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Lohmann, E. - Ein Alarmsignal

Lohmann, E. - Ein Alarmsignal

Unter dieser Überschrift schreibt E. Lohmann in „Auf der Warte“ unter Bezugnahme auf die neuesten Bewegungen in Kassel u. s. w. dieses:

In den Stunden ernstester Gefahr werden Alarmsignale gegeben. Ich finde kein anderes Wort, das das zum Ausdruck bringt, was ich augenblicklich empfinde. Ich fühle mich verpflichtet, den persönlichen Eindruck, den ich durch diese Ereignisse bekommen habe, wiederzugeben. Vielleicht werden die meisten Leser mich kaum verstehen, wenn ich sage: Das, was ich gehört und beobachtet habe, ist für mich wie ein Alarmsignal über den erschreckenden Tiefstand der Gemeinde des Herrn. Vielleicht hatten wir dem Gedanken Raum gegeben, als sei die Gemeinde des Herrn durch all die Bewegungen der letzten Jahrzehnte auf einen Höhepunkt gekommen, der bisher selten oder nie erreicht wäre. Und nun stehe ich trotz allem, was der Herr in den letzten Jahrzehnten Gewaltiges auf der Welt getan, persönlich unter dem tiefbeugenden und niederdrückenden Eindruck eines verhängnisvollen Tiefstandes in dem geistlichen Leben der Gemeinde. Die Gemeinde ist in dem Stand der Unmündigkeit stecken geblieben. Es sind wahrhaft erschreckende Tatsachen, die uns die Bewegung zeigt. Bevor ich dies konstatiere, will ich an die Lehre der Heiligen Schrift erinnern, über den Stand der Unmündigkeit und des gereiften Mannesalters im geistlichen Leben. Das Wort „vollkommen“ dient neben einer anderen Bedeutung auch zur Bezeichnung für das gereifte Mannesalter gegenüber dem Stande der Unmündigkeit (siehe Heb. 5,14; 1. Kor. 2,6; 3,1; 14,20; Eph. 4,9) Nehmen wir zunächst die Stelle Eph. 4,9: hier wird als das Ziel für die Gemeinde festgestellt, daß sie heranwachsen soll zum „gereiften Manne“. „Bis wir alle gelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes zum gereiften Mann, zum Maße des Alters der Fülle Christi. „ Es ist von den Geistesgaben und den mancherlei damit verbundenen Dienstleistungen in der Gemeinde die Rede. Der Zweck aller dieser Gaben ist, der Gemeinde zu dienen und sie zu erbauen, damit die Heiligen in den normalen Stand kommen, daß sie so werden, wie sie sein sollen. Und das Ziel, das auf diesem Wege erreicht werden soll, ist dies, daß die gesamte Gemeinde herankommt zu der Einheit im Glauben und in der Erkenntnis des Sohnes Gottes zu einem gereiften Mann. Es handelt sich nicht darum, daß in der Gemeinde einzelne gereifte Männer werden, sondern die Gemeinde als solche zu dem Mannesalter gelangen. Verschiedentlich finden wir in den Briefen der Apostel die schmerzliche Klage, daß die Gemeinde stecken geblieben ist im Stande der Unmündigkeit (1. Kor. 2,6). „Wir redeten Weisheit, wo wir es mit Gereiften (Vollkommenen) zu tun haben, doch nicht die Weisheit dieser Welt oder der Herrscher dieser Welt, die da zunichte werden“, und 3,1 „Zu euch könnte ich, Brüder, nicht reden, wie zu Geistlichen, sondern zu Unmündigen in Christo. „ Die Unmündigen, von denen hier der Apostel redet, sind nicht Ungläubige, sondern Gläubige, sie haben einen Anfang gemacht mit dem neuen Leben. Und dem gegenüber stehen die „Gereiften“, und diese „Gereiften“ sind gleichbedeutend mit denen, die wahrhaft geistlich sind, während die Unmündigen noch „fleischlich“ sind: 3,3 „Denn noch seid ihr fleischlich“. Fleischlich, d. h. der Geist ist wohl da, hat aber noch nicht die Übermacht bekommen, und in diesem Zustande darf die Gemeinde des Herrn nicht beharren.

Jeder Christ ist für den Zustand der Reife bestimmt, der Kindheitszustand ist etwas Unreifes, Unvollkommenes, und das Leben muß zur normalen Ausgestaltung kommen. Es bedarf einer inneren Entwicklung, um von dem Zustand der Unmündigkeit zu dem gereiften Alter zu gelangen. Bei den Korinthern hat Paulus es mit einer jungen Gemeinde zu tun, deren Glieder erst wenige Jahre bekehrt sind; anders liegt es bei der Gemeinde, an die der Hebräerbrief geschrieben ist. Hier ist dieselbe ernste Klage, Heb. 5,13: „Wer sich an Milch hält, versteht nichts vom Worte der Gerechtigkeit, denn er ist unmündig. „ Sie stecken in dem Stand der Unmündigkeit, sie sind „unerfahren im Wort der Gerechtigkeit“. Die Gereiften haben durch Übung geschulte Sinne zur Unterscheidung des Guten und Schlechten. Der Apostel tadelt hier nicht die einzelnen, sondern die ganze Gemeinde, an die er schreibt, daß sie unmündig ist. Es ist ihre Schuld. Und hier erkennen wir auch, woran es liegt, daß sie in diesem Stand der Unmündigkeit geblieben oder wieder hineingeraten ist. In der Wiedergeburt werden die inneren Organe geweckt für Wahrnehmung geistlicher Dinge, aber diese Organe müssen durch treuen Gebrauch, durch Übung wachsen, damit die Gläubigen unterscheiden können, was richtig und falsch ist. Sie aber waren „träge“ geworden, zu hören das Wort Gottes, sich bekehren zu lassen.

Eph. 4,14 und 15 wird dieser Stand der Unreife gekennzeichnet mit den Worten „unmündig, hin und her geschaukelt und getrieben von jedem Wind der Lehre. „, so daß man nicht gewappnet ist gegen die Kunstgriffe der Verführung, hinter denen der Fürst der Finsternis steckt (vergl. Das Wort „Kunstgriff“, wörtl. „Methoden“ 4,15 und 6,11). Es fehlt an der Unterscheidungsgabe (Heb. 5,14), man läßt sich mit Trugbildern betören, hält für Gottes Wort, was ein Trugbild davon ist, die die Gestalt von „Gottesboten“ annehmen (2. Kor. 11,13 und 15; 2. Kor. 10,7). Kinder lassen sich blenden, weil sie das Angenehme dem Nützlichen vorziehen, das auffallende dem Echten.

Zu den besonderen Symptomen dieses Kindheitsstandpunktes in dem inneren Leben gehören: Wundersucht, Befriedigung der Neugier, Selbstgefälligkeit. Das tritt uns besonders 1. Kor. 14,20 entgegen: „Werdet nicht Kinder im Denken, sondern seid Kinder in der Bosheit, im Denken aber sollt ihr Gereifte werden. „ Hier spricht der Apostel, wie die vorhergehenden und folgenden Verse zeigen, vom Zungenreden und da kommt die Ermahnung, daß sie nicht Kinder am Verstand seien. Die ausgesprochene Vorliebe für das Zungenreden zeugte von ihrem Kindheitsstandpunkt. Sie suchten in solch außergewöhnlichen Erscheinungen Befriedigung der Neugier und der Wundersucht, und die Hauptsache ließen sie dahinten; so kam es, daß es ein Durcheinander gab. Wir sehen also, wie der Apostel die Tatsache konstatieren muß, daß in der apostolischen Zeit die Gemeinde stecken blieb in dem unmündigen Standpunkt. Der Apostel bringt daher Eph. 4,13 darauf, daß die Gemeinde zum Mannesalter heranwachse. Er sieht, wie die Gemeinde preisgegeben ist durch ihre Schuld diesem Ränkespiel, und er sagt: „Glaubt nicht jedem Geist, sondern prüfet die Geister, ob sie aus Gott sind, denn es sind viel Lügenpropheten ausgegangen in die Welt. „ Da kommt es zu dem „Greuel der Verwüstung“. Das war Götzendienst. Der Gott des Luftreiches (baal schmim) wurde verehrt im Tempel zu Jerusalem, das war der Greuel. Es ist eine ernste Sache, daß in der Gemeinde Gottes dieser Geist Raum gewinnt. Nicht, daß der Fürst der Welt in der Luft herrscht, ist das Schlimmste, sondern daß er Raum bekommt in der Gemeinde. Wodurch ist das möglich? Die Gemeinde ist in der Unmündigkeit stecken geblieben und hat keine gereiften Sinne, zu unterscheiden das Wahre von dem Falschen. Was würden die Apostel in unseren Tagen sagen?

Jeder, der die Bewegung des „Zungenredens“ an den verschiedenen Orten beobachtet hat, bezeugt Erscheinungen, die ganz offenbar nicht gottgewirkt sind. Nur einige wenige Tatsachen: In Indien kam es vor, daß ein Hindu, der in „Zungen redete“, plötzlich die heidnischen Götter Brahma und Vishnu anrief; ein Jüngling auf Ceylon „redete in Zungen“ tatsächlich in chinesischer Sprache, aber es wurde dann festgestellt, daß er unbewußt Lästerungen und Flüche ausgesprochen hatte.

Vor mir liegt ein kleines Traktat aus Ceylon, das den Untergang Ceylons auf einen bestimmten Termin ankündigt. Zwei schwedische Schwestern, die in „Zungen reden“, sind nach Ceylon gekommen. Eine mir persönlich bekannte Missionarin berichtet aus diesen Versammlungen: „Ein junges Mädchen empfing auch die Macht, lief nach Hause, warf alles entzwei und sagte, sie sei Christus und müsse den Tempel reinigen. Eines Tages gingen die beiden schwedischen Schwestern zu einem Kranken und beteten mit ihm, dann sagten sie, der Geist sage, er würde gesund werden; 4 Tage danach war er tot. Das aber, wodurch es in Ceylon zur Klarheit kam, war ihre Weissagung, daß Ceylon an einem bestimmten Tage untergehen würde. Einige verkauften ihr Besitztum, andere gaben ihre Stellungen auf, 6-800 sollen nach Indien geflohen sein, etwa 90 in die Berge. Es war eine große Aufregung unter dem Volk, besonders in und um Colombo. Als dann das geweissagte Erdbeben nicht kam, kam der Rückschlag. Die Bevölkerung wirft jetzt alles zusammen und sagt: „Wir können den Missionaren nicht glauben, sie sagen nicht die Wahrheit!“ So hat das Werk des Herrn einen großen Schaden erlitten. „

Eine Missionarin setzt hinzu: „Ich kann nicht anders denken, als daß diese lieben, ernsten Christen (die Zungenrednerinnen) sich selbst täuschen und die Halluzinationen eines aufgeregten Gehirns für das Werk des Heiligen Geistes halten. „

Ich bin fest überzeugt, daß viel hysterisches Wesen bei diesen Nervenaufregungen mit unterläuft, aber das erklärt doch nicht alles. Gott wollte in dieser Bewegung etwas geben, aber er fand eine Gemeinde, die völlig unreif war. So trat ein gewaltsames Erzwingenwollen anstelle des Stillewerdens vor Gott. Vieles, was die Menschen „beten“ nennen, ist nichts anderes als krampfhafte Willenskonzentration oder Anstrengung der Phantasie. Und da ist dann die Tür geöffnet für das „Dämonische“. Lassen wir uns doch nicht dadurch täuschen, wenn Bibelworte und selbst der Name Jesu benutzt wird. Ich will da nur eins zur Warnung anführen. In einem spiritistischen Blatt (Herausgeber G. Schlur in Esslingen) wurde kürzlich über spiritistische Sitzungen berichtet, in der „ein Geist“ sagte: „Suche Jesum und sein Licht, alles andre hilft dir nicht!“ Der Geist Immanuel Kants habe gesagt (am 26. Juli 1906), er widerrufe seine ganze Philosophie, weil sie mit der christlichen Wahrheit und dem Kreuzestod Jesu nicht in Einklang stehe!

Das Furchtbarste ist dies, daß das Medium im Namen des Grafen Lüttschau sprach, der kund gäbe: „Der weltliche Spiritismus sei zwar verdammlich, der christliche dagegen, wo der Heiland im Mittelpunkt stehe, Gott wohlgefällig!“

Es kommt nun hier nicht darauf an, über den Spiritismus zu sprechen und ihn zu erklären. Ich will nur diese Tatsache konstatieren, daß der Gebrauch des Namens Jesu kein Beweis ist für die Echtheit der Sache, daß auch der Geist aus dem Abgrund die Gestalt eines Gottesboten annimmt. Dieser Geist hat sich offenbar auch in dieser Bewegung gezeigt. Und hat man diesen „Greuel der Verwüstung“ nicht geduldet?

Quelle: Gärtner - Eine Wochenschrift für Gemeinde und Haus 1907

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