrönet, gekreuziget, getödtet und begraben werde leiblich, und geistlich. Mark. 10,39. 13,8.9.12.
19. Daß Christus heute noch in seinen Gliedern auferstehe, den Seinigen neulebendig erscheine, ihnen die Frucht seines Todes, den innern Frieden bringe, und in seiner Weise gen Himmel fahre.
20. Daß Christus den heil. Geist den Seinen verspreche, sie darum bethen heiße, und Ihn in Gestalt feuriger Zungen sende, und Häuser und Menschen das mit erfülle.
21. Daß Er seinen heil. Geist theils mittelbar, theils unmittelbar seinen Gläubigen mittheile. 1) Apg. 2,3-8.17. 19,6. Luk. 1,41.
22. Daß die Gläubigen in einer überaus engen Verbindung, und Gemeinschaft stehen, die durch die Geistes-Mittheilung immer enger und wunderbarer wird. Joh. 7,39. Mark. 10,30. Eph. 4,16. 1. Cor. 12,12.13.
23. Daß Christus heute noch seine Gläubigen durch allerley Träume, Gesichter, Erscheinungen, Stimmen rc. unterrichte, zurechtweise, künftige Dinge voraussage u. s. w. Apg. 16,9.10. Isai. 44. Joel. 2,28. Matth. 2,19.22. 1. Mos. 31. und 30,11.12. Apg. 9,10. 8,29 26.39. 9.12. 10,3. 10.11.12.
24. Daß Christus heute noch die Weisen, Klugen, und Großen der Welt vorbeygehe, und seine Geheimnisse den Kleinen und Unmündigen offenbare, und sie zu Werkzeugen, andere zu bekehren, mache. Luk. 10,21. Matth. 11,25.
25. Daß Christus gewöhnlich nur solche zu Werkzeugen seiner Ehre und Lehre mache, die Er längst durch innere und äußere Kreuzigungen gereiniget, geheiligt, gedemüthiget und vernichtet hat.
26. Daß solche Werkzeuge auch um anderer Willen, die wiedergeboren werden sollen, viel zu leiden haben von innen und außen, und daß sie dadurch das erfüllen, was nach Paulus an den Trübsalen Christi noch abgeht. Kol. 1,13.
27. Daß viele von den sogenannten Geistlichen oft am wenigsten Geist, Glaube und Liebe zu Christo haben, und daß nicht gerade nur sie um ihres Namens willen das Monopolium haben, Sünder zu bekehren, sondern daß Gott auch Layen, die den heil. Geist, Glaube und Liebe haben, dazu erwählen könne, und gar oft erwählt habe.
28. Daß man auch in die innere Kirche, oder das Reich Gottes heute wie gestern nicht anders als durch viele Trübsale und Widersprüche eingehen könne, und daß die Pharisäer und Schriftgelehrten wieder die größten Hinderer seyen. Apg. 14,21. Luk. 9,22. 11,52.
29. Daß es nur zwey Kirchen auf Erden gebe, eine wahre und eine falsche, aber daß bey weitem nicht alle Katholiken, die in dieser Kirche sind, auch zu dieser Kirche gehören. Joh. 15,6. Ps. 68,29. 2. Mos. 32,32. rc. Röm. 2,28.29. 9,7.8. 1. Joh. 2,19. 1. Tim. 5,6. Eph. 2,1. 5,14. Röm. 2,13,26.
30. Daß gar viele von den bessern Katholiken judaiziren, d. i. in eigener Gerechtigkeit stehen, und der Gerechtigkeit Gottes, die uns durch den Glauben aus Christo kommt, nicht wollen unterthan seyn, sondern eine eigene aufrichten. Röm. 10,2.3. Apg. 15,10.11.
31. Daß gar viele eine heidnische Denkens- und Lebens-Art haben, indem sie in offenbaren Werken des Fleisches leben und weben, und ihre Religion von weitem nicht kennen, vielweniger ihre Forderungen erfüllen. Und daß also viele zur innern Kirche berufen, aber wenige auserwählt seyen. Matth. 7,13.14. Gal. 5,19. Röm. 1,21. 9,27.
32. Daß Christus das Leben unserer Seele sey, das man durch die Wasser: oder Bußtaufe und durch den Glauben empfange, und daß man dieses empfangene Leben durch die übrigen Sakramente der Lebendigen speisen, tränken, nähren, stärken und erhalten könne, solle und müsse.
33. Daß Christus und sein Evangelium gewöhnlich auch heute noch nur von solchen auf- und angenommen werde, die in ihren Augen arm, nackt, blind und. bloß, aussätzig und sündig geworden, und die sonst in einer großen Leibes- und Geistes- Noth stehen und gehen. Da heißt es noch immer: Die Blinden sehen, die Lahmen gehen, die Aussätzigen werden rein, den Armen wird das Evangelium geprediget, und die Reichen läßt Er leer ausgeben. Luk. 7,22. 4,13.19. 1,52.53.
34. Daß uns zwar die guten Werke vor Gott nicht gerecht und selig machen, aber wir doch ohne gute Werke auch nicht gerecht und selig werden, weil die guten Früchte nothwendig zum guten Baume, Christo, gehören, und die von uns angenommene Gerechtigkeit Gottes ein Meer ist, das sich von selbst in tausend Bächlein guter Werke ergießt. Luk. 15-19.8. Röm. 2,13. Matth. 7,21. Jak. 1,22. 2. Kor. 6,14. Röm. 2,25.26.28. rc. 1. Cor. 7.19. 1. Joh. 3,7. Die Rechtfertigung ist zugleich auch wenigstens ein Anfang der Heiligung unsers innern Menschen.
35. Daß, wenn die Menschen anfangen besser zu werden, sie gewöhnlich aus Lohnsucht, oder Strafsucht in die Gesetzes- Schule Mosis, dann in die Buß-Schule Johannis, alsdann in die Kreuz-Schule. Jesus, endlich in die Schule des heil. Geistes gehen. Moses, Johannes, Christus, Geist. Luk. 16,16. Mark. 17.7.8.10. Joh. 1,17. 4.23.24.
36. Daß alle äußerlichen Feste des Herrn innerlich im Geiste gehalten werden sollen und müssen, weil der bloße Buchstabe tödtet, der Geist aber lebendig macht. Mark. 7,6.7. Hebr. 4,9.10.11.
37. Daß Johannes, das eigene Wirken, abnehmen müsse, wenn Christus, das göttliche Wirken zunehmen soll; daß Maria der Martha vorzusetzen sey; daß die Nadel dem Faden den Weg bahne, und ihm Platz mache. Joh. 1,8.15.20.26. Luk. 10,42. 16,16. Joh. 3,28.29.30.31. Joh. 5,35.36.
38. Daß alle Bruderschaften, Kreuzgänge, Wallfahrten, dritte Orden, und alle von Menschen erfundene und selbsterwählte Haus- und Kirchen-Andachten höchstens als Vorbereitung auf Christum hin passierlich, aber keineswegs Christus selbst seyen.
39. Daß aus dem Herzen deß, der an Jesum glaubt, Ströme des lebendigen Wassers fließen. Joh. 7,38,
40. Daß man Moses und sein Gesetz weit unangefochtener predigen könne, als Jesum und sein Evangelium. Warum? weil mehr Juden als Christen sind, und weils der Satan besser leiden kann, wenn man ihnen die Mittel und die Kraft nicht zeigt, durch die sie das Befohlene vollbringen können.
41. Daß, wenn Christus für und in und nicht als Fundament in die Seele gelegt ist, alles andere Flickwerk, Heu, Stroh und Stoppeln sey. Luk. 5.36. Joh. 15,5.
42. Daß Christus heute noch vielen zum Gericht in die Welt komme; denn Blinde werden sehend, und Sehende werden blind.
43. Daß das Gesetz nur sage, was man thun soll, Christus aber bringe und gebe das Wollen und Vollbringen, das Wollen und Können; - und daß also nur halb geholfen sey, wenn man den armen Leuten immer nur allein das Gesetz predige, ihnen aber nichts von der Erfüllungskraft, von Christo, sage.
44. Daß das Reich Gottes zu uns gekommen sey, und daß denen, die lange in der Finsterniß und in den Schatten des Todes saßen, ein Licht aufgegangen sey, das aber der Satan und seine Kinder mit Gewalt über den Leuchter stoßen wollen. Luk. 11,20. 1,79.
45. Daß wir das, was Gott in unsern Tagen gethan hat, auch mit unserm Blute zu bezeugen, verbunden seyen; Mark. 5,19. 8,38. Hebr. 2,4. indem es Gott durch verschiedene Dinge und Gaben seines heil. Geistes bestätigte.
46. Daß wir den Meisten mit unsern Erfahrungen und Erzählungen närrisch oder ärgerlich, oder beydes zugleich vorkommen werden. Luk. 8,18. 1. Kor. 2 14. Fast Niemand wird uns glauben wollen. Luk. 22,67. Mark. 3,21. 8,33. 9,11,
47. Daß, wenn wir mit Christo leiden und sterben, wir auch mit Ihm auferstehen, gen Himmel fahren, und Theil an seiner Herrlichkeit nehmen werden, die er bey der Herrlichkeit des Vaters hat. Luk. 20,28.29.30. Matth. 19,28. Offenb. 2,26.
48. Daß es dem Heilande heute wie ehemals gehe; wenn er mit Seiner Kraft und Lehre auftritt, so wird alles rebellisch und verwirrt; denn Er ist nicht gekommen, Friede zu bringen, sondern das Schwert, und Menschen, die mit Sünde und Satan eins waren, uneins zu machen. Luk. 23,5. Mark. 1,27.
49. Daß es uns gar nicht wundere, daß bey der lebendigen Annahme Jesu keine großen, gelehrten und ansehnlichen Leute, sondern wieder nur meist Weiber, Blinde, Krumme, Lahme, arme und sonst geringe Leute seyen, das uns eben auch, aber nur vor der Welt, herabsetzt. Luk. 8.2. 23,27.49.55. 24,1. rc. Mark. 15,40.41., 1. Kor. 1,26.27.28.
50. Daß die an Jesum lebendig Glaubenden Ein Herz und Einen Sinn bekommen, einander lieben, und um Jesu willen auch zusammen kommen, um von Ihm und seinen Barmherzigkeiten einander zu erzählen, und daß die Welt sich in diese Zusammenkünfte nicht finden könne. Luk. 24,3. Apg. 2,44.45.1.
51. Daß die Kinder Gottes vom Geiste getrieben werden, und daß sie diesem Geistestriebe folgen können, dürfen und sollen. Mark. 1,12. Apg. 10, 19. Luk. 2,27. Eph. 6,19. Röm. 8.14. 1. Joh. 2,27. Hebr. 3,7.8. 8,10.11. Kehret in euer Herz zurück! Ich will hören, was der Herr in mir redet.
52. Daß es mit den Leuten, denen Jesus von ihrem Sünden-Aussatz und ihrer Sünden-Angst hilft, gehe wie ehemals; man mag es ihnen lange verbiethen, sie sollen es Niemanden sagen, sie sagens doch. Mark. 1,45. 7,36.
53. Daß das Juden- und Heidenthum im Christenthume mächtig über Hand genommen, und daß also die Prediger des reinen Evangeliums die nämlichen Umstände bekommen müssen, welche die Apostel hatten sie werden überall Widerspruch finden. Apg. 28,22. Joh. 7.7.12. Gal. 5,11.
54. Daß wir uns mit Paulus immer für jetzt geborne Kinder im Christenthume halten, und in der Vollkommenheit an Gnade und Weisheit täglich zu wachsen trachten sollen. 2. Kor. 4,16.
55. Daß einem der heil. Geist solche Dinge sage und lehre, die einer vor der Sendung desselben nicht ertragen kann, und die einem noch sehr wunderlich und ärgerlich vorkommen. Joh. 16,12.13.14.
56. Daß das bloße Gesetz zwar den zu erfüllenden Willen Gottes, und die Sünde zeige, aber keine Kraft gebe, jenen zu erfüllen, und diese zu meiden und zu tilgen - und daß unsere Prediger, aus Furcht lutherisch zu werden, das Gesetz zu viel, den lebendiger Glauben an Jesum für und in uns aber zu wenig predigen. Röm. 1.2.3.4.
57. Daß man aus der Gerechtigkeit des Glaubens eine gegründete Hoffnung haben könne, jetzt ein Kind Gottes, und einst ein Erbe Gottes, Jesu und Seiner Herrlichkeit zu werden. Röm. 8,16.17. 1. Joh. 3,2. Apok. 3,21. Röm. 5,2.9.10.
58. Daß alle diese Sätze den Weisen und Klugen dieser Welt unbegreiflich vorkommen und seyn werden, wie der Friede Gottes über alle Vernunft ist. Phil. 4,7. 2. Kor. 3,4.6.