Melanchthon, Philipp - Aus dem Johannes-Evangelium

Melanchthon, Philipp - Aus dem Johannes-Evangelium

Johannes 1

Das Gesetz ist durch Mosen gegeben / Aber die Gnade und Warheit / ist durch Jhesum Christum worden. Niemand hat Gott jemals gesehen / Der eingeborne Son / der in des Vaters schos ist / der hats uns verkündiget.

DIeses Liecht / von Gott geoffenbart / ist zum höchsten nötig in der Kirchen zu wissen / zu erhalten unterscheid des Gesetzes / und der wunderbarlichen gnedigen Verheissungen / vom Son Gottes hesu Christo / unserm Heiland / die im Evangelio verkündiget wird / Darin Gott diesen heimlichen Rat offenbart / den kein Mensch oder Engel hette finden können.

Nemlich / das der ewige Vater / umb seines Sons willen / die elend menschlich Natur / widerumb annemen wil / gibet vergebung der Sünden / heiligen Geist / Gerechtigkeit / ewiges Leben.

Das Gesetz ist in aller Engel / und aller Menschen verstand / in der Schöpffung gebildet. Wiewol es auch Göttliche weisheit ist / dennoch ist es allen Engeln und Menschen / one newe offenbarung / bekand.

Aber die verheissung / das Gott die Sünder annimpt / one unser verdienst / Sondern umb des Sons willen / dieses ist ein newe und andere Weisheit / denn das Gesetz.

Und ist dieser heimlich Rat durch den Son / in der Verheissung / nach dem fall Ade verkündiget / Darumb er genant ist im Esaia / Magni consilii Angelus, Der Bote des hohen heimlichen Rats / Esa. ix.

Durch diese verheissung / samlet im Gott ein ewige Kirchen. In dieser Verheissung sollen wir trost und ewiges LEben suchen / und sie mit glauben annemen.

Diesen unterricht / mus man in anfang der Göttlichen schrifft wissen / das man mercke / wo von Gesetz / und wo von der Verheissung geredt wird. Denn on erkentnis der gnaden / die umb Christi willen zugesagt ist / ist keine Kirche Gottes / kein trost noch zuflucht zu Gott. Darumb ist nötig dieses Liecht / wider die Verfolger rechter Lere / zu erhalten.


Der Son / der in der Vaters schos ist / hat es uns geoffenbaret.

AH das wir diesen Göttlichen willen und rat / und grosse unermesliche wolthat bedencken künden / Das sich Gott unser also ernstlich annimet / Das er uns nicht allein geschaffen hat / Sondern ist uber das / aus seinen verborgen Stuel erfur getretten / und hat sich uns geoffenbaret.

Hat auch diese heimligkeit / die allen Engeln verborgen gewesen / uns furgelegt / Das er uns gewislich selig machen wölle / umb seines sons Jhesu Christi willen / aus gnaden.

So er nu sich also geoffenbaret / ist ja billich / das wir in doch hören / sein Wort vleissig lernen und lesen.

Johannes 3

Also hat Gott die Welt geliebt.

Ah wie ein gros wunderbarlich unbegreifflich werck ists / das Gott seinen eingebornen Son / fur uns / zu einem Opffer macht / zusaget / und mit grossen Wunderwercken bezeuget / Er wölle uns umb seinet willen annemen / erhören und selig machen.

Dieses hohe und reiche Opffer wöllestu ansehen / Und gewislich schliessen / das es nicht ein vergeblich ding sey / Sondern Gott wölle dich darumb annemen. Und setze den son Gottes weit und hohe uber alle Sünde / und uber alle Creaturen / Und dancke Gott von hertzen / fur diese grosse gabe und wolthat.

Johannes 10

Meine Schaffe hören meine stimme / und Ich kenne sie / und sie folgen Mir / Und ich gebe inen das ewige Leben / Und sie werden in ewigkeit nicht verloren werden . Und niemand wird sie aus meiner Hand reissen.

DIesen tröstlichen Spruch sollen wir allezeit im hertzen bey uns tragen / und offt betrachten / Uns damit zu berichten / was Kirche ist / und wie man seligkeit erlanget / Das hertz in trübsal und engsten zu trösten.

Denn dis ist ein seer reicher grosser trost / das er spricht / Niemand wird sie Mir aus meiner Hand reissen. Diese rede zeiget an / einen grossen streit / und einen tewren schutz. Der Teufel arbeit mit allerley anfechtung / das er dich von Gott abreisse / Wie an David ist zu sehen / Und ein jeder in eigener erfarung mercken kan.

DAgegen aber sol das hertz diesen trost ansehen / Niemand wird sie mir aus meiner Hand reissen. Stercke dich mit diesen worten / und ruffe den Heiland Christum an / und gewart gewislich schutz und hülffe von im.

So du diesen glauben und anruffung uben wirst / wird dein Hertz gewislich trost fülen / Und befinden / das dich der Heiland Christus in seinen henden festiglich helt / und lasse dich nicht versincken.

Darumb schreibe diesen Spruch in dein Hertz / und stercke dich da mit / So wirstu gewislich erfaren / das es nicht vergeblich ist.

Dabey erinnert auch diese rede Christi / Wo und was rechte Kirche ist. Nemlich alle diese / welche das Evangelium hören / und mit glauben annemen. Darffest nicht weiter umbher gaffen / Sondern schliesse gewislich / das du ein gliedmas Christi und der rechten Kirchen bist / so du das Evangelium hörest / und mit glauben angenomen hast / und im gehorsam gegen Gott da durch angefangen hast.

Johannes 14

Wer Mich liebet / der wird mein Wort halten / und mein Vater wird in lieben / Und wir werden zu im komen / und Wonung bey im machen.

DIesen Spruch sollen alle Menschen teglich betrachten / und sich da mit unterweisen und trösten / das sie wissen / das Gott nicht anders wil erkand und angeruffen sein / denn in erkentnis des Evangelii. Und allein bey den selbigen wonen wil / die das heilige Evangelium lernen und lieben.

Diesen trost soltu nicht verachten / sondern gewislich schliessen / und fest gleuben / Das Gott bey dir wonet / und wil dich erhören / Und helt dich fur ein Gliedmas seiner ewigen Kirchen / so du dieses sein Evangelium lernest und liebest / und mit glauben anfahest in anzuruffen.


Wer Mich liebet / der wird etc.

DIesen gnedigen reichen Trost / sollen alle Menschen in ir Hertz schreiben / und offt betrachten / und sich da mit trösten / Das sie gewis seien / das Gott bey inen wonen / sie erhören / und inen in aller not helffen wölle / Und das sie gewislich gliedmas der Kirchen sind.

Denn hie spricht der son Gottes / unser Heiland / Das gewislich diese Gottes wonung und Tempel sind / die das heilige Evangelium hören / lernen / und mit rechtem glauben annemen.

Darumb sol aller Menschen fürnemeste sorge sein / diese Lere / von Gott gegeben / durch die Propheten / Christum und die Apostel / vleissig und recht zu lernen / und ire anruffung zu Gott darnach zu richten. Diese Menschen sind gewislich Gottes wonung / und werden erhöret.

Johannes 15

So ir in Mir bleibet / und etc.

DEr ewige Gott hat den Menschen geschaffen / das Er durch uns angeruffen und gepreiset werde / und das der Son Jhesus Christus erkand werde. Und das solchs erkennen und preisen ewig sey / gibt er seiner Kirchen ewiges Leben und seligkeit.

Da mit man aber zu diesem erkentnis komen könde / hat Gott dem ersten Menschen eine sonderliche gewisse Predigt / von seinem Willen gegeben / Und die selbige hernach durch seine Propheten / Christum und die Apostel / erkleret. Und wer on diese lere Gott suchet / der feilet sein.

Darumb berufft Er alle zu diesem Wort / und verheisset / das allein alda seine Kirche oder Volck / das Er allein erhören wölle / sein sol und werde / da sein Evangelium lautet.

Das meinet Christus / da er sagt / So ir in mir bleibet / und meine Wort in euch bleiben / werdet ir bitten was ir wöllet / und es wird euch widerfaren.


So jr in Mir bleibet / und etc.

DIeses sind tröstliche Wort / darin uns Christus / des versichert. Wo die lere des Evangelii / von diesem Heiland ist und bleibet / Das da gewislich auch seine Kirche ist / die zu der ewigen Gemeinschafft mit Gott / erwelet ist. Und hat den gewissen Trost / das sie Gott recht anruffet / und von im erhöret wird.

Und das es nimer auff Erden so böse mag werden / es sollen die / so an Christi wort halten / und an in gleuben / dennoch haben was sie bitten / Das Gottes reich und die Kirche nicht untergehe.

So ist auch tröstlich / das Er leret / Das dieses Gotte der liebeste und angenemeste Dienst ist / das Evangelium lernen / bekennen und fördern. Und verheisset / das solche vleis und arbeit / nicht sol vergeblich sein / Sondern viel frucht und nut schaffen.


So jr in Mir bleibet / und etc.

MErck diesen grossen herrlichen trost / Wer die lere Christi annimpt / und da bey bleibt / Der wird gewislich von Gott erhöret / und hülffe und sleigkeit erlangen.

Widerumb / wo die lere Christi nicht ist / da ist kein erhörung / kein trost / hülffe noch seligkeit.

Darumb sol man das liebe Evangelium vleissig hören / lernen / gleuben / und fest dran halten.

Quelle: Vieler schönen Sprüche aus Göttlicher Schrifftauslegung

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