Melanchthon, Philipp - Das gebet des HERren Christi.

Melanchthon, Philipp - Das gebet des HERren Christi.

Wenn jhr betet / saget der HErr / so solt jhr also sagen /

Vater unser der du bist im himmel

Das ist / Ich glaube und bekenne / das du ewiger Gott / ein vater unsers HErren Jhesu Christi / uns / die wir in deinem sohn glauben als ein getrewer vater lieb hast / und umb desselben willen / uns erhören wilt / wenn wir dich anruffen.

Die erste bitte.

Geheiliget werde dein name.

Wir bitten / O Vater unser / der du bist im himmel / das dein name / das du unser vater bist / von uns deinen kindern geehret und gepreiset werde / das durch unser bekendtniß / predigt und heiligs leben / alle völcker / zum glauben gereitzet werden / das sie glauben / das du ein vater unsers HErren Jhesu Christi seyest / und umb desselben willen / die armen menschen zu deinen kindern annemest / und jhnen vergebung der sünde / und den heiligen Geist gibst / der jhre herzen vernewert / das sie deine kinder sein können / dich rechct fürchten / dir vertrawen / dich lieben / und mit deinem Sohn / unserm HErren Jhesu Christo / und dem heiligen Geist / mit warem rechten glauben / bekentniß / anruffung / gebet und dancksagung / loben / ehren und preisen. Stewr und wehre aller abgötterey / ketzerey / allem ergerniß / und allen sünden / dadurch dein heiliger name geunehret und geschmehet wird.

Die ander Bitte.

Zukomme dein reich.

O vater unser der du bist im himel / wir bitten das dein reich und das reich deines sons unsers Herrn Jesu Christi / dz da stehet in gnaden / vergebung der sünden und das du deinen heiligen Geist / den gleubigen schenckest das unser herzen und gewissen friede mit dir haben / und in dem heiligen Geist sich frewen zu uns komme in diesem leben / und das in dasselbige / dein reich und die heilige Christliche kirchen deines sons / alle menschen kommen / und aus des Teuffels reich / und der tyranney desselben / aus der grewlichen finsterniß / das sie dich nicht kennen / und des unglaubens / von sünde und todt / erlöset werden. Und zu letzt auch mit uns / in das reich deiner herrligkeit / nach der aufferstehung des sterblichen leibes in das ewige leben kommen. Sey nicht lang aus / und komme bald / mit deinem gericht / damit nicht deine ausserwelten durch die sophisterey des teuffels / damit er jetzt falsche lehr / falsche Gottes dienst und abgötterey schmücket / entschüldiget / und verteidiget / betrogen / und durch die Tyranney der gottlosen / die die reich dieser welt jnne haben / und andere ergerniß verfüret / und aus dem reich deines Sohns abtrünnig werden / und zu deinen feinden sich gesellen.

Die dritte Bitte.

Dein will geschehe wie im himmel also auch auff erden.

Dieweil du verzeuhest / mit der zukunfft deines Sons / und unser erlösung / und lest umb unser sünde willen / und das wir gleichförmig werden dem ebenbilde deines Sohns / uns die welt verfolgen und anfechten. So gibe / das wir solchen deinen willen gedultig leiden / und tragen / und also dir unserm himlischen Vater / in allen dingen gehorsam sein / wie die engel im himel / deinen willen gehorsam sindt. Laß uns nicht nachfolgen / dem willen unsers fleischs / deß mannes / der welt / und des teuffels.

Die vierdte Bitte.

Unser teglich brod gib ec.

O Vater unser der du bist im himmel / und gibst uns beyde himlische und zeitliche güter. Erhalte unsere herzen / und unsere leibe / speise und ernehre heut und alle tage unsere herzen / mit der himlischen speise deines worts / Gib uns fromme lerer / die uns dein wort rein / lauter / klar / und deutlich leren / mach uns lebendig durch den glauben / und erhalte und stercke und mehre denselben in uns / durch die tegliche lehr des heiligen Euangelii wie du gesagt hast / nicht allein im brod lebt der mensch / sondern aus allem wort / das aus dem munde Gottes gehet unser augen warten auff dich Herr / denn du settigest alles mit wolgefallen / wz da lebet. Darumb thue deine hand auff / und gib uns unsere narung / und segene deine gaben / die du uns gegeben hast / das wir dieselben in Gott seliglich und erbarlich gebrauchen. Erhalte gemeinen frieden / were und stewre den Tyrannen / und allen Gottlosen leuten / die uns berauben wollen. Widerstehe dem Fürsten / der in der lufft herrschet dem teuffel / das er durch ungewitter den früchten auff dem felde keinen schade zufüge.

Die fünffte Bitte.

Verlasse uns unser schuldt / Als wir verlassen unsern schuldigern.

Wir erkennen und bekennen / das wir nicht werd sind / das wir deine kinder sollen genennet werden / kinder des himelischen vatern / die nichts denn fleisch und blut sind / und verdienet haben / das wir umb unser undanckbarkeit und schwerer sünde willen / wider dich / von dir gentzlich enterbet werden. Dieweil wir aber gleuben / das du uns / da wir noch gottloß / und deine feinde waren / durch deinen son mit dir versönet hast / und uns nicht umb unser verdienst und gutte wercke willen / zu kindern angenommen hast. Bitten wir dich unsern vater / du wollest uns umb unser sünde willen nicht erbloß machen / Sondern umb deines sohns Jhesu Christi willen / unsers Herrn / den du zu deiner rechten hand gesatzt hast / das er für uns bitten / und uns für deinem Zorn behüten und erhalten sol / dieselben unser sünden / und die straff so wir dadurch verdient haben / genediglich vergeben / und das wir solcher deiner veterlichen gnade mögen gewiß sein / bitten wir / du wollest gnediglich geben / das wir von herzen auch allen denen vergeben / die wider uns gesündiget / und uns erzürnet haben / dieweil du solchs uns für ein zeichen deiner gnade geben hast / dz du uns die sünde vergebest / wie wir auch unsern schuldigern vergeben.

Die sechste Bitte.

Und füre uns nicht in versuchung.

O himlischer vater / ob wir wol gleuben und nicht zweiffeln / du hast uns unsere sünde / umb deines Sohns willen verlassen.

Doch weil wir wissen / wie schwach unser fleisch ist / wie die welt wütet / und tobet wieder uns / wie mechtig und gewaltig der teuffel ist / der herumb gehet wie ein brüllender Lewe / und sucht wen er verschlinge / sollen und können wir auch nicht sicher sein / Sondern müssen fürchten / das wir nicht jrgendt widerumb fallen / und deinen zorn wider auff uns laden. Darumb bitten wir dich O himlischer vater / du wollest / wenn uns der teuffel / die welt und unser fleisch anficht und versuchet mit deinem radt / und deiner Hülffe uns beystehen / und uns in unser schwacheit nicht verlassen / das wir gentzlich von diesen feinden unterdruckt und uberwunden werden. Laß uns lieber HErr Gott nicht versuchen uber unser vermögen / Sondern mache / das die versuchung so ein ende gewinne / das wirs ertragen können.

Die siebende Bitte.

Sondern erlöse uns vom ubel.

O Himlischer Vater / wir erkennen nicht allein / das unser schwacheit so groß ist / das wir ohne deine hülffe / dem teuffel nicht können widerstehen. Sondern befinden auch / das seine gewalt so gros ist / das jhr keine in dieser welt gleich ist / wie denn dein knecht Job solches erkante / das die so der teuffel betreuget und uberwindet / von seiner Tyranney / nicht können erlöset werden / du errettest und erlösest sie denn von seiner gewalt / und seinen grimmigen rachen.

Darumb bitten wir dich lieber Vater / du wollest umb deines liebne Sons willen / der gewalt deß teuffels stewren / das er uns nicht gar unterdrucke / und an Seel unnd leibe verderbe. Schicke uns deine heilige Engel / die uns bewaren / Ja hilff und schütze du uns selbst / auff das wir nicht fallen. Und da wir je fielen / so hilff uns gnediglich wider auff / und erlöse uns von der gewalt deß teuffels / der sünden / deß todes / und von allem leiblichen und geistlichen bösen und ubel / damit uns der böse feindt der teuffel anficht / Amen. 


Quelle: Winsheim, Valentin - Betbüchlin des tewren seligen mannes Herren Philippi Melanthonis

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