Augustinus, Aurelius - Manuale - Vorrede.

Weil wir mitten unter des Satans Schlingen wohnen, so erkalten wir bald in den himmlischen Begierden. Darum bedürfen wir zur frischen Ermunterung und im Falle des Abweichens von unserm GOtt, dem wahren und höchsten Gute zur möglichst schnellen Wiederkehr eines steten Gedenkzeichens. Deshalb habe ich dies Büchlein zusammengetragen, nicht aus hochmütigem Fürwitz, sondern aus großer Liebe zu meinem GOtte und Ihm zu Lob. Ich wollte gerne über meinen GOtt in den schönsten auserlesenen Sprüchen der heiligen Väter kurze handliche Nachricht allezeit bei mir haben, um aus ihrer Betrachtung mich zu Seiner Liebe, so oft ich darin zu erkalten begänne, durch neues Feuer wieder zu entzünden.

So stehe mir nun bei, o mein GOtt, den ich suche, den ich liebe, den ich mit Herz und Mund und allen meinen Kräften lobe und anbete. Es gibt für mein Gemüt, welches sich Dir ergeben und mit Deiner Liebe entzündet ist, welches nach Dir seufzt, nach Dir trachtet und Dich allein zu schauen begehrt, nichts Süßeres und Angenehmeres, denn allein von Dir zu reden, von Dir zu hören, von Dir zu schreiben, von Dir zu handeln, Deine Herrlichkeit ohn' Unterlass im Herzen zu betrachten und immer wieder zu betrachten, auf dass mitten in der Unruhe dieser Welt Dein liebliches Gedächtnis mir doch irgend ein erquicklicher Ruheplatz werde. Darum rufe ich Dich an, o Du mein Allerliebster, zu Dir schreie ich laut von Grund meines Herzens. Wenn ich Dich aber anrufe, so rufe ich Dich zuversichtlich an, der Du in mir selbst bist; denn ich wäre ganz und gar nicht, wenn Du nicht in mir wärst, und wenn ich nicht in Dir wäre, so wärst Du nicht in mir. Du bist in mir; denn Du bleibest in meinem Gedächtnis. Daraus hab ich Dich erkannt und darin finde ich Dich, sobald ich Deiner gedenke und mich in Dir ergötze; und das kommt von Dir, von welchem, in welchem und durch welchen alle Dinge sind, Amen.