Er soll seiner Sache und Vokation, und wie und warum er es tut, göttlich gewiß sein.
Er soll die Sache tapfer angreifen, sich unter die Leute begeben und den Mut nicht sinken lassen.
Er kann nicht dafür, daß er in solchen schlimmen Zeiten lebt, in denen sich so wenig ausrichten läßt.
Er soll zunächst einmal den Weg zur Seligkeit deutlich machen
Gegen Dinge, die offensichtlich wider das Gesetz Gottes sind, soll er ernsthaft und deutlich zeugen, daß es die Leute verstehen.
Bei Dingen, die auf die adiaphora
1) hinauslaufen wie Spielen, Tanzen usw., soll er einen jeden auf die Empfindung seines Gewissens hinweisen und ihn ermahnen, daß er nicht dagegen handle.
Er soll dabei auf die Verleugnung der Welt dringen und
dies auch unter vier Augen bei dieser und jener Gelegenheit bezeugen.
Er meine aber nicht, daß er allemal alles Böse, das er sieht, auch sogleich bestrafen müsse. Er handle darin vielmehr nach dem Trieb des Herzens und dem göttlichen Licht entsprechend, das er darüber empfangen hat.
Das eine Mal schweigt man still und seufzt zu Gott; das andere Mal erhält man einen Antrieb im Innern und kann dann auch andern mit Nachdruck einen Stoß beibringen.
Wenn man selbst keinen Segen oder keinen Eingang bei den Seelen spürt öder fühlt, dann soll man darüber nicht unmutig sein.
Was Gott durch andere an Gutem ausrichtet, darüber soll man sich freuen, als wenn es durch einen selbst geschehen wäre. So hat man auch an dem Guten Anteil und ist dabei, der Gefahr der Selbstgefälligkeit entgangen.
Ein Baum fällt nicht von einem Streich. Wenn man dazu fünfzig Axtschläge braucht, wobei der erste Fäller drei, der zweite fünfundvierzig und der dritte zwei tut und durch den letzten der Baum fällt, wer hat dann dabei am meisten Arbeit und Mühe gehabt? Wer wird mehr Lohn empfangen? Wer weiß am wenigsten, wieviel er dazu beigetragen hat, daß der Baum gefällt worden ist? So geht es auch mit der Arbeit an den Seelen.
Schließlich ist dem einen dies, dem andern das gegeben. Jeder muß seiner Gabe gewiß und ihr seinerseits treu sein.
Kommt nun das Gefühl eigner Schwachheit hinzu, dann demütigt man sich vor Gott und ringt um das Zeugnis des Geistes, das allen Zweifel stillt.
Es muß einer auch seinen geistlichen Geburtsbrief bei der Investitur ins Amt aufweisen können.
Bei einem Prediger gilt Seufzen und Flehen, Verlegenheit aber so wenig als Vermessenheit.
Wo ein redlicher Pfarrer ist, da werden etliche, die sich retten lassen, gerettet; die übrigen und damit die meisten kommen desto tiefer in die Hölle.
Man muß Respekt vor einer ganzen Gemeine haben und sich um ihretwillen nach den bestehenden Ordnungen richten; dann gehen hernach auch die Zuhörer eher in sich und richten sich nach der Ordnung.
Ein Diener der Kirche muß wie eine Gluckhenne sein, die nicht nur ihre Küchlein gerne unter ihre Flügel nimmt, sondern es auch ertragen kann, wenn sie ihr auf den Rücken springen. So erweckt man bei den Leuten Vertrauen gegen die Person des Predigers. Die Ehre widerfährt dem, der sie flieht; sie flieht den, der sie sucht.
Wenn meine Predigt geringen Erfolg hat, so werde ich durch die Demütigung gebessert; hat sie guten Erfolg, dann werden andere gebessert.
Wenige sind auserwählt; was man aber an diesen ausrichtet, ist desto köstlicher.
Krankheit setzt Leben voraus; so setzt auch die geistliche Krankheit ein geistliches Leben voraus. Die Gottlosen sind ganz tot. Warum wollen denn Prediger die Kinder Gottes, an denen sie etwas gewahr werden, das eben nicht recht ist, verwerfen? Anstatt sie zu verwerfen, sollte man versuchen, ihnen beizukommen, um das zu heilen, was krank ist.
Eine gewisse Herbheit im Geistlichen ist ein gutes Bewahrungsmittel; man ist dabei der Gefahr der Feinde nicht so leicht ausgesetzt.