Beste, Wilhelm - Wegweiser zum inneren Frieden - 56. Unsterblichkeit.

Den Glauben an die Unsterblichkeit - die mir übrigens durch Christum feststeht ohne menschlichen Beweis zu erschüttern, spricht man von einer Einheit des Geistes und des Leibes. Der Geist, heißt es, sei nur das Feinste des Körpers, und alle Bewegungen des Denkens, Empfindens und Strebens seien nichts Anderes, als die edelsten Produkte unserer Leiblichkeit. Leicht ist diese Ansicht zu widerlegen. Ich unterscheide leibliche und geistige Nahrung; ich unterscheide leiblichen und geistigen Genuss. Ich fühle ein Wesen in mir, das ungesättigt bleiben kann, ob ich auch meinen Leib sättige, das unentwickelt bleiben kann, ob ich auch meinen Leib zur Blüte entwickle. Ich fühle und weiß ein Wesen in mir, das einer besonderen Kultur bedarf und selbst auf Kosten des Leibes vertieft, veredelt, bereichert werden kann. Wenn ich mich versenke in die Welt der Gedanken und in ihrem Lichte glücklich bin; besonders, wenn ich mit Dir rede, mein Vater im Himmel und mit Dir, mein Heiland was lebt und labt sich dann in mir? Was empfängt das Brot des Lebens? Was empfängt das lebendige Wasser? Wahrlich, ein vom Leibe völlig verschiedenes Wesen; ein Wesen, das unbefriedigt bleiben würde, ob es die ganze Welt gewönne mit ihrer sinnlichen Herrlichkeit, aber immer glücklich wird im Reich der Wahrheit und Liebe; denn nur im Reich des Geistes ist der Geist bei seines Gleichen und in seiner Heimat. Ja, mein Geist ist ein Anderes, als mein Leib. Wenn dieser stirbt, was tut's jenem?

Man sagt: der Mensch ist das, was er isst. Ich will's nicht bestreiten, vielmehr mein Ewigkeitsbewusstsein an diesem Satze stärken. Ich esse nicht bloß Leibliches. Meine Hauptnahrung ist der Geist. Also bin ich auch Geist. Stirb hin, mein Leib! Ich bin noch da. Mein Geist ist noch da. Ihn will ich nähren im Glauben an Christus und damit im Genuss Dessen, der da spricht: „Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe, und wer da lebt und glaubet an mich, der wird nimmermehr sterben.“1)

1)
Joh. 11, 25. 26.