Wenn das Lichtlein auch nur ein wenig brennt, so bekommt der Docht eben doch nach und nach einen Butzen, der abgenommen werden muß, und das Instrument dazu ist das Leiden des äußern Menschen.
Die Liebe Gottes führt die Menschen durch Umwege und durch vergebliches Bemühen dahin, daß sie darunter gedemütigt und vor Hochmut bewahrt werden. Gott wollte uns anfangs den kürzesten Weg führen; weil wir uns aber nicht darein schicken wollten, ist's uns ergangen wie den Israeliten in der Wüste, die ihre Reise geradewegs in wenigen Tagen hätten erledigen können; aber durch ihre Schuld und doch zu ihrem Besten mußten sie so lange umherirren.
Von den lustigsten Welttagen und Stunden gibt es im Herzen ein widriges Andenken; aber an Leidenszeiten, durch die man sich bewegen läßt, dem heiligen, seligen Willen Gottes immer völliger und lauterer anheimzufallen, kann man hernach immer mit Danksagung und Freude zurückdenken.
Wenn der Allmächtige uns seine Macht zu fühlen gibt, dann geht das Flehen zu seinem Erbarmen desto kräftiger. Ein Schiff, das man beschwert, läuft besser und gerader.
Das Geheimnis des Leidens und Kreuzes ist größer, als wir jetzt verstehen, und über allen Verstand. Die Frucht davon erstreckt sich in die Ewigkeit.
Leibliche Trübsal gibt es viel in diesem elenden, mühevollen Leben. Man nimmt's meist so hin, denkt weder nach, woher es komme, noch bedenkt man, was es zu bedeuten habe. Eine dumme Ungeduld oder natürliche Trägheit ist da, aber überhaupt kein Nachdenken. Der Glaube aber macht alles zu lauter Heil. Keine trübselige Stunde ist vergeblich: entweder wirst du besser oder schlimmer. Laß dich zum Glauben bringen; er ist der Zweck der Trübsal. Wir sollen geduldig sein, Gott nichts vorschreiben und erkennen, daß es ihm freisteht. Alle Trübsal muß erst reif werden; danach hilft er. Wenn es aufs höchste kommt, ist's bald vorbei. Es ist eine Stunde.
Gott verzärtelt nicht die Seinen, sondern übt sie. Der getreue himmlische Vater pflegt sie, die er in Jesus Christus zu seiner Kindschaft angenommen hat, zur Läuterung ihres Glaubens auf mannigfache Weise zu üben, während er die fremden Kinder in ihrer Freiheit dahingehen läßt. Wer so bald aus der Schule läuft, der kommt zu nichts. Es hat oft den Anschein, als ob die, die unter der Trübsal zu Gott gezogen werden sollen, mehr zurückgeworfen würden. Das Sicherste ist, in Gottes Zuchtschule nur auszuharren, bis er selber Frieden schenkt.
Also führt Gott seine Heiligen: Wenn er sie will zu Ehren bringen, dann legt er sie in den Staub; wenn er sie will heilen, dann schlägt er sie; wenn er sie will zum Leben führen, dann tötet er sie; wenn er ihnen gütig ist, dann verstellt er zuweilen sein Angesicht. Er führt sie zur Ehre durch Schande, zum Leben durchs Schwert, durch Angst zur Freude; ja, wenn er will in den Himmel führen, dann geht er mit ihnen den Weg durchs finstere Tal und durch die Hölle.
Trage deine Seele in deinen Händen! Das schenkt dir Kraft, auf allen Trost der Kreatur zu verzichten und dich völlig deinem Gott zu überlassen. Wo der Trost der Kreatur ausgeht, da ist Gottes Licht nahe.