„Sei getrost und sei ein Mann und warte auf die Hut des HErrn, deines Gottes, dass du wandelst in Seinen Wegen und haltest Seine Gebote, Sitten und Rechte.“ („So sei getrost und sei ein Mann und diene dem HErrn, deinem Gott, dass du wandelst in Seinen Wegen und hältst Seine Satzungen, Gebote, Rechte und Ordnungen.“)
Das sind Abschiedsworte des sterbenden David an Salomo, der ihm auf den Thron gefolgt war.
Zuerst heißt er ihn getrost sein und ein Mann, heißt ihn also mit freudigem Mut stark und fest auftreten. Steht nämlich Salomo zur Sache des HErrn, so wäre es ein Verrat an dieser, sich zaghaft, unmännlich und unsicher zu benehmen, - wie wenn er der Sache des HErrn nicht recht trauen würde und des Erfolgs seiner Bestrebungen für sie nicht gewiss wäre!
So wird's von jedem, dem ein wichtiger Beruf übertragen ist, gefordert, getrost Hand anzulegen. Wer sich scheu und zaghaft benimmt, steht schon innerlich nicht fest, tut dem HErrn Unehre und leistet den Böswilligen Vorschub. Ein rechter Diener des HErrn ist getrost und fest, freudig zu Arbeit und Anstrengung, unverzagt gegen Widerstrebende. Denn er ist sich's bewusst, einem HErrn zu dienen, der stärken und alles wohl ausführen kann, was er in die sonst schwachen Hände des Dieners gelegt hat.
Dann heißt David seinen Sohn „auf die Hut des HErrn warten“, d.h. im Dienst des HErrn am Tempel treu zu sein, auf die Gesetze und Ordnungen zu sehen, die von Gott eingeführt sind, und sich hierin keine Gleichgültigkeit zuschulden kommen zu lassen. Wenn es die Obersten an den Ordnungseinrichtungen fehlen lassen, wird alles locker und kommt's dem Zerfall nahe, da Schlaffheit, Ungebundenheit, Nichtachtung des Göttlichen sich aller bemächtigt. So ist es namentlich eine üble Sache, wenn die ordentlichen Gottesdienste und Feiern nicht recht eingehalten oder nachlässig behandelt werden. Für alle im Volk ist es wichtig, dass sie Kirchen und Gottesdienste nicht versäumen und dem nachkommen, was christliche Ordnung fordert. Wer darin nachlässig wird, bekommt leicht ein lockeres, unfestes, ungebundenes Wesen - auch wenn er sonst christlich tut.
Ferner heißt David seinen Sohn wandeln in den Wegen des HErrn und halten Seine Sitten, Rechte und Gebote. Solche Ermahnungen an einen jungen König waren höchst wichtig. Denn wie leicht wird dieser - weil seine Stellung ihn dazu einlädt - eigensinnig, eigenmächtig und herrisch; er folgt dabei mehr seinem Gelüste und seiner Laune, als dass er den Gesetzen und Geboten nachgeht, wie sie der HErr fordert.
Wird es übrigens dem König zur Pflicht gemacht: wie vielmehr uns! Gar leicht aber geschieht es, dass sich auch ein gewöhnlicher Mensch selbstherrlich und eigenmächtig hinstellt - ohne eines Gebotes zu amten, ohne sich vom Geist Gottes leiten zu lassen, ja ohne auch nur das Wort, das ihm ein Leitstern sein sollte, zu würdigen.
Bedenken wir bei all diesem, dass es ein Sterbender zu seinem Sohn sagt! Manchen geht erst im Tode der Mund auf; und wenn sie's vermöchten, würden sie mit flammenden Buchstaben in die Herzen der Zurückbleibenden das einbrennen, was sie oft selbst erst jetzt in seiner ganzen Bedeutung klar sehen. Aber wie viele Kinder vergessen auch solche oft unter ergreifenden Szenen gegebenen Ermahnungen nur gar zu schnell wieder!
Auch Salomo, der weise Mann, hat's in späteren Jahren vergessen. Seien wir weiser als Salomo!