Modersohn, Ernst - Werdet voll Geistes!

Modersohn, Ernst - Werdet voll Geistes!

Biblische Betrachtungen über Epheser 4 und 5

Leget die Lüge ab und redet die Wahrheit, ein jeglicher mit seinem Nächsten, sintemal wir untereinander Glieder sind. Zürnet und sündiget nicht; lasset die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen. Gebet auch nicht Raum dem Lästerer. Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr, sondern arbeite und schaffe mit den Händen etwas Gutes, auf dass er habe, zu geben dem Dürftigen. Lasset kein faul Geschwätz aus eurem Munde gehen, sondern was nützlich zur Besserung ist, da es Not tut, dass es holdselig sei zu hören. Und betrübet nicht den Heiligen Geist Gottes, damit ihr versiegelt seid auf den Tag der Erlösung. Alle Bitterkeit und Grimm und Zorn und Geschrei und Lästerung sei ferne von euch samt aller Bosheit. Seid aber untereinander freundlich, herzlich und vergebet einer dem ändern, gleichwie Gott euch vergeben hat in Christo.

Epheser 4, 25-32.

Und saufet euch nicht voll Weins, daraus ein unordentlich Wesen folgt, sondern werdet voll Geistes; und redet untereinander in Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern, singet und spielet dem Herrn in euren Herzen und saget Dank allezeit für alles; Gott und dem Vater in dem Namen unsers Herrn Jesu Christi, und seid untereinander Untertan in der Furcht Gottes. Die Weiber seien Untertan ihren Männern als dem Herrn Denn der Mann ist des Weibes Haupt, gleichwie auch Christus das Haupt ist der Gemeinde, und Er ist Seines Leibes Heiland. Aber wie nun die Gemeinde ist Christo Untertan, also auch die Weiber ihren Männern in allen Dingen. Ihr Männer, liebet eure Weiber, gleichwie Christus auch geliebt hat die Gemeinde und hat sich selbst für sie gegeben, auf dass Er sie heiligte, und hat sie gereinigt durch das Wasserbad im Wort, auf dass Er sie sich selbst darstellte als eine Gemeinde, die herrlich sei, die nicht habe einen Flecken oder Runzel oder des etwas, sondern dass sie heilig sei und unsträflich. Also sollen auch die Männer ihre Weiber lieben als ihre eigenen Leiber. Wer sein Weib liebt, der liebt sich selbst.

Epheser 5, 18-28.

I.

Werdet voll Geistes!“ Epheser 5, 18

Das ist eine Mahnung, die sich nicht an Ungläubige und Unbekehrte richtet, sondern an solche, die schon im Besitz des Heiligen Geistes waren. Im ersten Kapitel des Epheserbriefes heißt es: „Durch welchen ihr auch, da ihr glaubtet, versiegelt worden seid mit dem Heiligen Geist der Verheißung.“ Wir kennen ja die Geschichte, wie das geschah. Der Apostel Paulus war nach Ephesus gekommen und hatte dort Jünger gefunden, die ihm einen so merkwürdigen Eindruck machten, als ob ihnen etwas fehlte. Sie kamen ihm so kraftlos vor. Da fragte er sie: „Habt ihr den Heiligen Geist empfangen, da ihr gläubig geworden seid?“ Da kam der Mangel ans Licht. Sie antworteten auf seine Frage: „Wir haben noch nie gehört, dass ein Heiliger Geist sei.“ Da fragte er sie: „Worauf seid ihr denn getauft?“ „Mit der Taufe des Johannes zur Vergebung der Sünden!“ Da verkündigte ihnen der Apostel Jesus und Sein Leiden und Sterben um unserer Sünden willen, und als sie dem Worte glaubten, da kam der Heilige Geist auf sie. Davon war der Apostel Paulus Zeuge gewesen. Darum kann er nun in der Erinnerung daran schreiben, dass sie versiegelt worden seien mit dem Heiligen Geist der Verheißung.

Im vierten Kapitel des Briefes sagt er ein ähnliches Wort. Da schreibt er: „Betrübet nicht den Heiligen Geist Gottes, damit ihr versiegelt seid auf den Tag der Erlösung.“

Also die Epheser waren im Besitz des Heiligen Geistes, sie waren mit dem Heiligen Geist versiegelt. Und doch schreibt ihnen der Apostel das Wort: „Werdet voll Geistes!“ Er sah, dass in ihrem Wesen und Wandel doch nicht alles so war, wie es sein sollte. Er sah, dass es so viel Kraftlosigkeit bei ihnen gab und darum so viel Fruchtlosigkeit. Darum schrieb er ihnen die Mahnung: „Werdet voll Geistes!“

Wenn man sich heute umsieht in der Gemeinde des Herrn, dann hat man denselben Eindruck: Wieviel Kraftlosigkeit überall! Und darum auch so viel Fruchtlosigkeit!

Kräfte der Versuchung und Verführung gehen durch unsre Zeit, und so viele Kinder Gottes, die darauf eingehen und darauf hereinfallen! Es ist ein Jammer! Wie wenig Widerstandskraft ist vorhanden der Sünde gegenüber! Man lügt und betrügt, wie es die Welt tut, ohne sich ein Gewissen daraus zu machen. Das machen sie ja alle, so sagt man. Aber ist das eine Entschuldigung für Kinder Gottes? Sollten wir nicht dastehen wie ein Leuchtturm im brausenden, brandenden Meere, um das Licht des Evangeliums auf die wüsten, wilden Wogen zu werfen? Wer denkt daran, dass wir als Kinder Gottes die Aufgabe haben, das Licht der Welt zu sein?

Und wenn so wenig Widerstandskraft da ist der Sünde gegenüber, hat man Tragkraft im Leide? Ach, wie wenig stellen da auch die Kinder Gottes ihren Mann! Sie klagen geradeso. Sie sorgen geradeso wie die Welt: „Was werden wir essen, was werden wir trinken, womit werden wir uns kleiden?“ Ein Beispiel des fröhlichen, kindlichen Vertrauens auf die Verheißungen Gottes - wer gibt das?

Und noch auf einem dritten Gebiet wird die Kraftlosigkeit der Kinder Gottes offenbar. Es fehlt an Zeugenkraft. Wie wenig Frucht wird gewirkt durch das Zeugnis der Kinder Gottes! Kein Wunder, wenn unser Wesen und Wandel nicht predigt, wie soll da das Zeugnis des Mundes durchschlagen?

Kraftlosigkeit, das ist das traurige Gepräge der Gemeinde der Gegenwart. Und das ist um so trauriger, als sich auf der anderen Seite Kräfte regen wie nie zuvor. Kräftige Irrtümer gehen durch unsere Zeit. Da werden Worte oder Abschnitte der Bibel aus dem Zusammenhang gerissen und Lehren davon aufgebaut. Das Wort Gottes und Christus stehen nicht im Mittelpunkt, sondern irgendeine Lehre oder eine Organisation. Wieviel lassen sich davon blenden und lassen sich verführen.

Zauberer treiben Sympathie und besprechen Krankheiten. Sie erreichen wirkliche Erfolge. Das Blut steht. Die Wunde schließt sich. Die Krankheit weicht. Und in der Gemeinde des Herrn ist so wenig Kraft vorhanden!

Mächte von unten sind am Werk, die Pforten der Hölle sind los, und die Gemeinde des Herrn hat keine Kraft.

Ist das nicht ein Jammer? Soll das so bleiben? Ist das der normale Zustand? Nimmermehr!

Wenn wir in der Apostelgeschichte lesen, dann sehen wir, was für Kraft offenbar wurde in der ersten Gemeinde. Da wurden Kranke geheilt. Da wurde in uneigennütziger Weise das Geld des verkauften Ackers den Armen gegeben. Da geschahen Zeichen und Wunder. Da war Kraft zum Bekennen, da war Kraft zum Leiden und zum Sterben um Jesu willen.

Warum fehlt es der Gemeinde heutzutage so sehr an Kraft? Weil es an Geist fehlt. Kraftlosigkeit ist nichts anderes als Geistlosigkeit. Und auch die Fruchtlosigkeit ist nur Geistlosigkeit. Warum kommt so wenig bei allem Reden und Predigen heraus? Es fehlt an dem Heiligen Geist. Warum wirkt das Zeugnis der Kinder Gottes so wenig Frucht? Es fehlt am Heiligen Geist. Wo Geist ist. da ist Kraft; wo Geist ist, ist Frucht. Das ist ganz gewiss

Nichts tut der Gemeinde so Not, wie eine neue Ausrüstung mit Kraft aus der Höhe durch den Heiligen Geist. Was auch immer in der Zukunft kommen mag, wir brauchen Kraft, wenn wir als Überwinder siegreich durch all die Nöte hindurchgehen wollen. Wir brauchen Kraft, wenn wir uns von der argen Welt unbefleckt erhalten wollen. Diese Kraft bekommen wir nicht durch mehr Wissen und mehr Erkenntnis, diese Kraft bekommen wir nur dadurch, dass wir mehr Geist bekommen, dass wir voll Geistes werden.

So ist diese Mahnung des Apostels an die Epheser auch eine sehr zeitgemäße Mahnung für uns. Wir müssen voll Geistes werden, wenn wir den Aufgaben der Gegenwart und der Zukunft gewachsen sein sollen.

Wie werden wir das? Müssen wir zusammenkommen, um in schwärmerischer Weise zu singen und zu beten, ganze Nächte durch? Nein, das ist nicht der Weg, wie wir voll Geistes werden. Der Weg ist ein andrer; der Weg ist ein ganz einfacher. Wenn wir voll Geistes werden sollen, dann müssen wir etwas lassen, was hindernd im Wege steht, und dann müssen wir etwas tun, was uns innerlich fördert und weiterbringt. Wir müssen alles lassen, was den Heiligen Geist betrübt; wir müssen das tun, was dem Heiligen Geist mehr Macht über uns gibt.

In demselben Brief sagt der Apostel es ganz deutlich, was wir zu tun haben, um voll Geistes zu werden. Zuerst sagt er das Negative, das, was wir drangeben müssen. Das steht im vierten Kapitel. Da schreibt er: „Leget die Lüge ab und redet die Wahrheit, ein jeglicher mit seinem Nächsten, sintemal wir untereinander Glieder sind. Zürnet und sündiget nicht; lasset die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen. Gebet auch nicht Raum dem Lästerer. Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr, sondern arbeite und schaffe mit den Händen etwas Gutes, auf dass er habe zu geben dem Dürftigen. Lasset kein faul Geschwätz aus eurem Munde gehen, sondern was nützlich zur Besserung ist, da es Not tut, dass es holdselig sei zu hören. Und betrübet nicht den Heiligen Geist Gottes, damit ihr versiegelt seid auf den Tag der Erlösung.“ Das ist die Vorbedingung. Wollen wir voll Geistes werden, dann müssen wir hassen und lassen, was den Geist Gottes betrübt. Und dann kommt das Positive. Das sagt der Apostel uns im fünften Kapitel. Da schreibt er: „Redet untereinander in Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern, singet und spielet dem Herrn in euren Herzen und saget Dank allezeit für alles Gott und dem Vater in dem Namen unsers Herrn Jesu Christi, und seid untereinander Untertan in der Furcht Gottes.“

Ganz gewiss, wenn wir diese doppelte Reihe von Mahnungen beherzigen, wenn wir lassen und meiden, was den Geist Gottes betrübt, so dass Er sich von uns zurückziehen muss, wenn wir das tun, was uns innerlich in die Verfassung und Stellung bringt, dass wir empfänglich werden für mehr Geist, für mehr Kraft, dann werden wir auch mehr Kraft empfangen, dann werden wir voll Geistes.

Hast du Verlangen danach? Nun, dann lass uns einmal miteinander diese wichtigen Mahnungen in Epheser 4 und Epheser 5 bedenken, mit dem herzlichen Gebet, dass Gott uns nehmen möchte, was dem Geiste Gottes im Wege steht, damit wir voll Geistes werden können, nicht zu unserer Ehre, sondern zur Verherrlichung des Herrn Darum schreiben wir über diese und über die nachfolgenden Betrachtungen die Mahnung des Apostels Paulus:

Werdet voll Geistes!

II.

Leget die Lüge ab und redet die Wahrheit, ein jeglicher mit seinem Nächsten, sintemal wir untereinander Glieder sind.“ Epheser 4, 25

Das ist die erste Mahnung des Apostels. Wollen wir voll Geistes werden, dann müssen wir allem Lügen und Trügen den Abschied geben. Dann müssen wir wahr und klar werden durch und durch.

Aber - ist das denn nötig, zu Kindern Gottes zu sagen: „Leget die Lüge ab und redet die Wahrheit“? Ja, das sollte freilich nicht nötig sein; darum hat der Apostel auch - wörtlich übersetzt - so geschrieben: „Die Lüge abgelegt habend, redet die Wahrheit.“ Die Lüge sollte freilich ein überwundener Standpunkt sein für Gläubige. Das Lügen sollte der Vergangenheit angehören. Das ist gewiss

Und doch findet sich auch noch im Leben der Gläubigen die Lüge. Was für ein Glaubensheld war doch Abraham! Wir nennen ihn wohl den Vater der Gläubigen, und gewiss mit Recht. Und dabei kam es doch vor, dass Abraham - log. Als er nach Ägypten zog, um der Teuerung in Kanaan zu entgehen, da gibt er sein Weib Sara für seine Schwester aus, weil er für sein Leben fürchtet. Der König lässt Sara holen, um sie seinem Harem einzuverleiben. Es wäre um Sara geschehen gewesen, sie wäre untergegangen in Ägypten, wenn Gott nicht eingegriffen hätte, um sie zu bewahren. Schamrot muss Abraham vor Pharao stehen, der ihm sagt: „Warum hast du mir das getan?“ Kein Wort kann er antworten.

Jahre vergehen, da wiederholt sich dieselbe Geschichte. Da kommt Abraham ins Land Gerar, und wieder gibt er Sara für seine Schwester aus. Damals in Ägypten, da stand er noch am ersten Anfang seines Glaubenslebens; aber was hat er jetzt alles für Erfahrungen gemacht von der Treue und Gnade Gottes! Und trotzdem finden wir wieder: Abraham lügt. Was für eine Schande für die Sache Jehovas, die er vertritt!

Da sehen wir, dass auch geheiligte Persönlichkeiten noch fähig sind, zur Lüge ihre Zuflucht zu nehmen. Darum ist es wohl auch eine Mahnung für uns, wenn der Apostel schreibt: „Leget die Lüge ab und redet die Wahrheit!“

Es ist geradeso, als ob der Apostel die heutigen Verhältnisse im Auge gehabt hätte. Was für eine Großmacht ist heute die Lüge! Wer lässt sich nicht von ihr umgarnen und umstricken? Das Lügen ist so allgemein geworden, dass auch Gläubige nichts mehr dabei finden, wenn sie die Unwahrheit sagen oder schreiben.

Wir haben in den letzten Jahren so viele Fragebogen auszufüllen gehabt. Wer hat da immer ehrliche Angäben gemacht? Wie gewissenlos wurden oft eidesstattliche Erklärungen ausgefüllt und abgegeben. Auch Kinder Gottes! Sie haben sich herauszureden gesucht mit der Ausflucht: Der jetzigen Regierung bin ich keine Rechenschaft schuldig. Aber es steht doch geschrieben: „Es ist keine Obrigkeit, ohne von Gott; wer sich aber wider die Obrigkeit setzt, der widerstrebt Gottes Ordnung.“ Und das ist noch nicht die Hauptsache. Wir stehen mit solchen Angaben ja nicht vor der Regierung, wir stehen ja damit vor Gott! Wir haben's doch in all unserm Tun und Lassen mit Ihm zu tun, und Lügen und Trügen ist ein Gräuel vor Gott. Wer mit Lügen umgeht, der schließt sich selber von der Herrlichkeit aus. Einmal über das andere ist in der Offenbarung davon die Rede, dass die Lügner keinen Teil haben an der Herrlichkeit des neuen Jerusalem. Wie ernst heißt es im vorletzten Kapitel der Bibel: „Der Verzagten aber und Ungläubigen und Gräulichen und Totschläger und Hurer und Zauberer und Abgöttischen und aller Lügner, deren Teil wird sein in dem Pfuhl, der mit Feuer und Schwefel brennt; das ist der andere Tod.“ Und wiederum heißt es am Schluss des Kapitels: „Und es wird nicht hineingehen irgendein Gemeines und das da Gräuel tut und Lüge, sondern die geschrieben sind in dem Lebensbuch des Lammes.“ Und endlich im letzten Kapitel, auf dem letzten Blatt der Bibel, stehen die furchtbar ernsten Worte: „Draußen sind die Hunde und die Zauberer und die Hurer und die Totschläger und die Abgöttischen und alle, die liebhaben und tun die Lüge.“

Mein Freund, du kannst durch eine Unwahrheit dir einen Vorteil verschaffen, gewiss, das kannst du. Aber - du belädst damit dein Gewissen und schließt dich aus von der Herrlichkeit des Paradieses. Ist der scheinbare Vorteil so viel wert? Das steht doch in keinem Verhältnis zusammen, sollte ich meinen. Wenn ich mir die Stellung oder die Rente oder die Lebensmittelkarten mit einer Lüge erkaufen kann, dann sage ich: Lieber gehe ich den schwersten Weg und hungere. Ja, ich gehe einen Schritt weiter und sage: Lieber sterben als lügen.

Stimmst du mir zu?

Blick auf den Herrn und auf deine Seele und ihre Seligkeit. Wenn du einmal recht bedenkst, um was es sich eigentlich handelt, dann wirst du der Mahnung des Apostels nachkommen: „Leget die Lüge ab und redet die Wahrheit!“

Oder wirst du sagen: Ach was, so genau kann man das nicht nehmen!? Freilich, das kannst du sagen, und das sagen viele. Das habe ich schon von Gläubigen sagen hören; aber auf das Erfülltwerden mit dem Geiste Gottes wirst du dann vergeblich warten. Wie sollte das zugehen, dass ein Mensch voll Geistes würde, der sich mit Lügen abgibt und sich mit dem Teufel einlässt? Denn Lügen und Trügen sind eigene Werke des Teufels.

Mein Bruder, meine Schwester, wollt ihr wirklich voll Geistes werden, dann: „Leget die Lüge ab und redet die Wahrheit!“ Das sind wir dem König der Wahrheit schuldig - das sind wir auch uns gegenseitig schuldig. Der Apostel sagt: „Redet die Wahrheit, ein jeglicher seinem Nächsten, sintemal wir untereinander Glieder sind.“ Wir gehören zusammen; wir brauchen einander. Und dieses Verhältnis gegenseitigen Dienens setzt Vertrauen voraus. Wie kann aber Vertrauen bestehen, wenn keine Wahrheit und keine Wahrhaftigkeit besteht?

Leget die Lüge ab! Eure Rede sei ja, ja, nein, nein, was darüber ist, das ist vom Übel! War dein Ja immer ein Ja, dein Nein immer ein Nein? Konnte man sich auf dein Wort unbedingt verlassen? Ach, wieviel Geschäftslügen gibt es, - so viele, dass manche meinen, gar nicht ohne dieselben auskommen zu können; wie viele Höflichkeitslügen! Warum sagst du nicht ehrlich zu deinem Besucher, dass er dir im Augenblick zwar nicht gelegen komme, dass du dir aber ein Weilchen Zeit für ihn nehmen wollest? Damit hast du der Höflichkeit nichts vergeben und bist dabei doch ehrlich geblieben. Ach, unser Wesen ist so von der Lüge durchzogen, dass die Heilige Schrift, die doch nicht übertreibt, das ernste Wort ausspricht: „Alle Menschen sind Lügner.“

Bis auf Einen, der war kein Lügner. Nie ist ein Betrug in Seinem Mund erfunden worden. Er hat stets die Wahrheit gesagt. Er war die Wahrheit selber, unser Herr und Meister Jesus Christus. Ihm nachfolgen, das heißt: der Wahrheit die Ehre geben, das heißt: die Lüge ablegen und die Wahrheit reden.

Willst du Ihm wirklich nachfolgen? Dann lege die Lüge ab, dann rede die Wahrheit, unbedingt und in jedem Falle!

Ja aber, es gibt doch Fälle, wo man lügen muss, sagst du. Nein, das stelle ich in Abrede. Aber was wäre geworden, wenn Rebekka den alten Isaak nicht belogen hätte? Dann hätte Isaak doch den Esau gesegnet, und Jakob wäre leer ausgegangen! - So? Wirklich? Ich glaube das nicht. Wenn Isaak das Wildbret Esaus gegessen und sich dann angeschickt hätte, den Esau zu segnen, meinst du nicht auch, dass Gott dann das zu verhindern gewusst hätte? Hat das nicht Isaak einst erfahren, wie Gott einzugreifen versteht? Als Abraham die Hand mit dem Messer erhob, um seinen Sohn zu opfern, da griff Gott ein, keinen Augenblick zu spät. Das hätte Er auch jetzt getan. Rebekka hätte sich ihr Lügen und Betrügen nur sparen können. Was hat sie angerichtet mit ihrem Betrug? Jakob musste fliehen vor seinem Bruder - und als er nach zwanzig Jahren wiederkam, da war Rebekka lange tot und begraben. Sie hat ihren Liebling nie wieder gesehen.

Lasst uns niemals denken, wir dürften lügen, um damit etwas Gutes zu erreichen. Lügen ist immer eine Sünde. Lügen ist immer vom Teufel. Und darum gilt es ganz allgemein und in jedem Falle: „Leget die Lüge ab und redet die Wahrheit!“

Willst du voll Geistes werden? Hier ist ein Riegel, der beseitigt werden muss Weg mit der Lüge in jeder Form und Gestalt! Werdet voll Geistes, das heißt zum ersten: „Leget die Lüge ab und redet die Wahrheit!“

III.

Zürnet und sündiget nicht; lasset die Sonne nicht über eurem Zorne untergehen.“ Epheser 4, 26

Ein zweites Stück, das der Apostel nennt, womit man den Heiligen Geist betrüben kann, ist der Zorn. Wer sich dem Zorngeist hingibt, der betrübt und vertreibt damit den Heiligen Geist.

Aber ist denn aller und jeder Zorn vom Übel? Nein. Wenn man das Wort hier ganz genau übersetzte, so müsste man etwa sagen: „Wenn ihr zürnet, so hütet euch, dass sich die Sünde nicht einmischt.“ Es gibt auch einen heiligen Zorn. Als Jesus die Geißel nahm und den Tempel reinigte, als Er alles hinaustrieb aus dem Hause Gottes, was sich da eingedrängt hatte, wodurch das Haus Gottes zu einer Mördergrube gemacht wurde, da brannte Er im Zorn; aber das war ein heiliger Zorn über menschliche Sünde, die das Heiligtum entweiht hatte. So ist auch der Zorn Gottes, von dem die Schrift redet, kein sündlicher Zorn, sondern ein heiliger Zorn. So gibt es Fälle, wo auch ein Mensch in heiligem Zorn entbrennen kann wider menschliche Sünde, Bosheit und Niedertracht. Aber solche Fälle sind selten. Und die Gefahr wird dann immer sehr groß sein, dass sich etwas Sündliches einmischt. Darum sagt der praktische Apostel Jakobus aus der Erfahrung des Lebens heraus: „Des Menschen Zorn tut nicht, was vor Gott recht ist.“ Und gewiss spricht er damit eine Wahrheit aus, welche Beherzigung verdient.

Was heiliger Zorn und was unheiliger Zorn ist, das können wir in dem Leben des Mose sehen. Als er vom Sinai herunterkam, da hörte er das Geschrei des Volkes, das um das goldene Kalb tanzte. Als er sah, was da geschah, da ergrimmte er mit Zorn, so lesen wir 2. Mose 32, Vers 19, und warf die Tafeln aus seiner Hand und zerbrach sie unten am Berge. Was sollte der Bund Gottes mit so einem Volk? Das. war ein heiliger Zorn, den Gott nicht strafte. Er billigte ihn und erneuerte die zerbrochenen Tafeln des Gesetzes.

Aber dann kam ein Tag in Moses Leben, den er nie vergaß. Wieder murrte und haderte das Volk, weil sie kein Wasser hatten in der Wüste. Da gebot der Herr, Mose solle die Gemeinde versammeln und dann solle er, mit dem Felsen reden, dann werde er Wasser geben. Aber dazu fehlte Mose die innere Stille. Das immer wiederholte Murren und Hadern des Volkes hatte ihn aus der Ruhe gebracht. Er nahm den Stab in die Hand, mit dem er damals den Felsen geschlagen hatte, und rief dem Volk zu: „Höret, ihr Ungehorsamen, werden wir euch auch Wasser bringen aus diesem Fels?“ Und damit schlug er den Fels zweimal mit dem Stab, und der Felsen gab Wasser. Aber Gott sprach: „Darum, dass ihr nicht an mich geglaubt habt, mich zu heiligen vor den Kindern Israel, sollt ihr diese Gemeinde nicht in das Land bringen, das ich ihnen geben werde.“ Und alles Bitten Moses war umsonst. Gott blieb dabei, Mose kam nicht in das Gelobte Land. Sonst war er der sanftmütigste aller Menschen, wie die Schrift sagt. Aber diese eine zornige Erregung, die seinen Blick auf den Herrn trübte, verschloss ihm das Land Kanaan. So genau nimmt's Gott?

Ja, so genau nimmt's Gott!

Da sehen wir, wie das Zürnen so leicht sich mit Sündigen vermischt und wie das Zürnen den Geist Gottes betrübt.

Wie viele Kinder Gottes, die es sich kaum zur Sünde rechnen, wenn sie aufgeregt und hitzig werden! Sie sagen: Ich bin nun einmal so, ich habe so ein aufgeregtes Temperament. Oder es heißt: Ich bin so nervös!

Einen Diebstahl zu begehen, das würden sie für eine schmutzige Versündigung halten; einen Betrug auch. Aber eine zornige Aufwallung rechnen sie nicht besonders an. Das kann schon einmal vorkommen. Aber der Apostel macht hier gar keinen Unterschied. Er schreibt in demselben Zusammenhang vom Zürnen und vom Stehlen, Das wertet er gleich. Da müssen wir umlernen, wenn wir bis dahin uns das Zürnen nicht so übelgenommen haben. Das Zürnen ist geradeso eine Sünde, die den Heiligen Geist betrübt, wie das Stehlen. Das wollen wir uns gesagt sein lassen.

Ach, was kann der Zorn doch alles anrichten! Wozu kann der Zorn auch Kinder Gottes hinreißen! Wieviel Weh und Herzeleid hat der Zorn schon angerichtet! Und mehr noch, er lahmt und hindert das Zeugnis, das Kinder Gottes vor ihrer Umgebung ablegen. Ich weiß von einem Bruder, der im ganzen Dorfe der einzige Gläubige war. Seine Frau war nicht bekehrt, sein Schwiegervater war nicht bekehrt. Täglich wurde er mit spitzen Redensarten gepeinigt. Er schluckte, wie er mir erzählte, alles hinunter, aber dann mit einem Male kam's über ihn, dann konnte er nicht mehr an sich halten, dann kam es zur Explosion, und es gab einen großen Krach. Dann stemmte die Frau die Hände in die Seiten und sagte höhnend: „O, was habe ich für einen frommen Mann!“ Ach, wie bitterlich hat der Bruder geweint, als er mir das erzählte! Wie stand er seiner Frau mit seinem zornigen Wesen im Wege! Die Frau wird sich nie und nimmer bekehren, wenn der Mann nicht loskommt von seinem Jähzorn. Wie wird durch den Zorn der Heilige Geist betrübt!

Oder eine andere Geschichte. Da ist eine Frau, deren Mann das Trinken angefangen hat. Wenn er sich betrinkt, dann muss sie sich so furchtbar darüber ärgern, sagt sie, dass sie vor lauter Ärger nicht schlafen kann. Und dann hat sie einen wahren Hass gegen ihn, dass sie ihn am liebsten gar nicht in der Stube sehen möchte. Was für ein Beispiel für die Kinder! Ein Vater, der sich betrinkt, und eine Mutter, die ihren Mann hasst! O wenn die Mutter den Vater liebte! Wenn sie daran dächte: „Mein armer Mann hat nur ein Leben. Es steht ja geschrieben, dass die Trunkenbolde das Reich Gottes nicht ererben, und dies eine Leben, das verkürzt er sich durch sein maßloses Trinken noch. Da will ich doch tun, was ich kann, um ihm das eine, kurze Leben so angenehm wie möglich zu machen.“ Wenn sie so spräche, dann würde die Liebe den Schlüssel zu seinem Herzen finden und den Mann überwinden. Aber mit ihrem Hass verschließt und verriegelt sie sein Herz nur noch mehr. Und - sich selber verriegelt sie - die Tür des neuen Jerusalems. Denn es steht geschrieben: „Draußen sind die Totschläger.“ Ja, was hat denn das mit dem Zorn zu tun? Sie schlägt den Mann doch nicht tot, wenn sie ihn hasst? Freilich mit der Tat nicht; aber mit ihren Gedanken. Darum sagt der Apostel Johannes: „Wer seinen Bruder hasst, der ist ein Totschläger, und ihr wisset, dass ein Totschläger nicht hat das ewige Leben bei ihm bleibend.“ Ist das zu viel gesagt? Gewiss nicht. Wenn die Frau ihren Mann hasst, und das sind ihre eigenen Worte, dann hat sie auch schon manchmal in ihrem Herzen gedacht: „Wenn er doch tot wäre!“ Ist das nicht ein Totschlag - vor Gott?

Das hast du dir vielleicht noch nie so recht klargemacht, wenn du deinem aufgeregten, zornigen Wesen freien Lauf ließest, dass du damit deiner eigenen Seele großen Schaden tatest, dass du damit den Heiligen Geist betrübtest und Ihn nötigtest, sich von dir zurückzuziehen. Und wenn das dauernd wird, dann - bringt dein Zorn dich um das ewige Leben!

Darum, wenn es zum Zorn, zur Aufwallung gekommen ist, dann lass wenigstens die Sonne nicht über deinem Zorn untergehen! Dann bring die Sache mit Gott und Menschen in Ordnung, ehe sie einwurzelt und sich festsetzt.

Der Apostel ist kein Idealist, der die Menschen so ansähe, wie sie sein sollten, aber nicht, wie sie wirklich sind. Er weiß, dass das Zornigwerden vorkommt. Das weiß er von sich selber. Er denkt daran, wie er einst mit seinem Freund Barnabas hart aneinander gekommen ist. Darum gibt er aus der Praxis und Erfahrung heraus den Wink, wenn es zum Zorn gekommen ist, die Sache wenigstens vor Nacht zu begleichen. Da ist es noch Zeit. Wenn da ein gutes Wort gesprochen wird: „Vergib mir, dass ich so aufgeregt wurde, es tut mir leid!“ dann ist die Sache in Ordnung. Aber wenn das nicht geschieht, wenn der Tag und die Nacht darüber hingeht, dann wird es immer schwerer. Und das Ende vom Liede ist, dass aus einer kleinen Meinungsverschiedenheit eine völlige Trennung der Herzen wird. Wie manches Eheglück ist schon an dieser Klippe gescheitert, wie manches Menschenleben hat an diesem Felsen schon Schiffbruch gelitten!

Darum, ihr Lieben, zürnet und sündiget nicht! Lasset die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen!

Sonst - betrübt ihr den Heiligen Geist, der genötigt wird, sich von euch zurückzuziehen. Und von der Fülle des Geistes ist keine Rede mehr! Wir wollten ja davon reden, wie wir voll Geistes werden könnten. Wir sahen, da gibt es Hindernisse, die beseitigt werden müssen. Hier ist ein Hindernis, ein sehr böses Hindernis, um so böser, als es für gewöhnlich gar nicht für so schlimm gehalten wird, - das ist der Zorn. Willst du voll Geistes werden, dann darf dich der Zorngeist nicht mehr regieren. Willst du voll Geistes werden, dann weg mit dem Zorn, der den Geist Gottes betrübt!

IV.

Gebet auch nicht Raum dem Lästerer!“ Epheser 4, 27

Das ist eine neue Vorbedingung, die erfüllt sein muss, wenn wir voll Geistes werden wollen: Wir dürfen dem Lästerer, dem Verleumder, keinen Raum geben. Lassen wir uns mit dem Verleumder ein, dann versündigen wir uns und betrüben den Heiligen Geist. Darum gilt es, das Ohr dem Verleumder zu verschließen, wenn wir Geistesmenschen sind und werden wollen.

Ein Beispiel aus der Schrift kann uns klarmachen, wie gefährlich es ist, dem Verleumder das Ohr zu leihen.

Nahas, der König der Ammoniter, war gestorben. Sein Sohn Hanun bestieg den Thron. Zwischen Nahas und David hatte immer ein freundliches Einvernehmen bestanden. Darum hielt David es für angezeigt, dem jungen König sein Beileid auszusprechen und ihn seiner freundnachbarlichen Teilnahme zu versichern. Er hatte keinerlei Hintergedanken dabei. Er handelte nur, wie sein Herz es ihm gebot.

Aber seine Gesandten kamen übel an. Die Räte des Königs Hanun sprachen zu ihrem Gebieter: „Meinst du, dass David deinen Vater ehren wolle, dass er Tröster zu dir gesandt hat? Denke doch so etwas nicht! Das ist ja nur ein Vorwand. Meinst du nicht, dass er darum seine Knechte zu dir gesandt habe, dass er die Stadt erforsche und umkehre?“

Und Hanun - ist sofort Feuer und Flamme. Ohne die Sache erst zu untersuchen, ohne sich erst zu vergewissern, ob der Verdacht begründet ist, nimmt er die hinterlistige Absicht Davids als erwiesen an - und tut den Gesandten Davids den größten Schimpf an, den es geben kann. Er lässt ihnen den Bart halb abscheren und die Kleider halb abschneiden, dann lässt er sie gehen.

So entehrt und geschändet kehrten sie heim. Wie ein Lauffeuer ging die Kunde von der Gesandtenbeleidigung vor ihnen her. David schickte ihnen Botschaft, sie sollten zu Jericho bleiben, bis ihnen der Bart wieder gewachsen wäre.

Dass David diese Beschimpfung seiner Gesandten nicht ungestraft lassen konnte, war selbstverständlich. Darum sahen sich die Ammoniter sogleich nach Bundesgenossen um. David rüstete auch ein Heer; es kam zur Schlacht. Die Ammoniter wurden geschlagen, und die Syrer, die ihnen zu Hilfe gekommen waren, wurden trotz der herbeigezogenen Verstärkungen so glänzend besiegt, dass sie Israel Untertan wurden.

Wieviel Blut war da unnütz geflossen! Wieviel Jammer und Kummer war umsonst über so viel Häuser und Herzen in drei Ländern gekommen, bloß weil Hanun sein Ohr den Verleumdern geliehen hatte.

Geht es nicht heute immer wieder so? Wieviel wird geredet hinter dem Rücken, auch in gläubigen Kreisen. Das ist so verbreitet, dass man sich gar nichts mehr dabei denkt. Oder hast du es dir bisher als Sünde angerechnet, wenn du schlecht über den abwesenden Bruder, die abwesende Schwester sprachst? Man kann sagen: Diese Sünde geschieht alle Tage, und kein Mensch hält es für Sünde, über andre zu reden und auf das Gerede des Verleumders zu achten.

Der Herr hat gesagt: „Sündiget dein Bruder an dir, so gehe hin und strafe ihn zwischen dir und ihm allein!“ Jesus sagt: „Gehe hin und sprich mit ihm!“ Der Teufel aber sagt: „Gehe hin und sprich mit ändern!“ Und dem Teufel gehorcht man. Dem Herrn gehorcht man nicht.

Was ist die Folge davon? Man lädt Sünde und Schuld aufs eigene Gewissen. Man steht dem Bruder, der Schwester nicht mehr offen und wahr gegenüber. Hat man hinter dem Rücken geredet oder das Gerede hinter dem Rücken geglaubt, dann ist die Freundlichkeit ins Gesicht doch eigentlich nur eine Heuchelei. Im Grunde des Herzens ist man doch gegen den Bruder eingenommen. Aber damit nicht genug. Sünde über Sünde! Der Verleumder sündigt; der das Gerede anhört, sündigt auch. Und für gewöhnlich behält man das Gerede nicht für sich, man erzählt es auch weiter.

Ach, mein Bruder, gib doch nicht Raum dem Lästerer! Lass dich doch nicht ein mit dem Verleumder! Du versündigst dich an deinem Bruder, wenn du ihn verurteilst, ohne ihn gehört zu haben. Sag doch dem Ohrenbläser: „Komm, nun wollen wir gleich zu dem Bruder hingehen und ihn fragen, ob das wirklich wahr ist.“ Was wirst du dann erleben? Dass sich der Ohrenbläser windet und krümmt und dich vom Himmel zur Erde bittet, doch ja nicht zu sagen, dass er dir das gesagt habe. Nicht wahr, das hast du schon erlebt? Nun, was kannst du daraus schließen? Dass es eine elende Verleumdung ist, um die es sich handelt oder wenigstens eine jämmerliche Feigheit. Wenn er nicht den Mut hat, sein Gerede dem Bruder ins Gesicht zu sagen, dann soll er auch nicht so feige sein, es hinter seinem Rücken an andere zu erzählen.

Und mit so einem lässt du dich ein? Und so einem hast du geglaubt?

Gib nicht Raum dem Lästerer! Wenn du es tust, dann triumphiert der Teufel, dann hohnlacht die Hölle. Der Teufel hat sein Spiel gewonnen. Er hat Zwist und Zwietracht in die Gemeinschaft gebracht; nun kann er gut im Trüben fischen. Ist erst die brüderliche Eintracht gestört, dann ist auch der Segen unterbunden, denn nach dem 133. Psalm verheißt der Herr daselbst Segen und Leben immer und ewiglich, wo Brüder einträchtig beieinander wohnen.

Und du selbst hast den Schaden davon. Du hast den Heiligen Geist betrübt. Der zieht sich zurück.

Hier liegt ein tiefer Schaden in vielen Gemeinschaften von Kindern Gottes. Man lässt sich ein mit dem Verleumder. Man tritt nicht ein für den abwesenden Bruder, wenn man über ihn schlecht spricht. Man redet mit. Man verbreitet das Gerede wohl gar. Vielleicht im Ton der moralischen Entrüstung, wie der Bruder doch das habe tun oder sagen können. Aber im Grunde des Herzens hat man Wohlgefallen am Klatsch. Und mit dem Verleumder Hand in Hand geht der Richter. Wieviel wird auch in christlichen Kreisen gerichtet und kritisiert. Wenn wir über unsern Nächsten kritisieren und ihn richten, dann können wir nicht mehr für ihn beten. Und das wäre doch viel wichtiger und richtiger.

Hand aufs Herz! Hast du noch nie dem Lästerer Raum gegeben! Hast du noch nie ihm geholfen, seine unsaubere Ware zu verbreiten? Ach, schon oft! Du hast dir nicht viel dabei gedacht. Mag sein. Aber nun weißt du, dass dies ein Punkt ist, warum du nicht vorwärts kommst im inneren Leben.

Ich erinnere mich, dass der heimgegangene Herr von Viebahn einmal auf einer Blankenburger Konferenz sehr ernst über diese Unart vieler Kinder Gottes sprach. Er ließ die Versammelten versprechen, an dem Tage einmal nicht über andere schlecht zu sprechen. Am ändern Tage fragte er. wer es doch getan habe. Da standen viele auf. Und viele, die nicht aufstanden, haben es gewiss auch getan.

O, wenn alle Kinder Gottes von heute auf morgen geheilt werden könnten von der Seuche der Klatschsucht und vom Richtgeist, dann ginge das innere Leben einen Ruck voran, dass man sich wundern würde. Das ist ganz gewiss Denn diese Sünde ist so verbreitet wie kaum eine andere. Kürzlich war ich mit einem Bruder im Gespräch. Es war die Rede von verschiedenen Menschen. An jedem hatte der Bruder etwas auszusetzen, über jeden wurde gerichtet. Und das Schlimme daran ist. man hält das Gerede hinter dem Rücken und das Richten gar nicht für Sünde.

Aber nun weißt du es. dass es eine Sünde ist. dass du damit den Heiligen Geist betrübst. Nun bekenne dem Herrn deine Versündigung und bitte Ihn, dich zu bewahren. Und bitte auch die Brüder, dass sie dich aufmerksam machen, wenn du anfängst, über andere zu reden und zu richten. Diese trübe Quelle muss durchaus verstopft werden, sonst können wir lange beten und flehen um die Fülle des Geistes, und es wird keine Erhörung folgen. Es kann keine Erhörung folgen, wenn wir die Riegel nicht zurückschieben, die die Fülle des Geistes aufhalten und verhindern.

Leget die Lüge ab und redet die Wahrheit! Das war das erste. Zürnet und sündiget nicht, das zweite. Das dritte: Gebt auch nicht Raum dem Lästerer! Das sind ernste Mahnungen. Von ihrer Erfüllung hängt es ab, ob wir voll Geistes werden oder nicht.

Nicht wahr, Brüder, Schwestern, ihr wollt Geistesmenschen sein, ihr wollt voll Geistes werden?

Nun, dann beherzigt mit großem Ernst die Mahnung: „Gebt auch nicht Raum dem Lästerer!“

V.

„Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr, sondern arbeite und schaffe mit den Händen etwas Gutes, auf dass er habe, zu geben dem Dürftigen.“ Epheser 4, 28

Wer gestohlen hat? Muss das denn auch zu Kindern Gottes gesagt werden? Das ist doch selbstverständlich, dass Kinder Gottes sich fernhalten vom Stehlen! Ja, gewiss, das sollte selbstverständlich sein. Aber ist es das in der Wirklichkeit? Würde es der Apostel Paulus geschrieben haben, wenn es nicht nötig gewesen wäre?

Man kann ein Jünger Jesu sein - und stehlen. Das beweist die traurige Geschichte des Judas. Er hörte jedes Wort, das Jesus sprach, sah jedes Wunder, das Er tat, und blieb doch ein Dieb. Hat es der Herr ihm gegenüber an Warnungen fehlen lassen? Gewiss nicht. Aber alles war umsonst. Er blieb gebunden ans Geld, und das Geld brachte ihn um.

Und war es nicht bei Ananias und Saphira auch das leidige Geld, das ihnen das Gericht brachte? Sie wollten wohl gern als Wohltäter der Gemeinde angesehen werden; aber sich so ganz von dem Geld trennen, das sie für ihr Landgut bekommen hatten, das konnten sie doch nicht. Darum belogen und betrogen sie den Apostel Petrus. Darum ereilte sie das Gericht.

Und heute? Liegt nicht auch auf dem Gewissen vieler Kinder Gottes die Schuld, unrechtes Gut im Besitz zu haben?

Liegt vielleicht auf deinem Gewissen auch solche Schuld? Ist auch in deinem Besitz unrechtes Gut? Hast du dir einmal etwas angeeignet, was dir nicht gehörte? Ach, ich weiß es aus der Seelsorge, wie oft, wie so sehr oft das geschieht. Wie viele Verkäuferinnen haben mir schon bekannt, dass sie sich etwas angeeignet hatten, was sie gerade gebrauchen konnten. Wie viele Schneiderinnen, die von den Kleider- und Futterstoffen etwas für sich behalten! Wie viele Arbeiter, die Werkzeuge oder sonst brauchbare Sachen von der Fabrik aus der Werkstatt mit heimgenommen haben! Wie viele Buchhalter, die ihre Briefe auf den Briefbogen der Firma schreiben und dieselben mit den Marken aus der Portokasse des Geschäftes freimachen! Wie viele Hausgehilfinnen, die beim Einholen der Waren einen höheren Preis ins Buch schreiben und den Gewinn in die Tasche stecken. So könnte ich fortfahren. Ach, und das betrifft nicht nur Geschichten vor der Bekehrung, solche Geschichten geschehen auch nach der Bekehrung! Man hat vielfach gar kein Gefühl mehr für das, was Sünde ist. Man sieht das andre tun, da macht man es auch. Spricht man mit ihnen, dann heißt es wohl gar: „Ach was, so kleinlich muss man nicht sein!“ So? Wirklich nicht? Aber der Heilige Geist nimmt es sehr genau! Der übersieht nichts und der vergisst nichts. Und wenn unrechtes Gut in deinem Besitz ist, dann legt Er den Finger darauf.

Wenn es möglich ist, dass du das unrechte Gut zurückerstatten kannst, oder wenn du den Wert desselben bezahlen kannst, dann tu es doch ja. Sonst behält der Feind eine Handhabe, wo er dich fassen und dich innerlich lahmen kann. Du musst deine Vergangenheit in Ordnung bringen, wenn du vorankommen willst in der Gnade. Du wirst nie voll Geistes werden, wenn deine Vergangenheit nicht ins Licht Gottes gekommen ist. Wir müssen den Rücken frei haben gegen den Feind, wenn wir ein Leben der Heiligung führen wollen.

Und wenn du deine Vergangenheit geordnet hast, dann lass dir die Mahnung des Apostels sagen: „Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr!“ Von nun an Schluss mit dem leichtfertigen Umgehen mit dem anvertrauten Gut! Von nun an wird nichts mehr mitgenommen, und wenn die Gelegenheit noch so günstig und die Versuchung noch so groß ist. Das merke dir! Und mag es auch eine Kleinigkeit sein, um die es sich handelt - nimm dich in acht!

Du willst doch vorwärtskommen im inneren „Leben, nicht wahr? Du möchtest doch auch voll Geistes werden, nicht wahr? Nun, dann befolge peinlich die Mahnung des Apostels: „Der stehle nicht mehr!“

Wir müssen peinlich gewissenhaft sein, wenn wir voll Geistes werden wollen. Denn der Feind wird es mit scheinbaren Kleinigkeiten versuchen, uns zu Fall zu bringen. Du bekommst etwa am Fahrkartenschalter zu viel Geld zurück. Du siehst es und merkst, dass der Beamte sich verzählt hat; wirst du es zurückgeben oder denkst du: „Lass ihn doch besser aufpassen?“ Mit solchen scheinbaren Kleinigkeiten wird der Feind es versuchen, dein Gewissen abzustumpfen und einzuschläfern. Wird es ihm gelingen? Oder wirst du mit Abraham sagen: „Ich hebe meine Hände auf zu dem Herrn, dem höchsten Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat, dass ich von allem, was dein ist, nicht einen Faden noch Schuhriemen nehmen will, dass du nicht sagest, du habest Abraham reich gemacht?“

Wollen wir voll Geistes werden, dann müssen wir ein feines Ohr und ein zartes Gemerk bekommen für die leisen Mahnungen und Warnungen des Heiligen Geistes. Dann müssen wir peinlich genau darauf achten, Ihn nicht zu betrüben. Sonst wird all unser Beten und Flehen um die Fülle des Geistes umsonst sein.

Und nicht nur, dass wir nichts wegnehmen dürfen, was uns nicht gehört, der Heilige Geist verlangt auch noch etwas Positives von uns. Er sagt: „Sondern arbeite und schaffe mit den Händen etwas Gutes, auf dass er habe zu geben dem Dürftigen.“ Treulich arbeiten und schaffen sollen wir. Treu in unserm Beruf sollen wir sein, in den kleinsten Dingen die größte Treue beweisen. Aber da zeigt sich wieder eine neue Gefahr. Der Feind weiß doch alles zu einer Gefahr uns zu machen! Wenn wir nun anfangen, treulich zu arbeiten, dass sich unser Vermögen mehrt, wie leicht kommt es dann, dass man sein Herz an das Geld hängt! Da ist etwa ein Trinker, der viel Geld ausgegeben hat, um seinem Gelüst zu frönen. Er sieht ein, dass das Trinken ihn nach Leib und Seele zugrunde richtet; er gibt es auf. Er wundert sich, wieviel Geld er jetzt hat. Vergnügt legt er eine gesparte Mark zur ändern. Er weidet sich an dem wachsenden Besitz. Er wird geizig. Diese Erfahrung macht man nicht selten.

Manche tun so, als ob hinter „habe“ ein Punkt stände: „Auf dass er habe.“ Aber damit ist die Meinung des Apostels nicht gesagt, dass wir arbeiten und schaffen sollen, damit wir haben. O nein, er sagt: „Auf dass er habe, zu geben dem Dürftigen.“ Nicht wegnehmen - mitteilen, das ist der Weg, wie man voll Geistes wird.

Wollen wir Geistesmenschen werden, dann müssen wir treu sein im Erwerben und Ausgeben unsers Geldes, dann muss das ganze Gebiet des Geldverdienens und Geldausgebens unter die Zucht und Leitung des Geistes Gottes kommen. Wie fehlt da noch viel! Manche Kinder Gottes tun so, als ob sie allein zu sagen hätten auf diesem Gebiet. Sie kaufen, ohne den Herrn zu fragen. Sie behalten, ohne den Herrn zu fragen. Neben ihnen hungert jemand, aber man kauft für viel Geld unnötige Sachen. Neben ihnen leidet jemand Not, aber man bläst teure Zigarren in die Luft. Da stimmt etwas noch nicht, wo man so viel Geld für die eigenen und unnötigen Bedürfnisse verbraucht. Wenn man noch diese und jene Liebhaberei betreibt, dieser und jener Gewohnheit huldigt, - dann hat man natürlich nicht, um dem Dürftigen geben zu können. Das meint hier der Apostel, wenn er sagt: „Auf dass er habe, zu geben dem Dürftigen.“

Stell das ganze Gebiet des Erwerbens und Sparens, des Ausgebens und Verschenkens unter die Zucht des Heiligen Geistes! Ganz anders als bisher muss der Herr der Aufseher und Verwalter deines Vermögens werden. Ganz anders als bisher musst du dich leiten und bestimmen lassen von dem Heiligen Geist. Und du wirst gesegnet werden und innerlich weiterkommen. Aber bleibst du in dieser Frage so leichtfertig und ungenau wie bisher, dann wirst du nie voll Geistes werden, das ist ganz gewiss Das Geldgebiet ist für viele Kinder Gottes ein Riegel, der beseitigt werden muss, ein Hindernis, das aus dem Wege muss

Mach den Herrn auch zum Verwalter deines Geldes, und du wirst voll Geistes!

VI

Lasset kein faul Geschwätz aus eurem Munde gehen, sondern was nützlich zur Besserung ist, wo es Not tut, dass es holdselig sei zu hören.“ Epheser 4, 29

Faule Geschwätze betrüben den Heiligen Geist, sagt der Apostel. Sie verhindern die Fülle des Geistes. Darum müssen wir darüber einmal miteinander sprechen.

Was meint er wohl mit faulen Geschwätzen? Faul ist der Baum unsers alten natürlichen Wesens. Alles, was darauf wächst, ist faul. Ein fauler Baum kann nicht gute Früchte bringen. Faul ist der Brunnen unsrer alten Natur. Was daraus fließt, ist faul. So meint der Apostel also Gespräche, bei denen wir nicht unter der Zucht des Geistes stehen, sondern uns von unserm alten Wesen hinreißen lassen. Im nächsten Kapitel spricht der Apostel noch genauer davon, wenn er vor schandbaren Worten warnt, vor Narrenteidingen und Scherzen oder Witzen, die sich nicht ziemen.

Ein Kind Gottes soll mit seinem ganzen Leben unter der Zucht des Geistes Gottes stehen, und auch mit seinen Gesprächen und Unterhaltungen. Wenn es sich gehen lässt, wird der Geist Gottes betrübt und verscheucht. So kann man nicht voll Geistes werden. Das müssen wir erkennen und uns mit großem Ernst gesagt sein lassen.

Ist noch nie faules Geschwätz aus deinem Munde gegangen? Wer könnte sich davon freisprechen? Wer hätte nicht schon empfunden, dass leichtfertige Unterhaltung den Heiligen Geist betrübt und das Gewissen belastet?

Faules Geschwätz ist etwas anderes als Humor. Humor ist die Gabe, allen Dingen, auch den schwersten, eine gute Seite abzugewinnen. Wer diese Gabe hat, der soll Gott dankbar dafür sein. Sie wird ihm in schweren Lagen unschätzbare Dienste leisten. Der Humor hilft über vieles hinweg, über das andere seufzen und klagen.

Aber faule Geschwätze sind etwas anderes. Der Humor ist eine Gabe Gottes. Die faulen Geschwätze kommen vom Feind. Dazu gehören alle zweideutigen Reden, alle schlüpfrigen Redensarten. Wer solche Reden führt, der soll wissen, dass der Heilige Geist dadurch betrübt und verscheucht wird. Niemals, auch nicht im vertrautesten Kreise, sind Zweideutigkeiten erlaubt. Dasselbe gilt von allen Witzen auf andrer Leute Kosten. Wie leicht werden die gemacht und belacht, und nachher hat man ein geschlagenes Gewissen.

Ich hatte vor Jahren einen Bekannten, der war ein rechter Witzbold. Ich konnte nicht anders, ich musste lachen, wenn er anfing, seine Witze zu machen. Und wenn man lachte, dann reizte und stachelte ihn das erst recht. Ja, und wenn er so loslegte, dann prickelte mich das manchmal, mit einzustimmen und mit ihm in Wettbewerb zu treten. Und wenn ich nach Hause kam, dann hatte ich ein geschlagenes Gewissen. Dann spürte ich deutlich, dass der Heilige Geist betrübt war. Da erkannte ich: hier gilt's auf der Hut zu sein. Hier gilt's Schildwachen aufzustellen. Jedesmal, wenn ich wusste, dass ich mit diesem Mann zusammentreffen würde, bat ich den Herrn, dass Er mich bewahren möchte, nicht einzustimmen, ja nicht einmal zu lachen zu seinen Witzen. Und Gott kann!

Hier liegen für viele Gefahren. Manche erkennen sie vielleicht noch nicht einmal. Dass oberflächliche Unterhaltung den Heiligen Geist vertreibt, das ist ihnen vielleicht noch gar nicht zum Bewusstsein gekommen. Dann lass es dir heute sagen. Und wenn der Witz noch so gut ist, den du auf der Zunge hast, wenn die Zuhörer noch so sehr darüber lachen werden, frag erst: Was würde Jesus dazu sagen? Wird der Geist Gottes auch nicht dadurch betrübt? Ganz gewiss, wenn du so fragst, wird der Heilige Geist dir in manchen Fällen sagen: „Mach den Witz lieber nicht, du beschwerst dein Gewissen damit!“

Gut, du hältst den Witz zurück; aber bei der nächsten Wendung des Gespräches - schießt du doch damit los! Ist dir das noch nicht geschehen? Mir schon, und dann habe ich mich immer sehr geschämt.

Willst du dich vor den faulen Geschwätzen hüten, dann hüte dich vor den Gelegenheiten, wo diese faulen Geschwätze am meisten zu finden sind: in der Geselligkeit, im Verkehr, in den Gesellschaften, in den Kränzchen und Klübchen. Was wird da gesündigt in dieser Beziehung! Als ich das erkannte, da habe ich den ganzen geselligen Verkehr, das Einladen und Eingeladenwerden aufgesteckt. Was kommt bei der ganzen Geselligkeit heraus? Für gewöhnlich nur Versündigungen mit der Zunge. Sieh einmal zu, ob es in deinem Kränzchen und in deinem Klübchen nicht so ist! Und wenn du dir sagen musst, dass das der Fall ist, dann fort mit dem Kränzchen!

Haben wir nicht bessere Freuden, wenn wir zusammenkommen, um das Wort Gottes miteinander zu betrachten? Solche Kränzchen lasse ich mir gefallen, in denen die Bibel auf dem Tisch liegt, in denen das Wort Gottes den großen Gesprächsgegenstand bildet. Aber die ändern Kränzchen sind Stätten, von denen man gewöhnlich heimkehrt als ein Geschlagener und Überwundener, mit einem Brandmal im Gewissen.

Wir müssen es lernen, dass unsre Gespräche ein Ziel haben müssen. Faule Geschwätze sind ziellose Geschwätze, die man nur führt, um die Zeit hinzubringen, um die ändern zu unterhalten.

Drei Gesichtspunkte hebt hier der Apostel hervor, die zu beachten sind. Erstens: Was nützlich zur Besserung ist. Zweitens: Wo es Not tut. Drittens: Dass es holdselig sei zu hören.

Was wir reden, das muss nützlich zur Besserung sein. Die alten Römer hatten ein Wort, das sie bei solchen Gelegenheiten anwendeten, das hieß: Cui bono, auf deutsch: wem zum Nutzen? Das wäre eine gute Frage auch für uns, dass wir uns darüber klar würden: Wer hat Nutzen davon? Und wenn wir sagen müssen: keiner hat Nutzen davon, - dann weg damit! Aber wenn es nützlich ist zur Besserung, dann sag, was du zu sagen hast. Dann halt es nicht zurück.

Ach, was sind wir doch für verkehrte Menschen! Was zum Schaden ist, das auszusprechen, das wird uns meist gar nicht schwer, das geht ganz von selbst über unsre Zunge. Aber was nützlich ist zur Besserung, das will gar nicht recht heraus. Vielleicht könnte man darüber lachen oder spotten; vielleicht könnte man sagen: Der Moralprediger! Und das wollen wir nicht gern hören.

Nicht wahr, zu fluchen schämen sich viele nicht; aber wenn sie beim Beten gefunden würden, das wäre ihnen arg. Dieser Zug steckt auch noch in Kindern Gottes. Denk einmal darüber nach, ob ich nicht recht habe.

Der zweite Punkt ist: Wo es Not tut. Gewiss, wenn es Not tut. wenn wir gefragt werden und müssen Auskunft geben, dann müssen wir alles sagen, auch traurige Dinge, auch schandbare Worte; aber doch nur dann, wenn es Not tut. Und wie selten ist das der Fall! Für gewöhnlich tut es jedenfalls nicht Not Wenn du doch solche Dinge wiederholst, prüfe dich, ob du nicht noch eine geheime Freude daran hast, ob du im tiefsten Innern nicht doch noch Lust am Schmutz hast. Nimm dir einmal Zeit, darüber nachzudenken! Es ist der Mühe wert.

Und das Dritte ist dann: Dass es holdselig sei zu hören. Ja, solche Worte sprich! Wenn du etwas erzählen kannst, um den Herrn groß zu machen, das tu. Wenn du etwas zu berichten hast, um deinem Nächsten Mut zu machen, um ihm zu helfen, das tu.

Ein Vorbild ist uns da der Apostel Paulus selber. In Apostelgeschichte 15 lesen wir, dass sich in Antiochien ein großer Streit erhob über die Frage, ob die Gläubigen auch das Gesetz halten müssten oder nicht. Endlich wurden Paulus und Barnabas abgeordnet nach Jerusalem, um die Frage im Kreise der Jünger klarzustellen. Nun kommt ein Vers, der heißt: „Und sie wurden von der Gemeinde geleitet und zogen durch Phönizien und Samarien und erzählten - was denn? Diesen Streit? Nein, kein Wort davon! Sie erzählten - die Bekehrung der Heiden und machten große Freude allen Brüdern.

Das war holdselig zu hören. Aber die Nachrichten von dem Gezänk wären nicht holdselig gewesen zu hören.

Ob wir nicht von dem Streit geredet hätten und unsre Meinung überall gesagt hätten? Ich fürchte es fast.

Nun denn, wir wollen doch voll Geistes werden, nicht wahr? So lasst uns auf die Mahnung achten: „Lasset kein faul Geschwätz aus eurem Munde gehen, sondern was nützlich zur Besserung ist, wo es Not tut, dass es holdselig sei zu hören!“

VII.

Alle Bitterkeit und Grimm und Zorn und Geschrei und Lästerung sei ferne von euch samt aller Bosheit.“ Eph. 4, 31

Ach, wie gibt es der Hindernisse doch so viele, die es dem Herrn unmöglich machen, uns die Fülle des Geistes zu schenken! Wie kommt das? Dafür sorgt der Feind. Er weiß, dass Menschen voll Geistes ihm einen ungeheuren Schaden zufügen, seinem Reich Abbruch tun. Darum sucht er das zu verhindern auf alle mögliche Art und Weise, dass Gott die Fülle des Geistes nicht mitteilen kann. Was hat Petrus, voll des Heiligen Geistes, dem Teufel für eine Beute entrissen, dreitausend Seelen auf einen Tag! Und wie hat Paulus dem alten bösen Feind siegreich widerstanden und überall blühende Gemeinden gegründet! Da ist es zu verstehen, dass der Feind tut, was er kann, um die Bitte der Kinder Gottes um die Fülle des Geistes unerhörlich zu machen. Je harmloser er das anfängt, um so besser gelingt es ihm.

Da ist die Bitterkeit. Wer denkt denn daran, dass das ein Hindernis sein könnte, voll Geistes zu werden? Da hat dir jemand einmal etwas getan. Er hat schlecht über dich gesprochen, und nun sitzt in deinem Herzen Bitterkeit. Wenn du an diesen Menschen denkst, dann regt sich in deinem Herzen Bitterkeit; du gehst ihm am liebsten aus dem Wege. Wenn man dich fragt, wie du zu ihm stehst, dann sagst du: „O, ich habe nichts gegen ihn.“ Das mag sein; aber du hast auch nichts für ihn. Liebe hast du jedenfalls nicht ihm gegenüber. Von jener alten Geschichte ist eine bittre Wurzel zurückgeblieben im Herzen. Die Sache ist nicht mit der Wurzel herausgekommen aus dem Herzen, wie es sein sollte. Und aus dieser bittern Wurzel wachsen immer wieder bittere Gefühle und Empfindungen hervor.

Diese Bitterkeit muss aus dem Herzen heraus. Der Apostel sagt: „Sie muss ferne von uns sein.“ Du musst dich von dieser Bitterkeit trennen. Willst du das? Vielleicht musst du dich noch einmal mit dem Betreffenden über die alte Geschichte aussprechen, vielleicht ihm nur wirklich und richtig vergeben. Aber jedenfalls - die Bitterkeit muss fort!

Und der Grimm auch und der Zorn. Was ist damit gemeint? Grimm ist die leidenschaftliche Aufwallung, die aber zurückgehalten und nicht ausgesprochen wird; Zorn ist der Ausbruch der Leidenschaft. Geschrei und Lästerung sind dann die Folgen. Der Zorn äußert sich im Geschrei, im lauten, barschen, schreienden Reden; Lästerung ist das Reden gegen den Nächsten, dem man die Schuld beimisst

Haben es denn Kinder Gottes noch mit solchen Dingen zu tun? Ach, nur zu oft! Und damit tun sie der Sache des Herrn unberechenbaren Schaden.

Ich kannte einen Bruder, der sich in der Versammlung am Wort beteiligte; man hörte ihn gern. Aber er hatte eine böse Eigenschaft: er kam nicht los von seinem zornigen, heftig auffahrenden Wesen. Seine Frau klagte über ihn; seinen Mitarbeitern stand er im Wege. Eines Tages war in seinem Beruf irgend etwas versehen worden.

Ein Untergebener hatte etwas falsch gemacht oder verdorben; darüber geriet er ganz außer sich. Der Zorn übermannte ihn völlig; er wusste nicht mehr, was er sagte. Er vergaß sich so weit, dass er - fluchte. Ein alter Bruder! Und in diesem Zustand der Erregung, mitten beim Fluchen - rührte ihn der Schlag. Ist das nicht furchtbar? Die letzten klaren Worte, die er sprach, waren Flüche!

Ich denke nicht daran, den Bruder zu beschuldigen. O nein. Wie er es gemacht hat, so machen es viele. Wer denkt denn daran, dass das etwas so Schlimmes ist, wenn man sich vom Zorn hinreißen lässt? Wer tut das nicht einmal? Lügen, stehlen, ja, das ist vielleicht Sünde; aber einmal zornig werden, schimpfen, schelten - das rechnet man sich gar nicht als Sünde an.

Lass dir heute sagen, dass Grimm und Zorn Hindernisse sind im inneren Leben. Du kannst nicht voll Geistes werden, wenn du nicht los davon kommst. Ist denn das Blut Jesu nicht geflossen, um eine ganze Erlösung zu vollbringen? Steht denn nicht geschrieben, dass das Blut Jesu uns reinigt von aller Untugend? Und nicht wahr, Zorn ist doch eine Untugend? Nun, dann gibt es doch einen Weg, loszukommen und frei zu werden. Warum bist du es nicht? Vielleicht hast du es auch so gemacht wie ich früher. Ich suchte von meinem jähzornigen Wesen frei zu werden durch meine Vorsätze; ich nahm mir vor, mich nicht mehr zu erregen, - und ich erregte mich doch immer wieder. Endlich erkannte ich, dass ich auf diesem Wege nie zum Ziel kam. Bankrott geworden mit meiner eigenen Kraft, ging ich nach Golgatha und bat den Herrn, mich zu reinigen. Das half. Mein Kämpfen half nichts; aber das Blut brachte mir Hilfe. Sieh, so musst du es auch machen. Du musst es nicht mehr versuchen mit eigenen Bemühungen und Anstrengungen, du musst dich dem Herrn übergeben. Was du nicht kannst, das kann Er. Er hat die Erlösung vollbracht, auch für dich, auch von deinem Zorn. Darauf musst du eingehen, sonst kannst du nicht voll Geistes werden!

Und weg mit dem Geschrei und der Lästerung! Was denkt die Welt, wenn sie Kinder Gottes sich so erregen hört und sieht! Sie hohnlacht und sagt: „Die Frommen sind auch nicht anders als wir; sie können geradeso schimpfen und geradeso schreien!“ Ja, vielleicht sagen sie sogar: „Das kommt aber bei uns doch nicht vor, da würden wir uns doch schämen!“ Und das ist wahr: manche Weltmenschen nehmen sich mehr in Zucht als viele Kinder Gottes. Das ist traurig.

Willst du voll Geistes werden, dann muss das ganze Leben unter die Zucht des Heiligen Geistes kommen. Dann musst du alle Beziehungen deines Lebens regieren und regulieren lassen durch den Heiligen Geist. Er muss dein Verhalten bestimmen gegen deine Vorgesetzten, gegen deine Kollegen, gegen deine Untergebenen, gegen deine Nachbarn und gegen alle, mit denen du es zu tun hast im Leben.

Nur wer da hat, dem wird gegeben, dass er die Fülle habe. Nur wer dem Geiste Raum macht in seinem Leben, nur wer den Geist wirken lässt, der wird voll Geistes werden. Das Beten darum hat gar keinen Zweck und Wert, wenn diese Bedingungen nicht erfüllt werden. Die Riegel müssen zurückgeschoben werden, dann wird der Segen zu fließen anfangen. Die Fülle des Geistes ist nicht eine Sache, um die man anhaltend beten müsste, um sie zu bekommen, sondern man muss als ein Geistesmensch anfangen zu leben, dann wird man mehr und immer mehr bekommen. Wir bekommen also nur in dem Maße mehr Geist, als der Geist mehr von uns bekommt. Das ist der Weg, den uns hier der Apostel zeigt. Es muss nach den Worten des Dichters gehen:

„Er allein bestimme nun
unser Denken, Reden, Tun,
also dass sich kein Gebiet
Seinem Einfluss mehr entzieht.“

Überdenke einmal dein Leben! Waren da nicht auch diese Hindernisse vorhanden? Hast du sie schon als Hindernisse, als Sünde erkannt und gewertet? Oder hast du sie dir noch gar nicht übelgenommen? Dann erkenne heute, dass Bitterkeit, Grimm und Zorn Riegel sind, die den Segen Gottes aufhalten und unmöglich machen. Dann erkenne heute, dass Geschrei und Lästerung in dem Munde eines Kindes Gottes nur dazu dienen, den Herrn zu verunehren und der Sache Jesu Christi einen großen Schaden zuzufügen. Wenn du davon nicht loskommst, hast du geradesoviel Christentum, um dem Herrn damit Schande zu machen. Das bedenke!

Nicht wahr, du willst vorwärts? Nun, dann lass dir's gesagt sein: „Alle Bitterkeit und Grimm und Zorn und Geschrei und Lästerung sei ferne von euch samt aller Bosheit.“

Ein Leben unter der Zucht des Geistes, das ist der Weg, um voll Geistes zu werden.

VIII.

Seid aber untereinander freundlich, herzlich und vergebet einer dem ändern, gleichwie Gott euch vergeben hat in Christo.“ Epheser 4, 32

Es sieht auf den ersten Blick so unbedeutend aus, was hier der Apostel sagt, und doch ist es keineswegs nebensächlich und geringfügig. Im Gegenteil, lassen wir's an der Freundlichkeit und Herzlichkeit fehlen, so betrüben wir den Heiligen Geist und verhindern Gott, uns die Fülle des Geistes zu geben, und vor allem ist das der Fall, wenn man unversöhnlich ist und ändern nicht vergeben kann.

Wir müssen heute bei diesen Punkten etwas verweilen.

Seid aber untereinander freundlich, mahnt der Apostel. Freundlichkeit ist die Liebe, die sich im täglichen Leben offenbart, im Umgang mit Menschen beweist. Ob wir wirklich Liebe haben, das zeigt sich daran, ob wir freundlich sind oder nicht. Die Liebe des Herzens sucht in Freundlichkeiten Ausdruck. Wo es an der Freundlichkeit fehlt, da fehlt es gewiss auch an der Liebe.

Wer wirklich liebt, der ist auch freundlich. In der Versammlung z. B. wird man seine Liebe dadurch beweisen können, dass man dem ändern einen Platz zeigt. Man setzt sich nicht an der Ecke fest, um dadurch alle ändern zu hindern, in dieser Reihe Platz zu nehmen, sondern man rückt auf, um den ändern Platz zu machen. Man reicht den etwa zu spät Kommenden das aufgeschlagene Liederbuch hin und bezeichnet den Vers, der gerade gesungen wird. Das sind so kleine Freundlichkeiten, welche die Liebe des Herzens zum Ausdruck bringen. Aber - fehlt es daran nicht sehr auch bei Kindern Gottes? Behaupten nicht manche ihren guten Platz mit einer Entschlossenheit, als ob sie denselben gemietet oder gekauft hätten? Und wenn andre dann doch bitten, sie vorbeizulassen, dann bekommen sie einen Blick zugeworfen, als ob sie das größte Unrecht begingen. Wer unfreundlich ist, ist selbstsüchtig, und Selbstsucht ist ein Riegel, der Gott hindert, uns mit Seinem Geist zu erfüllen.

Oder du fährst auf der Bahn. Bist du selbstsüchtig, dann legst du dich breit ins Fenster, so dass der andre, der einen Platz sucht, nicht wagt, deine Tür aufzumachen. Bist du freundlich, dann sagst du: „Bitte, hier ist noch Platz!“ Das ist so selten heutzutage, wenn jemand freundlich ist, dass es sofort auffällt, wenn du freundlich bist. Und dann hast du nachher Gelegenheit, etwas von Jesus zu sagen.

Und im Hause, im Familienleben, wieviel Gelegenheiten gibt es da, freundlich zu sein - oder nicht. Wenn deine Frau ihren Fingerhut fallen lässt, bückst du dich dann, um ihn aufzuheben, oder bleibst du bei deiner Zeitung?

Seid untereinander freundlich, mahnt der Apostel. Ob ihr zu Hause seid oder im Büro, in der Werkstatt oder im Geschäft, in der Bahn oder auf der Straße, überall gibt es Gelegenheiten, Freundlichkeiten zu beweisen. Und damit bereitest du einem Wort vom Herrn den Weg, ja du bereitest der Fülle des Geistes in deinem Herzen den Weg. Wer da hat, dem wird gegeben, dass er die Fülle habe.

Herzlich mahnt der Apostel weiter. Das ist auch nötig. Wie oft hat man bei der Freundlichkeit der Menschen den Eindruck, dass sie nur aus dem Munde, aber nicht aus dem Herzen kommt. Das stößt ab; aber die Herzlichkeit gewinnt auch die Herzen. Lass den ändern dein Herz finden; lass ihn fühlen, dass dein Herz für ihn schlägt, und du gewinnst sein Herz.

Herzlosigkeit ist Lieblosigkeit. Herzlosigkeit ist Mangel an Liebe; Herzlosigkeit verschließt uns die Fülle des Geistes. Die wird nur dann gegeben und nur dem, der los ist von sich selber, der für den ändern lebt und den ändern liebt. Selbstsucht empfängt keine Geistesfülle. Selbstsucht ist ein Hindernis für Gott, uns mehr zu geben.

Bist du herzlich? Schlägt dein Herz in Liebe für andre? Sind ihre Nöte deine Nöte? Ihre Freuden deine Freuden?

Willst du voll Geistes werden, dann musst du heraus aus dem engen Kreis deiner Selbstsucht, in dem du nur ein Ichleben führst, in dem du nur an dich denkst und für dich sorgst und den ändern kalt und fremd dahingehen lässt

Freundlichkeit und Herzlichkeit sind Vorbedingungen für die Fülle des Geistes.

Und die Versöhnlichkeit. Darum lautet die folgende Mahnung: „Vergebet einer dem ändern, gleichwie Gott euch vergeben hat in Christo.“

Du kennst doch die Geschichte vom Schalksknecht, nicht wahr? Gewiss kennst du sie. Du weißt, da war ein Mann, der war seinem Herrn zehntausend Pfund schuldig. Eine Riesensumme, die zu erstatten keine Möglichkeit vorhanden war; aber der Herr erließ ihm die ganze Schuld, als der arme Schuldner ihn anflehte, barmherzig zu sein. Eine königliche Tat, zehntausend Pfund erlassen! Wie dankbar wird der arme Schuldner nun sein! Im Hof unten begegnet ihm einer, der ist ihm selber hundert Groschen schuldig. Hundert Groschen? Eine Kleinigkeit! Aber was geschieht? Derselbe Mann, der eben die Riesensumme geschenkt bekommen hat, der würgt seinen Schuldner, der will ihn ins Gefängnis werfen um der hundert Groschen willen. Ist so etwas möglich? Ach ja, das ist möglich, sogar unter Kindern Gottes. Oder bist du nicht der Mann, dem die Riesenschuld erlassen ist? Was hat dein Gott dir alles vergeben! Gar nicht zu zählen wäre deine ganze Sündenschuld, die du aufgehäuft in Gedanken und Worten und Werken, und die ganze Schuld ist erlassen? Ja, die ganze Schuld! Und nun hat sich dein Bruder an dir versündigt. Er hat schlecht über dich gesprochen; er hat hinterm Rücken über dich geredet. Gewiss, das war unrecht. Ich entschuldige und beschönige das nicht im geringsten. Aber - wenn du daran denkst, was Gott dir vergeben hat, sollte es dir dann nicht leicht sein, ihm auch seine Schuld zu erlassen? Aber nein, du hast ihm das nachgetragen und vorgeworfen immer, immer wieder. Der Schalksknecht bist du! Weißt du das? Und weißt du, wie es dem Schalksknecht erging? Der Herr, der das sah und hörte, wie er den ändern würgte, ließ ihn wieder zurückrufen und übergab ihn den Peinigern, den Gerichtsboten und Folterknechten, bis dass er alles bezahlt habe. Das heißt lebenslänglich!

Mein Freund, willst du es wirklich so machen wie der Schalksknecht?

Ach, wie viele Schalksknechte gibt es unter den Kindern Gottes! Es tut mir weh, das zu schreiben, aber es ist die Wahrheit.

Kann da von der Fülle des Geistes die Rede sein? Nie und nimmer!

Du kennst das Gebet des Herrn; vielleicht betest du es alle Tage. Weißt du auch, was du tust, wenn du dies Gebet sprichst? Wenn du nicht bereit bist zum Vergeben, dann betest du dich in die Hölle. Denn du betest ja: „Vergib uns unsre Schulden, wie wir vergeben unsern Schuldigern.“ Also, wenn du nicht bereit bist zum Vergeben, dann bittest du Gott, Er möge dir auch nicht vergeben, und - wie willst du bestehen ohne die Vergebung Gottes? Du bist verloren ohne Gottes Vergebung; du brauchst Seine Vergebung, du brauchst sie alle Tage. Aber dann - musst du auch vergeben, von Herzen vergeben. Nicht nur so, dass du sagst: „Vergeben will ich dir das wohl, aber vergessen kann ich dir das nicht.“ Das hat gar keinen Zweck; wenn dein Vergeben nicht auch ein Vergessen ist, dann ist es auch kein rechtes Vergeben. Wer vergibt, vergisst auch.

Willst du voll Geistes werden? Bleibst du dabei? Dann erkenne, dass ein Wandel in der Liebe, ein Leben in der Heiligung vonnöten ist, um von Gott mit der Fülle des Geistes gesegnet zu werden. Du musst ein Leben der Liebe führen, du musst in den Fußstapfen Jesu wandeln, wenn du voll Geistes werden willst. Das bloße Bitten um die Fülle des Geistes, das tut es nicht. Wenn die Riegel nicht zurückgeschoben werden, dann ist die Fülle des Geistes für dich verschlossen, und sie bleibt verschlossen.

Schieb die Riegel zurück - und der Segen kommt!

Darum: „Seid untereinander freundlich, herzlich und vergebet einer dem ändern, gleichwie Gott euch vergeben hat in Christo!“

IX.

Saufet euch nicht voll Weins, daraus ein unordentlich Wesen folgt, sondern werdet voll Geistes!“ Epheser 5, 18

Viele haben sich schon darüber gewundert, dass in diesem Vers zwei solche Gegensätze zusammenstehen: voll Weins und voll Geistes. Man hat gemeint, das könne man doch nicht in einem Atem sagen und in einem Satz schreiben. Sollte der Apostel wirklich so wenig Menschenkenntnis und so wenig Lebenserfahrung gehabt haben, dass er ein paar Dinge in einem einzigen Satz zusammengeschrieben habe, die gar nichts miteinander zu tun hätten? Gewiss nicht! Er wusste, dass bei manchem Bruder das Hindernis, dass er nicht voll Geistes wurde, darin bestand, dass er sich voll Weins trank. Auch heute ist diese Mahnung noch keineswegs überflüssig. Im Gegenteil, sie macht uns auf eine sehr wichtige Wahrheit aufmerksam. Wenn man nicht Maß hält im Essen und Trinken, wenn man nicht mäßig und nüchtern ist, dann kann man nicht voll Geistes werden.

Das ist ja gut zu verstehen. Wer solchen Wert aufs Essen und Trinken legt, der beweist damit, dass er ans Irdische gebunden ist, und das Trachten nach irdischem Genuss ist das Gegenteil von dem Streben nach der Fülle des Geistes.

Es hat mich einmal besonders bewegt, als ich in 1. Mose 27 las, wie oft dort der Ausdruck steht: „Ein Essen, wie ich's gern habe.“ Der alte Isaak beauftragte seinen Sohn Esau, er solle ein Wildbret bereiten, wie er's gern habe, dann wollte er ihn dafür segnen. Er wusste, dass nicht Esau, sondern Jakob der Träger des Segens sein sollte; aber dem Willen Gottes zuwider, den er ganz gut kannte, wollte er den Esau segnen. Und warum? Weil er so gern das Wildbret aß, das Esau zu erlegen und zu bereiten verstand. Er war so gebunden an seinen Gaumen, dass er aus Esslust, aus Wohlgefallen an einem guten Wildbraten dem Willen Gottes zuwider zu handeln entschlossen war, und was für Kummer und Herzeleid kam dadurch über sein Haus! So ein alter Gläubiger - und gebunden an die Genüsse des Gaumens!

Gibt's das heute nicht auch noch? Ach, wie viele Kinder Gottes legen solchen Wert aufs Essen! Es ist geradeso, als ob sie lebten, um zu essen, nicht umgekehrt, dass sie essen, um zu leben. Wovon sprechen die Menschen heutzutage mehr als je zuvor? Was sie da und dort zu essen bekommen haben. Und das tun nicht nur Weltmenschen, denen würde ich es ja gar nicht übelnehmen, das tun auch Gotteskinder. Aber bei denen tut mir's weh, denn das ist ein Betrüben des Geistes Gottes.

Wie steht es mit dir? Spielt Essen und Trinken bei dir auch so eine große Rolle? Dann lass dir sagen, dass das ein Hindernis ist, voll Geistes zu werden! Wie oft habe ich Kinder Gottes schon lang und breit darüber reden hören, was sie gern haben und wie es bereitet sein muss Dann habe ich mich immer schmerzlicher und trauriger Gedanken nicht erwehren können.

Ich war einmal vor Jahren in einem christlichen Kellnerheim, um dort zu Abend zu essen. Da kam auch ein bekannter Reichsgottesarbeiter, um zu essen. Er ließ sich die Speisekarte geben. Eine ganze Reihe von Gerichten stand darauf; aber als er sie alle durchgesehen hatte, sagte er zu dem Kellner: „Haben Sie denn nichts Gescheites?“ Der Kellner verwies auf die Karte und meinte, es sei doch eine genügende Auswahl vorhanden. Da meinte der Reichsgottesarbeiter: „Das ist alles nichts für mich; bringen Sie mir mal . . . .“ Und nun kam eine ganz genaue Beschreibung: „aber das muss so sein, nicht so, sondern so!“ Als ich diese lange Unterhaltung anhörte, da habe ich mich für diesen Bruder geschämt und gedacht: Was muss der Kellner davon denken? Wie wichtig ist doch diesem Bruder die Frage, was er isst!

Und ich weiß von einem Evangelisten, der saß in dem Hotel, wo er wohnte, am Tisch. Er kostete den Wein, den er sich zum Essen bestellt hatte, dann rief er den Kellner heran: „Haben Sie keinen bessern Tropfen? Diesen Surius kann kein Mensch trinken!“ Das hörte ein anderer Herr, der dort auch essen wollte; er dachte: „Also so machen es die Herren Evangelisten!“

Merkst du nun, dass der Apostel recht hat, wenn er diese scheinbaren Gegensätze so nahe zusammenbringt, dass er in einem Satz davon redet: „Nicht voll Weins, sondern voll Geistes.“ Wer so großen Wert auf die Genüsse des Gaumens legt, der ist nicht auf dem Wege, um voll Geistes zu werden. Da ist noch der Bauch der Gott.

Wie oft komme ich in Häuser, wo ich von diesem oder jenem Gliede der Familie höre: „Das mag ich nicht.“ Vielleicht ist es ein Kind, von dem die Mutter sagt: „Das mag es nicht.“ Dann denke ich - und ich sage es auch für gewöhnlich -, dass Kinder sich nie herausnehmen dürfen, so etwas zu sagen; was die Mutter gekocht hat, das wird gegessen. Wenn ein Kind sich erlaubt, so etwas zu sagen und eine Speise abzulehnen, dann ist das ein Beweis, dass die Erziehung in dem Hause mangelhaft ist. Und wenn man genauer zusieht, dann findet man, dass die Mutter oder der Vater selber dies und das nicht mag. Dann ist es natürlich kein Wunder, wenn die Kinder sich nach dem Vorbild der Eltern das auch herausnehmen. Wie traurig, wenn Kinder Gottes noch solche Sklaven des Gaumens sind, dass sie dies und das „nicht mögen“ und dies und das „besonders gern“ essen. Wer so von seinem Gaumen abhängt, der - ist noch nicht auf dem Wege zur Fülle des Geistes, das ist ganz gewiss Das sind Gegensätze, die manchem Kinde Gottes noch gar nicht recht klar geworden sind. Aber alle die Punkte, die der Apostel in Epheser 4 berührt hat, sind scheinbare Kleinigkeiten, von denen gar nicht so viel abhängt, wie man denken sollte. Und doch offenbart sich in diesen Dingen die Gesinnung des Herzens. Wer solchen Wert aufs Essen legt, der ist noch ein Fleischesmensch, der ist kein Geistesmensch, und wenn er jahrelang oder jahrzehntelang bekehrt ist.

Gewiss ist das Essen eine sehr wichtige Sache, aber in ganz anderm Sinne, als die meisten Menschen denken. Was tun wir denn, wenn wir essen? Wir nehmen mit den Speisen die Gnade Gottes in uns auf, die uns am Leben erhält und die uns die Kraft gibt, Ihm zu dienen. Wenn wir es also recht verstehen, dann essen wir nicht um unsertwillen, nicht um unsers Genusses und unsers Gaumens willen, sondern wir essen um des Herrn willen, damit Er an uns brauchbare Arbeiter hat, die Ihm dienen können. Würden wir nicht essen, dann würden wir bald zusammenbrechen, dann würden wir nichts mehr für den Herrn tun können.

Isst du und trinkst du noch für dich und deinen Genuss? Oder isst und trinkst du für den Herrn? Das ist ein großer Unterschied. Wer noch sich selber isst und trinkt, der hat es noch nicht begriffen, was der Apostel sagt: „Ihr esset nun oder trinket oder was ihr tut, so tut es alles zu Gottes Ehre!“ Zu Gottes Ehre essen? Hast du daran schon einmal gedacht? Wer das tut, der kann auch Speisen essen, die seinem Gaumen nicht so angenehm erscheinen. Wer das tut, der nimmt alles mit Danksagung aus Gottes Hand, was ihm vorgesetzt wird, der isst und trinkt nicht zu viel, wenn es sein „Leibgericht“ ist, der lässt nicht die Schüssel an sich vorübergehen, wenn etwas kommt, was er „nicht mag“. Beides offenbart den Fleischesmenschen und seinen fleischlichen Sinn. Der Geistesmensch isst und trinkt, um dadurch Kraft zu bekommen für den Dienst des Herrn

Vielleicht erscheint dir das als eine harte Rede; es mag sein. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass hier Gebundenheiten und Hindernisse bei manchem Kinde Gottes liegen, die es noch gar nicht erkannt hat, und darum muss ich einmal den Finger darauf legen, weil der Apostel den Finger darauf legt. Wie frei war der Apostel in dieser Beziehung! „Ich kann hungrig sein, und ich kann satt sein,“ sagt er. So spricht der Geistesmensch; aber der Fleischesmensch macht viel Redens von dem, was er gegessen hat, oder von dem, was er leider nicht bekommen hat, was er gern isst und was er nicht gern isst

Ein Fleischesmensch oder ein Geistesmensch, was bist du?

Willst du voll Geistes werden, dann musst du die Gebundenheiten auf diesem Gebiet beseitigen, indem du sie dem Herrn hinlegst.

Brüder, Schwestern, wollt ihr voll Geistes werden, dann stellt auch das Gebiet des Essens und Trinkens unter die Zucht und Leitung des Heiligen Geistes! Legt nicht so viel Wert auf das Irdische und Vergängliche, sondern - werdet voll Geistes!

X.

Werdet voll Geistes: redet untereinander in Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern.“ Epheser 5, 18. 19

Für gewöhnlich beachtet man das Zeichen nicht, das hinter der Mahnung „Werdet voll Geistes“ steht. Man tut so, als ob ein Rufzeichen dahinter stände, als ob mit dem Folgenden etwas Neues begänne, das ist aber nicht der Fall. Es steht ein Doppelpunkt da, der andeutet, dass nun gesagt werden soll, wie man voll Geistes wird. Das wird noch deutlicher dadurch, dass es im Grundtext nicht heißt: „Redet untereinander,“ sondern vielmehr „indem ihr untereinander redet.“ Dieselbe Form finden wir auch weiterhin, so dass wir hier verschiedene Stufen des Weges haben, wie man voll Geistes werden kann. Man wird voll Geistes, wenn man untereinander .redet in Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern, indem man zum ändern dem Herrn singt und spielt, indem man Dank sagt allezeit und für alles, indem man untereinander Untertan ist in der Furcht Gottes.

Hat der Apostel im vierten Kapitel uns gesagt, wie man den Geist betrüben und die Fülle des Geistes unmöglich machen kann, so wird uns hier gesagt, was wir zu tun haben, um voll Geistes zu werden.

Das erste ist: Wir werden voll Geistes, wenn wir untereinander reden in Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern.

Wer kann nur in Psalmen und Lobgesängen reden? Wer Psalmen und Lobgesänge kennt. Um diese Bedingung zu erfüllen, muss man also Bescheid wissen in der Bibel und in dem Liederschatz unsrer Kirche und der gläubigen Gemeinde. Ach, da fehlt es so vielen; man ist nicht daheim im Wort, man liest nicht treulich und fleißig seine Bibel.

Immer wieder stößt man auf eine so traurige Unkenntnis und Unwissenheit in biblischer Beziehung, auch bei Gläubigen, man nimmt sich so wenig Zeit für das Wort Gottes. Das Radio erfordert so viel Zeit, andre Dinge nehmen uns so in Anspruch, dass für die Bibel nicht viel Zeit übrig bleibt; das ist ein großer Schade. Wie wenig haben die meisten in Schule und Kirche von der Bibel gelernt! Wie wenig hat man davon behalten, wieviel ist vergessen. Wer nun nichts dazulernt, wie soll der biblisch denken und reden lernen?

Biblische Gedanken sind so unbekannt, dass es ein Jammer ist. Weltmenschen können manchen Kindern Gottes die allereinfachsten Fragen stellen, und sie wissen nicht, was sie antworten sollen. Die Welt fragt spottend: „Woher nahm denn Kain sein Weib? In dem Lande, in das er floh, wohnten doch noch keine Menschen.“ Und man weiß keine Antwort, man kennt seine Bibel nicht! Man hat noch nie gelesen, dass Kain die Frau gar nicht erst in dem fremden Lande heiratete, sondern dass er sie aus der Heimat mitnahm. Und so gibt es viele Stellen, welche die Ungläubigen und die Spötter mit Vorliebe anführen, und da gibt es Kinder Gottes, die nicht Bescheid wissen. Wie traurig ist das! Oder es kommen die dreisten Sendboten der Adventisten und suchen ihre Bücher an den Mann zu bringen und für ihre Lehre zu werben, und Gläubige fallen darauf herein, weil sie ihre Bibel nicht kennen!

Wollen wir heutzutage durchkommen, dann müssen wir daheim sein im Worte Gottes, sonst sind wir nicht gewappnet gegen all die Irrtümer, die durch unsre Zeit gehen. Darum ins Wort hinein, ins ganze Wort hinein!

Nicht nur den Kalenderzettel und das Andachtsbuch lesen, sondern das ganze Wort Gottes im Zusammenhang, sonst kommen wir nicht durch.

Und ebenso gilt es, treu zu sein mit den köstlichen Liederschätzen, die Gott uns gegeben hat. Wie wenig sind auch die bekannt!

Wer weiß, ob du nicht in eine Lage kommst, vielleicht schon bald, wo du ohne Bibel und ohne Gesangbuch sein wirst, wo du allein auf das angewiesen bist, was du im Kopf und im Herzen hast! Wie gut wird es dann sein, wenn man ein tüchtiges Wissen hat von Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern!

Wie oft, wenn ich des Nachts nicht schlafen kann, erquicke ich mich an dem geistlichen Abc. Dann suche ich mir einen Spruch, der mit A anfängt, etwa: „Also hat Gott die Welt geliebt.“ Dann kommt einer mit B: „Befiehl dem Herrn deine Wege“, dann einer mit C: „Christus ist mein Leben, und Sterben ist mein Gewinn.“ Vielleicht schlafe ich darüber ein, ehe ich mit dem Abc durch bin. Und bleibe ich wach, dann habe ich mich erquickt und gelabt an den köstlichen Worten der Schrift und bin auch ohne Schlaf gestärkt und erfrischt. Und wenn ich mit dem geistlichen Abc nach der Bibel durch bin, dann nenne ich mir Lieder: „Allein Gott in der Höh' sei Ehr“ oder „Ach bleib mit Deiner Gnade.“ Dann kommt ein Lied mit einem B: „Befiehl du deine Wege.“ Wie gut, wenn man sich so unterhalten und sich so an dem Schatz unsrer Lieder erquicken kann!

Ich bitte dich, übe dich darin und übe auch deine Kinder darin! Lass sie solche Abschnitte aus der Bibel auswendig lernen, von denen sie einmal im Leben Gewinn haben werden. Sie werden dir später einmal dankbar dafür sein. Ich habe es mir immer von meinen Kindern zum Geburtstag gewünscht, dass sie mir Abschnitte der Bibel auswendig hersagen möchten. So bekommen sie einen Schatz fürs Leben, der in mancher dunkeln und schweren Stunde ihnen Kraft und Trost und Licht bieten wird.

Nur wenn man so im Wort bewandert ist, lernt man es auch, biblisch zu denken und biblisch zu reden. Das meint der Apostel nicht, dass wir uns gegenseitig immer nur Psalmen hersagen sollten, o nein, aber er meint, dass wir uns üben sollen, biblisch miteinander zu reden, dass uns die Wahrheiten der Schrift bekannt und geläufig werden.

Und das ist der Weg, wie man voll Geistes wird? Ja, das ist der Weg oder vielmehr ein Stück, eine Stufe desselben. Man wird voll Geistes, wenn man voll der Bibel wird, wenn die Bibel unser Verhalten bestimmt, unser Reden und Denken beeinflusst Wollen wir voll Geistes werden, dann müssen wir uns mit göttlichen und ewigen Dingen beschäftigen.

Ach, worüber reden die Kinder Gottes, wenn sie zusammenkommen? Wie oft über den abwesenden Dritten! Und dann geht es von einer Versündigung zur ändern. Wie wäre es, wenn ihr beim Zusammenkommen einmal darüber reden würdet, was, euch in den letzten Tagen wichtig geworden ist im Worte Gottes beim täglichen Bibellesen? Wie oft, wenn ich verreist bin, schreibt mir meine Frau, was ihr köstlich wurde beim Bibellesen, und ich antworte ihr, was mir der Herr an diesem und jenem Kapitel besonders unterstrichen hat. Ach, dass solches Austauschen von Freuden, die man in der Bibel gefunden hat, so selten ist unter den Kindern Gottes! Wie oft habe ich bei solchem Austausch jubeln können mit dem Psalmisten: „Ich freue mich über Deinem Wort wie einer, der eine große Beute kriegt!“

Gewöhn dich doch, deine Bibel bei dir zu tragen und sie hervorzuziehen, wenn du mit ändern sprichst. Vor wie vielen Entgleisungen und Versündigungen bleiben wir bewahrt, wenn wir uns nicht gehen lassen in unsern Gesprächen, sondern wenn wir unsre Gedanken beschäftigen mit dem Worte Gottes, wenn wir über das eine reden, was uns erquickt und erfreut, was uns Kraft gibt und Förderung verleiht im innern Leben!

Darum lasst uns der Mahnung nachleben, dass wir untereinander reden in Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern. Dann betreten wir den Weg, auf dem man voll Geistes wird. Wer da hat, dem wird gegeben, dass er die Fülle habe. Wenn wir nur erst anfangen, in diesen Fragen biblisch zu denken und zu handeln, dann werden wir schnell merken, wie es vorwärts geht im innern Leben. Das Gebiet unsrer Unterhaltungen und Gespräche ist ein so wichtiges Gebiet. Stellen wir dies Gebiet unter die Zucht und Leitung des Heiligen Geistes, dann werden wir mehr bekommen von göttlichen Einflüssen, wir werden innerlich wachsen und weiterkommen. Aber lassen wir uns weiterhin bei unsern Gesprächen gehen, dann müssen wir nicht daran denken, dass unser Wunsch, voll Geistes zu werden, jemals sich erfüllen werde.

Wir werden voll Geistes, wenn wir untereinander reden in Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern. Das ist die erste Stufe auf dem Wege. Denke darüber nach, und dann gehe diesen Weg! Du wirst es nicht bereuen!

XI.

Singet und spielet dem Herrn in euren Herzen!“ Eph. 5,19

Das ist die zweite Stufe auf dem Wege, wie man voll Geistes werden kann. Die erste Stufe ist die, dass man untereinander redet in Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern. Die zweite ist, dass man dem Herrn im Herzen singt und spielt.

Wer kann das und wer tut das? Das kann nur der, der seine Freude am Herrn gefunden hat. Wessen Glück noch abhängig ist von seiner äußern Lage, von der Gesundheit des Leibes, von dem Blühen des Geschäftes und dergleichen, der kann dem Herrn nicht im Herzen singen und spielen, denn dann werden immer Zeiten in seinem Leben kommen, wo sein Glück gestört und getrübt ist durch Krankheiten und Trübsale. Dem Herrn im Herzen singen und spielen, das kann nur der, der mit den Wegen und Führungen des Herrn einverstanden ist. Murren und hadern mit den Wegen Gottes, betrübt und verscheucht den Heiligen Geist; aber wer gelernt hat, einverstanden zu sein mit allen Wegen des Herrn, der erfreut dadurch den Heiligen Geist, der bekommt mehr davon, der wird voll Geistes.

Der Apostel sagt, dass wir im Herzen singen und spielen sollen. Er verlangt nicht, dass wir es mit dem Munde tun sollen; das ist zu beachten. Man kann nicht immer singen und springen. Aber im Grunde des Herzens kann doch bei allem Tun und Lassen, auch in trüben Stunden und schweren Zeiten die Freude am Herrn herrschen, dass man Ihm singt und spielt im Herzen. Ja, gerade in schweren Zeiten tritt die Freude am Herrn um so mehr hervor, da wird man erst recht inne, was man an Ihm hat.

Als ich während des Krieges Krankenwärter war. hieß eines Morgens die Losung des Tages in dem bekannten Losungsbüchlein der Brüdergemeine: „Singet dem Herrn in euren Herzen!“ Ich freute mich so recht über das Wort und dachte: das will ich aber auch tun! Ich sollte bald genug Gelegenheit dazu bekommen. Ich bekam den Auftrag, die Matratzen des Lazaretts in den Hof zu tragen und gründlich auszuklopfen; das war eine Arbeit! Ein Staub saß in den Matratzen, als ob sie noch nie gereinigt worden wären. Stunde um Stunde dauerte diese Arbeit. Ich stand in einer Wolke von Staub und Schmutz; Aber im Herzen sang ich und freute mich des Herrn, wie mich das Losungswort aufgefordert hatte. Ja, ich weiß noch, dass ich mich so besonders darüber freute, dass der Apostel auffordert, im Herzen zu singen. Mit dem Munde hätte ich es nicht tun können, dazu war der Schmutz zu groß, in dem ich stand. Aber im Herzen singen, das konnte ich. Ich dachte mir: Wie herrlich ist es doch, dass der Heiland gar nicht darauf sieht, was wir tun, sondern allein darauf, wie wir es tun, dass wir unsre Arbeit, auch die geringste und schmutzigste, mit Treue tun. Und da schlug ich auf meine Matratzen los, bis auch kein Stäublein mehr sich regte.

Und noch bei einer ändern Gelegenheit habe ich es erfahren, dass man wirklich dem Herrn im Herzen singen und spielen kann, was man auch für eine Arbeit zu tun hat. Eine besonders schmutzige und unangenehme Arbeit lag da, und niemand griff sie an. Da trat eines Morgens der Versucher zu mir und sagte: „Wenn man dir aber sagt, du solltest diese Arbeit machen, dann sagst du ihm aber: ,Das habe ich nicht nötig!'“ Wie ich diese Stimme hörte, da erkannte ich glücklicherweise gleich, woher sie kam. Ich dachte: Nun erst recht! Und dann machte ich mich an die Arbeit. Ich habe wohl noch nie eine solche Arbeit in meinem Leben getan; aber ich habe auch noch nie eine Arbeit mit solcher Freude getan. Mein Herze ging in Sprüngen dabei. Dieser Morgen mit seiner Schmutzarbeit gehörte zu den schönsten Erinnerungen meines Lebens. Das mag übertrieben klingen, es ist aber die Wahrheit.

Man kann nicht voll Geistes werden, wenn man nicht gelernt hat, mit allem einverstanden zu sein, was der Herr schickt in unserm Leben. O lass dir sagen: Es ist alles gut, was der Vater tut; Er macht keine Fehler! Und sobald du es gelernt hast, von Herzen ja dazu zu sagen, wird Friede und Freude in deinem Herzen einkehren, und das ist ein Zeichen davon, dass du innerlich einen Schritt weitergekommen bist.

Geradeso, wie es bei einer unangenehmen und schmutzigen Arbeit möglich ist, dass man innerlich ja dazu sagt und dann nicht mehr darunter liegt, sondern siegreich darüber steht, so ist es auch in Zeiten der Krankheit und der Heimsuchung. Wenn man weiß: „Es kann mir nichts geschehen, als was Er hat ersehen und was mir selig ist,“ dann kann man auch in solchen Zeiten innerlich einverstanden sein mit den Wegen Gottes. Und sobald wir im Herzen dem Herrn singen und spielen, sobald merken wir, dass ein Strom von Freude durch unser Herz flutet. Was ist das? Das ist die Erfahrung, die hier Paulus ausspricht: „Wer im Herzen singt und spielt dem Herrn, der wird voll Geistes.“ Das kann man erfahren. Solange du dich innerlich auflehnst und beklagst, wirst du so etwas nie erfahren; aber sobald du ja sagst zu allen Wegen des Herrn, erfährst du, wie der Heilige Geist in reicherm Maße dein Herz erfüllt und deine Seele beglückt.

Sieh, der Weg ist so einfach! Willst du ihn nicht gehen?

Es handelt sich bei der Fülle des Geistes gar nicht um große Dinge, es handelt sich nicht um große Heldentaten, die wir tun müssen, es handelt sich nur darum, dass wir in allem mit den Führungen und Fügungen Gottes einverstanden sind, dass wir kindlich und vertrauensvoll sagen: „Herr, wie Du willst, so schick's mit mir!“ Sobald du diese Stellung einnimmst und behauptest, sobald wirst du es erfahren, wie recht Paulus hat, wenn er sagt, dass dies dazu gehöre, wenn man voll Geistes werden wolle, dass man dem Herrn im Herzen singe und spiele.

Darum lass dich bitten: Beherzige diese Mahnung! Bring dein Herz dahin, Gott zuzustimmen bei all Seinem Tun, Ihm rechtzugeben in all Seinem Walten, und du wirst - voll Geistes!

XII.

Und saget Dank allezeit für alles Gott und dem Vater in dem Namen unsers Herrn Jesu Christi.“ Epheser 5, 20

Ein weiterer Schritt auf dem Wege zur Fülle des Geistes! Wollen wir voll Geistes werden, dann müssen wir es lernen, Dank zu sagen - allezeit und für alles.

Ach, viele danken schon nicht einmal für die Wohltaten und Segnungen Gottes! Der Psalmist fordert seine Seele auf: „Vergiss nicht, was Er dir Gutes getan hat!“ Das ist keine unnötige Mahnung. Im Gegenteil, diese Mahnung kann auch unsre Seele brauchen; wir sind so vergesslich und so undankbar von Natur. Jeder Vater und jede Mutter weiß, dass kein Kind von Natur dankbar ist, die Kinder müssen erst zur Dankbarkeit erzogen und an Dankbarkeit gewöhnt werden. Wie oft sagt die Mutter zu dem Kinde, das das Danken vergisst: „Wie sagt man?“ Geradeso sind auch noch viele Kinder Gottes, darum redet die Schrift wiederholt vom Danken. „Wer Dank opfert, der preiset mich, und das ist der Weg, dass ich ihm zeige mein Heil.“ „Opfere Gott Dank und bezahle dem Höchsten deine Gelübde!“ „Es ist ein köstlich Ding, dem Herrn danken, und lobsingen Deinem Namen, Du Höchster!“

Wenn wir aber schon zum Danken aufgefordert werden müssen, wenn es sich um erwiesene und erfahrene Wohltaten handelt, wie steht es dann erst mit dem Dank für Dinge, die Fleisch und Blut zunächst gar nicht gefallen wollen? Allezeit und für alles zu danken - wer tut das?

Muss man nicht sagen, dass dieses Wort des Apostels ein vergessenes Wort ist? Und weil es das ist, darum gibt es auch so wenig Fülle des Geistes. Ich bin gewiss, wenn ich jetzt einen nach dem ändern fragen würde von denen, die diese Zeilen lesen, ob sie schon einen Anfang damit gemacht haben, für alles zu danken, dann würden gewiss viele, wenn nicht gar die meisten, sagen müssen, dass sie daran noch nie gedacht haben. Ich weiß es von mir selber, wie lange es dauert, bis man dieser Aufforderung des Apostels nachkommt; aber ich weiß auch, dass es selig ist, wenn man diese Mahnung befolgt.

Wie ich sie gelernt habe, das will ich dir sagen. Der Herr machte mir das Wort aus Römer 8 so wichtig, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen. Ich erkannte, dass alle Dinge nach diesem Wort von Gott kommen und uns zu dem einen großen Zweck dienen sollen, uns verwandeln und gestalten zu helfen in das Bild des Lammes; wenn aber alle Dinge so einen Zweck haben, dann müssen wir doch dafür dankbar sein. Der unangenehme Nachbar, der schwierige Vorgesetzte, der spöttische Kollege, der faule Untergebene sollen uns dazu dienen, das Bild des Lammes bei uns je länger, je besser zur Ausgestaltung zu bringen. Also muss man doch dafür danken. Sie tun uns doch einen sehr wichtigen und wesentlichen Dienst! Und ebenso die Krankheiten und Trübsale des Lebens, die kommen doch auch nicht von ungefähr, sondern Gott schickt sie, und Gott gebraucht sie zu unserm Heil. Nun, dann wollen wir doch auch dafür danken! Und nicht anders ist es mit Beleidigungen und Kränkungen und Verleumdungen. Auch damit hat der Herr Seine Absichten, und das sind auch wieder nur Segensabsichten und Herrlichkeitsgedanken. Wer diese Lektion recht inwendig lernt, dass alle Dinge uns zum Besten dienen, uns in das Bild des Lammes verwandeln helfen sollen, dem ist es dann nicht mehr schwer, allezeit und für alles zu danken.

Und sobald man das lernt, hört das Ärgern auf, man liegt nicht mehr drunter, man klagt und seufzt nicht mehr, man hat Sieg und steht drüber. So ist man auf dem Wege zur Fülle des Geistes, so wird man frei und froh, was auch im Leben an uns herankommen mag.

Viele Kinder Gottes haben den Bruder Polnick gekannt, den Leiter der China-Allianz-Mission in Barmen. Das war ein immer fröhlicher und strahlender Christ. Im Herbst 1903 hatte er eine Missionsschwester nach Genua begleitet und auf das Schiff gebracht. Auf dem Rückweg wollte er Venedig besuchen, wo seine Schwester begraben liegt, die im Gelobten Lande als Diakonisse tätig war und auf dem Heimweg starb. Eine Station vor Venedig dachte er umsteigen zu müssen. Als er im Wartesaal sich eine Tasse Kaffee bestellte, rief der Schaffner: ,,Einsteigen - der Zug fährt schon!“ Polnick lief, um noch mitzukommen; er sprang zu kurz und geriet unter den fahrenden Zug. Aus den zermalmten Gliedern schoss das Blut in Strömen, der rechte Fuß lag neben ihm. Den linken Arm konnte er noch an den Mund bringen; er biss sich in den Finger, um zu sehen, ob er wache oder ob er träume. Es war schreckliche Wirklichkeit: er lag auf den Schienen, dem Verbluten nahe. „Herr, lass mich hier nicht elend verbluten!“ Und es war ihm, als ob ein Stopfen in die Adern gesteckt würde. Er rief um Hilfe und die Leute kamen gelaufen; sie hoben ihn auf und trugen ihn in den Wartesaal. Dort lag er drei Stunden lang, ohne verbunden zu sein, bis endlich ein Arzt erschien, der ihm einen Notverband anlegte; dann wurde er nach Venedig ins Hospital gebracht. Als er dort lag,, ohne ein Glied rühren zu können, trat der Versucher an ihn heran und sprach: „Der letzte Spruch, den du in Barmen im Missionssaal hast anschreiben lassen, hieß: .Saget Dank allezeit und für alles!' Und was sagst du jetzt?“ Und der schwerkranke Mann sagte ohne Zögern: „Dem Herrn sei Dank für alles; Er macht nichts verkehrt!“ Der Satan war abgewiesen.

Mein Freund, wenn dieser schwerverletzte Mann, fern der Heimat, das sagen konnte, - solltest du es nicht auch können? Deine Nöte und Schwierigkeiten sind doch noch lange nicht so schlimm gewesen. Musst du dich nicht schämen vor diesem schwerwunden Mann, der auch in dieser Not danken und loben konnte?

O dass du es lernen möchtest, für alles zu danken! Das ist der Weg, um gesegnet zu werden mit mehr Kraft von oben, mit Friede und Freude im Heiligen Geist. Das merkst du doch, dass Gott auf so einen Dank antworten muss, wenn ich so sagen darf. Er kann ja gar nicht anders.

Nimm alle Schwierigkeiten deines Berufes, nimm alle Nöte deines Lebens, nimm die unangenehmen Menschen, mit denen du es zu tun bekommst, aus Gottes Hand und danke Ihm dafür, und du wirst reich gesegnet werden, das ist ganz gewiss

Es wurde mir einmal so wichtig, was im Sendschreiben an die Gemeinde Philadelphia steht. Da sagt der erhöhte Herr: „Siehe, ich will geben aus des Satans Schule, die da sagen, sie seien Juden, und sind's nicht.“ Wer gibt Satansschüler? Gott gibt sie; Er hat Seine weisen Absichten dabei, wenn Er sie gibt. Und wenn Gott sie gibt, dann wollen wir doch auch für die Satansschüler danken!

Wem sollen wir danken? Gott dem Vater in dem Namen unsers Herrn Jesu Christi; das hat uns auch etwas zu sagen. Der Name des Vaters verbürgt es uns, dass es nur Liebe ist, auch wenn der Vater uns schwere Wege führt. Er ist ein Vater, der nur das Heil und Wohl Seiner Kinder im Auge hat. Und im Namen Jesu Christi, das heißt: in Übereinstimmung mit unserm Herrn Jesus Christus. So wie Er einverstanden war mit dem Vater, wenn Er Ihn auch nach Gethsemane und nach Golgatha führte, so wollen und sollen wir auch in Übereinstimmung mit dem Vater sein.

Für alles und allezeit danken, das will gelernt sein. Das ist richtig. Aber wer es lernt und wer es übt, der wird wunderbar gesegnet. Das hat Bruder Polnick auf seinem Schmerzenslager erfahren, das kannst und wirst du ebenso erfahren. Fang nur erst damit an!

Gott helfe uns, diese schwere Kunst zu lernen und zu üben, dass wir danken allezeit und für alles, und wir werden es erfahren, auf diesem Wege wird man - voll Geistes!

XIII.

Und seid untereinander Untertan in der Furcht Gottes.“ Epheser 5, 21

Ein weiterer Schritt zur Fülle des Geistes. Wir sollen einander Untertan sein. Damit meint der Apostel zunächst jedenfalls, dass wir die Linien einhalten, die Gott für unser Verhalten in Seinem Wort uns vorgezeichnet hat. Die Weiber sollen ihren Männern Untertan sein, die Kinder ihren Eltern, die Knechte ihren Herren, die Bürger ihrer Obrigkeit. Das sind Grundlinien, die Gott gezeichnet hat, die man nicht ungestraft verlässt und vernachlässigt.

Wenn in der Welt dieses Untertansein verpönt ist, so kann man das gut verstehen. Aber wie traurig, dass auch in gläubigen Kreisen dieses Untertansein immer mehr „aus der Mode“ kommt! Wie manche gläubige Frau, die es für einen überwundenen Standpunkt hält, dass sie Untertan sein soll!

Und wie steht's mit den Kindern? Ach. lebte man früher in der Zeit der gehorsamen Kinder, dann lebt man heute in der Zeit der gehorsamen Eltern, so kann man ohne Übertreibung sagen. Die Kinder werden gefragt: „Willst du noch etwas? Willst du dies oder willst du das?“ Und dann wird der Wunsch und Wille der Kinder erfüllt. Was soll daraus werden? Wie werden die Kinder einmal ihre Eltern tyrannisieren, wenn sie erwachsen sind! Ja, wir brauchen gar nicht zu warten, bis sie erwachsen sind, sie tyrannisieren sie schon jetzt.

In einem rechten christlichen Hause legt man Wert darauf, dass die Kinder den Eltern Untertan sind. Rechte Eltern fragen die Kinder nicht, ob sie noch etwas wollen, das bestimmen die Eltern. Das weiß die Mutter, wieviel das Kind essen darf, und nicht das Kind. -

Das ist selbstverständlich, dass diese Grundlinien beachtet werden müssen, wenn man voll Geistes werden will. Wer ihnen zuwiderhandelt, der muss nicht daran denken, dass auf dem Boden des Ungehorsams gegen göttliche Ordnungen und Einrichtungen die Fülle des Geistes zu erlangen sei.

Aber der Apostel meint gewiss auch noch etwas anderes. Er denkt nicht nur an das Verhältnis der Abhängigkeit der Frau von ihrem Mann, der Kinder von ihren Eltern, der Untergebenen von ihren Vorgesetzten. Er geht einen Schritt weiter und sagt ganz allgemein: „Seid untereinander Untertan.“ Gegenseitig Untertan! Was heißt das? Ich denke mir, das heißt, dass auch der Mann Untertan sein soll seinem Weibe und die Eltern ihren Kindern.

Wie ist das zu verstehen? Die Männer sollen ihre Weiber lieben wie Christus die Gemeinde, der sich selbst für sie dahingegeben hat. Ihr Männer, habt ihr das immer bedacht? Habt ihr das immer getan? War nicht viel barsches, herrisches Wesen in deinem Verhältnis gegen deine Frau? Wenn ich deine Frau fragen würde, ob du sie geliebt hast wie Christus die Gemeinde, was wird sie mir dann sagen? Wird sie vielleicht sagen: „Ja, früher, in der Brautzeit und im Anfang unsrer Ehe, da war er so entgegenkommend, da war er so um mich besorgt, aber jetzt - keine Spur mehr davon!“ Lieber Bruder, wenn deine Frau so sprechen würde, du weißt selbst, ob sie Ursache hätte, so zu reden, dann wäre es an der Zeit, dass du zu deiner Frau gingest und würdest ihr sagen: „Liebe Frau, vergib, ich war dir nicht immer der Mann, der ich hätte sein sollen; ich muss mich vor dir beugen und demütigen.“ Siehe, das wäre etwas davon: „Seid untereinander Untertan!“

Und vielleicht wäre es auch nötig, dass ihr Eltern euch einmal beugen würdet vor euren Kindern und würdet sagen: „Liebe Kinder, wir sind euch nicht immer das Beispiel und Vorbild gewesen, das wir hätten sein sollen, wir sind euch viel schuldig geblieben; wir bitten euch: Vergebt uns das!“ O, Kinder sind gute Beobachter, sie wissen es ganz genau, wo die Eltern es haben fehlen lassen, wo sie ungerecht gestraft haben, und es steht als ein* ernster Anstoß in ihrer Erinnerung da. Das kann nur beseitigt werden, wenn die Eltern sich demütigen vor ihren Kindern, wenn sie den Kindern Untertan sind.

Und du Hausfrau, hast du dir gar nichts vorzuwerfen gegen deine Hausgehilfin? Hat es da nicht manchmal an der mütterlichen Liebe gefehlt? Willst du nicht einmal mit deinem Mädchen darüber sprechen? Meinst du nicht, dass es nötig wäre? Sei einmal deinem Mädchen untertan, es wird dein Schade nicht sein. Du musst nicht denken, dass du dann die Achtung bei dem Mädchen verlörst, im Gegenteil, du wirst sie dadurch erst recht gewinnen.

Und du Vorgesetzter deinem Untergebenen gegenüber - hast du da nichts zu sagen und zu bekennen?

Sieh, daran denkt der Apostel, wenn er so ganz allgemein sagt: „Seid aber untereinander Untertan!“ Ganz gewiss, wer sich dazu herbeilässt, sich so herunterzulassen, der wird erfahren, dass Gott sich dazu bekennt, der wird erfahren, dass Friede und Freude daraufhin vermehrt wird, ja, dass auch unsre Macht über die Menschen dadurch vermehrt wird. Das ist eben der Beweis davon, dass wir mehr Geist bekommen haben. -

Und an noch etwas wird Paulus denken bei den Worten: „Seid untereinander Untertan!“ Er meint damit dasselbe, was er an die Philipper schreibt: „Durch Demut achte einer den ändern höher denn sich selbst.“ Was für ein vergessenes Wort! Denk einmal an dein Verhalten innerhalb der Gemeinschaft, zu der du gehörst. Wie hast du's gemacht, und wie haben's die Brüder gemacht? Wer denkt daran, den ändern höher zu achten als sich selber? Ist nicht viel Herrschsucht auch in gläubigen Kreisen vorhanden und viel Ehrsucht? Nicht wahr, da geizt man danach, in den Vorstand gewählt zu werden, und man ist sehr ungehalten, wenn man nicht hineinkommt. Da ist irgend etwas beschlossen und gemacht worden, und man hat vergessen, den Bruder Soundso um seine Meinung, zu befragen. O weh! Das gibt aber eine Geschichte! „Ich kann ja austreten, ich will niemand im Wege sein- wenn man mich ja doch nicht fragt, dann kann ich ja auch ganz gut gehen!“ Ach, wie weit sind wir von den biblischen Linien abgekommen! Kein Wunder, dass so wenig zu merken ist von der Fülle des Geistes in den gläubigen Kreisen; man achtet den ändern nicht in Demut höher als sich selbst. Es fehlt an der Demut, und darum fehlt es an der Gnade. Denn es ist ein Grundgesetz im Reiche Gottes: „Dem Demütigen gibt Gott Gnade.“

Sieh, das meint der Apostel auch hier, wenn er sagt: „Seid untereinander Untertan!“ Er will damit sagen: Wer demütig ist und sich vor dem ändern beugen kann, der wird voll Geistes; aber wer sich nicht beugen und sich nicht sagen lassen kann, der kann die Fülle des Geistes nicht erlangen.

Bruder, bist du demütig? Achtest du den ändern höher als dich selbst? Oder achtest du dich höher als den

ändern?

Ach, es fehlt an dem Heiligen Geist, weil es an der Demut fehlt. Und es fehlt an der Demut, weil es an der Furcht Gottes fehlt. Paulus sagt: „Seid untereinander untertan in der Furcht Gottes.“ Ja, wer kennt diese Furcht Gottes? Wie wenig Furcht Gottes findet man auch in gläubigen Kreisen! Wäre mehr Furcht Gottes da, dann würde auch mehr Demut da sein. Man denkt nicht an die Größe und Erhabenheit Gottes, man denkt nicht an die Heiligkeit Gottes, darum denkt man so hoch von sich selber.

Wenn uns etwas Not tut, dann tut uns dies Not, dass wir wieder mehr Furcht Gottes bekommen. Wer Furcht Gottes hat, der hält niedrig von sich selber, der sieht den großen Unterschied zwischen dem heiligen Gott und dem unheiligen eigenen Leben, der streckt sich aus nach tieferer Reinigung, nach völliger Heiligung, der - wird voll Geistes. Aber wer sich vor Gott nicht fürchtet, der bleibt, wie er ist.

„Demut, der Heiligen Kleinod,“ so lautet der Titel eines berühmten Buches. Hast du dieses Kleinod? Nur auf dem Boden der Demut wächst das Verlangen nach mehr Gnade, nach mehr Geist.

Gott schenke uns mehr von dieser Demut, die den ändern höher achtet denn sich selber, die gern dem ändern Untertan ist in demütiger, dienender Liebe. Das ist der Weg, auf dem man voll Geistes wird. Willst du ihn gehen?

XIV.

Die Weiber seien Untertan ihren Männern als dem Herrn Denn der Mann ist des Weibes Haupt, gleichwie auch Christus das Haupt ist der Gemeinde, und Er ist Seines Leibes Heiland. Aber wie nun die Gemeinde ist Christo Untertan, also auch die Weiber ihren Männern in allen Dingen. Ihr Männer, liebet eure Weiber, gleichwie auch Christus geliebt hat die Gemeinde und hat sich selbst für sie gegeben, auf dass Er sie heiligte, und hat sie gereinigt durch das Wasserbad im Wort, auf dass Er sie sich selbst darstellte als eine Gemeinde, die herrlich sei, die nicht habe einen Flecken oder Runzel oder des etwas, sondern dass sie heilig sei und unsträflich. Also sollen auch die Männer ihre Weiber lieben als ihre eigenen Leiber. Wer sein Weib liebt, der liebt sich selbst.“ Epheser 5, 22-28

Wir haben bei allen Betrachtungen über das große Thema, wie man voll Geistes werden kann, immer wieder gesehen, dass es sich nicht um große Taten handelt, auch nicht um lange Gebetsstürme oder Gebetsnächte, sondern lediglich darum, dass wir uns auf allen Gebieten des täglichen Leben unter die Zucht und Leitung des Geistes stellen, so dass der Geist Gottes Verfügungsrecht über uns bekommt. Machen wir von dem Geist, der uns gegeben ist, Gebrauch, dann bekommen wir mehr. Oder, besser ausgedrückt, wir bekommen in dem Maße mehr von dem Heiligen Geist, als der Heilige Geist mehr von uns bekommt.

Das zeigt sich ganz besonders im Familienleben, von dem nun der Apostel spricht. Wenn wir da es nicht beweisen, dass wir das Verlangen haben, voll Geistes zu werden, dann stimmt es überhaupt nicht damit, dann mögen wir vielleicht davon reden und darum beten, aber ein wirkliches Verlangen, mit dem Geiste Gottes erfüllt zu werden, ist dann gewiss nicht vorhanden. -

Zu Hause gibt man sich, wie man ist. Draußen nimmt man sich zusammen. Die Frau weiß, wie ihr Mann wirklich ist, und der Mann weiß, wie seine Frau ist. Zu Hause lässt man sich gehen, da kommt unsre wahre Natur zum Vorschein.

Wenn ich deinen Mann fragen würde, liebe Schwester, wie du dich daheim beträgst, wie du dich gegen ihn verhältst, was würde er mir sagen? Würde er dir das Zeugnis geben, dass du in biblischer Weise Untertan bist, - oder würde er mir klagen, dass du immer darauf aus bist, deinen Willen durchzusetzen und dein Recht zu behaupten? Würde er mir sagen, dass du es wie Sara machst, die ihren Mann „Herr“ nannte, wie wir von ihr lesen, oder würde er klagen müssen, dass du immer das letzte Wort behalten willst? Geh einmal damit in die Stille, um dir klar zu werden, wie es in deinem Verhältnis deinem Mann gegenüber aussah. Warst du Untertan deinem Mann als dem Herrn?

Und dann, lieber Bruder, frage ich deine Frau nach dir. Das biblische Ideal heißt: „Ihr Männer, liebet eure Weiber, gleichwie Christus auch geliebt hat die Gemeinde und hat sich selbst für sie gegeben.“ Liebt dich dein Mann, gleichwie Christus die Gemeinde? Beweist er diese selbstlose und selbstverleugnende Liebe? Oder tritt er wie ein Pascha zu Hause auf? Was meinst du, lieber Bruder, was deine Frau von dir sagen wird?

Nun, dann lasst euch sagen, dass dies Gebiet des häuslichen und ehelichen Lebens der Prüfstein ist, ob wir Geistesmenschen oder Fleischesmenschen sind. Es hilft gar nichts, um die Fülle des Geistes zu beten und sich danach „auszustrecken“, wenn man nicht im täglichen Leben es beweist, dass der Geist die Herrschaft hat und haben soll. Und hier liegen bei vielen Kindern Gottes die Hindernisse, die sie nicht zur Fülle des Geistes gelangen lassen. Ach, in wie vielen Ehen lässt man dem Fleische die Zügel schießen! Man lebt sich selber, und man liebt sich selber, man setzt seinen Willen durch im Begehren oder im Verweigern; aber man stellt das eheliche Leben nicht unter die Zucht des heiligen Gottes.

Ich habe mich früher manchmal über den Vers gewundert, in dem Paulus schreibt: „Das ist der Wille Gottes, eure Heiligung, dass ihr meidet die Hurerei.“ Aber ich weiß längst, dass Heiligung und Hurerei in sehr enger Beziehung zueinander stehen. Warum kommen manche Kinder Gottes nicht vorwärts in der Heiligung? Weil sie fleischlich gebunden sind. Ach, es gibt viel fleischliches, unreines Wesen auch in gläubigen Ehen, viel mehr, als man gewöhnlich denkt und ahnt. Was für erschütternde Berichte habe ich schon in der Seelsorge gehört! Da hat man einen Namen im Reiche Gottes, man verkündet vielleicht gar das Evangelium, und dabei ist man in fleischlicher Weise gebunden! Wie sehr hat sich doch der Apostel Paulus davor gefürchtet, ändern zu predigen und selber verwerflich zu werden! Wie wenig von dieser Furcht ist heutzutage vorhanden!

Ich hörte einmal eine Geschichte, ich weiß nicht, ob sie wirklich so geschehen ist oder ob man sie erfunden hat. Zwei Matrosen bekamen Urlaub, um am Lande etwas zu besorgen. Sie benutzten die Gelegenheit, sich einen anzutrinken. Es war dunkel, als sie ihr Boot bestiegen, um zu ihrem Schiff zurückzukehren. Sie legten sich in die Ruder, um bald wieder auf dem Schiff zu sein. Nach einer ganzen Weile sagte der eine zum ändern: „Ich sollte denken, wir müssten doch eigentlich schon da sein!“ „Vielleicht liegt das Schiff etwas weiter draußen auf der Reede,“ meint der andre, und sie rudern weiter. Sie rudern und rudern, bis - der Morgen dämmert. Was sehen sie da? Dass sie noch immer am Ufer sind! Sie haben in ihrem Rausch vergessen, die Kette loszumachen, womit das Boot am Ufer angekettet war.

Da hilft freilich alles Rudern nichts, wenn man die Kette nicht losgemacht hat! Und so hilft auch alles Reden und Beten von dem Heiligen Geist und um den Heiligen Geist gar nichts, wenn man nicht seine Gebundenheiten im Eheleben aufzugeben bereit ist.

Bruder, wie steht es mit deiner Ehe? Liebst du dein Weib, gleichwie Christus die Gemeinde? Oder liebst du sie in selbstsüchtiger Weise um deines Genusses willen?

Und wie steht es mit dir, liebe Schwester? Bist du in biblischer Weise Untertan, oder sagst du: „Ich will keine Kinder mehr haben, sie machen zu viel Mühe und Beschwerden?“ Ach, wie ist auch das Eheleben von Kindern Gottes angefressen und beeinflusst vom Zeitgeist, der ein antichristlicher Geist ist, der uralte göttliche Ordnungen über den Haufen zu werfen trachtet!

Warum so wenig Geisteskraft bei den Kindern Gottes? Weil noch so viel Gebundenheiten da sind. Bringe deine Gebundenheiten dem Durchbrecher aller Bande, und es wird vorangehen in deinem Leben, und dein Dienst wird Frucht bringen. Finney hat einmal ein merkwürdiges Wort geschrieben: „Eine Erweckung ist kein Wunder, sondern die natürliche Folge eines heiligen Lebens.“ In dem Buch ist dieser Satz mit schwarzen Punkten dick überdruckt und unlesbar gemacht. Wie mag das gekommen sein? Der betreffende Herausgeber oder wer es war, fühlte sich gewiss durch diesen Satz gestraft, und darum, anstatt die Schuld bei sich selber zu suchen, hielt er diesen Satz für übertrieben und strich ihn aus. Nein, wir wollen den Satz stehenlassen. Eine Erweckung ist die natürliche Folge eines geheiligten Lebens. Geh auf deines Gottes Willen ein, stell dein Leben unter die Zucht und Leitung des Heiligen Geistes, und du wirst erfahren, dass Erweckungen entstehen in deiner Umgebung.

Hat unser Leben keine Erweckungen aufzuweisen, dann zeigt sich ein Mangel an Heiligem Geist, und woher der Mangel an Heiligem Geist? Da sind noch Gebiete im Leben, die nicht ausgeliefert sind. Raum auf und räum aus, was du noch von deinem alten Eigenleben bei dir duldest, und der leer gewordene Raum wird ausgefüllt von dem Heiligen Geist. Du brauchst also nicht auf Gott zu warten, ob Er dich und wann Er dich erfüllen wird mit Seinem Geist, sondern Gott wartet auf dich. Mache Ihm Raum in deinem Leben, indem du alles Sündliche, Schriftwidrige, Gottfeindliche, Eigene, Selbstische drangibst, und du wirst - voll Geistes!

XV.

Wir sind Seine Zeugen über diese Worte, und der Heilige Geist, welchen Gott gegeben hat denen, die Ihm gehorchen.“ Apostelgeschichte 5, 32

In diesem Wort spricht der Apostel Petrus eine sehr wichtige Wahrheit aus: „Der Heilige Geist wird denen gegeben, die Ihm gehorchen.“ Wer Ihm widerstrebt, wer Seine Mahnungen nicht beachtet, der wird Ihn nicht empfangen, der wird auch nicht voll Geistes werden.

Wollen wir voll Geistes werden, wollen wir mehr vom Heiligen Geiste bekommen, so wird sich dieser Wunsch nur so erfüllen, dass der Heilige Geist mehr von uns bekommt. Wir brauchen nicht auf den Heiligen Geist zu warten, sondern der Heilige Geist wartet auf uns. Sobald wir im Gehorsam auf Seine Mahnungen eingehen, sobald wir die Riegel zurückschieben, die Ihm unser Herz verschließen, dass Er es mit Seinem göttlichen Leben nicht durchdringen und ausfüllen kann, alsobald nimmt Er Besitz von unserem Herzen und Leben, um es zu regieren und zu leiten, um es zu gebrauchen für Gott und Seinen Dienst.

Lass noch einmal die Mahnungen an dir vorüberziehen, die wir betrachtet haben, und dann frage dich: „Bist du bereit zum Gehorsam?“

„Leget die Lüge ab und redet die Wahrheit, ein jeglicher mit seinem Nächsten, sintemal wir untereinander Glieder sind.“

Hast du alles Lügen und Trügen abgelegt? Ist dein Leben klar und wahr vor Gott und Menschen?

Wie du durch die Welt kommst, das ist nicht deine Sache, das ist Gottes Sache! Die Sorge überlass Ihm! Deine Sache ist es, den Mahnungen des Wortes Gottes gehorsam zu sein, unbedingt gehorsam, und der Segen wird nicht ausbleiben.

„Zürnet und sündiget nicht; lasset die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen.“

Hast du dein Temperament mit seiner Heftigkeit und Aufgeregtheit dem Herrn schon hingelegt? Bedenke, was du tust!

„Gebt auch nicht Raum dem Lästerer.“

Ach, wenn doch die Kinder Gottes sich nicht mehr einließen mit denen, die ihnen Klatsch und Verleumdung zutragen!

„Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr, sondern arbeite und schaffe mit den Händen etwas Gutes, auf dass er habe zu geben dem Dürftigen.“

Ist noch unrecht Gut in deinem Besitz? Steht das ganze Gebiet des Gelderwerbens und Geldersparens und Geldausgebens unter der Leitung des Geistes Gottes, - oder hat da noch der Feind ein Gebiet, über das er zu sagen hat? Ach, bei vielen Kindern Gottes ist dieses Gebiet noch nicht übergeben worden! Da herrscht noch der frühere Herr. Da wird man nicht voll Geistes, das ist unmöglich.

„Lasset kein faul Geschwätz aus eurem Munde gehen, sondern was nützlich zur Besserung ist, da es Not tut, dass es holdselig sei zu hören.“

Denkst du bei all deinem Sprechen daran: Ist es nützlich zur Besserung? Tut es Not? Ist es holdselig zu hören? Oder redest du darauflos wie die Welt? Dann gibt's faule Geschwätze, und die vertreiben den Heiligen Geist.

„Alle Bitterkeit und Grimm und Zorn und Geschrei und Lästerung sei ferne von euch samt aller Bosheit.“

Ist da noch eine bittere Wurzel in deinem Herzen? Ist da noch jemand, dem du nicht vergeben und vergessen kannst, was er dir angetan hat? Wo bittere Wurzeln im Herzen wachsen, kann der Heilige Geist nicht wohnen bleiben.

„Seid untereinander freundlich, herzlich, und vergebet einer dem ändern, gleichwie Gott euch vergeben hat in Christo.“

Bist du bereit zum Gehorsam? Zum unbedingten Gehorsam?

„Redet untereinander in Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern.“

Nimmst du dir Zeit für die Bibel, um daheim zu sein im Wort? Und bringst du dein Denken und dein Reden mit der Bibel in Übereinstimmung?

„Singet und spielet dem Herrn in euren Herzen.“

Auch wenn Er dich schwere Wege führt, auch wenn du durch Trübsale gehst, ist der Herr deine Freude? Oder lässt du dich dann niederdrücken von der Schwierigkeit deiner äußeren Lage? Und suchst du so schnell als möglich dich der schwierigen Lage zu entziehen?

„Saget Dank allezeit für alles Gott und dem Vater in dem Namen unsers Herrn Jesu Christi.“

Allezeit? Für alles? Wie manche Kinder Gottes sagen einfach: „Das kann man nicht!“ Und wenn sie es nicht sagen, dann denken sie es, und dann tun sie es! Sie machen gar keinen Versuch, alle Dinge aus Gottes Hand zu nehmen. Sie machen gar keinen Anfang mit dem Danken. Du auch nicht? Oder gehorchst du dem Wort?

„Seid untereinander Untertan in der Furcht Gottes.“

In demütiger, dienender Liebe Untertan sein, willst du dich dazu hergeben? Oder sagst du: „Ich bin der Mann, mein Wille gilt!?“ „Ich bin der Vorgesetzte, ich habe zu sagen!?“ Ach, wie wenig Untertansein in christlichen Kreisen! Wie wenig wird das Wort befolgt, dass einer den ändern höher achtet als sich selbst!

Willst du's?

Sei gehorsam dem Worte Gottes, dem Mahnen des Heiligen Geistes! Bring dein ganzes Leben unter Seine Zucht und Leitung! „Also dass sich kein Gebiet Seinem Einfluss mehr entzieht.“ Und - in dem Maße, wie du gehorsam bist und ein Gebiet Ihm übergibst, wird Er es übernehmen. Je williger du das tust, und je völliger du das tust, um so eher und völliger wird der Heilige Geist die Herrschaft bekommen und die Leitung erhalten. So wirst du voll Geistes.

„Der Heilige Geist wird denen gegeben, die Ihm gehorchen,“ sagt Petrus.

Das kannst du erleben und erfahren. Sobald du ein Gebiet deines Lebens Ihm übergibst, bekommt der Heilige Geist Gottes mehr Macht und Raum in deinem Leben, und du - bekommst mehr Macht über andre. Dein Leben, dein Dienen wird fruchtbar und gesegnet. Es wird etwas beitragen zur Verherrlichung des Namens des Herrn und zum Bau Seines Reiches.

Bring dein Leben im Gehorsam in Übereinstimmung mit dem Worte Gottes, und du wirst, ganz sicher und gewiss, voll Geistes!

Evangelische Verlagsanstalt Berlin Umschlag von Kurt Holmann 3. Auflage Diese Lizenzausgabe erscheint mit Genehmigung der Firma Harfe-Verlag u. Druckerei K.Reum & Co., Kom.-Ges., Bad Blankenburg,Thüringerwald Evangelische Verlagsanstalt GmbH. Berlin 1951 Lizenz Nr.352 der SMA. 260/113/50 (V/14/8)

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