Ridemann, Peter - Rechenschaft unsrer Religion, Lehre und Glaubens.

Inhaltsverzeichnis

Ridemann, Peter - Rechenschaft unsrer Religion, Lehre und Glaubens.

Von den Brüdern, die man die Huterischen nennt.

Seid allezeit erbietig zur Verantwortung Jedermann, der Grund fordert der Hoffnung, die in euch ist. 1. Pet. 3, 15.

Vorrede.

Dieweil den Glauben zu bekennen recht und gut und vor Gott angenehm und gefällig ist; dazu auch die Seligkeit darinnen steht, wie Paulus meldet Röm. 10: „So man von Herzen glaubt, so wird man fromm, so man aber auch mit dem Mund bekennt, so wird man selig“, so wollen wir auch in unserer Einfalt unseren Glauben und Zeugnis unseres Herzens und unserer ganzen Religion vortragen; allermeist aber darum, weil man so viel wider die Wahrheit lästert, welches doch nicht leer und ungestraft ausgeht. Auf daß sich aber niemand (dazu auch die Obrigkeit, die schon, vielleicht durch andere dahin verhetzt, ihre Hände ausgestreckt und an die Friedsamen des Herrn gelegt hat) weiter verschuldige (Zach. 2) und dem Herrn in seinen Augapfel greife, wollen wir unseren Glauben, Lehr und Leben so viel als möglich darlegen, an welchen jedermann unseres Erachtens genugsam sehen und erkennen soll, daß wir nicht wie man uns lästert und als Ketzer und Verführer ausschreit, von der Kirche, die in Christo Jesu ist, abgeschritten sind, dazu auch keine andere Rottung oder Sekte neben derselben angefangen, sondern vielmehr zu ihr genahet und uns ihr gänzlich verpflichtet haben, darinnen Gott und Christo mit reinem, unbefleckten und unanstößigem Gewissen zu dienen.

Aufs erste wollen wir vor uns nehmen die zwölf Hauptstücke des Bekenntnisses des christlichen Glaubens, darinnen die Allmacht des Vaters, die Gerechtigkeit des Sohnes und die Begnadung des Heiligen Geistes begriffen wird, und daß die Gemeine von Gott durch Christum angenommen und durch den Heiligen Geist gesammelt wird, was die Gemeine Christi und Gemeinschaft der Heiligen sei, daneben auch was der Glaube sei und wo er herkomme, was wir lehren von Gott und Abgötterei, auch daß Gott den Menschen in sein Bildnis geschaffen und was Gottes Bildnis sei, auch wie der Mensch dieselbig wieder verlassen habe und in die Sünde gefallen, dadurch er in den Tod geführet ist. Wollen auch daneben anzeigen was Sünde und Erbsünde sei und wie weit sie schade und verderbe. Nachdem wollen wir auch sagen wie der Mensch Gott und seine Gnade in Christo wieder finde, von der Reue, Buße und was rechte, wahre Buße sei, und wie der bußfertige Mensch Christo wieder eingesetzt (eingepflanzt) werde, auch vom Testament Gottes, vom Alten Testament, Gesetz, Evangelium und Neuen Testament, von der Kindertaufe und etlichen Gründen der Kindertäufer, darnach aber auch von der rechten Taufe Christi und seiner Kirche, wie man taufet und wer taufen und lehren soll, daneben auch von der Wahl und Unterschied der Ämter in der Kirche. Nachdem wollen wir auch reden vom Mißbrauch des Abendmahls und wiederum vom rechten Gebrauch Christi, und wollen daneben der Gemeinschaft der Güter auch nicht vergessen und auch von der Absonderung reden, dabei auch von der Ehe und Ehebruch, von der Obrigkeit, Kriegen und Steuer dazu, auch von Schwerter und Kleider machen. Daneben wollen wir auch sagen, ob ein Christ vor Gericht rechten und zu Gericht sitzen möge, dazu vom Schwören, Grüßen, Handbieten und Umfahen, also auch vom Beten, Singen, Fasten und Feiern, dazu auch vom Krämer, Wirt und Zutrinken. Wollen damit auch sagen vom Zusammenkommen, Kinderzucht, Bann und Wiederausnehmen; zuletzt vom ganzen Tracht, Wandel, Schmuck und Zier der Christen. In dem allen aber fleißigen wir uns zu haben ein unanstößiges Gewissen, beide vor Gott und auch den Menschen. Und wollen gern so viel möglich und an uns ist alle Menschen dahin reizen und bewegen, das ungöttliche Wesen zu verleugnen (Tit. 2) und sich mit ganzem Herzen zu Gott und seinem Christo zu bekehren. Gott der Herr wolle das Gedeihen geben und den Ratschlag seiner Knechte ausführen zu seinem Preis.

Solches bekennen wir nun, daß wir es von keinem Menschen, sondern vom Herrn im Himmel (von dem alle gute und vollkommene Gabe herkommt, (Jak. 1) haben. Darum wir auch ihm allein die Ehre (wie sie auch allein sein ist) zuschreiben und geben, und sagen, daß der dawider streitet, der widerstreitet den Gaben und Schenkungen Gottes. Wir aber können nichts wider, sondern für die Wahrheit, an der wir auch (mit Gottes Hilfe) gedenken zu bleiben bis an unser Ende zu seinem Preis. Amen.

Bekenntnis unsres Glaubens, Lehr und Lebens.

Wir bekennen Gott.
Erstlich bekennen wir, daß ein Gott ist, der in ihm und durch sich selbst besteht, der weder Anfang noch Ende hat, des alle Gewalt eigen ist im Himmel, auf Erden und im Abgrund, um welches willen ihm auch dieses Wort (Gott) allein zugehört und gebühret. Wiewohl auch sonst sind, die Götter (das ist Gewaltige) genannt werden, 1. Kor. 8, so ist doch nur ein einiger Gott und Gewaltiger über sie alle, so viel mehr denn alle andern, daß auch sonst keine Gewalt ist ohne die von ihm verliehen und gegeben wird. Nun aber seine Gewalt allein so groß ist, daß er alles hervorgebracht, formiert und gemacht hat, 1. Mose 1, jetzt noch alles erhält und wie es geworden ist, auch wiederum durch ihn seinen Ausgang hat, so müssen sich billig alle andern Götter oder Gewaltigen vor ihm schämen, vor ihm abschrecken und erzittern, sich bücken und ihm allein die Ehre lassen, 5. Mose 32. 39, denn seine Hand ist stark, er zerbricht und macht es wieder, er erniedriget und erhöhet, tötet und macht lebendig welchen er will. Darum er auch billig allein Gott genennet und geehret wird, wie er auch selbst sagt, 2. Mose 20: Höre Israel, der Herr dein Gott ist ein einiger Gott, und abermals, 5. Mose 4: Ich bin der Herr, dein Gott, und neben mir ist kein anderer. Also bekennen wir einen Gott. So bekennen wir nun, daß dieser, unser einiger Gott, Jes. 43, allenthalben und an allen Orten zugleich ist und daß er alles erfülle, beide das im Himmel und auf Erden ist, Jes. 6 Ps. 33, mit seiner Herrlichkeit, welche als Gottes Herrlichkeit, Kraft, Allmacht und Gottheit sich an dem Werk seiner Hände beweiset, ersehen und erkannt wird. Derhalben wie der Tag, ein Werk seiner Hände, so er aufgegangen ist, an allen Orten leuchtet und scheinet, und die Luft die ganze Erde erfüllet, durchgeht und an allen Orten zugleich ist, also und noch vielmehr der Schöpfer derselbigen beweiset sich getreulicher in allem Werk seiner Hände, in einem jeglichen in seiner Masse. Derhalben ist dieser einige ewige, allmächtige Gott, Joh. 14, die einige, ewige und unveränderliche Wahrheit, die in ihr selbst bestehet und ungeändert bleibt, ewiglich, Weish. 7, und gießt sich aus in die gläubigen Seelen, macht uns ihr ähnlich und gemäß und gleichförmig, aus daß wir in ihr leben und wandeln und die Wahrheit in uns bezeugen mit Worten und Leben, 3. Joh. 1.

Den allmächtigen Vater.
Gott, der die ewige Wahrheit ist, der ist Feind aller Unwahrheit und Lügen, allem falschen, äußerlichen und erdichteten Schein. Darum will er auch nicht von den Ungehorsamen, Joh. 8, und seinem Wort ungläubigen ein Vater genennet werden, wie die Worte beweisen, da er spricht: Bin ich euer Vater, wo ist denn meine Ehre, die man mir beweiset, Mal. 1, und an einem andern Ort: Die böse und unsinnige Art hat es mit ihm verderbet und sind nicht seine Kinder um ihrer Sünden willen. Denn Gott, der ein Geist ist, Joh. 4, will auch im Geist und in der Wahrheit angebetet und geehret werden. Die aber denselbigen Geist nicht haben, können ihn weder ehren noch anbeten, Röm. 8, wie David in den Worten beweiset, da er spricht, Ps. 50: Zum Gottlosen spricht Gott: Wie verkündigest du mein Gesetz aus und nimmst meinen Bund in deinen Mund, so du doch die Zucht hassest und meine Worte zurück wirfest. Daraus wird ja klar und offenbar, daß Gott von den Ungläubigen, Ungerechten und Sündern nicht will angebetet noch geehret werden, Joh. 9, dazu auch ihr Gebet nicht hören will. Über das ein jeglicher Sünder, während er in der Sünde bleibt und verharret und Gott einen Vater nennet, der redet die Unwahrheit, dieweil, wie oben gesagt, geschrieben steht: Sie sind nicht Gottes Kinder um ihrer Sünden willen, 5. Mose 82. Wer nun Gott mit Unwahrheit einen Vater nennet, der lästert Gott, der die Wahrheit ist, 1. Joh. 2, aus welcher auch keine Lüge kommen mag; gleichwie die Juden thaten und sprachen: Wir haben einen Vater Gott, denen aber Christus sagt, Joh. 8: Wäre Gott euer Vater, so hättet ihr mich lieb, denn ich bin ausgegangen und gekommen von Gott, und von mir selber bin ich nicht gekommen, denn er hat mich gesendet. Warum kennet ihr denn meine Sprache nicht? Darum, daß ihr mein Wort nicht hören möget. Ihr seid von dem Vater, dem Teufel, und nach seiner Lust wollt ihr thun. Der ist von Anfang ein Mörder und ist in der Wahrheit nicht bestanden. Also mag niemand Gott in der Wahrheit einen Vater nennen, als der sich ihm zu einem Kind gegeben hat.

Der Vater sendet darum aus Gnaden und väterlicher Treue und Liebe seinen Sohn vom Himmel, daß er uns wiederum zur Kindschaft holet und zum rechten Erbe einführet. Der nun, als er kam, allen die ihn aufnahmen (und noch aufnehmen) Gewalt giebt Gottes Kinder zu werden, Joh. 1. Die lehret er auch (und nicht die Welt), daß sie ihn einen Vater nennen sollen, da er spricht, Math. 6: Wenn ihr beten wollt, sollt ihr nicht viel plappern, wie die Heiden oder Ungläubigen thun, die meinen sie werden erhört, wenn sie viele Worte machen. So stellet euch nun denselben nicht gleich, denn der Vater weiß, was ihr bedürfet, ehe denn ihr ihn bittet. Darum so ihr beten wollet, so sprecht: Unser Vater, der du bist in den Himmeln. Hier (wie gesagt) lehret Christus nicht die Welt, sondern seine Jünger, die er von der Welt erwählet hat, Gott einen Vater nennen, Joh. 15, die ihn auch nicht allein mit dem Mund sondern in der Kraft und Wahrheit mit rechtem Herzen einen Vater nennen und sich auch als seine gehorsamen Kinder im ganzen Leben beweisen. Von welchen er auch weiter sagt: Ich sage hinfort nicht, daß ich den Vater für euch bitten will, denn er selbst der Vater hat euch lieb, darum daß ihr mich geliebet habt und glaubet, daß ich von Gott ausgegangen bin, Joh. 16, 26-57.

Unsern Vater.
Nun aber bekennen wir Gott als unsern Vater, darum, daß er uns aus Gnaden durch Christum angenommen und erwählet hat, daß wir sein Eigentum sein sollen, 1. Pet. 2, darum auch sein Wort vom Himmel gesendet, Eph. 2, und uns, da wir tot waren durch Gebrechen der Sünden, dadurch lebendig gemacht, 1. Pet. 1, oder geboren zu einer unvergänglichen Hoffnung, da er uns eingeführt hat, 2. Pet. 1, und eingepflanzet der göttlichen Art und Natur, indem er uns, nachdem wir dem Evangelium geglaubt, mit dem Geist der Verheißung versiegelt hat, Eph. 1, der nun alles in uns wirkt, thut und vollendet, die angenaturte Sünde in uns dämpfet, tötet und ausreutet, auf daß das Wahre, Gute, Rechte und Heilige, das er uns bringet und in uns pflanzet, einwurzeln, wachsen und Frucht bringen möge. Also versichert uns derselbige heilige Geist Gottes (durch seine wirkende Kraft in uns), daß wir Gottes Kinder sind, Röm. 8, durch den wir ihn auch fröhlich, sicher und wohl einen Vater nennen können und zu ihm in guter Zuversicht um alle unsere Anliegen kommen und ihn anrufen, dieweil wir wissen, daß er uns liebt, Joh. 16; Röm. 8, und in Christo alles übergeben hat und daß sein Ohr auf unser Schreien achtet, 1. Pet. 3, und aufmerkt, unser Anliegen zu erstatten. Derhalben wir auch, nachdem wir solche seine väterliche Gnade erkannt, haben wir uns ihm als Kinder ihrem Vater begeben in allen seinen Gehorsam und Willen, daß er uns und alle unsere Glieder brauche nach seinem eigenen Willen und Wohlgefallen; welches sein Werk wir als seine gehorsamen Kinder williglich mit rechtem Aufmerken dulden und leiden wollen und ihm unser ganzes Leben führen und Herz, Mund, Augen, Ohren, Hände, Füße und alle unsere Glieder regieren lassen, Gal. 2, also daß jetzt nicht wir, sondern der Herr in uns lebe und alles thue. So versorget er uns auch wie ein Vater seine Kinder und überschüttet und überfüllt uns mit allem Guten, 2. Kor. 6. Also ist Gott unser Vater und wir seine Kinder.

Der Himmel und Erde geschaffen hat.
Wir bekennen auch, daß Gott aus nichts Himmel und Erde mit allem, was darinnen ist, zu seiner Ehre und Glorie erschaffen und gemacht hat. Denn da Gott einig und allein war, mochte er auch von niemand sonst als ihm allein erkannt werden, welches aber seiner Herrlichkeit und Gottheit zu wenig war, dieweil er von niemand mochte gepreiset werden. Auf daß aber seine Herrlichkeit, Majestät und Gottheit würde ersehen, erkannt und gepriesen, schuf er Himmel und Erde mit allem, das darinnen ist, und machte den Himmel zu seinem Stuhl und Thron, Jes. 66, die Erde aber mit aller ihrer Zier gab er den Menschen und machte sie Herren derselbigen, daß sie darinnen den Schöpfer und Werkmeister erkennen lerneten, wie auch Paulus sagt, Röm. 1, daß Gottes ewige Kraft und Gottheit werde ersehen an den Werken von der Schöpfung der Welt an, so man des recht wahrnimmt und darauf merket und Acht hat. Hier ist offenbar, daß alle Kreatur Gottes den Menschen zur Lehre und Anleitung zu Gott vorgegeben und vorgestellt ist, sie sei auch wie sie immer wolle. Aber so bald sich der Mensch verkehret und von Gott abgewendet hat, ist ihm auch die Kreatur verkehret worden, daß wie sie ihm vorhin zu Nutz, zum Guten und Heil gedienet, jetzt im Gegenteil zum Schaden dienet, wie auch der weise Mann sagt, Sirach 39: Honig, Milch, Butter, Öl, Weizen, Korn, Mehl, Brot, Semmel, Gold, Silber, Erz und Eisen ist alles dem Gläubigen zum Guten erschaffen, den Ungläubigen aber und Sündern wird es alles in Schaden verkehret und gewendet. Also wie sie ihn zu Gott führen sollte, und doch vielmehr von ihm abführet und weiset, ist es jetzt doch nicht die Kreatur, sondern der böse Wille, das unrechte Annehmen und Mißbrauch der Menschen, damit sie sich ganz verderbt haben und eitel worden sind, wie geschrieben steht: Eitel und üppig sind alle Menschen, die das Wissen Gottes nicht haben und die aus den sichtbaren guten Dingen nicht haben mögen erkennen den, der für sich selbst und von Ewigkeit her ist und die aus den erschaffenen Werken nicht wahrgenommen und erkennet haben den Werkmeister derselbigen, Weish. 13, 1-3. Und das ist das erste Buch, das Gott selbst mit seinem Finger geschrieben und uns allen Menschen zur Lehre verfaßt hat, daß auch alle Menschen lesen können, keinen ausgenommen, er sei arm oder reich, gewaltig oder niedrig, edel oder unedel, gelehrt oder ungelehrt, dem zeiget, weiset und vorschreibt alle Kreatur den Gehorsam Gottes, denn sie alle warten auf ihren Werkmeister, gehorchen ihm und geben ihre Frucht nach seinem Geheiß zu rechter Zeit, Röm. 1, auf daß die Ungehorsamen und Übertreter der Gebote und Geheiße Gottes keine Entschuldigung haben, dieweil sie erkannten, daß ein Gott ist und haben ihm nicht als einem Gott gedienet noch gedanket, sondern sind in ihrem Dichten unnütz geworden, darum ihr unverständiges Herz verfinstert ist, daß sie, da sie sich für Weise hielten, zu Narren geworden sind und haben verwandelt die Ehre des unvergänglichen Gottes in ein Gleichnis eines erdichteten Bildes, eines vergänglichen Menschen oder anderer Kreatur. Darum wir auch von Herzen glauben, daß alle solche Kreatur Gottes, die er um seiner Ehre willen gemacht und erschaffen hat, aber der Mensch sie zu seiner Unehre und Schmach gebrauchet, ein Zeugnis wider denselbigen Menschen sein werden am jüngsten Gericht, ihn zu verdammen auf daß Gottes Urteil nach der Wahrheit über sie komme und sie, nachdem sie verdient haben, empfangen.

Wir glauben an Gott unseren allmächtigen Vater.
Nachdem wir uns allenthalben umgesehen aber aller Kraft los und machtlos gefunden haben, und daß weder Rat noch Hilfe vorhanden sei, ausgenommen in dem einigen, ewigen und allmächtigen Gott, in dem wir Kraft, Stärke, Macht, Herrlichkeit und überflüssiges Gut gesunden haben, und daß er helfen, beschirmen und wohl beraten kann, darum haben wir uns ihm angehängt, vertrauet und ergeben, daß wir etwas seiner Kraft empfingen, 1. Pet. 2, und dadurch unserer Schwachheit zum Teil entladen und los werden, auf daß wir seiner Gerechtigkeit leben möchten, glauben nun sicher und fest, daß wir in ihm alle guten Gaben, Jak. 1, und das ewige Leben haben, dieweil wir ihn haben, der das ewige Leben ist. Da wir nun solches alles in ihm finden, so glauben wir an ihn allein, legen unser Herz mit ganzem Vertrauen in ihn und hangen an ihm allein (alles andere verlassend) mit solcher Sicherheit, daß wir gewiß wissen, daß wir in ihm alles haben. Denn weil er selbst in seiner Art und Natur das ewige Leben ist und er uns desselbigen teilhaftig gemacht hat, Eph. 1, durch die Versiegelung unseres Glaubens durch seinen Heiligen Geist, der das Pfand solches unseres Erbes ist, und wir nun aus seiner Gnade (ihm sei Preis) sein Werk, das er in uns beweiset, empfinden, sind wir sicher und gewiß aller seiner Verheißung und Zusage und glauben fest und unbeweglich, daß er uns solches (als der nicht lügen kann) geben wird, Heb. 6, so gewiß als ob wirs schon haben. Derhalben wir auch mit Paulo sagen, Röm. 8: Wer will uns scheiden von der Liebe Gottes, Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefährlichkeit oder Schwert, wie geschrieben steht, Ps. 44: Um deinetwillen werden wir getötet den ganzen Tag, wir sind wie Schlachtschafe gerechnet. Aber in dem allen überwinden wir weit um deswillen, der uns geliebet hat. Denn ich bin gewiß, daß weder Tod noch Leben noch keine andere Kreatur uns von der Liebe Gottes scheiden soll. Nicht aber, daß wir von uns selber solche Macht haben, sondern wir glauben sicher und fest, daß die Stärke und Kraft, die wir in Gott gefunden haben, Tod, Welt, Sünde und Teufel überwunden und uns treu und fromm bis ans Ende und unbeweglich behalten werde zu Gottes Preis.

Wir bekennen auch Jesum Christum, den eingebornen Sohn Gottes.
Wir haben gesagt und bekennen, daß Gott einig sei, 5. Mose Kap. 6 und Kap. 4, und außer ihm kein anderer, der durch sich selbst in seiner Klarheit unveränderlich bleibet und bestehet ewiglich, Joh. 14, dieweil er Wahrheit ist, denn das ist sein Name ewiglich. So bekennen wir doch auch seinen Sohn, der im Vater war ehe denn die Welt gemacht ward und in dem sie bereitet ward, Joh. 1. Das ist das Wort, das im Anfang bei Gott war, Kol. 1, dadurch auch alles geworden ist, erhalten wird und auch wieder endet. Also haben wir den Vater und den Sohn, nun aber nicht zwei, sondern einen Gott, weil der Sohn ist nicht ohne den Vater, wiederum auch der Vater nicht ohne den Sohn, da sie beide nicht zwei, sondern eins sind, Joh. 14, der Sohn im Vater und der Vater im Sohne.

Jesus.
Das Wort vom Vater ausgegangen, aus daß der Schaden, 1. Mose 3, so durch die Übertretung Adams geschehen ist, geheilet und der Fall wieder zurecht gebracht werde, hat menschliche Art und Natur an sich genommen, ist vermenschet und Fleisch geworden, Joh. 1; 1. Kor. 15, aus daß wie durch einen Menschen der Tod gekommen, also auch durch einen Menschen die Auferstehung von den Toten und das Heil käme. Dieweil nun in ihm und keinem andern alles Heil ist, Apg. 4, hat er seinen Namen nach der Wahrheit mit sich gebracht, Luk. 2, welcher ihm genennet ist von dem Engel, ehe denn er in Mutterleibe empfangen ward (Jesus, das ist Heiland). Das ist der Heiland, der dem Tode die Gewalt genommen, seine Bande und Stricke zerrissen, Jes. 25; Hos. 13; 1. Kor. 15; Heb. 2, und uns, sein Volk erlediget und bereitet hat.

Christus.
Als aber der Tod (den keines Helden oder Riesen Stärke es noch einige menschliche Kraft zwingen oder überwinden mochte) uns so gar beherrschet, daß wir nimmermehr ledig werden mochten, so war eine andere denn menschliche Stärke vonnöten, darum auch das Wort, Joh. 1, das Gott selber ist, wiewohl es menschliche Natur an sich nahm, verließ es doch seine Kraft (durch die alles worden ist) nicht, auf daß der Tod durch sie bezwungen und überwunden würde. Denn obwohl das Wort menschliche Natur an sich nahm und Fleisch ward, so blieb doch die göttliche Fülle in demselben, wie auch Paulus bezeuget, Kol. 2: In ihm wohnet die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig oder wesentlich. Daher er auch Christus oder der Gesalbte Gottes genennet wird, wie denn von ihm geschrieben steht, Jes. 61, Luk. 4: Der Geist des Herrn ist über mir, derhalben er mich gesalbet und das Evangelium zu verkündigen gesandt hat. Also hat er allein die Macht den Tod zu überwinden, Joh. 5, und lebendig zu machen, welche er will, und von seiner Fülle, Joh. 1, zu geben welchen und wie er will. Die nun von ihm nehmen oder empfahen, werden durch ihn Christen oder Gottes Gesalbte, sonst haben sie den Namen vergebens.

Eingeboren.
Das ist der eingeborne Sohn des Vaters, Joh. 1, und in die Welt gekommen ein Licht, daß er unsere Finsternis (damit wir behaftet und umgeben waren) erleuchte und Licht mache, wie auch geschrieben steht, Jes. 9, Math. 4: Das Volk, das in Finsternis saß, hat ein großes Licht gesehen und denen, die im Ort und Schatten des Todes saßen, ist ein großes Licht ausgegangen; und wie er auch selbst zeuget, Joh. 8: Ich bin das Licht der Welt, auf daß wer an mich glaubet, nicht in der Finsternis wandle, sondern das Licht des Lebens habe. Er ist aber darum der Eingeborne, daß er einig vom Vater ausgegangen ist, Heb. 1, so viel anders als die Kreatur, so vieler einen besseren Namen denn die Engel überkommen hat, da er die einige Kraft Gottes ist, dadurch alle seine heiligen Engel und andere Kreaturen gestalltet und erschaffen sind, darum er auch das Erbrecht des Erstgebornen beim Vater hat, also daß sich vor ihm alle Knie beugen müssen und alle Zungen bekennen, daß er der Herr sei zum Preis Gottes, des Vaters, Phil. 2, 5-11.

Sohn.
Dieweil das Wort von der Wahrheit ausgegangen und geredet ist, so wird es darum der Sohn genannt, auch die Wahrheit, die geredet hat der Vater als von dem das Wort gekommen sei, Joh. 8, Joh. 14. Nun ist es von Gott ausgegangen und doch in ihm geblieben, dieweil er allenthalben und an allen Orten ist, mit seiner Größe den Erdkreis füllet, mit seiner Höhe in den Himmel reicht. Ein Wort, das von Menschen ausgehet, reißet sich wohl (seiner Schwäche halber) von ihm; das Wort aber, das von Gott ausgehet, bleibet (seiner Kraft, Größe und Stärke halber) in ihm für und für und mag durch keinen Weg von ihm abbrechen. Also ist das Wort oder die Wahrheit, Joh.6, oder der Sohn mit dem Vater eins, Joh. 1, ja eine Kraft ist es und ein Wesen (wiewohl der Namen zwei sind), dadurch alles erhalten wird, Kol. 1, Apgesch. 17, dadurch wir auch alle leben, wandeln und sind. Und ohne dieser Kraft kann und mag niemand sein Wesen haben, Heb. 1; und ist der Sohn der Glanz der Herrlichkeit des Vaters und das Ebenbild seines Wesens, der uns nun gefangen nimmt in seinen Gehorsam und führet uns in seine Wegen, lehret uns seine Art, Sitten und Tugenden, auf daß er dadurch je mehr und mehr den Menschenkindern bekannt werde.

Wir bekennen Christum einen Herrn.
Wiewohl wir sehr wohl wissen, daß niemand Jesum einen Herrn heißen kann ohne durch den Heiligen Geist, 1.Kor. 12, und daß alle die, so ihn nach der Wahrheit einen Herrn bekennen, sollen seines Geistes Kinder sein oder müssen denselbigen haben. Dieweil wir aber nicht unwissend sind seiner Gnade, die uns von Gott durch ihn gegeben und widerfahren ist, so bekennen wir ihn auch als einen Herrn, wie es auch billig ist, Math. 28, dieweil ihm alle Gewalt vom Vater übergeben ist, nicht allein im Himmel, sondern auch aus Erden und im Abgrund. Darum ihn auch alle unreinen Geister fürchten, erschrecken und vor ihm erzittern, Mark. 5; Heb. 2, dieweil er sie überwunden, gebunden und ihnen ihre Gewalt genommen, und den Raub (uns, die sie im Tod gefangen hatten) geledigt und befreiet hat. Wer mag ihm aber solche Herrlichkeit und Ehre in der Wahrheit geben und zuschreiben. es sei denn, daß er solches Siegs in sich empfinde, nämlich, daß Christus auch in ihm den Teufel überwunden, seine Stricke (das ist die Sünde) zerrißen oder weggenommen, ihn gelediget und befreiet, 1. Joh. 2, und mit Gott versöhnet habe; denn wer es sonst gleich thut, redet vielmehr aus einem Wahn und erdichteten Glauben oder aus Hörensagen, als nach der Wahrheit; darum er auch Christum als einen Herrn nicht bekennet, wie oben aus Paulo gesagt, 1. Kor. 12, daß ihn niemand ohne durch den Heiligen Geist einen Herrn heißen möge. In dem aber Christus also siegen soll, der muß sich von ganzem Herzen begeben sein Werk zu dulden oder zu leiden. Wo aber das nicht geschieht, da wirket auch Christus in demselbigen Menschen nicht, darum bleibet er in seinen Sünden für und für.

Unsern Herrn.
Wir bekennen Christum unsern Herrn, dieweil er uns selbst erkauft, daß wir sein Eigentum sein sollen, 1. Pet. 1, mit seinem eigenen Blut, da er uns durch die Besiegung und Überwindung des Teufels (in seinem Tod) von den Banden desselbigen gelediget, befreiet, erlöset und mit Gott seinem Vater versöhnet hat, 2 . Kor. 5; 1. Pet. 2, und uns ihm und seinem Vater ein königlich Priestertum, dazu eine Wohnung und Behausung Gottes, 2. Kor. 6, gemacht und bereitet hat, und nun sein Werk in uns angefangen zu wirken, auf daß die Sünde (von der er uns erlöset hat, Joh. 8), ob sie sich wohl in uns erreget, nicht überhand nehme und uns weiter verderbe und in den Tod führe und bringe. Dieweil er nun unsre Glieder beherrschet, regieret und nach seinem eigenen Willen brauchet und sich also selbst in uns beweiset, in uns lebet und alles thut, wir aber unsre Glieder ihm gänzlich dazu begeben—haben, daß sie aus ihn warten, sein Werk zu dulden und alle seinen Willen zu leiden, so ist er auch billig unser Herr, wie auch Paulus sagt, Röm. 6: Welchem ihr euch zu Knechten in Gehorsam begebet, des Knechte seid ihr geworden, dem ihr gehorsam seid. Nun aber solcher sein Gehorsam nicht menschliches, sondern göttliches Werk ist, 2. Kor. 3, wir aber solches sein Werk (ihm sei Preis) in uns befinden, so heißen wir ihn in Kraft desselbigen Geistes nach der Wahrheit einen Herrn, und sagen recht daran, denn er ists auch, wie er selbst sagt, Joh. 13: Ihr heißet mich Meister und Herr und saget recht daran, denn ich bins auch.

Empfangen von dem Heiligen Geist.
Als sich die Zeit der Erbarmung (darinnen Gott seine Verheißung erfüllen und sich des verderbten menschlichen Geschlechts erbarmen wollte), nahte und herbeikam, sandte er sein Wort, (welches im Anfang in und bei ihm war, Joh. 1, Luk. 1) durch Gabriel, seinen Boten zu einer Jungfrau, die zuvor von ihm dazu erwählet war, Eph. 1, welche, sobald sie glaubte, mit dem Heiligen Geist versiegelt ward, wie denn zu ihr gesagt ist, Luk. 1: Die Kraft aus der Höhe wird dich überschatten und der Heilige Geist wird von oben herab in dich kommen, darum auch das Heilige, das von dir geboren wird, Gottes Sohn genennet werden wird. Also mitwirkte der Heilige Geist ihrem Glauben, daß das geglaubte Wort von ihr menschliche Natur annahm, Heb. 2, und eine lebendige Frucht ward, und ward also vollendet, was Gott angeschlagen und vorgenommen, 1. Mose 3; Jes. 7, hat zu thun, auf daß offenbar würde, auf welchem Weg, welcher Gestalt und Weise Gott seinen Christum in die Welt senden wollte. Denn weil die Sünde von Adam eingeführet ward in die Welt, 1. Mose 3, Röm. 5, und durchging über alle, die von ihm adamischer Weise (wie ihnen von Gott befohlen war, sich zu mehren, 1. Mose 1, geboren waren, so war vonnöten, daß dieser, 1. Joh. 3, der die neu eingeführte Sünde wieder hinnehmen und auslösen sollte, einen ganz andern (als adamischer Weise) Anfang hätte, also daß, wie wir in der Schwachheit des Fleisches und menschlicher Gebrechen, er aber in der Kraft Gottes empfangen wurde. Denn durch Vermischung oder Zusammenkommung des Heiligen Geistes mit dem Glauben der Maria, Luk. 1, ist das Wort empfangen und vermenschet worden, und hat seine Menschheit nicht mit sich vom Himmel gebracht, sondern von Maria empfangen und genommen. Darum unterscheidet auch Paulus beide Naturen Christi, Röm. 1, als: Der da ist von dem Samen Davids nach dem Fleisch, aber kräftiglich erwiesen ein Sohn Gottes nach dem Geist, der da heiliget seit der Zeit er auferstanden ist von den Toten. Weil er nun einen andern (als adamischer Weise) Eingang in die Welt hat, so ist er auch ein andrer Mensch, ja ein solcher, der ohne alle Neigung zu der Sünde sein Leben in der Kraft Gottes vollführet und vollendet hat, 2.Kor. 5,19; Hebr. 4, 14-15. Dieweil er aber an der Kraft stärker ist, Kol. 2, und nicht allein uns, sondern auch die Engel an Kraft und Stärke übertrifft, weil die ganze Fülle der Gottheit wesentlich in ihm wohnet, Jes. 53; 1. Pet. 2; 2. Kor. 5, so hat ihm Gott auch unsre Schwachheit aufgeladen, wie geschrieben stehet: Gott hat den, der von keiner Sünde wußte, für uns zur Sünde gemacht, auf daß wir der Sünden los würden und der Gerechtigkeit leben möchten, 1. Pet. 2, denn um deswillen ist er auch in die Welt gesendet worden.

Geboren von Maria, der Jungfrau.
Also bekennen wir, daß Maria diese ihre Frucht ohne Verrückung ihrer Jungfrauschaft empfangen und geboren hat, Jes. 7; Matth. 1; Luk. 2, und daß sie in und nach der Geburt sowohl eine Jungfrau gewesen sei als vorher, ganz unverletzt. Und hat (bekennen wir) geboren den Heiland der Welt, einen Trost und Hoffnung aller Gläubigen, Luk. , und eine Ehre Gottes des Vaters; den Heiland, der da nicht sei ein erdichteter oder phantastischer, sondern wahrer und recht geschaffener Mensch, Phil. 2, der auch allenthalben (nichts ohne allein die Sünde ausgenommen) beschweret und versucht worden ist, damit er sich als wahrer Mensch bewiesen hat.

Gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuziget, gestorben und begraben.
Mir bekennen auch, daß nachdem er das Werk des Vaters, dazu er gesendet war, vollendet, Joh. 17, den Menschen des Vaters Namen kund gemacht, Matth. 4, und sie die Buße und den Glauben zu Gott gelehret hatte, ward er aus bedachtem Rat des Vaters in die Hände der Sünder übergeben, Matth. 27; Mark. 15; Luk. 22; Joh. 19, welche — ihn nach viel Schmach und Peinigung mit der allerschmählichsten Todesart, nämlich mit der Kreuzigung getötet haben. Hier bekennen wir mit Petro, daß er getötet ist nach dem Fleisch, 1. Pet. 3, das ist so viel er des Samen Davids und von Maria gekommen ist, Röm. 1; Luk. 2, aber lebendig gemacht nach dem Geist, und sagen, daß nicht die göttliche, sondern die menschliche Natur Christi gestorben sei; die göttliche aber, so viel sie vom Himmel gekommen ist, die menschliche verlassen und dazumal von ihm gewichen sei, auf daß die Schrift erfüllet würde, die da spricht, Ps. 8: Du hast ihm eine kleine Zeit mangeln lassen an Gott und hast ihn mit Preis und Ehren wieder gekrönet, von welchem der Apostel also redet, Heb. 2: Dem, der eine kleine Zeit der Engel (oder an Gott) gemangelt hat, sehen wir, daß es Jesus ist, durch das Leiden und den Tod mit Preis und Ehre gekrönet, da er aus Gottes Gnaden für uns alle den Tod schmeckte. Weil aber unsre Übertretung und Sünde, 1. Mose 3;. Jes. 53, den Vater beweget, daß er ihm dieselbige aufgelegt und ihn darum in den Tod gegeben hat, so bekennen wir, daß ihn unsre Sünden gekreuziget haben. Darum auch noch alle die, so in Sünden beharren, nicht aufhören, den Sohn Gottes zu kreuzigen, Heb. 6, und für einen Spott zu halten. Denn er ist gekommen, daß er unsre Sünde hinwegnehme, 1. Joh. 3, und die Werke des Teufels zerstöre. Die ihn aber dieselbige nicht von sich hinwegnehmen lassen, sondern für und für darinnen bleiben, die spotten seiner Zukunft in die Welt, Heb. 10, und achten das Blut des Testaments Gottes unrein, darum ihnen auch sein Leiden und Sterben kein Trost, sondern eine Ursache des ewigen Gerichts ist. Darum ist er wiederum von dem Kreuz abgenommen und in ein Grab gelegt worden, Matth. 27; Mark. 15; Luk. 23; Joh. 19, auf daß das Wort, von ihm geredet, erfüllet würde, da er spricht, Joh. 12: Es sei denn, daß das Weizenkörnlein in die Erde geleget werde und ersterbe, so bleibt es allein, so es aber in die Erde geworfen und erstorben ist, so bringet es viele Frucht. Er ist aber darum in die Erde gelegt worden und wieder auferstanden, auf daß alle, die entschlafen sind und in der Erde liegen, durch ihn hervorgehen und wieder auferstehen, wie auch geschrieben steht, Joh. 5: Es kommt die Stunde, daß alle, die in den Gräbern liegen, seine Stimme hören und werden hervorgehen, die Gutes gethan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Böses gethan haben, zur Auferstehung des Gerichts und Verdammnis.

Niedergestiegen zu der Hölle.
Auf daß er nun alles erfüllet, Eph. 4; 1. Pet. 3, so bekennen wir, daß er in dem auch hingegangen sei an die untersten Örter der Erde, nämlich an den Ort des Gefängnisses, da behalten wurden die, so vor Zeiten ungläubig waren dem Wort, das zu ihnen gesagt ward, und hat verkündigt den Geistern darinnen, daß das Wort des Heils nun gesendet sei, 1. Pet. 1, welches zuvor bei Gott also vorgesehen und den Menschen verheißen ward, 1. Mose, Kap. 3 und 12, daß alle die, welche es von Herzen glauben, die Erledigung darinnen haben sollten, Heb. 2, und, daß er nun dem Tod, Hölle und Teufel, der sie lang betrogen und verführet, die Gewalt (nach des Vaters Verheißung) genommen hat.

Am dritten Tage wieder auferstanden von den Toten.
Wir bekennen auch, daß nachdem er durch seinen Tod dem Tode die Macht genommen hat, Jes. 25; Hos. 13; 1. Kor. 15, durch die Kraft des Vaters wiederum vom Tode auferstanden, Apgesch. Kap. 2 und 3, und der Erstling unter denen, die ererben sollen die Seligkeit, geworden sei, nachdem auch unmöglich war, daß er von dem Tode sollte oder möchte behalten werden, wie David von ihm sagt: Ich habe den Herrn allezeit vor mein Angesicht gesetzt, denn er ist zu meiner Rechten, auf daß ich nicht beweget werde. Darum ist mein Herz fröhlich und meine Zunge freuet sich, denn auch mein Fleisch wird ruhen sicher oder in der Hoffnung, denn du wirst meine Seele nicht in der Grube lassen und nicht zugeben, daß dein Heiliger die Verwesung sehe. Also bekennen wir, daß er auferstanden ist von den Toten; darum aber gestorben und wieder auferstanden, auf daß er über die Toten und Lebendigen ein Herr sei, Röm. 14; Heb. 2, der, nachdem er den Teufel und Tod überwunden hat und wieder auferstanden ist, Dan. 7, ist ihm vom Vater Gewalt, Macht und königliche Würde gegeben worden, wie er auch selber sagt, Matth. 28: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und aus Erden. Ist also seinen Jüngern, den zuvor Erwählten, seinen Zeugen etliche Tage lang erschienen, Luk. 24; Joh. 20 und 21; 1. Kor. 15, hat nach seiner Auferstehung mit ihnen gegessen und getrunken, und dabei ihnen Befehl gegeben, ihm seine Braut, Gemeine und Kirche zu versammeln, Apgesch. 10; Matth. 28; Mark. 16, die Buße und Vergebung der Sünden allen Völkern zu verkündigen und den Gehorsam des Glaubens auszurichten in seinem Namen.

Aufgefahren gen Himmel, sitzet zur Rechten seines allmächtigen Vaters.
Wir bekennen auch, daß er aufgefahren ist über alle Himmel, Eph. 4; Apgesch. 7, und sich gesetzt zu der Rechten der Kraft, Macht, Gewalt und Herrlichkeit und Klarheit des Vaters, welche das Wort von ihm hatte, Joh. 17, ehe denn der Welt Grund gelegt ward, aber sich derselbigen entäußert, sie abgelegt und verlassen, da er in einer armen, niedrigen und knechtlichen Gestalt in die Welt kam, wie Paulus sagt, Phil. 2: Er hat es nicht für einen Raub geachtet, Gott gleich sein, sondern hat sich selbst entäußert und die Form und Gestalt eines Knechtes an sich genommen und ist worden als ein andrer Mensch und an Geberden als ein Mensch erfunden. Als er aber sein Amt ausgerichtet und vollendet hatte, sprach er, Joh. 17: Verkläre mich nun wiederum, du Vater, mit der Klarheit, die ich vor dir hatte, ehe denn die Welt gegründet war. Denn wie sich das Wort der Herrlichkeit und Klarheit entäußert hat, Joh. 1, und ward vermenschet und nahm menschliche Natur an sich, Luk. 2; Heb. 2, so ist doch dieselbe menschliche Art und Natur ihrer Schwachheit wieder abgestorben und lebet und regieret nun in der Kraft Gottes von Ewigkeit zu Ewigkeit. Also hat er vom Vater Gewalt, Macht und Erbrecht überkommen, Joh. 5, daß wie der Vater das ewige Leben in ihm selber hat, also auch der Sohn dasselbige in ihm selber habe, und es auch geben und mitteilen möge, welchen er wolle, das ist, allen denen, die an seinen Namen glauben, wie auch geschrieben steht, Joh. 6: Das ist der Wille des Vaters, der mich gesandt hat, daß wer den Sohn siehet und glaubet an ihn, nicht verloren werde, sondern das ewige Leben habe. Dieweil er sich aber zu der Rechten der Kraft Gottes gesetzt hat, Heb. 5, und unsre Schwachheiten wohl weiß und kennt, als der auch selbst (jedoch ohne Sünde) in aller Masse und Weise versucht sei, 1. Tim. 2, ist er unser Mittler, Fürsprecher und Versöhner geworden, uns beim Vater zu vertreten, wie Johannes zeuget, 1. Joh. 2: Wir haben einen Fürsprecher bei Gott, Jesum Christum, der gerecht ist; und derselbige ist die Versöhnung für unsre Sünden, nicht aber allein für die unsrigen, sondern auch für der ganzen Welt. Das ist nun unser Trost, Hoffnung und Sicherheit, der wir uns in aller unsrer Trübsal und Elend trösten, 1. Kor. 15, dieweil wir wissen, daß wir nicht allein in dieser Welt auf Christum hoffen.

Von dannen er kommen wird zu richten die Lebendigen und die Toten.
Wir bekennen auch, daß der Vater dem Sohn das Gericht übergeben hat, Joh. 5, darum er auch, (aber erschrecklich) kommen wird, nämlich mit flammendem Feuer, Rache zu geben über alles gottlose Wesen und Unrecht der Menschen, 2. Thess. 1; Röm. 2, und zu vergelten Preis und Ehre und unvergängliches Wesen denen, die mit Geduld in guten Werken trachten nach dem ewigen, unvergänglichen Leben, Joh. 5. Der aber, dem vom Vater Gericht zu halten Gewalt und Macht gegeben ist, spricht also, Joh. Kap. 8 und 12: Ich richte niemand, das Wort aber, das ich zu euch geredet habe, wird euch richten am jüngsten Tage, welches auch den, der sich ihm von Herzen ergeben hat und sich das Wort in diesem Leben hat richten, regieren und führen lassen, rechtfertigen wird, den aber, der dem Wort hier nicht gehorchet noch gehorsam gewesen ist, wird es verdammen, Mark. 16; 2. Thess. 1. Darum sagen wir, daß zu der Zeit der letzten Posaune, wenn des Menschen Sohn kommen wird in seiner Herrlichkeit mit seinen heiligen Engeln vom Himmel, und die Toten aus den Gräbern auferstehen werden, ihm zu begegnen, Joh. 5; 1. Thess. 4, einem jeglichen sein Urteil schon gefället sei, wie die Worte Christi erweisen, da er spricht, Joh. 3: Wer nicht glaubet, der ist schon gerichtet; dazu auch die Stelle, da er uns den Ausspruch des letzten Urteils vorhält mit diesen Worten, Matth. 25: Wenn des Menschen Sohn kommen wird in seiner Herrlichkeit, mit seinen heiligen Engeln, dann wird er sitzen auf dem Stuhl seiner Herrlichkeit. Und es werden vor ihm versammelt werden alle Völker, und er wird sie von einander scheiden, wie ein Hirte die Schafe von den Böcken scheidet; und wird die Schafe zu seiner Rechten, die Böcke aber zu seiner Linken stellen. Also achten wir, daß es klar gesagt sei, daß ein jeglicher schon (der Fromme zum Leben und der Gottlose zum Tod) gerichtet und verurteilt sei, Joh. 5, ohne allein, daß Christus solches Urteil ausspreche und einem jeglichen seinen Ort anweisen wird, wie aus den Worten klar wird: Kommet her, ihr Gesegneten meines Vaters, besitzet das Reich, das euch von Anfang bereitet ist. Denn ich bin hungrig, durstig, nackt, ein Gast, krank und gefangen gewesen, und ihr habt mir gedienet. Zu den andern aber: Gehet hin, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das dem Teufel und seinen Engeln von Anfang bereitet ist, denn ich bin euer notdürftig gewesen und ihr habt mir nicht gedienet. Weil aber Daniel sagt, Dan. 7: Das Gericht ward besetzt und die Bücher aufgethan, und Johannes, Offb. 20, nach ihm bezeuget, daß die Toten gerichtet wurden nach der Schrift, die darinnen geschrieben stand, und empfingen nach ihren Werken, also glauben wir, daß zugleich alle unsre Worte und Werke, seien sie nun gut oder böse, vor Gott und seinem Sohn einem jeglichen also behalten sind, als ob sie in ein Buch geschrieben wären, und daß Gott alsdann einem jeglichen all sein Thun vorhalten und zeigen wird, wie auch Paulus sagt, 1. Kor. 3: Der Tag des Herrn wird es alles offenbar machen, auf daß ein jeglicher wisse, warum er selig sei oder verdammt werde.

Wir glauben an Jesum Christum, seinen Sohn, unsern Herrn.
Wir glauben an Jesum Christum, daß in ihm all unser Heil und Erlösung sei, daß er des Vaters Zorn gestillet habe und Gott durch ihn der Welt versöhnet sei, 1.Joh. 2, wie auch Paulus sagt: Gott war in Christo und versöhnte die Welt mit ihm selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu, 2. Kor. 5. Also sind wir durch ihn mit Gott versöhnet, und ist sonst kein andrer Name, darinnen wir mögen selig werden, denn in dem Namen Jesu Christi von Nazareth, Apgesch. 4. Erstlich glauben wir, daß wir in Christo die Erlösung haben, oder, daß uns Christus aus der Gewalt und Stricken des Teufels, damit er uns gefangen hielt, erlöset habe, Heb. 2, dieweil er dem Teufel die Gewalt genommen, ihn bezwungen und überwunden hat. Die Stricke des Teufels, damit er uns gefangen hielt, sind die Sünden, in denen wir gefangen lagen, und dieneten dem Teufel durch Übung derselbigen, Eph. 3, bis daß Christus kam durch den Glauben in uns zu wohnen, und durch seine Kraft und Wirkung die Sünde in uns hat geschwächet, gedämpfet, getötet und hingenommen, 1. Joh. 3; 1. Pet. 2, auf daß wir der Sünden los würden und der Gerechtigkeit lebeten. Welche Gerechtigkeit aber er selbst in uns wirket und vollbringet, dieweil wir ohne ihn nichts vermögen, Joh. 15.

Dieweil nun er selbst, der Herr, in uns das Werk treibet und die Sünde also hinnimmt, die wir sonst nicht mochten los werden, aber nun durch ihn so viel gelediget sind, daß uns die Sünde (welcher wir lang gedient haben), nicht wie vorher beherrschen möge, Röm. 6, ob sie sich wohl in unsern Gliedern erreget, so ist er unser Erlöser in der Wahrheit. Wer aber noch für und für in Sünden beharret und noch darinnen lieget oder damit gefangen ist, und saget doch, Christus habe ihn erlöset, der thut eben, als wenn ein Gefangener (der an Händen und Füssen gebunden ist) spräche, er wäre los. Wer würde denn das nicht für eine Thorheit halten? Joh. 8. Denn wer da sagt, er sei los, wenn er gefangen ist, der sucht und begehret um so viel weniger los zu werden. Also auch der da sagt, es habe ihn Christus von Sünden erlöset und doch noch darinnen lebet, der zeiget an, daß er so viel weniger davon begehret los zu werden. Aber, wie oben gesagt, durch seine Zukunft in uns hat er uns von der Sünde gelediget, auf daß wir der Gerechtigkeit Knechte wären, Röm. 8; 1. Joh. 3; Röm. 6. Nun aber, sagen auch ihrer viel, allermeist aber die Lutherischen, Christus sei ihre Gerechtigkeit und Frömmigkeit, so sie doch noch in allen Greueln und aller Geilheit leben und wandeln, welches nichts anders ist, Jes. 29, denn sich mit dem Mund zu Gott nahen, da das Herz weit von ihm ist, Matth. 15, darum es auch vielmehr eine Abführung von Christo als ein Bekenntnis Christi ist, um der Ursache willen, daß die Menschen dadurch aufgehalten werden, daß sie nach der wahren Gerechtigkeit, die in Christo Jesu ist (oder daß Christus ihre wahre Gerechtigkeit würde) nicht trachten, und bleiben also in ihren Sünden für und für. Wir aber bekennen Christum darum unsre Gerechtigkeit und Frömmigkeit, daß er selbst die Gerechtigkeit und Frömmigkeit (dadurch wir Gott Geliebte werden und angenehm) in uns wirket und beweiset und thut, Joh. 15; Phil. 8, und daß wir sonst keine Frömmigkeit haben, ohne die er allein thut und in uns wirket. Wiewohl viele wider uns schreien, daß wir durch unsre eigenen Werke suchen fromm zu werden, so sagen wir aber nein dazu, denn wir wissen, daß alle unsre Werke, so viel sie unser sind, nichts denn lauter Sünde und Unrecht sind, Röm. 14; Joh. 16, so viel sie aber Christi sind und Christus sie in uns thut, so viel sind sie Wahrheit, gerecht und gut, Gott angenehm und gefällig; welches wir uns auch nicht schämen zu verkündigen und rühmen, weil der Engel zu Tobias sagt, Tob. 12: Die Heimlichkeit des Königs ist gut zu verschweigen, aber die Werke Gottes zu offenbaren und zu verkündigen ist ehrlich. Denn durch solche seine wirkende Kraft oder Wirkung führet er uns in seine Art, Natur oder Eigenschaft, 2. Pet. 1; Joh. 15, darum ist es eine Frömmigkeit, die da selig macht und zu Gott führet. Also ist Christus unsre Gerechtigkeit und Frömmigkeit, Gal. 2, dazu auch unser Leben, dieweil wir nicht selbst, sondern Christus in uns lebet. Also ist er auch unsre Auferstehung und Heil und alles mit einander, Luk. 2. Wir glauben auch, daß die Vermenschung Christi, Phil. 3, uns eine Verklärung sei, und sein Leiden und Sterben unser Heil und Leben, daß wir alles in ihm haben.

Wir bekennen den Heiligen Geist.
Dieweil die Gottheit, ihre Kraft, Macht, Art, Eigenschaft und Wesen, an dem Geschöpf, dem Werk der Finger Gottes erkannt und uns vorgemalet wird, Röm. 1, so sagen wir, daß gleich wenn einer redet, mit dem Wort den Odem ausläßt und ausdringet, daß von ihnen beiden, dem Sprechenden und dem geredeten Wort ein lebendiger Odemwind bläset und Stimme erschallet und hervorgeht, also kommt der Heilige Geist von dem Vater und dem Sohne, oder von der Wahrheit und dem Wort, Joh. 8. Wie aber der Sohn oder das Wort vom Vater ausgeht, Joh. 14, und doch in ihm bleibet, also der Heilige Geist von ihnen beiden, und bleibet in ihnen beiden für und für ewiglich. So bekennen wir nun, daß er zugleich mit dem Vater und dem Sohne Gott ist, und sind also der Namen drei, 2. Mose 20; 5. Mose Kap. 5 und 6, aber doch nur ein einiger Gott, reich über alle, die ihn anrufen. Denn gleichwie Feuer, Hitze und Schein drei Namen sind, und doch nur eine Substanz, Materie und Wesen, also auch Gott der Vater, Sohn und Heiliger Geist sind drei Namen und doch nur ein Wesen. Und wie Feuer, Hitze und Schein sich nicht teilen oder von einander scheiden, sondern wo eins ist, da sind sie alle drei, wo aber das eine mangelt, da ist ihrer keins, also auch der Vater, Sohn und Heilige Geist, wo deren einer ist, da sind sie alle, welchem aber einer mangelt, der hat ihrer keinen, Joh. 14; 1. Joh. 2. Denn so wenig von dem Feuer die Hitze und der Schein mag genommen werden, daß doch das Feuer bleibe, also und noch viel weniger der Sohn und Heilige Geist vom Vater. Wie aber der Odem das Wort stimmet und ihm Gestalt und Laut giebt, also machet der Odem, Wind und Geist Gottes das Wort in uns lebendig und thätig, Heb. 4; Joh. 16, und führet uns in alle Wahrheit; das ist die Kraft Gottes, die alles thut, wirket und vollendet, alles befestiget, zusammenfüget, tröstet, lehret, unterweiset und durch solches alles sein Werk uns das versichert, daß wir Gottes Kinder sind.

Wir glauben an den Heiligen Geist.
Mir glauben, daß wir im Heiligen Geist allen Trost, Ergötzung und Fruchtbarkeit haben, und daß er alles bekräftige, vollbringe, ausrichte und vollende, Joh. 16; Röm. 8, uns auch lehre, berichte, unterweise, der Gotteskindschaft versichere und uns mit Gott eins mache, und daß wir also durch sein Werk der göttlichen Art und Natur eingeleibet und mitgenössig werden, welches sein Werk wir in der Wahrheit und Kraft (Gott sei Lob) in uns finden in der Erneuerung unsrer Herzen. Denn das ist uns eine gewisse Sicherheit mit Gott, daß er unser Herz so viel ihm nachgezogen und ihm zu einer Behausung gemacht hat, 2. Kor. 6; 1. Joh. 3, und den Greuel, die Sünde und Lust zu derselbigen hingenommen und von unsern Herzen entfernt hat, die Herzen aber seinem Wort anhänget, das zu suchen, lieben und mit Fleiß zu hören; nicht aber allein zu hören, sondern auch zu bewahren und mit allem Fleiß darnach zu wandeln, 1. Kor. 12. Dieses aber thut und wirket in uns (glauben wir) der Heilige Geist.

Durch ihn versammelt eine heilige christliche Kirche.
Mir bekennen auch, daß ihm Gott durch Christum ein Volk erwählet, angenommen und erworben habe, das da sei ohne Runzel, ohne Flecken, ohne Tadel, ohne Makel, Eph. 5; 1. Pet. 1, sondern rein und heilig, gleichwie er heilig ist. Derhalben ein solch Volk, Gemeine, Versammlung oder Kirche durch den Heiligen Geist gesammelt und zusammengebracht wird, der sie auch hinfort regieret, beherrschet und alles in ihr ordnet, Luk. 24; Apgesch. Kap. 1 und 2, der auch alle Glieder derselbigen zugleich in einerlei Sinn und Meinung einführet, daß sie allein nach Christo Jesu gesinnet seien, Apgesch. Kap. 2 und 4; 1. Kor. 2; Phil. 2, nach ihm arten und sich allezeit an ihn halten und sein befleißen wie eine Braut oder Vermählte ihres Bräutigams, ja als die mit ihm ein Leib, eine Pflanze und einerlei Gewächs seien, Röm. 12; Joh. 15; Röm. 8, die einerlei Frucht tragen, denn Paulus sagt: Die der Geist Gottes treibet, die sind Gottes Kinder; und abermal: Derselbige Geist versichert unserm Geist, daß wir Gottes Kinder sind. Weil denn die Kirche eine Versammlung der Gotteskinder ist, wie geschrieben steht: Ihr seid der Tempel des lebendigen Gottes, wie denn Gott spricht: Ich will in ihnen wohnen und in ihnen wandeln und will ihr Gott sein und sie sollen mein Volk sein, 2. Kor. 6; 3. Mose 26; Jes. 52, darum gehet aus von ihnen und sondert euch ab, spricht der Herr, und rühret kein Unreines an, so will ich euch annehmen und euer Vater sein und ihr sollt meine Söhne und Töchter sein; und weil, zum andern, die Gotteskinder durch den einigen Geist seine Kinder werden, Röm. 8, so ist offenbar, daß die Kirche durch den Heiligen Geist versammelt wird und auch durch ihn bestehet und erhalten wird, und daß auch sonst keine Kirche sei, ohne die der Heilige Geist bauet und sammelt. Derhalben ist die Versammlung der Ungerechten und Sünder, als Hurer, Ehebrecher, Schelter, Trunkenbolde, Geizige, Eigennützige, Hoffärtige und alle die da reden und thun die Lügen, keine Gemeine Gottes und gehören ihm auch nicht an, Offb. 21; Röm. 8, wie Paulus sagt: Wer aber den Geist Christi nicht hat, der ist nicht sein. Darum ist auch ihre Versammlung nicht allein nicht eine Kirche Christi, sondern auch ihrer keiner mag in der Gemeine Christi sein oder bleiben, er thue denn Buße um seine Sünden, wie auch David sagt, Psalm 1, daß der Sünder in der Gemeine der Aufrichtigen nicht bestehen mag. Darnach sagt auch Johannes, Offb. 21: Es wird da nicht hinein gehen irgend ein Gemeines und das da thut Greuel und Lügen, sondern die geschrieben sind in dem lebendigen Buch des Lammes. Draußen aber sind die Hunde, Zauberer, Hurer, Götzendiener, Totschläger und alle die die Lügen lieb haben und thun.

Was die Kirche sei.
Die Kirche Christi ist ein Fundament und Grundfeste der Wahrheit, 1.Tim. 3, 14-16, eine Ampel, Lichtstern und Lucerne der Gerechtigkeit, Matth. 5; 1. Pet. 2, in der der ganzen Welt das Licht der Gnaden vorgetragen und vorgehalten wird, auf daß ihre Finsternis, Unglauben und Blindheit dadurch erleuchtet und licht würde, daß sie den Weg des Lebens auch sähen und kennen lerneten, Eph. 3. Derhalben die Kirche Christi erstlich ganz, wie eine Lucerne von dem Licht durchleuchtet und licht wird, von Christo durchleuchtet ist, auf daß sein Licht aus ihr auch andern scheine, Matth. Kap. 4 und 5. Wie nun die Lucerne Christi mit dem Licht göttlicher Erkenntnis durchleuchtet, helle, licht und klar geworden ist, Mark. 4; Luk. 8, so erstrecket sich solcher Glanz und Schein in die Ferne, auch andern, die noch in Finsternis wandeln, zu leuchten, wie auch Christus selber befohlen hat, Math. 5: Lasset euer Licht leuchten vor den Menschen, auf daß sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen. Welches aber nicht anders denn durch die Kraft und Wirkung des Geistes Christi in uns geschieht oder geschehen mag und kann. Wie aber das natürliche Licht einen Strahl und Schein nach seiner Art von sich giebt, Luk. 11, dem Menschen damit zu leuchten, also auch das göttliche giebet den Strahl und Schein seiner Art von sich, wo es in einem Menschen angezündet ist; welches Lichtes Art aber ist wahre göttliche Gerechtigkeit, Heiligkeit und Wahrheit, die leuchtet aus ihrem Lichtstern oder Lucerne (das ist der Kirche Christi), zu erleuchten jedermann, heller und klarer denn die Sonne, Eph. 3; 1. Tim. 3. Also ist und bleibet die Kirche Christi eine Säule und Fundament der Wahrheit, darum daß sich die Wahrheit selbst in uns beweiset und erzeiget, die auch durch den Heiligen Geist in ihr bestätiget, befestiget, getrieben und vollführet wird. Welcher nun das Werk des Geistes Christi duldet und leidet, Röm. 8, der ist ein Glied dieser Kirche; wer aber solches Werk nicht duldet, sondern sich die Sünde beherrschen läßt, Psalm 1; 1. Joh. 3, der gehört auch in die Kirche Christi nicht.

Wie man darein geführet wird.
Dieweil nun die Kirche Christi ein Fundament und Grundfeste der Wahrheit ist, und die Wahrheit auf sie gebauet oder ihr vertrauet ist, kann und mag niemand darein kommen, vielweniger darinnen wohnen und bleiben, 1.Tim. 3; Psalm 1; Joh. 15, ohne der in der Wahrheit (das ist in Gott) lebet und wandelt, oder die Wahrheit in ihm, und sich also die Wahrheit allein regieren, führen und sie ihr Werk in ihm treiben läßt, auf daß sie aus ihm wie ein Licht leuchte und scheine. Wie aber gesagt, sammelt Gott seine Kirche durch seinen Geist, anders mag sie nicht gesammelt werden; derhalben die, so sie sammeln sollen, den Heiligen Geist haben müssen. Darum auch Christus, da er seine Jünger (seine Kirche zu sammeln) senden wollte, befahl er ihnen, daß sie von Jerusalem nicht weichen sollten, bis sie mit Kraft aus der Höhe angethan würden, Luk. 24; Apgesch. 1, dadurch sie solches Werk ausrichten möchten; gab ihnen aber auch Ordnung oder Weise an, in welcher sie die Kirche sammeln sollten, das war mit Wort und Zeichen, Matth. 28; Mark. 16. Denn weil das Testament von Gottes Gnaden ein Testament der Erkenntnis Gottes ist, wie die Worte lauten: Sie sollen mich alle erkennen, von dem Kleinsten bis zu dem Größesten, Heb. 8, so will Gott durch sein Wort darein berufen und sich durch dasselbige den Menschen offenbaren und kund machen. Denn sobald man sein Wort von Herzen glaubt, Eph. 1; Joh. 16, will er es durch seinen Geist in uns versiegeln, der uns in alle Wahrheit führen und alles offenbaren soll, Luk. 24; Apgesch. 1. Weil aber Christus seine Jünger nicht will ohne zuvor empfangene Gabe des Heiligen Geistes ausgehen lassen, so wird klar und offenbar, daß er mit solcher Ordnung, das ist mit seinem Wort und Zeichen, nicht will unachtsam gehandelt haben, Matth. Kap. 28 und 10, sondern, daß es nach dem Angeben des Geistes Christi geschehen soll und nicht nach menschlichem Dünkel oder Wahn, Mark. 1; Luk. 12; Mark. 16. Wo aber das Wort durch den Geist Christi geredet und der Mensch dadurch beweget und gläubig wird, soll ihm eben durch denselbigen Geist, und nicht ohne Geist, das Zeichen auch gereicht werden. So führet denn der Geist Christi, und nicht ein Mensch, in die Kirche. Was nun dieser bauet, das hat auch durch ihn seinen Bestand, was aber ein Mensch (als ein Mensch) bauet, hat keinen Bestand, darum auch seine Arbeit vergeblich ist, wie David sagt, Psalm 127: Wo der Herr das Haus nicht bauet, so arbeitet der Arbeiter vergeblich.

Gemeinschaft der Heiligen.
Alle gute und vollkommene Gabe kommt von oben herab, vom Vater der Lichter, bei welchem auch kein Wechsel noch Veränderung der Finsternis ist, Jak. 1. Der giebt und teilet uns, seinen Gläubigen alles mit, wie auch Paulus sagt, Röm. 8: Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein? Der auch seines eingebornen Sohnes nicht verschonet hat, sondern ihn für uns alle in den Tod gegeben, wie sollte er uns nun nicht alles mit ihm schenken? Also will der Vater alles Gute ausgießen über die, so seinen Worten glauben, gerecht und treulich vor ihm wandeln; nach seiner Verheißung, da er zu Abraham spricht, 1. Mose 17: Ich bin Gott Schadai, das ist ein Allmächtiger und überflüssige Fülle und Genugsame alles Guten, wandle vor mir und sei fest, fromm und getreu, so will ich meinen Bund zwischen mir und dir machen und will dich sehr mehren. Und das soll ein ewiger Bund sein, daß ich dein Gott sei und deines Samens nach dir ewiglich. In andern Worten: So du meine Gebote halten und dich deren fleißigen wirst, und meinen Willen bewahren, so wirst du alles Gute in mir haben, ja alles nutzbare und was lieblich ist, will ich dir geben, 1. Mose 17. Wie aber der Vater eine Fülle alles Guten ist, also hat er auch dem Sohn zu sein gegeben, wie denn auch geschrieben stehet, Kol. 1; Joh.1, 14. Es ist des Vaters Wohlgefallen, daß in ihm alle Fülle wohnen solle. Und abermal: Das Wort ward Fleisch und wohnete unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingebornen Sohnes vom Vater voller Gnade und Wahrheit. Und abermals: In ihm wohnet die ganze Fülle der Gottheit wesentlich, und ihr seid desselbigen voll, Kol. 2.

Wir aber werden solcher Gnade Christi durch den Glauben der Wahrheit teilhaftig, wie Paulus sagt: Und Christum durch den Glauben wohnen in euren Herzen, Eph.3, 17. Solcher Glaube aber kommt aus dem Gehör der Predigt des Evangeliums, Röm. 10. Also werden wir durch das fleißige Gehör des Evangeliums und Aufmerken darauf der Gemeinschaft Christi teilhastig, wie es auch aus den Worten Johannes mag erkannt werden, da er spricht, 1. Joh. 1, 1-3: Das wir gesehen und gehöret haben, das verkündigen wir euch, auf daß ihr auch mit uns Gemeinschaft habet, und unsre Gemeinschaft sei mit Gott dem Vater und mit seinem Sohne Jesu Christo, unserm Herrn, der uns auch alles, das er von seinem Vater gehöret und empfangen, gegeben hat, Joh. 15. Gemeinschaft haben aber ist nichts anders, denn daß die, so Gemeinschaft haben, alles gemein und zugleich miteinander haben, keiner etwas für sich selber, sondern alles einer für den andern hat, Apgesch. Kap. 2 und 4; Joh. 17, gleichwie der Vater für sich selber nichts hat, sondern alles, was er hat, das hat er dem Sohne, Röm. 8; 1. Joh. 1, also wiederum der Sohn hat nichts in ihm selber, sondern alles, was er hat, das hat er dem Vater und allen, so mit ihm Gemeinschaft haben, also auch die, so mit ihm Gemeinschaft haben, nichts ihnen selbst, sondern alles ihrem Meister haben, und denen allen, die mit ihnen Gemeinschaft haben, Eph. 4; Joh. 16, auf daß sie im Sohne eins seien, wieder Sohn im Vater. Diese Gemeinschaft wird aber darum die Gemeinschaft der Heiligen genennet, daß sie in heiligen Dingen Gemeinschaft haben, ja in solchen Dingen, dadurch sie auch geheiliget werden, das ist in dem Vater und dem Sohne, 1. Joh. 1, der sie selbst mit allen, die er ihnen gegeben, heiliget. Also gereichet es denn alles zu der Besserung und Auferbauung des Nächsten, und zum Preis und Lobe Gottes, des Vaters.

Vergebung der Sünden.
Wir bekennen auch, daß wie Christus vom Vater Gewalt und Macht empfangen hat, die Sünde zu vergeben welchen er will, also hat er auch seiner Braut, Gespons, Weib und Kirche die Gewalt übergeben, wie er selbst sagt: Nehmet hin den Heiligen Geist; welchen ihr die Sünde nachlassen werdet hier auf Erden, denen sollen sie auch im Himmel nachgelassen sein; welchen ihr sie aber behalten werdet hier auf Erden, denen sollen sie auch im Himmel behalten sein. Allhier beweisen die Worte Christi, daß er seiner Gemeine die Gewalt giebt, hier auf Erden die Sünde zu vergeben, Matth. 9; Mark. 2; Luk. 5; Joh. 20. Daß aber solche Gewalt und Schlüssel der Gemeine und nicht einigen Personen allein gegeben sei, beweisen die Worte Christi, da er spricht, Matth. 18: Sündiget dein Bruder wider dich, so strafe ihn zwischen dir und ihm allein. Höret er dich, so hast du seine Seele gewonnen. Höret er dich nicht, so nimm noch einen oder zwei mit dir, auf daß in zweier oder dreier Zeugen Mund alle Sache bestehe. Höret er diese nicht, so zeige es der Gemeine an; so er die nicht höret, so halte ihn als einen Zöllner und Sünder. Wohl ist einem hier erlaubt, die Sünde, die wider ihm als einem Menschen geschiehet (so er sich bessert) zu vergeben, aber die völlige Gewalt des Schlüssels Christi (das ist auszuschließen oder wieder aufzunehmen), hat er nicht einzelnen Personen, sondern der ganzen Gemeine gegeben. Darum was sie bannet, das ist verbannet, was sie aber vergiebt, das ist vergeben hier und dort ewiglich, und außer ihr ist keine Vergebung, keine Frömmigkeit, kein Heil, kein wahrer Trost noch Hoffnung. Denn in ihr, und nicht außer ihr, wohnet der Vater, Sohn und Heilige Geist, der alles fromm macht und rechtfertiget, Luk. 17; Joh. 14; 2.Kor. 5, 18-20.

Wir bekennen auch eine Auferstehung des Fleisches.
Auch bekennen wir, daß zu der Zeit der letzten Posaune der Herr selbst mit einem Feldgeschrei und Stimme des Erzengels herab vom Himmel kommen wird, dann werden die, so in den Gräbern liegen, wieder hervorgehen, 1.Thess. 4; Joh. 5, und auferstehen, die Frommen zu der Auferstehung des Lebens, die Bösen und Sünder aber zur Auferstehung des Gerichts, und werden mit einem unverweslichen Leib erscheinen vor dem Angesicht des erschrecklichen Richters, der einen jeglichen an seinen Ort weisen und bescheiden wird, zu empfangen die Vergeltung seiner Wohl- oder Übelthat, die er hier in dieser Zeit in seinem Leben vollbracht hat, 1. Kor. 15; Jes. 2; Matth. 25.

Und ein ewiges Leben.
Das ist, spricht Christus, das ewige Leben, daß sie dich, Vater, als wahren Gott und den du gesandt hast, Jesum Christum, erkennen. So fängt nun schon hier in den rechten und wahren Gläubigen das ewige Leben an und erreichet die künftige Zeit, da es erst recht und völlig offenbart werden wird, wie Paulus anzeiget und spricht, 1. Kor. 13: Jetzt sehen wir’s durch einen Spiegel in einem dunkeln Wort, dann aber von Angesicht zu Angesicht, jetzt erkennen wir es stückweise, dann aber werden wir es erkennen gleichwie wir erkannt sind. Damit stimmet auch Johannes, da er spricht, 1.Joh.3,2. Wir sind nun Gottes Kinder und ist noch nicht erschienen, was wir sein werden. Wir wissen aber, wenn er erschienen wird, das wir ihm gleich sein werden, denn wir werden ihn sehen, wie er ist. Weil nun dem also ist, daß wir Gott von Angesicht sehen werden, und weil Gott kennen das ewige Leben ist, 1. Kor. 13; Joh. 17, oder uns ewiget oder ewig leben machet, so werden wir, die wir ihn kennen und sehen von Angesicht, uns mit ewiger Freude mit ihm freuen. Weil aber das Verwesliche das Unverwesliche nicht ererben mag, sondern das Verwesliche das Unverwesliche anziehen muß, und das Sterbliche die Unsterblichkeit, so muß der, so will zum Leben auferstehen, durch den Glauben der Wahrheit hier zum ewigen Leben geboren werden. So wir denn dasselbige Gotteswerk hier leiden, so wird alsdann der Herr den Leib unsrer Kleinheit verklären, daß er ähnlich werde dem Leib seiner Klarheit, auf daß wir seine herrliche Klarheit anschauen mögen, 1. Pet. 1; Phil. 3; 1. Joh. 3; Joh. 12, 14 und 17; 1. Thess. 4; Jes. 25; Offb. 7. Also werden wir sein, wo er ist, und wird alle unsre Freude allein in ihm sein, da uns auch kein Leid, Trauern noch Schmerzen mehr rühren wird. Nun haben wir gezeiget, daß wir die Hauptstücke des wahren christlichen Glaubens bekennen, und dürfen auch frei sagen mit wahren und wohl versicherten Herzen (Gott sei allein die Ehre): Wie wirs nun mit dem Mund bekennen, also glauben wirs auch von Herzen, auf daß wir durch den Glauben fromm und selig werden, Röm. 10.

Was der Glaube sei.

Der Glaube ist nicht ein öder Wahn, wie die Menschen wähnen, die ihn allein im Mund umziehen und weiter nicht mehr davon wissen, die auch vermeinen, das Christentum stehe in Worten, darum auch jedermann für Christen halten und bekennen, er lebe gleich wie er immer wolle, so er nur Christum mit dem Mund bekennet. Ein rechter und wohl gegründeter Glaube aber ist nicht der Menschen, sondern Gottes Gabe, und wird denen allein, die Gott fürchten, gegeben, darum auch Paulus sagt, er sei nicht jedermanns Ding, Eph. 2; Weish. 3; 2. Thess. 3; Heb. 11. Ein solcher Glaube aber richtet sich nach dem, das nicht scheinet, und ergreifet den unsichtbaren, einigen und allein mächtigen Gott, und machet uns ihm gemein und vertraut, ja er macht uns seiner Art und Natur, der nimmt hin alles Ungewisse und Zweifeln und macht unser Herz sicher, fest und steif an Gott halten, auch in aller Trübsal, 2. Pet. 1; Jak. 1; 1. Mose 39; Dan. 3. Darum machet er uns gewiß und wohl versichert aller Zusage Gottes und seiner Verheißung, so gewiß als (in Gleichnis zu reden) wenn einer ein Geschirr bei der Hand fasset und es hält, und so lang ers behält, sein gewiß ist, daß ers habe; also ergreift der Glaube die unsichtbare Verheißung und Zusage Gottes, hänget sich an dieselbige und hält an ihr, als sähe er sie, 1. Mose 12; Apgesch. 7; Heb. 11. Darum ist der Glaube eine wirkende Gotteskraft, der den Menschen erneuert und macht ihn nach Gott arten, lebendig in seiner Gerechtigkeit und feurig in der Liebe und Haltung seiner Gebote.

Auf daß wir aber niemand unruhig machen, wollen wir sagen, warum wir dem Glauben solche Kraft geben oder zuschreiben. Das thun wir, daß der Glaube Gottes Gabe ist, Eph. 2, und den Menschen darum gegeben, daß sie Gott dadurch suchen und finden sollen; der auch, so er gefunden ist, alles in den Menschen durch den Glauben erreget und wirket, also daß sich im Gläubigen, (soweit sich der Glaube erstrecket) nichts als allein das, so Gott im Menschen wirket, geschiehet, wie Paulus sagt, 1. Kor. 15: Ich thue es nicht, sondern die Gnade Gottes; und abermals: Ich lebe jetzt nicht, sondern Christus lebet in mir, Gal. 2; 1. Joh. 5. Solcher Art und Weise wird auch dem Glauben die Kraft des Siegens zugegeben, wie geschrieben stehet: Unser Glaube ist der Sieg. der die Welt überwindet, wiewohl es doch Gott in uns durch den Glauben thut, also thut und wirket auch der Glaube alles und machet den Menschen Gott angenehm und geliebet.

Wo der Glaube herkomme.

Ein solcher Glaube kommt nach den Worten Pauli aus fleißigem Hören der göttlichen Predigt, die von den Gesandten Gottes aus dem Mund Gottes verkündiget wird, Röm. 10; Heb. 4. Hier reden wir aber nicht von dem buchstäblichen, sondern von dem lebendigen Wort, das Seele und Geist durchdringet, welches Gott in den Mund seiner Boten gelegt und gegeben hat, Jer.1,4-10; 2. Tim. 3; Joh. 17; Röm. 10. Dasselbige macht weise zur Seligkeit, das ist, es lehret Gott erkennen, aus welcher Erkenntnis Gottes der Glaube entspringet, wächset, und zunimmt, und mit dem Glauben die Erkenntnis, die flechten sich also in einander, wachsen mit einander und führen den Menschen zu Gott, setzen und pflanzen denselbigen in Gott, also daß der solchen Glauben hat, in Gott lebet und wandelt und Gott in ihm, Eph. 3; 1. Joh. 4. Je fleißiger aber wir das Wort hören und aufnehmen, je mehr wächset die Erkenntnis; je mehr die Erkenntnis wächst oder je mehr wir Gott erkennen, je mehr wächst der Glaube und das Vertrauen in ihn; je mehr wir aber ihm glauben, Eph. 3, je mehr zeiget er sich und giebt sich zu erkennen. Wo nun solcher Glaube, der dies alles im Menschen thut, nicht ist, da ist kein Glaube, sondern ein öder Wahn und Dünkel, damit sich die Menschen selbstbetrügen und verführen.

Nun haben wir das Bekenntnis unsers Glaubens gethan und vorgetragen, und wollen nun die Lehre vornehmen und, so viel Gott Gnade giebt, aufs treulichste darthun.

Von der Lehre.

Ihr sollet nichts (spricht der Herr) zu dem, das ich euch gebiete, thun, und auch nichts davon, 5. Mose 4; 2. Mose 4, denn ich werde mit eurem Munde sein und euch lehren, was ihr thun sollet. Darum soll und muß die Lehre Christi ohne Vermischung menschlicher Vernunft und Willens, allein durch den Heiligen Geist geführet werden, Mark. 7; 2. Pet. 1, wie auch Petrus schreibt, daß keine Weissagung aus menschlichem Willen hervorgebracht sei, sondern die heiligen Menschen Gottes haben geredet, getrieben durch den Heiligen Geist. Wie nun vor Zeiten, also auch noch jetzt müssen die Menschen nicht durch sich selbst, sondern der Heilige Geist in ihnen oder durch sie reden und lehren, wie auch Christus spricht, Matth. 10; Mark. 13; Luk. 12: Ihr werdet es nicht sein, die da reden, sondern meines Vaters Geist wird durch euch reden. Also muß es nun zugehen, soll anders das Wort Frucht bringen und geben.

Derhalben auch Christus seine Jünger nicht wollte ausgehen lassen, bis sie mit Kraft aus der Höhe angethan würden und den verheißenen Heiligen Geist empfingen, Luk. 24; Apgesch. 1, darum alle, die solche Gabe und Mitteilung von Gott nicht erwarten, sondern vor der Zeit und vor solcher empfangenen Gnade laufen, die laufen durch sich selbst, es sei nun gleich weltlicher Ehre oder Gut halben. Eben die sind, von denen der Herr sagt, Jer. 23, 21-22: Sie laufen, so ich sie doch nicht gesendet, und predigen, denen ich doch nichts befohlen habe. Derhalben ist auch ihr Predigen ohne Frucht, und haben die Lehre Christi nicht, Ez. 13. Soll sie aber Frucht bringen, so muß sie, wie oben gesagt, durch den Heiligen Geist geschehen und durch denselbigen in eine rechte Ordnung gestellt werden, auf daß es den Menschen am rechten Ort angreife, ihn treffe und wie ein zweischneidend Schwert das Herz durchschneide, Matth. 10; Mark. 13; Luk. 12; 2. Kor. 3; Heb. 4, denn wo die rechte Ordnung in der Lehre nicht gehalten wird, da führet sie der Geist Christi nicht, sondern menschlicher Verstand und Vorwitz, darum es auch weder Frucht noch Besserung bringet, ob man gleich die ganze Schrift den Menschen vorstellt.

Ordnung der Lehre.

So man die Lehre Christi, (die den Menschen nützlich und zur Besserung und Auferbauung gegeben ist) in rechter Ordnung führen will, muß man dem Menschen erstlich, Gott in seiner Allmächtigkeit vorbilden, daß er die erkennen und sich Gott vertrauen lerne; darnach warum der Mensch geschaffen und in Gottes Bildnis gemacht sei; darnach auch wie er diesselbige verlassen, in die Sünde gefallen und dadurch in den Tod geführet sei, 2. Tim. 3; 1. Mose Kap. 1 und 3; Röm. 5. Alsdann wenn der Mensch sich selber abgebildet sieht, daß er erkennen möge, was er worden und wohin er gekommen sei und wie tief er sich durch die Sünde in den Tod und ewiges Verderben vertiefet habe, soll man ihm auch wiederum die Gnade, die allen Menschen durch Christum angeboten wird, vorhalten und anzeigen, wie und auf welchen Weg sie der Mensch finden und in Christo eingesetzt werden möge; nachdem aber der Mensch solcher Gnade Christi teilhaftig geworden ist, ihn auch weiter vermahnen, darinnen fest zu bleiben und täglich zu wachsen und völliger zu werden. Also wird der Mensch aus rechten Weg gewiesen und Gott anhängig gemacht, Apgesch. Kap. 15, 16 und 20; Eph. 4.

Was wir von Gott lehren.

Erstlich lehren wir, daß ein Gott sei, und daß derselbige sich Gott zu sein bewiesen hat mit dem Werk seiner Hände, damit er auch uns heute noch lehret, und zeiget uns darinnen seine Herrlichkeit, 5. Mose. Kap. 4 und 6; Röm. 1; darum wir auch denselbigen dem Volk mit allem Fleiß (in den Kreaturen, dem Werk seiner Hände) vormalen und zeigen, darnach auch in Kraft seiner Worte bezeugen, daß er einig und allein Gott sei, 5. Mose 32, ein Brunnen aller Güte, Jer. 2, der sich wohl beweiset gegen alle, so ihn von Herzen suchen, und läßt sich finden von den demütigen, zerschlagenen, gebrochenen Herzen, Jes. 66, und nicht verziehet wohl zu thun denen, so zu ihm nahen, und dadurch auch zu seinem geliebten Christus, wie oben in dem Bekenntnis zum Teil angezeigt, darum wir es jetzt um der Kürze willen unterlassen wollen.

Von der Abgötterei.

Dieweil nun ein einiger Gott ist, von dem alles kommt, soll auch der Mensch alle seine Hoffnung und Trost aus ihn allein stellen, alle sein Heil bei ihm durch Christum suchen, ihm allein folgen, gehorsam sein und sich seines Gefallens befleißen, das heißt, ihm allein anhangen; das Gegenteil aber ist Abgötterei. 2. Mose 20; 5. Mose Kap. 4, 5 und 6; Psalm 26; Apgesch. 4; 1. Mose 17; 5. Mose 10. Darum ist Abgötterei alles, da der Mensch außer Gott Heil, Trost und Hilfe suchet, es sei gleich bei Heiligen oder irgend einer andern Kreatur, denn dadurch wird Gott seine Ehre entzogen. So der Mensch seine Zuflucht zu Gott vergisset und der Kreatur zufliehet, so macht er einen Abgott aus derselbigen. Darum auch Daniel in den Ratschlag der Chaldäer nicht willigte, die Zuflucht zu seinem Gott zu verlassen und beim König allein Hilfe zu suchen und zu haben, Dan. 6. Aus solcher Verehrung aber, und Liebe der Kreaturen sind die Bilder erstanden, wie der weise Mann anzeigt und spricht, Weish. 14: So etwa oder vor Zeiten einer einen Sohn hatte, der ihm lieb war, so machte er ihm, so er starb, ein Bild, und sing an, den der unlängst wie ein Mensch gelebet hatte, (im Tode) als einen Gott zu verehren. Also sind die Menschen dem Irrtum angehangen, dadurch sie Gottes vergessen haben und von ihm abgeführet worden sind, derhalben er auch weiter sagt: Der Anfang alles Hurens und Abtretens von Gott ist die Erfindung der schändlichen Bilder, darum auch alle ihre Werkmeister samt dem Werk verflucht sind, Apgesch. 7; Röm. 1; Psalm 53; Röm. 3; Weish. 14. 5; Mose 27. Nicht aber das allein, sondern alles, was der Mensch mehr denn Gott liebet, es sei Weib, Kind, Haus, Hof, Geld, Gut oder auch sich selbst, damit treibet er Abgötterei, denn er hebet sie über Gott und verläßt um ihretwillen Gottes Satzungen und Willen, giebt sich in die Sünde, und nimmt sein Herz Gott oder wendet es von Gott und wirft es auf die Kreatur, das denn das wahre Abtreten von Gott und Aufrichten andrer Götter ist. Röm. 1; Jes. 1; Weish. 13. Wir sagen auch daneben, daß wer die Heiligen anrufet, daß sie ihm helfen oder bei Gott Heil erwerben sollen, der verleugnet, daß Christus sein Mittler und Fürsprecher ist beim Vater, und wendet sich zu dem, der ihm weder fürsprechen noch helfen kann, dieweil sonst in keinem andern Heil und dem Menschen kein andrer Name gegeben ist, darinnen sie mögen selig werden, denn nur in dem Namen Jesu Christi von Nazareth.

Warum Gott den Menschen geschaffen habe.

Run lehren wir ferner, daß Gott den Menschen allein um Seiner Ehre willen gemacht und erschaffen habe, darum ihm auch vor andern Kreaturen Vernunft, Verstand und Sinnlichkeit gegeben, daß er ihn recht und seinen Willen erkennen möge, 1. Mose 1; 2. Mose 20, und sich desselbigen fleißen, sich an ihn halten, ihm anhangen und ihn allein suchen, lieben und ehren sollte. Denn Gottes Ehre ist, daß das Geschöpf seiner Hände in den Stand, darein es geschaffen und gestellet ist, bleibet und sich davon nicht abbringen läßt. So hat Gott den Menschen ins himmlische Wesen geschaffen, daß er himmlisch und göttlich gesinnet sei, das Himmlische und Göttliche suche, liebe und damit umgehe und ihm anhange, 5. Mose Kap. 6, 10 und 11; Kol. 3; 1. Kor. 15; 1. Mose 2, darum er ihm auch einen himmlischen Körper gegeben hat, das ist der Odem und Geist von Gott, der den irdischen, der von der Erde genommen war, zu Gott führen sollte, und sollte der himmlische durch den irdischen Gottes Ehre rühmen und ausbreiten, das ist, den irdischen reizen, daß er in seinem Stand, darein er von Gott gestellet ist, das ist in göttlichem Trachten und Übung bleiben sollte, wie uns auch Paulus alle zu thun ermahnet und spricht, Kol. 3: Trachtet nach dem, das drohen ist, und nicht nach dem, das aus Erden ist.

Wie es aber Gottes Ehre ist, in seinem Stand oder Ordnung zu bleiben, so ist es im Gegenteil seine Unehre, davon zu weichen und dieselbige zu verlassen; doch ist alle Kreatur in ihrer Ordnung geblieben, und warten auf das Geheiß ihres Meisters, dasselbige zu vollbringen; ausgenommen der Mensch, der unter andern Kreaturen den Vorgang und die Herrlichkeit hat, 1. Kön. 8; Jes. 1; 1. Mose 3; 5. Mose 32, ist von seinem Stand gewichen und von der Ordnung, darein er gestellet war, abgetreten, Psalm 94; Heb. 3 und 4, darum er auch billig mit Eile wiederkehren sollte.

Daß Gott den Menschen in sein Bildnis geschaffen habe.

Also lehren wir, daß Gott, der die ewige Wahrheit ist, den Menschen in sein Bildnis geschaffen und gemacht hat, wie er selbst sagt: Lasset uns Menschen machen, die nach unserm Bild gestaltet seien, 1. Mose 1. Dies ist ein herrlich Bild, des wir uns billig alle freuen und Begier darnach haben sollten. Daneben aber sagen wir auch, daß niemand so unverständig sei, daß die Gottheit Fleisch und Blut gleich, oder Fleisch und Blut ein Bild und Gleichnis der Gottheit sei, denn es von der Erde genommen und irdisch ist, das Bildnis Gottes aber ist vom Himmel und himmlisch, 1. Mose 2; 1. Kor. 15. Also soll der Mensch sich in Gottes Bildnis beweisen mit seinem ganzen Leben.

Was Gottes Bildnis sei.

Gott (spricht Christus) ist ein Geist; nun aber nicht ein Geist der Lüge, sondern der Wahrheit, derhalben (wie gesagt) das Bildnis Gottes nicht Fleisch und Blut, sondern Geist ist, Joh. 4; Heb. 6, nach welchem nun der Mensch geschaffen ist und es tragen soll. So wollte Gott, daß er nicht fleischlich, sondern geistlich soll gesinnet sein, darum gab ihm Gott, oder blies ihm ein, den Odem seines Mundes, 1. Mose 1; Röm. 8; 1. Mose 2, den Geist seiner Wahrheit und Bild seiner Klarheit, der den irdischen Körper regieren, sich durch ihn beweisen und seine Art zeigen solle, und dadurch ein Preis sein des, der ihn geschaffen hat. Denn Gott der Herr blies den Menschen an, der ward (empfing) eine lebendige Seele. Dieser Hauch und Odem Gottes, der von Gott ausging und dem Menschen gegeben ward, ist das rechte Bild, ein Gleichnis Gottes, seiner Art und Eigenschaft. Weil nun dem Menschen des Geistes der Wahrheit gegeben ist, ist er in die Wahrheit geschaffen, daß er darinnen wandeln soll, welche Wahrheit Gott selber ist, 1. Mose 5; Joh. 14, des Bild er tragen und beweisen soll. So lange nun der Mensch in der Wahrheit und Gottes Gehorsam lebet und wandelt und sich den Geist regieren, führen und beherrschen läßt, so lange hat er und trägt Gottes Bildnis, sobald er aber denselbigen verläßt und sich das Fleisch beherrschen und zwingen läßt, wirft er Gottes Bildnis von sich; der mag alsdann Gott nicht gefallen, wie Paulus sagt: Die aber fleischlich sind, mögen Gott nicht gefallen, Röm. 8.

Vom Bild des Teufels.

Wie nun Gott ein Geist der Wahrheit ist, so ist im Gegenteil der Teufel ein Geist der Lüge, Joh. Kap. 4 und 8, und ein Vater derselbigen, darum auch die Lüge, Sünde und Ungerechtigkeit oder der Lügengeist ein Bild des Teufels ist, damit er seine Kinder zieret, wie Gott die seinen mit Wahrheit, daran man sie von einander kennet, wie Johannes spricht, 1. Joh. 3: Daran erkennen wir, welches die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels sind. Wer sich nun die Sünde erwählet, nimmt des Teufels Bildnis an und verläßt das göttliche, 1. Mose 5.

Wie Adam Gottes Bildnis verlassen hat und in die Sünde gefallen ist.

Adam trug und hatte das rechte Gottesbild, darum er auch von Gott ein Herr und Beherrscher aller andern Kreaturen gemacht ward, die Gott alle seinem Willen untergab, ausgenommen den Baum des Wissens und der Erkenntnis des Bösen und Guten, an welchem Gott der Herr den Menschen bewähren wollte, ob er auch in seinem Gehorsam und Willen bleiben wollte; denn an diesem Gebot oder Verbot wollte Gott dem Menschen einprägen und zeigen, daß wie er von Gott ein Herr aller Kreatur gemacht wäre, also Gott ein Herr über ihn sei, daß er sich halten, fleißen und ihm gehorchen sollte als seinem Herren, Vater und Schöpfer, 1. Mose Kap. 1 und 5; 5. Mose Kap. 6, 10, 11, 32. Der Mensch aber ward durch den Rat der Schlange betrogen, verließ solchen Gehorsam und warf also Gottes Bildnis von sich, das ist Gottes Gerechtigkeit, Reinheit und Heiligkeit, und befleckte sich mit der Sünde, 1. Mose 3; 2. Kor. 11; Röm. 5, dem Bild des Teufels, dem er gehorchte. Hier sagen wohl etliche, die Schlange sei der Vorwitz oder Wille des Fleisches, wir aber nehmen diese Meinung nicht an, denn dazumal noch keine Verdorbenheit im Menschen war. Darum lehren wir, daß der Teufel selbst in Gestalt der Schlange den Menschen betrogen und verführet habe, Weish. 1; 1. Mose 3, und daß der fleischliche Vorwitz aus der Schlange Rat erwachsen sei und sich im Menschen erhoben habe, wie denn klärlich gesehen wird.

Da Eva der Schlange Wort hörte, sahe sie die Frucht an; sobald sie aber vernahm, daß sie klug und weise machte, da erhub sich der Vorwitz und erwuchs im Weibe, daß sie begehrte klüger (denn sie gemacht war) zu sein, und überkam also durch ihr Anschauen eine Lust nach der verbotenen Frucht, welche sobald sie sie bethätiget und ins Werk führte, die Sünde in ihr gebar, wie Jakobus anzeiget, Jak. 1: Die Lust, wenn sie empfangen hat, gebieret sie die Sünde, die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebieret sie den Tod. Weil sie nun (und ihr Mann durch sie gereizt) das Gebot übertrat, ward die Sünde eingeführet in die Welt, und der Tod durch die Sünde, und ist durch sie auf alle übergegangen. Sobald aber die Übertretung geschah, wurden ihre Augen aufgethan und sahen, daß sie nackt waren, Röm. 6; 1. Mose 3, das ist entblößet und entleeret (durch den Rat der Schlange) aller Gnade Gottes. Also erkannten sie Böses und Gutes, daß sie erkannten, wie arg, wie böse und ungut es war des Schöpfers Befehl und Wort zu übertreten und verlassen, und auch wie heilig und gut und nutzbar es war denselben zu bewahren, 5. Mose 27. Weil sie nun solches erkannten und sahen, daß sie den Schöpfer erzürnet hatten, kam sie Scham, Furcht, Schrecken und Zittern an, und dieweil sie vom Teufel betrogen und überwunden waren, wurzelte die Sünde des Teufels Bild in sie und hing ihnen allezeit an; darum des Schöpfers Zorn über sie und alle ihren Samen kam, der auch nicht abgetilgt mochte werden, ohne durch den verheißenen Samen, Christum, 1. Mose 3.

Was die Sünde sei.

Die Sünde ist eigentlich die Verlassung des Gehorsams Gottes oder der Ungehorsam, daraus alles andre Unrecht wie Zweiglein eines Baumes aus dem Baum gewachsen ist und nun in der Welt überhand genommen hat und sich noch täglich mehret, daß sie von einem Unrecht in das andre schreiten, dieweil sie ihre Glieder der Sünde zu dienen begeben und verpflichtet haben, 1. Mose 3; Röm. Kap. 5 und 3; 2. Tim. 3; 1. Joh. 5. Nun ist alles Unrecht Sünde, wie Johannes sagt, aber der Ungehorsam ist eine Mutter aller Sünde; denn wie aus dem Gehorsam alle Gerechtigkeit Gottes durch Christum kommt, also auch kommt alle Sünde und Ungerechtigkeit aus dem Ungehorsam und Verlassung der Gebote Gottes, 1. Joh. 5; Röm. 5.

Von der Erbsünde.

Hier erhebet sich oft viel Zanks und sagt einer dies, der andre jenes, aus welchem Gezänke denn mehr Zerstörung und Abbrechen denn Besserung folget, dieweil Gott nicht ein Gott des Zankens, sondern des Friedens und der Liebe ist, darum er auch am Zanken keine Lust hat, und damit oder dabei nicht ist, und ist derhalben nichts denn Verderbung darinnen, 1. Kor. 14. Nun, so bekennen wir und lehren, daß alle Menschen, keinen als Christum allein ausgenommen, eine sündige Art von Adam haben, die sie von ihm erben, 2. Kor. 5; Heb. 5, wie auch geschrieben steht, 1. Mose 8: Das Dichten und Trachten des Menschen ist böse von Jugend auf. Darnach sagt David: In Sünden bin ich empfangen und meine Mutter hat mich in Sünden geboren. Paulus aber redet deutlich und spricht: Die Sünde ist gekommen durch einen Menschen in die Welt und ist durchgedrungen über alle. Weil sie denn von ihm auf uns gekommen ist, so ist offenbar, daß sie von ihm aus uns erbet, Psalm 51; Röm. 5, 16-19.

Was die Erbsünde sei.

Die rechte Erbschaft aber der Sünde, die wir alle von unserm Vater Adam haben, das ist die Neigung zur Sünde, daß wir alle von Natur zum Bösen und zur Sünde geneigt sind und Lust haben. Diese Erbschaft zeiget und weiset sich in allen Adamskindern, die von ihm adamischer Weise geboren werden, frißt, nimmt hin und verzehret im Menschen alles Gute und Göttliche, also daß es kein Mensch wieder erlangen mag, er werde denn von neuem geboren, Joh. 3. Diese Erbschaft nennt Paulus des Satans Engel, der ihm Kopfstreiche gebe oder mit Fäusten schlage, und redet eben von der Bewegung der sündlichen Neigung, die sich in ihm wie auch in allen andern Menschen erreget. Darum auch Johannes sagt: Wer da sagt, er habe keine Sünde, der verführet sich selbst und die Wahrheit ist nicht in ihm, und redet gleich von der Erbschaft, die wir von Adam haben, wie er die Sünde nennet, 2. Kor. 12; 1. Joh. 1, wie auch David im Buch der Psalmen: In Sünden bin ich empfangen und geboren. Also sind wir alle durch Adam sündig geworden und müssen wiederum durch Christum gerechtfertigt werden, wollen wir anders das Leben mit ihm haben, Psalm 51; Röm. 5.

Wie weit die Erbsünde schade.

Die Erbsünde (sagen wir) ist erstlich allen Menschen eine Ursache des zeitlichen Todes, da sie sonst ins Leben geschaffen waren, Weish. 1, daß kein Verderben an ihnen war. Denn auch Gott den Tod nicht gemacht hat, weil wir aber die Sünde alle geerbt, so müssen wir alle, die Jungen wie die Alten den Tod schmecken. Wenn nun Christus nicht gesandt und in die Welt gekommen wäre, so wäre keine Hoffnung mehr des Lebens gewesen. Weil es aber im Anfang vom Vater also verordnet und nun Christus in die Welt gekommen und nicht allein unser, sondern der ganzen Welt Versöhnung geworden ist, 1. Pet. 1; 1. Joh. 2, so sagen wir, daß die Erbsünde vor der Zeit, da sie sich im Menschen erreget und zu weiteren Sünden führet, nicht weiter als nur in den zeitlichen Tod einführet, aber nicht in den ewigen, auf daß das Wort erfüllet werde, Ez. Kap. 18 und 33: Die Kinder werden der Väter Missethat nicht tragen, sondern wer selbst sündiget, wird auch selbst sterben. Darum sagen wir, daß Gott auch die Kindlein ihrem Zustand annehme, dieweil doch Christus auch ihr Versöhner ist, 1. Joh. 2. Zum andern sagen wir, daß auch die Erbsünde dem Menschen eine Ursache des ewigen Todes ist, dieweil sie den Menschen in alle Sünde führet, weiset und bringet und wir durch sie viel Sünde vollbringen; denn das ist die Sünde, die alle andre Sünde in uns erreget, beweget und vollbringet, wie Paulus anzeigt, da er spricht: Die Sünde, daß sie erscheine, wie sie Sünde ist, hat sie mir durch das Gute den Tod gewirket, auf daß sie überaus sündig würde durch das Gebot, Röm. 7; 1. Kor. 15; Psalm 52; Jes. 1; Röm. 3.

Also sind nun alle Menschen in Adam gestorben, von Gott gewichen und abgefallen, wie auch geschrieben steht: Es ist kein Frommer, auch nicht einer, da ist nicht, der verständig sei, da ist nicht, der nach Gott frage, sie sind alle abgewichen und mit einander untüchtig geworden, da ist nicht, der Gutes thue, auch nicht einer. Ihr Schlund ist ein offenes Grab, mit ihren Zungen handeln sie trüglich, Otterngift ist unter ihren Lippert, ihr Mund ist voll Fluchens und Bitterkeit, ihre Füße sind eilend Blut zu vergießen, in ihren Wegen ist Zerstörung und Zerbrechung, aber von dem Weg des Friedens wissen sie nicht; es ist keine Furcht Gottes vor ihren Augen. Also zeigen wir den Menschen an, wie sie sich von Gott entfernet und in ihre Sünden vertieft haben, dazu auch, daß alle Sünde Ursprung habe, entstehe und herkomme von dem unrechten Annehmen, daß sich der Mensch annimmt, des er nicht soll und das nicht sein ist, wiederum auch, daß er verläßt, darum er sich annehmen soll, liebet, das er sollte hassen und hasset, das er sollte lieben, 1. Mose 3; Luk. 13; Matth. 10; 1. Joh. 2. Also wird der Mensch durch das, so ihn zu Gott weisen und führen, Gott lehren und zeigen sollte, von ihm abgewiesen und abgeführet. So aber jemand zu ihm kommen will, der muß das, darum er sich zuvor unbillig angenommen hat (das ist alles Zeitliche und Vergängliche) wieder verlassen und ihm absagen, auf daß er ihm allein anhangen möge, welches das rechte Bußethun ist, das der Herr fordert und haben will, Matth. 10; Luk. 14.

Wie der Mensch Gott und seine Gnade wieder finde. Von der Reue.

Welche nun weiter Rat suchen, wie sie ihre Seelen vom ewigen Verderben und Tod (darein sie durch die Sünde geführet sind) ledigen und des Teufels Stricken, der Sünde los und der Gnade Christi teilhaftig werden möchten, die lehren wir mit den Bußpredigern Johannes, Petrus und den Aposteln, 1. Vet. 2; Matth. 3; Mark. 1; Luk. 3; Apgesch. Kap. 2 und 17, daß sie Buße thun. Wer aber rechte Buße von Herzen thun soll, muß eine wahre Reue über seine Sünde haben. Sollen sie aber bereuen, so müssen sie zuvor ihre Sünde erkannt haben, wie böse, arg, schändlich und verderblich sie ist, sonst mag und kann die Reue und Buße keinen Bestand haben, viel weniger die Gnade erlangt werden, Röm. 7. Denn die wahre Reue folgt aus der Erkenntnis der Sünde, und ist aber die, so der Mensch einen rechten Unwillen, Unlust und Abscheu an der Sünde gewinnt, 2.Sam. 12; Psalm 51; 1. Pet. 4, ja einen rechten Verdruß an sich selber hat, daß er ihr so lange gehorchet und sich von ihr hat umführen und beherrschen lassen und von seinem Gott, um des willen er hier ist, hat abführen lassen, 5. Mose 32. Welchem seine Sünden nun also leid sind, und daß er ihnen gehorchet hat, reuet, der wird, soll und muß sich hinfort um so fleißiger und ernstlicher davor hüten und sie wie eine Schlange fliehen und scheuen, Sir. 21, 1-4. Denn eine wahre Reue wirket eine fleißige Sorge, Vorsehen und Behutsamkeit, daß sie ihn nicht erschleiche, Röm. 6, und wieder wie vorhin beherrsche. Gleichwie man spricht: Der Gebrannte fürchtet das Feuer, und es geschieht auch also, daß der sich einmal brennt, das Feuer nicht leicht wieder anrühret, also und noch viel mehr wird sich der, so einmal die Sünde recht erkannt hat, sich vor ihr hüten und scheuen, dieweil sie zum ewigen Tod brennet und verderbet. Der sie aber nicht fliehet und von Herzen hasset, der zeiget an, daß er sie im Grund noch nie recht erkannt hat, Röm. 5; Psalm 101, und weiß nicht, was sie ihm für Schaden zufüget, sonst müßte es ihm immer Ernst sein; denn wer sie einmal recht erkannt hat, der wird hinfort lieber sterben, als ihr (willig und von Herzen) in einem Wort, geschweige Werk bewilligen, sondern wird vielmehr sein Leben lang um die vorige geschehene Sünde (damit er Gott, seinen Schöpfer, erzürnet hat) leid tragen und trauern, 5. Mose 82.

Von der Buße.

So folget nun aus der Reue eine wahre Buße, das ist eine wahre Erniedrigung und Demütigung vor Gott um die Übertretung. Denn Buße thun heißt sich vor Gott erniedrigen, demütigen und sich vor ihm des Lasters halben schämen; welche Scham eine rechte Wiederkehr bringet, daß der Mensch mit Eile läuft, ruft, schreiet und bittet von Gott Verzeihung und Gnade, und fängt damit an das Fleisch zu zwingen, würgen, töten und ihm seinen Mutwillen abzubrechen, den Zügel zu nehmen und mit Ysop zu speisen, 1. Mose 3; Ps. 51; 1. Kor. 9. Denn die erkannte Sünde ängstigt ihm das Gewissen, läßt ihm keine Ruhe. Das unruhige Gewissen aber sucht, forschet und fraget, wo es Hilfe, Rat und Heil finden möge, wie auch David sagt: Ich hub meine Augen auf gegen die Berge, zu schauen von wannen mir Hilfe komme; meine Hilfe kommt von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. Bei dem wird ein jedes bekümmerte, betrübte, angsthafte, zerbrochene und zerschlagene Herz, so es zu ihm flieht, Ruhe und Trost finden, wie auch geschrieben steht: Wen soll ich ansehen, denn der eines zerbrochenen und zerschlagenen Gemüts ist, Psalm 121; Jes. 66. Wir zeigen auch daneben an, daß keine solche falsche Reue und Buße, wie die Welt hat (die heute sagen: Mich reuen die Sünden, und sie doch morgen gleich wieder thut) vor Gott gelte und Gnade erwerbe; sondern was aus einem wahrhaftigen Herzen geht und kommt, zu dem will sich alsdann Gott nahen und sein Werk in ihm anheben, Jak. 4, 1-10, und auch vollenden.

Der Mensch wird Christo eingesetzt.

Einem solchen angsthaften und bekümmerten Herzen, das um seine Sünde leid trägt und vor Trauern nicht weiß wo aus, also daß ihm auch die Welt zu enge sein möchte, und nun sein Herz allein zum Herrn erhebet, will sich Gott zeigen und in seinem Trauern trösten; er zeiget ihm seinen Sohn, der da spricht: Kommet her zu mir alle, die ihr beschweret seid, ich will euch erquicken; nehmet auf euch mein Joch, denn es ist leicht und gering, Jes. 58; Matth. 11. Solches Zurufen aber thut er uns durch seine Diener, die er ihm von der Welt erwählet hat, daß sie seine Zeugen sein sollen, Joh. 15; Apgesch. 1. Die nun seine Stimme hören und zu ihm kommen, die wird er nicht hinausstoßen, Joh. 6; 1. Tim. 1. So ist nun unsre Lehre ferner, daß Christus in die Welt gekommen ist die Sünder selig zu machen, wie auch geschrieben steht: Das ist der Wille des Vaters, daß wer den Sohn siehet und glaubet an ihn, nicht verloren werde, sondern das ewige Leben habe, 1. Tim. 1; Joh. Kap. 3 und 6, und daß der Mensch durch den Glauben Christo eingesetzt und eingezweigt werde. Das geschieht aber also: Sobald der Mensch das Evangelium von Christo höret und demselbigen von Herzen glaubet, so wird er versiegelt mit dem Heiligen Geist, wie auch Paulus sagt, Eph. 1: Nachdem ihr geglaubt habt, seid ihr versiegelt worden mit dem Geist der Verheißung, das ist mit dem Heiligen Geist, welcher ist das Pfand unsers Erbes zu unsrer Erlösung, die wir sein Eigentum sind zu Lobe seiner Herrlichkeit.

Dieser Geist Christi, der allen Gläubigen verheißen ist und gegeben wird, der macht sie frei von dem Gesetz oder der Gewalt der Sünde und setzt sie Christo ein, macht sie eins mit ihm, ja seiner Art und Natur, Joel 2; Apgesch. 2; Röm. 8; 1. Kor. 2; 2. Pet. 1, also daß sie mit ihm eine Pflanze und ein Gewächs werden, er die Wurzel und der Stamm, wir aber die Zweige, wie er selber spricht: Ich bin ein rechter Weinstock, ihr aber seid die Reben. Also sind sie mit ihm eine Substanz, Materie, Wesen, ja ein Brot und Leib, er das Haupt, wir aber die Glieder unter einander, 1. Kor. 10 und 12; Röm. 12; Joh. 15. Weil nun Christus die Wurzel und der Weinstock ist und wir durch den Glauben ihm eingepflanzet sind, so geschieht es, daß wie der Saft aus der Wurzel steiget und die Zweige fruchtbar macht, der Geist Christi aus der Wurzel Christo in seine Zweige oder Reben steiget, sie alle fruchtbar zu machen, Röm. 11. Derhalben, wie die Reben nach der Wurzel arten und nicht andre denn ihrer Art Frucht geben, wie Christus selbst in dem Gleichnis zeiget, da er spricht: Man sammelt nicht Feigen von den Disteln noch Trauben von den Dornen, Matth. Kap. 7 und 12; Luk. 6, so kann kein guter Baum böse, noch ein böser Baum gute Frucht tragen, sondern ein jeglicher Baum giebt seiner Art nach Frucht. Weil nun Christus ein guter Baum und Weinstock ist, kann und mag auch nichts denn Gutes in ihm wachsen, grünen und Frucht geben, Joh. 15; Röm. 11. Also wird der Mensch mit Gott eins und Gott mit ihm, wie ein Vater mit seinem Sohn und wird also in die Gemeine und Kirche Christi gesammelt und gebracht, daß er mit ihr in einem Geist Gott diene und anhange, und des Testaments der Gnaden (durch Christum befestiget) Kind sei, Eph. 2; Apgesch. 3.

Vom Testament Gottes.

Gottes Testament ist ein ewiges Testament, das von Anbeginn bis in Ewigkeit währet und nicht aufhöret. Es stehet aber darinnen oder ist also gethan, daß er unser Gott und Vater sein will, wir aber sein Volk und lieben Kinder sein sollen, 1. Mose 17; Ez. 37; 2. Kor. 6; 3. Mose 26, 9-13, und daß er uns durch Christum allen göttlichen Segen geben und allezeit mit allem Guten erfüllen wolle. Daß aber solch Testament Gottes von Anbeginn gewesen ist, ist damit bewiesen, daß Gott den Menschen in sein Bildnis, und daß ihnen wohl sei und sie kein Gift der Verderbung in sich hätten, geschaffen hat. Da aber der Mensch, durch, den Rat der Schlange betrogen, desselben beraubet war, stand der Ratschluß Gottes nichts desto weniger fest, und drückte sein Testament, wie es vorhin bei ihm beschlossen war, (daß er unser Gott, wir aber sein Volk sein sollten) erst deutlich mit solcher Verheißung aus, 1. Mose 1; Weish. 1; 1. Mose 3; Heb. 6; 2. Kor. 6; 1. Pet. 2, da er dem Teufel durch des Weibes Same seine Gewalt wieder zu nehmen drohte; daraus wohl zu merken und zu erkennen ist, daß Gott uns von seiner Gewalt erlösen und in seine Kindschaft annehmen und wiederbringen wollte, Joh. 1; Eph. 1. Also hat Gott sein Testament erstlich Adam, darnach auch Abraham und seinen Söhnen, dieser aber mit klareren Worten, dasselbige verheißen, uns aber durch Christum geleistet, befestigt und durch seinen Tod bestätiget, 1. Mose Kap. 3, 17 und 28; Heb. Kap. 7 und 9. Dieweil ein Testament nicht fest wird, es geschehe denn der Tod des, der das Testament macht, so hat Gott seinen Sohn in den Tod gegeben, daß wir durch ihn vom Tod erlöset seines Testaments Kinder wären und uns dasselbige ewiglich fest wäre.

Vom alten Testament.

Das alte Testament, so viel es das alte geheißen wird, ist das, so Israel ohne Austeilung des Gnadengeistes gegeben ist, darum auch ihr hartnäckiges Herz nicht beschnitten und die Sünde von ihnen nicht genommen ward, wie der Apostel anzeiget, Heb. 10; Apgesch. 7: Es ist unmöglich, durch Ochsen- und Bocksblut Sünde wegnehmen: Damit stimmt auch Esra, und spricht, 4. Esra Z: Da du den Samen Israel aus Egypten führtest, hast du sie an den Berg Sinai gebracht, hast den Himmel gebogen, das Erdreich gestellet, den Erdboden machen erbeben und den Abgrund erzittern und hast die Welt erschrecket. Und deine Herrlichkeit ist durch vier Porten, Feuer, Erdbeben, Wind und Kälte gegangen, daß du dem Samen Jakobs dein Gesetz und Israel Fleiß gäbest, hast dennoch das boshafte Herz, (daß dein Gesetz bei ihnen Frucht brächte) nicht von ihnen genommen.

Weil denn das Herz nicht dadurch geändert und dasselbige Volk das alte Volk geblieben ist, ist es nicht ein Testament der Kindschaft, sondern der Knechtschaft, wie es auch Paulus nennet, da er die zwei Testamente durch die zwei Weiber einführet, und spricht, Gal. 4: Das Testament, so vom Berg Sinai gegeben ist, gebiert zur Knechtschaft und ist nicht frei mit seinen Kindern, 2.Mose,1-17. Wiewohl es aber zur Knechtschaft gebietet, ist es doch eine Einführung eines besseren und vollkommeneren, Heb. 7. Weil nun ein besseres kommen, das ist das Testament Gottes völliger und klarer geoffenbart werden sollte und ganz ans Licht kommen, so mußte das Dunkle und Unvollkommene enden und aufhören, derhalben auch Moses (spricht Paulus) eine Decke vor sein Angesicht hängte, 2. Kor. 3, daß die Kinder Israel nicht ansehen mochten das Ende des, das aufhöret. Daß es aber aufhöret, bezeugt der Apostel, da er spricht: Dieweil Gott ein neues verheißt, veraltet das erste. Was aber veraltet und überjahret ist, das ist nahe bei seinem Ende. Nicht aber, daß darum Gottes Testament aus sei und aufhöre, sondern allein die unvollkommene Offenbarung und Dunkelheit desselbigen endet und höret auf, damit es in seiner Kraft und Klarheit offenbar werde und an den Tag komme, wie denn in Christo geschehen ist. Also nennt nun der Apostel das neue besser um der überschwänglichen Offenbarung willen seiner Klarheit, 2. Kor. 3; Heb. 7; Phil. 3.

Vom Gesetz.

Das Gesetz ist das Zeugnis oder das Wort, so von dem alten, das ist dem knechtischen Testament zeuget, derhalben es ein knechtisches Joch genannt wird, das nicht mehr thut, denn treibet, heißt und fordert, das aber, was es fordert und begehret (um seiner Schwachheit willen) nicht geben kann; denn wo der Geist dem Wort nicht beigegeben wird, mag es die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt nicht erlangen, Gal. Kap. 4 und 5; Röm. Kap. 8, 8 und 7; Heb. 7. Nichts desto minder zeiget es, weiset und machet dem Menschen die Sünde bekannt, schlägt nieder, zerbricht und ängstiget das Gewissen, dadurch der Mensch bewegt werde, ein besseres suche und darnach frage, Gal. 3. Also ist das Gesetz unser Zuchtmeister gewesen bis aus Christum, durch den die Verheißung des Vaters ausgegossen wird aus alle, die an seinen Namen glauben, Joh. 14; Apgesch. Kap. 1 und 2; Eph. 1, welche Verheißung ist der Geist der Gnaden, durch den wir (wenn wir uns von ihm regieren und führen lassen) vom Gesetz los und ledig werden, wie Paulus schreibt: Wandelt ihr aber im Geist, so seid ihr nicht mehr unter dem Gesetz, Gal. 5; Röm. 10. Also ist Christus des Gesetzes Ende zur Frömmigkeit eines jeden, der da glaubet.

Nun aber ist Christus nicht also des Gesetzes Ende, daß darum Gottes Gesetz aus sei oder aufhöre, denn Paulus spricht, Röm. Kap. 3 und 7: Heben wir das Gesetz auf durch den Glauben? Das sei ferne, sondern wir richten das Gesetz aus. Derhalben das Gesetz, so viel es geistlich ist, nicht aufgehoben ist, sondern in seine Geistlichkeit erst recht gestellt und geordnet ist, das ist durch den Geist Christi rechter Art nach Gottes Willen vollführet und vollendet. Darum das Gesetz allein, soweit es schriftlich verfasset oder buchstabisch ist (dieweil der Buchstabe tötet) durch Christum aufgehoben ist, Eph. 2: 2. Kor. 3; 1. Kor. 9, da er uns seinen Geist gegeben hat, der in uns mit Lust allen Gotteswillen vollbringe und nicht aus Zwang oder Drang des Gebots. Also sind wir nicht mehr unter dem Gesetz und doch nicht ohne Gottes Gesetz. Alles nun das Buchstabische, so viel es buchstabisch ist, ob es gleich Paulus, Petrus oder irgend einer aus den Aposteln geschrieben hat, heißen wir Gesetz und Gebot, und sind es auch, denn derselbige Buchstabe ebensowohl als der Buchstabe des Gesetzes Mose nichts mehr thut denn tötet, 2.Kor. 3. So viel es aber geistlich ist und geistlich erfasset und aufgenommen wird, so ist es ein Gnadenwort, ob es gleich Moses geschrieben hat. Röm. Kap. 7 und 8. Derhalben die, so den Geist Christi nicht haben, des Evangeliums Diener nicht sein mögen, sondern des buchstabischen Gesetzes.

Vom Evangelium.

Das Evangelium aber ist eine fröhliche Botschaft von Gott und Christo, die durch den Heiligen Geist verkündiget, gehandelt und aufgenommen wird, Jes. 61; Luk. 4. Darum ist es ein Wort der Freiheit, das befreiet, lediget, fromm und selig machet, wie Paulus schreibt: Es ist eine Kraft Gottes, die da selig macht alle, die daran glauben; und abermals: Das ist die rechte Gnade Gottes, darinnen ihr stehet, dadurch ihr selig werdet, so ihrs also behaltet, wie ihrs angenommen habet, Röm. Kap. 8 und 11; 1. Kor. Kap. 1 und 15. Dieses Wort zeiget uns, daß Gott seine verheißene Gnade durch Christum erstattet und gegeben habe, macht uns derselbigen Gnaden Erben und teilhastig ihres Reichtums, 1. Mose Kap. 3 und 17. Dadurch richtet es wieder auf das vom Gesetz niedergeschlagene Gewissen und richtet aus, was das Gesetz fordert, aber nicht erlangen mochte, macht den Menschen Gott gemein, gebieret zur Kindschaft, daß der Mensch eine neue Kreatur oder göttlicher Art wird, Röm. 8; Jak. 1; 2. Kor. Kap. 5und 3; 2. Pet. 1; ist aber und wird nicht in die Steine oder Papier gezeichnet und gebildet, sondern in die fleischernen Tafeln des Herzens, nicht mit Feder oder Tinte, sondern mit dem Finger Gottes, seinem Heiligen Geist. Wie denn Gott verheißen hat: Ich will mein Gesetz in ihren Sinn schreiben und will es ihren innerlichen Gliedern einpflanzen, daß keiner zu seinem Bruder sprechen soll: „Erkenne den Herrn,“ denn sie sollen mich alle kennen von dem Kleinsten bis zu dem Größesten, Heb. Kap. 8, 10 und 4. Das ist das lebendige Wort, das Seele und Geist durchdringet, dadurch alle die, so die Verheißung ererben wollen, müssen geboren werden.

Vom neuen Testament.

Dieweil nun das alte Testament seiner Dunkelheit und Unvollkommenheit halben endete, hat Gott ein vollkommenes ausgerichtet, geoffenbaret und an den Tag gebracht, das nun ungeändert bleibt und ewiglich besteht, 2.Kor. 3; Jer. 8; Heb. 7; Jer. 31, wie er auch zuvor verheißen hat: Es kommen die Tage, spricht Gott, daß ich ein neues Testament machen will mit dem Haus Israels, aber nicht nach dem Testament, das ich mit ihren Vätern gemacht habe, da ich ihre Hand ergriff, sie aus Egyptenland zu führen, dieweil sie nicht darinnen geblieben sind. Dieses Testament ist ein Testament der Gnaden, der Offenbarung und Erkenntnis Gottes, wie die Worte anzeigen: Sie sollen mich alle erkennen, von dem Kleinsten bis zu dem Größesten. Diese Erkenntnis aber kommt allein vom empfangenen Heiligen Geist, Jer. 31; Heb. Kap. 8 und 9; Joh. 16. Derhalben so wird das Testament von Gott durch Christum befestiget, durch den Heiligen Geist versiegelt und ausgerichtet, wie auch verheißen ist, Joel 2; Apgesch. 2: Und es soll geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, ich will ausgießen meinen Geist auf alles Fleisch, und eure Söhne und eure Töchter sollen weissagen, und will auf meine Knechte und Mägde in denselbigen Tagen meinen Geist ausgießen. Dieses ist das Testament, das die kindliche Freiheit hat, des auch wir Kinder sind, so wir anders uns von der Versieglung dieses Testaments führen lassen und uns seiner Wirkung unterwerfen und begeben, wie auch Paulus sagt: Das Gesetz des Geistes hat mich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes. Welchen nun Christus also frei macht, der ist recht frei, Röm. 8; Joh. 8. Darum sagt Paulus: So bestehet nun in der Freiheit, damit uns Christus befreiet hat und lasset euch nicht wiederum in das knechtische Joch verstricken. Denn so ihr euch wiederum in das knechtische Joch (das ist vom geistlichen. in das buchstabische Wesen) führen laßt, so ist euch Christus kein nütze. Derhalben die, so den Geist nicht haben, dieses Testaments nicht Kinder sind, Gal. 5; Röm. 8.

Von der Kindertaufe.

Wieweil die Kinder von Gott christlicher Weise, das ist durch das gepredigte Wort, Glauben und Heiligen Geist nicht geboren sind, mögen sie rechter Art nicht getauft werden, denn die Taufe ist eine Aufnahme in die Gemeine Christi, Jak. 1; 1. Pet. 1. Wie nun alle, die von Adam geboren, seiner Natur teilhaftig sind, so müssen die, so der Gemeine Christi wollen einverleibet werden, auch von Christo christlicher Weise geboren werden, auf daß sie rechter Ordnung nach, wie seiner Gemeine durch ihn angeordnet ist, mögen angenommen werden, 4. Esra Kap. 3 und 7; Röm. 5; Matth. 28; Mark. 16. Die Geburt Christi begab sich aber (wie oben gesagt) also, daß durch das gepredigte oder angesagte Wort Maria dem Engel glaubte und durch den Glauben den Heiligen Geist empfing, der ihrem Glauben mitwirkte, daß sie Christum empfing, der also von ihr geboren ward, Luk. Kap. 1 und 2; Matth. 1. Wer nun christlicher Weise soll oder will geboren werden, der muß auch, wie Maria, das Wort vorerst hören und demselben glauben, aus daß er, wenn sein Glaube mit dem Heiligen Geist versiegelt ist, nach der Wahrheit in die Kirche Christi möge aufgenommen werden. Also haben auch die Apostel gehandelt. Eph. 1.

Derhalben finden wir an keinem Ort, daß die Apostel Kinder getauft, sondern, daß sie sich an die Anordnung und Lehre ihres Meisters gehalten haben, und sagen: So du glaubst, magst du wohl getauft werden, Apgesch. 8, als will der Apostel sagen: Glaubst du aber nicht, so mag es auch nicht sein. Daß wir aber die Kindertaufe für unnütz und unrecht halten, hat diese Ursachen. Zum ersten, daß in ganzer heiliger Schrift nicht ein Wörtlein mag beigebracht werden, da der Kindertaufe gedacht, geschweige sie befohlen wird. Zum andern findet man, daß die Päpste in ihre Satzungen geordnet haben, die Kinder (so das Vaterunser und Glauben sprechen könnten) zu taufen, welches sie doch, wo es zuvor gewesen wäre, nicht bedurft hätten; darum es offenbar eine Menschenpflanzung erscheint, die aber ausgereutet muß werden, Matth. 15. Zum dritten, daß die Taufe ein Bund eines guten Gewissens mit Gott ist, 1. Pet. 3. Zum vierten, daß das Testament der Gnade ein Testament des Wissens und der Erkenntnis Gottes ist, Jer. 81; 5. Mose 1; die Kinder aber weder Gutes noch Böses wissen. Das ist uns nun genugsame Ursache (wenn wir sonst gleich keine andre hätten), die Kindertaufe zu verwerfen und abzustellen.

Der Kindertäufer Gründ

Der erste Grund.
Die Kindertäufer, ihre Thorheit zu verteidigen, werfen am ersten den Befehl Christi vor, Matth. 28: Gehet hin und lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Allhier sagen sie, es sei befohlen alle Völker zu taufen, und die Kinder seien auch Völker, darum solle man die Kinder taufen wenn man möge (oder könne) und darnach auch lehren, wenn man möge; sie bekennen doch daneben, daß die Apostel die Gläubigen getauft haben, und daß dies noch zu thun sei, wo Juden oder Heiden des Glaubens begehren, daß man sie vorerst lehren und aus ihren bekannten Glauben taufen solle.

Antwort.
Weil man denn die Völker erst lehren (und wie sie selbst oben gesagt haben) auf ihren bekannten Glauben taufen soll, und die Kinder auch Völker sind, so muß man sie nach ihren eigenen Worten zuerst lehren und darnach aus ihren bekannten Glauben taufen. Warum taufen sie denn ohne vorgehender Lehre und bekannten Glauben? Daß sie aber die Worte vorwenden: Wir taufen die Kinder, wenn wir mögen und lehren sie auch hernach, wenn wir mögen, ist nicht nach dem Wort der Schrift, denn einmal müssen sie zugeben, daß die Apostel die Alten gelehrt und nach gethaner Lehre auf bekannten Glauben getauft haben, Apgesch. 2, 8, 10, 16 und 19, und daß es noch also und nicht anders gehalten werden solle; welche ihre Ordnung die Apostel aus den Worten Christi: Lehret alle Völker und taufet sie, genommen haben. So nun die Kinder in dem Wort Völker begriffen sind, so muß man auch mit ihnen die Ordnung halten, mit einem unter den Völkern sowohl als mit den andern; oder sie müssen uns einen andern Befehl der Kinder halben anzeigen.

Der zweite Grund der Kindertäufer.
Nun sagen sie, so man denn die Kinder nicht taufen solle, darum, daß sie nicht glauben und bekennen können, oder darum, daß man sie nicht lehren möge, so würde auch folgen, daß man ihnen nichts zu essen geben müßte, weil sie nicht arbeiten, denn Paulus sagt, wer nicht arbeite, der solle auch nicht essen, 2. Thess. 3, also müsse man die Kinder Hungers sterben lassen.

Antwort.
Also wird hier wie an andern Orten, die Schrift fälschlich angeführt, denn hier Paulus gar nicht sagt: Wer nicht arbeitet, der soll auch nicht essen; sondern: Wer nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen; darum er gar nicht von den Kindlein, die es nicht können noch vermögen, sondern von denen, die es können und vermögen, aber nicht thun wollen, redet. Darum füget sich dieser Spruch gar nicht hieher, und thun nicht mehr, denn sich wie Jannes und Jambres wider die Wahrheit legen, dieselbe mit erdichteten Worten zu unterdrücken.

Der dritte Grund der Kindertäufer.
Sie wenden auch die Worte Petri vor, der da spricht, Apgesch. 2: Euch und eurer Kinder ist diese Verheißung und denen, die noch ferne sind, welche Gott, der Herr, herzuführen wird. Allhier sagen sie sei den Kindern die Taufe verheißen, darum man sie billig taufe und ihnen die Taufe unbillig abschlage.

Antwort.
Sie wollen hier aber nicht sehen, daß das Volk nicht durch die Taufe, sondern durch die Reden der Jünger, die sie aus dem Trieb und Anregen des Heiligen Geistes unter einander hatten, bewegt, zusammen kamen und sich verwunderten, was das neues werden wollte. Da aber etliche ihrer spotteten und ihre Reden als durch Wein verursacht hielten, stund Petrus auf und sprach: Diese sind nicht trunken, wie ihr wähnet, sintemal erst die dritte Stunde am Tage ist; sondern das ist es, das Gott zuvor verheißen hat durch den Propheten: Ich will ausgießen meinen Geist auf alles Fleisch und eure Jünglinge werden weissagen, Joel 2.

Weil sie nun bezeugten, daß ihnen solche Verheißung und Gabe von Gott durch Christum gegeben und widerfahren war, dadurch sie jetzt redeten, da ward das Volk eifrig und begierig auch solche Gabe (denen sie aber nicht verheißen war) zu empfangen, Röm. 9, und wurden aus Eifer für dieselbige bewegt zu fragen, was sie thun sollen, daß sie es auch erlangen möchten; da thut Petrus seinen Mund auf und spricht: Thut Buße und lasse sich ein jeglicher taufen aus den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes; denn euch und eurer Kinder ist solches verheißen. Wer hier sehen will, mag wohl erkennen, von welcher Verheißung hier Petrus redet und auch warum das Volk hier eifert. Denn es ist unwidersprechlich, daß er hier von der Ausgießung des Heiligen Geistes, die zuvor verheißen, aber ihnen durch Christum gegeben war, redet, dadurch das Volk beweget fragt, was sie thun sollten, daß sie auch solche verheißene Gabe empfingen, Joel 2; Joh. 14; Luk.24, Da giebt er dem fragenden Volk Bericht, was sie thun sollten, nämlich Buße, und sich im bußfertigen Leben auf den Namen Christi taufen lassen, so werde ihnen die Sünde verziehen und der Heilige Geist gegeben werden; und das ist der rechte Sinn dieser Stelle, wer es anders nimmt, der betrüget und verführet sich selbst.

Daß er aber hier von den Kindern sagt und spricht: Euch und euren Kindern ist es verheißen, damit will er sagen: Dem ganzen Haus Israel; allem Samen Abrahams ist sonderlich diese Verheißung geschehen, 1. Mose 17; Apgesch. 3, darum seid ihr des Testaments und der Verheißung Kinder, wie auch Paulus sagt Röm. 9: Welcher ist die Kindschaft und die Herrlichkeit und das Testament und das Gesetz und der Gottesdienst und die Verheißung, welcher auch sind die Väter, aus denen Christus herkommt. Wo er aber, wie sie sagen, von der Verheißung der Taufe (das aber mit keinem Wort mag bewiesen werden) geredet hätte, so hätte er auch billig zu ihnen gesagt: Darum bringet eure Kinder her und lasset sie taufen, das er aber gar nicht gethan hat. Darum ist dies Argument falsch und unrecht, denn von der Taufe sagt er nicht anders, denn daß sie Buße thun und sich sollen taufen lassen, dadurch sich einem neuen Leben zu begeben, so werden sie den Heiligen Geist empfangen, der es in ihnen ausrichten wird, Apgesch. 2.

Der vierte Grund der Kindertäufer.
Sie wenden auch vor, daß Christus sagt: Lasset die Kindlein zu mir kommen, denn solcher ist das Himmelreich, und sagen, weil man sie zu Christo bringen soll, muß es durch die Taufe geschehen. Darum sage Christus: Ihr sollt ihnen nicht wehren; wer nun die Kinder zu taufen wehre, der sündige wider dieses Wort.

Antwort.
Allhier gestehen wir gerne, daß Christus die Jünger beschalt, daß sie den Eltern wehreten, die Kinder zu ihm zu bringen; daß aber daraus folgen solle, sie zu taufen, das gestehen wir nicht, denn wir sehen, daß es anders von Christo gemeinet war, denn er taufet sie nicht, heißt es auch seine Jünger nicht thun; darum sie auch billig ungetauft bleiben bis sie zur Erkenntnis kommen, Jer. 31, wie das Testament die Erkenntnis Gottes fordert. Was thut er ihnen aber? Er wünscht ihnen Gutes, nimmt sie in die Arme und legt die Hände aus sie. Dabei wollen auch wir es lassen bleiben und nichts durch uns selber erdenken, Matth. 19; Mark. 10; Luk. 18. Dann sagen sie, er habe doch die Hände auf sie gelegt, das doch auch ein Sakrament und Zeichen des Aufnehmens ist, darum möge man sie wohl taufen. Daraus sagen wir, wenn Christus die Kindlein mit dem Auflegen der Hände aufgenommen und uns ein Vorbild vorgeschrieben hätte, daß wir sie auch in die Gemeinde durch dieses Zeichen aufnehmen sollten, so ließe man es auch billig bei dem, wie er es gezeiget hat, das ist beim Handauslegen, und singe nicht erst ein andres (wie die Taufe) nach unserm Gefallen an; denn wo es hätte sein sollen, so hätte auch Christus diese zu ihm gebrachten Kindlein taufen heißen, das er aber keineswegs that. Derhalben, wenn gleich das Argument richtig wäre, daß sie sagen, Christus habe die Kindlein durch das Auflegen der Hände ausgenommen, darum sollen wir ihnen nicht wehren, sondern sie auch annehmen, so wäre doch das falsch, daß sie sie taufen.

Daß aber Christus hier kein Zeichen des Annehmens in die Gemeine gebraucht habe, beweiset seine eigene That, daß er der Taufe geschwiegen, da doch die Taufe das erste Zeichen ist, dadurch uns befohlen in die Gemeine und Kirche Christi aufzunehmen, wie die Worte „lehret alle Völker und taufet sie“ beweisen, Matth. 28. Das Handauflegen aber ist ein Zeichen des Bestätigens oder eines weiteren Befehls in der Gemeine, Apgesch. Kap. 8, 19, und 13; 1. Tim. 4, oder so ein Getaufter in der Gemeine sündiget, also daß er darum von der Gemeine gesondert wird, welcher so er Buße thut, wird er durch das Handauflegen in die Gemeine aufgenommen und bestätiget. Darum ist aus der Handauflegung Christi auf die Kinder die Kindertaufe gar nicht zu beweisen. Vielmehr aber müssen wir sagen und bekennen, daß hier Christus an den Kindlein seine Freundlichkeit und Holdseligkeit bewiesen hat, wie auch das in die Arme nehmen und Küssen klärlich anzeiget, und das will uns auch hier der Evangelist beschreiben, und nichts andres.

Der fünfte Grund der Kindertäufer.
Sie wenden auch vor das Wort Christi zu Nikodemus, Joh. 3: Es sei denn, daß jemand von neuem geboren werde durch Wasser und Geist, kann er nicht in’s Reich Gottes kommen, und sagen, so die Kindlein nicht sollten getauft werden, möchten sie auch nicht selig werden. Sie sagen daneben auch, es stehe doch hier das Wasser zuvor, darnach erst der Geist, darum möge man die Kinder wohl taufen und darnach erst den Glauben lehren.

Antwort.
Hier muß man merken, mit wem und was Christus handelt, will man anders seinen Sinn fassen, Joh. 3. Es kommt Nikodemus zum Herrn, um von ihm den Weg des Lebens zu fragen, den ihm der Herr also (daß er sich darob verwunderte und entsetzte) zeiget, nämlich daß er müßte ein neuer Mensch, oder neugeboren werden, 2. Kor. 5; Joh. 1; 1. Pet. 1; Jak. 1, welche Neugeburt durch Wasser und Geist geschehen muß. Er setzt nun zu einem Teil das Wasser zuvor, darum daß ihm die Wassertaufe Johannes bekannt und offenbar war; welcher Johannes ein Vorbote Christi war, Jes. 40; Mal. 3. Zum andern Teil, daß die Wassertaufe eine Tötung und Absterbung des alten Menschen, das ist aller sündigen Art ist, daß wir dem Tod Christi ähnlich oder gleichförmig werden, Röm. 6; Phil. 3; Matth. 3, welches Absterben Nikodemus ohne Zweifel aus der Taufe Johannes wohl erlernet hatte, weil er die Buße predigte. Darum zeiget ihm aber Christus, daß es nicht genug mit dem Absterben des alten Menschen sei, sondern daß man auch wieder lebendig werden müsse, welches aber nicht geschehen kann ohne durch die Taufe oder Mitteilung des Heiligen Geistes. Weil aber nichts lebendig gemacht wird, es sterbe denn, und die Gottlosen und Sünder den Geist Gottes nicht empfangen können, 1. Kor. 15; Weish. 1, so mußte die Buß- oder Wassertaufe zuerst geschehen, auf daß sie mit dem Geist möchten getauft werden. Derhalben, wie Johannes ein Vorbote Christi war, also ist die Wassertaufe ein Vorbote der Geistestaufe, Jes. 40; Matth. 3; Mal. 3; Apgesch. 2; Mark. 1; Luk. 3; Matth. 28; Mark. 16; so wenig aber Johannes als Vorbote Christi ohne Lehre und Predigt kam, eben so wenig mag die Wassertaufe rechter Art ohne vorgehende Predigt geschehen.

Der sechste Grund der Kindertäufer.
Sie wenden auch vor aus Markus, und sprechen: Johannes war in der Wüste und taufte und predigte die Taufe der Besserung zur Vergebung der Sünden, und sagen, hier stehe doch die Taufe vor der Lehre und Predigt, darum liege nichts daran, wenn man gleich die Kinder vorher taufet, so man sie hernach den Glauben lehret.

Antwort.
Obgleich, hier taufen vor der Lehre gesetzt ist, folgt darum nicht, daß man vor geschehener Lehre taufen soll, auch nicht, daß es Johannes gethan habe, dieweil sein Amt Lehren und Predigen war, wie er selbst sagt, Jes. 40, Mal. 3; Matth. 3; Joh. 1: Ich bin eine rufende Stimme. Derhalben will hier der Evangelist gar nicht sagen, daß Johannes vor geschehener Lehre jemand getauft habe, da er die Taufe zuvor und die Lehre darnach setzt, sondern will sagen, daß er nach geschehener Taufe nicht aufgehört habe zu lehren, sondern sie für und für weiter geführet, und dem Herrn den Weg zu bereiten berichtet habe, und das ist der rechte Sinn des Evangelisten, Mark. Kap. 1; Matth. 3. Daß es aber wahr und nicht also (wie oben gesagt) zu verstehen sei, beweisen die Worte Marki am selben Ort, da er spricht: Johannes war in der Wüste, taufte und lehrte, daraus (so man dem Buchstaben nach handeln wollte) folgen müßte, daß er in der Wüste getauft und gelehret hätte, das er aber nicht gethan hat, wie aus dem Worte des Evangelisten Lukas erkannt wird, da er spricht, Luk. 3: Es geschah der Befehl Gottes in der Wüste zu Johannes, Zacharias Sohn, und er kam in alle Gegend um den Jordan und predigte die Taufe der Buße. Allhier ist offenbar, daß man Markum nicht also verstehen muß, Luk. 1, aber in der Wüste war er so lange, bis er hervortreten sollte vor die Kinder Israels.

Zuletzt bringen sie auch die Beschneidung vor um ihre Kindertaufe zu rechtfertigen, die aber auf das härteste wider sie streitet, so man die Wahrheit ansiehet, von der wir hernach sagen wollen. Also sind ihre trefflichsten Gründe fast alle gemeldet, daran aber wohl zu erkennen, daß nichts dahinter ist, und daß sie allerdinge nicht dahin reichen, da sie sie hin haben wollen. Sie verkehren also Gottes Wort um ihres Genießens und Bauchs willen, ihnen selbst zum Schaden, 2. Kor. 2.

Von der Taufe Christi und seiner Kirche.

Weil es denn ein Testament der Erkenntnis, Wissens und Gnade Gottes ist, so ist auch nach dem Wort Petri die Taufe ein Bund eines guten Gewissens mit Gott Jer. 31, Heb. Kap. 8 und 10; 1. Pet. 3, das ist derer, die Gott erkannt haben. Gottes Erkenntnis aber kommt, wie gesagt, aus gehörtem Wort des Evangeliums. Darum lehren wir, daß man die, so das Wort gehöret, demselben geglaubt und Gott erkannt haben, taufen solle und nicht die Kinder, Luk. 7; Apgesch. Kap. 2, 11 und 16. Denn weil von Adam her alle, so in adamischer Weise geboren werden, seine Art erben und seiner Gemeinschaft, das ist der Sünden teilhaftig werden, 4. Esra 3; Röm. 5; 1. Joh. 3, darum auch Christus, der die Sünden wieder hinnehmen und ihre Kraft, Stärke und Gewalt vertilgen sollte, ganz einen andern Anfang seiner Geburt hatte, wie oben gesagt ist; also müssen die, so seine Art erben, seiner Gemeinschaft teilhaftig und Glieder seines Leibes werden sollen, auch von ihm (nicht adamischer, sondern christlicher Weise) geboren werden, Matth. 1; Luk. 1; 2. Pet. 1; 1. Kor. 6, welche Geburt durch das Wort, Glauben und Heiligen Geist geschiehet, denn wer das Wort im Glauben aufnimmt, der wird Gottes Kind, wie auch Johannes meldet: Die ihn aber aufnahmen, denen gab er Gewalt Gottes Kinder zu werden, nämlich denen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus dem Geblüt, auch nicht aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern von Gott geboren sind, 1. Pet. 1; Jak. 1, Joh. 3; Joh. 1; darum auch Paulus sagt, Röm. 9: Das sind nicht Gottes Kinder, die nach dem Fleisch Kinder sind, sondern die Kinder der Verheißung werden für Samen gerechnet. Weil wir denn von Gott (christlicher und nicht adamischer Weise) sollen geboren sein, so muß man acht nehmen, wie sich die Geburt Christi hat und zugegangen sei, welche wie oben gesagt im Glauben durch Wirkung des Heiligen Geistes geschehen ist, Luk. 1. Wer nun seiner Art, Natur und Eigenschaft sein will und soll, der muß der Gestalt von Gott geboren werden, auf daß er sein Kind mit Christo sein möge, 1.Petr. 1, Röm. 8, wie auch Petrus sagt, 1. Pet. 1: Als die ihr wiedergeboren seid, nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen, nämlich dem Wort der Wahrheit.

Diese Geburt aber geschiehet also. Wenn das Wort gehöret und demselben Glauben gegeben wird, so wird der Glaube mit der Kraft Gottes, dem Heiligen Geist, versiegelt, der alsdann den Menschen erneuert und ihn lebendig macht, (nachdem er in Sünden tot war) in der Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, daß der Mensch eine neue Kreatur, ein neuer Mensch nach Gottes Bildnis gestaltet oder wieder darein erneuert wird, Röm. 12; Eph. 2; 2. Kor. 5; 1. Mose 1; Eph. 4; Kol. 3. Der nun also geboren wird, dem gehöret alsdann die Taufe als ein Bad der Wiedergeburt, damit er in das Testament der Gnade und Erkenntnis Gottes gezeichnet wird, Tit. 8; Jer. 31.

Derhalben lehren wir, wie Abraham befohlen war in seinem Haus zu beschneiden, also Christo in seinem Haus zu taufen, wie die Worte beweisen, da er zu Johannes spricht: Laß es also geschehen, denn also gebühret es uns alle Gerechtigkeit Gottes zu erfüllen, 1. Mose 17; Matth. 3. Wie nun Abraham in seinem Hause nicht beschneiden konnte, ehe denn ihm die Kinder geboren wurden, und sein ganzer Same nach ihm auch nicht, also im Hause Christi mag niemand getauft werden, er sei denn Christo vorher geboren durch Wort und Glauben. Der aber also geboren, wird auf seinen bekannten Glauben getauft. Also weisen die Geschichten, daß alle Apostel auch gethan haben, und wir nach ihnen, Heb. 3; 1. Pet. 1; Jak. 1; Apgesch. 8.

Des Taufens Weise, oder wie man taufet.

So man taufen will oder soll, so muß man von Not wegen oder auf das wenigste zwei Personen sein, nämlich der Täufer und der Täufling. Der Täufer aber schreiet und ruft erstlich das Wort der Buße aus, zeigt den Menschen die Sünde an und auch wiederum wie man zu Gott kommen und bei ihm Gnade finden möge, Matth. Kap. 3 und 4; Mark.1, Luk. 3; Apgesch. Kap. 2, Z und 8, und daß die Taufe eine Verbindung mit Gott sei oder den Nutzen der Taufe, von welchem der Täufling bewegt wird, der Taufe zu begehren. Also muß der Täufling erstlich fordern, bitten und begehren, 1. Pet. 3; Apgesch. 3; Luk. 7. So er denn der Taufe begehret, so fragt der Täufer den Täufling, ob er aber glaube in Gott, den Vater, Sohn und Heiligen Geist. So muß der Täufling seinen Glauben bekennen. Der Täufer fraget weiter den Täufling, ob er der Welt, Sünde und Teufel absage. Dem muß der Täufling widersagen, Apgesch. 8; Matth. 10; Mark. 8; Luk. 14. Der Täufer fraget weiter, ob er sich denn Gott von ganzem Herzen und ganzer Seele mit allen seinen Gliedern begeben wolle, Röm. Kap. 6 und 14, hinfort nicht mehr sich selbst, sondern Gott und seiner Kirche zu leben und Gott allein alle seine Glieder regieren und brauchen zu lassen; welches, so es der Täufling bewilligt, so fraget der Täufer, ob er aber des alles wohl versichert und in seinem Herzen vergewissert sei, daß dies die Wahrheit, und daß kein andrer Weg zum Leben (denn durch Christo angezeiget) sei. Und so ers also bekennet, fragt der Täufer, ob er denn daraus begehre sich mit Gott zu verbinden und getauft zu werden, 1. Pet. 3. So er das begehrt, so heißt ihn der Täufer sich mit gebeugten Knieen vor Gott und seiner Kirche zu demütigen und niederknieen, und nimmt ein rein Wasser und gießt es auf ihn und spricht: Ich taufe dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, der dir nach deinem Glauben die Sünde vergeben und dich in sein Reich gezogen und angenommen hat; darum so sündige hinfort nicht mehr, auf daß dir nicht etwas ärgeres widerfahre, Luk. 7; Kol. 1; Joh. 5,14.

Weil nun die Sünden den Menschen in der Taufe nachgelassen und vergeben werden, und die Gemeine den Schlüssel hat, soll es vor der Gemeine geschehen, die auch samt dem Täufer und Täufling vor der Taufe niederkniet und ihm Verzeihung der Sünden von Gott erbittet. Wo es aber je nicht sein mag und die Gemeine nicht mag erlangt werden, so mag es auch der Täufer besonders und allein thun, Apgesch. Kap. 2 und 8; Matth. 18.

Wer nun solche Taufe und Lehre üben möge.

Es soll sich nicht jedermann eines solchen Amtes, nämlich Lehrens und Taufens unterstehen, wie Jakobus meldet und spricht: Lieben Brüder, unterwinde sich nicht jedermann Lehrer zu sein, denn wir sündigen allzumal viel und werden desto mehr Verdammnis empfangen, Jak. 3. Darum soll sich keiner selbst solcher Gewalt unterstehen oder annehmen, Apg. 13, 1-3, sondern daß er ordentlich wohl und recht von Gott in seiner Kirche und Gemeine erwählet sei, wie der Apostel zu den Hebräern anzeiget und spricht: Niemand nehme sich die Ehre selbst, sondern der auch erwählet sei von Gott, gleichwie Aaron; denn auch Christus selbst sich nicht herrlich gemacht hat, daß er Hoherpriester würde; also sollen auch seine Diener sich nicht selbst auswerfen und hervorthun, sondern warten bis sie von Gott hervorgezogen und erwählet werden.

Von der Wahl.

Wenn die Gemeine einen Diener oder auch mehrere notwendig hat, soll sie nicht nach ihrem eigenen Gefallen wählen, sondern auf den Herrn warten, was er erwählet und anzeiget, Apgesch. Kap. 1 und 13; darum sie mit ernstlichem Bitten und Flehen zu Gott anhalten soll, aus daß er sie versorgen oder ihre Not erstatten und ihnen anzeigen wolle, welchen er zu seinem Dienst erwählet habe.

Nach solcher Bitte und ernstlichem Anhalten werden die, so durch Gottes Rat dazu tauglich erkannt sind, vorgestellt. Ist ihrer nun viel, so warten wir, welchen uns der Herr durch das Loos anzeiget; ist aber nur ein einziger oder so viel ihrer von Nöten sind, so bedürfen wir des Loosens nicht, sondern weil ihn uns der Herr zeiget, so nehmen wir ihn oder sie in Gottes Furcht als eine Gabe oder Schenkung von Gott an. Dem wird alsdann das Amt von der Gemeine durch Auflegung der Ältesten Hände bestätiget, Apgesch. Kap. 1 und 6: 1. Tim. 4; 2. Tim. 1.

Es wird aber auch keiner im Amt bestätiget, er sei denn zuvor bewahrt und der Gemeine offenbar und habe das Zeugnis eines berühmten Lebens und Wandels, aus daß er den Lästerern nicht in die Stricke falle, 1. Tim. 3; Tit. 1. Nun sagen aber viele, wer den ersten erwählet habe. Wir sagen Gott, denn im alten Testament hat Gott vielfältig, so sich Israel von ihm abgewendet hatte, sie wieder begnadet und ihnen einen Heiland aus ihrer Mitte gegeben, der sie wieder zurecht gebracht hat, damit er bewies, daß er Israels Gott sei. Also hat er auch jetzt im neuen gethan, da sich das Volk von ihm vertiefet und entfernet hatte oder abgeschritten war und ihn verlassen hatte, hat er nichtsdestoweniger um der Überbleibung willen seine Barmherzigkeit nicht gar abgewendet, Richt. 2; Röm. 9, sondern da die Zeit verlaufen war, daß er sich unser wieder erbarmen wollte, auf daß die Lästerer desto weniger Ursache hätten, so hat er einen, so vorhin (bei denen, die sich mit dem Mund Christen rühmten, aber in der Kraft verleugneten) im Predigtamt stund, mit Kraft seines Geistes angethan, die Abkehr wieder zu bringen, darum er auch sein Wort in seinen Mund gelegt hat, Joh. 12; Luk. Kap. 24 und 21; Apgesch. 1; Jer. 1, und demselbigen selbst Zeugnis gegeben in Kraft seiner Wirkung und hat unser, der Hörenden, Ohr geöffnet, darauf zu merken und es auch selbst in uns fruchtbar gemacht zu seinem Preis.

Vom Unterschied der Ämter.

Paulus sagt, daß Gott aufs erste die Apostel in der Gemeine gesetzt habe. Das sind die von Gott und seiner Kirche mit dem Befehl des Evangeliums ausgesandt werden, die Lande zu durchziehen und aufzurichten den Gehorsam des Glaubens unter seinem Namen, das ist mit Wort und Taufe, 1. Kor. 12; Eph. 4; Matth. 28; Mark. 16; Röm. 16. Darnach sind die Bischöfe und Hirten, die gleiches Amt in der Lehre und Taufe mit den Aposteln haben, ohne allein, daß sie an einem Ort bleiben und die Gemeine Christi weiden, 1. Tim. 3; Tit. 1, nebst dem sind Helfer, die neben den Hirten dienen, zu vermahnen das Volk, an der empfangenen Lehre festzuhalten, 1. Kor. 12. Nebst diesen sind Regierer, die das Haus oder die Gemeine ordnen, aus daß es recht und wohl zugehe und die Gemeine versorgt werde mit zeitlicher Handreichung, und heißen sonst Diener der Notdurft, Röm..12, 1. Kor. 12; Apgesch. 6; 1. Tim. 3; Tit. 1. Zuletzt sind die Ältesten, die man allenthalben zu allerlei Notdurft brauchet und die mit allem Fleiß mit den Dienern den Nutz der Kirche betrachten, ihren Wohlstand suchen, und also den Dienern die Bürden tragen helfen, auf daß man nicht die ganze Gemeine mit einem jeglichen Handel beschweren dürfte.

Vom Mißbrauch des Abendmahls.

Alle Dinge sind von Gott durch Christum in eine rechte Ordnung gestellet, dem Menschen zu Nutz, Besserung, Trost, Heil und Seligkeit, aber vom Feind davon verrücket und verkehret, dem Menschen zu Schaden und Verderben. Also er auch das Abendmahl des Herrn, das uns zum Trost und Erinnerung der Gnade Gottes gegeben ist, in Schaden verkehret hat, den Tod damit zu wirken, Matth. 26; Mark. 14; Luk. 22; 1. Kor. 11. Denn was ist größerer Schaden, den rechten Gebrauch zu verlassen und in Abgötterei (das doch der größeste Greuel ist) zu kehren, wie auch Israel that, die den rechten Gebrauch ihres Silbers und Goldes (ihnen von Gott zu Nutz, Zier und Ehre gegeben) verließen und machten ein Kalb (ihnen zur großen Schmach und Schande) daraus, 5. Mose 32; 2. Mose. Kap. 12 und 32; Psalm 105, von dem sie sagten: Das sind unsre Götter, die uns aus Egypten geführet haben; entzogen also damit Gott die Ehre und gaben sie einem gegossenen Bild, das ihre Hände gemacht hatten.

Also thut eben dies Volk mit dem Brot, verläßt den rechten Gebrauch Christi, der ihnen zum Trost gegeben und eingesetzt war und dichtet Abgötterei (einen Greuel unserm Gott) daraus, denn es ist doch Abgötterei für einen Gott ehren, das aber keiner ist, oder suchen da er nicht ist, Matth. 26; Mark. 14; Luk. 22; 1. Kor. 11; 2. Mose 20; Bar. 6. Daß er aber im Brot nicht ist; bezeugen die Worte: Gott will nicht wohnen in Tempeln, die mit Menschenhänden gemacht werden, 1. Kön. 8; Jes. 66; Apgesch. Kap. 7 und 17. Nun ist ja Brot von Menschenhänden gemacht; er ist darum nicht darinnen. Darauf sagen etliche: das ist vom Vater gesagt, der nicht in Tempeln von Menschenhänden gemacht wohnen will, aber nicht vom Sohn, der doch die Zeit seines Wandels auf dieser Welt darinnen gewesen und gewohnet hat, von dem wir auch hier reden, Luk. 2; Apgesch. 7. Wir sagen: Es ist von Gott geredet, der auch nie darinnen gewohnet hat, und auch nicht wohnen wird. Daß aber Christus nach seiner Menschheit darinnen gewohnet hat, damit hat er sich (wie auch sonst in seinem ganzen Leben) als einen wahren Menschen bewiesen, welcher auch, soviel er Mensch war, aus einmal nicht mehr als an einem Ort ist erfunden worden, Phil. 2; Heb. 5; Mark. 1, wie sein ganzes Leben beweiset, und ist nicht allenthalben gewesen, wie auch der Apostel bezeuget: Er ist in aller Gestalt und Geberden als ein Mensch erfunden, die Sünde ausgenommen. Die Menschen aber sind nicht allenthalben; so nun nichts ohne die Sünde ausgenommen ist, so ist auch das allenthalben sein nicht ausgenommen.

Dann sagen sie, es sei wahr, daß er die Zeit seines Lebens nicht allenthalben war, nun er aber verkläret ist, so ist er allenthalben. Antwort: Nun so war er doch die Zeit da er das Abendmahl mit seinen Jüngern hielt noch nicht verkläret, Matth. 26; Mark. 14; Joh. 17. Weil er denn vor der Verklärung nicht allenthalben war, so ist er auch nicht in einem jeglichen Stücklein Brot gewesen. So er denn dazumal nicht darinnen gewesen ist, da er die Worte (das ist mein Leib) selbst redete, woher nimmt mans denn, daß man ihn jetzt mit denselbigen Worten ins Brot zaubern will, und also einen Gott dichten, Luk. 22.

Daß aber die angenommene Menschheit Christi nach der Verklärung ebensowenig allenthalben ist als zuvor, und die Stätte beim Vater nicht verläßt, beweisen die Worte Christi, da er spricht: Die Armen habt ihr allezeit, mich aber nicht, Matth. 26; Mark. 14; Joh. 12. Hierinnen ist ja klar genug, daß die Menschheit Christi an nicht mehr als an einem Ort ist. Ob aber gleich die Gottheit Christi allenthalben und an allen Orten ist, folget darum nicht, daß er im Brot als ein Gott will genossen und empfangen werden.

Das aber bekennen wir wohl, daß Gott oder die Gottheit sich in alle Kreatur erstreckt, in eine jegliche nach ihrer Masse, ins Holz wie ins Holz, ins Brot wie ins Brot, in den Menschen, den er sich sonderlich zu einer Wohnung gemacht hat, als in den Menschen. Wie wollte man aber dahin kommen, daß man ihn anders denn in seiner vorhin vorgenommenen Weise darinnen, oder in diesem anders denn in einem andern Brot suchen sollte; darum ist es nichts denn Betrug und eine Abführung von Gott, 1. Kor. Kap. 3 und 6; 2. Kor. 6.

Für das andre, wenn sie nun eine Abgötterei, oder wie sie sagen einen Christum daraus gemacht haben, wollen sie ihn dem Vater wieder opfern, wider das Wort, daß Christus mit einem Opfer alles ausgerichtet habe, Heb. 10, und sind also ärger denn die Juden, die ihn einmal gekreuziget haben, dadurch er sich dem Vater opferte. So opfern sie ihn aber oft, und müßten ihn oft, ja nimmermehr aufhören zu kreuzigen; des sie sich billig schämen sollten, dieweil sie sich thörlicher Weise nach seinem Namen nennen, Heb. 9.

Für das dritte hat ihn Judas einmal verkauft; sie aber verkaufen ihn viel und oft, und gehen also übler mit ihm um denn Judas. Derhalben sie nichts anders denn einen rechten Geldkram daraus gemacht haben, damit sie dem Geld nachstellen wie ein Vogler den Vögeln mit dem Netz, bis sie Land und Leute an sich ziehen und gezogen haben. Was aber sonst viel andrer Unbräuche sind, wollen wir jetzt liegen lassen, und den rechten Gebrauch vor uns nehmen.

Vom Abendmahl Christi.

Der Herr Christus, das Heil der Welt, vom Vater dazu gesandt, daß die an ihn glaubeten das ewige Leben hätten und wiederum in das göttliche Bildnis erneuert und seiner Natur eingesetzt würden, Jes. 62; Joh. Kap. 6 und 20; Eph. 4; Kol. 3; 2. Pet. 1, welchen Zutritt zum Vater und seine Gnade er uns (die wir seinem Tode ähnlich werden) durch seinen Tod erworben hat, Eph. 2; Joh. 14. Darum er auch, als er wieder zum Vater gehen wollte, von dem er ausgegangen war, wollte er solches seinen Jüngern, die er sich von der Welt erwählet hatte, anzeigen und einprägen, auf daß sie (nachdem er von ihnen gegangen wäre) hätten sich seiner Gnade zu erinnern, und wüßten wozu sie von Gott erwählet und angenommen wären, Joh. 15; 1. Thess. 4.

Derhalben nahm er das Brot, dankte seinem Vater, brachs und gab es seinen Jüngern und sprach, Matth. 26; Mark. 14; Luk. 22; 1. Kor. 11: Nehmet, esset, das ist mein Leib, der für euch gebrochen wird, solches thut, so oft ihr es thut, zu meinem Gedächtnis. Desselbigen gleichen nahm er den Kelch und sprach: Trinket alle daraus, das ist das neue Testament in meinem Blut, das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden, das thut zu meinem Gedächtnis.

Daß nun Christus hier Brot nimmt und seinen Jüngern giebt, damit will er die Gemeinschaft seines Leibes anzeigen und seinen Jüngern erklären, daß sie mit ihm ein Leib, eine Pflanze, ein Gewächs und ein Wesen worden wären, Joh. 15, wie es auch Paulus auslegt: Wir, die Vielen, sind ein Brot und ein Leib, die wir alle eines Brotes teilhaftig werden, 1. Kor. 10. Er giebt ihnen aber nicht seinen Leib, Fleisch und Blut darinnen zu essen, Joh. 6, wie es von dem Verführer verkehret worden ist, und zur Abgötterei geraten, sondern, wie gesagt, er lehret sie, daß sie seines Leibes Glieder seien und wie das Brot aus vielen Körnlein zusammengefüget ein Brot worden ist, Röm. 12; 1. Kor. Kap. 11 und 12, also auch wir aus vielen Menschen, und die wir in viel zerstreuet und geteilt waren, mancherlei Sinn und Meinung hatten, durch den Glauben in eins geführet, eine Pflanze, Gewächs und Leib Christi geworden sind, Ihm in einem Geist anzuhangen, Röm. 11; 1. Kor. 6; Röm. 12; Phil. 2, wie es auch der Herr ihnen noch in einem andern Gleichnis klarer vormalet, da er spricht, Joh. 15: Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Allhier zeiget er abermals deutlich und klar an, daß sie mit ihm eine Pflanze, Gewächs, Materie, Substanz und Leib seien; darum klar genug ist, daß kein andrer denn dieser einige der Sinn Christi sei.

Daß er ihnen aber das gebrochene Brot giebt und ihnen zu essen befiehlt, damit zeiget er an, daß sie seinem Tod ähnlich und gleichförmig werden müssen, sollen sie anders seiner Gnade teilhaftig und Erben Gottes werden, wie auch Paulus sagt: Wir sind Gottes Erben und Miterben Christi, so wir anders mit leiden, aus daß wir auch mit zur Herrlichkeit erhoben werden, Röm. 8; Luk. 22; Matth. 26. Daß es aber diese Meinung hat und es der rechte Sinn Christi sei, beweisen seine eigenen Worte, da er spricht: Das ist das neue Testament in meinem Blut, das für euch vergossen wird, Luk. 22. Hier sagt er ja nicht: Das ist mein Blut, trinket es alle, sondern: Das ist das neue Testament. Was ist denn das neue Testament? Ist es den Leib Christi essen und sein Blut trinken? Lieber zeige doch irgend ein Wort an wo es also verheißen sei. Ach der großen Thorheit, und daß man doch nicht sehen und wissen will. Das aber finden wir wohl, daß Gott ein neues Testament verheißen hat, nicht aber von Leib oder Fleisch und Blut essen, sondern von der Erkenntnis Gottes, wie die Worte lauten: Das soll das Testament sein, das ich mit ihnen ausrichten will: Ich will mein Gesetz in ihren Sinn geben und will es in ihren innerlichen Gliedern einpflanzen, daß sie mich erkennen sollen, Jer. 31; Heb. 8; durch welche Erkenntnis aber der Mensch zu Gott geführet, seiner Art und Natur eingesetzt und mitgenössig wird, dadurch wir auch alle in den einigen Sinn und Willen Christi eingeführet werden, Weish. 17; 1. Pet. 1; Röm. 17; Phil. 2; 1. Kor. 2. Darum giebt er ihnen Wein, da aus vielen Körnlein oder Weinbeeren ein Trank geworden ist, und spricht: Das ist das neue Testament in meinem Blut, Luk. 22; Heb. 9; als wolle er sagen: Das in meinem Blut befestiget oder fest geworden und bestätiget ist; denn ich habe euch in solch Gnaden Testament eingeführet und sein teilhaftig gemacht, daß ihr nun mit mir (durch den Glauben) ein Brot und Leib geworden seid, des ihr fortan durch einen Geist geführet in einerlei Sinn und Meinung wandeln sollet, zu beweisen, daß ihr meine Jünger seid, 1. Kor. 10; Apgesch. 2; Joh. 13.

Also ist der Tisch oder das Brot und Trank des Herrn eine Beweisung der Gemeinschaft seines Leibes, da sich ein Glied mit den andern eines Sinnes, Herzens und Geistes Christi zu sein beweiset. Derhalben sagt Paulus; 1. Kor. 11: Es prüfe sich der Mensch wohl, ehe denn er von diesem Brot esse und von diesem Trank trinke, denn wer unwürdig davon isset, der isset und trinket sich selber das Gericht; als will er sagen: Es prüfe, untersuche und erinnere sich der Mensch wohl, ob er auch solcher Gnade Christi teilhaftig und ein wahres Glied Christi sei, wie er sich beweiset; denn wo etwas anders in ihm ist, so isset und trinket er das Gericht, Joh. Kap. 14 und 16; Apgesch. 2; 1. Kor. Kap. 6 und 10; Röm. 12.

Von der Gemeinschaft der Güter.

Dieweil nun alle Heiligen in heiligen Dingen, das ist in Gott Gemeinschaft haben, 1. Joh. 1; Röm. 8, der ihnen auch alles in seinem Sohn Christo Jesu übergeben hat, welche seine Gabe nun keins ihm selber, sondern eins dem andern haben soll, wie auch Christus ihm selber nichts, sondern alles uns hat, Phil. 2, also sollen auch alle Glieder seines Leibes ihnen selber nichts, sondern dem ganzen Leib, allen Gliedern haben; denn seine Gaben sind nicht einem Glied allein oder um eines Gliedes willen, sondern allen Gliedern, dem ganzen Leib, geheiliget und gegeben, 1. Kor. 12.

Dieweil nun alle Gaben Gottes, nicht allein die geistlichen, sondern auch die zeitlichen dem Menschen darum gegeben sind, daß er es nicht ihm selbst oder allein haben soll, sondern allen seinen Genossen, so steht nun der Heiligen Gemeinschaft nicht allein im Geistlichen, sondern auch im Zeitlichen zu beweisen, Apgesch. Kap. 2 und 4, auf daß wie Paulus sagt, nicht einer Überfluß und der andre Mangel habe, 2. Kor. 8, sondern geschehe, daß es gleich sei, und beweiset das aus dem Gesetz mit dem Himmelsbrot, da der, so viel sammelte, nicht Überfluß, der aber wenig sammelte, nicht minder hatte, dieweil nach der Masse einem jeden seine Notdurft gegeben ward, 2. Mose 16. Überdas sieht man es an der Kreatur, die uns heute noch bezeuget, daß Gott anfänglich den Menschen nichts eigenes, sondern gemein zu sein geordnet hat; aber durch das unrechte Annehmen, da sich der Mensch des, so er nicht soll, annahm, 1. Mose 3, und verließ das, des er sich annehmen sollte, hat er solches an sich gezogen und sich zugeeignet, und ist also je mehr und mehr darinnen erwachsen und erstarret, daß er durch solch unbillig Annehmen und Einziehen der Kreatur so weit von Gott ist abgeführet worden, daß er des Schöpfers so gar vergessen, also daß er auch die Kreatur, die ihm sonst untergeben und unterworfen war, erhoben und für Gott geehret hat, Röm. 1; Weish. Kap. 13 und 15. Also geht es noch wenn man aus Gottes Ordnung schreitet und dieselbige verläßt.

Nun aber, (wie gesagt) zeiget die Kreatur an, die den Menschen einzuziehen zu hoch gewesen ist, als die Sonne mit allem Lauf des Himmels, Licht, Luft und dergleichen, daß nicht allein sie, sondern gleichwie sie also auch alle andern Kreaturen dem Menschen gemeingemacht sind, 1. Mose 1. Daß aber sie also geblieben und vom Menschen nicht eingezogen worden sind, ist die Ursache, daß sie ihm zu hoch (denn daß er sie in seine Gewalt hätte bringen mögen) gewesen sind, sonst er sie (so böse war er durch das unrechte Annehmen geworden) so wohl als die andern an sich gezogen und zu eigen gemacht hätte, 1. Mose 8; 4. Esra Kap. 3 und 7; Röm. 5. Daß es aber also sei und andre von Gott so wenig als diese eigen gemachet sind, beweiset, daß der Mensch alle andern Kreaturen (sowohl als diese) verlassen muß und in seinem Sterben nichts mit sich nehmen und für sich als des Seinen gebrauchen mag, 1. Tim. 6. Darum auch Christus alles Zeitliche das Fremde heißt und spricht: So ihr in dem Fremden nicht treu seid, wer will euch dasjenige, das euer ist, vertrauen? Luk. 16.

Weil nun dem also ist, daß das Zeitliche nicht unser, sondern fremde ist, so besieht das Gesetz, daß niemand fremdes Gut begehren soll, 2. Mose 20; 5. Mose 5, das ist sein Herz an das Zeitliche, das fremde ist, nicht hängen noch sich zuschreiben; derhalben der, so Christo anhangen und nachfolgen will, solches Annehmen der Kreatur und Eigentum verlassen muß, Matth. Kap. 10 und 8; Luk. 9, wie er auch selber sagt, Luk. 14: Wer nicht alles verläßt, kann nicht mein Jünger sein. Denn so der Mensch wiederum in das Bildnis Gottes soll erneuert werden, Eph. 4; Kol. 3, so muß er von sich ablegen das, so ihn davon abführet, das ist das Annehmen und Einziehen der Kreatur, sonst mag er. Gottes Bild nicht wieder erlangen. Darum sagt Christus, Mark. 10; Luk. 18; Matth. 18: Wer das Reich Gottes nicht empfängt als ein Kind, wird nicht hinein kommen; und: Es sei denn, daß ihr euch umwendet und werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.

Wer nun der Kreatur also los wird, mag alsdann das Rechte und Göttliche ergreifen, und so ers ergriffen hat und es sein Schatz geworden ist, so wendet er sein Herz auf dasselbige, entäußert sich alles andern und nimmt sich nichts an als des Seinen, und achtet es nicht mehr sein, sondern aller Gotteskinder zu sein, Apgesch. Kap. 2 und 4. Derhalben sagen wir, daß wie alle Heiligen in geistlichen Gaben Gemeinschaft haben, 1. Joh. 1, sie noch viel mehr im Zeitlichen beweisen sollen, und sich dasselbige nicht zuschreiben und zu eigen begehren, Luk. 16, weil es doch fremde ist, sondern als aller Gotteskinder zu sein achten, daß sie damit beweisen, daß sie der Gemeinschaft Christi teilhaftig und in Gottes Bild erneuert sind, 1. Kor. 10; Eph. 4. Denn je mehr der Mensch der Kreatur noch anhanget, sie sich zueignet und zuschreibet, je weiter er sich von dem Bild Gottes und der Gemeinschaft Christi zu sein beweiset, Kol. 3; 1. Mose 1.

Derhalben auch der Heilige Geist im Anfang der Kirche solche Gemeinschaft gar herrlich wieder angefangen hat, Apgesch. 2 und 4, (daß keiner von seinen Gütern sagte, daß sie sein wären, sondern alles gemein hatten), und will auch, daß es noch also darinnen gehalten werde, wie Paulus sagt, Phil. 2: Niemand suche seinen eigenen Nutzen, sondern den Nutzen eines andern, oder niemand suche was ihm, sondern was vielen zuträglich ist. Wo es nun anders zugehet, so ist es ein Flecken der Kirche, der billig gebessert soll werden. Ob man aber sagen wollte, es sei doch nirgends denn zu Jerusalem also gewesen, darum es jetzt nicht vonnöten sei, sagen wir: Ob es gleich sonst nirgends denn zu Jerusalem gewesen ist, folget nicht, daß es darum jetzt auch nicht sein solle; denn es weder an den Aposteln noch an den Gemeinden, sondern vielmehr an der Gelegenheit, Art und Zeit gefehlet hat; derhalben es uns nicht eine Ursache sein sollte, hinter sich zu ziehen, sondern vielmehr uns zu mehrerem und besserem Fleiß bewegen sollte, weil uns der Herr jetzt Zeit und Ursache giebt solches zu thun.

Daß es aber weder an den Aposteln noch an den Gemeinden gefehlet hat, beweiset ihr Fleiß aus beiden Teilen, Phil. 2; Röm. 14. Denn die Apostel haben mit allem Fleiß dahin gewiesen und dem Volk die wahre Gelassenheit aus das treulichste vorgeschrieben, wie alle ihre Briefe noch heute beweisen. Das Volk aber hat sich auch mit Fleiß darnach gestellet, wie denn Paulus sonderlich denen zu Macedonien Zeugnis giebt und spricht: Ich thue euch kund die Gnade, die den Gemeinden in Macedonien gegeben ist; denn ihre Freude war da am überschwänglichsten, da sie durch viel Trübsal bewähret wurden, und ihre Armut, ob sie wohl groß ist, ist sie doch als ein Reichtum in aller Einfältigkeit. Denn nach allem Vermögen, das bezeuge ich, und über Vermögen waren sie selbst willig und baten uns ernstlich mit viel Ermahnens, daß wir aufnehmen die Wohlthat und Gemeinschaft der Handreichung, die den Heiligen geschieht; und nicht wie wir hofften, sondern ergaben sich selbst zum ersten dem Herrn und darnach auch uns durch den Willen Gottes.

Allhier mag wohl erkannt werden, mit welch geneigten Herzen die Gemeinden willig und bereit gewesen sind, die Gemeinschaft nicht allein im Geistlichen, sondern auch im Zeitlichen zu halten, aus daß sie dem Meister Christo nachfolgen und ihm ähnlich und gleichförmig werden möchten, der uns selbst in solcher Weise und Gestalt vorgegangen ist und befohlen ihm nachzufolgen, Phil. 2; Matth. 10; Luk. 14.

Von der Absonderung.

Erstlich sagen wir, Gott habe sich selbst ein Volk angenommen und durch seinen Christum erwählet, das sein Eigentum sein solle, 1. Pet. 2; Apgesch 2; Eph. 1; darum sie auch mit seinem Geist begabet, auf daß sie seiner Art würden und nicht mehr fleischlich, sondern geistlich wären, wie Paulus sagt, Röm. 8: Ihr seid nicht mehr fleischlich, sondern geistlich, so anders Gottes Geist in euch wohnet; wer aber denselbigen Geist nicht hat, der ist nicht sein. Darum so ist die Gemeine Christi nicht fleischlich, sondern geistlich, und ist keine Gemeine Christi, ohne die der Heilige Geist sammelt, regieret, führet, lehret und unterweiset. Die sich nun dahin begeben, daß sie derselbige regiere, die begeben sich der Gemeine Christi, darinnen der Heilige Geist sein Werk hat, Röm. 6; Joel 2. Die sich aber der Sünde begeben, ihr zu dienen und sich dieselbige regieren lassen, die trennen sich selbst von der Gemeine Christi ab, Jes. 1; Psalm 1, und entfernen sich von ihr, und so sie von ihr abgetreten sind, kommen sie weiter und weiter ins Verderben.

Derhalben so gestehen wir allerdinge nicht, daß wir uns von solcher Kirche Christi abgesondert haben, sondern vielmehr dazu genahet und ihr begeben, aus daß der, so in ihr wirket, auch in uns sein Werk habe, und wir durch sein Werk versichert werden des, daß wir Gottes Kinder sind, Röm. 8. Also sind wir in der Versammlung der Gemeine Christi oder der Kinder Gottes, da kein Knecht mehr ist, sondern alles Kinder durch den Glauben an Jesum Christum, Gal. Kap. 4 und 3.

Also sagen wir und müssen sagen und bekennen, daß nicht wir, sondern alle Kindertäufer die Kirche und Gemeinschaft Christi verlassen und sich von derselbigen abgesondert haben; darum auch so gar verdorben und verflossen, daß sie auch nicht mehr wissen noch erkennen, was die rechte Kirche Christi sei und wodurch sie sich als eine Kirche Christi beweise. Welches, so mans ihnen sagt und erzählet, geben sie Antwort: Das haben die Heiligen gethan, die haben den Heiligen Geist gehabt, Apgesch. Kap. 6 und 7; wir aber vermögens nicht zu thun. Sie wissen nicht, daß die Kirche Christi ein Haus des Heiligen Geistes ist, und daß keiner darinnen ist, er habe denn denselbigen, 1. Kor. 6; 2. Kor. 6; wie auch Paulus sagt: Wer den Geist Christi nicht hat, der ist nicht sein, Röm. 8.

Weil sich denn Gott diese Kirche erwählet und von allen Völkern sich abgesondert hat, daß sie ihm durch den einigen kindlichen Geist diene mit einem Sinn und Herzen, Joh. 4; Apgesch. 2, so ist wie gesagt, kein Knecht mehr darinnen, sondern eitel Kinder. Des haben nicht sie sich selbst, sondern Gott hat sie von allen andern Völkern abgesondert, Gal. 4; Joh. 15, darum auch ihnen ein Zeichen des Bundes gegeben, das ist die Taufe, Matth. 28; Mark. 16, damit sie alle, so sich Gott ergeben, in die Kirche annehmen.

Dieweil uns aber Gott alle, um der Menge willen unsrer Sünden, also hat lassen verfließen, Röm. 3, daß wir uns alle vom Rechten zum Unrechten gewendet hatten und die Bräuche und Ordnungen der Kirche verändert und in Unbräuche gekehret, also daß wir nun alle in Finsternis wandelten, so lange bis es Gott, der des Sünders Tod nicht will, erbarmte, Hes. Kap. 18 und 33, und wieder das rechte Licht seiner Gnade scheinen ließ und seine Wahrheit an den Tag brachte, haben wir (wie uns der weise Mann lehret: Mein Kind, verziehe nicht dich zum Herrn zu bekehren, und spar es nicht von einem Tag auf den andern, Sir. 5) uns mit Eile wieder zum Herrn gewendet, seine Ordnungen, die wir verlassen hatten und verfallen waren, zu halten, und danken Gott, daß er uns angenommen hat.

Also haben wir uns nicht von, sondern zu der Kirche Christi gewendet, 1. Kor. 6, aber die befleckte und unreine Versammlung verlassen, und wollten gern, daß es auch alle Menschen thäten. Darum rufen wir die Buße aus, und zeigen an dem, der hören will, daß er sein Herz nicht verhärte und Gottes Zorn über ihn komme, Apgesch. 17; Heb. Kap. 3 und 4; Psalm 2. Wer sich aber nicht zur Buße geben und den rechten Ordnungen Gottes anhangen will, sondern in seinen Sünden bleiben, den müssen wir seines Wegs fahren lassen und Gott befehlen.

Vom Tempel, und daß wir nicht darein gehen.

Gott der Herr hat sich einen Tempel, das ist seine Kirche, darinnen er will geehret werden, erbauet, 1. Kor. 6; 2. Kor. 6; Joh. 4, und will sonst weder hier noch dort seines Namens Gedächtnis setzen, dieweil der ceremonische Schein geendet ist und in Christo Jesu der rechte und wahre Gottesdienst angegangen, welcher durch den einigen Geist geschehen muß. Derhalben ist alles andre Vornehmen, so aus menschlicher Wahl geschiehet, kein Gottesdienst, wie er auch immer gleißet und scheinet.

Dieweil denn kein andrer Gottesdienst ist denn in der Gemeine Christi, die er sich selbst also geheiliget hat, Eph. 5, daß kein Flecken, Runzel noch des etwas an ihr sei, die Zusammenkommung aber in Tempeln eine Rotte und Versammlung der Hurer, Ehebrecher und aller unreinen Geister ist, die Gott hasset, darum auch kein Gottesdienst bei ihnen ist, vielmehr Lästerung und Schmach des Allmächtigen, daraus wir bewegt werden solche ihre Versammlung zu fliehen und zu meiden, Röm. 1; Psalm 36; Spr. 1. Des Gebäudes halber aber, der Steine und Holz, findet sich ihr Ursprung anfänglich (wie der alten Geschichten etliche erweisen) daß, als diese Lande zum Mundbekenntnis christlichen Glaubens durch das Schwert gezwungen wurden, vorher man die Tempel ihrer Abgötterei geweihet und dann zu Kirchen (wie man sie unbillig nennet) gemacht habe. Also ist ihr Ursprung aus Anregen des Teufels erstanden und sind durch die Opfer, so den Teufeln geschehen, erbaut worden, dieweil, wie Paulus sagt, die Heiden, was sie opfern, das opfern sie den Teufeln und nicht Gott; so will ich nun nicht, daß ihr in der Teufel Gemeinschaft sein sollet, 1. Kor. 10; denn es Gott auch nicht will, weil Christus mit Belial nicht stimmet. Darum er auch im alten Testament befohlen hat, daß man dieselbigen Orte gar ausrotten und abbrechen solle, auf daß sie jener Gemeinschaft nicht teilhaftig würden, 2. Mose 34; 4. Mose 33; 5. Mose Kap. 7 und 12, und heißt es gar nicht ändern und in einen rechten Gebrauch stellen, sondern ganz abbrechen.

Weil nun dieses Volk solches nicht gethan, Richt. 2, sondern die Wurzel in der Erde gelassen, haben sie es nicht allein nicht in den rechten Gebrauch gebracht, sondern auch sie selbst den rechten Gebrauch verlassen und sich in Unbrauch, das ist allerlei Abgötterei begeben; und ist nun so viel gewendet, daß was jene Götter, diese aber Heilige genennet, und derhalben auch, weil die Wurzel in der Erde geblieben ist, sind sie zugefahren und haben ihren neuen Göttern, oder wie sie es nennen Heiligen, ein Haus über das andre gebauet, und dasselbige voll ihrer Götter und Götzen gestellet, damit sie bewiesen, daß sie ihrer Väter Kinder sind und ihre Gemeinschaft nicht verlassen haben, 5. Mose 32; Matth. 2.

Derhalben weil wir wissen, daß Gott anfänglich solche Orte gehasset hat und sie noch hasset, scheuen, meiden und fliehen auch wir sie (als die wir aus das Gewisseste wissen, daß kein rechter Gottesdienst, sondern vielmehr seine Unehre und Schwach daselbst getrieben wird), aus daß wir nicht ihrer Gemeinschaft teilhastig werden, 4. Mose 33; Psalm 36, und wieder von der erkannten Wahrheit abweichen, dieweil sich Gott um solches von uns (wie auch von Israel) wenden möchte, Jer. 7; Amos 8. Daneben aber wissen wir auch wohl, daß wenn jemandes Weg durch solchen Tempel führte, das Gebäude ihn, so er gleich durchgehet, vor Gott nicht verunreiniget; aber hineinzugehen als solcher Gemeinschaft teilhaftig, darinnen etwas zu hören, lernen oder empfahen, da sagt Paulus: Ich will nicht, daß ihr in der Teufel Gemeinschaft sein sollt, 1. Kor. 10; Apgesch. 7.

Von den Pfaffen und warum wir nichts mit ihnen zu thun haben.

Wieweil nun die Pfaffen sich des evangelischen Amts unterstanden, unterzogen und angenommen haben, und doch nur das buchstabische Wort, Gesetz und Lehre führen, weil sie die Kraft Gottes (die sie heilige und zu solchem Amt würdige) den Heiligen Geist, nicht haben, 2. Kor. 3, können wir ihrer Stimme als der Fremdlinge und von Gott nicht Gesandten, nicht hören, dieweil der Herr sagt: Meine Schafe hören keines Fremden Stimme, Jer. 23; Joh. 10. So ist nun jetzt alles buchstabische Wort fremde, dieweil das evangelische angegangen ist, denn Paulus sagt, 2. Kor. 3: Der Herr ist der Geist, wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit. Nun aber spiegelt sich in uns allen des Herrn Klarheit von ausgedecktem Angesicht, und wir werden verkläret von einer Klarheit zu der andern, und das alles von dem Herrn, der der Geist ist. Daß sie aber den Geist des Herrn nicht haben, zeigen ihre eigenen Werke, als Trunkenheit, Geiz, Hoffart, Stolz, Schwören samt aller Unzucht an, Gal. 5; dieweil der weise Mann sagt: Der Heilige Geist hat einen Unwillen und Scheu an denen, die nur gleißnerische Zucht und Weisheit haben, und entzieht sich von den Gedanken, die ohne Verstand sind; und wo die Bosheit überhand nimmt, da weichet er, Weis. 1. Weil denn solches bei ihnen erfunden wird, mögen sie das evangelische Wort, das in Kraft des Geistes geführet wird, (wie geschrieben stehet: Des Herrn Geist ist über mir, damit er mich gesalbet und das Evangelium zu verkündigen gesandt hat) nicht führen, 2. Kor. 3; Jes. 61; Luk. 4.

Daß sie aber nicht das evangelische, sondern allein das buchstabische Wort führen, beweiset ihre eigene That, daß sie zu ihrer Lehre treiben und dringen mit Stöcken, Blöcken, Thürmen, Gefängnis, Versagen und Erwürgen, Luk. 9. Denn wenn sie des Geistes Kinder oder Diener wären, müßten sie desselbigen Geistes Kraft und Werke in ihnen selbst befinden, daraus sie erkennen würden, daß solches Treiben nicht zur Kindschaft, sondern allein zur Knechtschaft gebieret, derhalben sie auch nichts denn ein knechtisch Volk pflanzen, das in Christo nicht gehöret. Wie Paulus sagt: Es ist hier kein Knecht mehr, sondern alles Kinder; der freie Geist aber führet zur Kindschaft, Gal. 4; Röm. 8, und das durch seine eigenen Werke und Anregen im Menschen und nicht durch Poltern der Pfaffen und ihres Anhangs. Weil sie denn des Geistes Art und Ordnung der Lehre Christi nicht haben, zeigen sie abermals an, daß sie nicht des Geistes Diener sind, sondern des Buchstabens.

Nun aber ist der Dienst des neuen Testaments nicht ein bnchstabischer, sondern geistlicher Dienst, der in der Kraft des Geistes Christi geschiehet, wie Paulus sagt, 2. Kor. 3: Daß wir tüchtig sind, ist von Gott, der uns auch geschickt und tauglich gemacht hat, Diener zu sein des neuen Testaments, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes; denn der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig. Alle nun, die sich anders unterstehen denn durch solche Kraft des Geistes Christi das Evangelium zu predigen, kommen und laufen vor Christo, sind darum Diebe und Mörder, wie Christus sagt: Alle, die vor mir kommen, sind Diebe und Mörder, die nicht anders kommen, denn zu würgen, stehlen und umzubringen; derhalben billig die Schafe sie nicht hören, Joh. 10.

Weil nun die Lehre Christi nicht des Buchstabens, sondern des Geistes ist, so mögen sie die Fleischlichen nicht führen, 2. Kor. 3; derhalben Johannes sagt: So jemand zu euch kommt und bringet die Lehre Christi nicht mit sich, den nehmet nicht zu Haus, grüßet ihn auch nicht, auf daß ihr seiner bösen Werke nicht teilhaftig werdet, denn wer ihn grüßet, wird seiner Sünden teilhastig, 2. Joh. 1. Aus dieser Ursache nehmen wir die Pfaffen nicht zu Hause, das ist, haben nichts mit ihnen zu thun, kaufen nichts von ihnen und geben ihnen hinwiederum auch nichts zu kaufen; essen und Trinken nicht, was ihr Geheiß ist; dazu weder mit Arbeit noch einigerlei Geschäft haben wir mit ihnen zu thun, auf daß wir ihrer Sünden nicht teilhaftig werden, 1. Tim. 5.

Von der Ehe.

Die Ehe ist eine Verbindung zweier Dinge, da eins das andre annimmt zu versorgen und das andre sich begiebt dem ersten zu gehorchen, und also durch ihre Bewilligung aus zweien eins werde, und nicht mehr zwei, sondern eins sind, 1. Mose 2; Matth. 19; Mark. . 10; 1. Kor. 6; Eph. 5. Soll es aber göttlich sein, so müssen sie nicht aus eigenem Vornehmen und Erwählung, sondern nach Gottes Zugeben und Ordnung zusammen kommen, 1. Kor. 7, und derhalben auch von einander nicht abschreiten noch verlassen, sondern Übels und Gutes mit einander ihr Leben lang leiden.

Die Ehe aber stehet in drei Graden und Stufen. Erstlich ist die Ehe Gottes mit der Seele oder Geist, zum andern des Geistes mit dem Leibe, zum dritten ein Leib mit dem andern oder der Mann mit dem Weihe, 1. Kor. 6; 1. Mose 2; Mal. 2, welches nun nicht der erste, sondern der letzte und gröbste Grad der Ehe, darum auch sichtlich, begreiflich und jedermann erkennlich ist. Dieweil sie nun sichtlich, erkennlich und begreiflich ist, so ist sie ein Bild, Lehre und Anzeiger des Unsichtbaren, Eph. 5, das ist des mittleren und obersten Grades. Denn wie der Mann ein Haupt des Weibes, also ist der Geist ein Haupt des Leibes, Gott aber ein Haupt des Geistes.

Also ist die Ehe uns eine Lehre und Führung zu Gott. So man sie anders recht ansiehet und hält, so lehret sie uns Gott kennen und ihm anhangen. Wo sie aber nicht recht angesehen und gehalten wird, so führet sie wiederum von Gott ab und bringet den Menschen in den Tod. Weil aber Wenige sind, die sie recht erkennen, und viele, die sie nicht recht erkennen, viel weniger recht halten, sagt Paulus, 1. Kor. 7: daß es dem Menschen gut sei, daß er kein Weib berühre, auf daß sie nicht in ihrer Unwissenheit verfließen und sich verderben. So wollen, wir so viel uns von Gott gegeben ist, davon sagen.

Erstlich sagen wir, daß weil das Weib vom Mann und nicht der Mann vom Weibe genommen ist, 1. Mose 2; 1. Kor. 11, so hat der Mann die Herrlichkeit, das Weib aber die Schwäche, Schlichte und Unterthänigkeit, 1. Pet. 3; Röm. 7, darum es unter dem Joch des Mannes sein und ihm gehorchen soll, wie auch dem Weib von Gott befohlen ist und zu ihr gesagt, 1. Mose 3: Der Mann soll dein Herr sein. Dieweil nun dem also ist, soll sie ihr Aufsehen auf ihren Mann haben, ihn forschen, fragen und alles mit und nichts ohne seinen Rat handeln. Wo sie es aber nicht thut, so verläßt sie den Grad ihrer Ordnung, darein sie von Gott gestellet ist, greift dem Mann in seine Herrlichkeit und verläßt das Gebot ihres Schöpfers, dazu die Ergebung, die sie ihrem Mann in der Verbindung der Ehe zugesagt hat, 1. Pet. 3; Eph. 5, ja wie ein Weib ihren Mann zu ehren.

Wiederum auch der Mann-, als der eine Herrlichkeit Gottes ist, soll sein Mitleid mit dem Weibe als dem schwächsten Werkzeug haben, 1. Kor. 1; 1. Tim. 3, und ihr in aller Liebe und Freundlichkeit vorgehen, und sie nicht allein am Zeitlichen, sondern auch vielmehr am Geistlichen versorgen, und ihr alles das, so ihm von Gott gegeben ist, treulich mitteilen, dazu in aller Redlichkeit, Tapferkeit und allen christlichen Tugenden vorgehen, auf daß sie an ihm einen Spiegel der Gerechtigkeit, eine Reizung der Gottseligkeit und Führer zu Gott habe. Wo aber der Mann solches nicht thut und darinnen liederlich und leichtfertig ist, so verläßt er seine Herrlichkeit, die ihm von Gott gegeben ist, dazu Gottes Ordnung, 1. Mose 3.

Solches ist nun beiden, dem Mann und dem Weibe, einem jeden das Seine zugeordnet und befohlen, und das darum, daß er uns dadurch in weitere Erkenntnis führen wollte, nämlich daß, wie man sich um das Weib annehmen und sie versorgen, dazu beherrschen und regieren sollte, also der Geist den Leib, Gott aber den Geist versorgen, beherrschen und regieren wolle, Röm. 8. Und wiederum, wie das Weib den Mann, also der irdische dem himmlischen Körper, das ist dem Geist gehorchen soll, 1. Kor. 11; Kol. 3, und soll nun der Mensch nichts aus fleischlichem oder irdischem Willen handeln und begehen, sondern um alles den himmlischen forschen, fragen, aus ihn sehen und sich von ihm regieren lassen. Der himmlische aber soll auf den merken und sehen, von dem er gekommen ist und sich von demselbigen allein regieren und führen lassen, 1. Mose 2; Röm. 6; welches, so es geschiehet, so wird die Ehe durch alle ihre drei Grade recht gehalten und so wird der Mensch bei Gott behalten.

Es soll aber auch die Ehe nicht aus fleischlichem Willen, es sei um schöner Gestalt, Jugend, Geld, Gut oder des etwas willen, was das Fleisch ansehen möchte, geschehen, denn das kommt nicht von Gott, sondern vom Teufel; wie der Engel zu Tobias sagt, Tob. 6: Höre, was ich dir sage, so will ich dir anzeigen, wer die sind, über die der Teufel Gewalt hat, nämlich die, die also die Ehe annehmen, daß sie Gott in ihren Herzen nicht ansehen, sondern allein, daß sie des Leibes Mutwillen genug thun, wie ein Maultier und Roß, die nichts anders wissen; ja über die hat der Teufel Gewalt. Also dienet die Ehe allen, so aus fleischlichem Mutwillen dazu greifen, zum Verderben.

Derhalben soll solches nicht geschehen, und sich der Mensch nichts, weder da noch dort aus seinem Fleisch wählen, 1. Mose 24, sondern solcher Gaben vom Herrn warten, und mit fleißiger Bitte begehren, daß er ihm nach seinem göttlichen Willen zuschicken wolle, was er ihm zuvor vorgesehen habe, und ihm zum Heil und Leben dienen möge. Und nach solcher Bitte soll er nicht sein Fleisch, sondern die Eltern fragen, daß ihm Gott durch sie zeigen wolle, was er ihm verordnet habe, daß er alsdann vom Herrn, wie ers ihm zuschickt, es sei jung oder alt, arm oder reich, wie ihm Gott durch seinen Rat anzeiget, mit rechter Danksagung als eine Schenkung Gottes annehmen soll, Sir. 25.

Was denn Gott also zusammen füget, Mal. 3; Matth. 19, soll der Mensch nicht scheiden, Mark. 10. Sie sollen aber auch öffentlich vor der Gemeine von einem verordneten Diener des Worts zusammengegeben werden, 1. Tim. 3. Es soll auch der Mann nur eines einigen Weibes Mann sein, gleichwie Christus ein Haupt der einigen Kirche. Denn weil die Ehe ein Bild desselbigen ist, so muß das Bild und Zeichen dem Bezeichneten einigermaßen ähnlich und gleich sein; derhalben ein Mann nicht mehr denn ein Weib haben soll.

Von dem Ehebruch.

Wie nun die Ehe eine Verbindung zweier ist, da eins das andre annimmt zu versorgen, das andre aber ihm zu gehorchen bewilliget, und aus solcher ihrer beider Bewilligung die Ehe befestiget wird, Mal. 2, also im Gegenteil, wo solche Bewilligung nicht gehalten und übergangen wird, so wird die Ehe gebrochen, es sei von welchem es wolle. Der Mann, so er nicht als eine Herrlichkeit Gottes seine Ehre bewähret, 1. Kor. 11, und seinem Weibe vorgeht und eine Reizung zu der Gottseligkeit ist, so hat er schon die Ehe an seinem Weibe gebrochen; und so er sie also am Weib bricht, sündiget er bald im andern Grad, nämlich an seinem Geist, den er sich nicht beherrschen, sondern das Fleisch überwinden läßt, Röm. 8, daraus er leichtfertig wird und seine Herrlichkeit verläßt. So denn sein Geist vom Fleisch überwunden und geschwächet wird, fällt er im dritten Grad und bricht sie auch am Schöpfer, von dem er dadurch geführet wird, 1. Mose 3; 1. Tim. 4. Also auch das Weib, 1. Pet. 3, so sie den Gehorsam des Mannes verläßt, der ihr anders treulich vorgehet, hat sie die Ehe an ihrem Mann, das ist die Verbindung, die mit ihm geschehen und ihre Bewilligung gebrochen und übertreten. So sie nun also am Mann sündiget, 1. Mose 3, durchgeht sie auch (wie oben gesagt) alle drei Grade, ausgenommen der Mann hätte zuvor an ihr durch Leichtfertigkeit gebrochen, wäre leichtfertig geworden und wollte sie auch dahin ziehen; dann sollte sie die gebrochene Ehe fahren und sich der ungebrochenen, das ist des Gehorsams des Geistes und Gottes halten, sonst siele sie mit dem Mann in den Tod.

Wo aber der Mann das Seine thut, Eph. 5; 1. Pet. 3, worinnen das Weib nicht seinen Rat hat, sondern ohne Rat handelt, so übertritt sie ihre Ehe und Verbündnis, im kleinen sowohl wie im großen, und entzieht ihrem Mann seine Ehre und Herrlichkeit, durch welches der Mann, so er es bewilliget, mit ihr sündiget, wie Adam mit der Eva, da er ihr bewilliget von der verbotenen Frucht zu essen und beide in den Tod fielen, denn sie brachen an ihrem Schöpfer die Ehe und übergingen seine Ordnung, 1. Mose 3; 4. Esra Kap. 3 und 7; Röm. 5. Auch sagt der Herr Christus vom Ehebruch, daß so jemand ein Weib ansiehet, ihrer zu begehren, der hat schon die Ehe mit ihm in seinem Herzen gebrochen, Matth. 5.

Zum dritten geschiehet auch der Ehebruch mit dem Werk des Fleisches, so einer oder eine außer des Gemahls sich zu einer oder einem andern thut. Wo es nun also geschieht, daß eins am andern dergestalt bricht, sagen wir, daß sich das andre seiner entschlagen oder entäußern soll, und seiner Gemeinschaft nicht mehr vor rechtschaffen gethaner Buße teilhaftig werden. Denn wo es sich mit dem Übertretenden vor gethaner Buße vermischte, würde es mit ihm Hurerei treiben, ob es gleich vorhin sein Gemahl gewesen war; denn es ist nicht mehr eine Ehe, dieweil es zerbrochen ist, bis daß es durch eine Wiederkehr gebessert werde; derhalben es sowohl als das andre mit der Absonderung gestrafet würde, 1. Kor. 5.

Von der Obrigkeit.

Die Obrigkeit ist eingesetzt und geordnet von Gott zu einer Rute seines Zornes, das böse, ruchlose Volk damit zu züchtigen und zu strafen, Jes. 10; Röm. 13, darum sie Paulus Diener der Rache Gottes nennet, dadurch sich Gott an seinen Feinden rächen will und ihre Übelthat ihnen auf ihren Kopf vergelten, auf daß ihr Mutwille nicht weiter einreiße, und die ganze Erde ihrethalben nicht befleckt und unrein werde, 1. Mose 9; derhalben man ihnen auch als den Verordneten, die solchen Schutz handhaben sollen, gehorsam und unterthan sein soll, so weit sie nicht das Gewissen angreifen und wider Gott heißen, wie auch Petrus uns vermahnt und spricht: Seid unterthan aller menschlichen Ordnung um des Herrn willen, es sei dem König als dem Obersten, oder den Pflegern als den Gesandten, 1. Pet. 2; Röm. 13. Und Paulus sagt: Erinnere sie, daß sie den Vorgesetzten und Gewaltigen unterthan, der Obrigkeit gehorsam und zu allem guten Werk bereit seien, Tit. 3. Derhalben man ihnen billig gehorsam und unterthänig ist, und je fleißiger darinnen, je besser und Gott geliebter; denn wer darinnen widerstrebet, der widerstrebet der Ordnung Gottes, Röm. 13. Wo sie aber wider Gott heißen und handeln, muß man ihr Geheiß lassen anstehen, Apgesch. 5, und Gott mehr denn den Menschen gehorsam sein, denn das Gewissen ist gefreiet und allein Gott behalten, daß er (und kein Mensch) desselbigen Herr sei und es regiere, lehre und wende, wie und wohin es ihm gefalle.

Derhalben wo sich die Obrigkeit untersteht das Gewissen anzutasten und den Glauben der Menschen zu beherrschen, Röm. 2, so raubet sie Gott, was seine ist, darum es unbillig ist, ihr darinnen zu gehorchen. Nun so ist das Amt der Obrigkeit eine Ordnung und Einsetzung Gottes, und weil es von Gott eingesetzt und geordnet ist, so ist es in seinem Maße recht und gut. Wo es aber mißbraucht wird, so ist derselbige Unbrauch unrecht, das Amt aber bleibet nichtsdestoweniger wie es geordnet ist, Röm. 13. Darum ist auch das Amt zu ehren, denn ob es gleich Gottlose inne haben, so wird doch das Amt darum nicht aufgehoben. Daß es aber Gott den Gottlosen vergönnet, geschieht dem Volk zu mehrerer Strafe, Jes. 3. Wie aber die gottlose Obrigkeit dem Volk zur Strafe von Gott gegeben wird, also wiederum wird der gottlosen Obrigkeit ein ungehorsam Volk zur Strafe gegeben, daß sie sich unter einander beißen und fressen und zuletzt mit einander verzehret werden, Gal. 5.

Warum die Obrigkeit geordnet sei.

Die Obrigkeit ist von Gott um des Volks Abtretens willen geordnet. Da es sich von ihm abwendete und seinem Fleisch nachwandelte, da sprach Gott: Mein Geist soll nicht immerdar hadern mit den Menschen, denn sie sind Fleisch; 1. Mose 6, darum er ihnen auch nach der Sündflut Obrigkeit verordnete, die ein Stecken des Zorns und Rache Gottes sein sollte, zu vergießen das Blut derer, die Blut vergossen hatten, Jes. 10; 1. Mose 9. Also auch da sich Israel von dem Herrn, seinem König wieder abgewendet und ihn verlassen hatte und eines Königs begehrte, da sprach Gott zu Samuel: Sie haben nicht dich, sondern mich verworfen, 1. Sam. 8, daß ich nicht König über sie sein solle. Sie thun dir, wie sie mir gethan haben. Seit ich sie aus Egypten geführet habe, haben sie mich verlassen und andern Götter gedienet, darum gehorche ihrer Stimme und gieb ihnen einen König.

Aus diesen Worten wird offenbar, wie die Obrigkeit erwachsen und woraus sie gegeben sei, nämlich aus dem Zorn Gottes, wie auch geschrieben steht: Du sprachst: Gieb uns einen König. In meinem Zorn gab ich dir einen König, in meinem Grimm aber nehme ich ihn auch wieder, Hof. 13. Also ist offenbar, daß die Obrigkeit nicht aus Gnaden, sondern aus Ungnaden und Zorn gegeben ist, und daß nach der Abkehr des Volkes, wenn sie Gott verließen und dem Fleisch folgten, so mußte sie auch wiederum Fleisch beherrschen.

Darum ist die Obrigkeit ein Bild, Zeichen und Erinnerung des Abkehrens von Gott, 1. Sam. 8, und sollte billig allen Menschen eine Ursache sein in sich zu kehren und zu bedenken, wo sie hingekommen und verfallen sind; daß sie desto eilender wieder zu Gott kehreten, die verlorene Gnade wieder zu erlangen. Wenige sind ihrer aber, die es dergestalt bedenken, darum sie auch in ihren Sünden bleiben. Überdas auch weil die Obrigkeit eine Dienerin des Zorns und der Rache Gottes ist, so ist sie ein Anzeigen, daß (weil sie ihren Bestand hat) Gottes Zorn und Grimm über die Sünder allezeit währet und nicht geendet wird.

Ob die Obrigkeit auch Christen sein mögen.

Allhier gehet ganz ein andres Reich und Regiment an, darum auch das alte enden und aufhören muß, wie auch die Figur beweiset des jüdischen Regiments, das bis auf Christum seinen Bestand hatte, wie die Schrift meldet, 1. Mose 49: Es wird das Scepter von Juda nicht entwendet werden bis der Held (Christus) komme; darum es in Christo endet, aufhöret und zerbrochen wird, der nun auf dem Stuhl seines Vaters David gesessen ist und ein König aller wahren Israeliten geworden, Psalm 2; Matth. 22; Phil. 2, der auch ein neu Regiment angefangen hat, das nicht dem alten gleicher und mit dem weltlichen Schwert nicht geführet wird.

Dieweil nun das jüdische Regiment (die dazumal Gottes Volk waren) in Christo endet, aufhöret und von ihnen genommen wird, so ist offenbar, daß es in Christo nicht mehr sein soll, sondern er allein unter den Christen, Heb. 4, mit seinem geistlichen Schwert regieren will. Daß aber den Juden die Gewalt des weltlichen Schwerts genommen und zu den Heiden gewendet ist, bedeutet, daß nun hinfort Gottes Volk das weltliche Schwert nicht mehr führen, brauchen und damit regieren soll, Joh. 16; Röm. 8, sondern soll allein durch den einigen Geist Christi regieret und geführet werden. Daß es aber zu den Heiden gewendet ist, bedeutet, daß die, so sich dem Geist Christi nicht unterwerfen, das ist alle Heiden und Ungläubigen, damit gestraft und gezüchtigt werden. Darum so hat die Obrigkeit außer Christo ihren Bestand aber nicht in Christo, Röm. 13; Tit. 3; 1. Pet. 2.

Also ist Gott in Christo allein König und Oberherr über sein Volk, wie auch geschrieben steht, Sir. 17: Gott hat allen Völkern Obrigkeiten verordnet, aber über Israel ist er allein Herr worden. Wie er nun ein geistlicher König ist, Heb. 4, also hat er auch geistliche Diener, führet ein geistliches Schwert, er und alle seine Diener, das Seele und Geist durchdringet. Weil nun der Sohn vom Vater eingesetzt ist, Matth. 28, wie geschrieben stehet: Ich habe meinen König eingesetzt auf meinem heiligen Berg Zion, Psalm 2, der nun nicht im Zorn, wie jenen, sondern im Segen gegeben ist, Hos. 13, und uns allen eine Ursache des Segens geworden, wie es auch verheißen war, daß in ihm alle Völker sollen gesegnet werden, 1. Mose 12; 1. Mose 9.

Derhalben wie jener geordnet ist Blut um Blut zu vergießen, so ist dieser der Menschen Seelen zu erhalten, jener das Übel zu rächen, dieser aber mit Gutem zu vergelten, jener die Feinde zu hassen, dieser zu lieben. Also ist Christus ein König aller Könige, ja das Widerspiel aller Weltregenten, 1. Mose 3; Joh. 12; 2. Mose 21; Matth. 5; darum er auch sagt: Mein Reich ist nicht von dieser Welt, denn wo das wäre, würden meine Diener für mich streiten, Joh. 18; Phil. 2. Also fängt er ein ganz andres Reich und Herrlichkeit an und will auch, daß seine Diener sich darein schicken und ihm ähnlich werden; darum er auch zu ihnen sagt: Die weltlichen Fürsten heißt man gnädige Herren und die Gewaltigen beherrschen das Volk; ihr aber nicht also, sondern wer der Größte ist unter euch, sei euer aller Diener, Matth. 10; Luk. 22. Also stehet die Herrlichkeit Christi und seiner Diener in der Entäußerung aller weltlichen Pracht. Je mehr sich nun einer desselben entäußert, je herrlicher wird er im Reich Christi, wie die Worte beweisen, Matth. 9: Wer sich selbst erhöhet, der wird erniedriget werden, und wer sich selbst erniedriget wird erhöhet werden.

Weil nun in Christo unserm König der völlige Segen Gottes, ja er selbst der Segen ist, so muß alles das im Zorn gegeben ist, in ihm sich enden und aufhören, und kann sich nicht in ihn schicken, Kol. 1; Gal. 3; Hos. 13. Die Obrigkeit aber ist im Zorn gegeben, darum sie sich in Christum weder fügen noch schicken kann. Also ist ein Christ keine Obrigkeit und eine Obrigkeit kein Christ, denn des Segens Kind kann der Rache Diener nicht sein, Luk. 9. So regieret auch in Christo nicht das weltliche, sondern das geistliche Schwert und regieret sie also, daß sie das weltliche nicht verwirken, darum auch sein nicht bedürfen, Röm. 13.

Wenn man aber sagen wollte: Um der Bösen willen muß man es haben, darauf haben wir zuvor Antwort gegeben, und gesagt, daß sich die Gewalt des Schwertes zu den Heiden gewendet habe, damit sie ihre Übelthäter strafen. Das geht aber uns nicht an, wie Paulus sagt, 1. Kor. 5: Was gehen mich die draußen an, daß ich sie richten sollte? Also mag kein Christ über die Welt regieren.

Dann möchte jemand sagen: So wäre nach der Meinung der Obrigkeit der Weg zum Leben versperret. Da sagen wir nein, denn Christus spricht, Matth. 11: Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beschweret seid, ich will euch erquicken und euren Seelen Ruhe schaffen; darum es jedermann frei ist, der Obrigkeit sowohl als den Unterthanen; wer zu ihm kommen will, den wird er nicht hinausstoßen, Joh. 6.

Derhalben, so sich die Obrigkeit ihrer Pracht mit Christo entäußert, sich mit ihm erniedriget, Phil. 2; Gal. 2, und Christo allein mit ihr wirken ließe, so wäre ihr der Weg zum Leben so wohl unversperret als andern; welcher aber, so er im Menschen anfängt zu wirken, nichts anders, denn das er selber auch that, wirtet, der auch floh als man ihn zum König machen wollte, Joh. 6. So sie aber unzerbrochen in ihrer Herrlichkeit bleibet, sagt Christus selbst, Matth. 10; Luk. 14: Wer sich nicht alles, dazu auch seines eigenen Lebens entäußert, kann nicht mein Jünger sein. Daraus ist offenbar, daß nicht allein die Obrigkeit, sondern alle, so noch der Kreatur anhangen und dieselbe um Christi willen nicht verlassen, nicht Christen sind, Matth. 19.

Vom Kriegen.

Dieweil nun Christus, der Friedefürst, ihm ein Reich, das ist Gemeine, bereitet und durch sein eigen Blut erworben hat, so endet in demselbigen Reich alles weltliche Kriegen, Luk. 2; Eph. 5; Jes. 1; Micha 4; wie zuvor verheißen ist: Es wird von Zion das Gesetz ausgehen und das Wort Gottes von Jerusalem, und wird Recht sprechen unter den Heiden, und hervorziehen die Menge der Völker, also daß sie ihre Schwerter zu Hauen und ihre Spieße zu Rebmessern, Sicheln und Sensen verschmieden werden, denn hinfort wird ein Volk nicht wider das andre Waffen aufheben, sie werden auch hinfort nicht kriegen lernen.

Derhalben ein Christ weder Krieg noch weltlich Schwert (Rache zu üben) führet, wie uns auch Paulus ermahnt und spricht, Röm. 12: Rächet euch selber nicht, lieben Brüder, sondern gebet Raum dem Zorn, denn der Herr spricht: Die Rache ist mein, ich will vergelten, 5. Mose 32; Hebr.10, 30. Ist nun die Rache Gottes und nicht unser, so soll sie auch ihm gelassen und nicht durch uns selbst geübet oder gebraucht werden. Denn weil wir Christi Nachfolger sind, müssen wir auch seine Art erzeigen und beweisen, der ob ers gleich wohl hätte thun mögen, doch nicht Übels mit Übel vergalt, 1. Pet. 2, Denn er hätte sich ja auch wohl vor seinen Feinden, den Juden schützen können, Joh. 18, weil er mit einem Wort alle, die ihn sahen wollten, niederschlug.

Aber wiewohl er es wohl vermochte, that er es doch nicht und wollte es auch andre nicht thun lassen, darum er zu Petro sprach: Stecke dein Schwert wieder an seinen Ort, Matth. 26; Marc. 14; Joh. 18. Hier siehet man, wie mit gewaltigem Heer unser König wider seine Feinde auszieht, wie er in die Feinde schläget, und wie er Rache übet, daß er das abgeschlagene Ohr des Malchus ergreifet und setzet ihm es wieder an. Der nun solches that, spricht: Wer mein Jünger sein will, der nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach, Luk. 22; Matth. 16; Mark. 8.

Derhalben will nun Christus, daß wie er gethan, auch wir handeln sollen; darum er uns auch befiehlt und spricht, Matth. 5: Den Alten ist gesagt: Auge um Auge, Zahn um Zahn; ich aber sage euch, daß ihr nicht widerstreben sollt dem Übel, sondern so dir jemand einen Streich giebt aus den rechten Backen, dem biete den andern auch dar. Allhier ist offenbar, daß man sich weder selbst rächen noch kriegen soll, sondern vielmehr dem Schlagenden den Rücken und dem Raufenden die Wangen darhalten; das ist alles mit Geduld leiden, und auf den wahren Gott, der es vergelten wird, harren. 5. Mose 32; Joel 3.

Ob man dann sagen wollte, daß der von Gott geliebte David und andre Heiligen Kriege geführt haben, 1. Mose 14; 4. Mose 31; Josua Kap. 6, 8 und 9; Richt. 4; 1. Sam. 17, darum man es noch wohl thun möge, wenn man Recht und Fug dazu hätte; sagen wir: Nein. Daß es aber David und andre Heiligen mehr gethan haben, und wir es aber nicht thun sollen, mögen einem jeglichen wohl berichten die oben angezeigten Worte, Matth. 5: Den Alten ist gesagt: Auge um Auge, Zahn um Zahn; ihr aber sollt dem Übel gar nicht widerstreben. Allhier stellet Christus den Unterschied selbst, darum es nicht viel Worte bedarf, sondern offenbar ist, daß ein Christ weder kriegen noch Rache brauchen dürfe. Wer es aber thut, der hat Christum oder die Art Christi verlassen und verleugnet.

Von der Steuer.

Dieweil die Obrigkeit von Gott geordnet ist und ihr Amt befohlen, Röm. 13; 1. Pet. 2; Sir. 17; 1. Sam. 8, so ist auch die Steuer dazu zu geben geordnet und befohlen, wie Paulus sagt: So müsset ihr auch Steuer geben. Derbalben wir auch Zins, Rente, Zoll oder wie man das nennen mag, willig geben und uns darinnen nicht widern, weil wir es auch von unserm Meister Christo erlernet haben, der es nicht allein selber gab, sondern auch andern zu thun befiehlt, da er spricht: Gebet dem Kaiser was des Kaisers ist und Gott was Gottes ist, Matth. Kap. 17 und 22; Mark. 12; Luk. 20. Deshalb wir als seine Jünger solchem seinen Befehl auf das fleißigste gedenken zu folgen und nachzukommen und uns wider die Obrigkeit darinnen nicht zu sträuben. Aber zu Kriegen, Würgen und Blutvergießen (wo es zum selben sonderlichen gefordert wird) geben wir nichts, jedoch das aus keinem Frevel oder Mutwillen, sondern aus Gottesfurcht, 1. Tim. 5, daß wir uns nicht fremder Sünden teilhaftig machen. Dann möchte jemand sagen, Röm. 13: So man doch soll die Steuer geben dem sie gebühret, darum ist es unrecht, daß ihr euch des weigert; darauf sagen wir: Wir weigern uns garnicht, die Steuer dem sie gebühret und wie sie gebühret zu geben; denn Gott (wie oben gesagt) hat die Steuer der Obrigkeit geordnet, die sie auch jährlich einzunehmen und auszuheben haben, 1. Sam. 8, darum wir uns auch nicht weigern dieselbige zu geben.

Daß aber aus den Worten Pauli folgen sollte, Röm. 13, daß man einen jeglichen Mutwillen der Obrigkeit erstatten solle, das thut es nicht. Daß dies aber wahr sei, bezeugen an selbigem Ort die Worte Pauli, da er spricht: Gebet jedermann, was ihr schuldig seid, die Steuer, dem die Steuer gebühret; er sagt aber nicht, was und wie viel er haben will, sondern was ihr schuldig seid, das ist, die von Gott geordnete Steuer, 1. Sam. 8, die jährlich zu geben ist. Was aber von Gott nicht geordnet und jährlich zu geben ist, das giebt man nicht aus Schuld und Pflicht, sondern aus geneigten; Gemüt, oder in solchen Zeiten vielmehr aus Drang und Zwang der Gewalt.

Derhalben weder aus diesem Spruch noch aus den Worten Christi (der dem Kaiser was des Kaisers ist zu geben befiehlt) solche Steuer zu geben folget, Matth. 22; Mark. 12; Luk. Kap. 20 und. 2, denn auch Christus von dem; jährlichen Geben der Schätzung, die zu den Zeiten des Kaisers Augustus erstanden war, aber hernach für und für währte, redet, zu welcher Zeit weder Krieg noch Geschrei von Kriegen war; darum auch dazu weder gesammelt noch gegeben ward, sondern war vielmehr, wie jetzt der Landgraf aufs Land eine Schätzung des Holzes halber gelegt hat, also daß der, so mit einem Wagen gen Holz fähret, des Jahres einen Gulden, und der mit einem Karren fähret einen halben Gulden, der es aber heim trägt ein Ort vom Gulden geben soll. Von solcher Schätzung sagt der Herr, daß man sich des nicht weigern, sondern willig geben soll, und nicht von Blutsteuern. Derhalben auch wir uns des mit nichten weigern, sondern willig sind solches zu geben. Wo uns aber das Gewissen angegriffen wird, da müssen und wollen wir Gott mehr denn den Menschen gehorchen.

Vom Schwertermachen.

Dieweil, wie oben gesagt, die Christen ihre Schwerter verschmieden oder hinlegen sollen, Jes. 2; Micha 4. können sie dieselbigen noch vielweniger machen, allermeist weil sie zu nichts anderm denn zu Würgen, Beschädigen und Verderben der Menschen dienen, Joh. 12, und Christus nicht die Menschen zu verderben gekommen ist, darum auch seinen Jüngern wehret solches zu thun, da er spricht, Luk. 9; Wisset ihr nicht, welches Geistes Kinder ihr seid? Als will er sagen: Lehret euch denn das der Gnadengeist, andre zu verderben, oder wollt ihr nach Fleisches Weise handeln, Gal. 3, und den Geist, des ihr Kinder geworden seid, verlassen? Wisset ihr denn nicht, daß ich nicht gekommen bin die Menschen zu verderben? Wollt ihr nun meine Jünger sein, so müsset ihr euch auch meinen Geist regieren lassen, und nicht nach dem Fleisch wandeln, denn der dem Fleisch gehorchet, mag Gott nicht gefallen, Röm. 8.

Weil nun die Christen solche Rache nicht brauchen, Matth. 5; Röm. 12, und üben sollen, so müssen sie auch den Zeug, damit solche Rache und Verderbung durch andre mag geübet werden, nicht machen, aus daß sie nicht fremder Sünden teilhaftig werden, 1. Tim. 5. Darum wir weder Schwerter, Spieße, Büchsen, noch dergleichen Wehr oder Waffen machen. Was aber zu nutz und täglichen Gebrauch der Menschen gemacht wird, als Brotmesser, Äxte, Hauen und dergleichen mögen wir wohl machen, und thun es auch. Wenn man denn gleich sagen wollte, es möge damit auch einer den andern beschädigen und erwürgen, so wird es aber doch nicht um des Würgens und Beschädigens willen gemacht, darum uns es zu machen nichts hindert. Will es aber je einer zu beschädigen brauchen, das ist ohne unsre Schuld; darum trage er sein Urteil, Hes. 33; Gal. 5.

Vom Kleidermachen.

Mit allem Fleiß sollen und wollen wir unserm Nächsten dienen, mit Arbeit seiner mancherlei Notdurft, Eph. 4; 2. Thess. 3; und das also, daß Gott darinnen gelobet werde und unser Fleiß und Treue darinnen gespüret und erkannt werde, daß treulich gearbeitet sei, Eph. 6; Jes. 3. Was aber allein zu Stolz, Pracht und Hoffart reichet, als zerschnitten, verbremet, verblümet und ausgestochen Werk, das machen wir niemand, auf daß wir unser Gewissen vor unserm Gott unbefleckt behalten. Denn wir von Gott darum erwählet sind, daß wir es nicht allein nicht thun, handeln und brauchen sollen, Joh. 16, sondern auch dawider zeugen und die Sünde den Menschen anzuzeigen und bekannt zu machen. So nun dasselbige etwas ist, daß wir dawider zeugen sollen, so können wir dasselbige nicht helfen ausrichten und machen. Darum Jakobus sagt: Das ist ein reiner und unbefleckter Gottesdienst, sich von der Welt unbefleckt behalten. Das wollen wir mit Gottes Hilfe, so viel möglich ist thun und unser Leben lang darnach jagen, Jak. 1.

Oh ein Christ vor Gericht rechten und zu Gericht sitzen möge.

Dieweil, wie oben gesagt, alles Zeitliche fremd und nicht unser eigen ist, Luk. 16, so kann auch ein Christ nicht darum hadern, zanken oder rechten, sondern sich viel lieber (als einer, der sein Herz aus der Welt gekehret und in das Himmlische gerichtet hat) unrecht thun lassen, wie auch Paulus sagt, 1. Kor. 6: Es ist schon Mangel unter euch, daß ihr mit einander rechtet; warum lasset ihr euch nicht viel lieber unrecht thun, warum lasset ihr euch nicht viel lieber beschädigen und übervorteilen? So denn Christen nicht mit einander rechten sollen, Matth. 5, so ist Gerichtshandel zu treiben oder zu Gericht zu sitzen im Christentum schon selbst verfallen und abgestellet. Aus dem folget nun, daß auch kein Christ Gericht besitzen oder halten möge. Denn so die Christen (unter einander) nicht rechten, sagt Paulus: Was gehen mich die draußen an, daß ich sie richten sollte? Also ist das Gericht (wie gesagt) in der Kirche Christi schon verfallen und hat aufgehört. Daß aber ein Christ die draußen sind nicht richten soll, ist das die Ursache, daß sie sich dem Geist Gottes nicht unterworfen haben, 1. Kor. 5, darum durch denselbigen nicht sollen gerichtet werden, 1. Mose 6, weil der Herr sagt: Mein Geist soll nicht immerdar hadern mit den Menschen, dieweil sie Fleisch sind. Denn es Gott auch seiner Kirche nicht um das Zeitliche (darum die draußen pflegen zu zanken) zu thun ist, darum er auch seinen Geist nicht darüber zu einem Richter gegeben hat. Derhalben auch Christus, da der Jüngling von ihm begehrete, Luk. 12, daß er seinem Bruder sage, daß er mit ihm das Erbe teile, sprach er: Wer hat mich über dich zum Richter gesetzt; als will er sagen: Was geht mich euer Gezänke an, das ihr um das Zeitliche mit einander habet? Denn ich darüber zu richten von Gott nicht gesendet bin, sondern das Göttliche zu pflanzen bin ich gekommen, Jes. 61; Joh. 7, aus daß der sein begehret, es erlange und bei mit finde. Nun du aber nicht das Göttliche, sondern das Irdische und Weltliche suchest, so gehe hin und laß dich die darüber gesetzt sind bescheiden, Sir. 17, denn wer Zeitliches suchet, der suchet nicht, was in Christo ist. Darum er auch von ihm keinen Bescheid erlangte. Gleich nun wie er, also sind auch die Seinen nicht über das Zeitliche zu richten gesetzt.

Daß aber die Christen nicht rechten sollen, beweiset Christus mit den Worten: So jemand mit dir rechten will und deinen Rock nehmen, dem laß auch den Mantel, Matth.5; als will er sagen: Laß ihm es alles, eher denn du mit ihm darum zanken und dich in ein fremdes Gericht geben solltest. Das aber alles will Christus darum, daß wir damit beweisen sollen, daß wir nicht das Zeitliche und Fremde, sondern das Himmlische, das unser ist, suchen, Luk. 16; Kol. 3. Also ist offenbar, daß ein Christ weder rechten noch Gerichtshändel führen soll.

Vom Schwören.

Dieweil das Gesetz eine Einführung war der mehreren Gnade, Gal. 3; Heb. 7, und Erkenntnis Gottes, so sind auch die Gebote desselbigen also. Derhalben Gott der Herr durch das Schwören im alten Testament nichts anders hat wollen, denn sie an seinen Namen weisen und bringen, auf daß sie ihn recht kennen lerneten und sich an ihn hielten, 5. Mose Kap. 10 und 32, und ihm allein die Ehre geben. Denn Gott, der die Wahrheit ist, will sein Volk Israel (da er ihm befiehlt bei seinem Namen zu schwören) lehren, daß sie die Wahrheit reden und sich derselbigen halten sollen; darum er ihnen auch befiehlt seinen Namen nicht eitel oder leichtfertig zu nennen, 2.Mose 20, 7; 5. Mose 5, also will er sagen, daß sie aller ihrer Reden wahrnehmen und acht haben sollen, auf daß sie als der Wahrheit, das ist Gottes Diener erfunden werden, darum er auch den, so seinen Namen eitel und leichtfertig nennet, das ist der Wahrheit nicht wahrnimmt, nicht unschuldig zu halten drohet. Daß es aber wahr sei, daß durch das Gebot des Schwörens im alten Testament Gott im neuen (da Gottes Wille völlig geoffenbaret ist, Joh. 1,) das Wahrheit reden und darinnen wandeln, oder Gott recht erkennen und ihm anhangen gewollt hat, mag aus den Worten Davids erkannt werden, da er spricht, Ps. 63, 12: Wer bei Gott schwöret, wird gelobt, aber alle Lügenmäuler müssen verstopft werden. Wer mag nun hier anders sagen, denn daß hier schwören für die Wahrheit reden und sich derselbigen halten genommen ist.

Daß aber durch das Gebot des Schwörens im alten Testament uns im neuen Gott recht kennen und sich sein halten heißt, beweisen die Worte, Jes. 45: Es werden sich mir alle Knie beugen und alle Zungen bei mir schwören und sprechen: Wahrlich im Herrn ist meine Gerechtigkeit und Stärke. Diese Worte handelt und leget Paulus also aus, Röm. 14: Mir sollen alle Knie gebeugt werden und alle Zungen sollen Gott erkennen. Allhier ist offenbar, daß auch das Schwören im alten Testament im neuen Gott erkennen und sich sein halten heißt, Jer. 31; Heb. 7. Also ist uns nun das Gesetz eine Einführung zu einer besseren Erkenntnis und Hoffnung, dadurch wir zu Gott nahen.

Weil nun das Licht göttlicher Gnaden in Christo heller erschienen und geoffenbaret ist, so laden uns die Diener des neuen Testaments nicht mehr den Schatten, 2. Kor. 3, sondern das Licht, den Glanz der Wahrheit in seiner Klarheit auf. Darum spricht Paulus (als der nicht eine Decke vor seinem Angesicht hatte) klar heraus: Leget ab die Lüge und redet die Wahrheit, ein jeglicher mit seinem Nächsten, dieweil ihr untereinander Glieder seid.

Dann möchte jemand sagen: Es war doch Israel befohlen die Wahrheit zu reden, Psalm 15, und die Lügen zu hassen, darum hat es diese Meinung nicht; dazu sagen wir: Es ist wahr, daß auch Israel die Wahrheit zu reden befohlen war. Weil aber dazumal die Kindschaft von der Knechtschaft nicht gesondert war und der knechtische Geist die rechte Wahrheit nicht erlangen mochte, wollte ihnen doch Gott anzeigen mit dem Schwören bei seinem Namen, Röm. 8; 2. Joh. 1, daß keine andre Wahrheit sei, und daß wer in der Wahrheit wandeln soll, durch den Namen Gottes darein kommen und befestiget werden muß, Joh. 8, Das will uns Gott durch das Schwören im alten Testament lehren.

Weil aber dazumal die Kindschaft von der Knechtschaft nicht gesondert war, so waren die, so den kindlichen Geist hatten, Gal. 8, dazumal unter ceremonischem Schein des Gesetzes behaftet, wie Paulus sagt, Gal. 4: So lange der Erbe ein Kind ist, so ist zwischen ihm und einem Knecht kein Unterschied, ob er wohl ein Herr ist aller Güter, sondern ist Unter den Vormündern und Pflegern bis auf die bestimmte Zeit vom Vater. Also auch wir, da wir Kinder waren, waren wir gefangen unter den äußerlichen Satzungen, bis die Zeit erfüllet ward, daß Gott seinen Sohn sandte, der uns vom Gesetz erlöset hat, daß wir die Kindschaft empfingen.

Nun aber hat der Schatten aufgehöret, das Licht ist aufgegangen, die Kindschaft ist von der Knechtschaft gesondert und das kindliche Testament befestiget, Kol. 2; Gal. 4; Heb. 9, daß nun hier kein Knecht mehr, sondern alles Kinder find, die den kindlichen Geist empfangen haben, Röm. 8; Jer. 31; Heb. 8, und durch denselben in das Testament der Erkenntnis Gottes gebracht sind, der nun selber in ihnen alles bezeuget, redet und thut, wie uns zuvor das Schwören vorgebildet hat.

Denn das sie bei Gottes Namen schwören, war nichts anders, denn daß sie damit beweisen sollten, 5. Mose 10; Psalm 63; Joh. 1, daß Gott in seinem Volk alles bezeugen, bekräftigen und wahr machen müsse. Weil aber nun die Wahrheit geöffnet ist, so muß der Schatten, der äußerliche Schein, das Schwören weichen und aufhören und sich der Geist der Wahrheit selbst in uns bezeugen lassen in der Kraft und Beweisung. Derhalben auch Christus sagt, Matth. 5: Den Alten ist gesagt: Du sollst nicht falsch schwören; ich aber sage euch: Ihr sollt gar nicht schwören, weder bei dem Himmel, denn er ist Gottes Stuhl, noch bei der Erde, denn sie ist seiner Füße Schemel, noch bei Jerusalem, denn sie ist eines großen Königs Stadt. Auch sollst du nicht bei deinem eigenen Haupt schwören, denn du vermagst nicht ein einiges Haar weiß oder schwarz zu machen; Eure Rede aber sei: Ja das ja ist und nein das nein ist, und was darüber ist, das ist vom Argen. Der Arge aber ist der Teufel, der alles, damit Gott geschmähet wird, im Menschen wirket, Matth. 13.

Nun ist unwidersprechlich, denn es ist allen Menschen offenbar, daß Gott von uns, den Christen, einen rechtschaffenen Gottesdienst haben will, Luk. 1, der im Geist und Wahrheit geschehe und vollkommener sei, denn der Dienst des alten Testaments, Matth. 5. Derhalben wir nicht allein nicht falsch, sondern gar nicht schwören sollen; und lehret uns Christus hierinnen Gott allein die Ehre zu geben und zuzuschreiben, uns aber vor ihm (als die nichts vermögen) zu erniedrigen, Joh. 15.; Jak. 5, auf daß, weil wir nichts vermögen, wir auch nichts durch uns selber zu thun verheißen, geschweige, daß wir schwören sollten. Also ist offenbar, daß wir unsrer Schwachheit und Unnutz halber nicht schwören, aus daß wir Gott seine Ehre nicht rauben.

Dann sagen sie: Bei keiner Kreatur sollen wir schwören aber beim Schöpfer mögen wir wohl zu der Wahrheit schwören, denn er auch selbst geschworen hat, dazu auch ihnen nicht bei ihm, sondern bei der Kreatur verbeut. Darauf sagen wir, 1. Mose 22; Hes. 33, Daß Gott selbst geschworen hat, und wir aber nicht thun sollen, ist daß die Ursache, 5. Mose 32, daß was Gott verheißt, er durch sich selbst auch thun kann und mag, darum auch recht zu schwören hat, wir aber, weil wir nichts vermögen, nicht. Daß aber Christus nicht allein bei der Kreatur, sondern auch beim Schöpfer verbeut, zeigen die Worte an, Matth. 5: Ihr sollt gar nicht schwören.

Für daß andre, so bei der Kreatur, die doch geringer denn Gott ist, man nicht schwören soll, so muß man bei Gott, der doch viel höher und größer ist, gar nicht schwören; denn wer daß Wenige nicht angreifen darf, wie wollte er sich denn des Meisten unterstehen. Daß es aber gar nicht sein soll, ja beim Größeren weniger denn beim mindesten, beweiset Christus, da er spricht, Matth. 23: Wehe euch blinden Führer, die ihr saget: Wer beim Tempel schwöret daß ist nichts, wer aber beim Gold, daß darinnen ist schwöret, der ist schuldig. Ihr Narren und Blinde, welches ist größer, daß Gold oder der Tempel, der das Gold heiliget. Und wer beim Altar schwöret, das ist nichts, wer aber beim Opfer, das darauf ist schwöret, der ist schuldig. Ihr Narren und Blinde, was ist größer, das Opfer oder der Altar, der das Opfer heiliget. Darum wer bei dem Altar schwöret, der schwöret bei demselbigen und bei allem, das darauf ist; wer aber beim Tempel schwöret, der schwöret bei demselben, der darinnen wohnet, und wer bei dem Himmel schwöret, der schwöret bei Gottes Stuhl und bei dem, der darauf sitzt.

Allhier wird ja offenbar, daß Christus weniger beim Meisten denn beim Mindesten will geschworen haben, und darum den Juden verweiset, daß sie das Kleinste tadeln und das Größte nicht, und zeiget ihnen an, daß jeder Tempel mehr sei denn das Gold darinnen, und der Altar mehr denn das Opfer darauf. Derhalben auch der, so beim Tempel und Altar schwöret, mehr sündiget, denn der, so beim Gold des Tempels und Opfer des Altars schwöret, dieweil er nicht allein beim Tempel, sondern auch bei dem, der darinnen wohnet, das ist bei Gott schwöret; desgleichen auch wer beim Himmel schwöret, der schwöret bei Gottes Stuhl und bei dem, so darauf sitzet: und schilt sie darum blinde Führer, die Mücken seihen und Kameele verschlucken, das ist das Kleinste im Gesetz anziehen und das Größeste fahren lassen, Matth. 23; Luk. 11.

Derhalben ist offenbar, daß man gar nicht schwören soll, wie auch Jakobus sagt, Jak. 5: Lieben Brüder, vor allen Dingen schwöret nicht, weder bei dem Himmel noch bei der Erde, noch bei keinem andern Eide, sondern eure Rede sei ja das ja ist und nein das nein ist, und das allein darum, wie gesagt, daß wir Gott nicht in seine Ehre greifen, und weil wir nichts ohne ihn vermögen noch können, ihm auch solche Ehre, als der alles in uns thun muß, geben und sagen: Ja wills Gott, so will ichs thun, wie uns Jakobus lehret, Jak. 4, 13-14, Denn wer da weiß Gutes zu thun, und thuts nicht, dem ist es Sünde.

Vom Grüßen.

Grüßen ist an ihm selber Gutes wünschen, darum man denen allen, so des Guten begehren, auch Gutes wünschen soll. So nun in der Kirche ein Glied derselbigen zum andern kommt, soll es ihm auch den guten Wunsch, die holdselige Gabe, Luk. 1; Matth. 10; Luk. 10; Joh. 14, den Frieden des Herrn, den Christus hier gelassen und gegeben hat, anbieten, denn also lehret er auch seine Jünger: Wo ihr in ein Haus kommet, so sprecht: Der Friede sei mit euch. Ist jemand darinnen euch gemäß, so wird euer Friede ob ihm ruhen; wo aber nicht, so wird sich euer Friede wieder zu euch wenden.

Aus diesen Worten lernen wir, daß der so grüßet und der so gegrüßet wird beide des Friedens Kinder sein müssen, soll anders Gott das Gedeihen geben. Denn welcher dem Evangelium nicht gemäß ist oder zu sein von Herzen begehret, da kann der Friede Christi nicht haften. Es soll aber des Herrn Gruß nicht allein mit den Lippen und leichtfertigem Herzen gegeben werden, sondern mit ganz völligem Herzen und im festen Glauben und mit solchem Vertrauen, daß Gott gewiß solche Worte und guten Wunsch erstatten werde, Mark. 13; Luk. 12; ja also als ob es Gott selbst durch ihn redet. Das Andre aber soll es auch wiederum in solchem Vertrauen und herzlichem Begehren aufnehmen, so wird Gott, der Herr das Gedeihen geben, und solchen Gruß und Wunsch (daß der Herr mit ihnen sei) erstatten, Richt. 6; Matth. 28, und ihnen allezeit beiwohnen, daß ihnen auch solcher Gruß (wie der Gruß Maria der Elisabeth) zu Freuden geraten wird. Wo es aber mit leichtfertigem Herzen oder Unaufmerken geschiehet, da ist es Sünde, Luk. 1; 2. Mose 20, denn Gottes Name vergeblich geführet wird, darum ein Greuel vor ihm, und wird der, so solches thut, nicht unschuldig gehalten und ungestraft bleiben. Gleich aber wie der, so den Gruß leichtfertig führet, sündiget, also auch der, so ihn leichtfertig und nicht würdiglich vor Gott aufnimmt. Auch führet der Gottes Namen eitel, der ihn denen, so er erkennt, daß sie sein nicht begehren, als Spielern, Trunkenbolden und dergleichen Leuten anbietet; darum sich ein jeder, der Gott fürchtet, darinnen vorsehen und seine Seele bewahren soll.

Vom Handbieten und Umfahen.

Das Handbieten und Umfahen ist ein Zeichen des Friedens, Liebe und göttlicher Einigkeit, damit man sich in der Kirche beweiset, daß man eines Sinnes, Herzens und Gemütes sei, Apg. Kap. 2 und 4, wie aus Paulo mag erkannt werden, da er spricht: Als Petrus, Jakobus und Johannes sahen die Gnade Gottes, die mir gegeben war, daß mir gleich wie ihnen das Evangelium vertrauet war, gaben sie mir und Barnabas die Hand und vereinbareten sich mit uns, Gal. 2. Also ist es ein Zeichen der Einigkeit, Friedens und Liebe.

Denn gleichwie man die Hand in einander schließt, beweiset und zeigt man damit an, daß die Herzen also in einander geflochten und geschlossen sind. Desgleichen auch das Umfahen, daß wie man einander umfahet und in die Arme schließt, also mit den Herzen auch einander umfangen, Phil. 1, oder darein geschlossen haben. Weil aber diese zwei Zeichen Zeichen des Friedens sind, sollen sie in der Gemeine steif, feste, wohl und rechter Art mit Gottesfurcht gehalten werden, und soll ein Glied der Kirche das andre mit solcher Ehrerbietung aufnehmen, Röm. 12; 1. Pet. 2. Wo aber sich eins gegen das andre also beweiset und aber das Herz nicht also (wie gesagt) gerichtet wäre, so triebe derselbige Heuchelei, und die Wahrheit wäre nicht in ihm, 1. Joh. Kap. 1 und 2. In der Welt aber ists ein Zeichen der Freundlichkeit, darum es ein Christ in derselben Gestalt mit ihnen wohl gebrauchen mag, Spr. 17, 18. Wenn es aber ein Zeichen des Eids und Schwörens ist, soll er es nicht brauchen und thun.

Weil aber diese beiden Zeichen aus eins deuten, soll Ärgernis zu vermeiden, Matth. 18; 1. Kor. 11, und daß auch dem Fleisch keine Ursache oder Anreizung zu Sünden gegeben werde, ein Bruder den andern und wiederum eine Schwester die andre in der Liebe aufnehmen und umfahen, ihre Herzen (wie oben gesagt) damit zu beweisen; aber Brüder und Schwestern sollen solches mit dem Handbieten ausrichten und einander nicht umfahen, daß man der Lehre Christi keine Schmach und Unehre damit auflade oder zufüge.

Vom Beten.

Was Gebet muß und soll mit rechtem Herzen, das ist im Geist und Wahrheit geschehen, soll es anders angenehm vor Gott sein, Joh. 4; Sir. 18. Derhalben der, so beten will, sein Herz vorbereiten muß, erstlich durch Ablegen alles Unrechten, dieweil Gott die Sünder nicht höret, und sich also richten, daß so viel möglich er mit allen in Frieden stehe, Joh. 9; Röm. 12; Heb. 12, allermeist aber mit den Gläubigen, wie auch Christus sagt, Matth. 5: Wenn du vor den Altar kommest, daselbst dein Opfer zu legen, und daselbst eingedenk wirst, daß dein Bruder etwas wider dich habe, so gehe hin und versöhne dich zuvor mit ihm, und dann komme und opfere deine Gabe. Derhalben ein jeglicher, der die Frucht seiner Lippen, das ist die Danksagung und Gebet vor Gott opfern will, soll zuvor mit jedermann versöhnet sein, daß niemand unter den Gläubigen etwas wider ihn habe.

Dazu muß er auch, so er etwas wider jemand hat, in seinem Herzen vergeben haben, wie uns auch Christus lehret und spricht: Wenn ihr steht und betet, so vergebet, wenn ihr etwas wider jemand habt, auf daß auch euer Vater im Himmel vergebe eure Missethat, Mark. 11. Und so das Herz also gereiniget ist, Jak. 1, so muß es denn mit wahrem Glauben und rechtem Vertrauen gezieret sein; ja ein solch Vertrauen muß der Mensch zu Gott haben, daß er sicher, fest und gewiß glaube, 1. Joh. 5, daß ihn Gott hören und seine Bitte (als ein Vater, der allezeit das Beste für seine Kinder suchet) geben werde; wie die Worte Christi (So ihr, die ihr doch böse seid, könnet euren Kindern gute Gaben geben, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten) beweisen und anzeigen, Matth. 7.

Die nun also im Glauben bitten, werden empfahen, Jer. 29; Matth. Kap. 7 und 21; Mark. 11; Luk. 11; Joh. Kap. 14, 15 und 16. Der aber so im Glauben bittet, höret nicht auf mit Begehren zu Gott und läßt sich kein ander Geschäft an solchem Anhalten, verhindern und aufhalten; und ob sichs auch verzieht und ansehen läßt, als wollte Gott nicht geben, so wartet er doch in aller Langmut in steifem Vertrauen, daß Gott gewißlich geben und nicht verziehen werde. Wer aber, nachdem er gebetet hat, sein Herz auf etwas andres wendet, und dadurch von seinem Begehren abgezogen wird, davon aufhöret, müde seines Begehrens wird und es verläßt, kann und mag nichts erlangen, darum daß er im Glauben nicht verharret hat. Wie Jakobus sagt, Jak. 1: Wer bitten will von Gott, der bitte im Glauben und zweifle nicht; denn der da zweifelt oder seines Begehrens aufhöret, der ist ein wankelmütiger Mann und darf nicht denken, daß er von Gott etwas empfangen wird. So aber wir, die wir des Geistes Christi Kinder sind, Luk. 9, unsrer Schwachheit halber nicht wissen, wie wir uns gegen Gott stellen sollten, daß unser Bitten und Flehen vor ihm gelte, so hilft, spricht Paulus, der Geist unsrer Schwachheit aus, Röm. 8; denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sichs gebühret, sondern der Geist selbst vertritt uns mächtiglich mit unaussprechlichem Seufzen, und der die Herzen forschet weiß, was des Geistes Sinn sei, denn er vertritt die Heiligen nach dem, das Gott gefällt. Durch diesen einigen Geist will nun Gott geehret und angebetet werden, Joh. 4, darum man aus sein Anregen warten und von ihm lernen soll, so wird das er uns lehret und gebietet, bei Gott erhöret und angenommen sein; und so er uns höret, werden wir die Bitte haben, die wir von ihm gebeten haben, 1. Joh. 5.

Vom Singen.

Paulus sagt: Singet und psalmieret dem Herrn in euren Herzen mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern, Eph. 5; Kol. 3. Darum sagen wir, daß geistliche Lieder zu singen gut, dazu auch angenehm sei vor Gott, so sie rechter Weise und Art, das ist mit rechtem Aufmerken in der Furcht Gottes und durch das Anregen des Geistes Christi gesungen werden. Denn darum werden sie geistliche Lieder genannt, 2. Pet. 1, daß sie durch den Geist Gottes oder durch sein Anregen verfaßt und hervorgebracht sind und daß sie den Menschen zur Gottseligkeit reizen und bewegen. Derhalben wie sie durch das Anregen oder Angeben des Geistes Christi verfaßt und gemacht sind, so müssen sie auch durch desselbigen Geistes Anregen gesungen werden, soll es anders rechter Weise und Art geschehen und den Menschen nützlich sein. Wo es aber nicht geschiehet und der Mensch nur aus fleischlicher Lust oder um des Wohlklingens willen singt oder was er solches daran suchet, der verkehret es ins Fleischliche und Weltliche, und singet nicht geistliche, sondern buchstabische Lieder.

Desgleichen auch der es um Gesangs willen gerne höret, der höret sie buchstabisch und nicht geistlich, darum auch bei ihm ohne Frucht, und weil unrechter Weise gebraucht, gesungen und gehöret, sündiget der, so es thut, schwer wider Gott, Psalm 50, weil er sein Wort, das ihm zum Heil und Reizung zur Gottseligkeit gegeben war, zur Lust des Fleisches führet und zur Sünde brauchet. Also wird es ihm in Schaden verkehret, und wiewohl es an sich selber geistlich ist, so ist es demselbigen Menschen jetzt nicht mehr ein geistliches, sondern ein weltliches Lied, weil es nicht; geistlich gesungen wird. Der es aber geistlich singet, der trachtet und denket einem jeglichen Wort darinnen auf das Fleißigste nach, wie weit und wohin es reiche, warum es dahin gesetzet sei, 2. Tim. 3, und wie es ihm zur Besserung diene. Der es nun also handelt, der singet dem Herrn zum Preis, sich selbst und auch andern zur Besserung und zur Reizung in der Frömmigkeit. Also ist es wohl gesungen, sonst aber vergebens. Auch gestatten wir nicht unter uns, daß andre denn geistliche Lieder gesungen werden.

Vom Fasten.

Fasten ist den Leib kasteien und ihm abbrechen, auf daß das Fleisch gedemütiget und desto leichter beherrschet, bezwungen und überwunden möge werden; und ist bei den Frommen darum erwachsen, daß sie ihr Fleisch kreuzigen, ihm seine Lust brechen und Gott desto unabgezogener und freudiger anhangen möchten; bei den Unfrommen aber ist es bald in Unbrauch gewachsen, Tit. 1. und ihnen verkehret und unrein geworden, dieweil sie es nicht anders denn um Verdienstes willen gethan haben, und vermeinen etwas von Gott damit zu erlangen, darum es auch vergeblich und eitel ist, wie aus den Worten Jesaias erkannt wird, da er spricht, Jes. 58: Sie sprechen zu Gott: Warum fasten wir und du siehst es nicht; wir beängstigen unsre Seelen und du nimmst sein nicht wahr.

Darauf spricht der Herr: Darum, daß ihr nicht rechter Weise fastet. Denn so ihr fastet, so bleiben eure Begierden und dränget nichts desto minder eure Schuldner. Siehe, ihr fastet nur zu zanken und hadern und daß ihr den Angesprochenen mit der Faust schlaget. Ihr fastet nicht als etwa, daß eure Stimme in der Höhe gehöret werde. Meinet ihr, daß mir das Fasten gefalle, da der Mensch sich einen Tag kasteiet und seinen Kopf hänge wie ein Schilf und in härenem Gewand liege auf der Erde. Soll das gefastet heißen und ein Tag, der dem Herrn gefalle? Allhier ist offenbar, wie es die Unfrommen verkehret haben und in Unbrauch gezogen, die (wie auch die Päpstler) ihre Sünde damit abzutilgen vermeint und sich mit Gott zu versöhnen gedacht, so sie doch von ihren Sünden nicht abgelassen haben, wie die Worte anzeigen, Jes. 58: So ihr fastet, so bleibet eure Begierde; als will er sagen: Was ist denn euer Fasten nutz, dieweil ihr euch allein mit dem Abbrechen des Leibes Notdurft kasteiet und doch dem Fleisch alle seinen Mutwillen der Begierde lasset? Soll denn das gefastet heißen, oder ein Tag, der dem Herrn gefalle? Das ist der Sache weit gefehlet, denn also haben eure Väter, die sich zu mir genahet haben, nicht gefastet.

Daß aber Fasten recht, gut und Gott wohlgefällig sei, wenn es rechter Weise geschieht, beweisen die Worte: Ihr fastet nicht, als nur etwa, daß eure Stimme in der Höhe gehöret werde. Hier scheinet, was das rechte Fasten sei, daß die Heiligen gefastet haben, nämlich daß sie des Fleisches Mutwillen und Begierden gekasteiet und ihm dieselben abgebrochen haben, das Unrechte verlassen und gemieden, sich aber allein mit Gott bekümmert, ihm angehangen und gedienet in rechtem Glauben, durch den auch ihre Stimme gen Himmel gestiegen ist.

Solches Fasten hält uns der Herr vor, Jes. 58, daß es ihm gefalle, und spricht: Gefällt mir denn nicht das Fasten, daß du die Bande des, der verstrickt ist, aufthust, das ist seine Schuld nachlässet, die Pflicht der bösen Käufe auflösest oder davon lassest und aufhörest, die Gedrängten frei lassest und alle Beschwerten befreiest, daß du den Hungrigen Brot gebest, die Waise in dein Haus führest und nährest, den Nackten bekleidest und dein Angesicht von dem Dürftigen nicht wendest. Denn so wird dein Licht wie der Morgen hervorbrechen und deine Besserung wird schnell wachsen, deine Gerechtigkeit wird vor dir hergehen und die Herrlichkeit des Herrn wird dich umgeben. Das ist das Fasten, das dem Herrn gefällt, des sich alle Heiligen geflissen haben, darum auch Freunde Gottes geheißen worden sind; und muß noch also fasten, wer Gott gefallen will.

Vom Feiern.

Feier halten oder Feiern ist auch nicht des äußerlichen Scheins, Kol. 3, denn das äußerliche Feiern nicht mehr denn ein Schatten und Bild ist des, das zukünftig war; das Wesentliche selbst aber ist Christus. Weil denn das Wesentliche Christus ist, so muß in ihm der Schatten weichen, das ist das äußerliche dem rechten und wahren Feiern, daran der Herr Gott Lust hat; welches Feiern ist, sich des Gehorsams, Willens und Wohlgefallens Gottes befleißen, Jes. 58; Psalm 1, mit seinem Wort Tag und Nacht umgehen und sich in Gottseligkeit üben, und wie man sagt, im Bösen aufhören zu wirken oder feiern und im Guten arbeiten; in Summa, im Geist leben und wandeln, Gal. 5. Das ist das rechte Feiern, das Gott fordert, wie geschrieben steht, Jes. 56, 1 u. 2: Wohl dem Menschen, der das thut, und dem Menschenkind, der das hält, der sich hütet, daß er den Sabbath nicht entheilige, das ist, der seine Hand verhütet, daß sie kein Böses thue.

Das ist das Feiern von Gott befohlen, 2. Mose 20; 5. Mose 5, des wir uns nun befleißen und solche Feier bewahren sollen, Jes. 1. Aber das Feiern, wie die Welt zu feiern pflegt, ist ein Greuel vor Gott. Denn was sie sonst die ganze Woche für Bosheit und Schande (Arbeit halber) nicht ausrichten mögen, das verbringen sie am Feiertage. Darum sie gleich das Widerspiel treiben, und wäre besser, sie hätten keinen Feiertag.

Doch haben wir auch einen Tag der Ruhe, 2. Mose Kap. 28 und 35, darinnen wir des Herrn Wort handeln, hören und unsre Herzen damit erwecken, in der Gnade Gottes zu bleiben. Weil aber der Sonntag allen Menschen gewöhnlich ist zu feiern, auf daß wir niemand Ärgernis damit geben, weil doch nichts daran gelegen ist, so halten wir denselben Tag mit, nicht aber ums des Gebotes willen, weil es in Christo aufgehoben ist, sondern, wie gesagt, uns im Worte Gottes zu üben.

Vom Krämer.

Krämerei und Kaufmannschaft zu treiben unter uns gestatten wir keinem, dieweil es ein sündiger Handel ist, wie der weise Mann sagt: Ein Kaufmann und Krämer kann sich schwerlich bewahren, daß er nicht sündige, und wie sich ein Nagel zwischen Thüre und Angel eindringet, also die Sünde zwischen Kaufen und Verkaufen. Darum gestatten wir keinem, daß er auf Wiederverkauf etwas kaufe, wie die Kaufleute und Krämer zu thun pflegen. Aber einem, der kauft zur Notdurft seines Hauses oder Handwerks, dasselbige damit zu treiben, und das wiederum, das er mit seinem Handwerk daraus gemacht hat, verkaufet und vertreibet, achten wir nicht unbillig sondern recht zu sein.

Das aber allein halten wir für unrecht, Sir. 26, 28; Sir. 27, 1 u. 2, wenn einer Ware kaufet und gleich dieselbige Ware, wie er sie gekauft hat, wieder verkauft, und seinen Gewinn und Übernutz davon nimmt, und damit den Armen die Ware verteuert und ihnen das Brot vor dem Mund abschneidet, und also der Arme nicht mehr denn des Reichen Knecht sein muß. Also sagt Paulus, Eph. 4: Wer überfordert hat, der überfordere nicht mehr. Dann sagen sie: Geschieht es doch auch dem Armen zu gut, daß man die Ware aus einem Land in das andre bringet. Da wird die Armut wohl vorgewendet, suchen aber doch allezeit am ersten ihren Nutzen, und bedenken die Armen, so lange sie irgend einen Pfennig im Beutel haben. Darum wir es unter uns nicht gestatten, sondern sagen mit Paulus, Eph. 4, daß sie mit den Händen etwas redliches schaffen sollen, daß sie den Dürftigen zu geben haben.

Vom Wirt.

Auch lassen wir unter uns keinem zu, daß er ein öffentlicher Wirt sei, Bier oder Wein schenke, dieweil alles unzüchtige, ungöttliche und verderbte Wesen dabei geschieht, und alle trunkene und unnütze Buben da zusammenkommen und ihren Mutwillen treiben; denen sie also statt geben, auftragen und ihre Gotteslästerung anhören müssen. Darum wir nicht glauben, daß es einer, der Gott fürchtet, thun möge, daß er um Geldes willen solche Gotteslästerung anhören, gestatten und sich ihrer Sünden teilhaftig machen solle, 1. Tim. 5, denn auch der weise Mann sagt, daß sich ein Wirt der Sünden schwerlich enthalten möge, Sir. 26.

Das aber thun wir, und ist auch recht gethan: Wenn jemand über Feld kommt, und nicht weiter weiß und kann, und zu einem unsrer Brüder einkehret, so nimmt man ihn auf, Heb. 13; 1. Pet. 4, und beherberget ihn, dienet ihm und thut ihm Gutes, nach dem er vermag; nicht aber um Geld, sondern frei und umsonst. Also finden wir auch, daß die Heiligen gethan haben und gastfrei gewesen sind, 1. Mose Kap. 18 und 19.

Vom Zutrinken.

Das Zutrinken ist eine Ursache alles Bösen und Übertretung der Gebote Gottes. Denn aus dem Zutrinken Trunkenheit (dadurch der Mensch Seele und Leib verschwendet und verderbet 1. Kor. 6; Eph. 5), folget und kommt; darum wir es unter uns nicht gestatten. Ob man aber sagen wollte: Ein freundliches Trünklein, so viel einer mag und Lust hat, das ist nicht unrecht, sagen wir: Es sei wie es wolle, so ist es doch die Kreatur Gottes anders, denn verordnet, gebraucht oder mißbraucht. Denn der Mensch dadurch zu trinken bewegt und gereizt wird, das er sonst nicht thäte; es ist darum wider die Natur und ist Sünde und Unrecht.

Aus solchem Anreizen (darinnen einer dem andern gefallen will und den Trank ohne Heischung und Forderung der Natur zu sich nimmt) übergeht man Gottes Ordnung, 1. Tim. 4, vergißt des Schöpfers, dazu auch seiner selbst, und will ein Jeder Hahn im Felde sein und den Preis mit Saufen behalten; und fangen an mit Halben und Vollen (Gläsern) zu saufen und gedenken nicht des, das geredet ist, Jes. 5: Wehe denen, die redlich sind, Wein zu saufen, und tapfere Leute, Trunkenheit anzurichten; aber des Herrn Werkes nehmen sie nicht wahr und bedenken nicht, warum es Gott gemacht. Darum kommen sie ins Gefängnis, daß sie nichts wissen. Darum hat die Hölle den Schlund weit aufgesperret und den Rachen aufgethan ohne Maß, daß alle stolze Pracht und Geschwindigkeit samt denen, die darinnen Lust haben, darein fahren.

Darum ist das Zutrinken in der Wurzel böse, wie es immer geschehen mag, und vom Teufel erdacht, daß er die Menschen damit fahe, in sein Netz ziehe, ihm anhängig und von Gott abfällig mache und in alle Sünde führe, Sir. 21. Derhalben man es billig mehr denn eine Schlange fliehen soll.

Vom Zusammenkommen.

Wenn wir zusammenkommen, so geschieht es darum, daß wir unsre Herzen in der Gnade Gottes ermuntern, 1. Kor. 14, und aufwecken wollen, mit größerem Fleiß und Aufmerken vor dem Angesicht des Herrn zu wandeln. Darum vorerst das Volk ermahnet wird, mit Fleiß zu merken und zu bedenken, warum wir zusammenkommen und bei einander sind, dazu daß sie ihre Herzen zum Gebet bereiten und schicken, Sir. 18; 1. Tim. 2, auf daß sie würdiglich vor den Herrn treten und um das Anliegen der Kirche und aller Glieder derselben bitten.

Nachdem geschieht eine Danksagung zu Gott aller Wohlthat halber, die uns von Gott durch Christum gegeben ist, Röm. 8; Eph. 2; Kol. 1, und daß er uns in seine Gnade angenommen und seine Wahrheit geoffenbaret hat, darnach auch ein fleißiges Gebet, daß er uns darinnen treu und fromm bis ans Ende behalten und alle unsre Anliegen und Not erstatten wolle, dazu unsre Herzen ausschließen, daß wir sein Wort mit Nutzbarkeit handeln, hören, aufnehmen und bewahren mögen. Und wenn solches geschehen ist, fängt man des Herrn Wort auf das Treulichste (so viel Gott Gnade giebt) an zu handeln, die Herzen damit zu reizen, den Herrn zu fürchten und in seiner Wahrheit zu bleiben. Wenn nun das alles vollendet ist, befiehlt der Diener die Gemeinde Gott dem Herrn und läßt sie wiederum von einander einen jeglichen an seinen Ort gehen.

Wenn wir aber zusammenkommen des Herrn Gedächtnis- oder Abendmahl zu halten, so wird etwa einen Tag das Volk zwei- oder dreimal vermahnet, und wird ihnen vorgebildet, was des Herrn Abendmahl sei, was man da handle und thue und wie man sich dazu bereiten soll, dasselbige würdig zu empfangen, es geschieht aber auch jeden Tag eine Danksagung und Gebet. Wenn denn das alles geschehen und das Abendmahl des Herrn gehalten ist, Matth. 26, so singt man dem Herrn einen Lobgesang. Nachdem wird das Volk vermahnet, daß es, wie es sich nun bewiesen habe, also auch wandle, und wird alsdann dem Herrn befohlen und gehen lassen.

Von der Kinderzucht.

Ihr Eltern, spricht Paulus, reizet eure Kinder nicht zum Zorn, sondern ziehet sie auf in der Zucht und Vermahnung zum Herrn, Eph. 6. Derhalben ist unsre Kinderzucht also, daß wir ihnen nicht ihres Mutwillens und fleischlicher Übung gestatten. Darum auch an den Orten, da wir so viel Ort und Platz haben, (als im Lande Mähren) da haben wir Schulen, da wir unsre Kinder göttliche Zucht und sie von Kindheit auf Gott kennen lehren. Aber in andre Schulen lassen wir sie nicht gehen, dieweil man nur weltliche Weisheit, Kunst und Übung darinnen treibet, und des Göttlichen geschwiegen wird.

Es geschieht aber also bei uns. Sobald eine Mutter das Kind entwöhnet, giebt sie es in die Schule. Da sind verordnete Schwestern, von der Gemein dazu tüchtig erkannt, die ihrer pflegen, 5. Mose 6, und sobald sie reden lernen, ihnen das Wort des Zeugnisses Gottes in den Mund legen und mit oder von demselbigen reden lehren. Sie berichten sie des Gebets und des, so solchen Kindern zu fassen ist. Bei denen sind sie bis ins fünfte oder sechste Jahr, so lange bis sie lesen und schreiben lernen mögen. Wenn sie nun soweit erwachsen sind, giebt man sie unter die Hand des Schulmeisters, der sie dasselbige lehret und daneben je mehr und mehr in der Erkenntnis Gottes unterweiset, daß sie Gott und seinen Willen erkennen und sich auch seines Willens fleißigen und halten lernen.

Der Schulmeister hat diese Ordnung mit ihnen. Morgens wenn sie allein die Schule kommen, so läßt er sie dem Herrn danken und beten. Darnach fängt er an ihnen aus eine halbe Stunde eine Kinderpredigt zu thun, 2. Mose 20, wie sie ihren Eltern, Zuchtmeistern und Vorgestellten gehorchen, unterthan sein und sie ehren sollen, und bildet ihnen aus dem alten und neuen Testament vor die Zusage, 1. Sam. 2, 30-34; 3, 11-14; 4, 17-22, und Verheißung der Frommen und wiederum die Strafe der Ungehorsamen und mutwilligen Kinder, 1. Kön. 12; 1. Mose 18. Ans solchem Gehorsam der Eltern lehret er sie den Gehorsam Gottes und Haltung seines Willens, daß sie alle ihr Aussehen auf ihn als aus ihren allvermögenden Vater haben sollen, 5. Mose 6, und ihn vor allen Dingen lieben, ehren und anbeten, und ihm allein dienen und anhangen, als von dem sie alles Gute haben.

Also lehren wir unsre Kinder von Kindheit auf nicht das Zeitliche, sondern das Ewige zu suchen. Sie sind aber so lange bei dem Schulmeister bis sie tüchtig werden arbeiten zu lernen. Wozu dann ein jedes geschickt und tauglich ist, dazu wird es angehalten. Wenn sie dann also aufgezogen und Gott haben kennen und an ihn glauben lernen, werden sie aus ihren bekannten Glauben getauft, Jer. 31; Apg. 8.

Vom Bann.

Paulus sagt: Thut von euch hinaus was böse ist, 1. Kor. 5. Darum wir in der Furcht Gottes unser Aufsehen und Aufmerken, je einer auf den andern haben sollen, ob einer den andern vor solchem Bösen, das des Ausschließens wert ist, und allem Unrechten behüten und bewahren möchte. Darum wir mit Anreden, Warnen und Strafen über einander wachen und dieselben mit allem Fleiß gebrauchen, Matth. 18. Wo aber einer die Strafe nicht annehmen wollte, so wird es vor die Gemein gebracht, und so er die nicht höret, wird er ausgeschlossen und verbannet.

So einer aber in den groben Hauptlastern erfunden wird, davon Paulus sagt, 1. Kor. 5: So jemand ist, der sich läßt einen Bruder nennen und ist einen Hurer oder Geiziger oder Götzendiener oder Lästerer oder Trunkenbold oder Räuber, mit demselben sollt ihr auch nicht essen, ein solcher wird verbannet, und ausgeschlossen oder von der Gemeinde gesondert ohne alles Vermahnen, dieweil das Urteil von Paulus schon gefället ist. Und so einer verbannet wird, so haben wir nichts mit ihm zu schaffen, 2. Thess. 3, äußern uns aller seiner Gemeinschaft, auf daß er schamrot werde.

Doch ermahnet man ihn zur Buße, ob er vielleicht daraus bewegt desto eilender wieder zu Gott kehrete, wo aber nicht, daß doch die Gemeine rein und seiner Sünden unschuldig sei und nicht seinethalben von Gott Schuld und Strafe tragen müsse, 2. Kor. 7; Jos. 7. Es wird aber auch in solchem allen ein Unterschied gehalten, daß der, so mutwillig sündiget, nach der Schwere seiner Sünden gestrafet wird, und je mutwilliger die Sünde, desto schärfer die Strafe. Wenn aber einer aus Übereilung des Fleisches und nicht aus Frevel oder Mutwillen, sondern aus Schwachheit des Fleisches sündiget, so wird er gestraft, aber doch nicht gar von der Gemein gesondert und aller Gemeinschaft abgeschieden, sondern den Frieden auszugeben und aufzunehmen oder des Herrn Gruß zu führen wird von ihm aufgehoben, auf daß er sich vor Gott um seine Sünden demütige und hernach desto behutsamer werde, Matth. 10; Luk. 24.

Vom Wiederaufnehmen.

Wenn nun einer ausgeschlossen ist, wird er solange gemieden, bis er wieder rechtschaffene Buße thut; und ob er schon läuft, bittet und begehret: wird er doch nicht vordem er von der Gemein ein gutes Zeugnis eines rechtschaffenen und bußfertigen Lebens überkommen, angenommen, ja so lange nicht, bis man spüret, daß sich der Herr wieder zu ihm genahet, ihn begnadet und angenommen habe. Wenn aber solches erkannt wird, so bietet ihm auch die Kirche die Hand dazu, daß sie thut, was ihr dazu von Gott zu thun befohlen ist; daß er von ihr angenommen und wieder ein Glied der Kirche gezählet wird, Luk. 17; 2. Kor. 2.

Wie aber im Anfang einer durch Zeichen, das ist die Taufe, in die Kirche aufgenommen wird, Matth. 28; Mark. 16, also muß er auch (nachdem er entfallen und von der Gemein abgesondert ist) wieder durch Zeichen, das ist Hände Auflegen, aufgenommen werden, welches durch einen Diener des Evangeliums geschehen soll, damit angezeiget wird, daß er wiederum der Gnade Gottes teilhaftig und darein gewurzelt sei, Röm. 11. Welches, so es geschehen ist, läßt man die Liebe, wie vorher an ihm den Vorgang haben, durch die aller Argwohn, Beschwerde und Unwillen hingenommen und abgeschnitten wird, und nun ein recht und ganz vertraulich Herz gegen ihn wie auch gegen andre Glieder der Kirche sei; auf daß uns der Satan nicht weiter übervorteile, darum wir es auch so lange verziehen, bis man, wie gesagt, Gottes Gnade wieder an ihm spüret, daraus das Vertrauen der Kirche sich wieder zu ihm richtet, 2. Kor. 2, 5-11.

Von der ganzen Tracht, Wandel, Schmuck und Zier der Christen.

Erstlich sagen wir mit Petro, 1. Pet. 3, daß der Schmuck der Christen nicht in auswendiger Pracht und Zier, als in Umhängen von Gold und Anlegung der Kleider oder dergleichen Aufmutzens stehe, sondern daß der verborgene Mensch des Herzens mit unverrücktem sanften Geist, der aber vor Gott herrlich und hoch geachtet ist, gezieret sei; damit sich auch etwa die Heiligen, die ihre Hoffnung auf Gott gesetzt, gezieret haben.

Derhalben die Christen ihren Fleiß auf äußerlich Aufmutzen, der Welt zu gefallen oder wie die Welt pflegt, nicht legen sollen, da je eins das andre mit solchem Aufmutzen anreizet oder aber selbst Gefallen darinnen hat, Röm. 12; Jes. 3, und also Gottes dadurch vergessen, göttliche Schmuck und Zier verlassen und sich des Eitlen befleißen, bis daß sie gänzlich in Satans Reich befestiget werden.

Darum sagt Paulus, Röm. 12: Stellet euch nicht dieser Welt gleich, sondern verändert euch durch Erneuerung eures Sinnes, auf daß ihr prüfen möget, welches der Wille Gottes, was gut, wohlgefällig und vollkommen sei. Aus diesen Worten wird offenbar, daß ein jeglicher (will er anders erkennen, was vor Gott recht ist), solches und dergleichen, damit er sich der Welt ähnlich und gleichförmig stellet oder sich weltlich und fleischlich gesinnet zeiget, Röm. 8, abstellen und sich allein in der Gottseligkeit zu üben begeben muß.

Also ist solches Aufmutzen und Fleiß zu demselben nicht allein nicht eine Zier der Christen, sondern vielmehr eine Beweisung der Unchristen, derhalben es billig alle frommen Herzen ablegen, scheuen, fliehen und meiden, und sich allein des rechten Aufmutzens, Zier und Schmuck der Christen, der (wie oben gesagt) am innerlichen Menschen geschieht, befleißen und üben, 1. Pet. 3. Denn weil ihre Bürgerschaft im Himmel ist, Eph. 2, sollen sie auch himmlische Zier anlegen und an den Kindern der Welt Fleiß lernen, welche, wo sie im Lande wohnen, sich befleißigen sich nach dem Brauch desselbigen Landes auf das Zierlichste zu tragen und zu zieren, dem zu gefallen, der in der Welt wohnet. Wie viel mehr die Christen auf ihres Landes Art, darein sie durch Christum geführet sind, das ist auf das himmlische Wesen merken und aussehen sollen, und sich auch nach desselbigen Landes Brauch auf das Zierlichste so möglich ist aufmutzen, dem, der im Himmel wohnet, zu gefallen, Kol. 3; Jes. 66; Matth. Kap. 5 und 23.

Also muß und soll all ihr Anliegen und Fleiß allein darinnen stehen all ihr Sorge, Dichten und Trachten, damit sie Tag und Nacht umgehen, Psalm 1, dazu ihr Bitten und Begehren sein, daß sie solchem himmlischen Schmuck zuwege bringen und von Gott erlangen möchten, und das mit solchem Fleiß und Anhalten, daß sie alles andern Aufmutzens durch solchen Fleiß vergessen, und ihnen die Zier der Frommen, (welche wahre Gottseligkeit ist) allein im Sinn liege, so wird sie ihnen überflüssig gegeben werden.

Solcher Fleiß aber kommt allein aus der Liebe des, dem man sich zu Gefallen aufmutzet; derhalben je lieber wir den haben, der im Himmel wohnet, mit so viel größerem Fleiß wir nach der Zier, daran er Lust hat, trachten werden, daß wir uns damit ihm zu Gefallen aufmutzen und zieren mögen. Wer aber solcher Zier nicht auf das Fleißigste nachstellet, beweiset, das; ihm der, um deswillen man sich also zieren soll, nicht hoch im Sinn liege.

Der aber solcher Zier von Herzen begehret, dem wird der Herr selbst mit heiliger Zier, das ist mit allerlei christlichen Tugenden zieren, daß er die wie ein Kleid anlege und darin prange, 2. Pet. 1; Spr. 3, die ihn auch mehr denn ein gülden Halsband zieret. Wer nun das erkennt, der wird hinfort wohl aller Perlen, goldener und seidener Halsbänder und andrer solcher Zier vergessen, daß er die einige Zier der Gottseligkeit, die ewiglich bleibet, zu der er nun sein Herz gerichtet hat, ergreifen und seinen Glauben dadurch beweisen möge, 2. Pet. 1.

Doch sagen wir auch, daß wer es vorhin in der Welt erzeuget hat, ehe denn er zur rechten Erkenntnis der Wahrheit gekommen ist, nicht daran sündiget, ob ers gleich vollends zerbricht (abtragt), wenn er nur den Mißbrauch von sich leget, und sich solches nicht an der göttlichen Zier verhindern läßt; denn sonst, wo es ihn daran verhindern sollte, würde es besser ins Feuer geworfen denn angelegt. Aber nach erkannter Wahrheit erst zu verfertigen und solches zu bestellen, gestatten wir unter uns nicht, auf daß der Satan nicht daran eine Ursache nehme, den Menschen wieder zu betrügen.

Also haben wir durch Gottes Gnade angezeigt und Rechenschaft gegeben unsers Glaubens, Lehre und ganzen Lebens. Dem allmächtigen Gott sei Lob und Ehre, daran unsers Erachtens jedermann, der anders nicht mutwillig wider die Wahrheit streiten will, wohl sehen, spüren und erkennen kann, daß wir nichts ohne und außer der Wahrheit vorgenommen, oder uns selbst etwas eigenes erwählet, sondern was Gott selbst geordnet, befohlen und angegeben habe, uns vorgesetzt haben, demselben aufs treulichste anzuhangen. Er, der Herr, unser Gott wolle sein angefangenes Werk in uns allen zu seinem Preise vollenden und uns in seiner Wahrheit befestigen und treu und fromm in seinem Sohn bis ans Ende behalten, auf daß wir würdig werden mit allen Heiligen die Verheißung zu empfahen, und wolle erleuchten die noch in Finsternis wandeln, daß sie das Licht des Lebens sehen und erkennen mögen. Amen, ja Amen.

Sit laus Deo.

Bis in den Tod streit für die Wahrheit, so wird Gott für dich streiten.

Der zweite Teil

Wie Gott ein Volk, das er selbst von der Welt absondert und zur Sondertraut erwählet hat, haben will.

Gott, der Allmächtige, seinen Namen zu ehren, daß er erkannt und gepriesen werde, machte er den Menschen nach seinem Bildnis, 1.Mose 1. Weil er nun die Wahrheit ist, Joh. 14, ist auch klar, daß Gott nichts anderes vom Menschen hat wollen, denn daß er solches Bildnis der Wahrheit beweise, darinnen lebe und wandle, auf daß er (wie er eine Herrlichkeit Gottes ist) erschiene und kein Gift der Verderbnis in ihm erfunden würde, 1.Kor. 11; Weish. 1; 1.Mose 3, aber aus Rat der Schlange wurde der Mensch betrogen und verließ solche Herrlichkeit, fiel in die Sünde, das Bildnis des Teufels, deren er sich begab, Röm. 5. Und dieweil er sich begab zum Dienst der Ungerechtigkeit, kam der Zorn seines Schöpfers über ihn und fiel in seine Ungnade, daher er auch aus dem Lustgarten zu Eden verstoßen ward, Eph. 2 und 5; 1.Mose 3.

Also ward die Übertretung eingeführet, Röm. 5; 1.Tim. 2, die aber hernach je mehr und mehr zunahm in den Kindern der Menschen, also daß der Herr einen sehr großen Unwillen an ihnen gewann, daß er sie verlassen wollte und sprach, 1.Mose 6: Mein Geist soll nicht immerdar Richter sein unter den Menschen, dieweil sie Fleisch sind, ich will ihn von ihnen aufheben. Wie auch das an Saul gesehen wird und an anderen mehr, die das Wort Gottes verworfen haben, wie uns der weise Mann bezeuget, Weish. 1, in den Worten: Der Heilige Geist, so recht lehret, der flieht die Abgöttischen und weichet von den Ruchlosen.

Hierinnen wird offenbar, daß Gott anfänglich die Frommen von den Unfrommen geschieden und gesondert hat. Diesen sagt er, der Heilige Geist wolle nicht wohnen in denen, so der Sünde unterworfen sind den anderen aber verheißt er allezeit mit ihnen und ihr Gott zu sein, doch mit dem Bescheid, daß sie sich seines Angebens, Lehre und Art befleißen und halten sollten, Matth. 28; 1.Mose 17; Jer. 31; 5.Mose 28, wie wir das sonderlich sehen an Abraham, der ein Vater aller Gläubigen genennet ist, 1.Mose 12; Röm.4; Gal.3, dem erschien der Herr und sprach zu ihm: Ich bin der Gott Schaddai, das ist ein vollmächtiger und überflüssige Fülle und Genugsame alles Guten, wandle vor mir und sei fromm und getreu an mir, so will ich meinen Bund zwischen mir und dir aufrichten.

Desgleichen sagt auch Mose zu Israel, 5.Mose 7: Wenn ihr diese Rechte höret und haltet sie und darnach thut, so wird der Herr, dein Gott auch halten den Bund und Barmherzigkeit, die er deinen Vätern geschworen hat, und wird dich leiben und segnen. Wie nun Gott allezeit einen Unterschied zwischen den Frommen und Unfrommen gehabt hat, wie oben gemeldet, den Frommen geliebt und den Unfrommen gehasset, wie er auch noch thut und am Ende thun wird, also hat er auch wollen, daß nicht allein vor seinen Augen, sondern auch vor den Menschen eine Absonderung und Unterschied wäre, 2.Mose 20; 5.Mose 5 und 7; Matth. 25; Röm. 2; 2.Thess. 1, welches sonderlich in Christo angegangen ist, in welchem auch die Wiederbringung des Heiles anfangs verheißen worden ist, Joh. 15; 1.Mose 3.

Als aber Gott der Allmächtige aus seiner Gnad beweisen wollte, und offenbar machen, daß er an den Frommen und nicht an den Unfrommen einen Gefallen hat, sonderte er ihm ein Volk ab aus allen Völkern, zu dem er Lust hatte, und befestigte seinen Bund mit ihnen, 2.Mose 20; 1.Mose 12; 5.Mose 4 und 10; 1. Mose 17; Jos. 5, und gab ihnen die Beschneidung zum Zeichen desselben, daß sie alles was männlich war, unter ihnen geboren oder auch erkauft, an der Vorhaut ihres Fleisches beschneiden sollten; welches denn ein Unterschied war zwischen ihnen und den Heiden.

Denselbigen verheißt nun Gott ihr Gott zu sein und sie für sein Volk zu haben, 3.Mose 26; 5.Mose 29, da er zu Abraham spricht, 1.Mose 11: Ich will dein und deines Samens Gott sein nach dir. Überdas macht er auch noch unter ihnen einen Unterschied, da er spricht, 1.Mose 17: Um Ismael habe ich dich auch erhöret, aber mit Isaak will ich meinen Bund aufrichten, in dem will ich dir die Verheißung halten; als wollte er sagen: Nicht mit der Magd Sohn, der nach dem Fleisch, sondern mit der Freien Sohn, der nach der Verheißung geboren ist, will ich meinen Bund aufrichten; in dem will ich dir die Verheißung halten und den Segen geben, denn von ihm soll dir der Same genennet sein.

Darum Paulus diesen Spruch also handelt und auslegt, Röm. 9: Nicht sind das Gottes Kinder, die nach dem Fleisch Kinder sind, sondern die Kinder der Verheißung werden für Samen gerechnet. Daraus wird offenbar, daß Gott anfänglich nicht allen Samen Abrahams erwählet hat, wie auch Paulus deutlich meldet und spricht: Es sind nicht alle Israeliten, die von Israel kommen, auch nicht alle, die von Abrahams Samen sind, sind darum auch Kinder.

Ist nun dem also, so wird ohne alles Widersprechen die Figur (da die Schrift sagt: Stoß die Magd hinaus mit ihrem Sohn, denn der Magd Sohn soll nicht erben mit dem Sohn der Ehelichen, 1.Mose 21; Gal. 4) mit sich bringen die Absonderung der Kindschaft von der Knechtschaft, Joh. 8, die auch im Hause nicht bleiben mag, aber die Kinder bleiben ewiglich darinnen. Daher auch diese allein solche Verheißung trifft, daß Gott ihr Gott sein wolle und sie für sein Volk haben, daß er ihr Vater und sie seine Kinder sein sollen, darum er dieselbigen reichlich segnet mit allerlei Gütern, 1.Mose 12, 13; 17; 5.Mose 29; 2. Kor. 6; 5. Mose 28, wie auch geschrieben steht: Der Herr wird gebieten dem Segen, daß er mit dir sei in deinem Keller und in allem, das du vor Handen nimmst, und wird dich segnen in dem Land, das er dir geben wird.

Aber mit solchem äußerlichem Segen wollte der Herr beweisen den unerforschlichen Reichtum seiner Gnade, die hernach uns in Christo sollte übergeben werden, Röm. 8; Joh. 1, von welchem wir empfangen haben Gnade um Gnade. Darum spricht Moses weiter: Der Herr wird dich zum heiligen Volk aufrichten, wie er dir geschworen hat, darum du die Gebote des Herrn ,deines Gottes haltest und wandelst in seinen Wegen, daß alle Völker auf Erden werden sehen, daß du nach dem Namen des Herrn genennet bist, 5.Mose 28; 1.Mose 25. Welcher Zusage und Verheißung Esau (der Geburt nach) auch ein Miterbe war, in welchem Abraham die Verheißung empfing, aber solcher Verheißung machte er sich selbst unwürdig in dem Verkaufen seiner Erstgeburt, 1. Mose 25, an Jakob um eine leichte Speise, dafür er auch nicht Statt der Buße fand, wiewohl er sie mit Thränen suchte, Heb. 12; derhalben er nicht unter die Kindschaft gerechnet, sondern der Knechtschaft zugeteilet ward, und von Jakob gesondert, 1.Mose 36.

Aber in Jakob, der auch Israel genannt ist, wird die Verheißung vollstreckt, 1.Mose 17; 32; 48, da breiten sich die Geschlechter aus nach der Zahl der Menge seiner Kinder. Um dieselbigen nimmt er sich auch als um sein Volk an, 2.Mose 3; 5.Mose 9, wiewohl das nicht um ihrer Frömmigkeit, sondern um seiner treuen Verheißung willen, auf daß er den Bund (den Vätern verheißen) fest hielte und nicht vergesse, 1.Mose 17; 26 und 28; 5.Mose 4; 2.Mose 8; 9; 10; 12.

Darum strafte er Egypten um ihretwillen und sonderte sie ab von ihren Plagen, auf daß kund würde, wie der Herr Egypten und Israel von einander scheide. Also zieht Israel aus mit Wonne und Freude, in Hoffnung das Land der Verheißung zu empfahen, 2.Mose 9 und 13; Psalm 105 und 106, wiewohl sie solcher Hoffnung bald abschritten und wurden seinem Geist ungehorsam, daß er sie auch gedachte zu vertilgen in der Wüste, 4.Mose 14 und 26; 5.Mose 1; Psalm 95; 2.Mose 32. Aber um seines Namens und der Bitte willen Mose, seines Knechtes, unterließ er solches.

Also ward ihrer verschonet, wie aber gesagt, nicht um ihrer Frömmigkeit willen, sondern, aus Gnaden und Erbarmung des Allmächtigen, 5.Mose 9; 2.Mose 33; Röm. 9, auf daß seine Verheißung, 1.Mose 17; 28; 48, den Vätern geschehen, bestünde, 5.Mose 9, und die verheißene Gnade von dem Kommen Christi, 1.Mose 49, zu seiner Zeit erstattet würde, 1.Mose 12 und 22; Röm. 9, der denn, wie verheißen war, aus ihnen herkommen sollte. Darum gab er ihnen sein Gesetz, Sitten und Rechte, deren sie sich halten und befleißen, sie bewahren und darinnen wandeln sollten, 2.Mose 20; 5.Mose 5; 6; 11; 28; Psalm 78, dazu mit ganzem Fleiß ihre Kinder lehren und ihnen einprägen sollten, auf daß sie solches bewahrten auf Kindeskinde, daß sie den Herrn, ihren Gott, lerneten fürchten ihr Leben lang, 5.Mose 10, und von seinen Geboten weder zur Rechten noch zur Linken abwichen, Jos. 1; Spr. 4; 5.Mose 5; 12; 17, auf daß nicht der verheißene Fluch über sie komme, 5.Mose 27, und das sind die Gebote, die Gott, der Herr neben andern gab durch Moses: Hütet euch, daß ihr nicht einen Bund machet mit den Einwohnern des Landes, darein ihr kommt, daß sie euch nicht ein Ärgernis werden. Ihr sollt euch mit ihnen nicht befreunden; eure Töchter sollt ihr nicht geben ihren Söhnen und ihre Töchter sollt ihr nicht nehmen euren Söhnen, denn sie möchten eure Söhne abfällig machen, daß sie fremden Göttern dieneten. Sondern also sollt ihr mit ihnen thun: Ihre Altäre sollt ihr zerreißen, ihre Säulen mit Feuer verbrennen, 2.Mose 23 und 34; 5.Mose 7 und 12; Jos. 23; Esra 10; 4.Mose 33. Dem Herrn aber, eurem Gott sollt ihr nicht also thun, sondern an dem Ort, den er erwählen wird, ihm dienen, und dahin kommen und eure Opfer und Zehnten dahin bringen, 5.Mose 10 und 26; 2.Mose 23.

Allhier wird klar, daß Gott nicht will, daß sich sein Volk mit den Heiden in ihrem unordentlichen Wesen vermischen, 1.Pet. 4; 5.Mose 12, und an ihren Zeremonien Teil haben noch an die Orte, da sie ihren Götzendienst treiben, kommen sollten, aus der Ursache, daß sie ein andres denn die Gläubigen suchen.

Derhalben sagt auch Gott durch den Propheten: Gehen auch zwei mit einander, sie seien denn vorher eins, Amos 3. Weil denn die Gläubigen und die Ungläubigen nicht eins sind, 2.Kor 6; 5.Mose 9, sondern der Herr jene verlassen und vertrieben, diese aber erwählet hat, wie er selbst bezeugt: Ich habe dich allein aus allen Geschlechtern auf Erden angenommen, 5.Mose 9; Amos 3, darum auch Esra von Israel sagt, da er zu Gott spricht, 4.Esra 5: Du hast dir aus allen Hölzern den Weinstock, aus allen Gevögel die Tauben, aus allen Tieren die Schafe und aus allen Völkern ein Volk, nämlich Israel erwählt, daß es dein Volk sei.

Denn gleichwohl Gott, der Herr, ein Gott über alle Götter, abgesondert ist von allen Abgöttern, 5.Mose 32; Jes. 40, wie er denn selber spricht: Wem wollt ihr mich vergleichen, oder welche Gleichnis wollt ihr mir machen, der ich zuvor verkündige die Dinge, die noch nicht geschehen sind. Und von Christo spricht Paulus: Wie stimmt Christus mit Belial, 2.Kor. 6. Also will er sein Volk abgesondert haben, weil der Gläubige mit dem Ungläubigen keinen Teil hat, wie er auch selber sagt, Jer. 15: Wo du dich zu mir hältst, so will ich mich auch zu dir halten, und wo du die Frommen lehrest sich sondern von den bösen Leuten, so sollst du mein Lehrer sein, und ehe du solltest zu ihnen fallen, müssen sie eher zu dir fallen. Denn ich habe dich wider dies Volk zu festen ehernen Mauer gemacht. Ob sie wider dich streiten, sollen sie dir doch nichts anhaben, denn ich bin bei dir, daß ich dir helfe und dich errette.

Und weiter spricht er, Jes. 52: Weichet, weichet, ziehet aus von dannen und rühret kein Unreines an, gehet aus von ihr, die ihr des Herrn Geräte tragt. Und abermal, 2.Kor. 6: Gehet aus von ihr, mein Volk, und sondert euch ab, spricht der Herr, und rühret kein Unreines an, so will ich euch annehmen und will euer Vater sein und ihr meine Kinder. Gehet aus von ihr, mein Volk, daß ihr nicht teilhaftig werdet ihrer Sünden und von ihren Plagen empfahet, Offb. 18; 3.Mose 11.

Denn wie er heilig ist und wie oben gemeldet, von allen Greueln abgesondert, also will er auch sein Volk von der Versammlung der Gottlosen haben, auf daß sie ihm ein heiliges Volk seien, 5.Mose 32; Jer. 15; 3.Mose 20 und 19; 1.Pet. 1, wie geschrieben steht: Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig, der Herr, euer Gott.

Allhier, wer Augen hat zu sehen, mag erkennen die Ursache, warum Gott seinem Volk befiehlt, sich von den Zeremonien jener zu sondern, nämlich daß sie sich nicht damit befleckten und verunreinigten, oder wo sie vermeinten Gott zu dienen, solches auch, wie die Heiden den Greueln, Abgöttern und Teufeln thäten, 1.Kor. 10. Darum auch Mose zu Pharao sprach, 2.Mose 8: Es schicket sich nicht, daß wir im Lande opfern, denn wir möchten es der Egypter Greueln und nicht unserm Gott thun. Siehe, hier will Moses nicht allein an die Orte gehen, da sie ihren Greueln dienen, sondern auch im Lande gar nicht opfern.

Wiewohl jemand sagen möchte, es wäre um andrer Ursache willen geschehen, so stehen aber doch die Worte so lauter und klar da ausgedrückt, daß ohne Zweifel niemand leugnen kann, daß Gott nicht haben wolle, daß sie ihm länger oder weiter in Egypten dienen sollten; dieweil die Aussonderung geschehen war, 2.Mose 4. Solches beweiset auch wohl der Herr nach geschehenem Befehl, daß sie die Orte, da die Heiden ihren Göttern gedienet hatten, vertilgen und ausrotten sollten, 4.Mose 33; 5.Mose 12. Daher auch Moses Gelegenheit suchet, das Volk mit Eile nach dem Befehl des Herrn auszuführen, 2. Mose Kap. 5 und 3. Nicht allein das, sondern der Herr zwinget auch den hochmutigen König, daß er sein Volk muss gehen lassen, welchen er auch zuletzt, als er ihnen nacheilte, im Meer gar umbrachte, 2.Mose 12 und 14; Psalm 106.

Also auch befiehlt er ihnen hernach, daß wenn sie ins Land kommen werden, da er sie hinführen wollte, die Einwohner darinnen zu vertilgen, 4.Mose 33; 5.Mose 12, auf daß sie nicht durch täglich Anschauen ihrer Zeremonien gereizt und bewegt würden, sich jener Götzen zu unterwerfen oder begeben; dazu auch alle Orte, da sie ihren Göttern gedienet haben, zu verwüsten, 5.Mose 12. Und heißt es da gar nicht ändern oder in einen rechten Brauch stellen, sondern gar ausreuten. Neben dem allem drohet er ihnen auch ernstlich mit Anzeigung des Schadens, so ihnen daraus folgen würde, wo sie solches Gebot übertreten und nicht bewahren würden, und spricht, 4.Mose 33: Werdet ihr aber die Einwohner des Landes nicht vertreiben vor eurem Angesicht, so werden euch dieselben, so ihr überbleiben lasset, zu Dornen werden in euren Augen und zum Stachel in eurer Seite, und werden euch drängen aus dem Land. So wird es denn gehen, daß ich euch gleich thun werde, wie ich jenen gedachte zu thun.

So lange sie nun in solchen Geboten blieben und dieselben steif hielten, nahm sich der Herr um sie als um seine Kinder an, schützte und bewahrte sie und ließ sie keinen Menschen beleidigen, Psalm 105. Sobald sie aber solcher, neben andrer Gebote vergaßen und nicht mit Treue bewahreten, so gab sie der Herr in die Hände derer, die sie hasseten, Richt. 2; 5.Mose 4 und 32, wie er ihnen zuvor durch seinen Knecht Mose verheißen hatte, und ihnen vornehmlich das Zeuglied solches vorbildete, dessen sie dann auch Josua, da er nun alt und betagt war und bald entschlafen wollte, ermahnte und sprach: Ihr habt gesehen die großen Dinge, die der Herr, euer Gott an euren Feinden gethan, und selber für euch gestritten hat. So seid nun sehr getröstet, daß ihr haltet alle seine Gebote, euch durch Mose befohlen, Jos. 1; 6; 8; 10; 11; 23; 5.Mose 4; Spr. 4, und weichet davon weder zur Rechten noch zur Linken, so wird der Herr, euer Gott, mit euch sein, 5. Mose 5; 12; 17; 28; 1.Mose 26, und für euch streiten, daß einer von euch tausend jagen wird. Wo ihr euch aber umwendet, 6.Mose 26; Jos. Kap. 23, und diesen übrigen Völkern anhanget, und euch mit ihnen befreundet, daß ihr unter sie und sie unter euch kommen, da werden sie euch zum Strick und Netze, zum Pfahl in eurer Seite und zum Stachel in euren Augen, 5.Mose 28, bis euch der Herr in dem guten Lande vertilge und umbringe.

Weiter spricht Josua: Es hat Keines gefehlet an allem Guten, das euch der Herr verheißen hat, daß nicht alles gekommen ist gleichwie nun alles gekommen ist, 5.Mose 28 und 27. Also wird er auch über euch bringen alles Böse, das er euch verheißen hat und wird keines mangeln lassen, so ihr seine Gebote übertretet.

Dieweil nun solches ihr Land, Herrlichkeit, Regiment und hernach auch Königreich alles auf das Reich Christi und Christum, den König, (zuvor verheißen aber hernach erst aufgerichtet) gedeutet und figuriert hat, 1.Mose 49; Apg. 2, so ist solche Vertreibung nichts anders denn die Absonderung der Gläubigen von den Ungläubigen, Apg. 5; Psalm 1, die auch in der Gemeine Gottes nicht sind noch bestehen mögen, denn Gott eine heilige Braut haben will, Eph. 5, die ohne Runzel, Flecken oder Makel sei, 1.Pet. 1, heilig, gleichwie er heilig ist. Derhalben so wenig der Herr, der allmächtige Gott, einen Gefallen hatte an dem, daß Israel die Heiden unvertrieben und im Land wohnen ließ, wie denn des Herrn Engel zu ihnen sprach, Ri. 2,1-3; 1.Mose 15: Ich habe euch aus Egypten geführet, wie ich euren Vättern geschworen habe, ich wolle meinen Bund mit euch nicht nachlassen ewiglich, daß ihr nicht sollet einen Bund machen mit den Einwohnern dieses Landes, und sollet ihre Altäre abbrechen. Aber ihr habt meiner Stimme nicht gehorchet. Warum habt ihr das gethan? Darum sprach ich auch: Ich will sie nicht vertreiben vor euch, daß sie euch zum Strick werden und ihre Götter zum Netz.

Noch weniger hat er heute einen Gefallen an dem, daß man mit der Welt eine Gemeine aufrichten oder sie in die Gemeine der Heiligen nehmen sollte, sintemal, wie David sagt, der Sünder in der Gemeine der Aufrichtigen nicht bleiben noch bestehen mag, Psalm 1. So denn jemand sprechen wollte: Mit den Ungläubigen richten wir auch keine Gemeine an, sondern mit denen, so Christum bekennen; ob sie wohl in Sünde gefallen und so viel wie gar abgetreten sind, weil sie sich aber wiederum Besserung erbieten, so gebühret uns, daß wir ihnen die Hand dazu bieten und uns nicht von ihnen ganz entziehen, wie auch im Alten Testament die Propheten sich nicht von Israel gesondert haben, ob sie wohl Übels thaten, sondern sind bei ihnen geblieben und haben das ganze Volk mit ernstlichem Vermahnen wieder zu Gott geführet, also gebühret es sich auch uns jetzt.

Darauf sagen wir also: Daß sich die Propheten von Israel nicht schieden ob sie wohl Übels thaten, daran thaten sie recht und nicht thörlich, dieweil noch dazumal die Knechtschaft von der Kindschaft nicht unterschieden war, Gal. 4. Darum ob sie wohl Kinder und jene Knechte waren, so waren sie doch unter den äußerlichen Satzungen gefangen, Gal.4, bis auf Christum. Nun aber die bestimmte Zeit gekommen ist, daß die Knechte von den Kindern gesondert, daß sie ihr Erbe und Freiheit empfingen, 1.Mose 21; Gal. 4, ist nun hier kein Knecht mehr, sondern lauter Kinder durch den Glauben an Christum. Sagte dann jemand: Sie glauben doch auch an Christum, ausgenommen, daß sie in etlichen Fällen gefallen find, darum muß man ja den Gefallenen aufhelfen.

So sagen wir: Den Gefallenen aufhelfen achten wir nicht unbillig zu sein, so sie ihnen anders wollen aufhelfen, Jak.2. Es steht aber keiner durch einen toten Glauben auf, wird auch keinem geholfen, der in Sünden beharret, so wenig als Pharaoh, den Gott darum erweckt hat, seine Macht an ihm zu erzeigen, 2.Mose 9; Röm. 9. Darum wirk niemand anders denn durch ordentliche Predigt (welche nach dem Glauben mit dem Heiligen Geist versiegelt wird) geholfen, Eph. 1; Röm. 8, denn Paulus sagt: Die der Geist Gottes treibet, die sind Gottes Kinder. Weil denn allein dieses Werk Gottes Kinder macht, und die Kinder jetzt in ihre Freiheit durch Christum geführet, der den Unterschied gemacht hat zwischen den Knechten und Kindern, Gal. 4; Joh. 8, wird er auch also bestehen, und wird niemand ohne durch den Geist Gottes getrieben in das Testament der Kindschaft, Röm. 8, angenommen und in die Gemeine der Heiligen gezählet.

Darum sagen auch wir, daß wir uns auch begehren, einem jeglichen zur Besserung vorzustellen und zur Reizung der Liebe und aller Gottseligkeit; aber nicht solcher Weise, denn wir wohl durch Gottes Gnade erkennen können, daß es also Gott nicht gefällt, und auch, daß die Sache also nicht mag erlangt noch ausgeführet werden, dieweil Gott, der Herr, das Wert nicht selbst treibt, aber rechter Art und Weise nach dem Angeben unsers Meisters und Anregen seines Heiligen Geistes, Matth. 28 und 4; Mark. 16; 2.Pet. 1; Apg. 2, jedermann erstlich zur Buße fordern durch des Herrn Wort. Die sich nun dahin begeben und sich Gott ganz aufopfern, Röm. 12, und nun ihn, das ist den Heiligen Geist in ihnen wirken lassen und in ein neues Leben treiben, die wollen wir mit Freuden auch zählen in die Gemeine der Kinder Gottes, als die Christum aufgenommen haben, Joh. 1, die andern aber, so in ihren Sünden beharren, fahren lassen und in ihrem Wert bleiben, wie Christus und die Apostel auch thaten, Matth. 19.

So man denn von ihrem Abfall je sagen wollte, und wie ihr saget, daß sie durch das papistische Wesen verführet sind, sagen wir: Ja, so gar verführet, verfinstert und verblendet, 2. Thess. 2, daß sie auch weder von Gott noch Christo gewußt, 1.Joh. 3; Jes. 29; Mark. 7, denn allein ihn in dem Mund umgezogen und mit dem ganzen Leben verleugnet haben, daher auch Heil bei der Kreatur gesucht und dem Geschöpf mehr gedient denn dem Schöpfer selbst, Röm. 1. Daher denn die ewige Weisheit spricht, Jes. 29; Mark. 7: Dieses Volk lobet mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist weit von mir, darum dienen sie mir vergeblich, und will ihr Gebet nicht erhören.

So denn nun die Alten durchs papistische Wesen so gar betrogen, abgeführet und verderbt sind, daß sie auch die Kreatur mehr geehret haben denn den Schöpfer selbst, so ist es gewiß, Röm. 1; Jer. 2, daß solches ein schwerer Fall und tiefes Abschreiten ist von Gott, 1.Joh. 1, denn das ist die Gemeinschaft der Heiligen verlassen, Hes. 16, und sich den Greueln der Heiden begeben, das kann niemand leugnen. Will nun jemand versühnet sein und wieder zu Gott kommen, Apg. 2, der muß sich von solcher gottloser Gemeinschaft absondern, Psalm 119, sich dem Wort der Wahrheit ganz ergeben, Eph. 5; Tit. 3, und sich daßelbige erneuern lassen, Apg. 2; 2.Kor. 6, so wird er von Gott wieder begnadet und angenommen. Solches beweiset auch die Figur, 1.Esra 10; 2.Esra 13, der fremden Weiber, die sie von ihnen thun mußten, sollten sie anders wieder mit Gott versühnet werden. Also wird es freilich auch nicht fehlen, daß der sich in fremden Bund verstricket hat, denselben zerbrechen und sich mit Christo verbinden muß, soll er anders angenommen werden, sonst wird er ihn (wie Nehemia jene von sich jagte) auch von sich jagen.

Für das andre, so jemand von der Gemeine abtrete oder ausgeschlossen wurde, so würde er ja nicht eher angenommen, er hätte denn vorhin Buße gethan, 2.Kor. 2. Und weil einer im Abtreten steht, so ist er außerhalb Gottes und Christi, wie auch Johannes meldet: Wer übertritt und bleibt nicht in der Lehre Christi, der hat keinen Gott. So sie denn so lange im Abtreten gestanden sind und keinen Gott gehabt, so muß auch ihr Predigen, Taufen und alles ihr Thun unrein sein, Tit. 1, denn den Unreinen ist alles unrein. Weil es denn ihnen alles unrein ist, so ist es auch ein Greuel vor Gott, ja gar nichts; denn weil sie vom Wort, welches Gott ist, Joh. 1, abgewichen sind, so haben sie auch kein Wort. Darum spricht der Herr, Hos. 4: Höret des Herrn Wort, denn der Herr hat Ursache zu schelten die, so im Lande wohnen. Denn es ist keine Treue, kein Glaube, keine Liebe und kein Wort Gottes im Lande, sondern Gott lästern, lügen, morden, stehlen und ehebrechen hat überhand genommen und eine Blutschuld kommt nach der andern. Derhalben haben sie weder Wort noch Taufe. Woher ist denn nun das jetzige Volk getauft? Jer. 23,21. Wenn ich sagen sollt, so haben sie ihnen gepredigt, so sie doch nicht gesendet waren, und haben getauft, so ihnen nun nichts befohlen war; so ist auch ihre Taufe nichts, Matth. 15, denn alle Pflanzungen, die Gott, mein himmlischer Vater (spricht Christus) nicht gepflanzt hat, muß ausgereutet werden.

Darum sage ich von diesem Volk, daß sie Christum weder kennen noch empfangen noch angenommen haben, Joh. 1; 13 und 14, ohne daß sie von ihren Vätern von Geschlecht zu Geschlecht solches Mundbekenntnis gehört, Jes. 29; Mark. 7, und haben nachreden lernen. Daß aber solches wahr sei, bezeuget uns ihre eigene Kinderzucht, die sie so sein Gottseligkeit lehren, daß sobald einer anfängt reden, fluchen lernet, in welchem es noch wohl die Eltern loben dürfen und sagen: Das wird ein feines Knäblein werden; und das am meisten beim Adel, die es andern wehren sollten.

Also wird, Sir. 11, der Geist der Eltern an den Kindern erkannt, daher mir solches Mundbekenntnis nichts gilt, denn der Teufel auch Gott nennet und mündlich bekennen kann, Jak. 2; Luk 8; Jes. 1. Daher weiß ich auch, Gott wird einen Greuel daran haben. Darum achte ich, daß sie das Christentum erobern und eingenommen haben, wenn ich die ganze Wahrheit sagen soll, gleichwie die Philister die Lade Gottes von Israel erwürgten und die Lade mit sich in ihr Land führeten und zu ihrem eigenen und ihres Gottes Schaden im Land hatten, und durch Schaden gewitzigt, sie wieder heimschicken mußten. Oder aufs wenigste wie die Heiden, so der assyrische König ins Land Israel führete, 4. Reg. 17, und die Städte damit besetzte, unter welche der Herr Löwen schickte, die sie erwürgeten, bis sie einen Priester aus Israel überkamen, der sie die Sitten und Bräuche des Gesetzes lehrte. Also lernten sie dienen dem Gott des Himmels, verließen aber dabei ihre Greuel nicht, darum auch Gott an ihrem Dienst keinen Gefallen hatte. Also thaten auch ihre Kinder.

Gleichergestalt spiegelt es sich auch in den vermeinten Christen, sonderlich den Lutherischen, die auch allezeit vorgeben, Gott zu lieben und dienen, und doch daneben die Greuel der Sünden und Untugend mit allem Dienst des Teufels nicht verlassen, sondern darinnen bleiben für und für, gleichwie ihre Väter (im Papsttum) also auch sie, und noch ärger; darum sagt Johannes fein, wie sie in der Wahrheit wandeln, 1.Joh. 2 und 4.

Was geschah aber hernach, da sich Gott, der Herr über Israel (nach seiner Verheißung) erbarmte uns ei wieder in ihr Land führte, 5.Mose 4, den Tempel, so Nebucadnezar zerbrochen hatte, wiederum zu bauen durch Cyrus, den König, da er spricht, 1.Esra 1: Der Herr Gott im Himmel hat mit alle Königreiche in Landen gegeben, der mir auch befohlen hat, ihm ein Haus zu Jerusalem in Juda zu bauen. Wer nun unter euch seines Volkes ist (mit dem sie der Herr, sein Gott) und ziehe hinauf gen Jerusalem in Juda und baue das Haus des Herrn, des Gottes Israel; er ist der Gott, der zu Jerusalem ist. Wer nun noch übrig ist an allen Orten, da er sein Fremdling ist, dem helfen die Leute seines Ortes mit Silber, Gold, Gut und auch aus freiem Willen zum Hause Gottes zu Jerusalem. Also zogen hinauf, denen der Herr ihr Gott das Herz traf zu bauen an seinem Haus. Als sie nun baueten und das Werk anging, kamen die Heiden, oder die Obersten unter denen, so im Lande gewohnet hatten uns sprachen, 1.Esra 4: Wir wollen mit euch bauen, denn wir suchen euren Gott gleichwie ihr und wir haben ihm geopfert, 4.Reg. 11, seit der Zeit uns der König Assarhaddan von Assyrien heraufgebracht hat.

Da antwortete ihnen Serubabel uns Josua mit den obersten Vätern unter Israel, 1.Esra 4: Es ziemt sich nicht uns und euch das Haus unsers Gottes zu bauen, sondern wir wollen allein bauen dem Herrn, dem Gott Israels, wie uns der König geboten hat, 1.Esra 1. Also hinderten die Heiden Israel und schreckten sie ab vom Werke, 1.Esra 4, und sucheten durch Briefe Gewalt von Artaxerxes, dem König, solches Werk zu verhindern; welches sie auch erlangeten, 1.Esra 5; Hag. 1, bis zu Zeiten Haggai und Sacharia, der Propheten, die das Volk anhielten, des Herrn Werk zu treiben.

Also sehen wirs vor Augen, wie es uns mit der vermeinten Christenheit ergeht, die auch suchen mit uns zu bauen und des Herrn Werk aufzunehmen, welche auch, so sie die Antwort (des frommen Serubabel, Josua und aller Obersten in Israel) hören, 1.Esra 4: Es ziemt sich nicht uns und euch das Haus unseres Gottes zu bauen, wir wollen allein bauen, suchen sie uns auch mit viel Arglist und Tyrannei grausamer denn Pharao, 2.Mose 5, Antiochus, 1.Makk. 1, oder Nero abzuschrecken von solchem Werk und Gebäude des Herrn Hauses. Aber in dem allen verhoffen wir zu unserem Gott, daß ihnen noch weniger gelingen werde als jenen, 1. Esra 5; Hag. 1, da das Werk durch Anhalten der Propheten aufs herrlichste von statten ging und dennoch nicht mit ihnen bauen durften.

Also auch wir hoffen, daß uns ihr Wüten und Tyrannei nicht abschrecken solle von dem Werk, so der Herr, unser Gott, durch Christum in uns angefangen hat, sondern werde das gute Werk, so er in uns hat angefangen, zum Ende hinausführen zu seinem Preis, und werde uns also reichlich darreichen allerlei seiner göttlichen Gnade, weil wir mit Ernst und allem unserm Vermögen uns seines gefälligen Willens befleißigen, denselbigen zu bewahren, wie er uns auch verheißen hat und spricht, 5.Mose 28, 3.Mose 26: Ich will mich zu euch wenden und will euch wachsen lassen und zunehmen und will euch meinen Bund halten, und sollt von dem Vorjährigen essen, und wenn das Neue kommt das Vorjährige wegthun. Ich will meine Wohnung unter euch haben und meine Seele soll euch nicht verwerfen, 2.Kor. 6, und will unter euch wohnen und wandeln und will euer Gott sein und ihr sollt mein Volk sein.

Also wünschen wir von Herzen, 1.Pet. 2, daß sich alle Menschen mit uns zu einem heiligen Haus erbaueten. Weil es aber nicht ist, so bitten wir doch Gott Tag und Nacht, daß er die alle bewahren wolle, deren Herzen er gerühret, getroffen und bewegt hat, zu kommen und an solchem Hause zu bauen, daß sie nicht abgeschreckt werden, weder mit List noch mit Drohen, noch einigerlei Weise, auch daß er die, so noch nicht beweget sind noch bewegen wolle, daß sie zum Gebäue des Hauses des Herrn kommen, 1.Pet. 2, auf daß solches Gebäue vor sich gehe, wie es in Christo angefangen hat, zum Preis Gottes, des Vaters, durch Jesum Christum ewiglich. Amen. Matth. 4; Luk. 4.

Wie nun das Haus des Herrn in Christo erbauet, darinnen die völlige Absonderung beschlossen wird.\\

Dieweil nun viel gesagt worden ist von der Erbauung des vorigen Tempels, der zu Jerusalem war, Matth. 21; Joh. 2; Heb. 3, und dem Bild nach die Gemeine Gottes zeiget, so ist vonnöten, daß wir nun vor uns nehmen die Sache, so uns jetzt berühret und anliegt, die Wahrheit zu erlernen. So findet sich nun, wenn man die Wahrheit anstehet und die Sache gegen das Licht will halten, daß Gott anfänglich den Menschen, 1 Mose 1, sich zu einer Wohnung gemacht und erschaffen, dieweil er ihn in sein Bildnis geschaffen hat; und wie auch der weise Mann spricht, Weish. 1, daß ihnen wohl wäre und kein Gift der Verderbnis in sich hätten.

Daraus folgt, so nichts Verderbliches hat in ihnen sein sollen, daß aber alles Gute (welches denn Gott selber ist, 1.Mose 1; 3.Mose 26; 2.Kor. 6, in ihnen wohnen wollte, wie denn die Bildnis des Menschen, darein er erschaffen ist, erweiset. Weil aber solcher Tempel verwüstet, entweihet oder auch zerbrochen ist, 1.Mose 1 und 3, durch Ratschlag der Schlange, ist er dagegen eine Behausung der Götzen und aller unreinen Geister geworden, wie Christus in den Worten beweiset, da er vom Satan sagt, Matth. 12, daß er, so er keine Ruhe findet, zu sich selber spreche: Ich will wieder einkehren in mein Haus, daraus ich gegangen bin. Demnach sagt Paulus, Eph. 2, daß er sein Werk habe und treibe in den Kindern des Unglaubens, zu beweisen allerlei Ungerechtigkeit, Weish. 1, auf daß der Geist des Herrn weit genug von ihnen weiche.

Obwohl solches alles geschehen und ergangen ist, das billig den Zorn des Allmächtigen erwecket und über das menschliche Geschlecht eingeführet hat, Eph. 5, nichtsdestominder Gott (als ein Brunnen der Barmherzigkeit, des Ströme nimmermehr versiegen, Jer. 2) gedachte an seinen heiligen Namen, hat sein Vornehmen (daß er am Menschen einen Tempel haben wollte) nicht verlassen wollen, 1.Kor. 3; Heb. 3, sondern gedachte solchen Fall und Abbruch wiederzubringen und zu bessern, wie er auch bald nach geschehener Sünde verhieß, da er zu der Schlange sprach, 1. Mose 3: Des Weibes Same soll dir deinen Kopf zertreten; welches er auch nach solcher gethaner Verheißung vielfältig hat sehen lassen bei denen, so ihm dazu gefallen haben, nämlich bei den Frommen, 1.Mose 12; 15; 17; 18; 19; 28; 32, von Anfang her, mit denen er gewesen ist und sich an ihnen gezeiget hat, Gal. 4; 2.Kor. 6, bis sich die Verheißung in Christo erfüllet hat und die Zeit der Gnaden wieder herbei käme, daß er sich seinen Tempel wieder erbauete und aufrichtete, Amos 9; Apg. 15; Jes. 52, der von allen Greueln abgesondert wäre, wie der erste Stein und Grundfeste, 1.Pet. 2; 1.Kor. 3; Eph. 2, auf dem wir alle müssen erbauet werden, Matth. 26; Mark. 14; Luk. 22; 1.Kor. 11; der auch für uns dargegeben ist und am dritten Tage auferwecket, daß auch wir in einem neuen Leben wandeln sollen.

Derhalben sagt Paulus: Er hat sich selbst für uns gegeben, auf daß er sich heiligte eine Gemeine und reinigte sie durch das Wasserbad im Wort, Joh. 2 und 20; Röm. 6; Eph. 5, auf daß er sie herrlich darstellte, daß sie keinen Flecken, Runzel oder des etwas an sich habe, 1.Pet. 1; 1.Kor. 3, sondern daß sie heilig sei und unsträflich.

Weil nun dieses Gebäude nicht irdisch und menschlich, sondern himmlisch und göttlich ist, so gebühret den Bauleuten, ihre Kunst nicht von irdischen Menschen (er sei gleich Doktor oder Magister), sondern im Himmel zu holen, von dem Vater aller Gnaden, 2. Mose 31; Jak. 1, von welchem alle guten Gaben herfließen; wie Christus auch selbst sagt, Jes. 54; Joh. 6: Sie müssen alle von Gott gelehret werden; wer es nun von meinem Vater höret und lernet, der kommt zu mir. Daher müssen wir erstlich in diese Schule gehen, 2.Mose 25, und mit Mose auf den Berg steigen, die Hütte recht zu beschauen, alle ihre Gestalt samt aller Zier, und derselben wohl wahrnehmen, dazu auch des Befehls, so zu Mose geschah, 2.Mose 25: Apg. 7; Heb. 8. Also schaue oder merke und habe acht, sprach Gott, daß du sie eben machest nach der Gestalt, die ich dir auf dem Berge gezeiget habe.

Ach, wehe den thörichten Arbeitern, die auf den Berg nicht kommen sind, Psalm 2; 15 und 24; Jes. 33, ich will geschweigen die Gleichnis der Hütte gesehen haben, Eph. 2 und 5. Was wollen die für ein Werk machen, die doch allezeit im Thal und Lager blieben und zu Christo nicht hinausgegangen sind, Heb. 13; Eph. 5, und von der Gestalt der Hütte nichts wissen? Was wollen sie arbeiten, so sie nicht wissen, wie oder was dazu gehöret, und wohl eher Dornen denn Föhren, wohl eher Schlacken denn Silber und Gold zutragen, 1.Kor. 2; Jer. 8; Hes. 13. Was wird wohl das für ein Haus sein? Oder wer wird Lust haben, darinnen zu wohnen? Trag wohl Sorge, daß es solcher Hütte gehen werde wie Silo, die der Herr verließ, Psalm 78; 1. Reg. 2 und 4, samt ihren Priestern, die erwürget wurden nach dem Wort des Herrn, das er Eli verkündigen ließ. Sehet doch und werdet einmal weise. Mose, ein Knecht des Herrn, der mündlich mit ihm redete, wußte nichts von der Hütte, Heb. 3; 4.Mose 12; 2.Mose 28, er mußte ihre Gestalt und Form auf dem Berge lernen und vom Herrn nehmen, das dennoch nur ein Bild der heiligen Dinge war, Kol. 2; Heb. 8 und 10. Was werden denn nun die thun, so die heilige Hütte erbauen sollten, Eph. 2? Wo wollens die nehmen, die auf den Berg nie gekommen sind und sich dennoch solches Werkes unterstehen, Psalm 2; 15 und 24; Jes. 33? Es müssen freilich die sein, davon der Herr, der allmächtige Gott geredet hat, Jer. 23: Ich habe diese Propheten nicht gesandt und doch laufen sie; ich habe nichts zu ihnen geredet und doch weissagen sie. Denn wo sie in meinem Rat gestanden wären und meine Worte gehöret hätten, so hätten sie mein Volk von ihrem bösen Vornehmen und von ihren bösen Wegen abgewendet.

Derhalben spricht der Herr zu solchen Propheten: Ihr zerstreuet und zerstoßet mir meine Herde, und habt ihr keine Acht, so will ich nun die Schalkheit eures Vornehmens heimsuchen und will die übrigen meiner Herde zusammen sammeln von allen Landen, dahin ich sie verstoßen habe; und will sie wieder auf ihre Weide führen, daß sie wachsen und sich mehren sollen. Und will Hirten über sie setzen, die sie weiden werden. Drum Christus ein Pfleger der heiligen Hütte, Heb. 8; 1.Pet. 1, vom Vater dazu vorgesehen, ehe der Welt Grund gelegt ward, uns den ewigen Willen des Vaters zu eröffnen, Joh. 16; 1.Mose 3, und das zerfallene Gebäude wieder aufzurichten und zu bauen, kommt nicht vom Berg Sinai, wie Moses, Apg. 15; 2.Mose 32; Joh. 3 und 6, sondern vom Himmel selbst, tritt aber aus Geheiß des Vaters auf den Berg, wie er ihm verordnet hatte, und David sagt: Ich habe meinen König eingesetzt auf meinem heiligen Berg Zion, daß er mein Gesetz predige, wie ich ihn berichtet und ihn dazu gesandt habe.

Wie Jesaias zeuget von ihm, da er spricht, Jes. 61: Der Geist des Herrn ist bei mir, derhalben er mich gesandt hat zu verkündigen das Evangelium den Armen, Luk. 4. Darum schreiet er uns zu und ruft uns, daß wir zu ihm, Heb. 10, als unserem Herzog kommen und spricht, Matth. 11: Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken; nehmet auf euch mein Joch und lernet von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig. Dieweil aber niemand zu ihm kommen mag, der Vater ziehe ihn denn, so ist offenbar, daß allein die, Joh. 2, deren Herz Gott der Herr rühret und deren Geister er wecket, hinaufzuziehen des Herrn Haus zu bauen, Matth. 11; Joh. 10, hören und merken auf die rufende Stimme Christi, machen sich zu ihm, ob sie zum Vater kommen möchten, dieweil sonst niemand ohne allein durch ihn zum Vater kommen kann, Joh. 14, auf daß er ihnen zeige die Gestalt und Form der Hütte oder des Hauses samt aller Zier, daß sie es nach seinem Willen bereiten möchten, Eph. 5; 1.Kor. 3.

Was sagt aber der Herr? Kein Mensch wird lebendig bleiben, der mich siehet, 2.Mose 33. Darum hebet sich hie ein Streben an, wenn das Einsprechen Gottes angehet, Röm. 6, und der Mensch den Herrn Gott in dem Angesicht Jesu Christi hören, Heb.1, sehen, 1.Kor. 13,12, schmecken, 1.Pet. 2, und prüfen, 2.Kor. 13, oder empfinden soll, welches alles vor solchem Erbauen hergehen muss, wie aus den Worten Petri klar wird, 1.Pet. 2: So ihr anders geschmecket habt, daß der Herr freundlich ist, zu welchem ihr als zu einem lebendigen Stein gekommen seid. Darum erbauet euch zum geistlichen Hause.

Soll aber Gott zum Menschen nahen und ansahen zu wirken, so muss er hören, was der Herr in ihm redet, das ist, muss merken, acht haben und eben wahrnehmen, was der Herr in ihm erreget, beweget, wirket und thut und sich denselben regieren und führen lassen, Röm. 7; Kol 2. Darum ist es nicht ein Werk des Fleisches und Blutes oder eigen erwählten Vornehmens; mag auch nicht (wie oben gesagt) vom Menschen genommen werden. Weil dem also ist, so kommt der Vorbote Christi und schreit mit lauter Stimme: Bekehret euch und thut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbei gekommen, Matth. 3; Mark. 1. Weiter spricht er, Luk. 3: Es ist die Axt dem Baum schon an die Wurzel gesetzt, welcher Baum nicht gute Frucht bringt, der wird abgehauen und ins Feuer geworfen werden. Und Paulus sagt, Kol. 3: So tötet nun eure Glieder, die auf Erden sind, auf daß uns die Sünde nicht weiter beherrsche, wie geschrieben stehet, Röm. 6: So lasset die Sünde nicht herrschen in eurem sterblichen Leib, Gehorsam zu leisten ihren Lüsten, auch begebet eure Glieder nicht zu Waffen der Ungerechtigkeit.

Wo nun diese Absterbung nicht ist, oder ehe sie geschiehet, mag der Mensch, Ps. 2; 15; 24; Jes. 23, nicht auf den Berg kommen, Heb. 12, und zum Herrn nahen, Heb. 1, mag ihn weder hören, 1.Kor. 13, sehen, spüren, noch kennen, 1.Joh. 3; Eph. 5, viel weniger die Gestalt der Hütte von ihm erlernen. Daher schließ ich, daß alle die, so noch im Grunde bleiben und auf des Herrn Berg nicht kommen sind, Jer. 23,21, von ihm gar nicht gesandt sind, viel weniger seine Worte reden mögen, sintemal Paulus sagt, Röm. 10: Wie sollen sie predigen, wo sie nicht gesandt sind. Darum auch Christus spricht, Joh. 3: Wer von Gott gesandt ist, der redet Gottes Wort, Jer. 23. Wie kann nun jemand gesandt sein von ihm, ehe er seine Stimme höre, 5.Mose 5. Wer mag sie aber hören und lebendig bleiben? Darum muss das Sterben, Röm. 6; Kol. 3, und Ablegung des alten Menschen von ehe geschehen, wie auch Paulus lehret, Eph. 4; Kol. 3: So leget nun ab den alten Menschen mit seinen Werken nach dem vorigen Wandel, der durch Lust des Irrtums zerstöret wird.

Welcher nun aus dem Gehör göttlicher Antwort im Herzen zerschlagen und am alten Menschen getötet wird, der kommt zu Christo, wie er selbst spricht, Joh. 6: Wer es von meinem Vater höret und lernet es, der kommt zu mir. Derhalben spricht auch Moses, 5.Mose 33: Alle deine Heiligen sind in deiner Hand, sie werden sich setzen zu deinen Füßen und lernen von deinen Worten. Wer es also lernet von ihm, Joh. 3; 2.Kor. 5, wird erwecket zu einem neuen Leben durch den Glauben an Jesum Christum, wie er auch selber zeuget, Joh. 5: Es kommt die Stunde und ist schon jetzt, daß die Toten werden die Stimme des Sohnes Gottes hören, und die sie hören, werden leben, nun zwar nicht der Sünden, deren wir abgestorben sind, Röm. 6, sondern wie er auferstanden ist, also sollen auch wir in einem neuen Leben wandeln.

Darum die, so mit Christo auf dem Berge gewesen sind, Psalm 15; Matth. 5, die Hütte mit ihrer Zier, Schmuck, samt aller Zugehör gesehen haben, die können und wissen solches Werk zu führen, dem zu gefallen, der darinnen wohnen soll, Joh. 14; 2.Kor. 6, und keinem andern; sintemal solcher Tempel gar zierlich mit viel Edelgestein und schönen Kleinoden soll gezieret sein, wie die Schrift meldet, Jes. 54: Siehe, ich will deine Steine wie einen Schmuck legen und will deinen Grund mit Sapphiren legen und deine Fenster aus Krystallen machen und deine Thore von Rubinen und alle deine Grenzen von erwählten Steinen und alle deine Kinder gelehret von Gott, und will ihnen großen Frieden geben. Und du sollst durch Gerechtigkeit bereitet werden.

Derhalben nun Petrus als ein weiser Baumeister, der nicht Heu und Stroh auf den gelegten Grund (außer dem auch kein andrer gelegt mag werden, 1.Kor. 3, bauen will, hält sich nach dem Angeben und Befehl seines Meisters, Matth. 28; Mark. 16, der selber erstlich dem Volk zur Buße rief, Matth. 4; Mark. 10; Apg. 2, und auch ihnen zu thun befahl, heißt jedermann am ersten Buße thun, und die nun Buße gethan und die Sünde abgeleget haben, vermahnt er fürder zum Haus des Herrn sich zu erbauen, da er spricht, 1.Pet. 2: So ihr nun abgelegt habt alle Bosheit, so seid begierig nach der vernünftigen und ungefälschten Milch (dem Wort der Wahrheit), daß ihr darinnen erwachset als die jetzt gebornen Kindlein, so ihr anders geschmeckt habt, daß der Herr freundlich ist; zu welchem ihr kommen seid, als zu einem lebendigen Stein, von den Bauleuten verworfen, aber bei Gott köstlich und auserwählt. Darum auch ihr, bauet euch zum geistlichen Haus und Priestertum.

Derweise sich auch Paulus rühmet, 1.Kor. 3, daß er als ein weiser Baumeister den Grund geleget habe, ein jeglicher aber, der darauf bauen wolle, solle sehen, wie er baue, sintemal das Feuer eines jeglichen Gebäue bewähren werde. Derhalben so jemand an diesem Gebäue arbeiten und einen Stein auf den andern setzen will, muß zuvor, Joh. 16, von dem rechten Baumeister Christo (die Weise der andern Mitarbeiter, als Petri, Pauli und der andern) erlernet haben, auf daß er nicht Steine für Kalk und Kalk für Steine brauche und das Gebäue unterlassen bleibe, wie der Turm zu Babel, 1.Mose 11; Joh. 5. Denn Gott, der Allmächtige hat seinen Christum in die Welt gesandt, 1.Pet. 3, daß er das menschliche Geschlecht wiederum zu Gott führete, Gal. 4, und wir die Kindschaft empfingen, die er auch ausgeteilt und gegeben hat allen, so ihn aufnehmen, Joh. 1, da nicht fleischliche Geburt zu fördert, 1.Pet. 1, sondern die Geburt von Gott, die durchs Wort geschiehet.

Daher wird klar, wer sie sind, so ihn aufgenommen haben, nämlich die an seinen Namen oder sein Wort glauben. Zu denselben sagt er auch, Joh. 14, 23: Wer mich liebet, zu dem wollen wir kommen, ich und der Vater, und Wohnung bei ihm machen. Siehe hier, wie oder wodurch die Hütte oder Wohnung Gottes erbauet wird. Also wird nun ein jeglicher treuer Baumann seinen Bau zurichten, denn das ist das rechte Muster aller Steine, so in dieses Haus gehören, denen nun das Unebene, das ist die Sünde hinweggeschnitten ist, und sie nach der Richtschnur und Bleiwage Christi abgezirkelt sind und ihre Herzen zu ihm geführet, 5.Mose 6; Matth. 22; Mark. 12; Luk. 10, ihn zu lieben; da will er denn wohnen. Wer anders handelt, der bauet nichts denn Heu und Stroh.

Also wird nun dieses Gebäue zierlich erbauet, zu gefallen dem, so darinnen wohnen soll, Joh. 14; 1.Kor. 3 und 6; 3.Mose 26, also daß nichts denn lauter Liebe (die er selber ist) darinnen ist, dadurch auch alle Erfüllung der Gebote Gottes geschiehet, 1.Joh. 4; Röm. 13. Derhalben sagt er selbst, Joh. 4; 14; 15: Der mich liebet, hält meine Gebote. Aber solche Kraft und Erfüllung wirket er selber (der die Liebe ist, 1.Joh. 4, in uns. Aus dem ist offenbar, daß die so seine Gebote übertreten und in Sünden wandeln, nicht zu seinem Tempel gehören, sintemal auch Johannes spricht, 2.Joh. 1: Wer übertritt und bleibt nicht in der Lehre Christi, der hat keinen Gott, wer aber darinnen bleibet, der hat beide, den Vater und Sohn. Und abermals, 1.Joh. 2 und 4: Wer da sagt, er liebe Gott und hält seine Gebote nicht, der ist ein Lügner und die Wahrheit ist nicht in ihm. Daher ist unwidersprechlich, daß die, so in Sünden wandeln, ins Haus Gottes nicht gehören, wie auch David sagt, Psalm 1: daß die Gottlosen im Gericht nicht stehen bleiben, noch die Sünder in der Gemeine der Gerechten; allermeist weil niemand zweien Herren dienen kann, Gott und dem Teufel, Matth. 6.

Daher sagt auch der weise Mann, der Heilige Geist habe einen Abscheu an denen, so in Zucht und Weisheit allein gleißen und zieht sich von den Gedanken, die ohne Verstand sind, und wo die Sünde überhand nimmt, weichet er. So er denn nun von denselben weichet, wie möchten denn die eine Wohnung sein des, so von ihnen gewichen ist und auch nicht bei ihnen sein will. Darum sagt Paulus trocken heraus, Röm. 8: Wer den Geist Christi nicht hat, der ist nicht sein.

Also sind nun die Steine zu diesem Gebäue unterschieden, welche dazu dienen oder nicht, Apg. 17. So nun jemand anders handelt, wird er seinen Richter finden. Weil nun diese Hütte Gott zu einer Wohnung soll erbauet werden und gegründet auf den gelegten Grund Christus, 1.Kor. 6; Eph. 2: 1. Kor. 3, ist wahrzunehmen, was ein jeglicher darbringe und darauf bauen wolle, sintemal wir sehen, wie Gott so eigentlich zu der ersten Hütte (die doch nur ein Bild war), benamet, was man dazu nehmen sollte, Heb. 8 und 10; 2.Mose 25, als nämlich Gold, Silber, Erz, gelbe Seide, Scharlach, Rosinrot, Ziegenhaar, rötliche Widderfelle, Dachsfelle, Föhrenholz, Öl zu Lampen, Specerei zu Salben und gutes Rauchwert, Onichsteine und sonst eingefassete Steine, und befahl ihnen daneben, Apg. 7; Heb. 8, daß sie es nach seinem Angeben machen sollten.

Also ist uns von Christo auch angegeben, wie und was man zu seinem Haus sammeln soll. Derhalben von Nöten ist, daß die Bauleute, so auf diesen Grund bauen wollen, 1.Kor. 3; Joh. 15, zuvor in ihn gesetzt und gewurzelt sind, seine ganze Art, 2.Pet. 1; 1.Kor. 2; Joh. 6, Sinn und Eigenschaft ergriffen haben, welches ohne das Ziehen des Vaters nicht sein kann, Röm. 9. Darum ist es nicht des menschlichen Willens oder Laufens, sondern des erbarmenden Gottes. Denn so der Mensch, so von sich selber lauft, gleich schreiet und ruft, daß ihm die Adern im Hals geschwellen möchten, so bringet es keine Frucht, aus der Ursache, es ist ein toter Buchstabe und kein lebendigmachendes Wort, und hat keine Kraft. Welcher aber von Gott gesendet ist und sein Wort im Munde hat, Jer. 1; Heb. 4, daß Seel und Geist durchdringet, das wird nicht leer abgehen, Jes. 55, so wenig der Regen, der vom Himmel gefallen, ohne Frucht wiederkehrt, noch weniger des Herrn Wort. Darum wer an diesem Haus bauen will, der muß die Waffen, dadurch die Steine und Holz zubereitet werden, vom Herrn im Himmel nehmen, wie die Schrift meldet, 5.Mose 33: Sie werden sich setzen zu deinen Füßen und lernen von deinen Worten. Die werden schneiden, wo sie angeschlagen werden zu Gottes Preis; denn Gott selber die Waffe sein wird, Joh. 1; Heb. 3; Jer. 23, der alles in allen bereitet.

Darum in welchem Gott nicht redet, der hat kein Wort Gottes, weil ja aber Gott selber das Wort ist, Joh. 1; 1.Kor. 13, ob er gleich auch mit Engelzungen redete. In dem aber Gott selber redet und seinen Tempel bauen will, schneidet er erstlich das Grobe und Wilde (was sich zu diesem Haus nicht schicket oder füget) hinweg durch die Predigt der Buße, Matth. 3; Mark. 1; Luk. 3; 1.Kor. 3. Die nun das Wort annehmen und sich zur Buße geben, die füget er zum Grund, welcher Christus ist, Röm. 6, so sie in ihm der Sünde absterben, seinem Tod ähnlich und gleichförmig werden, die werden alsdann durch den Glauben wieder erwecket und lebendig (in einem neuen Leben) gemacht, das aber nicht menschliche Kraft, 5.Mose 8; Eph. 2; 1.Kor. 15, sondern Gottes Gnade und Wirkung ist.

Weil es nun nicht menschliche, sondern Gottes Wirkung ist, so ermahnet uns Paulus also, Röm. 6: Begebet eure Glieder Gott zu Waffen der Gerechtigkeit, daß sie heilig werden. Denn soll Gott etwas Gutes im Menschen schaffen, so muß er sich begeben, sonst wird er wohl in ihm ungewirket lassen, Joh. 15. Denn so wenig der Mensch etwas Gutes von sich selbst thun kann, eben so wenig will auch Gott im Menschen etwas thun, er begebe sich denn ihm von Herzen zu einem Werkzeug. Aber so des Menschen ergebener Wille in den Willen Gottes sich geschrenket und geflochten hat, also daß Gottes und des Menschen Wille eins werden, daß hinfort der Mensch nichts, sondern Gott alles in ihm will, begehret und thut, der Mensch aber als ein Werkzeug dasselbige leidet, daß er mit dem lieben Paulo sagen darf, Gal. 2: Ich lebe jetzt nicht mehr, sondern es lebet in mir Christus. Denn so gehet das Wert Gottes im Menschen von statten.

Wo aber der Mensch sich noch etwas vorbehält, wählt, will oder vornimmt, aus ihm selber und nicht Gott in ihm, so wird das Werk Gottes verhindert, mag keinen Vorgang haben, dann bleibet der Mensch unbereitet zu diesem Gebäu und will sich dazu nicht schicken. Aber im ergebenen Menschen wirket Gott, beweiset seine Kraft durch die Erneuerung des Menschen, 1.Kor. 15; 5.Mose 8; Tit. 3, den er durch sein Werk seines Sinnes, Art und Eigenschaft, 1.Kor. 2; 2.Pet. 1, auch zum Teil allmögend machet, wie geschrieben steht, Mark. 9: Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubet.

Dieweil aber die Welt selbst sagt, sie möge das, so von Gott befohlen, nicht halten, so ist gewiß, daß sie nicht gläubig, sondern ungläubig sind, die das Werk des Herrn nicht dulden wollen, Joh. 15, daß er sein Mißfallen hinwegnehme und sein Wohlgefallen in sie pflanzete, auf daß sie tüchtige, zierliche und lebendige Steine zu diesem Gebäue würden, 1.Pet. 2.

Derhalben ziemt es sich aller Dinge nicht, mit den Ungläubigen dieses Gebäue aufzurichten. So ist uns nun das die Ursache keine Gemeine mit der Welt aufzurichten, weil dem Gläubigen alle Dinge möglich sind, Mark. 9; Matth. 11, was Gott geheißen hat, ja leicht und ring. Darum wir sie keinen Glauben haben erkennen, sondern einen öden Wahn, Jak. 2; 1.Mose 22, der doch tot ist vor Gott. Denn der Glaube wirket Gerechtigkeit durch die Hand Gottes, Eph. 2, der Unglaube aber Sünde durch die Hand des Teufels, 2.Kor. 6; Joh. 8. Wie mag nun Christus mit Belial stimmen, daß ihrer beider Kinder mit einander wirken und dem Herrn ein Haus oder Wohnung bauen sollten? Denn je so spricht Johannes, 1.Joh. 3: Wer recht thut, der ist von Gott, wer Sünde thut, der ist vom Teufel. Darum sagt Paulus: Gehet mitten von ihnen aus und absondert euch, so will ich euch annehmen und euer Vater sein, und ihr sollt meine Söhne und Töchter sein, spricht der allmächtige Herr, 2.Kor. 6; 3.Mose 26; Jes. 52; Offb. 18. Daher Christus selbst, der dem Vater aus allen Völkern ein Volk zuführete, Joh. 10 und 15, zu einer mehreren Versicherung befiehlt den neuen Bund, auf daß ein Unterschied zwischen seinem Volk und den andern Völkern wäre, Matth. 28; Mark. 16; 1.Mose 17.

Denn gleichwie etwa die Beschneidung sie von den Heiden absonderte, also daß Gott nicht wollt die Heiden unter ihrem Gottesdienst haben, auch nicht wollt, daß sie jener Zeremonien lernen sollten, 2.Mose 12; 5.Mose 12, so sie es aber lernen würden, drohet er ihnen, wie jenen zu thun, 4.Mose 33.

Derhalben durften sich auch zur Apostel Zeit die Ungläubigen nicht zu den Gläubigen thun, Apg. 5 und 19, demnach auch Paulus die Gläubigen von den Ungläubigen sondert. Darum auch wir in dem und so viel an uns ist in allem, unserm Christus als unserm Meister folgen wollen, und uns seines Befehls und Bundes halten mit seiner Hilfe, Jos. 1; 5.Mose 5 und 12, und von dannen weder zur Rechten noch zur Linken abweichen, auf daß wir würdig werden mit ihm die Verheißung des Erbes zu empfahen. Dazu wolle er uns und alle, so sein von Herzen begehren, seine Gnade geben durch Jesum Christum unserm Herrn. Amen.

Vom Gnadenbund, in Christo seinem Volk übergeben.

Als sich Gott der Allmächtige nach seiner Art (denn er ist barmherzig und ein Erbarmer), 2.Mose 20; 1. Mose 3; Röm. 5, des verderbten menschlichen Geschlechts erbarmen wollte und sie ihres Verderbens und Schadens ledigen, auch seine Verheißung von dem kommenden Christo leisten wollte, hat er das Gnadenwort, dadurch alles worden ist, 1. Mose 49; 5. Mose 18; Joh. 1; Kol. 1, und erhalten wird, gesendet und in Maria (der zuvor erwählten Jungfrau) durch Wirkung des Heiligen Geistes vermenschet, auf daß er uns in aller Maße (die Sünde allein ausgenommen) gleich würde, Matth. 1; Luk. 2; Heb. Kap. 5 und 2, wie auch die Schrift sagt: Nachdem die Kinder Fleisch und Blut haben, ist ers gleichermaßen teilhaftig worden, auf daß er durch den Tod die Macht nehme dem, so des Todes Gewalt hatte, und erlösete die, so durch Furcht des Todes im ganzen Leben Pflichtig waren der Knechtschaft, Gal. 3; Joh. 5. Dieser, wie er gesendet vom Vater, ist er kommen, Joh. 6; Heb. 10; Eph. 1, hat sich selbst, das ist den ewigen Willen des Vaters, das Wort der Gnaden, Jes. 61; Luk. 4; Jo. 17, den Namen des Vaters geoffenbaret und kund gemacht, wie geschrieben steht, Heb. 2: Ich will verkündigen deinen Namen meinen Brüdern und mitten in der Gemeine dir lobsingen; und abermals, Joh. 17: Ich habe deinen Namen geoffenbaret den Menschen, die du mir von der Welt gegeben hast. Sie waren dein und du hast sie mir gegeben und sie haben dein Wort gehalten. Nun wissen sie, daß alles, was du mir gegeben hast, sei von dir; denn die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, und sie habens angenommen und erkennen wahrhaftig, daß ich von dir ausgegangen bin und glauben, daß du mich gesandt hast.

Aus diesen Worten wird offenbar, was Christus hier in der Welt gethan hat, nämlich die, so vorhin des Vaters waren, zu versammeln, Gal. 4, und in die Freiheit der Kinder einzuführen, auf daß sie dem Ebenbild Christi ähnlich und gleichförmig würden, Röm 8; Joh. 14, in allem Gehorsam des Vaters, und daß sie, Eph. 2, alle einkämen in den einigen Schafstall der göttlichen Verheißung und Zusage; wie er beweist mit den Worten, da er spricht, Joh. 10: Und ich habe noch andre Schafe, die nicht von diesem Stalle sind, die muß ich auch herführen, auf daß eine Herde und ein Schafstall werde. Darum fängt er an mit Ernst zu suchen, Matth. 10, erstlich in Israel, darnach auch, als der Schafstall befestiget, das ist das Testament der Gnaden durch den Tod Christi bestätiget war, in aller Welt, Matth. 28; Mark. 16, wie geschrieben steht, Jes. 49; Apg. 13: Ich habe dich den Heiden zum Licht gesetzt, auf daß du das Heil seiest bis an das Ende der Erde.

Weil aber dieses Testament, Heb. 9; 1. Pet. 1, in Christo bestätiget oder befestiget nicht auf eine vergängliche, sondern unvergängliche Hoffnung einführet, muß die Geburt, so dazu gebieret, auch der Art sein, die ewig bleibend ist, und nicht aufhöret. Derhalben auch Christus selbst, solches an- zurichten, tritt herfür, Luk. 4; Joh. 17, rufet aus das Evangelium Gottes, das Wort des Vaters, Joh. 6; Jer. 31. Die nun dem glauben, das ins Herz schreiben und bewahreten, die wurden geboren zur Kundschaft, Heb. 10; Matth. 13; Joh. 1. Mit dem stimmt auch Petrus, da er spricht, 1. Pet. 1: Als die wiedergeboren sind nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen, dem Wort der Wahrheit.

Also werden die, so durch diesen Samen erzeuget sind, geewiget und ins Reich Christi, das ewig bestehet, Offb. 22, eingeführet, sintemal Petrus spricht, daß die, so den Willen Gottes thun, in Ewigkeit bleiben, 1. Pet. 1. Also wird die Braut wie der Bräutigam. Weil nun solches alles durchs Wort geschiehet, ist von Nöten, daß es mit Fleiß verkündiget werde, nach seinem Wort und Befehl, 2. Tim. 4; Matth. 28; Mark. 16; 1. Kor. 3, so will er alsdann das Gedeihen geben, und das Wort lebendig und thätig machen, dadurch abschneiden vom Menschen die alten Bräuche und Gewohnheiten, Summa das ganze alte Leben, 1. Kor. 5; Eph. 4; Kol. 3; Joh. 1, den alten Menschen mit allen seinen Werken. Darum eignet sich die fleischliche Geburt gar nichts daher und thut gar nichts zur Sache, wie auch Paulus sagt, Röm. 9: Nicht sind das Gottes Kinder, die nach dem Fleisch Kinder sind, sondern die Kinder der Verheißung werden für Samen gerechnet. Also auch Christus, Joh. 1, nicht denen, so durch den Willen des Mannes, Fleisches und Bluts, sondern denen, so von Gott geboren sind, giebt Gewalt Gottes Kinder zu werden.

Was bedarf es nun vieler Worte (aber der Satan hat gerne viel zu zanken, Jak. 3) weil das Testament der Kindschaft zuvor durch den Mund der Propheten verheißen, Jer. 31; Heb. Kap. 8 und 10, in Christo aufgerichtet ist, daß die Freiheit der Kinder geoffenbaret würde, Heb. 9; Röm. 8; Joh. 8, und sie von der Knechtschaft gefreiet, in ihr Erbe und Herrlichkeit eingeführt wurden, Gal. 4; Matth. 5; Röm. 8, und sich also kindlicher Art der Güter ihres Vaters, die er ihnen in Christo übergeben hat, gebrauchen möchten. So lasse man die Wahrheit Wahrheit sein, Psalm 94 wie sie auch ewig bleiben wird, und aber den übel ausgehen, der dawider streitet, Sir. 41; Jes. 5; Apg. 9, und schwer wider den Stachel zu locken, sintemal der Herr befohlen hat, nichts davon zu thun und nichts dazu zu setzen, 5. Mose 4; Offb. 22.

Derhalben weil es ein Testament der Kindschaft ist, darinnen Gott in Christo die Kinder von den Knechten gesondert, Jer. 31; Kol. 2; Gal. 4; Röm. 8, daß sie alle in einem kindlichen Geist, nicht in äußerlichen Zeremonien, Joh. 4, sondern im Geist und Wahrheit ihm dienen sollen, daher sagt Paulus, Gal. 4: So ist nun hier kein Knecht mehr, sondern alles Kinder durch den Glauben an Christum; wie auch Gott weiter spricht, Jes. 64: Sie sind ja mein Volk, Kinder, die nicht falsch sind, darum war ich auch ihr Heiland. Ist nun der Unterschied gemacht in Christo, so wird er auch bleiben ewiglich, und nun nicht anders, denn wie es der Heilige Geist unterscheidet ergehen, nämlich daß die der Geist Gottes treibet, Gottes Kinder sind, Gal. 4; Röm. 8, die aber denselbigen nicht haben, nicht sein sind. Und ob es aller Welt nicht gefiel, so muß doch allein der Ratschlag des Herrn und nicht der unsre bestehen; des wir uns auch mit seiner Hilfe gedenken zu halten und davon in Ewigkeit nicht wenden zu lassen.

Ob denn jemand sagen wollt (wie die Welt wohl spitzig fragen darf, 1. Kor. 15, weil sie von Gott nichts weiß), ob wir des denn gewiß wären, daß alle, die so wir in unsre Versammlung aufnehmen, den Heiligen Geist hätten, darauf geben wir die Antwort: So viel uns gegeben ist zu wissen und wir wissen sollen, so viel sind wir des gewiß, Eph., 1, nämlich, daß ein jeglicher, der da glaubet, mit dem Heiligen Geist sei versiegelt; was ihm aber Gott vorbehalten hat, nämlich ob einer nicht, wie er bekennet, glaubet, das lassen wir seiner Macht bis zur Zeit, daß er ihn offenbare, daß er wieder hinweggethan werde nach seinem Wort, das uns befiehlt, 1. Kor. 5, das Böse hinweg zu thun. Darum will hier ein Aufmerken gebühren und kein menschlicher Dünkel oder Wohlmeinen gebraucht werden, auf daß wir uns nicht des Testaments der Gnaden des großen Gottes, Jer. 31; Heb. Kap. 8 und 9, auf uns durch Christum befestiget, mißbrauchen, so wir anders treue Knechte und Boten des, der uns gesendet hat, und Diener unsers Amtes wollen erfunden werden, denn Christus spricht, Joh. 20: Gleich wie mich der Vater gesendet hat, also sende ich euch.

Allhier lernen wir zwei Dinge; erstlich wie die Boten Christi sein sollten und zum andern was ihr Amt sei; nämlich wie Christus, ehe er vom Vater gesendet, mit seinem Geist erfüllet ward, Jes. 61; Luk. 4, also will er auch seine Boten haben, Apg. 1; 1. Kor. 15, auf daß sie in Kraft seines Geistes einhertreten und wandeln, 1. Tim. 3; Tit. 1, und unsträflich sind. Zum andern was ihr Amt sei, nämlich daß sie mit oder in Christo sammeln sollten, Eph. 2. und in den Schafstall der Gnade führen, auf daß die Herde Christi völlig werde.

Derhalben Christus, da er seine Jünger senden wollte, befahl er ihnen, Apg. 1, zuvor, daß sie von Jerusalem nicht wichen, bis daß sie mit Kraft aus der Höhe angethan würden. Daher sehen wir, was der Herr für Boten haben will, daß nicht ein jeglicher nach seinem Herzen laufe, wie die Lutherischen und Päpstler Pflegen; wo sie etwa eine gute Pfarre wissen, daß sie von Schafen etwas zu scheren haben, (wie sie aber der Schafe wahrnehmen, sieht man wohl) sondern, daß sie auch zuvor erwählet sind, gleichwie Aaron, 2. Mose 28; 4. Mose 17. Denn soll jemand dem Herrn gehen, muß er von ihm erwählet und mit seiner Kraft angethan sein. Heb. 5; Apg. Kap. 13 und i; 1. Pet. 2, die an ihm befinden, die sich am ersten regieren und führen lassen und sich nach seiner Art halten, Röm. 8; Gal. 6, auf daß er sich seinem Meister in Worten und Wandel gleichförmig halte, auf daß die Jünger an ihm ein Exempel der Gottseligkeit haben, wie auch Paulus that, da er spricht, 1. Kor. Kap. 11 und 4: Seid meine Nachfolger, gleichwie ich Christi. Denn ein jeglicher, der mit Christi sammeln will, der muß auch seiner Art, Sinnes und Geistes sein, 2. Pet. 1; 1. Kor. 2; Röm. 8, denn wer den Geist Christi nicht hat, der ist nicht sein; wie sollt er denn mit ihm sammeln, weil er selbst spricht, Mark. 3: Wenn ein Reich in ihm selber zerteilet ist, so mag es nicht bestehen.

Also müßte sein Reich, bald untergehen, wo er andre denn seiner Art Diener ausschickete, denn er spricht, Matth. 12: Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut. Derhalben will er kurz niemand ausgehen lassen, er sei denn zuvor mit Kraft seines Geistes angethan, Apg. 1. Die nun solcher Kraft empfinden, werden auf den Befehl ihres Herrn merken, Joh. 2o), der sie gesendet hat, auf daß sie ihre Botschaft, die sie in seinem Namen zu werben haben, ihm zu gefallen ausrichten mögen. Als aber Christus den Sieg erlangt hatte, Heb. 2, und durch seinen Tod die Gewalt genommen dem, der des Todes Gewalt hatte, und alle Gewalt vom Vater erlanget, spricht er, Matth. 28: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und lehret alle Völler und taufet sie im Namen des Vaters, Sohnes und Heiligen Geistes; und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe.

Allhier laßt uns wohl wahrnehmen, was uns befohlen sei, denn zweierlei Befehls thut uns hier Christus. Zum ersten, daß wir mit ihm sammeln sollen, als die Gesandten von ihm; zum andern, daß wir uns auch befleißigen sollen, die Versammelten zu bewahren, Joh. Kap. 20 und 10, auf daß sie nicht von Wölfen wieder zerstreuet und zerissen werden. Denn die Schafe Christi sind ihm ja teuer angelegen, weil er sie auch so teuer erkauft hat, Apg. 20; 1. Pet. 1. Darum will er, daß sie auch seinen Hirten sollen angelegen sein, Joh. 21, und sie auch keinem, denn der ihn liebet, befiehlt.

Derhalben befiehlt er am ersten mit Fleiß zu sammeln, und spricht: Gehet hin und lehret alle Völker. Denn wie oben gemeldet, weil der Herr einen zierlichen Tempel, eine heilige Gemeine, die ohne Flecken oder Runzel sei, haben will, Eph. 5; 1. Kor. 2, ja die seiner Art und Sinnes sei, darum müssen sie zuvor solcher Art und Sinnes durch das Wort berichtet werden und dadurch in das Testament der Kundschaft eingeführet. Denn wo dem Wort wird Glauben gegeben, da will der Herr das Gedeihen dazu geben und das Wort lebendig machen, 1. Kor. 3; 2. Pet. 1, und dieselbigen seiner Art einpflanzen durch das Austeilen des kindlichen Geistes, Röm. 8, der uns versichert des, daß wir Gottes Kinder und Erben aller seiner Güter sind.

Darum befiehlt er nach solcher gethaner Lehre die Taufe als ein Siegel des kindlichen Testaments, Luk. 7; Apg. 2, daß alle, so das Wort aufgenommen und geglaubt haben, getauft und also in die Gemeine der Heiligen angenommen werden; und nach gethaner Taufe noch für und für, Matth. 28, lehren halten alles, was uns vom Herrn befohlen ist. Damit will er den Fleiß seiner Knechte, daß sie seiner Schäflein wahrnehmen, Hes. 33; Joh. 10; 1. Tim. 4; Apg. 16, und mit Fleiß lehren, auf daß sie am Herrn bleiben. Das haben nun alle Apostel, als treue Knechte ihres Meisters, mit höchstem Fleiß ausgerichtet, wie er es ihnen befohlen hat, und gar nichts anders vorgenommen, Matth. 28; Mark. 16. wie man das durchaus in der Apostelgeschichte sehen mag und erlernen. Diesem ist auch gleich der andre Text, da der Herr spricht, Mark. 16: Gehet hin in alle Welt und prediget das Evangelium aller Kreatur; wer glaubet und getauft wird, der wird selig werden, wer aber nicht glaubet wird verdammt werden. Allhier beweiset sich Christus als der Art seines Vaters, wie er auch selber sagt. Joh. 5: Der Sohn kann nichts von ihm selber thun, denn was er den Vater siehet thun, das thut gleich auch der Sohn. Wie nun der Vater handelt in dem, da er Himmel und Erden mit allem so darinnen ist erschuf, stellet er es alles in eine rechte Ordnung und wollte es nicht alles in einem Tag ausrichten, wiewohl er es wohl vermocht hätte, doch machte er es alles in sechs Tagen und am siebenten ruhte er von allen seinen Werken, 1. Mose Kap. 1 und 2.

Siehe hierinnen die Fürsichtigkeit Gottes. Als er den Menschen machen wollte, schuf er erst vor ihm allerlei Vieh und was dem Menschen zur Speise dienet, auf daß der erschaffene Mensch keinen Mangel hätte. Also that er auch dem Vieh, daß sie mit ihrer Fütterung versorgt würden, ehe sie nun erschaffen wurden. Desgleichen da er Laub und Gras und allerlei Grünes machen wollt, schuf er am ersten die Erde, daraus es wachsen möchte. Solche Ordnung hielt Gott in seinem Wert.

Wie nun der Sohn den Vater thun siehet, das thut gleich auch der Sohn, Joh. 5. Daher, als er wollt einen neuen Menschen schaffen, oder denselben wieder erneuern in das Bildnis des, der ihn geschaffen hat, Eph. 4; Kol. 3; 1. Mose 1, wollte er auch alles recht ordentlich ausrichten, und das darum, daß wir von ihm lerneten (wie er vom Vater, Joh.3), uns allezeit rechter, wahrer, heiliger und göttlicher Ordnung zu halten, Tit. 3; Mark. 16, und spricht: Gehet hin in alle Welt und prediget das Evangelium aller Kreatur. Wer glaubet und getauft wird, der wird selig werden, wer nicht glaubet, wird verdammt werden.

Erstlich spricht er: Gehet hin in alle Welt. Die Ursache ist, weil sie sein Geschäfte sollten ausrichten, das er ihnen vorhin befohlen hatte, denn sie wohl von der Sendung, allermeist aber vom Gehen in alle Welt nichts gewußt hätten, wie die Geschichte erweiset, da die Jünger wider Petrum murreten, daß er zu den Heiden eingegangen war, Apg. Kap. 10 und 11; ja Petrus selbst zeuget, daß es ein ungewöhnlich Ding sei einem jüdischen Mann zu einem Heiden einzukehren, aber aus Offenbarung des Herrn habe er solches gethan. Darum klar wird, wo er nicht eine besondere Offenbarung gehabt hätte, er nicht zu ihnen gegangen wäre, wiewohl ihnen der Befehl schon gegeben war, viel weniger daß er ohne Befehl oder Sendung dazu gekommen wäre zu predigen, Matth. 28; Mark. 16; Röm. 10, denn Paulus sagt: Wie können sie predigen, so sie nicht gesandt sind.

Weil sie denn nicht predigen mögen, sie seien denn vorhin gesandt, so ist gewiß, daß Gott in der Sendung, das ist in seinem Befehl, seinen Boten sein Wort in den Mund legt, wie das der Herr selber zeuget, da er spricht, Jer. 1: Siehe ich lege mein Wort in deinen Mund und setze dich über die Völker der Königreiche, daß du ausjäten, zerbrechen, verstüren und verderben und wiederum bauen und pflanzen sollst. Daher auch alle, so nicht gesendet sind, kein Wort Gottes haben, Mich. 3; Jer. 23, und nicht mehr denn was je einer vom andern oder aus der Schrift stiehlt. Um deswillen ist die Sendung erstlich vonnöten. Es war aber nicht genug, daß sie gesendet waren, sie mußten auch wissen, wozu oder warum sie gesendet waren oder was sie ausrichten sollten. Derhalben giebt er ihnen Befehl seines Werkes und Geschöpfs und spricht. Lehret alle Völker und prediget das Evangelium aller Kreatur, Matth. 28; Mark. 16.

In diesem Befehl legt er (wie oben gemeldet, Jer. 1) sein Wort in ihren Mund, gleich wenn heut noch einer einen Boten schicket, in seinen Mund leget oder befiehlt, wie oder was er reden und werben sollt, daß auch der Bote (so er anders treu sein will dem, der ihn sendet) also ausrichtet und nichts davon oder dazu thut. Also auch Christus befiehlt zu predigen. Auf daß sie aber nichts anders, als was seine Meinung ist, predigen, setzt er ausdrücklich dabei das Evangelium. Was ist nun das anders, denn eine fröhliche Botschaft von Gott und Christo.

Daß sie aber dasselbe auch nicht nach ihrem eigenen Gefallen, 5. Mose 4; Offb. 22, und nichts dazu setzen noch davon thun, auch an keinem Ort zu wenig oder zu viel thun, das ist, nicht lobten den sie schelten, und schelten, den sie loben sollten, spricht er an einem andern Ort, Matth. 10: Ihr werdet nicht die sein, die da reden, sondern meines Vaters Geist wird aus euch reden. Derhalben wollt er sie auch nicht von Jerusalem weichen lassen, bis sie mit Kraft aus der Höhe angethan würden und also in der Kraft des Herrn einhergingen und sein Wort redeten, dadurch viele in den rechten Schafstall der Gnade führeten, Joh. 3; Apg. 3, so sie dasselbige aufnehmen im Glauben, wie auch Paulus von etlichen sagt, 1. Thess. 2: Ihr nähmet es auf, nicht als Menschen – sondern wie es auch wahrhaftig ist als Gottes Wort, die wurden dadurch erneuert zur Kindschaft.

Weil sie aber ohne Predigt nicht glauben können, wie Paulus sagt, Röm. 10: Wie mögen sie glauben, von dem sie nichts gehört haben, wie mögen sie hören ohne Prediger, wie mögen sie predigen, wo sie nicht gesandt sind. So kommt nun der Glaube aus dem Gehör, das Hören von der Predigt, die Predigt aber vom Wort Gottes. Darum setzet er nach der Predigt den Glauben und spricht, Mark. 16: Wer es glaubt. Was ist nun dem gepredigten Wort glauben anders, denn dasselbige ins Herz schreiben, darinnen bewahren und auch das Leben darnach richten, 5. Mose Kap. 6 und 10; Psalm 119, hinfort allezeit das Wort sich führen, regieren, leiten und weisen lassen. Darum auch Christus dieselbigen selig preist: Selig sind die das Wort hören und halten in einem feinen, reinen und guten Herzen, Gal. 4, die werden alle zur Kindschaft geführt und gebracht.

Die nun also die Kindschaft erreichen, die werden alsdann in das Testament der Verheißung mit dem Gnadenbund versiegelt zur Versicherung des, daß er nun als ein gewisser Miterbe sei aller Gnaden und Gaben, die uns vom Vater in Christo übergeben sind. Darum befiehlt er nun die Taufe nach dem Glauben zur Versieglung der gläubigen Gotteskinder, auf daß sich ein gutes Gewissen wohl mit Gott verbinde, 1. Pet. 3; Mark. 16; wer aber nicht glaubt, der ist verdammt. Allhier scheinet abermals lauter, daß nicht die Taufe ohne Glauben, sondern der Glaube allein selig mache, so er mit der Taufe versiegelt wird. Derhalben ist es ein rechtes Affenspiel, die Kinder ohne den vorgehenden Glauben zu taufen.

Solcher Ordnung Christi sind nun alle Apostel aufs fleißigste nachgekommen, wie durchaus ihre Geschichte erweiset, und haben keinen ohne den vorgehenden oder aufs wenigste bekannten Glauben getauft, deren Exempel und Handlung wir zum Teil sehen wollen. Zum ersten sehen wir, daß Petrus, Apg. 2, nach gethaner Predigt, damit er dem hörenden Volk das Herz traf, also daß sie auch bewegt wurden zu fragen, was ihnen zu thun wäre; so giebt er ihnen Antwort: Thut Buße und lasse sich ein jeglicher taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden, so werdet ihr empfahen die Gabe des Heiligen Geistes. Allhier weiset er sie nicht erstlich zur Taufe, sondern zur Buße und Besserung. Was ist nun Buße thun anders, denn die Sünde, den alten Menschen mit allen seinen Werken ablegen, Eph. 4; Kol. 8; Röm. 6, und dem Tod Christi ähnlich werden, darein alle Heiligen getauft sind.

Und nachdem er sie zur Buße gewiesen hat, heißt er sie, daß sie sich auch taufen lassen zu einem neuen Leben, weil es nun ein Bad der neuen oder Wiedergeburt ist, Tit. 3, und verheißt daneben den Nutzen, so ihnen daraus folgen werde, nämlich die Mitteilung des Heiligen Geistes. Darum sagt er, daß sie sich sollen lassen abweisen und abführen von dem verkehrten Geschlecht. Die nun dies Wort gern annahmen, ließen sich taufen. Was ist nun gern annehmen anders, denn in den vorgehaltenen Rat Gottes bewilligen und sich von Herzen darein ergeben, 2. Mose Kap. 20 und 14; 5. Mose 10 und 12. Die andern aber verachteten Gottes Rat und ließen sich nicht taufen, Luk. 7. Allhier wird abermals unterschieden, welche durch die Apostel in diesen Schafstall geführet worden sind, nämlich die ihr Wort mit Lust angenommen haben.

Zum andern sehen wir an das Werk Philippi, Apg. 8, als er in Samaria kommt, ihnen von Christo zu predigen, da hatte das Volk einmütiglich mit Fleiß Acht auf das, so von ihm gesagt ward. Und da sie nun Philippi Predigt glaubten von dem Reich Gottes und von dem Namen Jesu Christi, ließen sich taufen beide Männer und Weiber. Siehe hier sagt er abermals gar deutlich, wer getauft worden sei, nämlich die Philippi Predigt glaubten, steht aber nicht dabei, daß er ihnen befahl ihre Kinder zu bringen und auch taufen zu lassen, denn ohne Zweifel, sie haben auch Kinder gehabt, als wohl als jetzt, er fängt aber kein solch Affensspiel an, wie jetzt unsre falsch berühmten Prediger thun. Oder hats vielleicht der fromme Apostel nach ihrer Weise nicht so weit verstanden und Christus vergessen, daß er ihm es ihnen nicht befohlen hat. Wie geht es aber zu, wenn der Jünger den Meister lehren will und die Vernunft herrschen? Nicht anders, denn also wie es denn jetzt geht und der Eva im Paradies geschah, 1. Mose 3.

Auch finde ich allerdinge nicht, da Paulus den Ältesten von Ephesus vorhält und bezeuget sie hoch, er wolle rein sein von aller Blut (als will er sagen, so sich ein Verderben hernach erheben wird und etwas anders einreißen), denn ich habe euch nichts verhalten, das ich euch nicht verkündiget hätte, Apg. 20, allen Rat Gottes, daß er mit einem Wort der Kindertaufe gedenket, auch in allen seinen Briefen nicht. Darum so muß es kein Rat Gottes, oder muß ihnen Paulus je nicht gemeldet oder nicht allen vorgehalten haben; er warnet sie aber treulich, so sie jemand anders lehren würde, denn er ihnen angegeben hat. Derhalben wir seinen Rat mit Gottes Hilfe treulich denken zu folgen, weil er ein erwähltes Werkzeug Gottes ist, seinen Namen zu verkündigen, und keine andre Lehre, denn wir von ihm erlernet haben, und keine andre Weise, Apg. 9, oder Ordnung gedenken anzunehmen.

Darnach wurde Philippus weiter, Apg. 8, vom Engel auf die Straße, so von Jerusalem gen Gaza geht und zu des Kämmerers Wagen geführt, den er lesend fand im Propheten Jesaia, Jes. 53, da er spricht: Er ist wie ein Schaf zur Schlachtbank geführet, von welcher Stelle (nach dem Begehren des Kämmerers) der Apostel anfängt und bezeuget ihm von Christo. Als sie aber also mit einander redeten und an einen Wasserbach kamen, sprach der Kämmerer zum Apostel: Siehe, hier ist Wasser, was hinderts nun, daß ich mich taufen lasse? Der Apostel, wiewohl er nach lang gethaner Predigt und als der aufs gewisseste wußte, daß ihn der Herr zu ihm geführet halte, dennoch taufet er ihn nicht flugs auf sein Begehren, der doch gute Versicherung hatte aus Anzeige des Engels. Noch hielt er sich der Ordnung und fragte erst ob er glaube, so möge es wohl sein, als wollt er sagen, ohne Glauben möchte es nicht sein.

Da fing er an, seinen Glauben zu bekennen, daß er glaube an Christum den Sohn Gottes. Also taufte er ihn in demselben Wasser auf seinen bekannten Glauben. Darum wir noch sagen, daß niemand ohne bekannten Glauben und vorgehender Predigt zu taufen sei. Das bekennen sie zwar selbst in ihrer ungöttlichen Taufe, so ich ihr aber nicht unrecht thue, daß ich sie eine Taufe heiße, weil sie doch keine ist. Denn so man ein Kind zu ihrem Sudelbad oder Taufe bringet, so tauft ers doch nicht bald, sondern fängt zuvor ein langes Geschwätz und Predigt an, damit er beweiset, daß man zum ersten predigen soll. Nach demselben heißt er auch absagen Welt, Sünde und Teufel, zuletzt auch nach dem allen glauben, davon sie gar wenig oder eben gar nichts wissen, Sir. 6. Doch bezeugen sie damit, daß unsre Ordnung recht sei, wie sehr sie ihr widerstreben, und geben der Wahrheit, aber nicht aus ihrem Eigentum, sondern unwissend (wie Kaiphas, Joh. 18) Zeugnis und machen uns also des gewisser. Denn sie sehen, daß die Apostel die Gläubigen getauft haben, Apg. Kap. 2, 3, 9, 10 und 16, das wollen sie ihnen wie die Affen nachthun, so sie doch des keinen Befehl haben.

Also finden wir auch von Paulo, der von Annania zu Damaskus getauft ward, der doch den Herrn auf dem Weg gesehen hatte und bis in den dritten Himmel entzückt ward, Apg. 9; 1. Kor. 15; 2. Kor. 12, und unaussprechliche Worte hörte, doch ward er nicht versiegelt zur Kindschaft, bis er die gethane Predigt des Annanias hörte und darauf getauft ward, wie die Worte lauten, Apg. 9: Der Herr, der dir erschienen ist auf dem Wege, hat mich zu dir gesendet, daß du wieder sehend und mit dem Heiligen Geist erfüllet werdest; und alsbald fiel es von seinen Augen, wie Schuppen, und ward wieder sehend, stand auf und ließ sich taufen.

Allhier siehet man, wie Gott sein verordnetes Amt ehret, Matth. 28, und seine Ordnung selber nicht brechen, darum auch von uns gehalten haben will. Denn ob er wohl in den Himmel entzücket ward, 2. Kor. 12; 1. Kor. 15, und Christum gesehen hatte, dennoch ward ihm erst das Verständnis geöffnet und der Heilige Geist gegeben nach des Herrn Wort, ihm durch Annanias verkündiget.

Desgleichen auch Cornelius, der Hauptmann, Apg. 10, wiewohl sein Gebet und Almosen aufgestiegen vor Gott und angenehm waren (welches ohne Glauben nicht sein mag. Heb. 11,) darum ihm Gott seinen Engel sandte, daß er ihm von Petro anzeige, nach dem er schickte, und als er kam und mit ihm redete von des Herrn Wort, fiel der Heilige Geist auf ihn. Allhier siehet man, wie Gott seine Ordnung handhabet und was er dem Wort zugiebet. Denn also will er ihm seine Braut versammeln, das ist sein Rat, der auch ewig bestehen wird und nicht wanken. Denn wiewohl Cornelius angenehm war vor Gott, auch die Stimme des Engels hörete; da zeuget Gott von seinem Glauben mit der Gabe des Heiligen Geistes, darauf er auch getauft ward. Darum ist es eine große Thorheit, daß der Mensch sich wider solche Ordnung leget und anders, denn befohlen ist, handelt, Matth. 28; Mark. 16.

Also auch zu Philippi der Kerkermeister, Apg. 16, der mit seinem ganzen Haus gläubig und getauft ward, von dem oft viel geredet wird und ihren Greuel oft damit bezeugen wollen, als ob auch Kinder getauft wären; meldet hier der Text klar, daß er sie in sein Haus nahm und an den Tisch setzte, auch daß sie ihm Gottes Wort sagten, da ward er gläubig und sein ganzes Haus und ließ sich taufen und freute sich sehr, daß er an Gott war gläubig geworden. So nun hier die Kinder die Wunder Gottes vernahmen, die Predigt von Christo höreten und glaubten, so sind sie auch getauft worden; wo aber nicht, so sind sie auch nicht getauft worden; und wird nun nichts damit zu beweisen sein.

Als aber Paulus die oberen Länder durchwandelte, Apg. 19, und etliche Männer fand, die mit der Taufe Johannis getauft waren, an denen er vielleicht zu viel Leichtfertigkeit (daß sie Brüder sein sollten) erfand, daraus er bewegt ward zu fragen ob sie den Heiligen Geist empfangen hätten oder nicht, dem sie auch sagten, daß sie von keinem Heiligen Geist nie gehört hatten. Darauf fraget er, womit sie denn getauft wären; gaben sie Antwort: Mit Johannis Taufe. Da sprach er: Johannes hat getauft die Taufe der Buße, und auf Christum hingewiesen, Matth. 3; Mark. 1; Luk. 3; Joh. 1. Da sie das höreten, ließen sie sich taufen auf den Namen Jesu Christi, und da Paulus die Hände auf sie legte, empfingen sie den Heiligen Geist.

Siehe, hier muß Paulo die Taufe Johannis nichts gelten, die doch auch von Gott war, wie ihm Christus selbst Zeugnis giebt, Matth. 21; Luk. 20. Wieviel mehr muß uns die Kindertaufe nichts gelten, die doch nicht von Gott, sondern von Menschen eingesetzt ist, Matth. 15. Denn alle Pflanzung, spricht Christus, die Gott, mein himmlischer Vater, nicht gepflanzt hat, die muß ausgereutet werden. Derhalben muß sie auch allen Kindlein nicht gelten, denn was er, und nicht was wir aus uns selbst ordnen, wird bestehen und bleiben.

Nachdem möchte jemand sprechen: sagt doch Paulus, 1. Kor. 10, daß unsre Väter alle unter Mose mit der Wolke und mit dem Meer getauft sind, darinnen ja auch die Kinder waren, weil sie denn in der Figur begriffen sind, 2. Mose 14, so mußt du sie auch jetzt darinnen lassen. So sage ich also, daß man die Figur recht ansehe, so wird man finden, ob die Kinder darin begriffen sind oder nicht. So merke nun, als Israel aus Egypten zog, 2. Mose 13, und bis ans Meer kamen, und sahen Pharao nacheilen, der ihnen hart auf dem Rücken war, dem sie auch (wie sie es ansahen) nicht entrinnen mochten, da wurden sie unwillig und fingen an wider Gott und Mose zu murren und sprachen: Wären nicht auch in Egypten Gräber gewesen, daß du uns mußtest wegführen, daß wir in dieser Wüste sterben müssen. Warum hast du das gethan? 2. Mose 5, Ists nicht das, das wir dir sagten in Egypten: Höre auf, laß uns den Egyptern dienen, denn es ist ja besser ihnen dienen, denn in dieser Wüste sterben. Als sie aber sahen das Heil Gottes, wie er sie und jene durch die Wolke unterschiede, daß sie nicht zusammen kommen mochten, dazu wie der Herr das Meer teilte und ließ sie trocken hindurch gehen, Psalm 106 und 136, die Feinde aber alle darin ertränkt wurden, da erschracken sie und fürchteten sich, daß sie wider den Herrn, einen so gewaltigen Gott und wider seinen Knecht Mose gemurrt hatten, sie erkannten ihre Sünde und glaubten Gott, ihrem Heiland und ergaben sich, Gott recht zu dienen unter der Hand seines Knechtes Mose. Das heißt Paulus eine Taufe und Untergebung, 1. Kor. 10, dazu sie gezwungen wurden durch die herrlichen Wunder, die Gott mit der Wolke und mit dem Meer vor ihren Augen bewies, 2. Mose 14; Psalm 78, 105, 106 und 136.

So nun die jetzt gebornen Kindlein auch wider Gott und Mose gemurret haben, so sind sie auch mit den Alten schamrot worden und haben wiederum sich Gott unter Mose verpflichtet zu dienen, wo nicht, so haben sie sich unter Mose nicht wieder bücken und begeben dürfen und schamrot werden, weil sie nicht gemurret haben. Und dieses ist der rechte Sinn Pauli an diesem Ort. Also wurden nun auch in der Arche (die doch auch ein Bild der Taufe, des Untertauchens, Tötens und Absterbens des alten Menschen ist, 1. Pet. 3) keine Kinder, sondern acht Seelen, die alle das Werk Gottes mochten wahrnehmen und bekennen, gerettet. Also will Gott in seinem Bund gehandelt haben, auf daß ein jeglicher erkenne, spüre und empfinde der wirklichen Kraft Gottes, und also wisse, an wen er sich halten wolle, Heb. 13, daß er hinfort sich mit keiner fremden Lehre umführen lasse, das zeiget uns die Arche.

Demnach möchte jemand sprechen: Sind doch die Kinder am achten Tage beschnitten worden, die doch auch nichts verstehen konnten, 5. Mosel; 1. Mose Kap. 17, 26, 28 und 48, und wurden dennoch in den Bund genommen, warum jetzt nicht auch also. Darauf sage ich also; Mit der Beschneidung und Taufe hat es sich anders und anders, und wie Christus Abraham übertrifft, also die Taufe die Beschneidung, Heb. 7; 1. Mose 17. Denn die Beschneidung war allem, so männlich war in dem Hause Abrahams, Kindern und Knechten, befohlen. Weil aber in Christo die Kindschaft von der Knechtschaft gesondert wird, daß hier keine Knechte mehr, sondern lauter Kinder sind, Gal. 4, so ist offenbar, daß die Taufe nicht den Knechten, sondern den Kindern Christi befohlen sei, welche Kinder nicht von Fleisch und Blut oder durch den Willen des Mannes, sondern von Gott durch sein Wort erzeuget und geboren werden, Matth. 28; Mark. 16; Joh. 1; 1. Pet. 1. Daher spricht Paulus, Röm. 9: Es sind nicht alle Israeliten, die von Israel kommen, auch nicht alle, die Abrahams Samen sind, sind darum auch Kinder. Denn das sind nicht Gottes Kinder, die nach dem Fleisch Kinder sind, sondern die Kinder der Verheißung werden für Samen gerechnet. Demnach das Volk, so aus den Lenden Abrahams kommen ist, nicht mehr denn eine Figur des recht geschaffenen Samens, 1. Mose 15; Gal. 4, die durch den Glauben in Christum seine Kinder werden, von denen Paulus, Röm. 9, also sagt: Seid ihr aber Christi, so seid ihr Abrahams Samen und nach der Verheißung Erben, Gal. 3.

Aus diesen Worten wird klar, mit welchem Samen Gott seinen Bund befestiget hat, Luk. 1, und welchem sich die Verheißung verstrecket, Röm. 4, nämlich die da wandeln in den Fußtapfen des gläubigen Abraham. Weil es nun eine Figur des rechten Samens war, Gal. Kap. 3 und 4, der in Christo sollte geoffenbaret werden, mochten wohl alle Kinder der Verheißung nach in diesen Bund genommen werden, Röm. 9, denn das war die Verheißung, daß Christus von ihnen herkommen sollte, durch den sie und alle Völker den Segen empfahen sollten, 1. Mose Kap. 12 und 22; Heb. 11; Psalm 132. Nicht daß sie es schon eingenommen hätten, sondern daß sie es empfahen sollten und durch Christum gesegnet werden.

Darum war auch kein Unterschied zwischen Knechten und Kindern, Gal. 4, sondern wurden verwahret unter dem Zuchtmeister bis auf Christum. Als der kommt, weicht das erste wie der Schatten, wenn der Sonnenschein aufgehet, wie auch Paulus sagt: Wir richten das Gesetz recht auf vom Schein in die Wahrheit, darum höret die Beschneidung in Christo auf, Röm. Kap. 3 und 2, indem die Veschneidung ohne Hände (welcher Lob nicht aus den Menschen, sondern aus Gott ist) angehet. Derhalben gleichwie Abraham der Bund der Beschneidung befohlen war, daß er sich, seinen Samen und alles, was männlich war, in seinem Hause beschnitte, also Christo in seinem Hause, daß er sich und allen seinen Samen taufen ließe, vom Vater verordnet war, wie er mit den Worten beweiset, da er zu Johannes spricht: Laß es also geschehen, denn also gebühret es sich alle Gerechtigkeit Gottes zu erfüllen, Matth. 3.

Darum wollen wir die Figur vor uns nehmen, 1. Mose 17. Abraham war befohlen in seinem Hause zu beschneiden, sie wären darinnen geborene Erben oder erkaufte Knechte, und war ihm nun nicht außerhalb seines Hauses befohlen. Sollte nun Abraham seinen Samen beschneiden, vermocht er nicht, er war ihm denn zuvor geboren. Also auch in dem Haus Christi wird oder mag niemand mit dem Gnadenbund verzeichnet oder getauft werden, er sei denn zuvor Christo geboren durchs Wort der Wahrheit, 1. Pet. 1.

Dann sagen sie, das Annehmen Gottes gebäre neu und mache Gottes Kinder, und Gott nehme die Kinder sowohl als die Alten an, wie auch Petrus sagt, Apg. 2: Euch und euren Kindern ist solches verheißen; darum schlägt man ihnen die Taufe unbillig ab. Darauf sage ich also: Daß Gott die Kindlein, sowohl als die Alten, annehme, leugnen wir nicht, denn wir auch fester Hoffnung für sie sind, daß er sie mit Gnaden ansehen und in ihrer Maße annehmen werde, aber nichtsdestominder schwächet Gott seine Ordnung nicht und nimmt seinen Worten nichts ab, der ihnen einmal zu geben hat die neue Geburt, die wird er ihnen auch lassen, daß die es glauben, wiedergeboren und Gottes Kinder werden, 1. Pet. 1; Mark. 16; Tit. 3; Joh. 1. Weil nun Gott solche seine Ordnung selber ehret, wie oben gesagt, und mit Saulus und Cornelius erwiesen ist, Apg. Kap. 9 und 10, zwinget mich die Ursache das Annehmen Gottes nicht für das völlige Neugebären zu rechnen, denn sonst nehme ich dem Wort wider Gott ab, 1. Pet. 1.

Dazu ist das Annehmen Gottes eines jeglichen Menschen vor unsern Augen verborgen, bis sichs in der Kraft erweiset, wie auch die empfangene Frucht eines Weibes, ehe sie geboren wird. Denn wer kann in der Wahrheit wissen, was es für eine Frucht sein werde, ob es männliches oder weibliches Geschlechts sei, oder was es für eine Gestalt und Form haben werde, dennoch ist es eine Frucht. Also hat es sich auch mit dem Annehmen Gottes, daß niemand weiß wie oder wozu, denn die Werke des Herrn sind unbegreiflich, Röm. 11. Wie nun das Kind vor der Geburt im Mutterleib verborgen ist vor unfern Augen, also auch im Annehmen und Ratschlag Gottes, bis es durchs Wort geboren wird, 1. Pet. 1. Derhalben so wenig ein Knäblein mocht beschnitten werden vor der Geburt, ebensowenig mag ein Mensch rechter Art und Weise ohne vorgehende Predigt und bekannten Glauben getauft werden, Matth. 28; Mark. 16; 1. Mose 17.

Daß man sie aber am achten Tage, und nicht sobald sie geboren wurden, beschneiden mußte, sondern ein wenig erwachsen lassen, auf daß sie solche Schmerzen leiden möchten, also auch im Haus Christi will Gott, daß ehe man solchen Bund mit ihm aufrichtet, zum Teil im Glauben und Erkenntnis er wachsen solle, damit ein jeglicher wisse, was er thue und handle. Das bezeuget Christus mit den Worten, da er spricht, Luk. 14: Es ist keiner, der ein Haus oder Turm bauen will, der nicht zuvor sitzet und überschlägt die Kosten, ob er es vermöge zu vollenden, auf daß nicht, so er angefangen habe zu bauen, und nicht vermöge den Bau zu vollenden, jedermann dann anfange sein zu spotten. Siehest du, hier will vorhin ein Betrachten sein, 2. Kor. 13; 1. Kor. 11, ja daß sich der Mensch wohl prüfe, ersuche und in sein Herz kehre und nehme wahr, was er für Gnaden Gottes in ihm spüre, ob er sich darauf verlassen möge und getraue solches Gebäu zu vollenden, auf daß er nicht in der Arbeit erliege und zu Schanden werde.

Er bildet uns auch solches in einem andern Gleichnis vor, da er spricht, Luk. 14: Welcher König will sich begeben in einen Streit wider einen andern König und sitzet nicht zuvor und ratschlägt, ob er vermöge mit zehntausend begegnen dem, der über ihn kommt mit zwanzigtausend; wo nicht, so schicket er Botschaft, wenn jener noch ferne ist, und bittet um Frieden; also auch ein jeglicher unter euch, wer nicht absagt allem, was er hat, kann nicht mein Jünger sein. Siehe, wie deutlich hier Christus redet von denen, die vorhin erwachsen, daß ein jeglicher sich vorhin wohl prüfe, ob er dies alles thun möge; als wolle er sagen, wer es nicht thun mag, nämlich alles verlassen und ihm selber absagen, der unterstehe sich nur nichts, denn er mag nicht mein Jünger sein, Matth. Kap. 10 und 16; Luk. 14; Joh. 12.

Weil nun in der Taufe solche Verleugnung seiner selbst und Absterbung der Sünden geschieht, darinnen wir auch unsre Glieder begeben Gott zu Waffen der Gerechtigkeit, Röm. 6, und Jünger Christi werden, so will uns Christus durch die vorgelegten Gleichnisse einbilden, daß ein jeglicher vorhin wohl sehe, was er thue und nicht, so er die Hände an den Pflug gelegt habe, wieder zurückschaue, Luk. 9, und zu Schanden werde. Derhalben wäre wohl Vonnöten, man betrachtet es ein wenig länger und schauet die Zeugnisse oder Wahrheit recht an, 2. Pet. 3, daß sie nicht jemand zu seinem eigenen Verderben brauche, Hes. 33, daran dann Gott keinen Gefallen hätte.

Zum andern erweiset es Petrus in seiner Epistel, 1. Pet. 3, da er vom Gnadenbund redet und spricht: Es ist nicht das Abthun des Unflats am Fleisch, sondern der Bund eines guten Gewissens mit Gott. Soll es nun ein Bund eines guten Gewissens sein, wird vonnöten sein, daß er vorhin dasselbige erlange, denn wie wollte der einen Bund eines guten Gewissens mit Gott machen, der solche Gnade noch nicht ergriffen hätte. Derhalben ist recht in der Figur gesagt, daß man sie ein wenig erwachsen lasse, daß ein jeder erkenne, wie er sich auf den Grund der Wahrheit baue, 1. Kor. 3, auf daß er nicht Stroh und Heu darauf baue, welches das Feuer verzehre, denn wie eines jeglichen Gebäu sein wird, wird das Feuer bewähren.

Was ist aber ein gut Gewissen gegen Gott anders, 2. Mose 20, denn daß ich erkenne, daß ich einen gnädigen Gott habe, der mir alle Sünden in Christo geschenket, nachgelassen und vergeben hat und sich mir in Christo frei zu einem Vater anbeut, 2. Kor. 6; Jes. 1; Röm. Kap. 8 und 3, ja mit allerlei feiner Gnade und Reichtum, auch daß ich ihn erkenne allvermögend zu sein, daraus bewegt und zu Eifer gereizt werde, mich ihm zu verpflichten, zu untergeben und ganz und gar zu vertrauen als meinem liebsten Vater, Matth. 6, der allezeit das Gute, ja das allerbeste für mich suchen werde. Auf solches richte ich einen Bund mit ihm auf, darinnen ich mich ihm ganz verpflichte und gebe ihm meine Glieder zu Waffen seines heiligen Werks, ihn hinfort alles in mir schaffen, wirken und thun zu lassen, ich aber, als ein Werkzeug, sein Werk dulden wolle und mich des Meisters brauchen lassen, wozu er wolle, ja allezeit als ein gehorsam Kind mich seines gefälligen Willens fleißigen und halten wolle und davon weder zur Rechten noch zur Linken mein Lebenlang abweichen, Jos. Kap. 1 und 23; Spr. 4; 5. Mose Kap. 5, 12, 17 und 28. Des zu einer Beweisung nehme ich das reine Wasser an, daß ich fortan durch sein Anregen ein heiliges Leben führen wolle.

Wiederum verbindet sich Gott also mit dem Menschen, daß er sein Gott und Vater sein wolle, 2. Mose 29; 3. Mose 26, sich um ihn, wie ein Vater um seinen Sohn annehmen, ja alles ihm in Christo übergeben. Des zu einer Sicherheit wolle er vom Himmel herab zeugen und ihm die Gnade seines Geistes mitteilen, Joh. 16, der ihn in alle Wahrheit führe, alles in ihm ausrichte und sein Vornehmen vollbringe, damit der Mensch also in seiner Kraft ein neues Leben anfange, wie auch Paulus sagt, 2. Kor. 5: Ist jemand in Christo, so ist er eine neue Kreatur.

Schau nun hier, ob ein Kind einen solchen Bund eines guten Gewissens mit Gott machen möge, 5. Mose 1, dieweil es doch weder Gutes noch Böses weiß, wie möchte es denn erkennen solchen herrlichen Reichtum der Gnade des Allmächtigen. Weil es denn die nicht erkennen mag, vielweniger mag es sich ihm verbinden, darinnen zu wandeln. Darum ist es eine große Thorheit von einem jeden, der solches vorgiebt, und nichts anders denn eine rechte Abführung von Gott und Aufheben der rechten Ordnung und Befehls Christi.

Diese Erkenntnis aber und gutes Gewissen, wo kommt es anders her, denn wo das Herz durch Gottes Wort erwecket wird, 1. Kor. 3, und Gott das Gedeihen dazu giebet und machet es in ihm lebendig, hauet den fleischlichen Sinn ab und Pflanzet den göttlichen ein, 1. Kor. 2; 2. Pet. 1. Daher kommt denn die neue Geburt, davon Christus sagt: Es sei denn, daß der Mensch von neuem geboren werde durch Wasser und Geist, mag er nicht ins Reich Gottes kommen, Joh. 3, und ist eben der Sinn, daß wer durch Gottes Wort berichtet und demselbigen gläubig wird, dem wird sein Glaube versiegelt mit der Austeilung des Heiligen Geistes, Joel 2; Apg. 2; Eph. 1, dadurch er erneuert oder neu geboren, Tit. 3, in ein heilig, göttlich Leben eingeführet wird, darauf das Wasser empfängt zur Beweisung der Tötung des alten Menschen, Röm. 6.

Dann sprechen sie: Es steht doch hier das Wasser am ersten, darum mag man am ersten taufen, wenn nur der Glaube hernach kommt. So frage ich, ob das Wasser neu gebären möge. Wird freilich nein sagen. Dann sagen sie, Wasser thue es nicht, aber das Wort, so ins Wasser gestellet ist, thut solche Kraft. So sag ich, das Wort sei nirgends ins Wasser gestellet oder ans Wasser gebunden, sondern vielmehr sei das Wasser ans Wort gebunden, Matth. 28; Mark. 16, dieweil das Wort das Wasser befiehlt, denn nicht der Befehl ans Werk, sondern das Werk an den Befehl gebunden ist. Auch richtet sich nicht der Befehl nach dem Werk, sondern das Werk muß nach dem Befehl gerichtet werden. Wo das geschieht, so wird der Befehl das Werk heiligen, sonst bleibt es unnütz. Derhalben wird nicht das Wasser das Wort, sondern das Wort das Wasser mit sich bringen, heischen und fordern. Also wird noch klar, daß das Wort muß vorgehen, und nicht das Wasser, weil das Wasser vom Wort gefordert wird.

Also folgen die drei Zeugen, davon Johannes sagt, 1. Joh. 5: Drei sind, die da zeugen im Himmel, der Vater, das Wort und der Heilige Geist, und diese drei sind eins; also daß welchem deren eins mangelt, 1. Joh. 2; 2. Joh. 1, der hat deren keins; wer aber eins hat, der hat sie alle. Derhalben was der Vater heischet und fordert, zeiget uns das Wort. Was nun dasselbige zeiget, verbringet der Heilige Geist mit wirklicher Kraft. Der nun solches sein Werk duldet, der hat Gottes Zeugnis bei ihm, Weish. 3; 2. Kor. 6, und wird, also bewähret, ein Sohn Gottes erfunden.

Wie nun drei sind, die da zeugen im Himmel, 1. Joh. 5, also haben wir auch drei auf Erden, nämlich Geist, Wasser und Blut, und diese drei dienen auch in eins. Wenn nun jemand kämpfen wollte mit dem vorigen Spruch, da das Wasser am ersten stund, so steht nun abermals Geist voran, welcher denn der erste Zeuge ist eines gottseligen Lebens, denn da muß der ansahen ein neues Leben, göttliche Art in uns wirken und in die Kindschaft einführen: wie auch Paulus sagt, Röm. 8; Gal. 4: Derselbige Geist versichert uns des, daß wir Gottes Kinder sind; sagt aber nicht, daß es Wasser thue. Aber weil nun Gott ein abgesondertes Volk haben will von der Welt, hat er solches seinen Kindlein befohlen, daß alle die, so nun die Kindschaft ergriffen haben, mit der Taufe in das Testament der Kindschaft gezeichnet würden, darinnen den alten Menschen töten und» dem Tod Christi ähnlich sollten werden, der Welt ganz und gar absagen und ihm allein in einem heiligen Leben hinfort dienen.

Wer nun diesen andern Zeugen erlanget hat, dem wird der dritte Zeuge bald folgen, also daß er nach dem Wort Christi von jedermann gehasset wird, wie er denn sagt, Joh. 16: Es kommt die Stunde, daß wer euer einen töten wird, der wird meinen, er thue Gott einen Dienst daran. Welcher aber in diesem allen verharret, treu und fromm bleibt bis ans Ende, davon weder zur Rechten noch Linken abweichet und läßt sich nichts erschrecken, Jos. 1; Spr. 4; 5. Mose 5; Joh. 3. der versiegelt, daß Gott wahrhaftig ist, Joh. 14, derhalben er auch von Gott geliebet und zum Erbe aller Heiligen angenommen wird.

Überdas sagt Paulus, Tit. 3: Nach seiner Barmherzigkeit macht er uns selig durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes, welchen er ausgegossen hat über uns reichlich durch Jesum Christum, auf daß wir durch desselbigen Gnade gerecht und Erben seien des ewigen Lebens. Damit stimmt er, da er spricht, Eph. 5: Er hat sich selbst dargegeben für seine Gemeine, auf daß er sie heiligte, und hat sie gereiniget durch das Wasserbad im Wort, auf daß er sie ihm selbst zurichtete herrlich, die keinen Flecken noch Runzel habe. Soll es nun im Wort geschehen, so muß es vonnöten sein, das Wort zuvor zu predigen und nach geglaubtem Evangelium zu taufen. Also viel jetztmal von diesem.

Vom Abendmahl unsers Herrn Jesu Christi, darinnen er uns vorbildet, wie uns sein Leiden zum Heil diene.

Weil wir nun dahin gekommen sind zu handeln und traktieren das holdselige Geheimnis, so uns der Herr Christus in seinem letzten Abendmahl (mit seinen Jüngern gehalten) vorhält, Matth. 26; Mark. 14; Luk. 22, so wollen wir die Mißbräuche der falsch berühmten Christen (die sich fälschlich solches Brauchs unterzogen haben), fahren lassen, denn wer möchte erzählen die manigfaltigen Unbräuche, die sie da getrieben, Jes. 5; 2. Pet. 3, und das Licht verfinstert haben, ihnen selber zum Schaden. Doch muß ich den gröbsten melden; nicht darum, daß ich Lust habe zu lästern, sondern dieweil es so gar weit vom rechten Brauch ist abgeführet worden, daß auch sogar ein Greuel daraus gemachet ist und nun schwerlich einem Unberichteten der rechte Gebrauch zu begreifen ist, wo nicht der Mißbrauch zuvor ausgereutet wird.

Nun haben sie dadurch vom Leben zum Tod und vom Schöpfer auf die Kreatur gewiesen, Röm. Kap. 1 und 7, und mit dem, so allen Gläubigen zum Heil, Trost und Ergötzung gegeben war, haben sie den Tod gewirket, auf daß erschiene, wie grausam und verderblich ihre Abkehr und Verführung sei, und wie das fleischliche Israel in der Wüste, die zu Aaron sprachen, 2. Mose 32: Wir wissen nicht, was Mose auf dem Berge widerfahren ist; wohlauf mache uns Götter, die vor uns hergehen. Er aber gab ihnen Antwort: So reißet ab die goldenen Ohrringe eurer Weiber, Söhne und Töchter und bringet sie zu mir. Also thaten sie und er nahm sie von ihren Händen und entwarfs mit einem Griffel und sie machten ein Kalb daraus, und sprachen: Das sind die Götter, die uns aus Egypten geführet haben; entzogen also Gott, ihrem Erlöser die Ehre, Psalm 106, und gaben sie einem gegossenen Bild, einem Gleichnis eines Ochsen, der Gras isset.

Gleichwie Israel ihre besten Kleinode und Zier, die ihnen von Gott gegeben war, mißbrauchten wider Gott, also auch dieses Volk ihr bestes Kleinod, ihnen von Gott übergeben zur Zier, nämlich sein heiliges Wort, haben sie mißbraucht, ihnen zum Verderben, 2. Pet. 3; 2. Mose 32. Denn wie jene ein goldenes Kalb, haben diese ein gebackenes Brod aufgerichtet, von dem sie sagen: Das ist Christus, der uns mit seinem Fleisch und Blut erlöset hat, so es doch weder Fleisch noch Blut hat, Psalm 115; Baruch 6, weder Leben noch Odem, und das ihm doch selber nichts nütz sein mag, vielweniger einem andern helfen. Dennoch nimmt es niemand zu Herzen, daß er gedächte, es möchte vielleicht Betrug dabei sein.

Wiewohl nun etliche kommen und wollen es ein wenig mehr bergen und ihren Falsch decken, und sprechen: Das Brod ist nicht Fleisch und Blut, denn es ist ein schlechtes Brod wie andres, aber Christus wird darinnen genossen, uns allen zur Tröstung. So man sie denn fragt, wo das geschrieben stehe, so zeigen sie an, Matth. 26; Mark. 14; Luk. 22; 1. Kor. 11, daraus schließen sie solches. Ach der thörichten Anschläge, die die Vernunft vorwendet. Was möchte aber der Teufel für ein besser Spiel haben angefangen, denn daß er solches verkehret hat, wie auch andres mehr, wiewohl auch seine Diener darinnen zerspalten und geteilet und uneins sind, wie oben gesagt. Einer will, das Brod sei der Leib, der andre nicht, und wollen sich alle mit der Schrift behelfen.

Der erste spricht, das Brod sei nicht Brod, sondern der Leib Christi, und behilft sich mit den Worten: Das ist mein Leib, Matth. 26, und richtet also einen Greuel auf, anstatt der tröstlichen Einsetzung Christi, und spricht: Das ist Christus, so groß er am Kreuz gehangen und uns nach seinem Fleisch und Blut erlöset hat, so es doch weder Fleisch noch Blut hat, weder Odem noch Leben, weder stehen noch gehen kann, den die Mäuse fressen möchten und es dennoch nicht inne würde; und hätten also einen toten Christum, wie wollt er denn andern das Leben geben? Und müßte geschehen, wie Christus sagt, Matth. 15: Alles was zu dem Mund eingehet, kommt in den Bauch, und wird durch seinen Gang wieder ausgeworfen; so müßte ihm auch also geschehen, und käme also zuletzt vor die Säue, da würde ihm wohl eine seine Ehre widerfahren, daß auch alle andern Völker, Juden und Türken, solcher Thorheit spotten.

Wiewohl sie denn sagen: Das Brod geht seinen Gang wieder hinweg, aber Christus bleibt im Herzen. So sage ich: Wenn Christus einmal wäre Brod geworden, so müßte ers auch ewig bleiben, denn er kann sich selbst nicht verlassen, und was er worden ist, muß er bleiben. Er wurde einmal Mensch, das bleibet er nun, für und für, wahrer Mensch und Gott. Also müßt er für und für Brod bleiben, wenn ers einmal worden wäre. Überdas so müßte auch Brod für uns gelitten haben, und nicht Christus außer dem Brod, denn die Worte schon gesprochen waren; das wär dann schon den Glauben verleugnet, denn nicht Brod, sondern Christus für uns gestorben ist.

Der andre nun spricht, das Brod sei nicht Christus, sondern ein schlechtes Brod, aber Christus sei darinnen, weils auch mit den Worten: Das ist mein Leib, erwiesen sei. Also schirmet die Vernunft, wo menschliche Weisheit für die Weisheit Gottes bericht. Nun stehts nicht: Darinnen ist mein Leib, sondern: Das ist mein Leib; ändern also Christo die Worte, nur daß sie ihre Thorheit verteidigen möchten. Wenn es aber von Brod geredet war, wie sie sagen, so müßte noch der Papist und nicht der Luther recht haben, wie die Worte lauten. Denn es steht „das“ und nicht „darinnen“. Ist nun des Papstes Meinung nichts (wie sie auch nichts ist), so ist des Luthers eben so wenig. Daß es aber beides nichts ist, beweiset uns der Apostel zu den Hebräern, Heb. Kap. 2 und 5, da er spricht, er sei erfunden worden, als ein andrer Mensch, nichts denn die Sünde ausgenommen. So denn sonst nichts, denn die Sünde ausgenommen ist, so ist auch das allenthalben sein nicht ausgenommen. Ist denn das nicht ausgenommen, so wird er auch freilich nicht in einem jeglichen Stücklein Brods sein, sowohl als da er auf Erden ging und lehrete, nicht zugleich an allen Orten war, Matth. 4; Joh. 2, sondern von einem Ort zum andern wandelte.

Dann sagen etliche: Es ist wahr, er war nicht allenthalben, nun er aber verkläret ist, so ist er allenthalben. Denn was war sonst die Verklärung. Darauf sage ich: War er doch auch nicht verkläret, da er mit feinen Jüngern das Abendmahl hielt, Matth. 26; Mark. 14; Luk. 22. So er denn vor der Verklärung nicht allenthalben war, so ist er auch nicht in einem jeglichen Stücklein Brods gewesen, das er seinen Jüngern gab. Ist er denn dazumal nicht darinnen gewesen, so ist er jetzt noch weniger darinnen. Darum ist es allerdinge die Meinung Christi nicht gewesen, ist ihm auch gar nicht zu Sinnen kommen, daß er uns seinen Leib wolle zu essen geben. Denn er auch vom Vater nicht dazu gesendet war, Joh. 5; 1. Pet. 2, wie ers selbst verneinet, als die Jünger seine Worte mißverstanden, und sich darob entsetzten und sprachen, Joh. 6: Das ist eine harte Rede; wer mag sie hören? Als wollten sie sagen: Wer mag deines Fleisches essen? Sollte sonst niemand das Leben erlangen, denn der deines Fleisches esse, so wird es strenge zugehen.

Da gab er ihnen Antwort: Der Geist ists, der da lebendig machet, das Fleisch ist kein nütze, nämlich zu essen, aber uns geboren, gepredigt, für uns geschlagen, getötet, erstanden und gen Himmel gefahren, das ist uns herzlich nütz, Jes. 61 Luk. 4; 1. Pet. 1. Dazu ist er auch gesendet und nicht zum Essen. Wie aber zuvor gesagt, wir wollen den Unbrauch jetzt fahren lassen und aufs kürzeste von der Wahrheit reden.

Denn in der Nacht, da unser Herr Christus verraten ward, nahm er das Brod, dankte Gott seinem Vater, brachs, gab es seinen Jüngern und sprach: Nehmet, esset, das ist mein Leib, der für euch zerbrochen wird. Desselbigen gleichen auch den Kelch und sprach: Teilet ihn unter euch, denn das ist der Kelch, das neue Testament in meinem Blut; solches thut, so oft ihrs thut, zu meinem Gedächtnis, Matth. 26; Mark. 14; Luk. 22; 1. Kor. 11. Hierinnen giebt Christus gar nicht vor, daß er oder sein Leib will gegessen sein, sondern handelt gar etwas andres darinnen, daß man wohl bedürfte, daß sein ein jeglicher wohl wahr nehme. Denn Christus, wie er von Gott, dem Vater gesendet ist, Heb. 9, daß durch ihn das Testament der Verheißung bestätigt würde und nun die Zeit (vom Vater bestimmt) herbei gekommen war, daß solches anginge und er die verheißene Gnade jedermann, so an seinen Namen glaubete, austeilet, Apg. 13; 2. Pet. 1, dadurch sie eingepflanzet wurden der göttlichen Natur, hat er solches seinen Jüngern in diesem Essen erklären wollen.

Derhalben als er sie solches berichten wollte, Matth. 26, nahm er das Brod, dankte seinem Vater, brachs und gab es seinen Jüngern und sprach: Nehmet, esset, das ist mein Leib, der für euch gegeben wird. Hier will Christus nichts anders, denn uns anzeigen, wie er uns mit seinem Tod von Sünde, Hölle, Teufel und Tod erlöset, 2. Pet. 1, und nun der wahren, göttlichen Art und Natur eingepflanzet habe, daß wir alle, die wir das Brod mit ihm essen, mit ihm ein Brod und Leib seien. 1. Kor. 10; Kol. 1; Röm. 12. Er das Haupt und wir die Glieder untereinander, Röm. 8, doch soweit wir seinem Tode ähnlich werden und mit ihm leiden, daß wir auch mit ihm zur Herrlichkeit erhoben werden.

Das beweiset er, da er sie das gebrochene Brod essen heißt, und also ein jegliches Glied sich des Hauptes annehme und seine Trübsal, als ein Glied des Leibes in seiner Maße, erstatte, wie auch Paulus sagt, Kol. 1: Ich ersetze, was noch übrig war, die Trübsal Christi mit meinem Leib für seinen Leib, welches ihr seid. Und will nun Christus, daß die solches thun mit ihm ein Leib, eine Pflanze und ein Gewächs seien, welchen seinen Sinn er hernach (als Judas von ihnen gegangen war, Matth. 26; Mark. 14; Luk. 22) gar herrlich durch ein andres Gleichnis erweiset, da er spricht, Joh. 15: Ich bin ein rechter Weinstock und ihr die Reben, der Vater aber der Weingärtner. Denn als Christus von seinen Jüngern sich scheiden wollt, Joh. 16, darob er sahe, daß sie betrübet waren, wollt er sie mit solchem trösten, daß sie erkenneten, was er ihnen geschenket und wozu er sie geführet habe, daß sie nach seinem Abscheid sich darinnen trösten sollten, dadurch auch ihre Herzen erwecketen, solche Gnade zu bewahren und nicht zu vernachlässigen, sondern aller Wohlthat, uns vom Vater durch Christum bewiesen, stets gedenken sollten.

Darum spricht er: So oft ihr solches thut, so thut es zu meinem Gedächtnis. Das ist so viel, als wollt er sagen: Wenn ihr euch nun solcher göttlichen Gnaden erinnert, daß ihr eingepflanzet seid der göttlichen Verheißung und teilhaftig gemacht seid göttlicher Natur, 1. Pet. 1; Röm. 8, Erben aller Güter des Vaters, daß Gott in Christo unser eigen und wir sein worden sind und mit Christo ein Brod und Leib, aus vielen in eins gebracht und geführet, Joh. 15, und mit ihm ein Gewächs geworden sind, so sollen wir gedenken, daß er uns durch seinen Tod solches erworben habe, 1. Pet. 1, und uns so teuer darein erkauft, daß wirs nun uns auch lassen ernst sein, solches zu bewahren und ihm um solche Wohlthat auch dankbar erfunden würden.

Das ist nun der Sinn in diesem Handel. Wer es anders braucht, der macht eine Abgötterei daraus, die es aber nicht ist. Darum sagt Paulus 1. Kor. 11: Es prüfe sich aber der Mensch wohl, ehe er von diesem Brod isset und von diesem Trank trinket. Hier will der Heilige Geist, daß der Mensch sein wohl wahrnehmen und in sein Herz kehren soll, und besehen, ob er auch solcher Art, solcher Gnaden Christi teilhaftig und ein wahres Glied Christi sei. Denn da beweiset sich eines gegen das andre ein Glied Christi, seiner Gnaden teilhaftig, seiner Art und eines Herzens, Sinnes und Gemüts mit allen Gläubigen zu sein, und mit ihnen ein Leib und ein Brod, wie aus vielen Körnlein ein Brod, Materie und Substanz worden sei.

Welcher aber solches in ihm nicht befindet, 1. Kor. 11, der isset und trinket ihm selber das Gericht. Damit beweiset Paulus gar lauter (wer anders Augen hat zu sehen) was der Sinn Christi sei in diesem Handel. Wer aber mutwillig nicht sehen will, der trage sein Urteil. Hiemit jetzt zumal von dem genug.

Vom Schwören, davon auch jetzt viel hin und wieder gehandelt wird.

Dieweil jetzt viele also hin und wieder traktieren vom Schwören, und ein jeglicher sein Gutdünken hervorträgt, und aber doch daneben der Wahrheit fehlen, 1. Tim. 6; 2. Tim. 2, und mit ihrem erdichteten Wahn auch viele suchen irre zu machen und die Herzen zu beschweren und in die Sünde zu führen, wurde ich auch bewegt, die Wahrheit darinnen anzuzeigen und ihren Falsch, Betrug und Unverstand zu offenbaren. Nicht daß ich Lust mit ihnen darum zu zanken hätte (denn es meine, auch der Gemeinden Gottes Weise nicht ist, 1. Kor. 11), sondern allein, daß etliche fromme Herzen sich von ihnen und ihrer falschen Lehre unbefleckt behalten möchten. Matth. 16; Mark. 8.

Nun sagen sie zum ersten, es habe doch Gott selbst im alten Testament seinem Volk befohlen, daß sie bei seinem Namen schwören sollten. Nun ist der Sohn wider den Vater nicht, Joh. Kap. 5 und 17, derhalben was der Vater einmal befohlen hat, das hat der Sohn nicht geändert.

Darauf sagen wir: Wir wissen sehr wohl, daß der Sohn nicht wider den Vater ist, sonst müßte sein Reich fallen, Matth. 12; Joh. 17. Nun aber sind sie eins und will derhalben, daß auch wir in ihm also eins seien. Weil er nun mit dem Vater eins ist, er im Vater und der Vater in ihm, Joh. 14, so hat nun nicht er, sondern der Vater in ihm sein Wort oder Gesetz nicht aufgehoben, sondern erst recht, wie Paulus sagt, Röm. 3, aufgerichtet, vom Schatten in die Wahrheit. Derhalben wird uns in Christo (da die Decke Mosi hinweggethan wird, 2. Kor. 8) das Licht der göttlichen Gnaden, Jes. 49; Apg. 13, der Glanz der göttlichen Herrlichkeit entdecket und geoffenbaret, Heb. 1; Eph. 1; Hohel. 2, da weichet der Schatten, Weish. 1, auf daß uns die Sonne des göttlichen Verstandes scheine und leuchte, Eph. 1, weil in ihm alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen liegen.

Derhalben hat im alten Testament Gott durch den Befehl des Schwörens bei seinem Namen nichts andres wollen, denn sie also an seinen Namen weisen, daß sie ihn lerneten erkennen, fürchten und ehren, und wollte sie also von den Greueln abziehen, darum er ihnen auch befahl, daß sie bei dem Namen der heidnischen Götter nicht schwören sollten, dieweil sie nichts denn eitel sind. Bar. 6, derhalben er auch denen, so es thun würden, schwere Strafe verheißet, wie er sonderlich durch den Propheten Amos spricht, Amos 8: Es kommt die Zeit, spricht der Herr, daß ich einen Hunger ins Land schicken werde: nicht aber einen Hunger nach Brod und Durst nach Wasser, sondern nach dem Wort des Herrn zu hören, daß sie hin und her, von einem Meer zum andern, von Mitternacht gegen Morgen umlaufen, des Herrn Wort suchen und doch nicht finden werden. Zu der Zeit werden schöne Jünglinge und Jungfrauen verschmachten vor Durst, die bei der Sünde Samarias schwören und sprechen: So wahr dein Gott zu Dan lebet, so wahr dein Gott zu Bersaba lebet; denn sie sollen also fallen, daß sie nicht auferstehen werden.

Die Sünde aber Samarias waren die Götzen, daran sie sich versündigten, denn die alle eitel und unnütz waren, waren aus nichten hier, Jes. 41, und sollen hinfort wieder zu nichten werden. Derhalben auch alles, so durch sie bezeuget, eitel und unnütz war, und keinen Bestand hatte, und war ein Greuel vor Gottes Augen. Denn dieweil die Götzen selbst eine lügenhaftige Erfindung waren, so mochte auch nicht irgend eine Wahrheit mit bezeuget werden, Röm. 3, denn Wahrheit durch die Lüge nicht kann bestätiget werden. Überdas wer sie als einen Gott nennet, Bar. 6, die sie doch nicht waren, der redet die Unwahrheit und Lüge. Darum in dem als er ihnen verbeut bei den Götzen der Heiden zu schwören, da will er ihnen alle Lüge und Unwahrheit und eitles Geschwätz verboten haben; welches hernach der Apostel heller (da er nicht eine Decke vor sein Angesicht hängte, 2. Kor. 3), ausdrücket und spricht, Eph. 4: So leget nun ab die Lüge und redet die Wahrheit, ein jeglicher mit seinem Nächsten, dieweil ihr untereinander Glieder sind.

Dieses Wahrheit reden heißt Gott im alten Testament bei seinem Namen schwören, wie auch David desgleichen zeuget, Psalm 63: Wer bei Gott schwöret, der wird gerühmet werden, denn die Lügenmäuler sollen verstopft werden. Weil denn nun das Licht göttlicher Wahrheit heller erschienen ist in Christo, der uns den rechten Willen des Vaters geoffenbaret hat, Joh. 3, so ist er auch nicht wider, sondern mit dem Vater, Joh. Kap. 5 und 17. Israel aber, das den Namen eines Volkes Gottes trug (mehr aber in auswendigem Schein denn in der Kraft und Wahrheit), mochte den Glanz nicht fassen, 2. Mose 34; 2. Kor. 3; Heb. 9, weil die Decke noch vor ihren Augen hänget; welche Decke anzeiget, daß der Weg zur Heiligkeit noch nicht offenbar wäre, denn die Zeit der Gnade noch nicht vorhanden war. Nun sie aber in Christo geoffenbart ist, so sehen wir, daß jener Verklärung oder Erkenntnis nichts zu achten war gegen diese überschwängliche Klarheit 2. Kor. Kap. 6 und 3, uns in Christo geoffenbaret, Joh. 1, denn das Gesetz ist durch Mose gegeben, aber die Wahrheit ist durch Christum worden.

Derhalben auch Paulus sagt, Phil. 3, daß er alles was ihm vorhin Gewinn war, habe für Schaden und Dreck geachtet um der überschwänglichen Erkenntnis Christi willen. Darum Gott (dem sie anhingen) auf Hoffnung, des der kommen sollte, 1. Mose Kap. 12 und 22, und nicht das, so sie schon empfangen hatten, auf daß sie sich nicht weiter verderbten mit dem Greuel der Heiden, legt er seinen Namen in ihren Mund, wiewohl er im Herzen noch nie erkannt war, als die Worte anzeigen, da der Herr zu Mose spricht, 5. Mose 5: Alles was das Volk mit dir geredet hat, ist gut; ach daß sie ein Herz hätten mich zu fürchten und zu halten meine Gebote.

Diese Worte beweisen, daß sie ihn im Herzen wahrhaftig nicht erkannt hatten; ob ihn aber etliche aus ihnen erkannten, als die Propheten, Gal. 4, war aber doch zwischen einem Kind und Knecht noch kein Unterschied, bis auf die Zeit vom Vater bestimmet, daß er Christum sandte, durch den wir Gnade um Gnade empfangen haben. Joh. 1. Nun aber so die Wahrheit durch Christum geworden, das ist geoffenbaret ist, will er kein zeremonisch Gepräng haben, sondern weil er ein Geist ist, Joh. 4. daß man ihm auch im Geist und Wahrheit diene. Derhalben Christus, den Schatten zu vertreiben, auf daß uns das Licht der Wahrheit (welches er selber ist, Joh. 1) scheine, kommt und spricht, Matth. 5: Ihr habet gehört, daß zu den Alten gesagt ist: Du sollst keinen falschen Eid thun und sollst Gott deinen Eid halten. Ich aber sage euch, daß ihr allerdinge nicht schwören sollt, weder bei dem Himmel, denn er ist Gottes Stuhl, noch bei der Erde, denn sie ist seiner Füße Schemel, noch bei Jerusalem, denn sie ist eines großen Königs Stadt. Auch sollst du nicht bei deinem Haupt schwören, denn du vermagst nicht ein einiges Haar weiß oder schwarz zu machen, Matth. 5; Jak. 5. Eure Rede aber sei Ja das Ja ist und Nein das Nein ist, was darüber ist, das ist vom Argen, das ist der Teufel.

So nun jemand sagen wollt, wie sie es denn alles auslegen, falsch und leichtfertig Schwören sei verboten, wenn es aber aus Lieb, Not und Nutz des Nächsten geschieht, so sei es wohlgethan und nicht unrecht. Das geschieht also, wenn menschliche Vernunft vor Gottes Wissen vorbricht und wo menschliche Klugheit Gottes Geist regieren will und sich nicht denselbigen beherrschen lassen. Denn gleich also sah auch Eva die verbotene Frucht an, 1. Mose 3, und wählet ihr dieselbige aus Rat der Schlange, dem sie mehr denn dem Rat Gottes folgte, darum auch durch ihre List betrogen und in Tod geführet ward. Also noch, wer dem Menschen gefallen will, mag Christi Knecht nicht sein, Gal. 1; Jak. 4; denn hier gilt nicht die Vernunft herrschen lassen, auch nicht die Schrift nach menschlichem Dünkel oder Wohlmeinen ziehen, denn es thut es nicht; sondern man muß Gott die Ehre geben und ihm seinen Befehl ungeändert lassen.

So denn jemand sagt: Muß man denn die Schrift nur nach dem Buchstaben verstehen; nein sagen wir, sondern hier an diesem Ort und allenthalben, 2. Pet. 1, wie die Schrift durch den Heiligen Geist gestellet ist, muß man sie auch denselbigen urteilen lassen. Wer mag aber dasselbige Urteil erreichen ohne der den Heiligen Geist habe, 1. Kor. 2, sintemal der Fleischliche nichts vom Geist Gottes vernimmt, der Geistliche aber alles geistlich richtet. Die ihn aber haben, werden auch leicht erkennen, was hier von Christo gemeinet sei, und werden finden, Röm. 8, daß hier Christus aus dem Schatten die Wahrheit hervorbringet und spricht: Den Alten ist gesagt: Du sollst nicht falsch schwören, 2. Mose 20; Matth. 5, ich aber sage euch: Ihr sollt gar nicht schwören; und ist erstlich der Sinn Christi, wie das ganze Kapitel erweiset, daß er uns in eine vollkommenere Gerechtigkeit will einführen, denn jenes Volk geführet ward; als da er spricht, 3. Mose 24; 5. Mose 5: Du sollst nicht töten: ich aber sage euch: Ihr sollt auch nicht zürnen.

Item, den Alten ist gesagt: Du sollst nicht ehebrechen, Matth. 5; 2. Mose 20; Sir. 41; ich aber sage euch: Wer ein Weib ansiehet ihrer zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen. Item, den Alten ist gesagt: Du sollst deinen Freund lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde, thut wohl denen, die euch hassen, segnet, die euch fluchen, bittet für die, so euch verfolgen, auf daß ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Summa: Es sei denn, spricht Christus, eure Gerechtigkeit besser denn der Pharisäer und Schriftgelehrten, werdet ihr nicht ins Reich Gottes kommen.

Das ist nun eine Ursache, darum hier Christus das Schwören verbietet, denn er kurz will sein Volk durch Christum berufen in einer bessern Gerechtigkeit zu wandeln und seine Zeugnisse fleißiger behüten denn jene, Joh. 1, weil auch die Wahrheit in Christo völliger an den Tag gekommen und geoffenbaret ist. Die andre Ursache ist unsre Schwachheit, daß wir aus unsern eigenen Kräften weder das Kleine noch das Große vermögen, ohne was Gott in uns thut, wie die Worte beweisen, Matth. 5: Du sollst nicht bei deinem Haupt schwören, denn du vermagst nicht ein einiges Haar weiß oder schwarz zu machen, und wie er an einem andern Ort spricht, Matth. 6: Wer ist unter euch Menschen, der seiner Länge eine Elle zusetzen möge, ob er gleich auch darum sorget? Weil nun keine Kraft noch Vermögen in uns (als in uns selbst) ist, so will er nun, daß wir dem, der alles kann, wirket und thut, die Ehre geben und lassen, denn er ist ein eifriger Gott und giebt seine Ehre keinem andern, Jes. Kap. 42 und 48. Wer nun schwöret dies oder jenes zu thun, der greift Gott in seine Ehre und raubet Gott, was sein ist, Röm. 2, denn er schwöret dies zu thun, so er doch nichts vermag und dazu nicht weiß, obs auch Gott in ihm thun wolle, derhalben sagt Jakobus, Jak. 4: dafür ihr sagen sollet: Wills Gott, so will ich dies und das thun. Darum wird sich ein jeglicher Gottesfürchtiger vor solchem verwahren, ob dann gleich die Welt sehr wider ihn schreiet, derselbigen nicht achten.

Die dritte Ursache ist die, Joh. 1, daß jetzt die Wahrheit durch Christum worden oder offenbaret ist und wir aus Gnaden durch den Glauben an seinen Namen darein gepflanzet sind, also daß jetzt nicht wir, sondern die Wahrheit, (welche Christus ist) in uns lebet, der alles thut und beweiset in uns, ja auch alles redet, wie auch Christus spricht, Matth. 10: Ihr werdet es nicht sein, die da reden, sondern meines Vaters Geist wird aus euch reden. Weil nun dem also ist, so werden eines jeglichen Gläubigen Reden in Gott gestellet, bestätiget und fest, die auch nicht wanken werden, weil er sie in oder durch Gott, oder Gott durch ihn redet. Derhalben auch Jakobus sagt, Jak. 5: Eure Rede sei Ja, was Ja ist, und Nein, was Nein ist, als will er sagen: Sehet, daß ihr nicht leichtfertiger Worte seid und unbedacht schwätzet, und den Heiligen Geist Gottes (so in euch wohnet) nicht betrübet, sondern merket und habet acht, was er in euch redet, Matth. 10, oder zu reden beweget, damit ers auch ins Werk führe und eure Rede bekräftige, auf daß ihr in der Wahrheit wandelt und eure Reden Wahrheit sind, Ja, was Ja ist, und Nein, was Nein ist, Jak. 5, und schwöret denn darüber mit keinem andern Schwur.

Demnach sagt auch Paulus, 2. Kor. 1: Ach, ein treuer Gott, der verschaffet hat, daß unser Wort an euch nicht Ja und Nein gewesen ist, denn der Sohn Gottes Jesus Christus, der unter euch durch uns geprediget ist, der war nicht Ja und Nein, sondern es war Ja in ihm. Denn alle Verheißungen Gottes sind Ja in ihm und Amen in ihm Gott zum Preis. Als will er sagen, der nichts unterlassen hat, sondern alles, was er durch mich zu euch geredet, erstattet und sein Wort selbst in der Kraft und Wahrheit bezeuget, und damit geoffenbaret, daß es nicht Menschen- sondern Gottes Wort gewesen ist, 1. Thess. 2, was ich euch verkündiget habe.

So denn nun Gott in den Gläubigen alles redet oder zu reden giebet, so muß der, so solcher Reden nicht glauben und erst einen Schwur haben will, denselbigen Geist nicht haben; wer ihn denn nicht hat, ist auch nicht sein, Röm. 8. Daher wer einen zu schwören dringet, der bezeuget, daß die Wahrheit Gottes nicht in ihm ist. Und wiederum, der da schwöret, der bezeuget, daß er denselbigen nicht achtet oder wahrnimmt, denn weil er wüßte, daß sein Wort in Gott gestellet ist, darinnen alles feste wird, so wird er nicht weiter suchen, sondern sich des halten, was die Wahrheit durch ihn geredet und gezeuget hat. Wer aber in der Wahrheit steht und sein Wort in die Wahrheit gestellet hat, Joh. 14, die Gott selber ist, und suchet demnach eine andre Bezeugnis mit Schwören, der wendet sich vom Schöpfer zu der Kreatur und schwächet die Wahrheit in ihm, weil ers erst durch sich härter bezeugen will, denn es Gott schon in ihm bezeuget hat, Röm. 2, denn das heißt Gott rauben was sein ist, und ihm die Ehre (daß ers thut und thun soll) nicht geben. Darum spricht Jakobus, Jak. 4: Der da weiß Gutes zu thun und thut es nicht, dem ist es Sünde.

So nun jemand sagen wollt: Allerlei Schwören ist ja verboten, Matth. 5, aber die Wahrheit zu bezeugen mit Gott, der die Wahrheit ist, Joh. 14, ist uns nicht verboten. Darauf sag ich also: Dafür Israel (nach dem Geheiß des Herrn) Macht zu schwören hatte, war doch auch Wahrheit und nicht die Lüge, Psalm 63; 2. Mose 20, denn ihnen zur Lüge und Unrecht zu schwören verboten war; aber so sie zur Wahrheit schworen, das war ihnen erlaubt. So uns denn solches auch erlaubet wäre, so hätte es Christus wohl bei dem ersten Befehl (nach deinen Worten) gelassen, dieweil doch unrecht Schwören verboten war. Nun aber spricht er lauter, 2. Mose 20; 5. Mose 5: Den Alten ist gesagt: Du sollst nicht falsch schwören; ich aber sage euch, Matth. 5: Ihr sollt allerdinge nicht schwören.

So halte nun die Worte Christi wohl gegen einander: Er spricht: Den Alten ist gesagt: Ihr sollt nicht falsch schwören; ich aber sage euch: Ihr sollt gar nicht schwören. Und mehr spricht er, Matth. 5: Den Alten ist gesagt: Du sollst deinen Feind hassen; ich aber sage euch: Liebet eure Feinde. So ich nun meinen Feind haßte und ihm Übels um Übels vergelte, Fluch um Fluch, Streich um Streich gebe, würde ich auch recht daran thun? Freilich nein, Matth. 5; 1. Pet. 4; Heb. 12, denn das wäre die Gebote und Art unsers Meisters verlassen. Gleich eben so wenig thut der recht, der da schwöret, ob er gleich auch zu dem schwüre, das an ihm selbst die Wahrheit wäre. Denn da steht Verbot; denn es ist genug, daß sich die Wahrheit durch sich selbst bezeuget, so viel die in uns ist, denn die ist besser, edler und gewisser denn alle Zeugnisse der Menschen.

Derhalben Christus selbst sagt: Ich nehme nicht Zeugnis von Menschen, denn ich habe ein bessres Zeugnis denn Johannis Zeugnis; denn die Werke, die ich thue, die zeugen von mir; und der Vater, der mich gesandt hat, zeuget auch. Also wird er sich nun in einem jeglichen selbst bezeugen, wie viel und weit er will. Derhalben ist alles Schwören eitel, wie es immer geschieht, denn da merket er nicht auf das Zeugnis, das Gott in ihm zeuget.

Wenn dann jemand spräche: Die Liebe thut doch alles, 1. Kor. 13, darum sie auch dem Nächsten wohl zu Dienst und Nutz schwören mag, und ist nicht unrecht; so sagen wir, die Liebe thue ja alles, doch wird oder mag sie wider ihre Art nicht handeln, Röm. 18, denn sie nicht ein Täterin der Sünde sondern der Gerechtigkeit ist, und fehlet nimmermehr; daher wird sie sich vielmehr stellen zur Besserung des Nächsten und den, so es unrecht für sich hat, mit allem Ernst davon weisen. Das ist ihr Amt, 1. Pet. 3, dazu hat ihm auch Gott sein Volk erwählet und angenommen, Joel 2; Apg. 2; Röm. 8, dazu hat er auch seinen Heiligen Geist gegeben in unsre Herzen, Gal. 5, daß er in uns wider die Sünde zeuge, Joh. 16, und die Welt darum strafe. Wer ihnen nun willfähret und nicht dawider zeuget, der verläßt das Zeugnis des Geistes Gottes in ihm.

Daß sie aber sagen, Gott habe doch selbst, 1. Mose 22, geschworen, derhalben es billig nicht unrecht sein müge; antworten wir: daß Gott und Christus geschworen haben, leugnet niemand. Damit ist aber nicht erwiesen, daß es auch die Menschen Recht haben. Denn was Gott verheißt, kann er auch thun, nicht durch eines andern Hilfe, sondern alles durch sich selbst und seine eigene Kraft. Derhalben er wohl durch sich selbst zusagen und verheißen mochte. Nun hat er darüber nie gegriffen und bei einem Höheren nie geschworen, weil auch kein Höherer war, wie der Apostel zeuget, Heb. 6: Gott, da er bei keinem Höheren zu schwören hatte, schwur er bei ihm selbst, und sprach: Wahrlich, ich will dich mehren, 1. Mose 22; Joh. 14.

Weil nun Gott die Wahrheit ist, verheißt er durch sich selbst, solches zu thun und zu erstatten. Derhalben, wenn man die Wahrheit ansehen will, so ist es eben, als wenn der Mensch spricht: Ich wills thun; doch ist der Unterschied, daß was Gott verheißt, er durch sich selbst thun mag, der Mensch aber nicht, Joh. 15. Weil er nun nichts vermag, wird er billig und aus Pflicht dem die Ehre lassen, der es alles in ihm thun muß, wie Jakobus lehret, Jak. 4, und wird sagen: Wills Gott, so will ichs thun. Thut ers nicht, so entzieht er Gott die Ehre, Röm. 2, die er ihm pflichtig und schuldig ist zu geben. Weil er nun nichts vermag, 5. Mose 32; Joh. 15, so hat er auch nicht Macht bei ihm selber zu schwören, Joh. 15, denn er mags durch sich selber nicht erstatten; wie wollt er denn bei einem Größeren Macht haben zu schwören, denn wer beim Kleinsten zu schwören nicht Macht hat, der wird das Größere noch vielweniger anrühren dürfen, wie auch Christus selbst erweiset mit den Worten, Matth. 23: Wehe euch, blinden Leiter, die ihr saget, wer da schwöret bei dem Tempel, das ist nichts, wer aber schwöret bei dem Golde am Tempel, der ist schuldig. Ihr Narren und Blinde, was ist größer, das Opfer oder der Altar, der das Opfer heiliget. Darum der da schwöret bei dem Altar, der schwöret bei demselbigen und bei allem dem, das darauf ist; und wer bei dem Tempel schwöret, der schwöret bei demselbigen und bei dem, so darinnen wohnet. Und wer beim Himmel schwöret, der schwöret bei Gottes Stuhl und bei dem, so darauf sitzet.

Aus diesen Worten wird klar, daß Gott weniger beim meisten denn beim mindesten will geschworen haben. Denn die Priester hielten nicht für Unrecht, beim Altar schwören, aber beim Opfer, 3. Mose Kap. 1 und 2, weil es nun ein süßer Geruch war dem Herrn; das achteten sie als Unrecht, so einer dabei schwüre. Nun zeiget ihnen hier Christus ihre Thorheit und Unverstand, schilt sie Narren, weil sie das nicht wissen, daß der Altar mehr denn das Opfer sei, und billig erkennen sollten, weil der Unrecht thäte, der beim Opfer schwüre, daß der noch größer Unrecht thät, der beim Altar schwüre; und so der Unrecht thäte, der beim Gold des Tempels schwüre, daß der noch mehr Unrecht thäte, der gar beim Tempel schwüre, weil er nun nicht allein bei demselbigen, sondern bei dem, der darinnen wohnet, das ist bei Gott schwüre. Weil sie aber solches nicht erkenneten, verweiset er ihnen ihres Herzens Blindheit, weil sie sich vermaßen Lehrer der andern zu sein, Röm. 2; 1. Kor. Kap. 1, 2 und 15, und sich für Weise hielten und doch Narren waren, die Gottes Wissen nicht hatten.

Aus diesen Worten wird kund, daß so wenig er beim Tempel, Altar, Himmel, Erde, Haupt oder einigerlei Kreatur will geschworen haben, daß dasselbige noch weniger bei seinem Namen geschehen soll. Derhalben sagt Jakobus, Jak. 5: Vor allen Dingen, lieben Brüder, schwöret nicht, weder bei dem Himmel noch bei der Erde, noch mit keinem andern Eid. Es sei aber euer Wort Ja, das Ja ist und Nein, das Nein ist, auf daß ihr nicht in Heuchelei fallet. Allhier will Jakobus gar keinen Schwur, weder klein noch groß haben, die Heuchelei zu vermeiden. Derhalben man drehe es, wie man wolle und schmücke es aufs Zierlichste, als man immer kann, so wird doch nichts Gutes im menschlichen Schwören erfunden werden, weil Christus selbst sagt, Matth. 5: Eure Rede sei Ja, Ja, Nein, Nein, was darüber ist, das ist vom Argen. Der Arge aber ist der Teufel, Matth. 13, der das Gute von des Menschen Herzen reißt und das Böse pflanzet.

Darum werden die Frommen in der Wahrheit wandeln, 3. Joh. 1, sich von ihr regieren und führen lassen und sich derselbigen halten und was die in ihnen erreget, redet und thut, dasselbige glauben und bewahren, und das um der Wahrheit willen, Matth. 13; Joh. 14, die Gott selber ist und in ihnen wohnet, 3. Mose 26. Daher sie keines Schwörens bedürfen werden, 2. Kor. 6, noch begehren. Um derer willen, die draußen sind, gebühret es uns gar nicht ihnen nachzuthun, sondern vielmehr wider ihre Sünde zu zeugen, Joh. 16, weil Gott seinen Geist darum gegeben hat, daß er die Welt um die Sünde strafe. Derhalben sehe man den lieben Paulus ein wenig an und brauche nicht seine Schriften zum Deckel der Bosheit, 2. Pet. 3, und verwirre sie keiner zu seiner selbst Verderben. Also viel wollen wir auf dies Mal von dem Schwören geredet haben.

Von der Obrigkeit und ihrem verordneten Dienst.

Weil wir so viel der Obrigkeit halben angefochten werden, was wir doch von ihr halten, ob sie von Gott verordnet sind und Christen sein mögen oder nicht, wollen wir die Wahrheit nicht verhalten und nichts ohne oder außer Grund der Wahrheit vorbringen, auf daß man sehe, daß wir nicht von der Wahrheit geschritten, sondern all unser Vornehmen darinnen gegründet sei, und wir in der Wahrheit wandeln. Darum wir niemand nichts zu leide reden, auch nicht zu lieb schweigen wollen, auch uns selber nicht, sondern die Wahrheit, wie sie Gott in uns gelegt hat, zeugen, weil uns der Herr befiehlt und spricht: Ihr werdet meine Zeugen sein an das Volk, Apg. 1. Darum wollen wir nach seinem Wort reden. Wer Ohren hat zu hören, der höre.

Es ist klar und offenbar, daß weil Gott, der Allmächtige aus seiner Gnade den Menschen nicht so gar verwerfen wollt, daß er menschliches Geschlechts nicht wieder gedenken oder erbarmen wollt und sie zu Gnaden annehmen, darum er auch mitten im Zorn seiner Gnaden gedachte und verhieß den Segen von des Weibes Samen, 1. Mose 3, mußte aber doch des Lustgartens zu Eden beraubt sein. Weil denn Gott seine geneigte Barmherzigkeit nicht gar wegnahm, war er selbst Obrigkeit über die Menschen und strafte den, so Übels that, liebte aber den Frommen, wie in Abel und Cain klärlich gesehen wird. Gott liebte den Abel, da aber Cain mißgehandelt, 1. Mose 4, strafte ihn Gott selbst, da er sprach: Cain, was hast du gethan? Siehe, die Stimme deines Bruders Blut schreiet zu mir von der Erde. Und nun verflucht seist du auf der Erde, die ihr Maul hat aufgethan und deines Bruders Blut von deinen Händen empfangen. Wenn du den Acker bauen wirst, soll er dir sein Vermögen nicht geben; unstät und flüchtig sollst du sein auf Erden.

Das war nun die Regierung des Herrn, so strafet er die Übelthäter, wie es auch in Adam und Eva ersehen wird, 1. Mose Kap. 3 und 4. Die Frommen aber liebet er, und so sie von den Ungerechten gedränget wurden, so war Gott darüber Richter und ließ das unschuldige Blut nicht ungerochen, wie er auch noch thun wird, wie er durch den Mund seiner Propheten verheißt, Joel. 3: Wenn ich den Menschen alle ihre Sünden nachließe, so will ich ihnen doch nicht nachlassen das unschuldige Blut, das sie vergossen haben. Derhalben spricht Christus. Matth. 23: Auf daß über sie komme, alles gerechte Blut, das vergossen ist von Abel an bis auf das Blut Zachariä. Also regieret Gott selbst und richtet die Menschen durch seinen Geist, bis sich die Menschen gar verderbten und der fleischliche Sinn in ihnen überhand nahm, dem ein jeglicher folgte.

Da sprach Gott, 1. Mose 6: Mein Geist soll nicht immerdar zanken mit den Menschen, denn sie sind Fleisch. Siehe hier, was Gott beweget, daß er das Regiment seines Geistes hinnimmt vom Menschen. Nichts anders, denn das verderbte Wesen und fleischliche Gemüt der Menschen. Denn weil sie nicht mehr gehorchen wollen, sondern lassen sich die Sünde überwinden, Weish. 1, weicht Gottes Geist von ihnen. Noch wollt er sie nicht gar ewig verwerfen, darum gab er ihnen nach der Sündflut ihre Obrigkeit, wie auch der weise Mann spricht, Sir. 17: Gott hat in allen Landen Herrschaft gesetzt. Damit stimmet Paulus, Röm. 13: Alle Obrigkeit, so allenthalben ist, die ist von Gott verordnet. Wozu aber? Zu einer Dienerin Gottes zur Rache über den, der Böses thut, 1. Pet. 2.

Denn weil Gott nicht mehr wollt seinen Geist mit den Fleischlichen zanken lassen, 1. Mose 6, und doch auch nicht wollt, daß die Erde ganz mit Blut befleckt würde, 1. Mose 9, und daß die Übelthäter ungestraft blieben, mußte er ein Werkzeug zu der Strafe haben. Das war, wie gemeldet, die Gewalt, Röm. 13; 1. Pet. 2. Welcher er auch befahl, daß wer Blut vergieße, desselbigen Blut wieder sollt vergossen werden, 1. Mose 9. Aus dem wird kund, daß die Gewalt und Obrigkeit mehr aus Gottes Zorn und Strafe, denn aus einem Segen erwachsen ist, Weish. 1. Über das alles, wie er ihnen Gewalt gegeben hat über alles Fleisch, hat er ihm doch die oberste Gewalt vorbehalten, daher offenbar ist, daß er will, daß sie auf ihn sehen und merken, daß sie nichts aus ihnen selbst, aus eigenem Vornehmen und Mutwillen handeln sollten, sondern als eine Rute sich von dem brauchen lassen, der sie führet nach seinen» Willen und Gefallen, Je. 10.

Und das ist alles die Langmütigkeit des Allmächtigen, der da nicht will, daß jemand verloren werde, 2. Pet. 3, sondern daß sich jedermann zur Buße kehre. Denn ob es wohl die Menschen vor ihm verderbet haben, daß er sie billig alle vertilgete, Luk. 4, ist er doch noch seiner Erbarmung eingedenk, Matth. 5, und will ihnen wohl, darum er auch allezeit das Gute für sie trachtet, ob sie dermaleinst solches erkenneten, Spr. 1; 1. Tim. 2, und sich zu ihm bekehreten und heil würden. Wo nicht, so wird doch der Herr nicht lügen. Ps. 50, und wird sich einmal umwenden, hinreißen und verderben, daß kein Erretten mehr da sei; denn der Mund des Herrn hat's also verheißen.

Derhalben wo sich nun die Gewalt durch sich selbst oder aus ihrem Mutwillen untersteht zu handeln, so sträubt sich der Stecken wider den, so ihn führet, die Axt wider den, so damit hauet und die Säge kratzet den, der sie ziehet, Jes. 10. Hierinnen wird ganz klar, daß sie nichts anders, denn ein Werkzeug sind, durch das Gott die Bösen strafen will. Nun kann das Werkzeug von ihm selbst nichts Gutes ausrichten, allein es lasse sich den Meister nach seinem Willen brauchen. So das geschieht, so wird ein gestaltet Werk, sonst bleibt es immer ungethan.

Also auch die Gewalt, ob sie gleich lange nach ihrem Mutwillen handeln, richten sie nichts Gutes an, weil sie sich nicht von dem brauchen lassen, der sie dazu geordnet hat, sondern selbst durch sich nach ihrem Mutwillen handeln wollen. So strafet denn Gott die Rute samt denen, die sollten geschlagen werden, Jes. 3, also daß sich die Unterthanen setzen gegen die Obrigkeit, denn wie sie sich wider den, so sie führen sollt, setzen, ist ihr rechtes Urteil, daß sie Gott mit ihren eigenen Sünden straft und ihnen wiederum ein solch ungehorsam Volk zuschicket, damit sie sich unter einander hasseten und gehässig würden, ob sie dadurch erkennen möchten das Übergehen ihres Amtes, und dem die Ehre ließen, der sie zu solchem verordnet hat.

So sie es aber nicht dermaßen bedenken wollen, sondern sich zum Vertilgen und Ausrotten der Völker wenden, Jes. 10, so wird auch der Herr die Frucht derselbigen hochmütigen Herzen und Augen heimsuchen, (darum, daß sie ihnen solche Gewalt, Kraft und Vermögen zuschreiben) nicht allein in dieser, sondern auch in der künftigen Welt. Wie denn der weise Mann anzeiget, Weish. 16; Nehmet zu Ohren, ihr, die ihr über viele herrschet, die ihr euch erhebet über den Völkern. Denn euch ist die Obrigkeit gegeben vom Herrn und die Gewalt vom Höchsten, welcher wird fragen, wie ihr handelt und forschen, was ihr ordnet, denn ihr seid seines Reichs Amtleute, aber ihr führet euer Amt nicht und haltet kein Recht und thut nicht nach dem, das der Herr geordnet hat. Er wird gar schrecklich und kurz über euch kommen und es wird gar ein scharf Gericht gehen über die Oberherren, denn den Geringen widerfahret Gnade, aber die Gewaltigen werden gewaltiglich gestraft werden. Also von der Strafe der Obrigkeit genug.

Weil aber niemand ist, der des Rechtes von Herzen begehret, Röm. 3, ist auch billig ihre Strafe, wie er verheißen hat, Jes. 3, er wolle ihnen Kinder zu Fürsten geben und weibische oder unverständige Leute sollen sie beherrschen. Das alles versuchet Gott mit den Menschen zur Besserung; wenn es aber zuletzt gar nicht helfen will, läßt er seinen Zorn gehen, wie er geredet hat, Amos 3. Also ließ er fahren alle Völker und erwählet ihm ein einig Volk, nämlich Israel, deren Gott und König er sein wollte, wie ers auch deutlich ausspricht durch den weisen Mann, Sir. 17: In allen Landen hat er Herrschaften verordnet, aber über Israel ist er selbst Herr worden. Darum er ihrer hütete, wie der Schafe, Psalm 23 und 105, und führet sie hin unk her und läßt sie keinen Menschen beleidigen.

Um ihretwillen strafte er Könige und mächtige Völker und sprach: Tastet meine Gesalbten nicht an und handelt meinen Propheten nicht übel. Diese nennt er auch sein Erbe und Kinder, Jes. 19; Ps. 28; 3. Mose 26. Also ist er ihr Vater, Herr und König und herrschet über sie, regieret und führet sie, 3. Mose 16; 5. Mose 9. Wiewohl sie oft wider ihn sündigten, verließ er sie doch um seines Namens willen nicht, bis sie nach viel gethaner Sünden auch um einen König baten, 1. Sam. 8, und sprachen zu Samuel: Setze einen König über uns, der uns richte, wie alle Heiden haben.

Als aber Samuel ihnen das Recht des Königs vorlegte, sie von solchem Vornehmen abzuschrecken, folgten sie doch nicht, und weigerten sich dem treuen Rat Samuels zu folgen und sprachen: Mit nichten, sondern ein König soll über uns herrschen, daß wir seien wie auch alle andern Völker, daß uns unser König richte und vor uns herziehe und unsern Krieg führe. Der Herr aber sprach zu Samuel: Gehorche der Stimme des Volks in allem dem, das sie zu dir gesagt haben, denn sie haben nicht dich, sondern mich verworfen, daß ich nicht soll König über sie sein. Sie thun dir, wie sie immer gethan haben. Von dem Tag an, da ich sie aus Egypten geführet habe, bis auf diesen Tag haben sie mich verlassen und andern Göttern gedienet. So gehorche nun ihrer Stimme. Weil sie nun je und je den Allmächtigen verließen und überdies alles noch eines Königs begehrten, sprach Samuel, 1. Sam. 10: Also spricht der Herr: Ich habe euch aus Egypten geführet und euch von der Egypter Hand und aller Könige, die euch zwangen, errettet, und ihr habt heute euren Gott verworfen, der euch aus allem Unglück und Trübsal geholfen hat, und sprechet zu ihm: Setze einen König über uns; als wollt er sagen: Es ist alles zu wenig, was ihr wider Gott gethan habt, ihn zu erzürnen, darum ist auch sein Zorn über euch entbrannt, und giebt euch einen König; siehe, da ist dein König, 1. Sam. 12.

Weiter spricht der Herr: Du sagtest, Hos. 13: Gieb uns Könige und Fürsten. In meinem Zorn gab ich dir einen König, in meinem Grimm nehme ich ihn auch wieder. Aus diesen Worten allen wird offenbar, daß Gott nur aus Zorn und nicht aus Gunst die Menschen zu Oberen geordnet hat, und erst nach dem Abtreten, als sie Gott verließen und sich den fleischlichen Lüsten und Sünden begaben, gab er ihnen Menschen zu Oberen, damit sich sein Geist nicht immer mit ihnen zanke, 1. Mose 6, und daß nun nicht allein den Heiden, sondern auch den Juden, wie oben gemeldet, der Herr sagt, 1. Sam. 8: Sie haben mich verworfen, daß ich nicht König über sie sein solle. Derhalben ist die weltliche Gewalt ein Zeichen, Bild und Erinnerung des Abkehrens von Gott, und sollte billig allen Menschen eine Ursache sein, in sich zu kehren und zu bedenken, wo sie hin gekommen wären, und also Ursache nehmen, sich um so eher wieder zu Gott zu wenden, dem sie entfallen sind. Wer ist aber, der es solcher Gestalt betrachtet? Weil es nun niemand zu Herzen nehmen will, so wird auch zuletzt über sie kommen, Offb. 19, das denn billig kommen soll.

Also sehen wir, woher erstlich die weltliche Gewalt gekommen und was Gott beweget hat, dieselbige zu geben. Wozu sie aber geordnet sei, ist auch gesagt, Röm. 13; 1. Pet. 2, nämlich zur Rache über den Bösen. Denn weil sich die Menschen den Geist des Herrn nicht wollen regieren lassen, so muß Gott eine andre Rute brauchen, auf daß er sie dadurch zwinge, sich vor Schaden zu bewahren, und das Land nicht gar mit Blutschulden besteckt würde und er die ganze Erde nicht ihrethalben vertilgen müßte, sondern behalten würde bis auf den verheißenen Samen, in dem alles zurecht sollte gebracht werden. Welcher, als er kommt um ein neues Reich anzurichten, kommt er nicht mit großem Gepräng weltlicher Art, sondern als geschrieben steht, Zach. 9; Matth. 21; Joh. 12: Du Tochter Zion, freue dich sehr und du Tochter Jerusalem, jauchze. Siehe dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitend auf einem Esel und auf einem jungen Füllen der Eselin. Der kommt nun nicht zum Zorn, nicht zur Rache, nicht zum Verderben, sondern selig zu machen, Luk. 9; Joh. 12. Der berufet nun zu ihm und spricht, Matth. 11: Kommet und lernet von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; daher alle die, so in sein Reich kommen wollen, müssen seiner Art werden, und seines Geistes und Sinnes, Röm. 8; 1. Kor. 2; 2. Pet. 1. Darum auch straft er seine Jünger, da sie Rache üben und bitten wollten, daß Feuer vom Himmel fiele und verzehrete die, so sie nicht aufnahmen, und sprach. Luk. 9: Wisset ihr nicht, welches Geistes Kinder ihr seid. Des Menschen Sohn ist nicht gekommen, der Menschen Seelen zu verderben, sondern selig zu machen; als will er sagen: Was wollt ihr denn ansahen, das ist meines Sinnes nicht. Wollt ihr meine Jünger sein, müßt ihr solches nicht brauchen, denn ich nicht dazu gesendet bin, daß ich Rache brauche.

Siehe, hier hebet Christus in seinem Reich die Rache aus, will nicht äußere Rache und Verderbung der Menschen brauchen. Daher er auch in der Gemeine seines Reiches befiehlt und spricht, Matth. 5: Zu den Alten ist gesagt: Hand um Hand, Auge um Auge, Zahn um Zahn. Ich aber sage euch, daß ihr nicht widerstreben sollt dem Übel, sondern so dir jemand einen Streich giebt auf den rechten Backen, dem biete den andern auch dar. Und so jemand mit dir rechten will und dir den Rock nehmen, dem laß auch den Mantel. Siehe, wie hier Christus der Obrigkeit ins Amt greifet, denn ihr war befohlen, Blut um Blut zu vergießen, 1.Mose 9, Hand um Hand, Auge um Auge, Zahn um Zahn zu verderben, 2. Mose 21; 8. Mose 24; 5. Mose 19.

Aber Christus in seinem Reich giebt uns ein andres für und will nicht Rache geübet haben, wie uns auch Paulus lehrt, Röm. 12: Rächet euch selbst nicht, lieben Brüder, sondern gebet Raum dem Zorn Gottes. Also will hier, Matth. 5, Christus dem Übel gar nicht zu widerstreben, nun nicht allein die Unterthanen, sondern alle Menschen, die in sein Reich kommen. Denn weil er der Obrigkeit ins Amt greift und will es nicht in seinem Reich gebraucht haben, so sagt ers freilich nicht denen allein, die es bereits vorhin nicht Macht hatten, sondern vielmehr denen, die es gebrauchten, daß sie es abstellen sollten und Gott allein die Rache lassen, wenn sie nun in sein Reich kommen. Die andern aber läßt er in ihrem Wert und Brauch.

Derhalben sagt er, Joh. 18: Mein Reich ist nicht von dieser Welt, denn wo mein Reich von dieser Welt wäre, so stünden meine Diener da, für mich zu streiten, auf daß ich nicht in der Juden Hände gegeben würde. Siehe, ein König Himmels und der Erde, Matth. 28, was für Gewalt, Kraft, Macht und Herrlichkeit er hat. Siehe, was für Kriege er führet wider die, so ihn wollten töten, schaue, wie mit gewaltigem Heer er wider sie auszeucht, wie er in den Feind schlägt, Matth. 26, da er zu Petro spricht: Steck dein Schwert wieder an seinen Ort, Joh. 18. Meinest du nicht, daß ich den Vater bitten könnte, daß er mir etliche Legionen Engel schicke für mich zu streiten. Siehe, wie übet er Rache, daß er das abgeschlagene Ohr des Malchus ergreift und setzt ihms wieder an, Luk. 22.

Wer nun mein Jünger sein will, spricht er, der nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach, Mark. 10; Joh. 12. Darum befiehlt er weiter und spricht: Ihr sollt dem Übel nicht widerstreben, thut wohl denen, so euch übel thun, betet für eure Verfolger; segnet die euch fluchen, auf daß ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel, der den Sonnenschein und Regen giebt über die Frommen und Bösen.

Daher wird offenbar (weil er auch sonderlich sagt, daß sie nicht der Rache Kinder seien), Luk. 9, daß Christus in seinem Haus oder Reich nicht Diener der Rache, sondern des Segens, Liebe und Wohlthat haben will, wie er auch gewesen ist. Wer nun diesen Geist nicht hat, der ist nicht sein, Röm. 8.

Wenn denn jemand sagen wollt: Nun nennet sie doch Paulus Gottes Diener, Röm. 13, wie möcht denn das nun sein, daß sie nicht Christen und doch Gottes Diener wären, so sagen wir also, daß es wohl sein mag heut, wie vor Zeiten auch. Denn wer ists, der nicht wisse, daß vor Zeiten allein Israel ein Volk des Herrn war, Amos 3, das er ihm aus allen Völkern erlesen hat, und alle Heiden wie nichts vor ihm waren, Jer. 43, dennoch nennet er Nebucadnezar seinen Knecht, da er spricht: Ich will hin senden und meinen Knecht Nebucadnezar, den König von Babel, holen lassen und will seinen Thron über diese Stämme setzen, Jes. 10. Also er auch den König von Assyrien einen Stab oder Rute seines Zorns nennet, und seine Hand eine Stärke seines Grimmes, damit er die Heuchler, das Volk, das seinen Zorn verdienet hat, schlage.

Nun waren diese Gottes Diener und doch nicht Juden, also ist es heute noch, denn Gott hat zweierlei Diener, Diener zur Rache den Bösen, Röm. 13; Hos. 13, weil sie auch im Zorn gegeben sind. Christus aber ist gekommen, nicht zur Rache, sondern zum Segen, Gal. 3, daher auch die in ihn gepflanzet sind und seine Diener sind, nicht mehr zur Rache, sondern zum Segen dienen sollten, 1. Thess. 5; Eph. 4, auf daß eins durch das andre erbauet werde, und wir zugleich in der Erkenntnis Christi wachsen, zunehmen und ein vollkommener Mann werden in dem vollkommenen Alter Christi, das ist ein heilig, unsträflich und unbefleckt Leben, 1. Pet. 1; Phil. 2, überkommen, auf daß wir heilig seien, wie er heilig ist, 3. Mose Kap. 11 und 19; 1. Pet. 1.

Alsdann sprechen sie: Nun ist der Sohn nicht wider den Vater, darum er auch das, so der Vater einmal verordnet hat, nicht zerbricht noch hinnimmt, Sir. 17; Röm. 13. So hat der Vater die Obrigkeit verordnet, darum muß sie auch in Christo bleiben, sonst war der Sohn wider den Vater. Es ist wahr, daß der Sohn nicht wider den Vater ist, Joh. 17, sondern sie beide zugleich eins sind. Daraus folget aber nicht, daß was der Vater allenthalben geordnet hat, in Christo bleiben müsse, denn also war die Gnade Christi vergebens. Ursache: Der Vater hat durch die Übertretung den Tod in alle Menschen gerichtet, 1. Mose 3; Röm. 5; Matth. 27; Mark. 15; Luk. 23, Christus aber hat durch seinen Tod dem Tod die Gewalt und die Macht genommen, und hat das Leben gerichtet in allen, die an seinen Namen glauben, Hos. 13; 1. Kor. 15; 2. Tim. 1; Heb. 2; Joh. 5, ist darum nicht wider den Vater, sondern hat vielmehr die Verheißung des Vaters erfüllet, 1. Mose 3.

Weiter: Gott ordnete, gab und befahl Abraham die Beschneidung so hart, daß welches Knäblein nicht beschnitten würde, des Seele soll ausgerottet werden von seinem Volk. Dennoch höret sie in Christo auf, 1. Kor. 7; Gal. Kap. 5 und 6; Matth. 5. Auch hatte der Vater befohlen, den Freund zu lieben und den Feind zu hassen, welches, da es Saul nicht that, sondern des Feindes der Amalekiter verschonte und leben ließ, vom Königreich verstoßen ward, 1. Sam. 15; Matth. 5. Dennoch befiehlt Christus nicht allein die Freunde, sondern auch die Feinde zu lieben. Also findet sich viel, das der Vater geordnet hat, als Opfer, Sabbath und dergleichen, und doch in Christo, Kol. 2, (in dem das Wesentliche selber ist) aufhöret und endet. Darum muß man nicht so frech reden, daß der Sohn darum wider den Vater sei, sondern vielmehr also sagen: Was der Vater in Christo geordnet hat, das wird auch in ihm bleiben und nicht geändert, Joh. Kap. 14, 15, 2 und 3, als da ist Liebe, Friede, Einigkeit, Joh. 14; Eph. 2; Joh. 17, und Gemeinschaft, Apg. Kap. 2 und 4. Was er aber außer Christo geordnet hat, als Tod, Zorn, Röm. 5; Eph. 2, Ungnade, Fluch. Jes. 10; 5. Mose 27, Maledeiung, Rache, Gal. 3; Röm. 13; 1. Pet. 2, und ihre Diener, das wird sich auch in Christo nicht schicken.

Damit würde sich ein jeder selber bescheiden. Wer aber diesen Unterschied nicht hat und darauf merket, mag zu keinem rechten Verstand kommen, daran mangelt es auch aller Welt. Nun aber ist Christus der völlige Segen des Vaters, Joh. 1, also daß wer den Segen von Gott erben will, ihn durch Christum empfahen muß. Weil nun in Christo der völlige Gottessegen ist. Kol. 1; Joh. 1; Gal. 3, ja Christus selber der Segen ist, 1. Mose Kap. 3, 12, 15, 21, 22, 26, 40; Apg. 3; Gal. 3, den Vätern verheißen, uns aber geleistet und gegeben, so kann und mag das, so im Zorn, Fluch, Ungnade und Grimm gegeben und geordnet ist, sich in Christum nicht schicken, Luk. 2; Apg. 13; Hos. 13, denn weil der Segen kommt oder gekommen ist, so höret der Zorn auf, Luk. 9; Joh. 1; Eph. 2. Nun ist die Obrigkeit im Zorn gegeben und ihr Amt im Grimm geordnet, da sie den Herrn verwarfen, daß er nicht König über sie sein solle, Hos. 13; Jes. 10; 1. Sam. 8. So kann nun des Segens Kind nicht des Zorns und der Rache Diener sein, Röm. Kap. 8 und 13; 1. Pet. 2.

Dann sagen sie: David war doch auch eine Obrigkeit und König, dennoch war er fromm und gefiel Gott, warum nicht auch jetzt? Luk. 9; 2. Sam. 2. Sagen wir: Daß der fromme und Gott gefällige David ein König war, ist wahr; daß es aber dazumal die Zeit trug und jetzt nicht leiden will, ist dies die Ursache, daß noch zur selben Zeit, Heb. 9, der Weg zur Heiligkeit nicht offenbar war, und Gott aber wiewohl Israel Übels that, Richt. 2,8-12; Jer. 7; Amos 5, daß er sie auch billig von seinem Angesicht verworfen hätte, aber um seines Namens willen, 5. Mose 9; Apg. 13, unterließ ers und duldete ihre Weise bis auf die Zeit, daß Christus gesendet wurde, Apg. 17, wie auch Paulus zeuget: Gott hat die Zeit der Unwissenheit übersehen, nun aber gebeut er allen Menschen an allen Enden, Buße zu thun.

Auch war zu der Zeit die Rache noch nicht aufgehoben, sondern ihnen erlaubet, wie Christus selber spricht, Matth. 5: Den Alten ist gesagt: Du sollst deinen Freund lieben und deinen Feind hassen. Dieweil ihnen denn das erlaubet war, wiewohl die Rache Gottes war, 5. Mose 32; Röm. 12; Heb. 10, sowohl als noch heute, so mochten sie mit der Hand mitwirken, wie man das denn viel hin und her in der Schrift siehet, daß sie es aus Gottes Befehl gebraucht haben. Darum auch der Fromme dazumal billiger ein König war über Israel, denn der Unfromme (weil er auch eine Figur Christi war), 1. Mose 14; 4. Mose 21; Jos. Kap. 8. 9, 10, 11; Richt. Kap. 1, 4, 7, 11, 20; 1. Sam. Kap. 11, 15, 17, und durchaus der rechte König des heiligen Berges ist, Apg. 2; Gal. 3, auf den sie unter dem knechtischen Joch warteten, Joh. 1.

Nun aber der gekommen ist, das Reich eingenommen und bereitet hat, Eph. 5; Offb. Kap. 1 und 5, und die Kinder von den Knechten geschieden, Joh. 8; Gal. 4; Joh. 1; Röm. 8; Gal. 3; Eph. 2, daß die ihre verheißene Freiheit empfangen haben, Hos. 13, welche uns nicht im Zorn, sondern aus dem Segen, Gnade und Liebe Gottes gegeben ist, 1.Joh. 3; Röm. 5;1.Joh. 4, so höret auf, was im Zorn, Grimm und Ungnade gegeben ist, Hos. 13.

Dem nach sprechen sie: So kann nach deinen Worten keine Obrigkeit selig werden, so doch Gott nicht will, daß ein Mensch verloren werde, Hes. 33; 1. Tim. 2, sondern alle zur Erkenntnis kommen, genesen und selig werden, das war der Obrigkeit also versperret. Darauf sagen wir mit Paulo, 1. Tim. 2: Gott will, daß alle Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit kommen, genesen und selig werden. Daß aber Viele seinem Willen nicht folgen, Jes. 1; Matth. 23; Luk. 13; Jes. 55; Joh. 7, seiner Stimme nicht gehorchen, da ist die Schuld ihnen, denn Christus spricht: Wer beschweret ist, der komme zu mir. Er nimmt hier niemand aus, Joh. 6. Wer zu ihm kommen will, den wird er nicht hinausstoßen, darum auch wohl die Obrigkeit zu ihm kommen mag, Eph. 2, es ist ihr ebenso frei, als den Unterthanen, (Matth. 19; Mark. 10; Luk. 18, obs wohl schwerer zugeht), allein daß sie Christi Werk dulden und leiden, Joh. Kap. 5 und 15. Wo aber der wirket, da wird er nichts anders, denn was seiner Art ist, wirken, gleichwie auch der Weinstock nicht anders, denn seiner Art Frucht giebt, und alle Reben an ihm beweisen sich wie er.

Also in Christo, wer ihm eingesetzt, eingepflanzet und eingezweigt ist, Eph. 2; Joh. 15; Röm. 11, der wird sich nicht anders, denn seiner Art beweisen, nämlich sich seiner selbst und seiner Herrlichkeit entäußern, 1. Kor. 2; 2. Pet. 1; Phil. 2. Darum er auch zu seinen Jüngern spricht: Die weltlichen Könige heißt man gnädige Herren, und die Gewalt haben, herrschen über das Volk; ihr aber nicht also, sondern wer der Größeste ist unter euch, sei euer aller Diener: Matth. 20; Mal. Kap. 9 und 10; Luk. Kap. 9 und 22. Warum das? Darum, daß es sein Sinn und Art war, und er es auch selber that, 1. Kor. 2; Apg. 17; Joh. 13. Er kam nicht, daß man ihm dienen sollte, sondern daß er dienen wollte. Er hat uns damit ein Vorbild gegeben, 1. Pet. 2, daß wir sollen nachfolgen seinen Fußstapfen.

Denn welcher Christi sein will, der muß sich ihm ganz begeben. 1. Kor. 3; Röm. 6, also daß er auch mit Paulo sagen möge, Gal. 2: Ich lebe jetzt nicht, sondern es lebet Christus in mir, und: Christus ist mein Leben, Phil. 1. In welchem nun Christus, und nicht er selbst lebet, ob er wohl eine Obrigkeit wäre, so würde doch Christus in ihm beweisen eben das er selber auch that, Röm. 13; Phil. 2; Joh. 18. nämlich daß sein Reich nicht von dieser Welt wäre, der auch floh, da man ihn zum König machen wollte, Joh. 6. Wie wollten sich denn die Glieder wider das Haupt und die Reben wider die Wurzeln sträuben, Röm. 12; 1. Kor. 12; Joh. 15; Röm. 11; Jes. 10, dieweil doch der Knecht nicht über den Meister ist, Matth. 10; Luk. 6; Joh. Kap. 13 und 15; denn Christus heute noch ebensowenig in seinen Heiligen weltliche Pracht führet, als die Zeit seiner Pilgerfahrt hier auf Erden, denn wer mit ihm will erhöhet werden, der muß sich zuvor mit ihm erniedrigen, Joh. Kap. 6 und 18; 1. Pet. 5; Jak. 4; Phil. 2, und alles entäußern.

So nun irgend eine Obrigkeit mit ihm die Pracht und Herrlichkeit verläßt und nimmt eine arme, niedrige, ringe und knechtische Gestalt an sich, 2. Kor. 6; Joh. 13; Phil. 2; Gal. 6; 2. Thess. 3, begiebt sich jedermann zu dienen, jedermann in Christo zu gehorchen und unterthan zu sein, Heb. 13; 1. Pet. 5, daß er auch mit Paulus sagen möge, 1. Kor. 9: Wiewohl ich frei war, habe ich mich doch jedermann um Christi willen zum Knecht gemacht, so ist ihm der Eingang ins Reich Christi unversperret. Weil aber das nicht geschieht, und er noch unzerbrochen und in seiner Herrlichkeit bleibt, mag er Christi Jünger nicht sein, Matth. 10; Luk. 14.

Summa: Weil die Obrigkeit im Zorn gegeben ist, zur Rache den Übelthätern, so ist der, so ihrer Strafe verfällt, in Fluch gefallen, Hos. 13; Röm. 13; 1. Pet. 2; Gal. 3, darum Gottes Zorn, Grimm und Rache über ihn geht, nämlich die Strafe der Obrigkeit, die der Rache, Grimm und Zorn Diener ist, von welchem Zorn, Grimm, Rache und Fluch uns Christus erlöset und gefreiet hat, Röm. 13; Joh. 8; Gal. 3; Röm. 8, und uns der Gnaden Kinder gemacht, die nun nicht der Rache Diener sein mögen, Luk. 9. Also mag die Obrigkeit kein Christ oder kein Christ eine Obrigkeit sein, denn einer ist unser König, Christus, vom Vater eingesetzt, Psalm 2, auf seinem heiligen Berge.

Was war denn nun sein Amt? Blut zu vergießen? O nein, denn er spricht: Des Menschen Sohn ist nicht gekommen der Menschen Seelen zu verderben, sondern selig zu machen, Luk. 9. Oder aber soll er Krieg führen? Ja zwar einen sehr großen Krieg Wider Hölle, Teufel und Welt, die er alle überwunden hat, Joh. 16; Matth. 26, zu welchem Streit aber weder Spieß noch Schwert gebrauchet wird, desselben Kriegens wir auch wahrnehmen sollen und uns mit Gottes Rüstung wohl rüsten, auf daß wir mit ihm siegen, Eph. 6; Offb. Kap. 2, 3 und 22, aber weltlichen Krieg wie auch er verachten.

Was war denn sein Amt, dieweil er nicht kriegte, Gerichtshändel führte, und Blut vergoß? Das zeiget uns gleich David, da er spricht, Psalm 2: Ich will das Gesetz des Herrn predigen, wie mir der Herr befohlen hat, und abermals: Ich will deinen Namen verkündigen meinen Brüdern und mitten in der Gemeine dir lobsingen, Ps. 22; Heb. 2. Das beweiset er auch zu Jerusalem im Tempel, da er zu seiner Mutter sprach, Luk. 2: Wisset ihr nicht, daß ich sein muß in dem, das meines Vaters ist. Denn dazu ist er auch von Gott gesendet, des hielt er sich auch. Jes. 61; Luk. 4. Darum da er ihm Hilfe bestellte und aussandte, befahl er ihnen nicht Gerichtshändel zu treiben, 1. Kor. 3; Matth. 28; Mark. 16, sondern sprach, Joh. 20: Wie mich mein Vater gesendet hat, also sende ich euch.

Wozu war es denn? Nämlich das Evangelium zu predigen. Gab ihnen auch ein Schwert, damit sie die Übelthäter schlagen und strafen sollten, das war also, Matth. 18: Sündiget dein Bruder, so strafe ihn. Das ist das Regiment, das im Reich oder Haus Christi geführet wird, 1. Pet. 2; doch sind sie menschlicher Ordnung der Obrigkeit unterthan und zu allem Guten bereit, Röm. 13; Tit. 3; Röm. 8, und warten also auf die herrliche Offenbarung, da sie ihm gleich sein werden, 1. Joh. 3; Matth. 17, und verzeihen sich willig mit Christo ihres Rechts, um der Hoffnung willen ihres Heils, auf daß sie auch mit ihm herrlich werden, Phil. 2.

Also achten wir, sei genug gesagt von der Obrigkeit, und klar, daß sie sei ein Zeichen des Abkehrens von Gott, 1. Sam. 10, darum auch ihr Amt nicht anders ist, denn daß Gott durch sie, als durch eine Rute, die Abtrünnigen von ihm und Übelthäter strafet, aber nicht die Frommen, Jes. 10; Jer. 43; Röm. 13; 1. Pet. 2, wie auch Paulus sagt: Willst du dich nicht fürchten vor der Gewalt, so thue Gutes, denn sie sind nicht denen, so Gutes, sondern so Böses thun zu fürchten, und sind Gottes Diener zur Rache und Strafe über dem, so Böses thut. Also ist Gott in Christo allein Herr über die Frommen, 5. Mose 32; Sirach 17. Gleich aber, wie das Gesetz vom Vater gegeben und doch in Christo aufgehoben ist, wie Paulus sagt: Christus ist des Gesetzes Ende, zur Seligkeit einem jeglichen, der da glaubet, und abermal: Das Gesetz war unser Zuchtmeister bis auf Christum, Gal. 3, daß wir durch den Glauben fromm würden. Nun aber der Glaube kommen ist, sind wir nicht mehr unter dem Gesetz; denn wir sind alle Gottes Kinder durch den Glauben an Christum. Und abermal, Gal. 5: Wandelt ihr aber im Geist, so seid ihr nicht unter dem Gesetz.

Wiewohl nun das Gesetz, soweit es schriftlich verfasset ist, in Christo aufgehoben ist, wird doch der Mensch, sobald er des Geistes Werk verläßt, ein Schuldner desselbigen und kommt wieder unter seine Strafe, Röm. 13; Jak. 2; Gal. 3. Also auch sind wir frei von der Obrigkeit in Christo, verstehe, von ihrer Strafe, 1. Pet. 2, die Gottes Rache ist, dieweil wir ihm versühnet sind, 1. Joh. 2; Röm. 6. Sobald aber der Mensch sich wieder der Sünden begiebt und Unrecht thut, 1. Joh. 3; Eph. 5, fällt er in Zorn und Fluch, und wird der Obrigkeit in ihre Hand fallen, an ihm Gottes Rache zu üben, Kol. 3; Gal. 3; Röm. 13; 1. Pet. 2. Das ist die Strafe außer Christo, darein fallen alle, die Gott verlassen, und sind unter dem Fluch oder Vermaledeiung, Jes. 10; Gal. 3, denn außer Christo hat die Gewalt noch ihren Bestand, Röm. 13; Tit. 3; 1. Pet. 2, zum gewissen Anzeigen, daß Gottes Zorn noch allewege für und für wider die Sünder und Gottlosen währet, und allein die Frommen durch Christum mit Gott versühnet und im Segen sind, Job. 17.

Weiter aber: Gott, der da treu ist, hat einem jeglichen Amt, es sei gleich außer oder in Christo, sein Gebühr und Zugehör verordnet, auf daß es ungehindert gehandhabet wird; darum er auch der Obrigkeit ihre Gebühr und Steuer verordnet hat, 1. Sam. 8; Röm. 13, die man ihnen auch ohne Vorbehalt geben soll und sich darinnen nicht weigern. Wer es aber thut, widerstrebet Gottes Ordnung, weil auch Christus selber ihnen ihre Gebühr gab, Röm. 13; Matth. 17; Matth. 22 Luk. 20; Mark. 12, und befahl es auch andern zu geben.

Darum auch wir das alles, was zu ihrem Amt verordnet ist, man nenne es nun wie man wolle, Steuer, Rente, Gült, Zins, Zoll, Maut oder Dienst ihnen willig geben wollen, Röm. 13, und unsre gutwillige Unterthänigkeit darinnen beweisen, Tit. 3, und ihnen bereit sein zu allem Guten. So sie aber aus ihrem Mutwillen weiter handeln, so führen sie nicht des Herrn, sondern ihr eigen Amt, denn wie zuvor gesagt, sie ein Stab, Stecken, Ruten und Werkzeug der Rache Gottes sind, Röm. 13; Jes. 10; Jer. 43, durch die Gott selber im Grimm die Übelthäter strafet. Zu solchem Amt ist auch die Steuer und Dienst verordnet, 1. Sam. 8; Röm. 13, und nicht zu ihren mutwilligen Kriegen und Blutvergießen. Daher ist man ihnen zu denselbigen nichts schuldig, ja uns vielmehr verboten zu geben, denn befohlen, weil wir nicht der Rache Kinder sind, Luk. 9; Röm. 6, und unsre Glieder nicht mehr zu Waffen der Ungerechtigkeit begeben sollten und keiner Ungerechtigkeit dienen.

So ist je das unrecht, daß sie sich zum Ausreuten der Völker wenden, Jes. 10. Wer ihnen nun dazu steuert, hilft ihnen ihres Unrechten und macht sich ihrer Sünden teilhaftig. Darum, ob sie uns dahin zwingen wollten, sagen wir mit Petro, man müsse Gott mehr gehorchen, denn den Menschen, Apg. 5, und gehorchen ihnen im selbigen nicht und geben ihnen nichts, auf daß wir uns nicht fremder Sünden teilhaftig machen, 1. Tim. 5. Wiewohl ihrer viele mit dem Spruch Pauli (die Steuer zu geben) schirmen, Röm. 13, und nehmen zum Behelf die Worte Christi: Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, Matth. 22; Luk. 20; Mark. 12; ist zu fürchten allein darum, daß sie mit dem Kreuz Christi nicht verfolgt werden, und der Menschen Freundschaft; die doch Gottes Feindschaft ist, haben mögen, Gal. 1; Jak. 4, denn diese Worte weder von Christo noch Paulo in der Meinung vorgewendet sind, daß sie wollten einen jeglichen Mutwillen der Obrigkeit also erstattet werden, sondern reden von der verordneten Zugehör, als Diensten, Gülten, Renten, u. die ihnen von Gott geordnet ist, 1. Sam. 8; Röm. 13, ihr Amt zu treiben. Denn weil solch Amt durch Christum den Ungerechten nicht aufgehoben ist (wiewohl sie selber auch böse sind, so ist ihre Strafe desto größer über das Volk) muß auch der verordnete Dienst bleiben, Jes. 3.

Weil denn nun wir auch menschlicher Ordnung, um des Herrn willen, unterworfen sind, 1. Pet. 2, so befiehlt auch Paulus ihnen zu geben, was wir ihnen schuldig sind, nämlich den verordneten Dienst oder Steuer. Es läßt sich wohl Paulus ansehen an diesem Ort, als ob etliche Brüder zu Rom gewesen wären, die allerdinge von der Obrigkeit hätten frei wollen sein und ihnen weder gehorsam sein noch Zins geben, wie bei unfern Zeiten die Münsterischen (durch den Teufel betrogen) sich wider die Obrigkeit auflehneten, denen Paulus hier wehren wolle, oder aber will ihnen doch eine ganz rechte christliche Ordnung (wie die ganze Epistel erweiset) vorlegen.

Nun, ihm sei, wie ihm wolle, so lehret er sie doch, daß sie gebührende Steuer, Zins und Rent geben, und sich wider die Obrigkeit nicht auflehnen, sondern ihr gehorsam sein sollten. Daß er aber von der gebührenden und von Gott verordneten Steuer redet und nicht von solchem mutwilligen Frevel des Kriegens der Obrigkeit, beweisen die Worte: Gebt ihnen, was ihr schuldig seid; als will er sagen: Gebt ihr, was ihr zu ihrem Amt verordnet und jährlich zu geben ist. Denn was nicht verordnet und befohlen ist von Gott, giebt man nicht aus Schuld und Pflicht, sondern aus geneigtem Gemüt, oder in solchen Zeitläufen vielmehr aus Drang und Zwang der Gewalt.

Darum unterscheidens die Worte, Röm. 13: Gebt, was ihr schuldig seid und wem sie gebühre; er sagt aber nicht: Wer sie haben will, und was er haben will. Also auch Christus dem Kaiser zu geben befiehlt, was des Kaisers sei, Matth. 22; Mark. 12; Luk. 20, redet auch allerdinge nicht (wie es viele zeugen) von solcher Steuer des Kriegens und Blutvergießens, denn die Schätzung, so die Juden da gaben, darum auch Christus befragt ward, ob's recht wäre, sie zu geben oder nicht, war ein jährliches Geben, Luk. 2, und erstanden oder angefangen, da Christus geboren ward, unter dem Kaiser Augustus, da denn in aller Welt Frieden und kein Krieg war, als die Chroniken zeigen, darum es weder zu Kriegen noch Blutvergießen gegeben ward, sondern war gleichwie jetzt; man sagt, der Landgraf habe gesetzt, wer ins Holz fahre oder gehe, einem jeglichen jährlich sein genanntes Geld davon zu geben; als ich verstehe, wer mit einem Wagen Holz fähret, des Jahres einen Gulden, wer aber mit einem Karren fähret, einen halben Gulden, aber der, so es trägt, einen Ort von einem Gulden. Davon Christus sagt, daß mans geben solle, und nicht von der Blutsteuer.

Dann möchte jemand sagen: Nun brauchen sie es doch alles zum Unrechten, so müßte man ihnen der Meinung nichts geben. Daß sie es alles zum Unrechten brauchen, werden sie ihr Urteil tragen, wir aber gebens nicht ihrem unrechten Brauch, sondern dem verordneten Amt, Röm. 13. Weil aber Kriegen und Ausrotten der Völker mehr wider ihr Amt, denn damit ist, Jes. 10, ist ihnen auch nichts dazu verordnet, und können dahin um des Amts willen nichts geben, weil es nicht verordnet ist.

Beschluß dieses Büchleins.

Also haben wir aus Gottes Gnaden (von Punkten, so in diesem Land am meisten befragt werden) die Wahrheit herfürgebracht, erstlich wie Gott ein abgesondert Volk haben will, 2. Kor. 6; 1. Pet. 1, das da heilig und unsträflich und unbefleckt und weder Runzel noch Flecken habe, Phil. 2; Eph. 5, und wie Gott die Frommen von den Bösen scheide und sondere, 1. Mose 4, und auch am Ende thun wird. Matth. 25; 5. Mose 28, und was für Verheißung beide, die Frommen und Bösen vom Herrn haben; auch vom Haus Gottes, wie das solle erbauet werden, 1. Pet. 2, und was er für Boten sendet, die es bauen sollen, 1. Kor. 3; Jer. 23, auf daß keiner selbst laufe, sondern auch von Gott, wie Aaron erwählet sei, 2. Mose 28; 4. Mose 17; Heb. 5, dem Herrn sein Volk zu sammeln, mit welchen er auch den Bund seiner Gnaden aufrichtet, Psalm 50; Jer. 31; Matth. 28; Mark. 16; Heb. 8, und was es für ein Bund sei, 1. Mose 17; 1. Pet. 3, was wir darinnen handeln und empfahen, daraus offenbar wird, wer ihn empfahen soll, Röm. 6; Apg. 2; Luk. 7; 1. Kor. 11. Desgleichen vom Abendmahl und vom Schwören, daraus jeder erlernen mag, was recht sei, auch ist gesagt, Matth. 5; Röm. 13, von der Obrigkeit und ihrem verordneten Dienst, unsers Erachtens genugsam erwiesen, wozu sie Gott brauche, Jes. 10; Jer. 43; Röm. 13; 1. Pet. 2, und wie weit sie Gottes Diener und was ihr Amt sei.

Dabei ist auch gesagt von der gebührenden Zugehör oder verordneten Steuer ihres Amtes, Röm. 13; Matth. 22: Mark. 12; Luk. 20, wie weit sie zu geben und nicht zu geben ist, Luk. 9, und das aufs kürzeste, so wirs haben mögen hervorbringen, zum Trost den Frommen, und zu einem Zeugnis über die Unfrommen. 2. Kor. 1; Matth. 10; Mark. 6; Luk. Kap. 9 und 10. Und damit wollen wir jedermann gewarnet haben, daß sie der Wahrheit nicht so mutwillig widerstreiten und erfunden werden, als die wider Gott fechten, Apg. 5; Sir. 7, und nicht zwei Sünden zusammenbinden, denn er um die eine nicht ungestraft bleiben wird, oder sich fremder Sünden teilhaftig mache, 1. Tim. 5. So es aber jemand thun wird, der wisse, daß es ihm doch schwer wird sein, wider den Stachel zu locken, Apg. 9; Hiob 42, und ein Streit, den er nicht wird ausführen mögen, denn das Wort Christi (Matth. 25: Was ihr den Meinen gethan habt, das habt ihr mir selber gethan) wird nicht fehlen, und Gott der Herr, der es verheißen hat, wird nicht lügen, 5. Mose 32; Joel 3; Matth. 23, daß er das Blut seiner Heiligen ersuchen wolle, Offb. 22; wird sich darüber der Besudelte weiter besudeln, der trage sein Urteil, der Richter ist Gott. Wer Ohren hat zu hören, der höre, Matth. 13; Offb. Kap. 2 und 3.

Also haben wir Bericht gegeben mit genugsamen Grund der Wahrheit über die Punkte und Artikel, so im Land zu Hessen am meisten befragt werden. Gott der Allmächtige wolle uns und allen seinen erwählten Kindlein geben, wie wir uns durch seinen Christum vorgenommen haben, und angefangen in seiner Wahrheit zu wandeln, daß wir darinnen fortfahren, bleiben und beharren mögen bis ans Ende, seinem heiligen Namen zum ewigen Preis, und uns keine Trübsal noch Tyrannei der Gewalt oder einigerlei List der falschberühmten Prediger davon abschrecken noch bewegen lassen, auf daß wir heilig und unbefleckt auf den Tag seiner Zukunft mit allen Heiligen mit Freuden vor ihm erscheinen und die Verheißung in Christo empfahen mögen. Amen, ja Amen.

Quelle: unbekannt

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