unbekannt - Den Geist empfangen und doch nicht geistlich

unbekannt - Den Geist empfangen und doch nicht geistlich

In diesem eigentümlichen Zustand befanden sich die Gemeinden in Korinth, Galatien und diejenigen, an die Jakobus schrieb. Die Gegenwart weist deren eine Menge auf. Wie ist das aber möglich, währenddem so vielfach betont wird, wenn wir wieder einmal geistgetaufte Leute und Gemeinden hätten, so wäre wie von selbst alles weltförmige, laue, geteilte und sündliche Wesen wie weggefegt; und überall würde man nur noch Liebe, Friede und Freude verspüren? Schreibt man nicht alles fleischliche Wesen dem Mangel an Geist zu? Dabei klagt man jahraus, jahrein: ich oder wir haben nie eine Geistestaufe empfangen, darum sind wir so elende, flügellahme Christen. In seinem Durst nach der lang ersehnten Geistestaufe malt man sich ein Leben vor, das dem Empfang dieses Segens folgen werde, das bei weitem nicht der Wirklichkeit entspricht.

In 1. Kor. 1,4-7 dankt der Apostel Paulus dem Herrn für die reichlichen Geistesgaben in der Gemeinde. „Es war kein Mangel an irgend einer Gabe“; aber im Verlauf des Briefes kommt er auf die vielen und tiefen Schäden im Wandel des Einzelnen zu sprechen. Diesen Geistgesalbten sagt er im 3. Kap., daß er nicht mit ihnen reden konnte als mit Geistlichen, sondern gezwungen war, als mit Fleischlichen zu verkehren. Auf sie paßt das Wort: „So wir im Geiste leben, so lasset uns auch im Geiste wandeln.“ Das ist keineswegs eine müßige Ermahnung. Ob sie nicht manchen Durstigen im Leserkreis der richtige Wegweiser wäre? Jedes Kind Gottes hat den Heiligen Geist, denn es ist eine Schöpfung des Geistes, es kann aber als solches noch besondere Geistesmitteilungen empfangen. Aber sie bedeuten eher Ausrüstung zum Dienst, als Kraft zu einem heiligen Wandel; wie denn aus dem 1. Korintherbriefe zur Genüge zu ersehen ist. Heiliges Leben, Friede, Freude und manches, wonach viele sich sehnen, kommt nicht durch besondere Geistesgaben zustande, sondern durch ein Wandeln in dem Geiste, dessen man schon bei seiner Wiedergeburt teilhaftig geworden ist. Wir brauchen nicht in erster Linie mehr Geist, sondern ein Achten auf den vorhandenen Geist, ein sich beugen unter die Geisteszucht, ein sich heiligen lassen durch den empfangenen Geist. Wenn der Geist in uns gedämpft und getrübt wird durch Lieblosigkeit, Ungerechtigkeit, Unenthaltsamkeit, Hoffart, Geiz und dergleichen, so müssen wir uns erst durch ein offenes Bekenntnis und Waschung im Blut Jesu scheiden von jeder Sünde, und dann mögen wir in Demut anfangen zu bitten: „Nimm deinen Heiligen Geist nicht von mir.“ Die wahre Beugung schafft nicht stürmische, fordernde und zweifelnde - Beter, wohl aber bescheidene, bittende und zuversichtliche. David mit seiner demütigen Bitte fand gewißlicher Erhörung als mancher heutzutage, der eine Feuertaufe ertrotzen will, wie die Apostel sie empfingen. Fangen wir an, unser Augenmerk darauf zu richten, daß wir in Wahrheit „Geistliche“ seien, und dann mögen wir rechter Weise streben nach den Gaben des Heiligen Geistes.

Quelle: Gärtner - Eine Wochenschrift für Gemeinde und Haus 1907

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