Reydbach, Johann - Ain christenliche Maynung: von den wercken der menschen/ wie man die vor Gott nutzlich unnd verdienstlich machen soll.

Reydbach, Johann - Ain christenliche Maynung: von den wercken der menschen/ wie man die vor Gott nutzlich unnd verdienstlich machen soll.

(Augsburg 1523)

Allen Christglaubigen menschen Nutzlich zuwissen.

Dem Edeln und Erenuesten Friderichen von Armstett meinem lieben Junckhern/ wünsch ich Johannes Raidbach von Feldtkirch gnad frid von Christo unserm herren.

Ich hab gedacht/ das vil leut das vertrawen jrer seligkait/ auß lang herwachßneryrthum setzen in yre menschlichen wercke. Dann etlich stifften kirchen/ pfründe glocken und andere der gleychen ding unzelich/ und wollen nit erkennen das dise ding denn menschen nit from machen. Sonder auch die sünder unnd andere vil untücktige menschen dieselben werck mögen volbringen darumb lassen sie yren nechsten in armut/ not und hungerleyden und vermainen so sie groß stainhauffen stifften/ oder vil blerrens unnd singens auffrichten/ es sey alles wol versehen/ so sie doch werden finden am Jungsten tag/ das got allain die werck der barmhertzigkait gegen unserm nechsten von uns wirt erfordern. Darumb so hab ich Got zu lob und vilen frommen Christglaubigen menschen zu trost und besserung/ diß klain Tractätlein in teutscher sprach gesetzt. Darinn yr werden finden/ wz mainung ain yeglich Christglaubig mensch soll habenn/ in seinen wercken.

Dieweyl die Säligkait/ nichts anders ist dann Got selbs/ so volgt darauß/ das kain menschlich werck an im selbs weder würdig noch gnugsam ist der belonung Ewiger seligkait. Dann der mensch ist inn sünden geborn/ unnd ist im die naiglichait der sünd allso blyben anhangen/ das des menschen werck von seiner Natur und aygenschafft nichtz anders dann sünd ist. Das bezeygt Christus in dem hailigen Evangelio. Was auß dem flaisch geborn ist/ das ist flaisch. Was aber auß dem gaist geborn ist/ das ist gaist. So nun unser flaisch von Natur wider spricht dem gaist/ so volgt darauß was wirdn gaist ist, das muß vonn notwegen sünd sein.

Die weyl Nun aller menschen werck von Natur und purer aigenschafft sündtlich sindt/ unnd deßhalben der gnadrychen belonung Ewiger seligkait in kainen weg wirdig noch empfengklich. So volgt darauß das die Ewig seligkait nit geben würdt umb menschlicher werck noch verdienst willen. Sonder allain auß lauterer gnad und barmbhertzigkait des almechtigen gottes. Dann wan die belonung stünde in unsern wercken unnd verdiensten/ so wer die seligkait kain gnad/ sonder ain schuldige bezalung unsers verdiensts und bedürfften got darumb nit dancken.

Auß dem allen so volget/ das die Ewig seligkait nit stat in verdienst der menschenn wercke/ sonder allain in der lautern/ puren/ barmhertzigkait des almechtigen gottes on allen anhang. Dann also spricht Got der her durch den Propheten. Ich bin allain der die sünd verzeycht und selig macht. Die weyl uns dann got allain selig macht/ so mögen uns unser werck nit selig machen/ deßhalben so mögen die sytlichen unnd eüsserlichen werck der kirchen unnd der menschenn/ inn kainen weg aininen selbs so gnugsam unnd volkommen sein/ wie gut sie ymmer scheynen/ das dir got umb der selbenn werck willen schuldig sy zu geben die ewig seligkait.

Möcht aber yemands sagen/ wann denn kain menschlich werck gnug ist zu der ewigen seligkait/ unnd der mensch kan ye auff erden nichtz dann würcken. So volget darauß das niemands die seligkait kan erlangen/ durch was ander mittel mössen wir dann selig werden. Darzu sag ist. Es ist war das menschliche werck sindt gar nit wirdig und gnugsam der belonung ewiger seligkait. Aber es ist ain anders dardurch wir müssen selig werden/ und on das wir nit künden oder mügen zu der seligkait kommen das ist der glaub unnd das vertrawen in die gnad und barmhertzigkait des almechtigen gottes. Diß ainig stuck unnd nichts anders muß uns selig machenU/ on das wurdt niemands selig/ unnd ist nie kainer selig worden/ er hab dann glaubt/ und sein ainig vertrawen/ trost/ hoffnung und zuversicht gesetzt/ nit auff seine verdienst unnd guten werck/ sonder allain in die zu gesagte und gruntlosse barmhertzikait des almechtigen gottes/ unns durch unsern herren Jesum Christum/ durch sein bitter leyden erkaufft unnd erworben/ der unns darumb lernet an unsern aigen wercken zu verzweyffeln/ aauff das wir ursach haben inn sein grundtlose barmhertzigkait zu verhoffen. Also und auff disen ainigen grundt und felsen sindt all marterer gestorben und selig worden. Sie haben sich irer werck nit getröst noch darauff gebawen. Sonder sindt allein in ainem festen bestendigen glauben und vertrawen in die zusagung und barmertzigkait gottes verhart und darauff gestorben/ und in dem selben ainigen glauben und vertrawen/ seind sie all selig worden. Wölchen glauben wir nit durch unsere aigen werck und vermügen/ sonder allein durch den verdienst Christi und die genad des hailigen gaistes erlangen mügen.

Möcht nu yemands sprechen/ so hör ich wol/ es ist on not gute werck zu wircken/ dieweyl sie nit mügen die säligkait geben,. Sonder ist allein gnug das ich glaub. Darzu sag ich. Ja/ wo diser glaub also in dem menschen gefestiget und gegründt wer als obstat. So wer der selb gnugsam zu erfolgung ewiger seligkait und bedürfft nit weiter. Dieweil wir aber nit auß dem gaist/ sonder auß dem flaisch geborn sind/ dammenher uns die sündtlich Natur und aygenschafft also an gehefft ist/ das sy uns biß in unsern tod wirt bleiben anhangen. So ist not das wir uns auch in guten wercken üben/ damit wie die genad des almechtigen gottes dester Ee erlangen/ durch die allein der glaub würt verlihen. Aber nit das du dein vertrawen setzest in die wercke/ sonder soltu den glauben und das vertrawen in die barmhertzigkait gottes lassen volgen. Darnach so werden die werck selbs nachgon. Dann wolcher ein rechten wolgegründten glauben in got hat/ so kan es nit felen/ er muß got liebhaben. Wölcher got lieb hat/ der underlaßt on zweyffel was got verbeut/ und volbringt mit freuden und willigem hertzen was got gebeut und gefellig ist. Darumb so feyret der glaubt nit/ kompt auch nit allein/ sonder bringt alwegen mit jm die volbringung götlichs willens und wolgefallens unnd übung aller tugent. Wa aber der glaub nit vorget/ da sindt die werck tod.

Darauß volget/ ddas unsere gute werck/ nit geschehen söllen/ der meynung als ytzundt der brauch ist/ das du dafür habest/ gott sey dir umb sollicher werck willen schuldit und habest damit verdient die belonung ewiger seligkait. Nain in kainerlay wege/ sonder soltu die allein thun/ got dem almechtigen zu lob und zu dienst und bösserung deinem nechsten/ und dister ding zu ainem bössern verstandt/ So nym dir ain gleychnuß. Der mensch ißt und trinckt/ nit das er dardurch fromm und gerecht werd/ sonder allein zu auffenthalt des menschlichen lebens. Also in gleicherweiß soll sich der mensch halten in volbringung außwendiger verdienstlicher werck. Er soll almusen geben/ nit das er darfür hab das jm Gott darumb schuldig sey die belonung des hymelreichst mitzutailen/ sonder er soll das thun allein got dem herrn zu lob und dem nechsten darmit in seinen nöten hilflich zu sein. Du bedarfst die belonung deiner werck nit fordern/ sy wirt sich selbs wol finden on ein erforderung. Also mit dem fasten/ der mensch soll nit fasten/ das er main/ got soll jm umb seins fastens willen das hymelreich verfallen sein. Sonder allein das er dardurch die natürlich naygung und synlichait müg zämen/ damit sie der vernunfft gehorsam und unterworffen sey got zulieben&/demselbigen anzuhangen und seinen götlichen willen zuvolbringen.

Der gestalt mag man für auß reden/ von allen andern menschlichen wercken/ die söllen allein got zu lob und dem neben menschen zu nutz/ und sunst umb kains aigen nutz oder genieß willen beschehen. Dann wa du ain ander maynung darin hettest/ und vermaintest das solliche werck zu ewiger seligkayt gnugsam unnd verdienstlich sein solten. So yrtestu darmit/ thätest wider got/ und vermayntest deine werck der barmhertzigkait gottes fürzusetzen/ das wäre ain schwäre lösterung gottes. Dann also auß volbringung sollchicher werck/ so fuchtestu nit gottes lob/ noch des nechsten nutz. Sonder mer dein aygen nutz kün ftiger seligkait/ wie kündt dir dann got etwas belonung geben/ umb der werck willen/ die du allein dir zu nutz und zu deinem vortail volbringen wöltest.

Möcht nun yemant fragen/ dieweil dann der glaub allein selig macht/ und die werck nichts sind wa der glaub nit für gat. So gib mir zu erkennen/ wie soll ich ain seligen glauben in mir erwecken. Dartzu sag ich, das sollichs nit fügklicher kan geschehen/ dann so der mensch in im selbs bedenckt und betracht die unaußsprechlichen guthat/ die got der almechtig dem menschen bewisen/ indem das er sein ainigebornen Sun geschickt hat/ zubezallen und gnugzuthond für die sund der menschen/ welches der herr nach dem willen seins hymlischen vatters volbracht/ unnd für uns die hell/ todt und die sünde uberwunden und hinweg genommen hat/ für sölliche guthat/ will unns der herr nit weytter verbinden/ dann das wir das vestigklich glauben/ und unsern trost allain darein setzen.

Wer das glaubt dem wirt das leyden des herren verdienstlich/ wer das nit glaubt dem ist es unfruchtbar. Wa nu der glaub da vest ist da kan es nymer felen der mensch muß got lieb hon/ der im solliche gnad on verdient. Ja da er noch nit was/ bewisen hatt. Welcher dann got lieb hat. So kan es nymmermer felen/ er vermeydet willigklich alles das wider got ist/ und volbringt mit begirigem hertzen/ was got angenam und gefellig ist. Ja durch disen glauben und die nachvolgende liebe/ die alwegen dem glauben anhangt/ kompt der mensch/ endtlich darzu/ das im nun layd ist/ das er den willen gottes nit gnugsamlich volbringen mag. Da hebt dann der mensch an zu betten/ zu vasten/ und sich üben in allen tugenden/ nit das er daß thu auß gebot/ auß zwang/ auß gewonhait der kirche/ oder ander sachen. Sonder allain auß hoher begird unnd lieb in darinn er gegen got entzundt wirdt/ unnd dann so volget erst der verdienst sollichs wercks/ und sonst nymmermer. Und also volget die frucht aller gutter werck allain auß dem glauben/ on den kain werck verdienstlich sein mag.

So dich aber solliche betrachtung des allmechtigen gottes/ zu ainem einbrünstigem glauben und hitziger liebe ye nit ziehen wolte. so soltu darumb nit verzweyffeln/ dann dise ding stondt nit alwegen in dem willen des menschen sonder soltu wissen das der glaub ist ain gnad gottes/ ja es wurdt auch sollich ynbrünstigkait etwa dem menschen umb mer nachsendung unnd Christlichs verdienst willen enzogen. Darumb so soltu dein bedürfftigkait und ellend gegen got erkennen und erklagen/ und in demütigklich anruffen und bitten/ mit den Aposteln unnd dem haydnischen weyblin und sprechen/ herr mer mir den glauben/ kom meinem unglauben zu hilff/ und erfüll in mir/ das ich auß blödigkait nit vermag, dann so will dir got sein gnad mittaylen unnd nitt verzyhen. Dann got zürnet nit mit denen die nit mögent/ sondern mit denen die nit wöllend.

Sag mir hastu auch verdient da du noch nit warest/ dz dich got erschaffen hat. Nain, in kainerlay wege/ nopch weniger kanstu verdienen das dir got dein sünd ve3rzeucht/ damit du als sein Creatur in als den unentlichen gott erzürnet hast/ aller wenigest kanstu verdienen/ das er dich Ewig selig mach. Darumb so gibt got sein gnad. Er verzeucht die sünd. Er macht selig/ alles allein auß seiner lautern/ puren und ungemessen gütigkait und barmhertzigkait/ glaubst du das/ so hastu und würst finden die belonung/ glaubstu das nitt/ und setzt dein hofnung in dein verdienst/ so entzeuchstu got sein Er/ der jm allein hat vorbehalten selig zu machen.

Dann was wir got thund/ das sind wir jm schuldig als die Creaturen jrem schöpffer/ und er ist uns nichtz schuldig/ sonnder was er uns thut/ ist als auß barmhertzigkait. Darumb so sag ich beschlußlich/ wircken on den glauben Ist gleich die speyß schmacken/ aber nit niessen.

Confide fili Remituntur tibi Peccata tua
Fides tua / te Saluum fecit.

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