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Ahlfeld, Johann Friedrich - Der heilige Geist soll zeugen von Christo.

(Exaudi 1848.)

Die Gnade unseres Herrn und Heilandes Jesu Christi, die Liebe Gottes des Vaters, und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch Allen. Amen.

Text: Ev. Joh. 15, 26 - Kap. 16, V. 4.
Wenn aber der Tröster kommen wird, welchen ich euch senden werde vom Vater, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, der wird zeugen von mir. Und ihr werdet auch zeugen, denn ihr seid von Anfang bei mir gewesen. Solches habe ich zu euch geredet, dass ihr euch nicht ärgert. Sie werden euch in den Bann tun. Es kommt aber die Zeit, dass, wer euch tötet, wird meinen, er tue Gott einen Dienst daran. Und solches werden sie euch darum tun, dass sie weder meinen Vater, noch mich erkennen. Aber solches habe ich zu euch geredet, auf dass, wenn die Zeit kommen wird, dass ihr daran gedenkt, dass Ich es euch gesagt habe. Solches aber habe ich euch von Anfang nicht gesagt, denn ich war bei euch.

Die alten Namen der Sonntage, in Christo Jesu geliebte Gemeinde, klingen herüber aus den ältesten Zeiten der Kirche. Man hat diese lateinischen Namen stehen lassen. Sie sollten billig, wie zur Zeit der Reformation das Wort Gottes, auch in deutscher Sprache verfasst sein. Die Bedeutung der heiligen Zeiten würde uns in deutschen Namen deutscher und deutlicher zu Herzen sprechen, besonders in der Zeit von Ostern bis Pfingsten. Der erste Sonntag nach Ostern heißt Quasimodogeniti, d. h. „als die Neugeborenen“. Dieser Sonntag war in der alten Kirche der Taufsonntag. Es wurde nämlich nicht zu allen Zeiten getauft. Der Apostel Paulus schreibt nun von der Taufe: „So sind wir je durch die Taufe mit Christo begraben in den Tod, auf dass, gleichwie Christus ist auferweckt von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, also sollen auch wir in einem neuen Leben wandeln.“ Das sind die Neugeborenen. Sie sollen begierig sein nach der vernünftigen und lauteren Milch des Evangeliums, als die jetzt geborenen Kindlein, fügt Petrus hinzu. - Es fühlen diese von Neuem Geborenen, wie die Kirche voll ist der Güte und Barmherzigkeit des Herrn. Darum heißt der zweite Sonntag Misericordias Domini, d. h. „Barmherzigkeit des Herrn“. Und wer die fühlt, der kann nicht schweigen, er muss von der Erbarmung zeugen: Jauchzt Gott, alle Lande, lobsingt zu Ehren seinem Namen; rühmt ihn herrlich. Darum heißt der dritte Sonntag Jubilate oder „Jauchzt“, und der vierte Cantate oder „Singt“: Singt dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder. Er hat große Wunder getan, dass er den Menschen, der tot war, lebendig gemacht hat. Es soll aber in dem lebendig gewordenen ein fester Geist wohnen. Es soll nicht sein ein schnelles Aufflackern des neuen Lebens, das etwa bald wieder vergehe. Darum heißt der fünfte Sonntag Rogate: „Betet“ um den Geist, durch den das Herz fest werde. Und der heutige Sonntagsname enthält ein Stücklein von dem Gebet. Exaudi heißt „Erhöre“; Herr, höre meine Stimme, wenn ich rufe. Die Erhörung aber folgt am heiligen Pfingstfest, wo der Herr ausgießt seinen Geist in überschwänglichem Reichtum, wo er die Herzen rein, klar, fest und selig macht. Bleiben wir aber bei unserem heutigen Sonntag: „Herr, höre meine Stimme, wenn ich rufe.“ Nun, was haben wir denn zu rufen? Unser Hauptruf in dieser Zeit des Kirchenjahres ist: „Komm, heiliger Geist, Herre Gott!“ Und wenn er kommt, was soll er dann? Zeugen von Christo.

Der heilige Geist soll zeugen von Christo.

Und zwar soll er zeugen:

  1. in uns,
  2. durch uns.

Ach Herr Gott, heiliger Geist, zeuge du heute in uns. Zeuge von dem Vater, der von Ewigkeit her unser Heil beschlossen hat. Zeuge von dem Sohn, der für uns geboren und gestorben ist. Zeuge von ihm in dem festen Bewusstsein, dass es kein anderes Heil gibt. Zeuge von der seligen Freude, die wir in diesem Heil haben. Zeuge von dem Licht, dass uns unsere eigene Finsternis und Sünde ein Gräuel werde. Amen.

I. Der Geist soll zeugen von Christo in uns.

In Christo Jesu geliebte Gemeinde. Wie die Strahlen ausgehen von der Sonne, so geht der heilige Geist aus vom Vater und vom Sohn. Wohin die Sonnenstrahlen kommen, da zeugen sie von dem Quell, von dem sie ausgegangen sind. Sie zeugen damit, dass sie Wärme und Leben geben. In Alles, was dafür zugänglich ist, senken sie ein Spiegelbild der Sonne hinein. Der Sohn sendet uns den heiligen Geist vom Vater. Und dieser Geist soll zeugen von ihm. Wann zeugt er von ihm? Wenn du die Gnadenmittel recht gebrauchst. Diese Gnadenmittel sind das teure Wort Gottes und die heiligen Sakramente. Diese Gnadenmittel rühren entweder von Christo selbst her, oder in ihm sind sie doch erst das geworden, was sie den Gläubigen sein sollen. Das teure Gotteswort ist entweder selbst aus dem Mund des Herrn hervorgegangen, oder es weist als Gesetz und Weissagung auf ihn hin, oder es baut durch den Mund der Apostel das weiter aus, wozu er den Grund gelegt hat. Wäre der Herr nicht gekommen, so wäre das alte Testament gar nicht zu verstehen. Es wäre wie eine Morgenröte, nach der keine Sonne aufging. Niemand wüsste, was diese goldenen Strahlen hätten bedeuten sollen. Man sieht es an den unglücklichen Deuteleien der jüdischen Ausleger, wie das Wort ohne das Wort, welches Fleisch ward, gar nicht zu deuten ist. Und die Sakramente, wenn auch vorbedeutet im alten Testament durch die Beschneidung und das Osterlamm, hat er uns eingesetzt, hat er mit seinen Gnaden und Gütern gerüstet. Weil denn alle diese Gnadenstücke von Christo herrühren, zeugt auch der Geist in allen von ihm.

O liebe Freunde, ihr habt manches Buch gelesen, manchen Roman, manche Reisebeschreibung, mancherlei Gedichte, mancherlei gelehrte Schreiberei. Aus allen hat euch ein Odem angeweht. Sie alle haben gezeugt von dem, der sie geschrieben hat. In etlichen erfüllte eure Herzen ein wilder Geist der Phantasie. Ihr konntet ihn in kein Band binden. Ihr standet auf von der Stelle, da ihr gelesen habt. Ihr gingt hin und her mit großen Schritten. Eure Seele war voll von großen Träumen. Wie es wallt in einem Kessel, unter dem ein gewaltiges Feuer angemacht ist, so wallte es in euren Herzen. Der Geist der Welt, der Hochmut, hatte sein Feuer angeschürt und blies scharf hinein. Ihr wolltet in die Höhe, ihr wusstet nur noch nicht, wo hinauf.

In anderen Büchern fasste der Geist der Wollust eure Seelen an. Wüste, unreine, unzüchtige Träume und Wünsche gingen durch eure Seelen. Die Bande der Zucht, der Keuschheit, der Ehe wurden in Gedanken zerrissen. Die Sünde lag vor der Tür, wie bei Kain. Wo sie nicht hereingekommen ist, da ist es reine Gnade Gottes. Und wer kann alle die anderen Geister beschreiben, die in den Büchern dieser Welt wohnen, und von denen gezeugt wird in den Herzen derer, die sie mit Lust lesen. Jedes Buch hat seinen eigenen Geist.

Nun aber setze dich hin, und du hast es schon getan, und lies die Evangelien von deinem Herrn, lies die Geschichte der Apostel und die Briefe und das ganze neue und alte Testament. Da kommt dir auch ein Geist entgegen, aber ein ganz anderer Geist. Einmal wird es so eben in der Seele. Was hoch ist, wird geniedrigt; was tief ist, wird erhöht. Es senken sich die Berge des Hochmuts, es heben sich die Tiefen des Kleinmuts. Es wird so helle. Es weichen die alten Finsternisse, die der natürliche Mensch mit den Raketen des Witzes und den Schwärmern der wilden Freude zu erleuchten sucht. Es hilft ihm doch nichts, denn gleich darauf wird die Nacht nur um so düsterer. Hier ist dagegen ein Licht wie Sonnenlicht, ein Licht so hell und so warm. Die großen Fragen, die das Herz beengen, sind gelöst; die wilden Sorgen, die das Herz bedrängen, sind zerstreut. Ja, wir kommen auch in die Tiefen hinein, wenn wir im Wort lesen, in die Tiefen unserer Sünde, aber in diese Tiefen scheint auch zur Stunde die Sonne der Gnade. Es treten neben unsere Tiefen die Tiefen der göttlichen Erbarmung. Wir kommen auch auf Höhen hinauf, aber es sind nicht die des Hochmuts, sondern der Gnade Gottes. Und in den Tiefen und auf den Höhen wird endlich dem Herzen so wohl. Woher kommt das? Weil der Geist zeugt in diesem Buch von Jesu Christo, der Seele dieses Buches. Ja, er zeugt von ihm.

Hast in der Welt so manches Lied gesungen, Lieder vom Krieg und Frieden, von der Herrlichkeit der Natur, von Liebe und Lust, und sonst von vielen Dingen. Und in jedem Lied wohnt ein eigener Geist. Alle diese Geister heben dich eine kleine Zeit heraus aus dem Alltagsleben. Es geht ein Rausch durch deine Seele. Aber sie haben schwache Arme, sie können dich nicht tragen. Sie lassen dich bald fallen. Und in vielen Liedern stecken auch wilde Geister, die die Herzen hin und her reißen und sie herausreißen aus der Zucht. -

Nun denke an die Lieder, die in den Kirchen, die in frommen Familienkreisen gesungen werden, die als geflügelte Gebete die Herzen aufwärts ziehen. Sie machen das Herz stille und so wohl; sie machen den Menschen Gottes zu allem guten Werk geschickt. Sie beugen den stolzen Sinn, sie heben den schwachen Mut. So mancher Seufzer aufwärts flog, so mancher Trost hernieder zog. Sie singen und beten die Herzen in Liebe zusammen. Der Friede Gottes zieht ein, der höher ist, denn alle Vernunft. Keine Rede in der Welt hat dir mehr Ruhe geschafft, denn die Rede mit Gott im Gebet. Luther sagt einmal: „Die Stoßseufzer heißen darum so, weil sie den Himmel aufstoßen, und weil sie die Bahn brechen in das Herz Gottes.“ Woher kommt das? Weil diese Lieder und Gebete zeugen von dem, der sanftmütig war und von Herzen demütig, der sich verleugnete um unseretwillen und Knechtsgestalt annahm; weil sie zeugen von dem, der da ruhte in dem Frieden Gottes auch auf dem harten Lager am Kreuz. -

Hast bei manchem Mahl gesessen und gegessen. Gar verschiedene Geister machen da die Runde und gehen im Kreis auf und nieder. Was brachtest du von vielen derselben mit? Einen satten Leib, aber ein armes, leeres Herz, ein wundes und zerschlagenes Gewissen. Und das ist noch gut, wenn es dahin gekommen ist. Aber ein Gnadenmahl gibt es. Von dem bringt man ein geheiltes Gewissen, ein ganzes Gewissen mit. Nach diesem ist dem Sünder so wohl, wie dem Kind, das lange in der Irre gegangen ist, und das nun zum ersten Mal wieder an dem Herzen des Vaters oder der Mutter ruht. Du kennst dies Mahl. Es ist das Abendmahl des Herrn. Warum gibt denn dieses so reichen Trost? Weil der Geist in ihm zeugt von dem, der nie ein wundes Gewissen, der nie ein um die eigene Sünde zerschlagenes Herz hatte. Weil der Geist in ihm zeugt von dem, der die kranken Herzen heilt mit Vergebung der Sünde, mit Gnade bei Gott und der Hoffnung des ewigen Lebens. Sieh, das sind die Zeugnisse, die der heilige Geist dir von Christo gibt. Es sind die lieblichsten, die du je empfangen kannst. Und wenn du ein Zeugnis höchster Gelehrsamkeit empfingst, das Zeugnis ist doch besser, dass dein Herr dich in seine Hände gezeichnet hat. Und wenn dir die höchsten Ehrendokumente gegeben würden, das Dokument, das der Geist mit lebendigen goldenen Buchstaben in dein Herz schreibt, dass du Gottes Kind bist, ist doch besser. Und wenn dir durch ein festes Zeugnis der größte Besitz zugeschrieben würde, das Zeugnis ist doch besser: „Selig sind, die geistlich arm sind, denn das Himmelreich ist ihr.“ Alle diese Zeugnisse schreibt dir der Geist, und unter allen steht als das Reichssiegel das Kreuz Jesu Christi. -

Wie aber der Geist lediglich von Christo zeugt, das kannst du recht erkennen, wenn du seinen Zeugnissen nachgehst. Geboren wird der neue Mensch in dir als schwaches Kindlein. Kaum ist er geboren, kaum sind die ersten Regungen des Glaubenslebens in dir erwacht, so streckt der Edomiter Herodes auch schon seine Hand aus, das Kindlein zu töten. So ist's an Christo geschehen, so geschieht es an dir. Und die Verfolgung geht weiter. Der Feind in dir und außer dir ruht und rastet nicht. Er will das neue Leben ans Kreuz und in den Tod bringen. Es scheint ihm zu gelingen. Er führt die Wolken der Trübsal über das schwache Kind. Aber so du recht ringst, ist es doch vergebens. Wie Christus nach drei Tagen aus dem Grab auferstand herrlich und verklärt, so stehst du auch aus deiner Trübsal auf. Sie hat den Gewinn gehabt, dass der alte Mensch weiter in dir ertötet ist, dass ihm wieder etliche seiner Lebensadern durchgeschnitten sind.

Auf solche Kämpfe, wenn sie gläubig und siegreich geführt werden, folgt für dich, was für den Herrn bald nach seiner Auferstehung folgte, die Erhöhung. Nach jedem solchem Kampf wirst du weiter erhöht in der Gnade Gottes. Und nach der letzten Erniedrigung im Todeskampf folgt die volle Erhöhung. O siehe, wenn du dein Leben so ansiehst, verstehe es recht, dein Leben in dem Glauben, so wird ein Leben Christi daraus. Er war Gottes Kind, du wirst Gottes Kind. Als er getauft war in den Wassern des Jordans, da rief ihm eine Stimme zu vom Himmel: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“ Wenn du getauft bist in den Wassern der Trübsal und hast einen guten Kampf gekämpft und Glauben gehalten, dann gibt dir der Geist das Zeugnis, dass du Gottes Kind bist.

Hast du dies Zeugnis schon? Hat der Geist schon so in dir von Christo gezeugt? Ist die heilige Schnur zwischen dir und deinem Erlöser schon so angeknüpft, dass sein Herz, sein Leben überall in das deine herüberschlägt? Fühlst du, wie dein Herz da ist, wo dein Schatz ist? Und kommt dein Schatz in stillen Stunden herab in dein Herz? O selig, wer so mit ihm verbunden ist! Sie sind Beide eins, und der Geist ist der Bote zwischen Beiden. Er zeugt in uns, dass wir unsern Herrn und Heiland gefunden haben, er zeugt von dem Herrn, dass er ein Kind Gottes gefunden hat. - Aber vergiss nicht: der Weg, auf dem wir zu diesem Zeugnis kommen, sind die Gnadenmittel, die der Herr geordnet hat. -

Der Geist soll und will aber auch zeugen

II. durch uns.

Und ihr werdet auch zeugen, denn ihr seid von Anfang bei mir gewesen.“ Siehe, wenn die Sonnenstrahlen droben auf den Planeten oder auf dem Mond gezeugt haben von dem Licht, von dem sie ausgehen, dann zeugen Mond und Planeten wieder, sie scheinen hernieder und erleuchten unsre Nacht. Wenn die Sonnenstrahlen in der Blume gezeugt haben von dem Lebensquell, von dem sie ausgehen, dann zeugt diese wieder; sie zeugt vor aller Welt mit ihrem Duft und ihrem frischen, blühenden Leben. Also muss es in dir auch sein. Die Apostel sollten zeugen von Christo, du sollst auch zeugen. Sie waren von Anfang bei ihm gewesen, von der Zeit an, da Johannes ihn taufte und anfing zu predigen das Reich Gottes. Du bist auch von Anfang bei ihm gewesen, von der Zeit an, da du getauft bist und da dir gepredigt ist das Reich Gottes. Wie aber sollst du zeugen von Christo? Dadurch, dass du ihn bekennst mit dem Mund. Es ist auch ein Bekennen.

Wer ihn verleugnet vor den Menschen, den will er auch verleugnen vor seinem himmlischen Vater. Wer ihn bekennt vor den Menschen, den will er auch bekennen vor seinem himmlischen Vater. Du sollst dich des Evangelii von Jesu Christo nicht schämen, sondern es bekennen als eine Kraft Gottes, selig zu machen Alle, die daran glauben. O liebe Christen, wenn wir doch so recht frisch wären in diesem Bekennen! Alle Güter der Welt, die zeigst du so gern. Durch dein Haus, das du dir so schön eingerichtet hast, führst du deine Freunde. Deine schönen Kleider trägst du zur Schau. Deinen Schmuck legst du um, deine Ringe steckst du an die Finger. Deine Kunst und deine Gelehrsamkeit lässt du so gern sehen vor den Leuten. Du stellst ihnen deine Kinder vor. Und das teuerste Kleinod, das du hast, das willst du verborgen halten? Das wagst du kaum zu erwähnen, wie wenn du dich seiner schämen müsstest? heißt das zeugen von Christo? Es muss in dir noch Etwas fehlen, sonst müsstest du in diesem Zeugnis lebendiger sein. Was fehlt denn wohl? Du hast selber das Zeugnis des heiligen Geistes noch nicht recht, dass du Gottes Kind bist. Wenn du das hast, dann kannst du nicht schweigen. Die der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. Und die er treibt, die müssen auch den erstgeborenen Sohn Gottes bekennen. So lange er dich aber noch nicht treibt, so schweig auch lieber stille. Es möchte sonst deine Rede Heuchelei werden. Bitte aber fleißig, dass der heilige Geist auch bald das selige Zeugnis in dein Herz schreiben möge, damit du es dann weiter tragen könnest, damit du dann rühmen könnest von den Siegen in den Hütten der Gerechten und verkündigen die Taten des, der dich berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht.

Ihr sollt auch zeugen von Christo. Mit dem Leben, ja mit dem Leben. Das ist und bleibt ein Hauptzeugnis. Was hilft es, wenn ich Christum bekenne mit der Zunge und mit den Lippen, und mein Herz ist ferne von ihm? Alles Bekennen ohne Leben ist der Schall des tönenden Erzes und der klingenden Schelle, die kein Herz haben. Also mit Leben und Liebe, mit Liebe und Leben sollst du Christum bekennen. Der Geist spiegelte dir sein Bild ins Herz. Er soll auch sein Bild wieder herausspiegeln in die Welt, dass du ein Nachfolger Christi seist. Man soll es an deinem Wandel sehen, dass du ein Christ bist. Wenn man es erst von Jemand erfragen muss, ob er noch festhalte an dem Bekenntnis Jesu Christi, so ist das ein schlechtes Christentum.

Den Weinstuck braucht man nicht zu fragen.
Ob er denn auch ein Weinstock sei.
Man sieht ihn ja die Trauben tragen.
Und die bekennen's frank und frei.

Dein wahres Wort soll beweisen, dass dich der Geist gezeugt hat aus dem Wort der Wahrheit. Deine Liebe soll bezeugen, dass du aus dem Quell der Liebe getrunken hast und noch trinkst. An deiner Geduld und Demut soll man es sehen, dass du alle Tage bei dem geduldigen Gotteslamm, bei dem demütigen Herrn und König aller Dinge, in die Schule gehst. Dies Bekenntnis soll quellen aus dem Geist. Es soll kein gemachtes sein, kein geheucheltes. Es soll dein eigenstes Leben geworden sein. Ist es so, dann steht es auch fest der Welt gegenüber. Du fürchtest dich nicht. Denn der heilige Geist, der in dir ist, weiß von keiner Furcht. Ist es so, dann steht es auch fest in den schwersten Anfechtungszeiten. Christus legt den Seinen hier gleich ein kleines Kreuzregister vor. Sie sollen gleich wissen, wessen sie sich in der Zukunft zu versehen haben. Vorrede macht keine Nachrede. Sie werden euch in den Bann tun. Die Jünger des Herrn haben unter dem Bann der Juden gelegen. Viele Fromme der evangelischen Kirche, Luther an der Spitze, haben unter dem Bann des Papstes gelegen. Wie ist es jetzt? Des Papstes Bann fürchten wir nicht mehr. Nun hat wohl dies Wort Christi keine Wahrheit mehr? Doch noch. Die Welt hat ihren Bann immer noch. Wer den Herrn lieb hat, wer der Sünde abstirbt, wer ernstlich um den Himmel wirbt, wer sich unter Christi sanftes Joch beugt und der Welt gegenüber von ihm zeugt, den tut sie immer noch in den Bann. Sie sieht ihn nicht für voll an. Sie behandelt ihn als einen Toren, der mit Blindheit geschlagen ist, sie schüttet Spott- und Scheltworte über ihn aus. Sie verfolgt ihn, so weit ihre Mittel und Kräfte reichen. Fürchte dich nicht vor diesem Bann! Es ist den Heiligen Gottes nimmer besser, es ist deinem Erlöser tausendmal schlimmer gegangen. Trage ihm das Kreuz nach. Brauchst dabei nicht auf einen Simon von Kyrene zu warten, dass er dir tragen helfen. Der Herr kommt selbst und hilft und hebt an deiner Last. Er nimmt sie dir endlich ab. Ja, wie seine Wunden Ehrenmale geworden sind, so wird er auch deine Schmach einst zu deiner Ehre zu wenden wissen. Sei zufrieden, wenn dein Name im Himmel angeschrieben ist. Es kommt die Zeit, dass, wer euch tötet, wird meinen, er tue Gott einen Dienst daran. Das haben die Juden gemeint, da sie den Stephanus steinigten. Das dachte Saulus, der nachmals ein Paulus ward, als er bei diesem Marterwerk die Kleider derer bewahrte, die Stephanum steinigten. Die Römer haben die Christen getötet, weil sie sie für Gottlose hielten, für Solche, die keinem Gott dienten. Und dafür hielten sie sie, weil sie nicht vor Bildern knieten, die mit Menschenhänden gemacht waren. Wenn irgend ein Unglück über das Land kam, so meinte man, es sei dies der Zorn der Götter über die Christen, und man schrie: „Mit den Christen zu den Löwen, so wird es wohl besser werden.“ Das haben sie getan, weil sie weder Christum noch seinen Vater kannten. Wenn sie den Herrn der Herrlichkeit gekannt hätten, hätten sie ihn nicht getötet, hätten sie auch die nicht getötet, die von ihm zeugten. -

Gegen die ersten Scharen in Europa, die sich los rissen vom Menschendienst der katholischen Kirche, die ausgingen wieder zu suchen die lautere und vernünftige Milch des Wortes Gottes, ließen die Päpste Kreuzzüge predigen. Wer gegen sie stritt, sollte sich durch solchen Kampf Vergebung der Sünden verdienen. Als Hus an den Pfahl gebunden stand, um verbrannt zu werden, und das Feuer nicht schnell genug aufflammen wollte, rief ein Mönch: Wer Holz zutrage zur Verbrennung dieses Ketzers, der solle vollen Ablass und Vergebung der Sünden haben. Und bei allem Blutvergießen, das die katholische Kirche in der evangelischen angerichtet hat, hat sie die Ehre Gottes vorgeschützt, um derentwillen sie es tue. In der Tat hat sie es getan, weil sie weder Jesum Christum noch seinen Vater kannte. Und wo du auch hinsiehst, überall hat die Welt ihre Verfolgung und Bedrückung der Christen auf ähnliche Weise beschönigt. Als die Missionare unter den Wilden in Nordamerika mit der Predigt anfingen, und das Volk sich schied entweder zum Glauben oder zum verhärteten Unglauben, da wurde mit denselben Waffen gegen die Gläubigen gefochten, wie ehemals bei den Römern. Wenn das Welschkorn missriet, wenn das Wild sich aus ihren Waldesteilen entfernte, schrien die Feinde: die Götter zürnten, weil man auf die Rede der Weißen gehört habe. Und die in unserm Vaterland das evangelische Bekenntnis verspotten, die geben auch vor, sie wollen einen klaren und vernünftigen Gottesdienst an dessen Stelle setzen. -

Der Herr hat die Wahrheit geredet. Seine Wahrheit war noch wie ein versiegeltes Buch. Die Zeit hat es entsiegelt und ausgerollt. Er aber hat es seinen Jüngern vorhergesagt, dass sie, wenn es käme, sich nicht darüber ärgerten. Sie sollten sich nicht träumen lassen, der Stand eines Christen sei ein Glücksstand in der Welt. Sie sollten nicht erschrecken, wenn alle diese Dinge hereinbrächen. Wenn ich des Feindes gewärtig bin, bin ich auf meiner Hut und bin besser zum Kampf gerüstet. Auch dir sagt er es vorher, dass Alle, die gottselig leben wollen, müssen Verfolgung leiden. Das ist nun die rechte und die schwerste Aufgabe der Christen, auch in diesen Verfolgungen für ihren Herrn zu zeugen. Verfolgungen sollen das Bekenntnis nicht töten, sondern erst recht lebendig machen. Sie sollen dich nicht hinunter ziehen von deinem Felsen, sondern dich erst recht fest darauf stellen. Die alte Kirche hatte ein Sprichwort: „Das Blut der Märtyrer ist die Aussaat für die Kirche.“ Wenn den Weiden am Bach ihre Zweige abgehauen werden, dann verdorren sie nicht, sondern sie treiben neue Reiser, sie treiben mehr Reiser, denn es vorher waren. Nun, du Christ, wo über dich losbricht Spott und Verfolgung um des hochgelobten Namens deines Herrn und Heilandes willen - du bist auch ein Baum gepflanzt an den Wasserbächen -, lass die Glaubenstriebe dann um so frischer treiben, halte um so fester am Wort, sei um so fleißiger im Gebet, eile um so begieriger zum Sakrament, stehe um so fester in der Liebe, hoffe um so unverrückter auf deinen Herrn! Was die Welt gedenkt böse zu machen, das macht er gut. Wider seinen Willen muss der Feind an der Kirche bauen, auch in dir. So zeuge mit Glauben und Wort, mit Leben und Sterben für ihn. Wenn auch in solchen Drangsalen überall das Bild Christi aus dir herausschaut, wie das Bild der Sonne aus dem stillen See, dann steht es wohl um dich. Der Herr segne dich dazu, der Geist zeuge in dir dazu. Amen!