Roos, M. Magnus Friedrich - Andachten zum Brief an die Kolosser

Roos, M. Magnus Friedrich - Andachten zum Brief an die Kolosser

Kol. 1

Danksaget dem Vater, welcher uns errettet hat, von der Obrigkeit der Finsterniß, und hat uns versetzt in das Reich Seines lieben Sohnes. Kol. 1,13.

Die Errettung von der Obrigkeit oder Gewalt der Finsterniß muß eine sehr wichtige Wohlthat sein, weil Paulus die Kolosser aufmuntert, dem himmlischen Vater dafür zu danken. Diese Obrigkeit oder Gewalt wird dem Reich des Sohnes Gottes entgegengesetzt, und der Sohn Gottes wird hernach nicht nur als derjenige beschrieben, indem man die Erlösung durch Sein Blut, nämlich die Vergebung der Sünden habe, sondern auch als das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, und als der Schöpfer und HErr und das Ziel aller Dinge, V. 15 – 18. Es ging nämlich in Kolossä und in der Gegend, wo diese Stadt lag, eine morgenländische Weltweisheit (Kap. 2,8.) im Schwang, nach welcher der Mensch mit Gott noch nicht versöhnt war, sondern ich durch die Enthaltung von gewissen Speisen, Beobachtung jüdischer Feiertage, Härtigkeit gegen den Leib, und Beobachtung anderer Satzungen Ruhe der Seele verschaffen sollte, Kap. 2,16.20.21.22.23. Christus war nach derselben nicht der Erste und der Höchste, nicht das A und das O. Man verehrte die Engel, man redete viel von geistlichen Hoheiten und Gewalthabern und fürchtete dieselben u.s.w. Paulus aber lehrte, Christus sei der Sohn Gottes und das Haupt alles dessen, was Thron, Herrschaft, Fürstenthum oder Obrigkeit heißen könne. Er habe ein Reich, in das die Glaubigen versetzt werden. In Ihm haben sie die Erlösung durch Sein Blut, nämlich die Vergebung der Sünden, daß sie dieselbe nicht anderswo und auf eine andere Weise zu suchen nöthig haben. Den unsichtbaren geistlichen Wesen aber, welche jene Weltweisen fürchteten, und durch allerhand abergläubische Mittel zu begütigen trachteten, gab er den Namen der Obrigkeit oder Gewalt der Finsterniß, und versichert die Glaubigen zu Kolossä, sie haben keine Ursache, sie ängstlich zu fürchten oder zu begütigen, denn Gott habe sie schon durch Christum davon errettet. Es ist also nicht gleichgültig, ob man eine finstere Macht, die dem Reich Jesu Christi entgegengesetzt ist, erkenne oder nicht; denn die Errettung von derselben ist ein großer Beweis der Liebe Gottes, und eine große Frucht der Erlösung Jesu Christi, folglich ist die Lehre davon ein namhafter Theil des Evangeliums. Die Macht der Finsterniß oder der Satan, der in der Finsterniß dieser Welt herrschet, erhält eine jede Seele, die darunter steht, in der Unwissenheit in Ansehung der geistlichen Dinge, verhütet alle Eindrücke des Wortes Gottes, oder löscht sie wieder aus, stellt der Seele das Böse als gut und das Gute als bös vor, und erhält sie in einer beständigen Neigung, Böses zu denken, zu reden, und zu thun, und Gott zu hassen. Obschon die Einwirkung böser Geister in die Seelen der Menschen, wie vieles Andere, nicht erklärt werden kann, so ist sie doch gewiß, und wird von der heiligen Schrift bestätigt. Sie währt vielleicht nicht an Einem fort, aber die böse Beschaffenheit der Seele, die daraus entsteht, währt fort, bis eine Errettung geschieht. Christus hat diese Errettung allen Menschen erworben, sie widerfährt aber nur denen, die sich zu Ihm bekehren. Wie gern will ich im Reich des Sohnes Gottes, wo das Licht des Lebens scheint, leben! Ewig will ich gern darin leben.(Magnus Friedrich Roos)

Es ist das Wohlgefallen gewesen, daß Alles durch Ihn versöhnet würde zu Ihm selbst, es sei auf Erden, oder im Himmel, damit daß er Friede machte durch das Blut an Seinem Kreuz durch Sich selbst. Kol. 1,19.20.

In diesen Worten wird die Versühnung, die durch Christum ausgerichtet worden ist, nach ihrem größten Umfang beschrieben. Es ist das Wohlgefallen Gottes gewesen, daß in Christo alle Fülle (der Gottheit) wohne, oder daß derselbige voll sei von Gnade und Wahrheit, Licht und Leben, daß Er nicht nur alles Gute ohne Maß habe, und selber genieße, sondern auch Alles ausrichten könne, und überdieß Andere aus Seiner Fülle, aus seinem Reichthum und Ueberfluß empfangen können, was sie bedürfen, ohne daß Sein unerforschlicher Reichthum vermindert würde. Weil nun alle Fülle in Christo wohnet, so konnte Er auch eine große Versöhnung ausrichten, welche Alles in sich faßt; und es ist das Wohlgefallen Gottes gewesen, daß Alles durch Ihn versöhnet würde zu Ihm, daß nämlich dieses Alles wieder Gott zugeführt und unterworfen, und mit Gott vereinigt würde, nämlich eine jegliche Klasse der Geschöpfe, nach ihrer Ordnung und Maß. Paulus theilt dieses Alles in zwei Theile ein, und sagt, es sei sowohl dasjenige, das auf der Erden, als auch dasjenige, das in den Himmeln ist. So theilte Moses die ganze Welt ein, da er sagte: im Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Auf der Erde leben Sünder, die Erde ist von Gott um der Sünde willen verflucht worden (1 Mos. 5,29.), und alle Geschöpfe unter der Sonne sind der Eitelkeit oder einem Dienst, welcher sie aufreibet, wider ihren Willen oder natürlichem Trieb unterworfen. In den Himmel ist freilich keine Sünde, kein Fluch und keine Eitelkeit eingedrungen: aber der reine Himmel stand mit der unreinen Erde gleichsam in einer Zwietracht, und konnte sich an dieselbe nicht anschließen, oder keine Gemeinschaft mit derselben haben. Christus aber hat Alles versöhnet, sowohl das auf Erden, als auch das im Himmel ist, damit daß Er Friede machte durch das Blut an Seinem Kreuz durch Sich selbst. Durch Sich selbst hat Er Alles versöhnet, so daß Er keinen Fremden und kein fremdes Mittel dazu brauchte. Er hat aber so Alles durch Sich selbst versöhnet, daß Er durch das Blut an Seinem Kreuz Friede machte. Wie kostbar und wirksam ist also Sein vergossenes Blut! Wie wirksam und heilsam Sein Tod am Kreuz! Die Folge davon ist Friede auf Erden, Luk. 2,14., und Friede im Himmel, Luk. 19,38., oder eine neue Harmonie zwischen Himmel und Erde. Die Sünder, welche die Versöhnung durch den Glauben empfangen, gelangen zum Frieden Gottes, werden in’s himmlische Wesen nach der Hoffnung, und endlich nach dem wirklichen Besitz und vollen Genuß versetzt: alle Feinde werden zum Schemel der Füße Jesu gelegt, und der letzte Feind, der aufgehoben wird, ist der Tod. So wird endlich Alles, was im Himmel und auf der Erde ist, in Christo zusammengefaßt unter Ein Haupt, Eph. 1,10. Wir haben uns nun zu bestreben, daß wir durch die Versöhnung, die durch Christum ausgerichtet worden, ein Erstling der Kreatur werden, und weit über das Schicksal Seiner Feinde erhaben, heilig und unsträflich und ohne Tadel vor Christo unserem HErrn und Bräutigam dargestellt werden (Kol. 1,22.), und zur allerseligsten, ewigen und innigsten Gemeinschaft mit Gott gelangen.(Magnus Friedrich Roos)

Er hat euch versöhnet mit dem Leibe Seines Fleisches durch den Tod, auf daß Er euch darstellete heilig und unsträflich und ohne Tadel vor Ihm selbst; so ihr anders bleibet im Glauben gegründet, und fest und unbeweglich. Kol. 1,22.

Die Menschen sind nach ihrem natürlichen Zustand von Gott entfremdet und Seine Feinde, und dieses offenbart sich dadurch, daß sie mit ihrer Vernunft allerhand Arges ausdenken, und in bösen Werken wandeln. Sie denken und thun also, was Gott zuwider ist. Solche Leute hat Gott versöhnet durch den Leib des Fleisches Christi, und zwar durch den Tod desselben. Indem nämlich der Leib Christi, welcher noch nicht verklärt, sondern Fleisch war, am Kreuz in den Tod gegeben wurde, geschah die Versöhnung der Feinde Gottes, wie Paulus auch Röm. 5,10. bezeuget. Es wurde nämlich für sie ein Opfer geopfert, um deßwillen Gott, der ein unwiderrufliches Todesurtheil über sie hätte aussprechen und an ihnen vollziehen können, denselben Gnade anbieten, und das Evangelium des Friedens oder das Wort Gnade predigen lassen konnte. Sein Zweck hiebei ist dieser, daß Er diese von Ihm entfremdeten Leute, diese Seine Feinde vor Ihm selbst als heilig und unsträflich und untadelich darstellen möchte. Hiemit geht dann in den Menschen selbst eine große Veränderung vor. Vor Ihm selbst will Gott die Menschen so darstellen, denn auf Sein Urtheil, auf Sein Wohlgefallen kommt es hiebei an; da hingegen die Menschen auf Erden oft ungerechte Urtheile über einander fällen. Heilig will Gott die Menschen haben: sie sollen nämlich Ihm, dem Heiligen HErrn und Vater ähnlich sein, damit sie geziemend vor Ihm stehen und Ihm gefallen können. Sie haben aber nach der Natur viel Tadelhaftes an sich: dieses Tadelhafte aber soll nach und nach abgethan werden; es ist ihnen wegen ihrer Werke Vieles vorzuwerfen: diese Vorwürfe sollen aber durch die Vergebung und durch Tüchtigkeit zu guten Werken zernichtet werden. Es ist aber hiezu nöthig, daß sie das Evangelium des Friedens glauben, und in diesem Glauben bis an das Ende beharren. Bei diesem Beharren werden sie nicht immer schwach und wankend bleiben, sondern im Glauben gegründet werden. Sie werden im Glauben stehen, wie ein Haus, dessen Grund auf den Felsen gelegt ist, und welches von keinem Sturmwind oder Gewässer umgeworfen wird. Diese Gründung aber schließt zweierlei in sich, daß man nämlich einerseits innerlich fest und seines Gnadenstandes gewiß wird, oder daß man eine innerliche Kraft hat, sich in allen Fällen und zu allen Zeiten an den Erlöser Jesum Christum und Sein Evangelium zu halten, daß man aber auch andererseits durch den Wind falscher Lehren nicht bewegt wird von der Hoffnung der Herrlichkeit, welche das Evangelium anbietet und gewährt. Auf diese Weise werden Menschen, welche von Gott entfremdet waren, Ihm nahe, und diejenigen, die Seine Feinde gewesen waren, werden Ihm ähnlich, und werden von Ihm geliebt, gleichwie sie auch gegen Ihn Zuversicht haben, und von Ihm alles Gute zu empfangen hoffen. Der Grund hievon ist aber die Versöhnung, welche durch den Tod des Leibes Christi gestiftet worden ist. Wohl uns, wenn Alles, was in diesem Spruch enthalten ist, sich auch bei uns findet! Der HErr erstatte bei uns, was hierin noch mangelt.(Magnus Friedrich Roos)

Christus in euch ist die Hoffnung der Herrlichkeit.
Kol. 1,27.

Als den Heiden zur Zeit des Apostels Pauli die Gnade widerfuhr, daß sie mit den heiligen Israeliten Bürger im Reich Gottes wurden, so wunderte sich Jedermann darüber. Man wußte zwar wohl aus den Schriften der alten Propheten, daß sich Gott im Neuen Testament mit Gnade zu den Heiden wenden werde, daß aber diese Gnade so reich sei, und eine völlige Gleichheit der geistlichen Rechte zwischen Israeliten und Heiden daraus entstehen werde, hatte vorher Niemand gedacht, wie Paulus selber Eph. 3,4.5. Kol. 1,26.27. andeutet. Er faßt aber Kol. 1,27. den herrlichen Reichthum dieses Geheimnisses, das ist Alles, was man von der großen, reichen, hohen und herrlichen Gnade, die den Heiden widerfahren sei, predigen konnte, darin zusammen, daß er sagt: Christus in ihnen sei die Hoffnung der Herrlichkeit. Wenn man also einen bekehrten Heiden sahe, so konnte man sagen: dieser war ehemals ein Götzendiener, ein unreiner Mensch, und wälzte sich in gräulichen Lastern, welche der Götzendienst nicht nur erlaubte, sondern wozu derselbe auch reizte; nun ist Christus in ihm, nun wohnt Christus durch den Glauben in seinem Herzen. Welche Gnade ist das, daß Christus sich nicht schämt, so unreine Menschen (dergleichen zwar alle Sünder sind) zu seinen Tempeln zu machen, und in ihnen zu wohnen. Der Tempel zu Jerusalem wurde ehemals für heilig gehalten; er bestand aber aus Holz, Steinen und Gold, und hatte keine innerliche oder wesentliche Heiligkeit. Er war also heilig wegen dessen, der darin wohnte und Sich darin offenbarte. Eben so verhält es sich auch mit den Menschen. Paulus nennt die Christen zu Kolossen Heilige, K. 1,2.12.22. Sie hatten aber so wenig als wir eine natürliche Heiligkeit, sondern waren heilig, wegen des heiligen Sohnes Gottes, der in ihnen wohnte. Der Tempel Gottes ist heilig, sagt Paulus zu den Korinthern 1 Kor. 3,17., und der seid ihr.
Ist nun Christus auch in uns, so ist Er uns die Hoffnung der Herrlichkeit; denn obschon Sein Tempel auf Erden nach seiner äußerlichen Seite schwach, schlecht, zerbrechlich, ja häßlich aussieht, so wird’s doch nicht ewiglich so währen, sondern Seine Herrlichkeit wird ihn einmal ganz durchdringen und aus ihm herausleuchten. Wenn Christus, das innerliche und geheime Leben der Heiligen, in denen Er wohnt, offenbaret werden wird, so werden auch sie mit Ihm offenbar werden in der Herrlichkeit, Kol. 3,4. Sie werden Ihm gleich werden, denn sie werden Ihn sehen, wie Er ist, 1 Joh. 3,2., und auch ihre Leiber werden Seinem verklärten Leibe ähnlich werden, Phil. 3,21.
Lasset uns hiebei an die Ermahnung Pauli 2 Kor. 13,5. gedenken: versuchet euch selbst, ob ihr im Glauben seid: prüfet euch selbst. Oder erkennet ihr euch selbst nicht, daß Jesus Christus in euch ist? Es sei denn daß ihr untüchtig (verwerflich) seid. Ist die Seele immer ihr selber überlassen, fühlt sie sich immer leer, ist’s lauter Zwang, den sie sich selber anthun muß, wenn sie Gutes denken, reden und thun soll, so ist Jesus Christus noch nicht ihr. Sie muß also sehnlich bitten, daß Er komme, und Wohnung bei ihr mache.(Magnus Friedrich Roos)

Kol. 2

Seid fest im Glauben, wie ihr gelehret seid. Kol. 2,7.

Es war schon zu der Apostel Zeit sehr nöthig, im Glauben fest zu werden, weil neben den Leiden, welche auf die Glaubigen zustürmten, auch viele Verführer und Betrüger in der Welt waren, welche unbefestigte Seelen verwirren und von der erkannten Wahrheit abführen konnten, wie in den Briefen der Apostel mehrmals angezeigt wird. Aber auch nach dem Tod der Apostel und bisher, vorzüglich aber auch zu der jetzigen Zeit, da der Abfall von der christlichen Religion sehr überhand nimmt, ist die apostolische Ermahnung: seid fest im Glauben, wie ihr gelehret seid, allen wahren Christen sehr nöthig. Wie kann man aber im Glauben fest werden? Soll ein jeder Christ alle weither geholten Beweise von der Wahrheit des Evangeliums, welche die Gelehrten gesammelt haben, sich bekannt machen? Soll ein jeder alle Einwendungen der Feinde der Wahrheit wissen und widerlegen können? Dieses Alles ist den allermeisten Christen unmöglich. Der treue und barmherzige Gott, dem di Seele des Ungelehrten so lieb ist, als die Seele des Gelehrten, muß einen näheren Weg zur Festigkeit im Glauben in Seinem Wort gezeigt haben. Dieser Weg ist der Weg des Gehorsams, denn Christus sagt Joh. 7,17.: so Jemand will den Willen dessen thun, der Mich gesandt hat (so weit ihm derselbe Wille bekannt ist), der wird inne werden, ob Meine Lehre von Gott sei. Er ist ferner ein Weg der erbetenen Erleuchtung. So Jemand Weisheit mangelt, der bitte von Gott, der da gibt einfältiglich Jedermann u.s.w. Jak. 1,5. Der himmlische Vater offenbart Seinen Sohn in der Seele durch den Heiligen Geist, und der Sohn offenbart den Vater durch den Heiligen Geist; Christus erleuchtet die Seele als das Licht der Welt, Er öffnet das Verständniß, und gibt erleuchtete Augen des Verständnisses durch den Geist der Weisheit und der Offenbarung; dadurch entstehen helle, gewisse, kräftige Einsichten, bei welchen man bleibet, die Welt mag nebenher erdenken und plaudern, was sie will. Es ist ferner ein Weg der geistlichen Empfindung. Das Evangelium ist eine Kraft Gottes zur Seligkeit; die Wahrheit macht von der Sünde frei; man wird in der Wahrheit geheiligt; sie erquickt und tröstet die Seele gründlich; und aus diesen Wirkungen, welche man in sich selbst empfindet, wird sie als Wahrheit erkannt. Es ist ferner ein Weg der Prüfung, welche auch einem Einfältigen möglich ist. Man betrachte die Beschaffenheit der Personen, welche glauben, und nicht glauben, und bedenke, daß nur die wahre Lehre ein guter Samen sei, der gute Früchte hervorbringe, folglich von guten Früchten auf eine gute Lehre geschlossen werden könne. Es ist endlich ein Weg der Anbetung Gottes und der Geduld. Wird je die Seele eines Christen durch Zweifel oder neue Meinungen beunruhiget, so soll er nur nicht schnell zufahren, sondern still stehen, beten, und mit Geduld warten, bis seine Seele genug Licht empfangen hat, Alles zu prüfen. Auf diesem Weg, welcher ein einiger, heiliger und gebahnter Weg ist, worauf auch die Thoren nicht irren können, mache mich, o treuer und wahrhaftiger Gott, im Glauben immer fester.(Magnus Friedrich Roos)

In Christo seid ihr beschnitten mit der Beschneidung ohne Hände durch Ablegung des sündlichen Leibes im Fleisch, nämlich mit der Beschneidung Christi; in dem, daß ihr mit Ihm begraben seid durch die Taufe.
Kol. 2,11.12.

Die Juden prangten mit ihrer Beschneidung am Fleisch, und meinten, dadurch als das Volk Gottes vor allen Völkern ausgezeichnet zu sein. Sie mußte auch ehemals am Fleisch geschehen, und war ein Zeichen des Bundes, den Gott mit Abraham gemacht hatte. Es hat aber Paulus schon Röm. 2, 28.29. geschrieben: der ist nicht ein Jude, der auswendig ein Jude ist, auch ist das nicht eine Beschneidung, die auswendig im Fleisch geschieht, sondern das ist ein Jude, der inwendig verborgen ist, und die Beschneidung des Herzens ist eine Beschneidung, die im Geist und nicht im Buchstaben geschieht: welches Lob ist nicht aus Menschen, sondern aus Gott. Kol. 2,11.12. aber erklärt er diese Herzens-Beschneidung noch weiter, und sagt, sie geschehe ohne Hände, und bestehe in der Ablegung des sündlichen Leibes im Fleisch. Er nennt sie eine Beschneidung Christi, und sagt, sie sei bei den Kolossern schon damals geschehen, da sie mit Christo durch die Taufe begraben worden seien. Der sündliche Leib im Fleisch ist das System oder der Zusammenhang der herrschenden Sünden. Gleichwie an einem Leib, der etwas Einiges und Ganzes ist, alle Glieder aneinander hangen, also schließt die Verderbniß der Seele viele sündliche Neigungen in sich, die aneinander hangen, und mit einander gleichsam einen Leib ausmachen. Dieser Leib muß nun abgelegt werden; die Herrschaft der Sünde muß gebrochen werden; der Zusammenhang der bösen Lüste muß aufgelöst werden: und dieses ist die Herzens-Beschneidung, die im Geist geschieht. Wer dieselbe nicht erfahren hat, wird von Gott für unbeschnitten, das ist für einen unreinen Heiden gehalten, ob er schon am Fleisch beschnitten wäre, s. Ap. Gesch. 7,51. Röm. 2,25. Wenn nun ein Kind oder ein erwachsener Mensch getauft wird, und die Kraft der heiligen Taufe erfährt, so wird er dieser Herzens-Beschneidung theilhaftig, weil er durch die Taufe so gewiß mit Christo begraben wird, so gewiß er mit Wasser übergossen oder bedeckt wird. Er bekommt nämlich einen Antheil an dem Tod Jesu. Er stirbt mit Christo, dem Gesetz und der Sünde. Wie Christus als ein Todter im Grab lag: so wird der Täufling todt gegen die Sünde, und von derselben so geschieden, wie ein Todter von seinem vorigen Herrn geschieden ist. Paulus konnte die Kolosser mit dieser Herzens-Beschneidung, welche sie durch ihre Taufe empfangen hatten, trösten, weil sie dieselbe nachher nie wieder verloren hatten: jetzt muß man aber die allermeisten Christen an ihre Taufgnade als an ein verlornes Kleinod, das man aber durch die Bekehrung wieder suchen und finden soll, mahnen. So beschneide denn der HErr Jesus unsere und der Unserigen Herzen, und lasse uns die Kraft Seines Todes zur Ertödtung der Sünde immer völliger erfahren. Niemals müsse der Leib der Sünde im Fleisch, wenn er einmal seine tödtliche Wunde durch den Glauben an den gekreuzigten Jesum bekommen hat, wieder genesen und erstarken: niemals müsse er wieder angezogen werden, wenn er einmal abgelegt ist, und die sich immer noch regenden Glieder derselben müssen bei dem Wachsthum in der Heiligung immer mehr getödtet werden. Es geschehe also!(Magnus Friedrich Roos)

Gott hat ausgezogen die Fürstenthümer und die Gewaltigen, und sie zur Schau getragen öffentlich, und einen Triumph aus ihnen gemacht durch Christum. Kol. 2,15.

In diesem Spruch ist gewiß von unsichtbaren Fürstenthümern und Gewaltigen die Rede, denn die sichtbaren hat Gott durch Christum nicht ausgezogen oder von ihrer Gewalt entblößt, sondern vielmehr durch Seinen Knecht Paulus Röm. 3,. gebieten lassen: Jedermann sei unterthan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Daß es aber in der unsichtbaren Welt feindselige Fürstenthümer und Gewaltige gebe, erhellt daraus, daß der Satan oder Beelzebub der Dämonen Oberster genannt und ihm ein Reich zugeschrieben wird, Luk. 11,15.18., und daß Paulus Eph. 6,12., nachdem er vorher von den listigen Anläufen des Teufels geredet hatte, der Fürsten und Gewaltigen Meldung thut, mit denen man zu kämpfen habe, und die er von Fleisch und Blut, das ist von Menschen, unterscheidet und Weltbeherrscher nennet, die in der Finsterniß dieser Welt herrschen. Es ist auch fast keine Nation auf der Erde, welche nicht von bösen Geistern einen Begriff hätte und sie fürchtete. Paulus sagt aber Kol. 2,15.: Fürstenthümer sind die Obersten einer Klasse. Wenn nun diese ausgezogen sind, so sind auch ihre Untergebenen ausgezogen. Gewaltige sind starke Geister, welche sich über gewisse Sachen eine Gewalt anmaßen. Was hat ihnen aber Gott ausgezogen? Ihren Harnisch oder ihre Waffenrüstung, wie Luk. 11,22. gesagt wird. Was aber diese Waffenrüstung bedeutet, ist schwer zu sagen. Eph. 6,13. uff. wird die göttliche Waffenrüstung beschrieben, welche die Glaubigen ergreifen sollen. Im Gegensatz gegen dieselbe kann man sagen, daß Gott die stolzen und mächtigen Dämonen ausgezogen habe, da Er ihre Lügen, welche bei dem Götzendienst und bei falschen Wundern und Weissagungen, ja auch bei falschen Lehren einen Schein der Wahrheit hatten, durch das Licht des Evangeliums entdeckte, und da er ihre scheinbare Gerechtigkeit, welche sie als Ueberwinder der Menschen, 2 Petr. 2,19., zu haben meinten, und worauf sie mit einer stolzen Zuversicht sehr trotzten, weil sie die Menschen als Rebellen wider Gott ansahen, mit denen sie handeln dürfen, wie sie wollen, zu nichte machte, und durch das wahre und hohe Recht, welches Christus an die Menschen als Seine Erlösten hat, gänzlich aufhob. Indem Gott die Fürstenthümer und Gewaltigen von ihrer Waffenrüstung so entblößte, trug Er sie öffentlich oder freimüthig zur Schau, indem Er einen Triumph aus ihnen machte. Dieses mag bei der Himmelfahrt Christi in der unsichtbaren Welt mit einem besondern Gepränge geschehen sein, aber auch in der sichtbaren Welt that Er’s und thut Er’s noch immer, indem der Götzendienst fiel, die Orakel und Zaubereien in Verruf gebracht und die eigentlichen Diener der Dämonen, wie Elymas, von Gott und von Menschen gestraft werden. Dieses Alles thut Gott durch Christum, denn Seine Erlösung ist der Grund von diesem Allem. Wir haben also nicht nöthig, böse Geister zu verehren, damit sie uns nicht schaden, oder wider sie abergläubische Mittel zu brauchen, oder auch sie ängstlich zu fürchten. Der Glaubensgedanke: ich bin Gottes durch Christum, Christus hat mich mit Seinem Blut erkauft, ich stehe unter dem Schutz eines Königs, der größer als Alles ist, ich gehöre demjenigen an, in dem die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig wohnet – dieser Glaubensgedanke macht getrost, und schützt wider alle Dämonen, sie mögen sein, wie sie wollen.(Magnus Friedrich Roos)

Kol. 3

Seid ihr nun mit Christo auferstanden, so suchet, was droben ist, da Christus ist, sitzend zur rechten Hand Gottes.
Kol. 3,1.

Paulus hatte die Kolosser Kap. 2. vor einer gewissen morgenländischen Weltweisheit, welche mit dem Judenthum vermengt war, gewarnt, wodurch sie hätten ihrer Geisteskraft beraubt werden können (V. 8.). Diejenigen, welche dieser Weltweisheit ergeben waren, drangen auf die Beschneidung (V. 11.), auf die Enthaltung von gewissen Speisen und Getränken, auf die Feier gewisser Feste, der Neumonden und des Sabbaths (V. 16.), aber auch auf die Verehrung der Engel (V. 18.), und eine Härtigkeit gegen den eigenen Leib (V. 23.), und schwatzten viel von unsichtbaren Dingen, wie sie sich dieselben einbildeten. Dabei richteten sie Andere, die es nicht mit ihnen hielten (V. 16.), nahmen sich eine Meisterschaft über diejenigen heraus, welche sie an sich ziehen wollten, hatten einen Schein der Demuth, und waren doch aufgeblasen in ihrem fleischlichen Sinn (V. 18.). Bei dem Vorwand der Demuth wollten sie sich nicht unmittelbar an Christum halten, dessen Namen sie auch in ihre Weltweisheit hinein nahmen: bei ihrem aufgeblasenen Sinn aber konnten sie in keiner Liebesverbindung mit den Gliedern Seines geistlichen Leibes stehen (V. 19.). Paulus unterrichtete die Kolosser erstlich so, daß er sie lehrte, wie sei dasjenige anzusehen haben, was diese Leute aus dem Gesetz Mosis beibehalten hatten, V. 11-14.16.17. Hernach widerlegte er auch dasjenige, was sie selbst erdacht hatten, und nannte es Menschenlehre, Menschengebote, Weltsatzungen und einen eigenwilligen Gottesdienst, weil diese Leute weder bei dem Evangelio, noch bei dem Gesetz Mosis blieben. Hierauf zeigt er aber, wie die glaubigen Christen Alles in Christo haben und finden, was jene Schwärmer auf einem falschen Weg suchen. Jene haben die Beschneidung Christi erlangt, sie seien in Christo vollkommen, welcher höher sei, als alle guten und bösen Engel. In Ihm haben sie die wahre Gerechtigkeit. Sie seien mit Christo gestorben und wieder auferstanden. Sie dürfen als solche geradezu suchen, was droben ist, da Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. Ihr geistliches Leben sei in Ansehung seines Ursprungs mit Christo in Gott verborgen. Gleichwie nämlich Christus seit Seiner Erhöhung in Gott verborgen, das ist, durch die göttliche Herrlichkeit vor den Augen der Sterblichen verdeckt ist, also ist auch euer Leben, sagt Paulus, das ihr in der Gemeinschaft mit Christo habt, in Gott verborgen. Den Ursprung desselben, welcher Gott selber ist, siehet Niemand. Nun muß aber alles zu seinem Ursprung wiederkehren. Seid also getrost. Suchet was droben ist. Ihr werdet’s nicht vergeblich suchen. Ihr werdet in die Höhe hinaufgezogen werden, ihr werdet dahin gelangen, wo Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. Ihr werdet zur Gott als dem Ursprung eures Lebens gelangen. Was aber die Verborgenheit anbelangt, so wird sie nicht immer währen, denn wenn Christus euer Leben wird offenbar werden, so werdet ihr auch mit Ihm offenbar werden in der Herrlichkeit. Himmlischer Vater, offenbare Deinen Sohn in uns, und lasse uns auch mit Ihm offenbar werden in der Herrlichkeit!(Magnus Friedrich Roos)

Wenn Christus, euer Leben, Sich offenbaren wird, alsdann werdet ihr auch offenbaret werden in der Herrlichkeit.
Kol. 3,4.

Weil Christus, das Leben der Glaubigen, Sich erst am Tage Seiner herrlichen Erscheinung offenbaren wird, so folgt daraus, daß Er vorher, und insonderheit so lange die Glaubigen den sterblichen Leib tragen, ihr verborgenes oder geheimes Leben sei. Der lebendige Christus ist in ihnen, Er theilt ihnen etwas von Seinem unauflöslichen Leben mit, das Er in der Auferstehung angenommen hat, und lebt in ihnen. Ein Jeder, der dieses empfindet, erkennt etwas davon, übrigens weiß die Welt gar nicht, was diese Worte bedeuten: Christus ist unser Leben, Er lebet in uns, und macht deßwegen oft verkehrte Auslegungen über diese Worte. Weil man auch nur die sterblichen Leiber der Glaubigen sieht, welche keine andere Gestalt haben, als die Leiber der Unglaubigen und welche wie diese, müde und schwach werden, und der Verwesung heimfallen, so siehet man das Leben Christi nicht an ihnen, wiewohl doch ein Verständiger von dem äußerlichen Bezeugen auf dieses innerliche Leben schließen kann. Diese Verborgenheit des geistlichen Lebens der Glaubigen kommt mit der ganzen gegenwärtigen Haushaltung Gottes überein. Gott ist ein unsichtbarer Geist, welchen kein sterblicher Mensch gesehen hat, noch sehen kann. Christus aber ist selbst jetzt in Gott verborgen. Zwar sehen Ihn die Engel und Seligen im Himmel, auch konnte Er dem Stephanus, Paulus, Johannes, da sie entzückt waren, erscheinen. Aber im Verhältniß gegen die natürlichen Sinne der Menschen ist Er in Gott verborgen. Die unsichtbare Herrlichkeit des göttlichen Wesens verbirgt Ihn, oder macht Ihn unsichtbar, ob Er schon den sterblichen Menschen nahe genug ist. Mit Christo aber ist auch das Leben der Glaubigen, welches das ihnen mitgetheilte Leben Christi selber ist, in Gott verborgen; denn wenn man dieses Leben sehen könnte, so würde man Christum selber sehen; denn es ist Sein Leben, und berührt und bewegt den Geist der Glaubigen an Einem fort. Wenn aber Christus, welcher auf diese Weise das verborgene Leben der Glaubigen war, Sich offenbaren wird; wenn also die Menschen fähig sein werden, Ihn als den Menschen-Sohn, welcher mit der göttlichen Herrlichkeit durchdrungen und umgeben ist, und nun in der Kraft Gottes ewiglich lebet, zu sehen: alsdann werden auch die Gerechten in der Herrlichkeit offenbaret werden. Wenn nämlich die Herrlichkeit Christi an Ihm selber wird sichtbar sein, so wird sie auch an den Gerechten, denen Er sie mittheilt, sichtbar sein. Leben ist also Herrlichkeit, und Herrlichkeit ist Leben; denn da Paulus vorher gesagt hatte: euer Leben ist verborgen, so hätte man erwarten sollen, daß er hernach sagte: ihr werdet mit Ihm als Lebendige offenbaret werden; er schrieb aber: ihr werdet mit Ihm offenbaret werden in der Herrlichkeit. Ein Christ, dessen Leben Christus sein und bleiben soll, muß, wie Paulus V. 5. schreibet, seine Glieder tödten, die auf Erden sind, nämlich Hurerei, Unreinigkeit, schändliche Brunst, böse Lust, und den Geiz, welcher ist Abgötterei; denn mit diesen Dingen kann sich das reine Leben des heiligen Jesu nicht vermengen. Je mehr sie aber getödtet werden, desto völliger lebet Christus in ihm.

Alles und in Allen Christus.
Kol. 3,11.

Zur Zeit Pauli bestand die christliche Kirche aus ungleichen Nationen, die einander vorher zu verachten gewohnt waren. Es gab nämlich damals Griechen, das ist gesittete Heiden, welche des römischen Kaisers Unterthanen waren, und viele Künste und Wissenschaften unter sich hatten, unter diese rechnete Paulus auch die Römer, Röm. 1,14.16. Es gab Juden, und diese waren nebst den jüdischen Proselyten beschnitten: da hingegen alle Heiden Vorhaut hatten. Es gab ferner Ungriechen oder Barbaren, das ist Leute, welche noch eine ordentliche Polizei und Wohnplätze hatten, den Griechen aber in der Wissenschaft nicht gleich waren: es gab endlich auch Scythen, welche auf dem Erdboden herumschweiften, und eine wüste, fast thierische Lebensart führten. Von allen diesen Nationen wurden einige der christlichen Kirche einverleibt, und hiedurch wurde erfüllt, was Ps. 87,4.5. geweissagt worden war: Ich will predigen lassen Rahab (das ist den Egyptern, welche zur Zeit Pauli Griechen waren), und Babel, (welches aus Barbaren bestand) daß sie Mich kennen sollen: die Philister und Tyrer sammt den Mohren (welche alle Barbaren waren) werden daselbst geboren. Man wird zu Zion sagen, daß allerlei Leute (auch scypische) darinnen geboren werden, und daß Er der Höchste sie baue. Der HErr wird predigen lassen in allerlei Sprachen, daß deren etliche auch daselbst geboren werden. Neben dieser verschiedenen Abstammung gab es aber auch damals Knechte, das ist Sklaven, und freie Leute, und von beiden Gattungen wurden Viele an Christum glaubig. Wie nun? Sollte der getaufte Jude noch immer den getauften Griechen verabscheuen, und sollte der getaufte Grieche den getauften Ungriechen und Scythen verachten, und durften die glaubigen freien Leute sich immer über die glaubigen Sklaven erheben? Oder durfte man sogar dafür halten, daß Gott selber die Menschen nach dem Unterschied ihrer Abstammung und ihres Standes schätze? Paulus sagte: Nein, und lehrte, im Reich Gottes sei nicht Grieche, Jude, Beschneidung, Vorhaut, Ungrieche, Scythe, Knecht, Freier, d.i. diese Namen machen Niemand werth oder unwerth, sondern Alles und in Allen sei Christus. Das ist, bei einem Jeden komme es nur darauf an, daß er Christi theilhaftig sei, und in Ihm erfunden werde. Christus mache Alle ehrlich. Durch Christum werden sie alle gerecht, und Gottes Kinder. Alle bekommen gleiche Rechte durch Ihn in Seinem Reich. Auch jetzt wird das Evangelium Leuten gepredigt, welche Barbaren und Scythen heißen können, oder wirkliche Sklaven sind, zu geschweigen, daß das Christenvolk von sehr verschiedenen Nationen abstammt. Ein Christ sieht aber auch in der Nähe Reiche und Arme, Vornehme und Geringe, Gelehrte und Ungelehrte, ehlich und unehlich erzeugte Menschen. Hier soll er nun denken: Alles und in Allem Christus. Das Wohlgefallen, das der himmlische Vater an Seinem Sohn Christo hat, fließt auf alle diejenigen, aber auch nur auf alle diejenigen, die an Seinen Sohn glauben, und Seinen Geist und Sinn haben. Wer’s im Reich Gottes hoch bringen will, muß es in dem Glauben an Christum und in der Gleichförmigkeit mit Ihm weit bringen; und dieses kann der Arme wie der Reiche, der Ungelehrte wie der Gelehrte. So sei denn auch mein tägliches Bestreben, Christum zu gewinnen, und in Ihm erfunden zu werden.(Magnus Friedrich Roos)

Mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen lieblichen Liedern singet dem HErrn in euren Herzen.
Kol. 3,16.

Als die Israeliten an den Wassern Babels saßen und weineten, wenn sie an Zion gedachten, so hingen sie ihre Harfen ungebraucht an die Weiden, die darinnen waren, und wenn die Heiden sie hießen fröhlich sein, und ein Lied von Zion singen, so antworteten sie: wie sollen wir des HErrn Lied singen im fremden Lande? Hingegen ermahnte Paulus durch den Heiligen Geist die Epheser 5,19., und die Kolosser Kol. 3,16., ungeachtet sie außer dem Land Kanaan unter den Heiden wohnten, und von denselben oft gedrängt wurden, dem HErrn mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen lieblichen Liedern in ihren Versammlungen und in ihren Herzen zu singen. Der kindliche Geist des Neuen Testaments kann also unter allen Umständen und an allen Orten zum Singen und zur Freude erwecken; da hingegen die Glaubigen des Alten Testaments mit ihren Herzen mehr an dem Berg Zion hingen, und ihre Zerstreuung schmerzlicher empfanden. Zwar sind in den Büchern des Alten Testaments viele Lieder enthalten, und der Heilige Geist hat nicht wenige israelitische Propheten zu Poeten gemacht; da hingegen weder der Sohn Gottes Jesus Christus noch ein Apostel ein Lied hinterlassen hat. Doch schicken sich Psalmen, welche bei dem Ton der Instrumente gesungen werden, und Lobgesänge, mit welchen man das Lob Gottes besingt, und geistliche Lieder, welche von andern geistlichen Materien handeln, gar wohl zu dem neutestamentlichen Gottesdienst. Diese Psalmen, diese Lobgesänge und diese Lieder sollen und dürfen lieblich oder anmuthig gesungen werden, sie sollen aber dem HErrn gesungen werden, und also eine Art der Anbetung sein, die man Ihm leistet. Sie sollen im Herzen gesungen werden, aber freilich nicht ohne den Mund, doch soll das Herz, das Innerste der Seele, vornämlich singen. Da sollen geistliche Bewegungen entstehen. Da sollen die Psalmen, Lobgesänge und Lieder geglaubt, empfunden und dem HErrn aufgefordert werden. Eph. 5,18.19.werden die geistlichen Gesänge, welche ein Herz, das voll Geistes ist, erfordern, dem unordentlichen Wesen derer, die sich voll Weins saufen, entgegengesetzt; es ist aber bekannt, daß trunkene Leute ihren Muthwillen oft auch durch unzüchtige oder andere eitle Lieder ausüben, ja daß auch geistliche Lieder in ihrem Munde zu einem Gräuel werden. Die eitle Christenwelt macht und singt auch ohne Wein solche Lieder, welche schandbare Worte, Scherz und Narrentheidungen, die den Christen nicht geziemen, enthalten, oder Freude und Leid, Lob und Tadel auf eine lügenhafte Weise beschreiben, oder wenigstens unter die unnützen Worte zu rechnen sind, für die ein jeder Mensch Rechenschaft geben muß. Wenn auch geistliche Lieder von ungeistlichen Menschen ohne Andacht gesungen werden, wie es häufig bei dem öffentlichen Gottesdienst geschieht, so ist es ein Geplärr der Lippen, und ein Psalterspiel, das Gott nicht hören mag, Am. 5,23.
Im Himmel singen die 24 Aeltesten, und haben Harfen dabei, Offenb. 5,8. Ein besonderes Lied singen die 144,000, deren Off. 14. Meldung geschieht; am gläsernen Meer aber stehen die Ueberwinder des antichristlichen Uebels, und haben Gottes Harfen, und singen das Lied Mosis, des Knechtes Gottes und das Lied des Lammes, Offenb. 15.

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