Spitta, Carl Johann Philipp - Warum weinte Jesus über Jerusalem, als er sie ansah?

Spitta, Carl Johann Philipp - Warum weinte Jesus über Jerusalem, als er sie ansah?

Predigt über Luc. 19, 41 - 48,

von C. J. Ph. Spitta,
Pastor in Hameln im Königreich Hannover.

In dem Flecken Bethanien, nahe bei Jerusalem, stand eine Friedenshütte, denn es wohnten darin drei Kinder des Friedens, Lazarus, Maria und Martha. Sie waren Geschwister durch die leibliche Geburt, aber auch durch die Wiedergeburt; denn sie waren durch den Glauben an Jesum Christum aus Gott geboren, lebten in einer Liebe zu dem Freunde ihrer Seelen, und so oft er zu ihnen einkehrte, war es allen Dreien eine rechte Freude. Aber Lazarus, der Bruder, war krank. Die von dem Herrn gehoffte und erbetene Hülfe blieb aus. Lazarus starb und ward begraben. Da. kamen viele Juden aus dem nahegelegenen Jerusalem, um den gebeugten Schwestern ihre Theilnahme zu bezeugen und sie über den Tod des Bruders zu trösten. Am vierten Tage kam aber auch Jesus gen Bethanien. Martha erfuhr es zuerst, eilte ihm entgegen, schüttete ihr jammervolles Herz vor ihm aus, eilte dann zurück und sagte der Maria heimlich: Der Meister ist da und ruft dich. Eilend stand sie auf und ging hinaus. Die Juden aber, die bei ihr im Hause waren und sie trösteten, folgten ihr nach und sprachen: sie gehet hin zum Grabe, daß sie daselbst weine. Als nun Maria kam, da Jesus war, und sah ihn, der den Bruder liebte, der ihn bei seinem letzten Besuch in Bethanien noch gesund und wohl gesehen hatte, der ihn hätte vom Tode retten können, wenn er da gewesen wäre - da brach der Schmerz unaufhaltsam heraus, sie fiel zu seinen Füßen und sprach: Herr, wärest du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben. Das war eine herzerschütternde Scene, daß auch die Juden, die umherstanden, sich der Thränen nicht erwehren konnten. Und Jesus unter ihnen, Jesus unter den Mühseligen und Beladenen, unter den Leidtragenden und Weinenden - wie stand er da? Die heilige Geschichte erzählt: Als Jesus die Maria weinen sah, und die Juden auch weinen, die mit ihr kamen; ergrimmete er im Geist, und betrübte sich selbst und sprach: wo habt ihr ihn hingelegt? Sie sprachen zu ihm: Herr, komme und siehe es. Und Jesu gingen die Augen über. Da sprachen die Juden: Siehe, wie hat er ihn so lieb gehabt! - Ja, seine Thränen waren Thränen der Liebe, der heiligsten Menschenliebe, und wir können die Quelle, aus welcher diese Thränen flossen, nicht wahrer bezeichnen, als wenn wir uns zurufen: Siehe, wie hat er so lieb gehabt!

Aber wir wollen jetzt nicht beim Grabe, des Lazarus stehen bleiben und des Heilandes Liebe in den Thränen erkennen und bewundern, die er über den Tod seines Freundes und den Schmerz gläubiger Seelen weinte. Es gibt noch andere Gegenstände, als der Tod und Schmerz der Seinen, deren Anblick ihm Thränen erpreßte; wobei wir noch mehr Ursache haben, auszurufen: Siehe, wie hat er so lieb gehabt! Gegenstände, die einem unerleuchteten Auge gar nicht als Gegenstände des Weinens, Seufzens und Klagens erscheinen.' Es sind das Todesstätten anderer Art, Stätten des geistigen Todes, des Moders und der Verwesung. Als der Heiland einige Tage später, nachdem er an des Lazarus Grabe gestanden, den Oelberg herab zog, da stellte sich seinem Auge eine solche geistige Todesstätte dar, die er noch viel weniger ohne Thränen ansehen konnte. Es war eine Stadt voll Sünde, Unbußfertigkeit, Unglauben und Verstocktheit. Sie heißt: Jerusalem. Hört nur!

Text: Luc. 19, 41-48.

Und als er nahe hinzu kam, sahe er die Stadt an, und weinete über sie. Und sprach: Wenn du es wüßtest, so würdest du auch bedenken zu dieser deiner Zeit, was zu deinem Frieden dienet. Aber nun ist es vor deinen Augen verborgen. Denn es wird die Zeit über dich kommen, daß deine Feinde werden um dich und deine Kinder mit dir eine Wagenburg schlagen, dich belagern, und an allen Orten ängsten; und werden dich schleifen, und keinen Stein auf den andern lassen; darum, daß du nicht erkannt hast die Seit, darinnen du heimgesucht bist. Und er ging in den Tempel, und fing an auszutreiben, die darinnen verkauften und kauften. Und sprach zu ihnen: Es stehet geschrieben: Mein Haus ist ein Bethaus; ihr aber habt es gemacht zur Mördergrube. Und er lehrete täglich im Tempel. Aber die Hohenpriester und Schriftgelehrten, und die Vornehmsten im Volk, trachteten ihm nach, daß sie ihn umbrächten: und fanden nicht, wie sie ihm thun sollten; denn alles Volk hing ihm an, und hörete ihn.

Als Jesus nahe hinzu kam, sahe er die Stadt an, und weinete über sie. Sie lag nicht in solcher äußern Beschaffenheit vor ihm, wie Jeremias sie sah, als er klagte: „Wie liegt die Stadt so wüste, die voll Volks war? Sie ist eine Wittwe. Die eine Fürstin unter den Heiden, und eine Königin in den Ländern war, muß dienen.“ Im Gegentheil, sie lag da in größerer äußerer Pracht und Herrlichkeit als je zuvor. Und doch weinte der Herr Jesus über die Stadt, als er sie ansah.

Warum weinte der Herr Jesus über die Stadt Jerusalem, als er sie ansah?

Wenn wir zuerst bedenken, wie Er die Stadt ansah; so werden wir dann einsehen, warum Er über die Stadt weinte.

I.

Der Herr Jesus war mit seinen Jüngern von Bethanien aufgebrochen, um in Jerusalem einzuziehen. Der Ruf seiner Thaten hatte eine große Menge Volks um ihn versammelt. Man hielt ihn für den verheißenen Messias, in dem Sinne, wie Fleisch und Blut sich den Messias wünschte, und bezeugte laut und auf eine ausgezeichnete Weise seine Ehrfurcht vor ihm, und seine Freude über die Aufrichtung des Messiasreiches. Als er nun dahinzog, wie geschrieben steht: „Saget der Tochter Zion: fürchte dich nicht, siehe, dein König kommt zu dir, sanftmüthig, und reitet auf einem Esel und auf einem Füllen der lastbaren Eselin!“ - da breitete viel Volks die Kleider auf den Weg; die Andern hieben Zweige von den Bäumen, und streueten sie auf den Weg. Und als er den Oelberg herabzog, fing an der ganze Haufe seiner Jünger mit Freuden Gott zu loben mit lauter Stimme über alle Thaten, die sie gesehen hatten. Und die vorne vorgingen, und die hernach folgten, schrieen und sprachen: Hosiannah! gelobet sei, der da kommt ein König in dem Namen des Herrn! Ueber solchen Jubel des Volks kam Jesus nahe hinzu, und sahe die Stadt an.

Aber so wie er die Stadt ansah, sah sie außer ihm wohl Niemand an. Wie sie sich seinem Auge darstellete, erschien sie keinem Andern. Denn was pflegen die Menschen bei ihrer Ansicht von einer Stadt in Betracht zu ziehen? Man sieht auf ihre Lage, ihre Bauart, die Zahl ihrer Häuser und Einwohner, auf Wohlstand oder Armuth, auf Handel und Gewerbe, auf den geselligen Ton, auf Vergnügungsörter und sonstige Gelegenheiten, sich die Zeit zu vertreiben; nebenbei auch wohl äußerliche Rechtlichkeit, Zucht und Ordnung. Darauf sieht man eine Stadt an, und bildet sich darnach eine Ansicht von derselben; nennt sie einen angenehmen oder unangenehmen Ort, eine wohlhabende oder arme Stadt, lobt oder tadelt, preiset oder beklagt sie. Auf andere Dinge sieht die Menge der Menschen nicht; weil sie entweder dafür kein Auge, oder kein Herz hat. Ob in einer Stadt die Gotteshäuser wüste und öde stehen; ob darin Gottes- oder Menschenwort im Schwange geht; ob die Leute an den Heiland glauben, ihn als ihren Erlöser von allen Sünden, vom Tode und von der Gewalt des Teufels erkennen, erfahren und lieben; ob sie sich von der erschienenen heilsamen Gnade Gottes in Christo züchtigen lassen, zu verleugnen das ungöttliche Wesen und die weltlichen Lüste, und züchtig, gerecht und gottselig zu leben in dieser Welt, ob in den Häusern das Wort Christi reichlich wohnt; ob die Eheleute sich in dem Herrn lieben und tragen, sich gegenseitig Gehülfen zum ewigen Leben werden, und ihre Kinder aufziehen in der Zucht und Vermahnung zum Herrn; ob man sich Schätze im Himmel sammelt, und nicht müde wird, Gutes zu thun; - darauf sieht man nicht, das zieht man nicht in Betracht, dafür ist man blind oder gefühllos, darauf sieht man die Stadt nicht an.

Aber der Herr sieht nicht, wie die Menschen sehen. Er sah die Stadt an, und siehe, er sah eine Stadt voll Sünde, Unbußfertigkeit, Unglauben und Verstocktheit; eine Stadt, gegen welche Sodom und Gomorrha, Adama und Zeboim heilige Städte gewesen waren; eine Stadt, die durch die größesten und mannigfaltigsten Heimsuchungen Gottes bis an den Himmel erhoben war, aber bald bis zur Hölle herabgestoßen werden sollte; darum daß sie die Zeit ihrer Heimsuchung nicht erkannte. In ihr war der Tempel, Gottes Haus, Feuer und Heerd. Aber wo war der gotteshäusliche Sinn der Väter: „Wie lieblich sind deine Wohnungen, Herr Zebaoth! Meine Seele verlanget und sehnet sich nach den Vorhöfen des Herrn; mein Leib und Seele freuen sich in dem lebendigen Gott. Ein Tag in deinen Vorhöfen ist besser, denn sonst tausend; ich will lieber der Thür hüten in meines Gottes Hause, denn lange wohnen in der Gottlosen Hütten!“ - Das äußere Heiligthum war zwar prächtiger aufgebaut und ausgebaut, denn je; aber der unheilige Sinn des Volks und seiner Führer hatte das Bethaus zu einem Kaufhause und zu einer Mördergrube werden lassen. Von Jerusalem sollte es heißen: „Herrliche Dinge werden in dir gepredigt, du Stadt Gottes!“ Da saßen auf Mosis Stuhl die Schriftgelehrten und Pharisäer; aber wie war an ihnen das Wort erfüllt: „Dies Volk nahet sich mir mit seinem Munde, und ehret mich mit seinen Lippen, aber ihr Herz ist ferne von mir; vergeblich dienen sie mir, dieweil sie lehren solche Lehren, die nichts denn Menschengebote sind!“ Jerusalem, der Ort da die Stämme Israels beisammen kamen, sollte in der finstern Heidenwelt eine Stadt auf dem Berge sein, wie geschrieben steht: „Das wird eure Weisheit und Verstand sein bei allen Völkern, wenn sie hören werden alle diese Gebote, da sie müssen sagen: ei, welche weise und verständige Leute sind das, und ein herliches Volk. Denn wo ist so ein herrliches Volk, zu dem Götter also nahe sich thun, als der Herr, unser Gott, so oft wir ihn anrufen? Und wo ist so ein herrliches Volk, das so gerechte Sitten und Gebote habe!“ Aber ihrenthalben ward der Name Gottes gelästert unter den Heiden. Und doch war das Alles noch nicht das Schlimmste!

Das, worauf der Herr Jesus die Stadt vornehmlich ansah, war ihre Blindheit, ihre Verstocktheit gegen die gnadenreichste Heimsuchung Gottes. Was hatte er, der eingeborne Sohn des Vaters, bisher unter diesem Volke ausgerichtet? Was war die Frucht seiner gewaltigen Predigt, seiner dringenden Einladung zum Reiche Gottes, seiner unermüdlichen Hirtentreue, die verlornen Schafe vom Hause Israel zu sammeln, seiner Thaten und Zeichen der Liebe und Allmacht? Zwar war man ihm von Jerusalem aus entgegen gekommen, hatte ihn mit Ehrenbezeugungen, mit Jubeln und Hosiannahrufen empfangen. Aber er sah schon, wie man sich nach einigen Tagen ganz anders gegen ihn verhalten und sich mit satanischer Freude an den Beschimpfungen, die ihm widerfahren sollten, weiden werde. Er hörte schon, wie man über ihn schreien werde: Kreuzige, kreuzige! Weg mit diesem! Er sah, wie sie ihm das Kreuzholz aufladen, zum Thor hinausführen, die Hoffnung ihrer Väter, den Trost Israels, ihren Herrn und Christus verwerfen, und das Maaß ihrer Sünden voll machen würden. Denn eine Stadt, in der man den Heiland sein Wort und sein Werk nicht leiden mag, ein Gespött und Gelächter daraus macht; eine Stadt, in der man in Aerger, Grimm und Aufruhr geräth, das Jesus ist Christus, des lebendigen Gottes Sohn, der König, Herr und Richter der Welt - die macht das Maaß ihrer Sünden voll; die stürzt sich hinein in das Gericht der Verstockung, wo man nicht mehr kann und soll, was man zuvor erkennen konnte, aber nicht wollte; der ist verborgen, was zu ihrem Frieden dient, und für die gibt es kein anderes Opfer mehr für die Sünde, sondern ein schreckliches Warten des Gerichts und des Feuereifers, der die Widerwärtigen verzehren wird.

So sah Jesus die Stadt an, so lag sie vor seinen Augen da als eine geistige Todesstätte voll Sünde, Unbußfertigkeit, Unglauben und Verstocktheit.

II.

Da weinte er über sie. Ihn über den Tod seines Freundes Lazarus weinen zu sehen, das ist ja wohl herzergreifend. Aber Jerusalem gegenüber ihn weinen zu sehen, und zwar nicht über das, was er in ihr und von ihr zu leiden haben werde, sondern ihn über die Stadt, über diese Stadt weinen zu sehen: das ist herzdurchgreifend und knieebeugend. Da möchte man alle Welt, die ganze, gegen den Heiland so gleichgültige, so laue, so kalte Welt, diesen Augen voll Thränen gegenüber stellen und sagen: Sehet, wie hat der Herr die Leute so lieb! Sehet, das ist der Herr der Herrlichkeit, welcher war, ehe der Weltgrund gelegt ward; das ist der Sohn Gottes, welcher Mensch ward, uns zu retten; das ist der Heiland, außer welchem kein Heil im Himmel und auf Erden ist; das ist der, dessen Feinde ihr durch Unbußfertigkeit und Unglauben seid, der aber nicht euer Feind ist, so wenig er Jerusalems Feind war, denn sehet - er sah die Stadt an, und weinete über sie.

So lange ein Mensch sicher und sorglos, ohne Selbst- und Sündenerkenntniß dahin lebt, und wohl gar in Sünden schläft und doch von eigener Gerechtigkeit und Vortrefflichkeit träumt; ist er in den Augen des Herrn ein beweinenswerther Gegenstand. Wenn du es wüßtest, sprach der Herr, so würdest du auch bedenken zu dieser deiner Zeit, was zu deinem Frieden dient. Ja, du Stadt, und du, Mensch, wenn du wüßtest, was das ist, ein Leben ohne Christum leben; wenn du wüßtest, wie bald deine Gnadenzeit, die Zeit deiner Heimsuchung, da dir Gott in seinem Sohne die Hand der Versöhnung zur Erlösung und Heiligung reicht, vorüber und dahin, für immer dahin sein wird; wenn du wüßtest, wie bald das ganze Gebäude deiner träumerischen Zufriedenheit, deines zeitlichen Glückes, deiner selbstgemachten Religion zusammenstürzt; wenn du wüßtest, was das ist, ohne einen Heiland durch das dunkle Todesthal in die Ewigkeit hinüber zu gehen; wenn du es wüßtest, was es heißt, dem als Richter unter die Augen treten zu müssen, den man als Erlöser verachtet hat; - wenn du das Alles wüßtest, so würdest du ja nicht so leichtsinnig, so gedankenlos deine Tage verbringen, verschlafen und verträumen; so würdest du bedenken in dieser deiner Zeit, wo dir das Bedenken noch etwas hilft, wo es noch möglich ist, deine Seeligkeit zu schaffen - was zu deinem Frieden, zu deiner Versöhnung mit Gott, zum Leben und göttlichen Wandel dienet. Aber nun ist es vor deinen Augen verborgen. Nun weißt du es nicht, weil du es nicht hast wissen, hören, dir sagen lassen wollen. Nun denkst du, es habe keine Noth, es sei keine Gefahr. Nun lässest du dir durch den Betrug der Sünde, durch Eigenliebe und Selbsttäuschung, durch das lügnerische Schönreden deiner falschen Freunde, durch den Unglauben und den Schein der Gottseligkeit die Decke recht über die Augen und Ohren ziehen; und wer dir den größesten Liebesdienst erweisen, wer dir die Wahrheit sagen will, dem zürnst du, den schiltst du, dem sagst du, wie jene von dem Propheten: „Dieser Mann sucht nicht, was zum Frieden diesem Volk, sondern was zum Unglück dienet.“ Und wie der Anblick der Stadt Jerusalem dem Herrn Thränen erpreßte, so ist noch jetzt jede Stadt, jedes Dorf, jedes Haus, jeder Mensch der Art in seinen Augen ein beweinenswerther Gegenstand. Denn wo und wenn man die Zeit der Heimsuchung nicht erkennt, bei allem, was uns sein wahrhaftiges Wort und dessen wundervolle Wirksamkeit an Andern, was uns die ernsten Zeichen der Zeit, was uns die frohen und traurigen Ereignisse unsers Lebens zu bedenken geben, doch zu keinem Nachdenken, Nachfragen und Nachforschen dessen kommt, was zum Frieden dient; da und dann ist man bei allem scheinbaren äußerem Wohlsein auf dem graden Wege zum Verderben. Es mögen nun zwar Manche denken: Man sehe uns nicht also an; wir gehören nicht zu diesen Gedankenlosen uud Gleichgültigen, zu diesen Verächtern des Herrn und seiner Gnade, wir loben und preisen den, der da gekommen ist ein König in dem Namen des Herrn. Wohl! Aber wenn solches Loben und preisen nicht aus einem Herzen kommt, das sein sündliches Verderben erkennend und bereuend, Jesum Christum als seinen einigen Herrn und Heiland im wahren Glauben aufnimmt, und ihm sich ganz und gar ergibt, um es je mehr und mehr zu erfahren, was ihm von Gottes Gnade in Christo geschenkt ist; wenn es nur so ein Mitloben undMitpreisen ist, weil Andere den Herren loben und preisen, und man vor ihnen nicht grade gleichgültig, lau und kalt erscheinen will; oder wenn man das Hosiannah nur anstimmt aus zeitlichen Rücksichten und fleischlichen Erwartungen, wie der größeste Theil derer, die den Herrn nach Jerusalem begleiteten: so ändert das seine Ansicht von uns und seine Traurigkeit über uns nur wenig; wie ihn denn das Hosiannahrufen der Menge nicht zurückhielt in Thränen auszubrechen und zu klagen. Aber wenn sein heiliges Auge uns weinen fleht, weinen über unsere Sünden, weinen nach seiner Gnade und Erlösung, weinen in der Erfahrung seiner unaussprechlichen Erbarmung; wenn unser ganzes Leben im Glauben an ihn, in der Liebe zu ihm, in der Hoffnung auf ihn, in der Anhänglichkeit an ihn und in seiner Nachfolge, ein Zeugniß wird, wie wir in dieser unserer Zeit bedenken, was zu unserm Frieden dient; wie bedachtlich wir hienieden wallen, und alles fliehen und meiden, was die Gemeinschaft mit ihm, in dem wir allein Frieden haben, aufheben oder auch nur stören könnte: dann sind wir ein Gegenstand seiner Freude und seines Wohlgefallens.

Er sah die Stadt Jerusalem an und weinte über sie. Er sieht auch unsere Stadt an. O daß es über uns wahr wäre oder würde, was er einst von Corinth bezeugte: „Ich habe ein großes Volk in dieser Stadt!“ - Amen.

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