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Psalm 133,1

Predigten

Ahlfeld, Johann Friedrich - Das Leben im Licht des Wortes Gottes - Die Geschwister

Andachten

Bei diesem holdseligen Liede von der holdseligsten aller Tugenden, von der Eintracht christlicher Brüder und Schwestern unter einander verkennt gewiss Keiner die Herrlichkeit derselben, und wie ihr nach der Verheißung Segen und Leben immer und ewiglich auf dem Fuße folgt. Allein der Weg zur Eintracht ist mit der Ahnung ihres Werths noch nicht gefunden, nicht betreten; und doch ist eben dies Finden und Wandeln die Hauptsache. Ich möchte gern in solcher lieblichen Eintracht leben mit denen, an welche Gott mich geknüpft hat; nichts lieber möchte ich als das; nur, wie fange ich’s an? – so fragt und seufzt die verlangende Seele. Höre die Antwort: Vergegenwärtige dir oft das Feinde und Liebliche, Schöne und Verschönernde der Eintracht und Friedensliebe; sodann: suche die Schuld der in deinem nächsten Kreise fehlenden oder nur mangelhaften Eintracht bei dir selbst nach; ferner: greife bei dir selbst das Uebel an der Wurzel an und übe dich in der Selbstverleugnung, und dann auch die Deinen mit dir; vergiss überdies nicht die günstigsten Augenblicke auszuwählen für Herstellung des unterbrochenen Friedens und Feststellung des friedfertigen Sinnes selbst; endlich: singe dir selbst oft und singe oft vor den Deinen und mit ihnen solche Lieder der Eintracht, wie der obige Psalm ist, singe vom Frieden, bete um Frieden. Wie man sich den Kummer aus dem Herzen wegsingen und wegbeten kann und den Muth hereinsingen und beten, so lassen sich auch Hass und Bitterkeit, Streit und Zank vertreiben, Eintracht aber und Friede herbeilocken durch Gesang und Gebet. O Du Gott des Friedens, wir schämen uns über unsere Lieblosigkeit und Unfriedfertigkeit gegen einander; wir bitten Dich, steure dem unseligen Störenfried, und mache uns fleißig, zu erhalten die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens, dass auch wir aus eigner Erfahrung sagen können; Siehe, wie fein und lieblich ist’s, wenn Brüder einträchtig bei einander wohnen! Amen. (Friedrich Arndt)