Tersteegen, Gerhard - Das Kreuztragen und der Wert des Nachfolgers

Tersteegen, Gerhard - Das Kreuztragen und der Wert des Nachfolgers

Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folget mir nach, der ist mein nicht wert
(Matth. 10, 38)

Die Liebe Christi drängt die Gläubigen ins Kreuz und durchs Kreuz. Das klingt wunderlich und ist doch die Wahrheit. Man gerät manchmal so wunderlich und unversehens in Not und Druck, daß man nicht weiß, wie es zugeht; man wird so recht hineingedrungen. Da muß der oder jener just so reden, so mit uns handeln; da müssen die Dinge just sich so zutragen und aufeinanderfolgen, daß wir eben ein Pröbchen Kreuz und Leiden kriegen mögen. Die Dinge dürfen auch nicht eben allemal so groß oder wichtig sein; die Liebe Christi bedient sich manchmal einer Kleinigkeit und weiß uns eben damit an der empfindlichsten Stelle zu treffen. So geht's im Äußern und Leiblichen, und so geht's auch im Geistlichen auf unzählig unterschiedene Arten. Und das tut die Liebe Christi, wenn wir gleich denken, diese oder andre Dinge wären Ursache davon. - Schwache, blöde Seelen können sich manchmal gewaltig ängstigen durch ungläubiges Voraussehen aufs Zukünftige, äußere oder innere Leiden, Versuchungen und, ich weiß nicht welche Proben, die vielleicht nie über sie kommen werden. Wenn du einmal das leiden solltest, denken sie, was jenem auferlegt worden; wenn du in diese oder jene harten Wege solltest geraten, da würdest du unmöglich aushalten können. Ach plagt euch doch nicht mit vergeblicher Sorge und Kummer; traut's doch der Liebe zu, daß sie euch werde dringen ins Kreuz und durchs Kreuz! Ich will sagen, bleibt doch nur kurz im Gegenwärtigen! Die Liebe teilt die Kreuze weidlich aus; sie versteht's besser als wir. Solang wir so kleine, schwache Kinder sind, wird sie uns keine großen Päcke auflegen. Was aber im Gegenwärtigen zu leiden vorfällt, das sollen wir gerade aus der Hand der Liebe Christi und nicht von dem oder jenem annehmen. Als Christus litt, da nahm er sein Leiden nicht von Judas, von Pilatus, von den Pharisäern, sondern gerade von der Hand seines Vaters: „Soll ich den Kelch nicht trinken“, hieß es, „den mir mein Vater gegeben hat?“ Denkt nicht so sehr ans Kreuz als an den, der's Kreuz gibt! Ist's wahr, glaubst du es, daß eben Christus dir dies oder jenes Kreuzchen gibt, O wie so köstlich, wie so ehr- und liebenswürdig muß dir nicht alles sein, was von dieser Liebeshand kommt! Willst du denn, ihm zu behagen, nicht ein kleines Kreuzchen tragen?

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