Kohlbrügge, Hermann Friedrich - V. Predigt über 1. Ep. Petri Cap. 1. Vers 10-12.

Kohlbrügge, Hermann Friedrich - V. Predigt über 1. Ep. Petri Cap. 1. Vers 10-12.

Nach welcher Seligkeit haben gesuchet und geforschet die Propheten, die von der zukünftigen Gnade auf euch geweissaget haben, und haben geforschet auf welche und welcherlei Zeit deutete der Geist Christi, der in ihnen war und zuvor bezeuget hat die Leiden, die in Christo sind, und die Herrlichkeit darnach; welchen es geoffenbaret ist. Denn sie haben es nicht ihnen selbst, sondern uns dargethan, welches euch nun verkündiget ist durch die, so euch das Evangelium verkündiget haben durch den heiligen Geist vom Himmel gesandt; welches auch die Engel gelüstet zu schauen.

Wer Kenntniß davon hat, wie die Dinge hienieden zur Vollendung gebracht werden, hat gewiß noch nie einen Werkmeister oder Künstler deswegen in Verdacht gehabt, er wolle ein Bild, Gefäß oder sonstiges Werk verderben, weil er so lange daran meißelt, schlägt, hauet, hobelt, sticht oder pinselt, ehe er es fertig hat. Und Niemand, der weiß wozu es dient, hat je einen Werkmeister in Gold gefragt, warum er das Gold in den Tiegel wirft, das Feuer schürt, dabei sitzt und schmelzt; wollte einer ihn daran hindern, so würde er zur Antwort bekommen: Du Narr, willst du ungeläutertes Gold? es gibt ja kein anderes Mittel Gold zu bewähren, als das Feuer! Diesen Unterricht haben wir von den Dingen welche untergehen, und wir verlieren die Geduld nicht darüber, - so wissen wir auch, daß jeder seidene Faden, wie zart und edel er auch sein möge und ob er gleich seiden ist, einen Schlag bekommt, um mit vielen andern Fäden, welche alle dieselben Schläge bekommen haben, Ein Tuch auszumachen. So muß das Eine derb geschlagen, das Andere heiß durchglüht, wiederum ein Anderes aus dem Ganzen dem es anklebet, und das mit ihm verwachsen ist, mit geschärfter Hand herausgesägt, herausgemeißelt und von allem Ueberflüssigen abgesondert werden, wenn es die Probe halten, bewährt, vollendet, überhaupt zum Zwecke dienlich sein soll. Und so verfährt man ja in aller Welt mit Dingen welche doch untergehen. -

Es befremde uns deshalb nicht, wenn der himmlische Werkmeister es mit uns nicht anders macht. Verdenken wir es nur ja nicht einer Liebe, Treue und Güte, wenn er uns in den Tiegel wirft, wenn er uns eine Weile in der Gluth und der Hitze des Leidens allerlei Art liegen läßt! Wir haben es vernommen, daß unser Glaube muß bewähret werden, damit er erfunden werde zum Lob, Preis und Herrlichkeit in der Offenbarung Jesu Christi. Wir haben es vernommen, wie ein solcher Glaube, der so bewähret wird, bereits hier die wundervollste Wirkung hat. Oder ist das nicht eine wundervolle Wirkung des Glaubens, daß er in den Gläubigen eine Liebe entzündet welche viele Wasser nicht auslöschen, welche die Ströme nicht ersäufen mögen; eine Liebe welche derartig ist, daß, wenn Einer alles Gut um sie geben wollte, so gälte es Alles nichts gegen sie? Und diese Liebe kennt den Geliebten gar nicht von Angesicht! Läßt man den Gläubigen die Wahl, zwischen der ganzen Welt, ja dem eignen Leben und dieser Liebe - die Liebe zögert mit der Entscheidung nicht. Und welch eine wundervolle Wirkung des Glaubens, daß er in den Gläubigen ein Vertrauen hervorruft, worin sie vertrauen eben in solchen Augenblicken, wenn die Nacht, wenn Dunkel und Wolken um sie lagern; worin sie vertrauen eben in solchen Augenblicken, wenn sie nichts von dem auf welchen sie vertrauen, gewahr werden; worin sie. Alles drangeben, Alles fahren lassen, nur ihn, den Unsichtbaren nicht, sondern sich an ihm festhalten als würde er gesehen in seiner ganzen Macht und Allgenugsamkeit! Wo der Glaube, indem er bewähret wird, solche wundervolle Dinge wirkt, da haben wir, so wir solchen Glauben haben, auch die Gewißheit, daß wir nicht untergehen, daß wir nicht verderben werden, wenn wir uns auch in dem Ofen des Elendes befinden, daß wir vielmehr eben so und in keiner andern Weise davontragen das Ende unseres Glaubens, der Seelen Seligkeit. Wir wollen in dieser Stunde den Beweis führen, daß wir im Glauben trotz des Widerspruchs von Teufel und Welt dieser Seligkeit gewiß sind; wir nehmen den Beweis daher, wo er lediglich hergenommen werden kann; als Zeugen dafür sollen auftreten. Solche, vor welchen alles Widerreden des Zweifels und des Unglaubens ein Ende hat, wir nennen Propheten, Apostel, den heiligen Geist, ja sogar Engel. So schreibt der Apostel Petrus: „Nach welcher Seligkeit haben gesuchet und geforschet die Propheten, die von der zukünftigen Gnade auf euch geweissaget haben, und haben geforschet auf welche und welcherlei Zeit deutete der Geist Christi, der in ihnen war und zuvor bezeuget hat die Leiden, die in Christo sind, und die Herrlichkeit darnach; welchen es geoffenbaret ist. Denn sie haben es nicht ihnen selbst, sondern uns dargethan, welches euch nun verkündiget ist durch die, so euch das Evangelium verkündiget haben durch den heiligen Geist vom Himmel gesandt; welches auch die Engel gelüstet zu schauen“ oder: „Nach welcher Seligkeit haben gesuchet und geforschet (die) Propheten, die von der zukünftigen Gnade auf euch geweissagt haben, die da forschten auf welche und welcherlei Zeit deutete der Geist Christi, der in ihnen war, indem er ihnen zuvor bezeugete die auf Christum gehenden (für Christum bestimmten) Leiden und die Herrlichkeiten darnach. Welchen es geoffenbaret ist, daß sie nicht sich selbst sondern uns dieneten mit den Dingen, welche euch nun verkündiget sind durch die, so euch das Evangelium verkündiget haben im heiligen Geiste, vom Himmel gesandt, welche Dinge auch Engel gelüstet zu durchschauen“. Indem ihr auf diese apostolischen Worte lauschet, lege ich euch Gläubigen etliche Fragen vor. Allererst diese: Wenn ihr das prophetische Wort aufschlaget, sehet ihr dann nicht allerwärts, daß die Gnade, welche für uns bestimmt wurde und welche wir bekennen, von ihnen geweissagt wurde? Sodann diese: Indem sie von dieser Gnade weissagten, haben sie es da nicht bewiesen, daß die Seligkeit unserer Seelen gewiß daran gebunden war? Drittens: Waren sie nicht dieser Seligkeit so gewiß, daß deren Offenbarung Gegenstand ihres Forschens gewesen?

Viertens: Findet man es nicht bei ihnen allerwärts, daß sie darnach geforscht, welche oder welcherlei Zeit der Geist Christi der in ihnen war, meinte, da dieser Geist ihnen aufdeckte all das Leiden, das für Christum bestimmt war, und die eine Herrlichkeit vor, die andere nach, welche auf solches Leiden folgen würde? Fünftens: Findet ihr es nicht in den Propheten, daß es ihnen aufgedeckt ist, daß sie von solcher Seligkeit nicht allein für sich redeten, nicht allein für sich darnach forschten, sondern daß dies Alles auf diese Zeit hin sah, welche wir nun erleben? Sechstens: Haben uns nicht die Apostel das Zeugniß gebracht, daß laut der prophetischen Weissagung die Erfüllung, die Zeit der Gnade, der Tag der Seligkeit über uns angebrochen ist? Siebentes: Wurde nicht der Heilige Geist dazu vom Himmel gesandt, solch apostolisches Zeugniß zu bekräftigen? Achtens: Beschäftigen sich nicht Engel damit? Anfechtung lehret aufs Wort merken. Das ist aber die Anfechtung womit die Gläubigen angefochten werden: ob sie die Seligkeit ihrer Seelen wirklich davon tragen in solchen Wegen, die vielmehr dazu gemacht scheinen, sie zu verderben? Alles was Leben aus Gott hat, ist nie in sich selbst sicher, sondern hat beständig Bedürfniß nach Gewißheit davon, daß das Leben das es hat, aus Gott ist, daß es vom Tode nicht wird verschlungen werden, daß es in ewiges Zusammensein mit dem Herrn hinübergehen wird, wenn das Zeitliche aufgehört hat. So werden denn die Gläubigen, um gewiß zu werden des ewigen Lebens, gewiß zu werden der Seligkeit, in die prophetische Schrift hineingeleitet. Das Erste und Vornehmste was sie suchen in dieser Schrift ist Christus, die Hoffnung ihrer Herrlichkeit. Sie selbst sind sich in ihren eignen Augen von gar keiner Bedeutung, und ihr Leiden, das ihnen von Fleisch und Blut, Teufel und Welt angethan wird, hat in ihren Augen auch nicht viel zu bedeuten; sie suchen ihren leidenden Emanuel und seine Erhöhung und Herrlichkeit nach solchem Leiden - haben sie den gefunden, so werden sie mit ihm durch den Geist des Glaubens so eins, daß seine Leiden ihre Leiden werden; und sehen sie, wie er durch den Leidensweg zur Herrlichkeit gelangt und wie er eben nach solchen Leiden erhöht wird zur Rechten des Vaters: so wissen sie daß es ihnen mit ihm gelingen wird, oder vielmehr sie sind froh daß es dem Herrn gelungen ist, und daß ihm seine Feinde zum Schemel seiner Füße gelegt werden. Von solchen Leiden nun und von solcher Herrlichkeit hören sie die Propheten weissagen. Ich erwähne hier namentlich David und seinen zwei und zwanzigsten Psalm. Indem sie von solchem Leiden und von solcher darauffolgenden Herrlichkeit lesen, ist es ihnen ein Bedürfniß zu wissen, daß der Geist Christi in den Propheten gewesen und daß der Geist Christi den Propheten solches aufgedeckt; darum hören sie es gerne aus dem Munde Davids: „Es sprach David, der Sohn Isai, es sprach der Mann, der versichert ist von dem Messias des Gottes Jacobs, lieblich mit Psalmen Israels: Der Geist des Herrn hat durch mich geredet, und seine Rede ist durch meine Zunge geschehen.“1) Das ist es, was der Apostel Petrus schreibt: „Der Geist Christi der in den Propheten war, bezeugte zuvor die Leiden die für Christum bestimmt waren und die Herrlichkeiten (Würden) darnach“. Indem die Gläubigen aber ihren gekreuzigten und verherrlichten Emanuel in der prophetischen Schrift suchen und finden, schöpfen sie daraus nicht so sehr Trost gegen alles Leiden als vielmehr die Gewißheit ihrer Seligkeit, der Vergebung ihrer Sünden und des ewigen Lebens in ihm; und indem sie das alles gefunden haben, finden sie auch allerlei Trost der Seligkeit gegen ihre Sünden und alle ihre Widersacher, und sehen wie eben der Weg des Leidens und der Trübsal der Weg Christi ist, welcher zur Seligkeit der Seelen führt. Die Gläubigen haben in aller Welt nur Einen Verlaß, und das ist: der leidende und verherrlichte Emanuel. Sie sehen die Gnade Gottes und ihre Seligkeit in dessen Geburt, Leiden, Tod und Begraben werden, in dessen Auferstehung, Himmelfahrt und Sitzen zur Rechten der Majestät in den höchsten Himmeln; sie sehen diese Gnade von Gott für sie bereitet und bestimmt, diese Seligkeit (welche daraus für sie gewiß gemacht ist) allerwärts in der prophetischen Schrift vorhergesagt, wie auch Petrus schreibt: „Die Propheten haben von der Gnade an euch, das ist, von der für euch bestimmten Gnade geweissagt“. Je mehr sie aber solche Weissagungen bei den Propheten betrachten, um so mehr erkennen sie, daß eben sie den Weg Christi gehen indem sie durch das Jammerthal gehen, deshalb machen sie auch aus den Propheten eben daselbst Brunnen. Sie sehen eben in dem Jammerthale die Erfüllung alles dessen was die Propheten vorhergesagt haben, und schöpfen aus ihnen reichen Trost, indem sie in denselben die Seligkeit erblicken, welche mit dieser Erfüllung verbunden ist, die sie im Glauben haben, und welche bereit ist geoffenbaret zu werden, auf daß sie dieselbe völlig davon tragen. Und da gedenken sie an des Herrn Jesu Wort: „Selig sind eure Augen daß sie sehen, und eure Ohren daß sie hören! Wahrlich, ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte haben begehret zu sehen das ihr sehet, und haben es nicht gesehen, und zu hören das ihr höret, und haben es nicht gehöret“. 2) Die Seligkeit der Gläubigen ist doppelt versichert; allererst in Christi Leiden und Sterben, sodann in seinem Sieg. In einem Leiden und Sterben sehen sie die Vergebung ihrer Sünden, in seiner Erhöhung und in einem Sieg ihre Gerechtigkeit und ihren Sieg. So werden sie denn gestärkt, um auf dem Wege des Glaubens und des Leidens zu bleiben in Christo, und getröstet, daß sie in Christo auf solchem Wege zur völligen Errettung und zur Seligkeit kommen; ja, sie erblicken solche Seligkeit eben in dem Wege der Trübsale, des Schmerzes, des Getödtetwerdens mit Christo in jeglicher Art; sie sehen es: der Kampf muß eben so gekämpft werden, nur so liegt der Sieg darinnen! Darum ist es ihnen tröstlich, bei Jesaias zu lesen: „Siehe, mein Knecht wird weislich handeln und sehr hoch erhöhet werden, daß sich Viele über dir ärgern werden, weil seine Gestalt häßlicher ist denn anderer Leute, und sein Ansehen, denn der Menschenkinder. Aber also wird er viele Heiden besprengen, daß auch Könige werden den Mund gegen ihn zuhalten“. 3) Die Seligkeit, welche da liegt in diesem „Also“, hat alle Propheten beschäftigt; es ist der Mittelpunkt um welchen sie sich Alle bewegen. Darin finden sie Seligkeit, daß Christus beharret in dem Worte des Vaters, daß er diesem Worte und was darin verheißen ist, glaubt trotz aller Widerwärtigkeit und so den Sieg davon trägt über Teufel, Tod und Welt. In diesem Siege sehen sie ihre Seligkeit, die Seligkeit der ganzen Gemeine. Das wird so bald nicht geglaubt, so bald nicht durchschaut.

Wir sehen bei den Propheten in ihrem Leiden ein Ringen, ein Aufsuchen und Aufspüren, um in das volle Licht solcher Seligkeit mit ihren Herzen durchzudringen, und die Wirklichkeit der Erfüllung davon zu erleben. Heva rief darum bereits: „Ich habe den Mann, den Herrn!“ da sie den Cain gebar - Noe's Aeltern ebenso: „Dieser wird uns trösten in unserer Mühe und Arbeit, welche der Herr verflucht hat“; Abraham trug ein heftiges Verlangen, den Tag des Herrn zu sehen; Jakob rief auf einem Sterbebette: „Auf deine Seligkeit harre ich!“ nachdem er geweissagt, was der Stamm Dan später ausrichten würde. Welch ein Ringen bei Moses, des Herrn Herrlichkeit zu sehen; und wie war er, da er dem Herrn nur hinten nachsah; und wie strahlte sein Antlitz, da er auf dem Berge diese Seligkeit gesehen in einem Bilde! Wie war David erfüllt von dem was er aufgesucht und gefunden, da er es ausrief: Obwohl mein Haus nicht so ist vor Gott, dennoch hat er mir einen Bund gesetzt der ewig, und Alles wohl geordnet und gehalten wird, wiewohl ich es noch nicht hervorkommen sehe„! Wie oft heißt es in den Psalmen: „Ach, daß Israels Erlöser aus Sion käme, daß der Herr sein gefangenes Volk befreiete; alsdann wird Israel fröhlich sein, wird sich Jakob freuen!“ Was sahen die Propheten? Einen Sproß; wie wir lesen Jesaias 11 und Sacharja 6 - wie gerne hätten sie den Baum gesehen! Wie forschten sie, wie suchten sie es auf, was sie von ihren Vätern vernommen von dem Weibesamen, der der Schlange den Kopf zertreten würde, theils im Gesetze, theils an den Begebenheiten und Zeichen der Zeit, wann denn doch endlich der Tag anbrechen würde, und woran er würde erkannt werden können, dieser große und wundervolle Tag des Herrn. So sucht keiner das Verlorne auf, so gräbt keiner nach einem Schatz den er auf einem Acker verborgen weiß, als sie es aufgesucht und ausgeforscht, auf welche und welcherlei Zeit der Geist Christi der in ihnen war, deutete - daß „der Held von Edom kommen würde, mit röthlichen Kleidern von Bazra und anbringen den Tag der Rache, das Jahr die Seinigen zu erlösen“, der Held der es aussprechen würde: „Ich komme, zu thun deinen Willen, o Gott“ vor dem Mosis Opfer und alle Brandopfer vernichtet da stehen würden; „der das Joch von der Schulter zerbrechen“, die Feindschaft in Gesetzen und Geboten wegnehmen würde, der die „Drachen im Meer erwürgen, und mit seinem harten, großen und starken Schwerte heimsuchen werde den Leviathan“ „der sein Leben zum Schuldopfer geben würde und so Samen haben“ und nach einer ewigen Ordnung „König und Priester sein auf seinem Thron, und leiten den Rath des Friedens“.

Wie groß ist solche Seligkeit, wovon alle Propheten Tag und Zeit der Erfüllung derartig aufsuchten und ihr nachforschten, daß sie, wenn sie ihr durch Offenbarung des Geistes Christi nur in etwa auf die Spur kamen, aufjauchzten: „Er kommt, er kommt!“ Es ist ihnen aber geoffenbaret, daß sie mit ihrem Weissagen nicht sich selbst sondern uns dienten, und doch haben sie daran auch für sich selbst festgehalten. „Sie haben die Verheißung von ferne gesehen und sich des gefreut“, es ist ihnen aber geoffenbaret, daß sie ohne uns nicht sollten vollendet werden. Von dem was der Apostel in unserm Text sagt, haben wir einen schönen Beweis bei dem Propheten Daniel Cap. 9 v. 22-25 u. Cap. 12 v. 9-12. Daß ich der Deutlichkeit halber es wiederhole: Darin haben die Propheten die Seligkeit gesehen, daß Christus leiden mußte, ein Leiden der sein würde und so ein Erstling sein der Auferstandenen - so zu seiner Herrlichkeit eingehen würde. Und hiervon geben alle Propheten Zeugniß, daß ein Jeglicher der an seinen Namen glaubt, selig wird; wie denn der Prophet Habakuk bezeugt: der Gerechte aus Glauben wird leben“ - also, daß wir aus Gnaden errettet sind durch Glauben, ohne Werke des Gesetzes; daß wir zu glauben haben: wir werden durch die Gnade Jesu Christi selig werden, gleicherweise wie auch die Propheten; - daß Gott unsere Herzen reiniget durch den Glauben; daß das Blut Jesu Christi des Sohnes Gottes, und nicht das Blut der Stiere und Böcke uns rein machet von aller Sünde; - daß Gott so den Gottlosen gerecht macht und ihm die Gerechtigkeit zurechnet ohne Opfer, ohne Werk - wie auch David bezeugt Psalm 32, Psalm 50 u. 51, Jesaias Cap. 53 und Moses, wo er von Abraham schreibt: „Abraham glaubte Gott, und das rechnete er ihm zur Gerechtigkeit“. Nunmehr aber ist der Tag dieser Seligkeit, die Zeit der Erfüllung da. Alle diese Dinge unserer Seligkeit, davon die Propheten geweissagt, sie stehen alle erfüllt da - darum schreibt der Apostel: „Welche jetzt euch verkündiget worden durch die, welche euch die gute Botschaft gebracht haben“; wie er auch an einem andern Ort bezeugt: „Und alle Propheten, von Samuel an und hernach, wie viele ihrer geredet haben, die haben von diesen Tagen verkündiget“. Der Apostel spricht in unserm Text nicht von sich selbst, weil andere Apostel es denen, an welche er schrieb, verkündiget hatten. So haben wir denn die apostolische Verkündigung zum Beweise, daß wir der Seligkeit gewiß sind, indem wir beim Glauben beharren, und daß sie uns nicht entgehen wird, weil wir um solchen Glaubens willen viel zu leiden haben. Legen es uns Propheten dar, daß wir mit dem Bekenntniß von der Gültigkeit des ewigen Opfers Christi durchbrechen werden, - man könnte noch zweifeln an dem Erfolge; - nunmehr haben wir aber von den Aposteln die Verkündigung: daß dieses Opfer Gotte gebracht ist, daß es vor Gott gültig ist, daß Christus Tod, Teufel und Welt überwunden, an einem Kreuz vernichtet und unsere Sünden selbst an seinem Leibe auf das Holz und von uns weg getragen hat; daß er zu unserer Rechtfertigung auferwecket ist; daß er uns die Stätte im Himmel bereitet, vor dem Vater unser Fürsprecher ist, als Mittler für uns immerdar eintritt, und aller Dinge Herr ist; daß wir also in ihm den Sieg davon tragen, die Seligkeit ererben werden, wenn wir Glauben halten und uns die Hitze die über uns kommt nicht befremden lassen, sondern bei der Gnade bleiben gegen alle Anfechtung des „Thue das“, der Welt und der in uns wohnende Sünde, und also ausharren. Die Propheten sagen es uns, daß so die Sache unserer Seligkeit in ihm feststeht, sie weissagen allerlei Herrlichkeit von der leidenden und streitenden Gemeine, - „so wirds kommen“ sagen sie allerwärts; - die Apostel sagen es uns: Alles ist bereitet, wir verkündigen euch die Freiheit, eine große Freude, wir verkündigen euch den Frieden mitten im Kampfe, den Sieg während der Schlacht - denn das Lamm hat überwunden, in ihm seid ihr nunmehr des Sieges, der Seligkeit gewiß. Euch, euch den Glaubenden, den im Glauben Beharrenden gehört diese Seligkeit, euch das Heil, das ewige Leben! Und solches thaten und thun die Apostel nicht von sich selbst, sondern „im heiligen Geist, vom Himmel gesandt“ verkündigten und verkündigen sie uns diese Dinge; wie auch der Prophet Joel geweissagt hat. Denn nachdem Gott nach einem bestimmten Rath und Vorsehung den Fürst Messias hat nehmen und an das Kreuz heften lassen, hat er ihn auch auferwecket, ihm den verheißenen Geist gegeben, und diesen Geist vom Himmel gesandt und ausgegossen auf seine Jünger wie auf alles Fleisch. In diesem Geiste haben sie uns die Erfüllung verkündet, die erworbene Seligkeit geprediget, und sind wir also in derselben befestiget und derselben gewiß gemacht durch Thaten, Wirkungen und Gnadenertheilungen dieses Geistes, womit er mächtig ist in Ertheilung einem jeglichen Glaubenden, nach einem Willen; und dieser Geist zeugt in uns, daß Geist die Wahrheit ist, daß wir von Gottes Gnaden schmecken die Gewißheit der Gnade an uns, die Gewißheit unserer Seligkeit in Beharrung beim Glauben trotz alles Widerstandes, trotz aller Hitze der Anfechtung. Und o, wie gewiß, wie herrlich sind die Dinge unserer Seligkeit, die uns von Gott in Christo bereitet sind! Es hat kund werden müssen den Fürstenthümern und Gewalten in dem Himmel, die mannichfaltige Weisheit Gottes an der Gemeine, wie Paulus bezeugt Eph. 3, 10. Die Zeit, in welcher dies kund geworden, erleben wir; und die mannichfaltige Weisheit Gottes verherrlichet sich in der Gemeine eben darin, daß er dieselbige mit Christus leiden läßt, auf daß sie auch mit ihm verherrlichet werde; eben darin, daß sie nur den Glaubens- und Leidensweg geführt wird, um dem Bilde seines Sohnes gleichgestaltet zu werden und in und mit ihm zur ewigen Ehre zu kommen. Schwinget euch mit eurem Glauben durch die Wolken in den Himmel hinein - womit meinet ihr, daß die tausend mal tausend seligen Engel die vor dem Throne stehen sich beschäftigen? sie, die auf Bethlehems Ebenen sangen: „Ehre sei Gott in den höchsten Himmeln“! und es ausriefen: „Wir verkündigen euch große Freude, euch ist heute der Heiland geboren“; sie, die dem Herrn dieneten in der Wüste; sie, die in den Tagen seines Fleisches über ihm auf und abgingen; sie, die ihn stärkten in Gethsemane; sie, die den Stein vom Grabe wälzten bei seiner Auferstehung und aufjauchzten: „Er ist auferstanden!“ sie, die bei seiner Himmelfahrt mit ihm auffuhren mit Jauchzen und mit heller Posaune, und zu seinen Jüngern sagten: „Er kommt so wieder, wie ihr ihn habt gesehen gen Himmel fahren“? O, es gelüstet sie, sich hinüberbückend hineinzuschauen in diese Dinge unserer Seligkeit! Von dieser Wahrheit gab uns der Herr ein Bild, da er Cherubim auf dem Gnadendeckel machen ließ, die sich hinüberbückend, nach Herzenslust sich weideten an der Beschauung des Gnadenstuhles und der Bundeslade, und nur daran Freude hatten, Gott und ihren König Christum zu verherrlichen wegen seiner Liebe zu dem Verlornen. Engel gelüstet es, hineinzuschauen in Christi Leiden und Ueberwindung, in der Gemeine Leiden mit ihm und Ueberwindung in ihm; sie staunen und es ist ihnen eine Tiefe und ein Abgrund, wo hinein sie sich mit ihren Blicken nicht ganz hinabwagen dürfen: indem sie hienieden in der Gemeine die Pracht der Wirkung sehen von Thabor und Golgatha; indem sie hienieden das Lamm sehen, das geschlachtete, mit seinen durch sein Blut Gekauften; indem sie den guten Kampf sehen, den herrlichen wiewohl bangen Streit des Lammes und der Seinen hinten ihm her mit dem Thier aus dem Abgrunde; indem sie die Wunder erblicken einer gänzlichen Schwachheit, welche unüberwindliche Macht besiegt mit dem Halten ob einem Worte, das sich im Unterliegen siegend erzeigt; sie staunen und beten an, indem sie durch Sünde, Tod, Teufel, Welt und allerlei Qual und Marter, durch Grab und Verwesung die Erkauften des Herrn überwältigt sehen und Einen in ihnen, der die Liebe und den Glauben in ihnen aufrecht hält, wodurch sie eben die Ueberwältigung überwältigen und zu Schanden machen. Meine Geliebten! Wollt ihr Gewißheit der Seligkeit, wenn ihr am Glauben beharret; Gewißheit der Seligkeit, wenn ihr lediglich glaubt, obschon ihr gar nichts seht; Gewißheit der Seligkeit, wenn ihr an der Gnade bleibt und euch haltet an das Wort der Verheißung, euch haltet an Christum Jesum mit allem Vornehmen des Herzens, es tobe und rase dagegen was da will, es drohe Untergang und Umkommen was da will? Wollt ihr Gewißheit, daß diese Dinge welche euch zu glauben gegeben sind, wahrhaftig sind, daß sie euch zukommen, daß fiel da sind, für euch da sind; wollt ihr Gewißheit, daß ihr die euch verheißene Seligkeit nach dieser Zeit Leiden ererben werdet: - schlaget das prophetische Wort auf - schauet, alle Propheten waren erfüllt von der Gnade welche für euch bestimmt wurde, und sie wurden nie laß, zu trösten mit einer Seligkeit, mit einem Heile, das sie aus der Ferne begrüßten, nachdem sie demselben unter vielem Streit des Leidens, durch den Geist Christi auf die Spur gekommen! Horchet, die Apostel verkünden es uns und haben es uns verkündet: Euch, euch ist diese heilvolle Gnade erschienen, ihr seid Gottes Kinder durch den Glauben in Christo Jesu, ihr seid Erben Gottes und Miterben Christi. - Nehmet es wahr, wie sie solche Dinge verkündet haben in Bezeugung des Heiligen Geistes von Oben herabgesandt - nehmet es wahr, daß dieser Geist eurem Geiste Zeugniß gibt von der Kindschaft. - Betrachtet es, womit die heiligen Throngeister im Himmel sich beschäftigen. - Und da frage ich euch: kann. Einer von uns beschämt aus kommen mit dem „Dennoch“ des Glaubens? O, so gewiß wird uns nach unserm Glauben, der da bewährt wird, geschehen, als alle diese obengenannten Zeugen dafür Bürgen sind. - Es sei nur Verlorenheit da und der von Gott eingehauchte Wille, die Fahne des Glaubens nicht abzugeben, viel lieber sich von dem Feinde in Stücke hauen zu lassen, und doch so hinaufzublicken zu der Auferstehung! Davon singt ein Dichter so schön, so wahr:

Verlorenheit! aus deinem dunkeln Meer
Sind tausend Heil'ge schon emporgestiegen,
Wie glänzen sie im Himmel nun so hehr,
Und dürfen an dem Vaterherzen liegen!
Ja, sich im Tode sehen, jammerschwer, -
Und nach der Liebe schau'n - das heißet Siegen,
Da wandelt sich in Lebenskraft der Tod,
Die Mitternacht in reinstes Morgenroth.

Amen.

1)
2. Sam. 23
2)
Matth. 13, v. 16, 17
3)
Jes. 52,13-15.
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