Müller, Heinrich - Gottes Absichten und eines Christen Verhalten in Krankheit.

Gott leget uns eine Last auf, aber er hilft auch. Sela! Wir haben einen Gott, der da hilft, und den Herrn, Herrn, der vom Tode errettet. Ps. 68, 20. 21.

Sela heißt ein Fels, und was dieser Spruch sagt, das ist ein Fels, auf den du fest bauen und trauen kannst. Gott leget uns eine Last auf; das nimm vor Allem ins Herz. Was die nächste Ursache deines Leidens se„. es steht Alles unter Gott. Wind und Wetter, Feuer und Wasser, Menschen und Geister, und was sonst Hohes und Tiefes mag genannt werden, es kann dir deren keines schaden ohne den Willen Gottes. Auch die Haare auf deinem Haupte sind alle gezählt. Ihr habt mich nicht hergesandt, sondern Gott, sprach dort Joseph zu seinen Brüdern (1 Mos. 45. 7.). So sprich auch du: Nicht der Wind hat mir die Krankheit zugeweht, nicht der oder jener Gang oder Fall hat mein Uebel verursacht. Ueber solches Alles siehe hinweg und auf zu Gott. Sage dir selbst: Gott hat mir die Krankheit zugesandt. Jede Last wird uns leichter, sobald wir erkennen und glauben: Sie ist von Gott mir auferlegt! Gott kann nichts Böses senden. Freilich find unsere Gedanken nicht seine Gedanken, aber spricht er: Ich weiß wohl, was für Gedanken ich über euch habe, Gedanken des Friedens und nicht des Leides. Jerem. 29, 11. Was wir Leid und Trübsal nennen, fließt aus derselben Quelle her, wie das, was wir Freude und Glück heißen, nämlich aus dem Vaterherzen Gottes. Wie er uns gesetzt hat, die Seligkeit zu besitzen durch unsern Herrn Jesum Christum, so hat er uns auch gesetzt, das Kreuz unserem Heiland nachzutragen. Bei beständigem Sonnenschein würde das Erdreich austrocknen und keine Frucht bringen, so unser Herz bei beständigem Wohlseyn. Ergienge es uns immer nach Wunsch und Belieben, so würden wir die Frucht des Geistes nicht bringen, vielmehr Gottes vergessen, vom Gebet lassen, sein Wort gering achten, uns im Hochmuth erheben, dem Fleisch leben, statt um unsere Seele und ihre Seligkeit zu sorgen; so ist leider unser Herz von Natur geartet; was wäre aber das Ende davon? Die ewige Verdammniß, wo der Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht verlöscht. Davor will uns Gott in seiner Liebe behüten, darum legt er dem Einen diese, dem Andern andere Leiden auf. Manche zieht er von ihrer Sünde gewaltsam hinweg, und legt sie an den Folgen derselben krank darnieder, ihnen zu sagen: Das ist der Sünde Lohn; siehe zu, daß dir nicht Aergeres widerfahre! Wie er diese noch retten will, so will er Andere, die sich schon bekehrt haben, durch Leiden vervollkommnen. Das Gold wird im Feuer nicht allein geläutert von dem, was es Unreines mit sich führt, sondern auch zu einem Gefäß der Ehren bereitet. So thut Gott mit uns Menschen, und kommt, wie mit Freuden, so auch mit Leiden, uns zu Gefässen seiner Gnaden und zu Erben der himmlischen Seligkeit zu machen. Aus gnädiger Absicht hat er auch dir deine Krankheit auferlegt. Bist du der ewigen Seligkeit gewiß? Wenn deine Seele diese Nacht von dir gefordert würde, kannst du ganz ohne allen Zweifel, mit voller Zuversicht sagen: Ich bin Gottes Kind, und weil sein Kind, ein Erbe der ewigen Seligkeit? Wenn du solche Gewißheit noch nicht Hast, nun, so wisse: Gott hat dir diese Krankheit zugeschickt, daß du deiner Seligkeit gewiß werdest. Er giebt dir durch deine Krankheit zu bedenken, daß du früh oder spät sterben müssest, und will dich treiben, um deine Seele zu sorgen, also, daß du nicht ruhest, bis und dann du sagen könnest: Ich habe in Christo Vergebung. Leben und Seligkeit. Wenn du diese Gewißheit erlangst, so wirst du Friede und Frohsinn ins Herz bekommen, daß du deine Krankheit segnen wirst, als das Beste, das dir je widerfahren. Setzt der Herr deinen Jahren zu, so wirst du weit glückseliger leben, als bis daher; laßt er dich aber abscheiden, so hat dann der Tod keinen Stachel, die Hölle keine Schrecken für dich; du wirst dann getrost und selig sprechen: Ich geh in Himmel ein! Herr Jesu, nimm meinen Geist auf!

Solches kannst du aber nicht durch dich selbst erlangen. Der Herr muß uns helfen zu Dem, wozu er uns die Last aufgelegt, und eben darum auch helfen sie tragen in Geduld und Hoffnung auf ihn. Sie sind nicht zu zählen und zu nennen, denen Gott schon in Krankheit, Noth und Tod geholfen hat. Er hat geholfen und hilft noch täglich, und gewiß wirst du nicht der Erste und Einzige seyn. der zu ihm rief, und doch keine Hülfe fände; darum fürchte dich nicht, sondern sprich: Ich habe einen Gott, der da hilft, und den Herrn, Herrn, der vom Tode errettet. Er ist bei dir und läßt dich nicht versucht werden über Vermögen, sondern macht, daß die Versuchung so ein Ende gewinne, daß du es könnest ertragen. Er giebt Kraft zu tragen, was er auferlegt, und erquickt die Gottesfürchtigen auf ihrem Siechbette also, daß Trübsal Geduld bringt, Geduld aber bringt Erfahrung von Gottes Gnade, und Erfahrung bringet Hoffnung! Der Herr wird mich nimmermehr verlassen noch versäumen; Hoffnung aber lässet nicht zu Schanden werden. Der Herr träget, schonet, tröstet und stärkt und macht ein selig Ende mit aller Noth seiner Kinder; er errettet sie vom Tode, - so es ihnen gut ist, vom zeitlichen Tode durch Genesung, oder, so Abscheiden besser für sie ist, vom ewigen Tode zum ewigen Leben. Wer an Christum glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe.

Es ist herzlich gut gemeint
Mit der Christen Plagen:
Wer hier zeitlich wohl geweint,
Darf nicht ewig klagen.
Wem das Kreuz hier wohl bewußt,
Hat in Gottes Garten
Ewiglich vollkommene Lust
Endlich zu gewarten.

Gebet.

Allmächtiger, barmherziger Gott, lieber Vater im Himmel! Es stehet Alles in deiner Hand; du schlägest und heilest, verletzest und verbindest, tödtest und machest lebendig; ohne deinen Willen kann kein Häärlein von meinem Haupte fallen, viel weniger einiges Kreuz oder Unglück mich treffen. Ich bitte dich herzlich, daß du mich in diesem Glauben bewahrest, und da du mir jetzt aus väterlichem Wohlgefallen diese Krankheit Hast zugeschickt, so wollest du mir deine Gnade und deinen heiligen Geist verleihen, daß ich mich deinem Willen mit Leib und Seele er Kreuz nicht lassen zu schwer werden, sondern mich kräftiglich stärken, daß, ich es könne ertragen und selig überwinden. Ich hoffe auf dich, Herr! laß mich nicht zu Schanden Werdens Du hast uns nicht gesetzt zum Zorn, sondern die Seligkeit zu besitzen durch unsern Herrn Jesum Christum; ach, so hilf mir zur Ehre deines allerliebsten heiligen Namens, daß mir die Krankheit diene zu meiner zeitlichen und ewigen Wohlfahrt, und reiche mir reichlich dar, was zum Frieden und zur Seligkeit dient um deines lieben Sohnes, Jesu Christi willen! Amen.

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