Waldenser - Die edle Lehre (La Nobla leyçon)

Waldenser - Die edle Lehre (La Nobla leyçon)

O Brüder, vernehmet eine edle Lehre:
Oft müssen wir wachen und im Gebet verharren,
denn wir sehen, daß diese Welt dem Falle nahe ist;
gar sorgsam müßten wir sein gute Werke zu thun,
denn wir sehen diese Welt dem Ende nahen.
Wohl sind tausend und hundert Jahre vollkommen verflossen,
seit die Stunde geschrieben ward, wo wir in der letzten Zeis sind;
wenig dürften wir der Begier nachhangen, denn wir sind im Reste (der Zeit).
Jeden Tag sehen wir die Zeichen in Erfüllung gehen,
den Wachsthum des Bösen und die Verminderung des Guten.
Das sind die Gefahren, welche die Schrift sagt:
das Evangelium erwähnt es, und Sanct Paulus ebenfalls,
daß kein Mensch, welcher lebt, sein Ende wissen kann;
deshalb müssen wir mehr in Furcht sein, weil wir nicht sicher sind
ob der Tod uns heute oder morgen erreichen wird.
Aber wann Jesus kommen wird am Tage des Gerichts,
wird ein jeder vollständig Lohn empfangen,
sowohl diejenigen, die wir übel gethan, als die wir Gutes gethan haben werden.
Aber die Schrift sagt, und wir müssen es glauben,
daß wir, alle Menschen der Welt, zwei Wegen folgen werden:
die Guten werden wir zur Herrlichkeit, und die Bösen zur Pein eingehen.
Aber der, welcher nicht glauben will an diese Theilung,
betrachte die Schrift vom ersten Anfange an,
seit Adam geschaffen wurde, bis zur gegenwärtigen Zeit;
dort wird er finden können, wenn er Einsicht haben wird,
daß die Geretteten wenige sind, wenn man den Rest betrachtet.
Aber jedermann, welcher wohl thun will, -
der Name Gottes des Vaters muß im Beginne sein,
und (er muß) seinen glorreichen theuren Sohn zu Hülfe rufen,
den Sohn der heiligen Maria,
und den heiligen Geist, daß er uns den guten Weg verleihe.
Diese Drei, die heilige Dreieinigkeit,
müssen wie ein Gott angebetet werden,
voll aller Weisheit und aller Macht und aller Güte.

Diesen müssen wir oft bitten und anflehen,
daß er uns Stärke gegen den Feind verleihe,
damit wir ihn vor unserem Ende besiegen können,
das heißt, die Welt und den Teufel und das Fleisch,
und (daß) er uns Weisheit von Güte begleitet verleihe,
damit wir den Weg der Wahrheit erkennen können,
und die Seele rein erhalten, welche Gott uns gegeben hat,
die Seele und den Leib auf dem Weg der Liebe,
so wie wir die heilige Dreieinigkeit lieben,
und den Nächsten, weil es Gott geboten hat,
nicht nur den, welcher uns Gutes thut, sondern (selbst) den, welcher uns Böses thut,
und feste Hoffnung zu dem himmlischen Könige haben,
daß er uns am Ende in seiner glorreichen Wohnung beherberge:
aber derjenige, welcher das nicht thun wird, was in dieser Lehre enthalten ist,
wird nicht in das heilige Haus eintreten.
Aber das ist von Uebel, an dem bösen Volke zu hangen,
welche zu sehr das Geld und das Silber lieben,
und die Verheißungen Gottes mißachten,
und welche das Gesetz und die Gebote nicht halten
noch irgend gute Leute es halten lassen,
sondern, nach ihrem Vermögen, daran hindern.
Und warum ist dies Uebel unter dem menschlichen Geschlechte?
Darum weil Adam im ersten Anfange sündigte,
weil er vom Apfel aß wider das Verbot
und den anderen das Körnlein der bösen Saat keimte;
er erwarb sich (selber) Tod und den anderen Nachfolgern.
Wohl können wir sagen, daß es dort ein übler Bissen war,
doch Christus hat die Guten durch sein Leben erkauft.
Aber darum finden wir in dieser Lehre,
daß Adam Gott seinem Schöpfer ungehorsam war;
daran können wir sehen, daß sie jetzt schlechter geworden sind,
weil sie Gott den allmächtigen Vater verlassen,
und an die Götzen glauben zu ihrem Schaden,
was das Gesetz verbietet, welches von Anfang war,
Gesetz der Natur heißt es, allem Volk gemein,
welches Gott ins Herz seines Erstgeschaffenen legte;
Uebel aber Gutes zu thun gab er ihm Freiheit;
das Böse hat er ihm verboten, das Gute hat er ihm geboten:
das könnet ihr wohl sehen, daß dasselbe schlecht gehalten ist,
weil wir das Gute unterlassen haben und das Böse gethan haben,
wie Kain that, der erste Sohn Adams,
welcher seinen Bruder Abel ohne irgend einen Grund tödtete
als weil er gut war
und sein Vertrauen auf den Herrn und nicht auf die Kreatur setzte;
hier können wir ein Beispiel nehmen an dem Gesetze der Natur,
welches wir verderbt haben; überschritten haben wir das Maaß;
gesündigt haben wir an dem Schöpfer und verhöhnt die Kreatur.
Ein edles Gesetz war das, welches Gott uns gab,
ins Herz eines jeden Menschen legte er es geschrieben nieder,
daß er läse und hielte und lehrte Gerechtigkeit,
Gott in seinem Herzen über alle Kreatur liebte
und fürchtete und diente, nicht Maaß darin hielte,
da es nicht in der heiligen Schrift gefunden wird;
(daß er) fest die Ehe bewahrte, diesen edlen Vertrag;
Frieden hielte mit den Brüdern und alle anderen Menschen liebte,
den Stolz haßte und die Demuth liebte,
und den Anderen thäte wie er möchte, daß ihm gethan würde,
und wenn er entgegengesetzt handelte, dafür bestraft würde.
Wenige waren die, welche das Gesetz wohl hielten,
und viele waren die, welche es übertraten;
und verließen den Herrn, ihm nicht die Ehre gebend,
sondern glaubten dem Dämon und seiner Versuchung:
gar sehr liebten sie die Welt und wenig das Paradies,
und dienten dem Leibe höchlicher als dem Geist;
darum finden wir, daß viele von ihnen umgekommen sind.

Hier kann sich Jedermann zurechtweisen, welcher sagt,
daß Gott die Völker nicht schuf um sie umkommen zu lassen,
aber hüte sich ein jeder, daß es (ihm) nicht ergehe gleich ihnen,
denn die Fluth kam und vernichtete die Bösewichter.
Aber Gott ließ eine Arche machen, in welcher er die Guten verschloß;
so sehr war das Böse gewachsen und das Gute vermindert,
daß es in der ganzen Welt nicht mehr als acht Gerettete gab:
groß Beispiel können wir an diesem Urtheil nehmen,
daß wir uns vor Bösem hüten und Buße thun.
Denn Jesus Christus hat gesagt und bei Sanct Paul steht geschrieben
daß alle die, die wir sie (Buße) nicht thun werden, alle umkommen werden;
aber die, welche entrannen, Gott that ihnen das Versprechen,
daß nie in Wasser die Welt untergehen soll.
Diese nahmen zu und wurden vermehrt;
des Guten, was Gott ihnen that, waren sie wenig eingedenk,
sondern sie hatten so wenig Glauben und so große Frucht,
daß sie nicht wohl an das Wort ihres Herrn glaubten,
sondern fürchteten, daß die Wasser noch einmal die Welt ertränkten;
und gedachten einen Thurm zu machen um sich dahin zurückzuziehen,
und begannen ihn wohl, nach dem was geschrieben steht,
und gedachten ihn weit zu machen und so hoch und so groß,
daß er bis zum Himmel reichte, aber sie konnten nicht so Großen thun,
denn es mißfiel Gott, und er gab es ihnen zu verstehen.
Babylon hieß die große Stadt,
und jetzt wird sie Verwirrung genannt wegen ihrer Bosheit.
Damals war eine Sprache unter dem ganzen Volke,
aber damit sie sich nicht verständen machte Gott eine Trennung,
damit sie den Thurm nicht vollendeten, welchen sie angefangen hatten.
Die Sprachen wurden über die ganze Welt verbreitet.
Dann sündigten sie schwer, das Gesetz verlassen, das heißt das Gesetz der Natur,
wie es durch die heilige Schrift bewiesen werden kann;
denn fünf Städte gingen unter, welche das Böse thaten,
in Feuer und in Schwefel richtete sie Gott;
er vernichtete die Abtrünnigen und die Guten rettete er,
das war Lot und die seines Hauses, welche der Engel herausführte;
vier waren sie an Zahl, aber Einer richtete sich,
das war das Weib, weil es sich umsah gegen das Verbot.
Hier ist ein großes Beispiel für das ganze menschliche Geschlecht,
daß sie sich vor dem hüten müssen, was Gott verbietet.

Zu dieser Zeit war Abraham, ein Gott wohlgefälliger Mann,
und zeugte einen Patriarchen von dem die Juden stammten:
ein edles Volk waren diese in der Furcht Gottes;
in Aegypten wohnten sie unter anderem schlechten Volke;
dort wurden sie lange Zeit hindurch bedrückt und bedrängt,
und riefen zum Herrn, und er sendete ihnen Mosen,
und befreite sein Volk und vernichtete das andere Volk:
durch das rothe Meer schritten sie, wie durch eine schöne Pforte;
aber ihre Feinde, welche sie verfolgten, kamen dort alle um.
Viele andere Zeichen that Gott seinem Volke;
er speis'te sie vierzig Jahre in der Wüste und gab ihnen das Gesetz;
auf zwei steinernen Tafeln übergab er es durch Mosen:
und sie fanden es darauf herrlich geschrieben und geordnet.
Er lehrt, daß alles Volk einen Herrn habe,
und diesen müßten sie glauben und von ganzem Herzen lieben,
und fürchten und dienen bis zum Tage des Todes;
und ein jeder sollte den Nächsten gleich sich (selber) lieben
sie sollten die Wittwen berathen, und die Waisen unterstützen,
sollten die Armen beherbergen, und die Nackten kleiden,
sollten die Hungrigen speisen und die Irrenden auf den rechten Weg führen,
und sein Gesetz müßten sie gar eifrig halten;
und denen, die es hielten, versprach er das himmlische Reich.
Den Götzendienst verbot er ihnen,
Mord, Ehebruch und alle Hurerei,
lügen und falsch schwören und trügliches Versprechen,
Wucher und Raub und schlechte Begier,
ferner Geiz und jede Schändlichkeit;
den Guten versprach er Leben und die Bösen tödtete er.
Da war Gerechtigkeit in seiner Herrschaft,
denn diejenigen, welche (das Gesetz) übertraten und übel thaten,
wurden getödtet und vernichtet ohne Gnade:
aber die Schrift sagt, und es ist sehr klar,
daß die in der Wüste Gebliebenen dreißig Tausende waren,
dreißig Tausende und mehr, wie das Gesetz sagt,
sie wurden vom Schwerdt, vom Feuer und vom Gewürm getödtet,
und viele andere kamen durch die Vertilgung um,
die Erde theilte sich, und sie empfing die Hölle.
Hier können wir uns zurecht weisen wegen unserer großen Schlaffheit.
Aber diejenigen, welche wohl des Herrn Lust thaten,
erbten das Land der Verheißung.
Viel war edlen Volkes von dieser Art,
wie David war und der König Salomo,
Jesaias, Jeremias und viele andere Männer,
welche für das Gesetz kämpften und wehrten,
ein Volk war Gott auserwählt von der ganzen Welt:
die Feinde, welche es verfolgten, waren viele umher;
groß Beispiel können wir an dieser Lehre nehmen:
wann sie das Gesetz hielten und die Gebote,
kämpfte Gott für sie gegen das andere Volk;
aber wann sie sündigten und übel thaten,
wurden sie getödtet und vernichtet und gefangen von dem anderen Volke.

So sehr wurde das Volk abgelenkt und voll von großem Reichthum,
daß es gegen seinen Herrn die Fersen zu wenden im Begriff ist:
darum finden wir in dieser Lehre,
daß der König von Babylon sie in sein Gefängniß setzte;
dort wurden sie lange Zeit hindurch bedrückt und bedrängt,
und riefen zum Herrn mit reuigem Herzen:
da führte er sie nach Jerusalem zurück;
wenige waren die Gehorsamen, welche das Gesetz hielten,
und Furcht hatten ihren König zu beleidigen:
aber es gab ein Geschlecht voll von so großer Falschheit;
das waren die Pharisäer und die anderen Schriftgelehrten,
daß sie das Gesetz hielten, war viel Schein,
damit das Volk es sähe, um mehr geehrt zu werden;
aber wenig taugt diese Ehre, welche bald zu Falle kommt:
sie verfolgten die Heiligen und die Gerechten und die Guten;
mit Weinen und mit Seufzen baten sie den Herrn,
daß er herabstiege auf die Erde um diese Welt zu erlösen,
denn das ganze menschliche Geschlecht ging ins Verderben.

Da sandte Gott den Engel zu einer edlen Jungfrau von königlichem Geschlecht;
edel grüßte er sie, edel grüßte er sie, denn das gebührte ihr;
drauf sprach er zu Ihr: „Fürchte dich nicht, Maria,
denn der heilige Geist ist in deiner Gesellschaft;
von dir wird ein Sohn geboren werden, den du Jesus nennen sollst;
er wird sein Volk erlösen von dem, was es verbrochen hat.“
Neun Monate trug ihn in ihrem Schooße die glorreiche Jungfrau,
aber damit sie nicht beschimpft würde, ward sie Josephs Gattin:
arm war Unsere Frau und Joseph gleichfalls;
aber das müssen wir glauben, denn das Evangelium sagt es,
daß sie es in die Krippe legten, als das Kind geboren war,
mit Linnen umwickelten sie es, ärmlich ward es beherbergt:
hier können sich die Gierigen und Habsüchtigen zurechtweisen,
welche nicht aufhören wollen Geld aufzuhäufen:
viele Wunder geschahen, als der Herr geboren ward,
denn Gott sendete den Engel um (ihn) den Hirten zu verkündigen;
und im Morgenlande erschien ein Stern den drei Männern;
Ehre ward Gott im Himmel gegeben, und auf Erden Friede den Guten;
aber über ein Kleines erlitt er Verfolgung;
aber das Kind wuchs an Gnade und an alter
und in göttlicher Weisheit, in welcher er unterwiesen ward;
und berief zwölf Apostel, welche wohl genannt sind,
und wollte das Gesetz verändern, welches er vorher gegeben hatte;
er veränderte es nicht, weil es verlassen wurde,
sondern er erneuerte es, weil es schlecht gehalten wurde.
Er empfing die Taufe um Erlösung zu geben,
und sagte zu den Aposteln, daß sie das Volk taufen möchten;
denn da begann die Erneuerung.

Wohl verbietet das alte Gesetz unzüchtig zu leben und zu ehebrechen,
aber das neue verbietet anzusehen und zu begehren::
das alte Gesetz gestattet die Ehe zu trennen,
und es müßte ein Scheidebrief gegeben werden;
aber das neue gebietet die Entlassene nicht zu nehmen,
und niemand möge scheiden was Gott zusammengefügt hat.
Das Alte Gesetz verflucht den Leib, welcher nicht Frucht getragen hat,
aber das neue räth Jungfrauschaft zu bewahren:
das alte verbietet nur Meineid zu schwören,
aber das neue gebietet durchaus nicht zu schwören,
und mehr als ja oder nein sei nicht in deiner Rede:
das alte Gesetz gebietet die Feinde zu bekämpfen und Böses mit Bösem zu vergelten;
aber das neue sagt: „Wolle dich nicht rächen,
sondern laß die Rache dem himmlischen Könige,
und laß in Frieden leben die, welche dir Uebel thun werden,
und ihr werdet Vergebung von dem himmlischen Könige erhalten.“
Das alte Gesetz sagt: „Liebe deine Freunde und ihr sollt die Feinde hassen.“
Aber das neue sagt: „Ihr sollt nicht mehr also thun,
sondern liebet eure Feinde und thut wohl denen, die euch haßten,
und betet für die, welche euch verfolgen, und für die, welche euch anschuldigen.“
Das alte Gesetz gebietet die Uebelthäter zu bestrafen;
aber das neue sagt: „Verzeihet jedermann,
und ihr werdet Vergebung von dem allmächtigen Vater erhalten;
denn wenn du nicht vergiebst, werdet ihr nicht Erlösung erlangen.“
Niemand darf irgend jemand tödten noch hassen;
weder den Krüppel, noch den Einfältigen, noch den Armen dürfen wir verspotten,
noch den Fremdling gering achten, welcher aus Anderer Lande kommt,
denn in dieser Welt sind wir alle Pilger;
aber weil wir alle Brüder sind, müssen wir alle Gott dienen.
Dies ist das neue Gesetz, was Jesus Christus gesagt hat daß wir halten müssen.

Und er berief seine Apostel, und that ihnen das Gebot,
daß sie durch die Welt gingen und das Volk lehrten,
den Juden und Griechen predigten und dem ganzen menschlichen Geschlechte;
und gab ihnen Macht über die Schlangen,
daß sie die bösen Geister austrieben und die Kranken heilten,
die Todten auferweckten und die Aussätzigen reinigen,
und den Anderen thäten, wie er ihnen gethan hatte;
weder Gold noch Silber sollten sie besitzen,
sondern sich mit Unterhalt und Kleidung begnügen;
sie sollten sich unter einander lieben und guten Frieden halten:
dann versprach er ihnen das Himmelreich
und denen, die wir geistliche Armuth bewahren werden;
aber wenn man wüßte, wer sie sind, so würden sie bald gezählt sein,
die da arm sein wollen aus eigenem Willen.
Von dem, was da kommen sollte, verkündigt er ihnen,
wie er sterben müßte und dann auferstehen,
und sagte ihnen die Zeichen und die Vorbedeutungen,
welche vor dem Ende kommen müßten;
viele schöne Gleichnisse sagte er ihnen und dem Volke,
welche im neuen Testamente niedergeschrieben wurden.
Aber, wenn wir Christus lieben wollen und seiner Lehre folgen,
so geziemt es uns zu wachen und die Schrift zu lesen.

Dort werden wir finden können, wann wir gelesen haben werden,
daß nur weil er Gutes that, Christus verfolgt ward;
er erweckte die Todten durch göttliche kraft,
und machte die Blinden sehen, welche niemals gesehen hatten;
er reinigte die Aussätzigen, und die Tauben machte er hören,
und trieb die bösen Geister aus, alle Wunder thuend;
und je mehr Gutes er that, desto mehr ward er verfolgt:
das waren die Pharisäer, welche ihn verfolgten,
und die des Königs Herodes und das übrige geistliche Volk;
denn sie hatten Neid weil das Volk ihm folgte:
und weil das Volk an ihn glaubte und an seine Gebote,
gedachten sie ihn zu tödten und es verrätherisch zu thun,
und redeten mit Judas und machten mit ihm die Verabredung,
daß, wenn er ihn ihnen auslieferte, er dreißig Silberlinge erhalten sollte,
und Judas ward begierig und vollzog den Verrath,
und überlieferte seinen Herrn an das böse Volk.

Die Juden waren diejenigen, welche ihn kreuzigten,
die Füße und die Hände nagelten sie ihm gewaltig,
und eine Dornenkrone setzten sie ihm auf das Haupt;
ihm viele Schmähungen sagend, lästerten sie ihn:
er sagte, daß er Durst hätte, mit Galle und Essig tränkten sie ihn.
So bitter und schmerzvoll waren die Martern,
daß die Seele aus dem Körper fuhr um die Sünder zu erlösen.
Der Leib blieb dort hangen oben am Kreuze
zwischen zwei Dieben:
vier Wunden machten sie ihm, ohne die anderen Streiche;
dann machten sie ihm die fünfte, um das volle Maaß zu geben;
denn einer der Ritter kam und öffnete ihm die Seite;
da drang Blut und Wasser zusammen gemischt hervor.

Alle Apostel flohen, aber einer kehrte dahin zurück,
und war dort mit den Marien, neben dem Kreuze stehend.
Großen Schmerz hatten alle, aber Unsere Frau größeren,
als sie ihren Sohn sah, todt, nackt, im Schmerze am Kreuze.
Von den Guten ward er begraben und von den Schlechten bewacht;
er zog die Seinen aus der Hölle und erstand am dritten Tage,
und erschien den Seinen, wie er ihnen gesagt hatte.
Da hatten sie große Freude, als sie den Herrn sahen,
und wurden gestärkt, denn vorher hatten sie große Furcht,
und er verweilte bei ihnen bis zu dem Tage der Himmelfahrt.

Da stieg zur Herrlichkeit empor unser Erlöser,
und sagte zu seinen Aposteln und zu den anderen Lehrern,
daß er bis zum Ende der Welt alle Wege bei ihnen sein würde.
Aber als es um Pfingsten kam, gedachte er ihrer,
und sandte ihnen den heiligen Geist, welcher ein Tröster ist;
und belehrte die Apostel durch göttliche Lehre,
und sie verstanden die Sprachen und die heilige Schrift.
Da gedachten sie dessen, was er gesagt hatte,
ohne Furcht redeten sie die Lehre Christi;
Juden und Griechen predigten sie, viele Wunder thuend,
und die Gläubigen tauften sie auf den Namen Jesu Christi.

Da ward ein Volk von Neubekehrten gebildet:
Christen wurden sie genannt, weil sie an Christus glaubten.
Aber das finden wir, daß die Schrift sagt,
gar sehr verfolgten sie die Juden und Sarascenen;
aber so stark waren die Apostel in der Furcht des Herrn,
sowohl die Männer als die Frauen, welche bei ihnen waren,
daß sie um ihretwillen weder ihre Thaten noch ihre Reden ließen,
so daß sie viele derselben tödteten, wie sie Jesus Christus (getödtet) hatten:
groß waren die Martern, nach dem was geschrieben steht,
einzig weil sie den Weg Jesu Christi wiesen;
aber (von denen) welche sie verfolgten, kam ihnen nicht so großen Leides Furcht,
denn sie hatten nicht den Glauben unseres Herrn Jesu Christi,
als von denen, welche jetzt Beschuldigung aufsuchen und welche so sehr verfolgen,
welche Christen sein wollen, aber schlecht danach aussehen;
aber daran können sich diejenigen zurechtweisen, welche verfolgen, und die Guten sich stärken,
daß sich weder in der heiligen Schrift noch aus der Vernunft findet,
daß die Heiligen irgend jemand verfolgten noch in's Gefängniß würfen;
aber nach den Aposteln waren einige Lehrer,
welche den Weg Christi unseres Erlösers wiesen.
Aber noch finden sich einige in der gegenwärtigen Zeit,
welche wenigen unter dem Volke bekannt sind,
den Weg Jesu Christi möchten sie gar gerne weisen,
aber so sehr werden sie verfolgt, daß sie es kaum thun können;
so sehr sind die falschen Christen vom Irrthum verblendet,
und mehr als die anderen diejenigen, welche Hirten sein sollen,
da sie diejenigen verfolgen und tödten, welche besser sind,
und die Falschen und die Betrüger in Frieden lassen!
Aber daran kann man erkennen, daß sie nicht gute Hirten sind,
daß sie die Schaafe nicht lieben außer um des Vließes willen;
aber die Schrift sagt, und wir können es sehen,
daß, wenn es einen Guten unter ihnen giebt, welcher Jesus Christus liebt und fürchtet,
der nicht fluchen, noch schwören, noch lügen will,
noch ehebrechen, noch tödten, noch nehmen von fremdem Gut,
noch sich rächen an seinen Feinden,
sie sagen, daß er Waldenser ist und strafenswerth,
und für ihn eine Beschuldigung finden in Lüge und Trug,
wie sie das nehmen könnten, was er durch seine gerecht Mühseligkeit hat;
aber gar sehr kräftigt sich der, welcher zur Ehre des Herrn leidet,
denn das Himmelreich wird ihm bereitet sein beim Scheiden aus dieser Welt:
dann wird er große Herrlichkeit haben, wenn er Unehre gehabt hat;
aber darin ist ihre Bosheit offenbar,
daß, wenn jemand fluchen und schwören und lügen will,
und auf Wucher leihen und tödten und ehebrechen,
und sich an denen rächen, welche ihm Uebeles thun,
sie sagen, daß er ein Ehrenmann ist und für einen rechtlichen Mann geachtet;
aber am Ende hüte er sich, daß er nicht getäuscht werde:
wann die Krankheit ihn quält, so daß er kaum reden kann,
verlangt er den Priester und will beichten;
aber nach der Schrift hat er zu lange gezögert, welche sagt:
„Gesund und wohl beichte, und warte nicht bis zum Ende.“
Der Priester fragt ihn, ob er keine Sünde hat;
zwei Worte oder drei erwiedert er, und hat schnell abgethan.
Wohl sagt ihm der Priester, daß er nicht losgesprochen werden kann,
wenn er nicht alles fremde Gut zurückgiebt und seine Vergehen wieder gut macht.
Aber wann er dies hört, so hat er großes Bedenken,
und denkt bei sich, wenn er völlig zurückgiebt,
was seinen Kindern bleiben wird, und was die Leute sagen werden;
und empfiehlt seinen Kindern, daß sie seine Vergehen wieder gut machen,
und macht einen Vertrag mit dem Priester, damit er losgesprochen werden könne:
wenn er hundert Pfund vom fremden Gute hat oder auch zwei hundert,
so läßt der Priester ihn frei für hundert Sols oder noch für weniger,
und giebt ihm eine Ermahnung und verspricht ihm Vergebung;
er solle Messe lesen lassen für sich und für seine Voreltern,
und verspricht ihnen Vergebung sei es recht oder sei es schädlich:
dann legt er ihm die Hand auf das Haupt;
je mehr er ihm giebt, desto freundlicher ist er gegen ihn,
und macht ihm die Meinung, daß er gar wohl losgesprochen ist;
aber schlecht werden diejenigen entschädigt, an denen er das Unrecht geübt hat.
Aber er wird in solcher Lossprechung betrogen werden;
und derjenige, welcher sie glauben macht, begeht dabei eine Todsünde.
Aber ich wage es zu sagen, denn es ist in Wahrheit,
daß alle Päbste, welche von Sylvester bis zu diesem (gegenwärtigen) waren,
und alle Kardinäle und alle Bischöfe und alle Aebte,
alle diese zusammen nicht so viel Macht haben,
daß sie eine einzige Todsünde vergeben können:
Gott allein vergiebt, da ein anderer es nicht thun kann.

Aber das müssen diejenigen thun, welche Hirten sind:
predigen müssen sie dem Volke und im Gebete verharren,
und sie oft mit göttlicher Lehre speisen,
und die Sünder strafen, indem sie ihnen Zucht angedeihen lassen,
das heißt wahre Vermahnung, daß sie Reue haben,
rückhaltlos beichten ohne irgend eine Auslassung,
und daß sie Buße thun, im gegenwärtigen Leben,
durch Fasten, Almosengeben und Beten aus inbrünstigem Herzen;
denn durch diese Dinge erlangt Erlösung die Seele
von uns armen Christen, die wir gesündigt haben;
das Gesetz Jesu Christi haben wir verlassen,
denn wir haben nicht Furcht noch Glauben noch Liebe:
zu bereuten geziemt uns und wir dürfen dabei nicht zögern;
mit Weinen und mit Buße geziemt es uns gut zu machen
den Frevel, welchen wir durch drei Todsünden begangen haben,
durch Begier des Auges und durch Lust des Fleisches
und durch Hochmuth des Lebens, weshalb wir die Bosheiten verübt haben;
denn auf diesem Wege müssen wir fortgehen und verharren,
wenn wir Jesus Christus lieben und nachfolgen wollen,
geistliche Armuth müssen wir von Herzen bewahren,
und Keuschheit lieben, und Gott demüthig dienen;
dann würden wir dem Wege Jesu Christi folgen,
und würden den Sieg über unsere Feinde erlangen.

Kurz wird in dieser Lehre gehandelt
von den drei Gesetzen, welche Gott der Welt gab.
Das erste Gesetz belehrt den, welcher Sinn und Vernunft hat,
das heißt Gott erkennen und seinen Schöpfer ehren;
denn der, welcher Verstand hat, kann bei sich denken,
daß er sich nicht geschaffen hat, noch die Anderen eben so wenig:
daraus kann der, welcher Sinn und Vernunft hat, erkennen,
daß es ein Herr Gott ist, welcher die Welt geschaffen hat;
und ihn erkennend, müssen wir ihn gar sehr verehren,
denn diejenigen wurden verdammt, welche es nicht thun wollten.

Aber das zweite Gesetz, welches Gott Mosen gab,
lehrt uns an Gott zu halten und ihm eifrig zu dienen,
denn er verdammt und bestraft jedermann, der ihn beleidigt.

Aber das dritte Gesetz, welches jetzt in der gegenwärtigen Zeit gilt,
lehrt uns Gott lieben aus gutem Herzen und rein dienen;
denn Gott wartet auf den Sünder und giebt ihm Aufschub,
damit er in dem gegenwärtigen Leben Buße thun könne.

Ein anderes Gesetz sollen wir von nun an nicht mehr haben,
außer Jesu Christo nachzufolgen und sein Wohlgefallen zu thun,
und fest das zu halten, was er geboten hat,
und gar umsichtig zu sein, wenn der Widerchrist kommen wird,
damit wir weder an sein Thun noch an seine Rede glauben;
denn, nach der Schrift, sind gegenwärtig viele Widerchristen geworden:
denn Widerchristen sind alle diejenigen, welche Christo widerstreben.

Viele Zeichen und große Vorbedeutungen
werden von dieser Zeit bis zum Tage des jüngsten Gerichtes geschehen;
der Himmel und die Erde werden brennen, und alle Lebendigen werden sterben;
dann werden alle auferstehen im ewigen Leben,
und alle Gebäude werden geebnet werden.
Dann wird das jüngste Gericht gehalten werden:
Gott wird sein Volk theilen, nach dem was geschrieben steht;
zu den Bösen wird er sagen: Weichet von mir,
gehet in's höllische Feuer, welches nie mehr enden wird;
durch drei harte Nothstände werdet ihr dort bedrängt werden,
durch die Menge von Strafen und durch harte Marter
und weil ihr unfehlbar verdammt sein werdet.
Wovor uns Gott nach seinem Wohlgefallen bewahre,
und er gebe uns das zu hören, was er den Seinen über kurz sagen wird,
sagend: Kommet mit mir, Gesegnete meines Vaters,
das Reich zu besitzen, welches euch vom Anbeginn der Welt bereitet ist,
in welchem ihr Lust, Reichthümer und Ehren haben werdet.

Gefalle es dem Herrn, welcher die ganze Welt schuf,
daß wir von ihm erwählt werden, um an seinem Hofe zu weilen!

Gott Dank. Amen.

Jahresbericht der ersten städtischen höheren Töchterschule
für das Schuljahr vom Oktober 1844 bis zum Oktober 1845
als Einladung zur Prüfung der Schülerinnen
Sonnabend, den 27. September, Vorm.. 9 bis 1 Uhr,
Berlin
Gedruckt bei C. Lindow, Sophienstr. 11
Ecke der Rosenthalerstraße.
1845

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