Spurgeon, Charles Haddon - Die Königin vom Mittag.

Spurgeon, Charles Haddon - Die Königin vom Mittag.

„Die Königin vom Mittag wird auftreten am jüngsten Gericht mit diesem Geschlecht, und wird es verdammen, denn sie kam vom Ende der Erde, Salomos Weisheit zu hören. Und siehe, hier ist mehr denn Salomo.„
Mat. 12, 42.

Unser Heiland erteilt in diesem Kapitel zwei Arten von Leuten einen Verweis. Er tadelt die, welche das Evangelium hören, aber nicht zur Demütigung und zur Buße gebracht werden; Er hält ihnen das Beispiel der Niniviten vor, die, nachdem sie nur eine kurze und schreckliche Warnung von dem Propheten Jona erhielten, sich in Säcke kleideten, sich in Buße zu Gott wandten und so ihre Stadt retteten. Er tadelt dann eine andre Klasse: die, welche nicht Neugierde genug haben, um das Evangelium zu hören, oder die, wenn sie es hören, ihm keine Aufmerksamkeit schenken, als wenn es menschlichen Nachdenkens nicht würdig sei. Zuerst rügt Er die, welche das Wort hören und verachten, und dann die, welche ein so stumpfes Herz haben, dass sie sich weigern. Ihm ein ehrliches und aufrichtiges Gehör zu geben; diese werden durch das Beispiel der Königin vom Mittag beschämt, die vom Ende der Erde kam, Salomos Weisheit zu hören, angelockt von seinem Ruf. Er erklärte, dass ihre heilige Neugierde, die sie dahinführte, so weit zu reisen, um von der Weisheit eines Menschen Nutzen zu ziehen, uns am Tage des Gerichts verdammen wird, wenn wir uns weigern, die Stimme des Sohnes Gottes zu hören, und nicht angeregt werden, nach der himmlischen Weisheit zu fragen, die Er offenbart.

Wollt ihr in eurer Bibel das zehnte Kapitel des ersten Buchs der Könige aufschlagen, denn ich werde mich beständig auf diese Erzählung beziehen, um das Verhalten dieser Königin des Altertums ins rechte Licht zu setzen. O, dass der Geist Gottes einige unter euch von der Sünde überführte durch das Beispiel dieser Frau von weisem Herzen!

Die drei Punkte, die wir heute morgen in Bezug auf die Königin von Saba betrachten wollen, sind diese: erstens, lasst uns sie loben, weil sie einen forschenden Geist besaß; dann lasst uns beobachten, wie sie ihre Forschung anstellte; und zum Schluss lasst uns das Resultat einer so gut angestellten Forschung betrachten.

I.

Lasst uns sie loben um ihres forschenden Geistes willen.

In diesem Punkte wird sie im Gericht ausstehen wider viele hier Gegenwärtige.

Sie war eine Königin. Königinnen haben viele Sorgen, eine Menge Beschäftigungen und Verpflichtungen, aber sie erachtete es weder unter ihrer Würde, die Weisheit Salomos zu erforschen, noch als eine Verschwendung ihrer kostbaren Zeit, in sein Reich zu reisen. Wie viele bringen die eitle Entschuldigung vor, dass sie der Religion Jesu Christi nicht die nötige Aufmerksamkeit widmen können aus Mangel an Zeit; sie haben eine große Familie oder ein sehr schwieriges Geschäft zu leiten. Dieses Weib beschämt solche, denn sie verließ ihr Königreich, legte die Staatssorgen beiseite und machte eine lange Reise, um den königlichen Weisen zu hören. Wieviel mehr sollten Menschen willig sein, falls es durchaus notwendig wäre (und ich glaube, es ist dies niemals), sogar ihr Geschäft eine Zeitlang zu vernachlässigen, um den Weg des Heils für ihre Seele zu finden. „Was nützet es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme Schaden an seiner Seele?“ Und aus der andren Seite, was für Bedeutung würde sein Verlust haben, ob er auch alles verlöre, wenn er nur seine Seele fände und zuletzt errettet würde? Ihr könnt, fortan nicht sagen, niemand von euch, dass ihr eine Entschuldigung in der Kürze eurer Zeit oder in der Schwierigkeit eurer Lage habt; wenn die Königin von Saba zu Salomo kommen kann, so könnt ihr auch die Lehre Christi erwägen.

Ihr königlicher Hof war ohne Zweifel schon mit Weisheit versehen. Die Fürsten orientalischer Reiche trugen stets Sorge, eine Anzahl weiser Männer um sich zu sammeln, die durch ihre Gönnerschaft sowohl Lebensunterhalt als Ehre fanden. Am Hofe einer so großen Liebhaberin der Gelehrsamkeit, wie die Königin von Saba es war, fand sich gewiss eine kleine Schar Magier und Weiser, aber dennoch war sie nicht zufrieden mit dem, was sie schon wusste, sie war entschlossen, nach dieser himmlischen Weisheit zu suchen, deren Ruhm sie gehört. Hierin ist sie eine Rüge für euch, die ihr meint, genug zu wissen; die ihr annehmt, dass eure eigengemachte Weisheit genügen wird ohne das Sitzen zu Jesu Füßen. Wenn ihr wähnt, dass menschliche Weisheit ein hinreichendes Licht sein kann ohne die helleren Strahlen der Offenbarung; wenn ihr sagt: „diese Dinge sind für die Ungebildeten und für die Armen, wir wollen sie nicht hören,„ so beschämt euch diese Königin, deren Hof voll Weisheit ist, und die doch alles verlässt, um die Weisheit zu finden, die Gott dem Salomo gegeben. Die Weisheit Jesu Christi übertrifft alle menschliche Kenntnis ebensosehr wie die Sonne eine Kerze überstrahlt. Vergleichung kann nicht stattfinden, aber Kontrast ist da und großer. Wer nicht zu der Quelle kommen will, die von Weisheit überfließt, sondern seinem eignen löcherichten Brunnen vertraut, wird zu spät erwachen und finden, dass er ein Narr gewesen.

Erwägt auch, dass die Königin aus einer sehr großen Entfernung kam, die Weisheit Salomos zu hören. Die Reise von Arabia Felix oder von Abessinien, welches Land es auch gewesen sein mag, war eine lange und gefährliche, eine viel ernstere Sache, als sie in unsren Tagen sein würde; und bei dem langsamen Reiten auf Kamelen muss die Reise sehr lange Zeit gewährt haben. Da sie, wie Matthäus sagt, „vom Ende der Erde“ kam, so waren ohne Zweifel Berge zu ersteigen, wenn nicht Meere zu durchschiffen und Wüsten zu durchziehen; aber keine von diesen Schwierigkeiten konnte sie zurückhalten. Sie hört von Weisheit, und Weisheit will sie haben. So wagt sie sich kühn auf die Reise mit ihrem zahlreichen Gefolge, wie weit sie auch zu ziehen haben mag. Sehr vielen wird das Evangelium vor die Tür gebracht, und doch wollen sie nicht ihre Ecke am Ofen verlassen, um es zu hören. Wir haben Tausende in unserer Stadt, die nur über die Straße zu gehen brauchen, um das Wort zu hören, und doch liegen sie zu Hause herum; und es sind Hunderte von andren, die, wenn sie kommen, unaufmerksam sind, oder, wenn sie zuhören, nicht mehr wirkliche Aufmerksamkeit zollen, als wenn es eine alte abgenutzte Erzählung wäre, die man aus achtungswerter Gewohnheit anhört, von der man aber durchaus keinen Nutzen ziehen kann. Die Königin von Saba, die sich durch die Wüste hindurch arbeitet, obwohl sie dem schwächeren Geschlecht angehört, wird im Gericht wider die aufstehen, welche die große Seligkeit vernachlässigen und den Heiland behandeln, als wenn es nichts für sie sei, dass Er gestorben ist.

Vergesst auch nicht, dass dieses Weib eine Fremde für Salomo war, und dass sie schon eine Religion hatte — wahrscheinlich eine der älteren Formen der Abgötterei, vielleicht die Säbäische Verehrung der Sonne. Nun, viele Leute fragen in diesen Zeiten: „Wollt ihr, dass ich meine Religion ändern soll?„ Es gilt für eine Impertinenz, zu meinen, dass ein römischer Katholik den Ansprüchen der Religion freier Gnade irgend welche Beachtung schenken könne; oder dass Menschen, die einer andren Gemeinschaft angehören, mit irgend welch freimütiger Aufmerksamkeit eine Lehre anhören könnten, die im Widerspruch mit dem steht, was sie von ihrer Jugend auf gehört haben. „Wollt ihr, dass ich meine Religion ändern soll?“ Ja, das will ich, wenn deine Religion falsch ist. Wenn deine Religion dich nicht geändert hat, so wollte ich, dass du deine Religion ändertest, denn eine Religion, die nicht den Sinn des Menschen erneuert, und ihn heilig macht, — die nicht seine Zuversicht ändert, und ihn auf Christum vertrauen lässt — eine Religion, die nicht einen ganz neuen Menschen aus ihm macht, von Kopf zu Fuß, ist eine wertlose Religion, und je eher er sie aufgibt, desto besser. Weil meine Mutter oder meine Großmutter zufällig blind war, warumsoll ich deshalb auch blind sein, wenn Gesicht zu erlangen ist? Gesetzt, sie hätten eine schwere Kette ihr ganzes Leben lang hinter sich hergeschleppt, soll ich dieselbe tragen, weil ich von ihnen abstamme? Ererbte Gottseligkeit, wenn es nicht persönliche Gottseligkeit ist, ist stets eine Sache von geringen! Werte; aber ererbte Ungöttlichkeit ist ein sehr verdammenswertes Erbteil — macht euch davon frei, ich bitte euch. Gedenkt daran, ihr steht und fallt eurem Herrn nach eurer eignen persönlichen Rechenschaft. Jede Seele geht allein durch die Pforte des Lebens; und durch die eiserne Pforte des Todes scheidet sie allein; jeder Mensch sollte in einsamem Ernste, fern von der übrigen Welt, forschen, um zu wissen, was die Wahrheit ist, und wenn er es weiß, so liegt es ihm ob, allein vorzutreten, und sich auf des Herrn Seite zu stellen. Ja, wir wollen, dass ihr den göttlichen Dingen Aufmerksamkeit zuwendet, selbst wenn ihr in andren Sitten aufgezogen seid, und in redlicher Meinung eine andre Form der Religion angenommen habt. Prüfet die Geister, ob sie aus Gott sind. Wenn eure Seele getäuscht worden ist, so ist es noch Zeit, sie auf den rechten Weg zu bringen. Gott helfe euch, dass ihr die Wahrheit finden mögt.

Es ist der Beachtung wert, dass diese Frau, die aus weiter Ferne kam, eine Reise machte, die ihr viel Kosten verursachte. Sie kam mit einem großen Gefolge, mit Kamelen, die Gewürze trugen, und viel Gold und köstliche Steine. Sie betrachtete die Schätze ihres Königreichs nur als wertvoll, weil sie ihr Zugang zu dem Hüter des Vorratshauses der Weisheit verschaffen würden. Nun, unser Herr Jesus begehrt nichts von den Menschen, als ihr Herz. Er verkauft keinen: von ihnen die Wahrheit, sondern gibt sie frei, „ohne Geld und umsonst.„ Und wenn die Menschen sie nicht haben wollen, wenn sie sich weigern, ihr das Ohr zu leihen, und ihre Gedanken den göttlichen Dingen zuzuwenden, werden sie da nicht ganz unentschuldbar sein, wenn diese heidnische Königin aufstehen und erklären wird, dass sie ihre Rubinen und ihre Perlen, ihre Gewürze und ihre Kamele dem König Salomo gab, um seine menschliche Weisheit zu lernen? O Mann, solltest du das Licht deiner Augen und den Gebrauch deiner Glieder verlieren, so wäre es doch besser, blind und lahm ins Leben einzugehen, als mit diesen Augen und Gliedern ins höllische Feuer geworfen zu werden. Haut für Haut; und alles, was ein Mann hat, lässt er für sein Leben; und wenn er alles für sein zeitliches Leben geben würde, o! wieviel kostbarer ist das geistliche Leben, und wie wohlfeil würde der Preis sein, wenn er tausend Märtyrertode geben könnte, seine Seele zu erlösen. Aber nichts derart wird gefordert; das Evangelium bietet frei jeder bedürftigen Seele gerade das an, was sie nötig hat. Es ruft: „Die Ihr nicht Geld habt, kommt her, kaufet und esset; kommt her und kaufet ohne Geld und umsonst, beides, Wein und Milch.“ — O, meine lieben Brüder, wenn ihr die Einladung des Evangeliums Christi ausgeschlagen habt, so mögt ihr wohl zittern bei dem Gedanken, dass die Königin von Saba im Gericht wider euch aufstehen wird.

Bemerkt, dass die Königin keine Einladung empfangen hatte; König Salomo hieß sie nie kommen; sie kam ungesucht, unerwartet. Euch ist geheißen, zu kommen — hunderte von Malen ist in diesem Hause des Gebetes die Stimme gehört. „Der Geist und die Braut sprechen: Komm.„ Sogar ihr, die ihr in diesem Hause Fremde seid, mögt an jeder Straßenecke dieser Stadt die Einladung Christi hören. Die Bibel, die Gottes geschriebene Einladung ist, ist in all euren Häusern, und ihr könnt in ihr forschen, wenn ihr wollt. Deshalb, wenn ihr nicht kommen wollt, ob Gottes Vorsehung auch das Evangelium euch gerade vor die Tür bringt, wenn ihr den König Jesus nicht suchen wollt, .so werdet ihr in der Tat durch diese Königin von Saba verurteilt werden. Wenig hatte sie je von Salomo gehört, denkt daran — nichts als ein Gerücht seines Ruhmes. Einige seiner Schiffe, die nach Tarsis führen, um Gold zu holen, waren wahrscheinlich durch ungestümes Wetter an die abessinische Küste getrieben, oder möglicherweise war das der Weg von der Spitze des Roten Meeres herum nach Indien, wo Tarsis wahrscheinlich lag, und dann mag es ihre stete Gewohnheit gewesen sein, in einem der Häfen des südlichen Arabiens oder Abessiniens anzulaufen. Von diesen Seeleuten hatten ihre Untertanen seltsame Dinge über den mächtigen König gehört. Sie hatten von seinem Thron von Gold und Elfenbein, von dem Ruhm seiner Armee und der Menge seiner Wagen gehört; vor allem hatten sie etwas von dem Tempel und seinem Gott gehört. Sie, nur durch ein Gerücht veranlasst, kommt aus dieser Ferne. Wir aber, wir haben ein sicheres Wort des Zeugnisses, von unzähligen Propheten und Priestern uns gebracht, wir haben es hier in diesem Buch, geschrieben von dem göttlichen Finger und mit dem ewigen Siegel versehen. Wir selber wissen, dass Weisheit in Christo ist, unser eigenes Gewissen sagt uns, dass Er kein Betrüger ist, dass sein Evangelium überaus wahr und köstlich ist. Was für Narren sind wir, was für zwiefache Narren, wenn wir mit der Gewissheit, so viel zu gewinnen, doch vor dem glorreichen Wagnis zurückschrecken und nicht zu Ihm gehen wollen, der uns Weisheit und ewiges Leben geben will.

Man könnte so fortfahren, die Trefflichkeit des forschenden Sinnes dieser Frau darzutun, aber wir haben nur noch Zeit, zu bemerken, dass der Gegenstand, um deswillen sie reiste, weit unter demjenigen steht, der unserer Forschung dargeboten wird. Wir heißen die sorglose Seele an den Sohn Gottes denken; sie machte eine so weite Reise, um ein Menschenkind zu sehen, einen bloßen Menschen, der bei all seiner Weisheit doch ein Narr war. Sie reiste den langen Weg, einen zu sehen, der selbst weise war, aber von seiner Weisheit nur einen kleinen Teil mitzuteilen vermochte, während wir den Sünder einladen, zu einem zu kommen, der uns von Gott zur Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligung und Erlösung gemacht ist; wir sagen ihm, dass Christus bereit ist, alles, was Er hat, zu verleihen, dass sein Reichtum nur ein Reichtum für andre ist, und seine Fülle die ist, aus der wir alle genommen haben. Sie ging, einen Menschen zu hören, der Weisheit hatte; wir heißen euch zu einem kommen, der Weisheit ist; personifizierte Weisheit. Redet ihr von dem königlichen Stande Salomos? — wir laden euch zu einem größeren König ein, der Herr des Himmels und der Erde und der Hölle ist. Sprecht ihr von seinem Reichtum? — wir sagen euch von einem, der unaussprechliche Reichtümer der Gnade und der Herrlichkeit hat. Sie konnte durch die Reise gewinnen, es war jedoch nur eine Wahrscheinlichkeit da, aber wer zu Christo kommt, der wird reich an aller Glückseligkeit. Keine Seele hatte je mit unsrem Salomo Verkehr, ohne sofort bereichert zu werden; wenn sie mit leerer Hand, arm, schwach, nackt und sündig kam, um von unsrem Jesus sein großes Heil zu empfangen, so wurde sie niemals leer hinweggesandt. Ihr, die ihr das Evangelium verachtet, die ihr ins Haus des Herrn hinein- und hinausgeht, wie jene Türen sich um ihre Angeln drehen, nehmt euch in acht, dass diese Königin vom Mittag nicht im Gericht wider euch aufsteht, euch zu verdammen.

II.

Lasst uns zum würdigen Lobe dieser Königin beachten, wie sie ihre Forschung anstellte.

Bemerkt, dass sie es in Person tat. Sie schickte nicht einen Gesandten, der die Sache erforschen sollte, sondern persönlich und auf eigne Verantwortung trat sie die Reise an, um Salomo zu sehen. War es nicht der Herzog von Wellington, der einst einen seiner Offiziere, der über die Bibel spottete, dadurch zurechtwies, dass er ihn fragte, ob er sie je gelesen, und als der andre freimütig gestand, dass er sie nicht gelesen, zeigte, wie niedrig es sei, etwas zu tadeln, das er nicht verstände? Die meisten Leute, welche gegen die Religion Christi Einwürfe erheben, haben sie nie geprüft. Dessen bin ich sicher, niemand hat je eine verständige Vorstellung von dem Heiland, von der Gnadenfülle seines Werkes gehabt, der nachher wider Ihn denken oder sprechen konnte. Der Dichter hat recht, wenn er sagt:

„Wenn sie seine Liebe wüssten,
Alle Menschen würden Christen.“

Den Charakter, das Amt und Werk Jesu Christi kennen, begreifen, das ist der Weg, einen ernsten Glauben an Ihn und Liebe zu Ihm zu erhalten; auch kann ich nicht denken, dass irgend ein Mensch je redlich von Christo zu erforschen suchte, was jenes gnadenvolle Geheimnis sei, das Er zu lehren kam, ohne von Ihm ein gnädiges Lächeln der Ermutigung zu erhalten. Wer bekehrt werden will, der werde wie ein kleines Kind; wenn er dies wird und zu Jesu Füßen sitzt, so soll er die Behandlung aller andren kleinen Kinder erfahren, er soll den Meister sagen hören: „Solcher ist das Himmelreich.„ Wer redlich den Herrn Jesum sucht, wer sich persönlich Ihm naht im ernsten Gebet und demütigen Flehen, wird Frieden und Gutes finden.

Beachtet ferner, dass die Königin zu allererst zu Salomo ging. Sie ging, und sie ging zu Salomo. Der Weg, den Glauben Jesu Christi zu lernen, ist, zu Ihm zu gehen. Einige Leute wollen mit der Lehre von der Erwählung anfangen und fallen so über den Stein des Anstoßes. Einige müssen zu allererst lernen, wo die Vorherbestimmung mit dem freien Willen zusammentrifft, und wenn sie das nicht sehen können, wenden sie sich mit Widerwillen ab. Andre wollen die Schwierigkeiten der fünf Bücher Mose aus dem Wege räumen oder die Rätsel der Geologie lösen; aber wenn sie weise wären, würden sie sogleich zum Meister selber gehen. Ich finde nicht, dass sie die Schenken fragt oder Adoniram, den Rentmeister, oder des Königs mächtige Männer, die Cherethiten und Pelethiten, sondern sie such! Salomo auf; von seinen eignen Lippen, von ihm unmittelbar und direkt will sie die Auflösung ihrer schwierigen Fragen haben und seine Weisheit verstehen lernen. Gehe du zu Gott, arme Seele in Christo Jesu. Geradeaus macht den besten Läufer; es sind Dinge, die dich verwirren werden, es sind Tiefen, zu tief für dich, aber gehe du zu Gott in Christo Jesu, der an jenem Kreuze hängt, sinne über das Geheimnis seiner großen Versöhnung nach, gib dich im Glauben dem hin, und du wirst dann beginnen, die Weisheit unsres mächtigen Salomo zu verstehen. Wenn du nicht alle Lehren begreifen kannst, so möge der Heilige Geist dich instandsetzen, seine Person zu ergreifen, und das ist genug.

Als sie Gehör beim König erlangt hatte, beachtet, was sie tat: „Sie sagte ihm alles, was in ihrem Herzen war.“ Dies ist der Weg, den Herrn zu erkennen; sagt Ihm alles, was in eurem Herzen ist, eure Zweifel, eure Furcht, eure Herzenshärtigkeit und Unbußfertigkeit; bekennt das Ganze.

Der ist nahe daran, Christum zu erkennen, der beginnt, sich selbst zu erkennen; und wer so viel, wie er weiß, von seinem eignen Verderben, seiner Schlechtigkeit und Sündigkeit, seiner Not und Unfähigkeit bekennen will, der wird bald eine gnädige Friedensantwort haben. Zögere nicht, weil dein Herz schlecht ist, es ist schlechter, als du es meinst, aber gehe hin damit, gerade wie es ist, und sage Jesu alles. Bist du gleich dem blutflüssigen Weibe? Ich bitte dich, sage Ihm die ganze Wahrheit, und Er wird sprechen: „Dein Glaube hat dir geholfen.„ Warum versuchst du, vor dem Allwissenden etwas zu verbergen? Er kennt die Winkel deines Herzens, die Tiefen und die Dunkelheiten desselben sind in seinen Händen. Wenn du es Ihm sagst, so weiß Er darum nicht mehr als zuvor, warum zauderst du? Reiße den Schleier ab von deinem Herzen, und dann wirst du Gnade finden.

Überdies legte sie Salomo ihre schweren Fragen vor. Ich weiß nicht, was es für welche waren, und es liegt mir nicht besonders viel daran. Die jüdischen Rabbiner haben einige sehr stupide erfunden, die sie ihre schweren Fragen nennen. Aber ich weiß, wenn ihr zu unsrem Salomo, zu Christo, kommt, so werden dies eure schweren Fragen sein: „Mein Herr, wie können Gnade und Gerechtigkeit sich vereinen? Wie kann Gott die Sünde vergeben und doch sie bestrafen?“ Jesus wird auf seine verwundeten Hände und Füße euch hinweisen, Er wird euch von seiner großen Versöhnung sagen, wie Gott in der Stellvertretung Christi furchtbar in seiner Gerechtigkeit und grenzenlos in seiner Liebe sich zeigt. Dann werdet ihr Ihm die Frage tun: „Wie kann ein sündiges Geschöpf vor den Augen des heiligen Gottes angenommen werden?„ Er wird euch von seiner Gerechtigkeit sagen, und ihr werdet sehen, wie eine sündige Seele, bekleidet mit der zugerechneten Gerechtigkeit des Erlösers, von dem Herrn ebenso allgenommen wird, als wenn sie nie gesündigt hätte. Ihr werdet Ihn fragen: „Kannst Du mir sagen, Jesus, wie es ist, dass eine schwache, machtlose Seele doch fähig sein soll, mit den, Teufel zu kämpfen und die Welt, das Fleisch und den Teufel zu überwinden?“ Und Jesus wird antworten: „Meine Gnade ist für dich genügend; meine Kraft soll vollkommen sein in deiner Schwachheit,„ und so werden all die schwierigen Fragen beantwortet. Ja, wenn die erwählende Liebe oder irgend etwas andres in der Schrift euch verwirrt und ihr Ihm alles sagen wollt, was in eurem Herzen ist, und willig seid, von Ihm zu lernen, so kann eure Seele keine schwere Frage tun, die Jesus Christus nicht beantworten wird.

Diese treffliche Frau hörte sorgfältig auf das, was Salomo ihr sagte. Es steht geschrieben, dass er all ihre Fragen beantwortete. O! es ist eine gesegnete Gemeinschaft zwischen Christo und einer zitternden Seele. Wenn ihr Ihm alle eure Fehler erzählen wollt, so wird Er euch all sein Verdienst sagen; wenn ihr Ihm eure Schwachheit sagen wollt, so wird Er euch seine Kraft sagen; wenn ihr Ihm eure Entfernung von Gott sagen wollt, so wird Er euch seine Nähe bei Gott sagen; wenn ihr Ihm sagen wollt, wie hart euer Herz ist, so wird Er euch sagen, wie sein Herz gebrochen ward, auf dass ihr leben möchtet. Seid nicht bange, offenbart Ihm alles klar, und vertraut Ihm, und Er wird euch etwas Tröstliches offenbaren.

Als sie so weit gegangen war, ging sie weiter, und beachtete alles, was in Verbindung mit Salomo stand. Die Königin von Saba sah „alle Weisheit Salomos und das Haus, das er gebaut hatte.“ Sie besah nicht das Haus zuerst, seht ihr, sie ging zuerst zu Salomo. Eine suchende Seele geht zuerst zu Christo, sagt Ihm alles, lernt die Liebe Jesu, und trachtet dann nachher, alles andre über Ihn zu lernen. Nun, es ist sehr erfreulich für eine suchende Seele, das Haus zu finden, was Jesus gebaut hat — seine herrliche Kirche, gebaut aus köstlichen, durch sein Blut erkauften Steinen — großen Sündern, die zu großen Siegeszeichen seiner Liebe gemacht sind; gebaut aus behauenen Steinen, ausgehauen aus dem Steinbruch der Sünde, geschnitten und geformt durch seine Gnade, auf ewig in ihrer vorherbestimmten Nische zu liegen. Es ist etwas Herrliches, Christi Gemeinde zu verstehen, die in dem Gnadenbunde gelegte Grundlage derselben zu kennen; die Zinnen derselben, die bis zum höchsten Himmel empör reichen; den großen Herrn, der darin regiert, Jesus Christus, der Haupt über alles für seine Gemeinde ist — ihre herrlichen Fenster, die das Licht einlassen durch die Sakramente und die Predigt des Wortes — ihre Türen, die sich den Heiligen auftun — ihre ehernen Pforten und eisernen Schranken, die alle Teufel der Hölle ausschließen, und alle Diebe und Räuber, die einbrechen wollen. Das Haus zu verstehen, das Jesus gebaut hat, ist genug, um eine Seele jahrelang zu beschäftigen. Dann beobachtete sie „die Speise für seinen Tisch.„ „Denn mein Fleisch ist die rechte Speise, und mein Blut ist der rechte Trank.“ O! wie entzückend für eine arme Seele, zu entdecken, dass Christus, der unser Leben ist, auch die Nahrung des Lebens ist: „Ich bin das Brot des Lebens. Eure Väter haben Manna gegessen in der Wüste, und sind gestorben. Wer dies Brot isset, der wird leben in Ewigkeit.„ O, die Speise seines Tisches; welche köstliche! Menschen aßen Engelspeise, aber:

„Es haben Engel nie geschmeckt
Erlösungsgnad' und Lieb', die stirbt.“

Welche liebliche Speise — welche wahrhafte Speise — welche reichliche Speise - welcher beständige Vorrat — was für köstlicher Vorrat! In demselben Auch der Könige werdet ihr finden, wie viele Hirsche und Rehe, wie viele Pfund Semmelmehl und fette Rinder und Vögel der König Salomo täglich auf seinen Tisch setzen musste; aber mein Herr und Meister setzt die unendlichen Schätze seiner eignen Person jeden Tag auf seinen Tisch, und sendet die Botschaft an seine Kinder: „Es ist alles bereit; meine Ochsen und mein Mastvieh sind geschlachtet; kommt zum Abendmahl.„ Glückliche Seele, die alles weiß von der Speise auf seinem Tische!

Sie sah danach „die Spitze seiner Knechte.“ Alle Deine Heiligen sind in Deiner Hand — sie sitzen nieder zu Deinen Füßen! Seht, wie wir sitzen, um zu Jesu Füßen zu lernen, wie Maria es tat — nein, wie manche seiner Diener heute droben in der Herrlichkeit sitzen — nein, wir alle sind dort — denn „Er hat uns samt Ihm auferweckt und samt Ihm in himmlische Plätze versetzt in Christo Jesu.„ O, wenn die Seele je dahin kommt, zu wissen, was das Sitzen in himmlischen Plätzen bedeutet, — was es bedeutet, im Himmel sein, während man auf Erden ist, dann wird das Sitzen seiner Diener ein Wunder sein.

Und das nächste war „seine Diener.“ Wohl, und Christus hat überall Diener. Stürme und Wirbelwinde sind seine Diener, Wolken und Finsternis sind seine Sklaven. Gedenkt daran, dass die Allmacht überall Diener hat. Denkt an seine Diener, die Er im Himmel hat: „Der Du machest Deine Engel zu Winden, und Deine Diener zu Feuerflammen.„ Und dann sind seine Diener hier auf Erden, die seine „Schenken“ genannt werden können. Es sind die, welche Er berufen und begabt hat, das Wort zu predigen, die den Kelch des Heils in ihre Hand nehmen, und ihn den verschmachtenden Seelen bringen, und im Namen Jesu als seine Schenken handeln; gleich guten Haushaltern aus seinem Schatze Neues und Altes hervorbringen. Es ist eine enge Verbindung zwischen treuen Predigern und Christo; denn als Johannes Christum sähe, wandelte Er unter den Leuchtern — das ist, in den Gemeinden; aber Er hatte die Sterne in seiner Rechten. So sind seine Prediger immer dort, und dass sie von dem Herrn gelehrt und anerkannt werden, ist etwas, das der Bewunderung wert ist. Glückliche Seele, die gelernt hat, die Schönheit Christi in seinen Dienern und Schenken zu sehen. Und ihre Kleider — ah! hier ist ein Gegenstand! Die Kleider aller Heiligen sind: die weiße Leinwand der Gerechtigkeit Christi; und dann jene priesterlichen Gewänder, mit denen Er sein Volk umgürtet, so dass sie, gleich dem Hohenpriester vor alters, Musik ertönen lassen, während sie gehen, wenn die Glocken des Glaubens und die Granatäpfel der guten Werke lieblich zusammenschlagen, und goldene Töne erklingen lassen. „Sie ist mit goldenen Stücken gekleidet,„ sagt der Psalmist, wenn er von der Gemeinde singt. „Man führt sie in gestickten Kleidern zum Könige.“ Nun, das sind die Kleider jedes Gotteskindes, und es ist wenig zu verwundern, wenn eine forschende Seele, wie die Königin von Saba, darüber in Staunen gerät.

Es blieb noch eins übrig — das Wundervollste von allem — es war „sein Aufgang zum Hause des Herrn,„ der gigantische Viadukt vom Palast zum Tempel. Sie sah diesen. „Wie,“ sagt sie, „ich hätte nie gedacht, dass ein solches Tal überbrückt werden könnte, ich ließ mir nie träumen, dass zwei solche Berge, wie diese, so weit voneinander, sich so nahe gebracht werden könnten.„ Als sie den König und sein Gefolge den Viadukt entlang gehen sah, war sie aufs äußerste erstaunt: Mich deucht, ich sehe meines Königs Aufgang zum Hause des Herrn. Hier war der Berg unsres Falls und Verderbens, und dort der große Berg der göttlichen Liebe, und das Tal der göttlichen Gerechtigkeit dazwischen. Jesus Christus hat einen großartigen Viadukt gebaut. Er ging zuerst selber darauf, und eröffnete für uns einen neuen und lebendigen Weg der Verbindung zwischen dem Menschen und Gott; und Er selber steigt empör in die Höhe mit der Posaunen freudigem Ton, und öffnet die Himmelspforte allen Gläubigen, indem Er so einen Aufgang zum Hause des Herrn macht. Ihr und ich können zu seinem heiligen Hügel hinaufsteigen, können zum siebenten Himmel hinanklimmen, und mit Christo auf seinem Throne niedersitzen, eben wie Er überwunden hat, und mit dem Vater auf seinem Thron gesessen ist. O, herrlicher Aufgang zum Hause des Herrn! „Und seine Dankopfer im Hause des Herrn.“ Wohl, das ist dasselbe; weil unsres Heilandes Opfer der lebendige Weg ist, durch den wir zum heiligen Hügel des Herrn hinaufsteigen. Wenn nichts andres uns mit Verwunderung erfüllen kann, so müssen wir selbst in der Ewigkeit staunen, wenn wir an dies unvergleichliche Opfer denken. Er gab seinen Leib dahin, dass Er von Qualen gemartert, und seine Seele, dass sie von Schmerz zerrissen werde; der, „ob Er wohl reich war, doch arm ward um unsertwillen, auf dass wir durch seine Armut reich würden.„ Die erstgeborenen Söhne des Lichtes wünschen vergeblich, die Tiefe dieser Liebe zu erkennen, sie können nicht das Geheimnis fassen, die Länge und Höhe dieses herrlichen Aufgangs zum Hause des Herrn.

Beachtet, dass sie nicht mit all diesem begann. Ihr seht, sie begann mit Salomo. Sie begann nicht mit dem Aufgang zum Hause des Herrn, viel weniger mit den Dienern und Schenken, sie begann mit dem König selber. Sünder, beginne mit Jesus; lass deine erste Frage sein: „Ist Balsam in Gilead? ist ein Arzt da?“ Dein Schrei sei der des erschreckten Kerkermeisters: „Was muss ich tun, dass ich selig werde?„ Wie er, gehorche der apostolischen Weisung: „Glaube an den Herrn Jesum Christum, so wirst du selig werden.“ Möge der Heilige Geist dich dahin bringen, und dann wird Er dich hernach in alle Wahrheit leiten; Er wird die Schlüssel nehmen und Zimmer auf Zimmer öffnen und Schrank auf Schrank und Kästchen auf Kästchen, bis Er dir alle Kronjuwelen gezeigt und dir die Insignien des Königs aller Könige enthüllt hat und dich hinein geführt in das Geheimnis des Herzens Gottes in Christo Jesu, deinem Herrn. Seid nur willig, wie die Königin von Saba zu forschen; wenn nicht, so wird ihre Weisheit im Fragen im Gericht wider euch aufstehen, euch zu verdammen.

III.

Und nun lasst uns das Resultat ihrer Forschung betrachten.

Das erste Resultat war ein Glaubensbekenntnis. „Es ist wahr, was ich in meinem Lande gehört habe von deinem Wesen und von deiner Weisheit.„ Sie hielt nicht ihren Mund und schlich sich nach Abessinien zurück ohne ein einziges Wort des Bekenntnisses, sondern nachdem sie geprüft hatte und überzeugt worden war, konnte sie sich nicht enthalten, ihr Zeugnis für die Wahrheit des Gerüchtes abzulegen. Seele, wenn du zu Jesu Christo kommst und Freude und Friede im Glauben erlangst, so wirst du sagen, dass alles wahr ist, was du von Ihm gehört hast. Ich habe Hunderte und Tausende gesehen, die ihre Herzen Jesu gegeben, aber ich sah nie einen, der sagte, dass er dadurch getäuscht worden sei, traf nie einen, der sagte, Jesus Christus sei weniger, als von Ihm behauptet würde. Ich erinnere mich, als diese Augen Ihn zum erstenmal sahen, als die Bürde von meinen schwer beladenen Schultern fiel und ich frei war, nun, ich dachte, alle Prediger, die ich je gehört, hätten nicht die Hälfte von der Schönheit meines Herrn und Meisters gepredigt und gesagt. So gut! so großmütig! so gnädig! so willig zum Vergeben! Es schien mir, als wenn sie Ihn fast verleumdet hätten; sie halten sein Bild ohne Zweifel so gut sie es konnten, aber es war eine bloße Sudelei, gegen die unvergleichliche Schönheit seines Antlitzes gehalten. Ihr, die ihr Ihn je gesehen habt, werdet dasselbe sagen. Ich gehe manches Mal heim und traure darüber, dass ich meinen Herrn nicht einmal so predigen kann, wie ich Ihn kenne, und was ich von Ihm kenne, ist so wenig im Verhältnis zu der Unvergleichlichkeit seiner Gnade. Ich wollte, dass ich Ihn besser kennte, und dass ich es besser aussprechen könnte. Anstatt zu denken, dass euer Vertrauen auf Jesum eine unnütze Spekulation gewesen ist, werdet ihr mit Freuden ausrufen: es „ist mir nicht die Hälfte gesagt.“ Sie sprach darauf ihren Glauben an Salomo aus; und o, wenn ihr Glauben habt, und Gott wahrhaftig gefunden habt, Heraus damit; seid keine geheimen Gläubigen, sondern tretet auf für euren Herrn und Meister. Darauf legte sie ein Bekenntnis ihres Unglaubens ab. „Ich habe es nicht wollen glauben, bis ich gekommen bin und habe es mit eignen Augen gesehen. Und siehe, es ist mir nicht die Hälfte gesagt. Du hast mehr Weisheit und Gutes, denn das Gerücht ist, das ich gehört habe.„ „Ich habe es nicht wollen glauben“, sagte sie, „bis ich gekommen bin und habe es mit meinen Augen gesehen.„ Es ist eure Weise so. Wir haben zu rufen: „Wer glaubt unserer Predigt?“ Die Menschen glauben nicht leicht dem, was gesagt wird, aber wenn ihr einmal kommt und es versucht, so werdet ihr denken: „Wie konnte ich zweifeln, wie konnte ich je ungläubig sein?„ Gott vergibt euren Unglauben, aber ihr werdet nie euch selber vergeben. Ihr werdet sogar, meine ich, im Himmel sagen: „Wie konnte ich so töricht sein, an der Botschaft zu zweifeln, die von dem Höchsten zu mir kam?“ Führt nicht der Glaube stets zu einem Gefühl des Unglaubens, und wenn wir am meisten gelernt haben, nicht zu wanken, ist es nicht gerade dann, wo wir immer mehr wahrnehmen, eine wie schändliche Sache es ist, an dem Wort des Höchsten zu zweifeln?

Nachdem sie dies getan, erklärte sie, dass ihre Erwartungen übertroffen seien. Hierüber wollen wir nicht mehr sagen und nur hinzufügen, dass sie darauf ein freundliches Wort für seine Diener sprach. „Selig sind deine Leute und deine Knechte, die allezeit vor dir stehen und deine Weisheit hören.„ Sie dachte, jeder kleine Page an Salomos Hof sei mehr geehrt, als sie. Sie war eine Königin, aber sie war Königin eines fernen Landes, und sie scheint den Geist Davids eingesogen zu haben, wenn er sprach: „Ich will lieber der Tür hüten in meines Gottes Hause, denn lange wohnen in der Gottlosen Hütten.“ Sie scheint fast willig, Saba aufzugeben und alle seine Würze und sein Gold, wenn sie nur eine Ehrendame am Hofe des Königs Salomo sein könnte. Ich bin gewiss, dass es so mit uns ist, die je bei Jesus gewesen sind. Wie lieben wir sein Volk! Ihr habt den Herrn nicht lieb, wenn ihr seine Kinder nicht lieb habt. Sobald das Herz dem Herrn des Hauses gegeben ist, wird es auch den Kindern des Hauses gegeben. Liebt Christum, und ihr werdet bald alle lieben, die Ihn lieben. Haltet ihr nicht, lieben Freunde, das Volk Gottes für die Trefflichen der Erde? Es gab eine Zeit, wo ihr, wenn sie in euer Haus kamen, nach der Uhr sähet, aus Furcht, sie möchten zu lange über religiöse Dinge reden; aber jetzt, wenn sie nur von eurem Meister sprechen wollen, so könnten sie, falls sie es wünschten, die ganze Nacht bleiben. Nun ist es euch so lieb, von seinem Namen zu sprechen, dass, sobald ihr einem Christen begegnet, ihr Liebe für Ihn empfindet; und wenn Er verachtet und verleumdet wird, so fühlt ihr, dass ihr für Ihn eintreten müsst. Ich weiß, einige von euch wünschen, sie könnten immer im Hause Gottes sein. Es sind einige Kinder Gottes an diesen. Orte, die beständig da sind, wenn die Tür geöffnet wird; die wünschen, es wären sieben Sonntage in der Woche, damit sie immer sitzen und den Namen Jesu hören und seinen Prediger sehen könnten, und sich freuen, dass der Schenke zuweilen den gewürzten Wein von den Granatäpfeln des Herrn hervorbringt und seine Kinder trinken heißt.

Diese fromme Frau lobte dann Salomos Gott in den schönen Worten: „Gelobt sei der Herr, dein Gott, der zu dir Lust hat, dass Er dich auf den Stuhl Israels gesetzt hat, darum, dass der Herr Israel lieb hat ewiglich, und dich zum Könige gesetzt hat, dass du Gericht und Recht haltest.„ Sie lobte seinen Gott. So werden wir durch Erkenntnis Christi in eine liebliche Herzensverbindung mit Gott gezogen, und wie unsre Liebe abwärts fließt von Christo zu seinem Volk, so geht sie auch aufwärts von Christo zu seinem Vater. Ihr werdet bemerken, dass sie Liebe für Ihn fühlte wegen seiner ewigen Liebe zu seinem Volk. Bemerkt, sie sagt nichts von Abessinien, sie denkt an Israel, an die Erwählten. Sie sieht unterscheidende, auszeichnende, erwählende Liebe, und sie nimmt die Ewigkeit dieser Liebe wahr: „Darum, dass der Herr Israel lieb hat ewiglich, darum hat Er dich zum Könige gesetzt.“ O, Brüder und Schwestern, mögen wir so in der Gnade wachsen, dass wir den Vater lieben, weil Er Christum zu dem Gesalbten machte, darum, weil Er die Gemeinde liebte und seinen Sohn für sie gab, auf dass Er sie von allen Sünden reinigte durch sein eigenes Blut. Noch eins, sie tat dann das, was der Beste Beweis ihrer Aufrichtigkeit war, sie gab Salomo von ihren Schätzen: „Sie gab dem König hundertundzwanzig Zentner Gold, und sehr viele Spezereien und Edelsteine. Es kam nicht mehr so viel Spezerei, als die Königin vom Reich Arabien dem Könige Salomo gab.„ So geben Seelen, welche die Schönheit Christi kennen, Ihm alles, was sie haben. Es gibt keine Spezereien, wie die, welche von neubekehrten Seelen kommen. Nichts macht Christo größere Freude, als die Liebe seines Volkes. Wir halten unsre Liebe für etwas sehr Armseliges und Geringes, aber Er denkt nicht so — Er hat uns so hoch geschätzt, dass Er seines Herzens Blut gegeben, uns zu erlösen, und nun betrachtet Er uns als des Preises würdig, den Er zahlte. Er denkt nie, dass Er einen schlechten Kauf gemacht, und ist Ihm deshalb jedes Körnchen unserer Liebe köstlichere Würze, als selbst Erzengel vor dem Thron Ihm in ihren Liedern darbringen können. Was tun wir für Christuni? Bringen wir Ihm unsre Zentner Gold? Vielleicht hast du nicht hundertundzwanzig, aber wenn du mir einen hast, bringe den; du hast nicht viel Spezerei, aber bringe, was du hast: deine stillen, ernsten Gebete, dein heiliges, tadelloses Leben, die Worte, die du zuweilen für Christum sprichst, die Erziehung deiner Kinder, das Speisen seiner Armen, das Kleiden der Nackenden, das Besuchen der Kranken, das Trösten der Trauernden, das Gewinnen der Irrenden, das Wiederbringen der rückfälligen, das Erretten seiner bluterkauften Seelen, alles dieses wird den mit Spezereien beladenen Kamelen gleichen, eine annehmbare Gabe vor dem Höchsten sein.

Als sie dies getan hatte, machte ihr Salomo mit seiner königlichen Freigebigkeit ein Geschenk. Sie verlor nichts; sie gab alles, was sie hatte, und dann gab ihr Salomo ebensoviel wieder, denn ich darf wohl sagen, dass König Salomo nicht an Großmut übertroffen sein wollte, ein so edelherziger und so reicher Fürst wie er. Ich sage euch, Jesus Christus wird nie euer Schuldner sein. O, es ist ein großer Gewinn, Christo zu geben; wir geben Ihm Pfennige, und Er gibt uns Taler; wir geben Ihm Jahre der Arbeit, und Er gibt uns eine Ewigkeit der Ruhe; wir geben Ihm Tage geduldiger Ausdauer, und Er gibt uns Jahrtausende fröhlicher Ehre; wir geben Ihm ein wenig Leiden, und Er gibt uns großen Lohn. „Ich halte dafür, dass dieser Zeit Leiden der Herrlichkeit nicht wert sei, die an uns soll offenbart werden.“ Außer dem, was Er uns in dem Gnadenbunde gibt, tut Er für uns, was Salomo für sie tat, Er gibt uns alles, was in unsrem Herzen ist, alles, was wir wünschen können. Was für ein König ist unser Heiland, der nicht will, dass die Seinen einen unerfüllten Wunsch haben, wenn dieser Wunsch ein guter ist! Klopfet an, und die Pforte wird aufgetan. „Tue deinen Mund weit auf, so will ich ihn füllen,„ sagt der Herr. „Euch geschehe nach eurem Glauben.“ „Alles, was ihr bittet im Gebet, so ihr glaubet, so werdet ihr es empfangen.„ Was für köstliche Verheißungen, und sie alle sind denen gegeben, die mit demütigem Forschen kommen, willig, erst Christum zu empfangen und dann das übrige hernach.

Wohlan, Geliebte, uns wird gesagt, dass diese Königin heim in ihr Land zog, und die Überlieferung sagt, dass sie das Werkzeug war, die Abessinier zu Proselyten zu machen. Ich weiß nicht, ob das wahr ist oder nicht. Es ist merkwürdig, dass in der Apostel Tagen ein Kämmerer war, ein Mann von großem Ansehen unter Candace, Königin von Äthiopien — es sieht aus, als wenn etwas von dem göttlichen Licht sich noch in dieses Weibes Reiche erhalten hätte auf die Zeit des Heilandes herab, so dass eine andre Königin zu der Zeit sich fand und ein Gewaltiger, der aus solcher Ferne kommen wollte, um zu Jerusalem anzubeten. Wohl, ob sie es tat oder nicht, ich weiß, was ihr tun solltet; wenn ihr zum König Salomo gekommen seid und selber geforscht und gefunden habt, geht und verkündet seinen Ruhm, sprecht von Ihm überall. Es war der Ruhm von Ihm, der euch zuerst hinführte: vergrößert diesen Ruhm, und andre werden kommen. Rede von Ihm, wenn du in deinen, Hause bist, und wenn du auf der Straße gehst, wenn du niedersitzest, und wenn du aufstehst; halte keinen Ort für unpassend, um von Jesu zu reden; trage Ihn in deinem Herzen, bei deinem Vergnügen; trage seinen Namen als ein Stirnband zwischen deine,; Augen und schreibe ihn aus die Türpfosten deines Hauses, denn Er ist es würdig, für den du dies tun sollst. Seines Namens soll gedacht werden, so lange wie der Sonne, und die Menschen sollen in Ihm gesegnet sein — ja, alle Menschen sollen Ihn loben, alle Könige sollen vor Ihm niederfallen; „die Könige von Arabien und Saba werden Gaben zuführen, die ganze Erde soll seiner Ehre voll werden. Amen, Amen.“

Ein Ende hatten die Gebete Davids, des Sohnes Isais; Ps. 72, und unsre sollen es auch haben, wenn diese Vollendung wirklich stattgefunden haben wird.

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