Bodenstein von Karlstadt, Andreas - Ein Sermon vom stand der Christglaubigen seelen von Abrahams schoß und fegfeuer / der abgeschidnen seelen.

Bodenstein von Karlstadt, Andreas - Ein Sermon vom stand der Christglaubigen seelen von Abrahams schoß und fegfeuer / der abgeschidnen seelen.

Wolffgang Ruch dem Christlichen leser.

Christlicher leser / du seyst wer du wollest so du folgende predig mit dem urteyl des geysts / christlichem hertzen und gemuet / wirdest lesen und ansehen / Welche ob sie gleich nicht fast mit hoefelichen / geschmugten / geferbten / und weltweisen worten geziert. Ist sie dennest mit vollem / reichen / einfeltigen geyst unn vestandt der schrifft uberfluessig begabt / Darauß du / sonder zweyfel / wirdest / den standt christglaubiger selen / die schos Abrahe / und das fegefewer. Auch wie fern wol von unsern vorfarn unnd hochgelerten / hyrinn wider gottis willen gestrebt / all jr nachfolger bißher gestraucht und geyrrt haben / erlernen und ermessen / Dann das arme / elende / unselige freß / und geytzvolck / muech und pfaffen / welcher etliche dem verstandt jrer blinden zurrissen vernunfft dem falschen untuechtigen lichte und hohen kunst Etlich dem geltsüchtigen fraß / unn ubermuetigem eergeytz. Die andern auß unwissenheit d# schrifft / auß einfeltiger wolmaynung / und auß bloedigkeit oder forcht der geistlichen obrikait / dem grosen hauffen der spitzhuedt unn larmen / nachgefolgt den standt und wesen christlicher abgescheydner selen / arm elend unnd erbarmlich / die schoß Abrahe oder hymelpfordt hardt und enge / das fegfewer materlich und heyß gemacht / damit den gemainen man / von trost in traurigkeit / von Abrahems schoß in Lucifers rachen / mit jren vigilien / seelmessen lichtbrennen / opffern / reuchen und sprengen gefuert und abgeleytet / so si doch billicher / das arm / einfeltig und unverstendigk volck / sich nicht / umb jre freundt in Christo versterben / zubekümmern in dem wort gottis solten getroest haben wie du dann ferner klaerer und besser auß folgender predig wirst anhoeren / und dich hynfuerter vil unnuetzer unn unnoetiger fragen und bekoemmernuß / dem gewissen schwerlich / endtledigen / Got geb uns allen seinen geyst und gnad Amen.

S. Paulus in der j. Epistel Thes. iiij.

Ich wil nicht brüder (spricht Paulus) ddas jr unwissend seyt / von denen die enschlaffen sein / uff das jr euch nicht betruebt wie die andern sich betrieben / die kein hoffnung tragen / Dann so wir gleuben das Christus gestorben unnd aufferstnaden ist / Also wirt auch got die / so durch Christum entschlafen sein / mit jm furen. Dann das sag wir euch im wort gottis / das wir / die lebendig und uberbleyben werden / in d’ zukunfft des herren / mit nichte werden fürkommen / die so geschlaffen haben / Wann warumb der herr selbst wirt vom hymel absteigen / im geheyß und stymm eines ertzengels / unn der busaunen gottis und als dann werden die in Christo versterben / erstlich auffstehen. Darnach werden wir lebendige unn uberbehaltene menschen / zugleich mit den aufferstanden enzukt und im gewulcken Christo entgegen kommen / also allzeit mit dem herren bleiben. Derhalben troest einer den andern in disem worten / Das ist die epistel / welche die vormeynte Christliche kirche den selen zu hilff und trost / gestatt zulesen unn zusingen. Dieselbige epistel helt zweyerlai sententz oder urteyl in sich. Einen den sie in sonderheit wil beschliessen. Den andern der begrifffen und verporgen ist. Der erst steht hie in / das wir sollen wissen das wir unsere freund / so vil jr in Christo verstorben / werden widerumb haben. Derwegen sollen wir nicht betruebt werden / als die jhenen / so keinen bewuest haben vond er aufferstehung. Dann jr solt wissen (spricht Paulus) das jr mit den verstorben in Christo werdet auffgezuckt und Christo entgegen kommen und stets mit dem herren bleyben. Ist das nicht ein mechtiger unn getrewer trost / welcher moecht sich bekuemmern oder betrüben umb seinen glaubigen vatter oder mtuter / umb sein liebes weib / gehorsame kinder / oder umb andere freunde? wann er ein sollche froeliche unnd hochschetzige hoffnung hat / das er weyß unnd verstehet / das er nicht allain seine freundt widerumb wirt erlangen / sonder das er darzu mit seinen freunden wirt im gewulken auffgezuckt / und Christo entgegen faren / und ewiglich neben jnen / mit dem herren Jesu Christo bleyben / das ist ein guldener gewunschter trost / welchen ein Christ dem ander sol verkundigen. Nun moecht einer fragen / welche die andern werden fürkomen / Darauff spricht Paulus unn antwort in einem wort gottis / Also / Wir lebendigen werden die verstorbene in Christo nit fürfarenn oder ubereylen in der gegenfart zu Christo / sonder es wirt also zugehn. Der herr wirt im geheyß unnd stym eines ertzengels kommen / unnd in einer busaunen vom himel absteigen / unnd werden alßdann die verstorben in Christo widerumb auffstehen / Darnach werden wir auch zugleich mit jhenen auffgezuckt etc. Do hoeret jr freundt gottis / in welcher form maß unn weiß / das auffwecken wirt geschehen / nemlich in einer stym unn gedoene / dadurch wirt got sein almechtige sterck unn macht beweisen / unn anzeigung thun / das er d’ alt got ist / welcher alle ding in seinem wort wirket / schafft / bewegt helt unn ordnet / wie er wil / unn wann er wil. Darumb ists ein uppige sorg unn bekemernuß / das man vil fragt / wie dz auffwecken wirt geschehen / Wann dy solche frag thun / dy v’gessen goetlicher macht unn wellen nit betrachten / dz got die umblauffende hymel unn gantze welt / engel und menschen mit seinem wort hat geschaffen / Da got sprach. Es sol werden d’ hymel / da ward der hymel. Deßgleichen hat er gesagt das creaturn sollen geschaffen werden / unn es seindt creaturn worden. Der gleichen hat Christus zu den teuffeln gesagt / Geht auß / unn sie seind außgangen. Er hat bey d’ statt Naym gesprochen / zu dem son einer witben / Ich sag dir steh auff / und er stundt schnell auff / saß unn redt Luce. Er sprach zu Lazaro / Kum herfur / und er wurdt lebendig Joan. 11. Der exempel haben wir vil / auß welchen wir uns solcher unnuetzer sorg und frag solten billich entladen / und nicht disputirn wie es mag geschehen / es wer dann das wir von got wolten gelart werden in rechter warhafftiger demut unn gelassenhait / wie Ezechiel zu dem herren sprach. Herr du weyst es / Das sprach Ezechiel als yn got angreiff und furet / in ein weit feldt / dz voller dürren weyssen gepeyn lag / unn furet den Ezechielem im khrayß umbher fragende Mainestu / dz dise dürre knochen widerumb lebendig werden? Darauff entwort Ezechiel / Herre du weist es / Darnach sagt got. du solt disen gepeynen vorkundigen dise rede unn sagen / Ir dürren knochen oder gepeyn / vernempt gottis wort / dz hat got d’ herr den knochen gesagt Nemet war / ich werde in eüch einen geist senden unn jr werdet lebendig werden. Ich werd eüch aber geben / unn machen dz fleisch auff euch wirt wachsen / und ich werd euch mit einer hawdt uberziehen / unn einen geist geben / unn jr werdet leben unn wissen das ich d’ herr bin. Und ich prophetisirt / als mir der herr het geboten (sagt Ezechiel) und als ich verkündigt / do wurde ein schall oder gedraesch / unn darzu ein bewegnuß / und gingen peyn zu peynen / ein yeglichs zu seinem glyd / und als ich mich ferner umsahe / da sach ich adern unn das fleisch auff geen / unn ein außgestreckte hawt uber herr / aber sie hetten alsdann keinen geist / Und got sprach zu mir (spricht Ezechiel) prophetisir zu dem windt unn red also. Got hat gesagt d’ geist sol von den vier winden komen / unn in dise todten plasen auff das sie lebendig werden / unn ich hab gepredigt (spricht volgendt Ezechiel) als mir bevelhen / und ist d’ geyst in die toden gangen / und sie sein lebendig worden und auff jren füssen gestanden / unn der selbigen was ein grosse mechtige schar / Ezechiel. 37. Sehet da / wie in schlechten worten eines menschen (durch welchen got redet) die weissen dürren knochen adern fleisch / handt / seel unn leben entpfangen haben. Solt es dann unmueglich sein / das ein geistlicher engel gottis in einer stymm unn geheyß gottis / die todten nicht moecht auffweken un zusamen pringen? got ist nichts unmoeglich / Das aber got solche werck / durch creaturischen gehorsam zu wegen brengt / ist jm nichts von noeten / geschickt aber uns zu einer sicher erfarung des glaubens / den wir zu got haben. Got v’moecht mit einen athem die todten allesampt auffwecken / Ja mit einem gedancken ins leben und aufferstehung fügen / Jdoch wil er es thun / in geheyß unn stym eines ertzengels. Darumb sollen wir weyter nicht fragen / wir haben vil noetiger erfragung / dann solch uppige die ich uppig und unnuetz nenn / wann sie leichtfertiglich gescheen / sonst nicht ursach Hetten die Corinthier nit gefragt welcher gestalt wir aufferstehn wurden / wer das vor blieben das Paulus sagt / Die todten werden in einem augenblick / und im gesang der busaunen unersterblich auffstehen / Denn diser forgengklich leib muß sich mit unergenglickeit bekleyden / und der sterblich leichnam muß an sich nemen / ziehen und rafeln die unsterblickeit / und alßdann / wirt d’ stachel des todes zu grundt und bodenverschwinden I. Cor. 15. Dise leuterung moecht in der federn vorbliben sein. Wan die Corinthier Paulum nicht hetten gefragt / Demnach wil ich hitzige fragen unvorboten haben / so radt von gott wirt begert. Jdoch ist das das gestrackt unn fürtreflichst urteyl oder sententz Pauli in der hewtigen Episteln (als man redt) das wir uns umb willen obvermelter schetz unn reichtumb nicht sollen betrueben / so uns unsere liebe fruendt absterben / wann sie werden widerumb uffstehn / die in Christo entschlaffen seint / und werden in einem bessern wesen auffstehn / unnd bei uns alle zeit mit dem herren sein Amen. Das sagt Paulus zu den so Christen seind / und Christliche brueder oder freunde verloren haben / von den fleischlichen unn von den / so einander im fleisch lieben / hat Paulus wenig zuthun / wann in Christo lauter geyst ist. Also mussen auch alle unn yede den geyst christi haben / die Christen sein wollen / am fleisch ist jn nicht gelegen. Der Ander und heimlich begriffen innhalt / oder vorstandt obbemelter Epistel ist / das wir uns von wegen d’ todten oder verstorben in Christo / nicht sollen bekümmern / als die jhenen so keine hoffnung haben / dann wir haben freundt welche durch Christum Jesum entschlaffen und verstorben seind. Die weil nun jr todt ein tewer hochschetzig unnd kostlich ding in den augen gottis ist / als die schrifft sagt / sollen wir mit nichte traurig unn betrübt sein / sond’ uns hoechlichen erfrewen das sie got von dem leib unnd kercker hat erloeset / der sie gefangen hielt / und gefengklich ins gesatz der sünde furet Rom. 7. Der sie alhie vermittelst d’ himlischen einfluß vilfeldigklich verhindert und von allem guten gezogen un zu dem boesen genaigt hat / darumb solten wir uns mit den unsern in Christo verstorben / hertzlich erfrewen / dann sie seind durch Jesum entschlaffen / unn schlummen so lang / byß sie gott durch Jesum zu sich wirt füren und prengen / das ist ein begriffner haimlicher sententz oder urtail / in der Epistel Pauli / damit wir uns einer den andern troesten sollen. Nichts dester weniger muß ich / auff bede sententz sagen / das die tollen pfaffen / Baepste und bischoffe / alle worheit vorkert unn umb gewendt haben / Dann sie haben uns leren lassen / das wir betruebt sein sollen / wider das das Paulus spricht / Brueder / ich wil nicht das jr euch betrübt / als die jehne / so keine hoffnung haben / Wir legen den Paulum auß wie wir moegen / dannest spricht er / Jr solt euch nit koemern unn betrueben / als die jhene so keine hoffnung haben etc. Wir haben hoffnung das unsere abgestorbne freundt in Christo verstorben seind (wann den verstorben ausserhalb Christo mag kein hülff ye geschehen als die historien von dem reichen berürt / wie dann unden folgendt angezaigt) unn hoffen darzu / das sie in Christo schlaffen / wie Lazarus in der schoß Abrahe schliff / und wissen / dz sie nicht todt vor gottis augen seind / sonder lebendig / die weil got kein got der verstorben oder todten ist. Luce. 20. Auch wissen wir / das sie Christus im letzten tage wirt auffwecken und bei sich behalten / weshalben moechts gesein / das wir uns solten betrueben: Aber das wir sie auß dem standt wolten brengen der besser ist dann unser standt: Warumb wolten wir derhalben meß stifften / vigilien unn metten singen / unn gelt außgeben / das den seelen zu abbruch jres standes mecht gereichen / welchen sie von hertzen gern haben / und wünschen uns / unn biten got für uns / das wir zu jnen komen / und in rechter senlicher lieb und vorlanglicher begerung nach got rueten: Ist es nicht ein teuflisch sach das wir uns also effen lassen unnd am narren seil füren / das wir die unsinnigen pfaffen unn münchen hoeren also platern / gebt gelt / brennet liecht unn opffert / helffe den armen seele / loeset sie auß jrem fegfewer / gleich als solche hilff / den armen seelen nuetz und gut wer / unn gefiel in / das sie auß jrer senlichen begerung nach got / solten gesetz werden in ein kuele unnd unsenliche begerung. Aber ob die seelen wolten / das jr hitzige unn brinnende begerung nach got / solt gelindert und kueler werden. Die selen in Jesum abgeschyden wollen unn begeren / das jr stat und wesen von tag zu tag mer unn hitziger werd / solang bis sie gereinigt werden. Eya wol ein freund wer der gewest / der Lazarum auß der schoß Abrae het wollen erloesen / darein alle menschen begern unn eylen solten. Wir haltens mit keinen selen / dann mit den jhenen so durch Jesum Christum entschlaffen sein. Mit den vordampten vermoegen wir nichts handeln / wir koennen sie / weder mit wasser / mit opffer / noch mit messen erquicken / dann es ist ein solcher underscheid zwischen jhenen unnd uns / das wir zu jhenen / weder mit hilff / noch mit tadt moegen kommen / als der figurirt Abraham spricht Luce 16. Nun dieweil huelff / radt / weyß unn wege abgeschnitten sein / duerffen uns die wanwitzigen gleyßner nit eingeben / das wir den selben selen sollen zu hilff kommen. Weil wir aber auch die selen / in der schoß Abrahe ligende (aber durch Christum entschlaffen) nicht in ein geringere oder kuelere begerung sollen brengen / folget straks das alles thun / meß / opffer / gelt gut oder testament unnuetz ist / das wir denselbigen selen zu gut verschuetten. Ich wil geren geschwiegen / das wir nichts anders von got solten bitten dann das er wil / und wann wir wolten anders bitten dadnn got wil / so wer unser gepet wider gott unnd boeß darumb sollen wir nit woellenn noch bitten / das die seelen ehr in ein besser wesen genommen werden / denn got wil und wolgefelt.

Auch wil ich yetzt vorhalden das die selen alle jre gebrechen / mangel unn sünd / welche sie dort haben durch ein fewer bessern und abfegen (von welchen ich sagen werd) unn nicht durch unser fürbit unn wann wir darüber wolten bitten / würt uns Christus sagen / als er zu den sonen Zebedei sagt. Ir wist nicht was ir bittet / und wurd unser gebet billich von got veracht werden / das ich yetz laß beruhen. Nach dem wollen wir beschehen / was die in Christo verstorben haben / des wir uns sollen erfrewen. Mich bedunckt das dise wort Christi alhie in sonderm fleiß sein zumerken / die er gelert. Also / Welcher mein fleisch isset / und mein blut trinckt / der bleybt in mir / und ich in jme / und als mich der lebendig vater hat gesandt und geschickt unn ich leb umbs vatern willen / also ist es / welcher mich isset der lebet von meinet wegen Joan. 6. Christus sagt das alle menschen / die sein fleisch essen unn sein blut trinken / in sein natur / art / leben weiß und wesen werden verwandelt / also / das jr leben nicht mehr jr leben bleybt / sonder ein leben Christi wirt / das sie warhafftigklich moegen sprechen Ich lebe nit / sonder Christus d’ lebt in mir Gal. 3. Unser leben geet zu poden und grundt nider / und wechst das leben Christi auff. Nun wie sie Christum essen / also versterben sie durch Christum. Die christum essen / die leben umb Christus willen und haben den einwonenden gaist christi in jrem hertzen / der jre seel hat lebendig gemacht / unn den leyb kuenfftiglich auch wirt lebendig machen. Demnach sein die v’storben durch christum in warhafftigem leben wesen weysen / und in der art Christi Doch einer mer dan der ander / darnach einer ein pfundt empfangen / oder mit empfangnen pfundt sehr arbeit darnach komet einer in die tieff / breit weit (der hohe christi Ephe. 3) Allhie die Christum essen / das ist / die seine krefft unn schetz erlangen / die haben das leben / unnd werden aufferweckt von Christo Joan. 6. Welche aber christum nicht essen / die haben kein leben in jnen / sie haben wol ein fleischlich / betrieglich / vorgenklich leben aber dz geistlich / warhafftig und ewig leben haben sie nicht / darumb dz sie christum nicht essen / dz ist / darumb dz sie christus nicth im grund jrer seel speiset unn neret. So aber yemandt Christum in warhafftigen leben annymbt der hat das ewig leben / Derhalben wirt er in ewigkeit nicht sterben. Joan. 6. das ist / welcher in dem herren Jesu Christo lebet unn glaubt / d’ wirt nicht sterben in ewigkeit / Wenn er aber gleich stirbt / dannest lebt er / nach dem Christus spricht / Welcher in mich glaubt d’ lebt / ob er gleich gestorben ist / unn ein yglicher der in mich glaubt unn lebt der wirt in ewigkeit nicht sterben / Joan. 6.xj. Sihe wie der geyst oder die seel mer ist / dann d’ leyb oder fleisch / also ist das leben d’ selen besser unn edler / dann das leben des fleischs / unn gleiche rweiß das vorgenglich gut / für nichts wird geschatzt / wann es dem ewigen unn unvorgenglichen gut vergleicht wirt / Also wirt das fleischlich und vorgenglich leben unsers leybs für nichts geschatzt / unn der todt des leybes für keinen todt gerechnet / darumb spricht Christus welcher in mich glaubt der lebet / ob er gleich tod ist / was ist das anders geredt / dann welcher nach dem flaisch tod ist / d’ ist lebendig im geist / und hat das warhafftig ewig leben / das nymmer in ewigkeit vorgeht / Es wirt wol besser und hoeher / unn nympt zu / aber es v’geht nicht / es wirt weder erger noch niderer / derwegen ist es ein ewig leben / als Jesus von Nazareth spricht Joan. 6. Welche in dem leben Christi stehn / dz ist welche Christo leben und in got geporn sein / dz sein die lebendigen / da von Christus sagt. Got ist nicht ein got d’ todten / sonder d’ lebendigen Abraham Isaac unn Jacob etc. waren todt / dennest lebten sie / unn der herr war jr got unn bleyt ir got / und wirt sie derhalben im letzten tag auffweken unn machen aufferstehn / das sie das ewig leben haben. Joan. 6. Das edel unn ewig leben fecht hie an / dann ein ieglicher der in Christum Jesum glaubt / d’ hat bereyt das schoen / kestlich unn hymlisch leben / stirbet er also / leyplich in dem selben leben / dz ist geht er leyplich ab / unn vorharret in dem leben / so mag er in ewigkeit nicht vorderben / sonder er rastet unn ruhet in Christo iesu / unn wirt im das leben ein suesser schlaff. Derhalben spricht Paulus billich das wir uns nit sollen betrüben umb willen unser abgestorben freundt / denn sie sein in Christo Jesu entschlaffen unn verstorben / jr tod ist fast kostparlich in den augen gottis / dieweil jr leben treflicher unn kostlicher geworden ist durch abkleydung jrer beschwerlichen leychnam / alhie mustu ordenlich mercken. Zum ersten / was dz ewig leben ist / Darnach dreyerley underscheyd des selbigen lebens lernen. Das ewig leben steht in dem / das sie den waren got allein erkennen / unn den geschikten Jesum Christum. Joan. 17. Diß erkentnis gottis geschicht nicht in der vernunfft / oder in dem falschen natuerlichen lichte / als die grossen doctores von got disputirn / sond’ im grund der selen / in goetlichem unbetriglichem lichte / unn macht den menschen einen freundt gottis / dann es voreint die sele got den herren / als Christus sagt. Ich heiß euch itzt meine freundt / der halben / das ich euch die ding offenbar hab gemacht / welche ich von meinem vatter gehoert hab Joan. 15. Derwegen bit auch Christus fur die allein / die sein wort annemen / unn warlich erkennen dz er vom vatter außgangen ist. Joan. 17. Also ist dz ewig leben ein warhafftig erkennen gottis unn christi / welchs der geyst allein eingibt unn leret / wann er sich mit d’ sele v’eint / unn ein dingk wirt. Das selbe leben hat drey weyte grad. Nemlich alhie einen in disem elende. Einen nach dem abschyd der selen vom leyb / unn vor dem eingangk in hymel. Den dritten im hymel. Alhie erkennen wir got unn Christum im finsterniß und wundern von dem herren. Im andern grad erkennen sie got / gleich als die sonne in der morgen roedt (so sie auffgeht) unnd von uns gesehen wirt. Im dritten grad / sehen sie gott gleichsam wir die klare sonne am hellen lichten mittag sehen. Im ersten stat oder grad ist vilfeltig finsterniß unnd verhindernis / Unser sterblicher leyb beschwert die sele / das sie sich nicht wol auff schwingen mag / unn strebet alle augenplick wider den gayst. So d’ geyst gute gedancken / willen oder werk vernimpt / bald bricht das fleisch mit seinen boesen gedancken willen und wercken auch herfür / unn macht das der geyst sein werck nicht kan ins wesen pringen. Gal. 6. Rom. 7. Wil der geist gar glauben / v’trauen / got forchten oder lieben / so hebt dz fleisch bald an zu zabbeln / zweyffeln / hassen / mißtrauen / oder vor creaturischen dingen forchten / unn setzt sich gestrenglich wider den geist / Unser fleisch hat ein sund unn boeßhait in sich stecken welche alle zeit zu dem ergsten unnd boesisten zeücht Ro. 7. Gen. 8. Nun uber dsa ist die sele von wegen jres leybes / den hymelischen einflüssen unn zufelligen dingen underworffen / yetz belust sich d’ leyb unn sel in creaturn / yetz hat sie schmertzen / und so vil zufell / das einer den andern linder und kleiner macht. Sihe / wann einen die zene wethuen / so fület er denselben schmertzen woll unn sehr / felt jm aber auch einander kranchheit für / als ein hitzige platern am pein / So wayß er nicht welche schmertzen am hoechsten ist / Also wirdt auch des ewig leben hie selten recht geschmekt / von wegen d’ vilfeldigen zufell unn v’hindernis / das ich warhafftiglich moecht sagen / wir haben das leben Christi in uns allein in hitziger begerung unnd nicht im wesen / Jdoch hoff ich das man jr vil moeg finden / die fast hoch sein in christformigen leben / und Christus willen haben / Gleich als wol achte ich dz jr vil mer sein die begereten sterben / und mti Christo leben / dann die sagen doerffen / Es lebet in mir Christus / welche seufftzen manigfeltiglich beschwert / wann sie in jrem fleisch / als in einem kercker gefengklich ligen / und on auffhoeren sich nach einem andern leben senen und verlangen / Durch fleischlichen und toedtlichen abgang (so die sele jren beschwerenden leyb verlest) fallen mit ab alle v’hindernis des fleischs / Seintemal dz fleisch mit seinen begirden krefften unn anfechtung ist begraben / unn wirt das ewig leben / durch Jesum Christum untzelicher weyse / raynerlichter / gesamleter / volkomlicher / dann es alhie gewesen ist. Derhalben moecht einer mit recht sagen Selig sein die todten / welch in dem herren verstorben sein / der geist spricht / dz sie hinfür ruhen sollen von jren arbeiten / unn jr werk sollen in nachvolgen Apo. 14. Warumb sein sie selig? Darumb dz jr ewig leben weniger finsternis unn mindere verhinderniß hat / dann es alhie im fleisch het. Derwegen sollen wir uns mit nichte umb unser verstorbene freund in Christo bekoemern unn betrueben / sonder mehr erfrewen / dz sie der manigfeltigen bürden unn hinderlichen arbeten entzogen / unn auß jrem gefengkniß erloest sein. Ir werck volgen jnen nach / wenn das fewer urteylet jre werck / unn verbrendt den allee wercke die holtzig / hewisch oder stuepelich sein / wie ich sagen werd / Selig sein sie dsa in nach der dunckel unn finstern nacht / die sonne in dem auffgang als in der morgenroedt scheynet / dz in der tag Christi morgens zukomen ist / Selig sein sie / das in jr boeß gifftige fleisch kein boese gedankcne / keinen eygen willen / keine lust in wercken oder creaturn mehr zuschieben kan / Nun aber sein sie selig / warumb sprecht jr pfaffen / die selen sein unselig / in jamer / in elend / in sünden? Ir stand / leben / unn wesen / ist besser dann unser / wie wol ich sie aller sünde nit ledig zele. Sie sein in starcker und hitziger senlickait oder verlangen / unn sein gern drinn. Warumb wolt jr sie kuelen? Je hitziger unn hefftiger jr leben ist / yenehr sie zu dem allerlautersten ewigen leben nahen / gleichsam dz licht des auffgangs / wie vil mehr es dem mittag nahet / ye lichter und klerer es wirdt / von dem zunahen / wolt jr sie zuruck ziehen / mit ewern refrigerijs. Oo pfaffen sie sein selig / dz sie in dem herren verstorben sein unn jr todt ist kostparlich vor gottis augen / wellicher tewffel hat euch erlaubt / selen unselig schetzen / unn jren todt gering oder unschetzig machen / Sie haben ein ewig leben / unn sein nicht todt vor got / unn jr leben ist heuffiger unn volkomlicher worden in jren standt / den wolt ir mit euern selmessen / vigilien / opfern / weirachen / lichten / fasten / unn klapern / myndern / unn sy wünschten uns dz wir bey jnen weren / unn hetten die schetz unn reichtuemer christi auch für augen in einen frutag. Von dem dritten grad des ewigen lebens wil ich yetz nicht sagen / dann ich hab furgenommen vom stand / leben unn wesen d’ Christglaubigen selen zusagen. Dem nach ist zumercken das der selen standt zwifaltig ist / Etliche faren in die flammen / als d’ reich man fuer / Etliche werden in die schoß Abraham getragen als Lazarus. Welche ins feur faren den v’moegen wir weder mit radt / mit gebet / puß noch that zuhilff kommen / als oben gemelt ist / Derhalben sagt Abraham. Es ist ein grosse fern zwischen uns und euch / dz wir zu eüch nicht gen oder komen v’moegen / Auch mag niemand von euch zu uns komen Lu. 16. Derwegen bitestu verdampter / umb sonst wir konden dir nicht raten oder helffen so kanstu auch nit hilff rath oder that von uns holen. Demnach ist dein geschrey umb sonst unn unnuetz / du hast dich auch aller hilff follig und verlustig / und aller hilff unbegreiflich gemacht. Seintmal du im leben gute tag unn lustig leben gehabt hast / Gleicher weyß / sprechen alle außerwelte zu den verthpmten / unn erbarmen gar nicth uber jren elend unn erbarmliche qualung / Es hat auch d’ Pabst nie dorffen sagen / dz wir durch fürbit / gute werck / rathe oder tate / solichen vertumpten zuhilff komen / unn gebraucht darzu dise schrifft. In der helle ist kein erloesung / auß disem grundt dorffen die pfaffen auch nit sagen / das sie den vorthümpten selen jre ampte d’ vigilien oder messen nachhalten / ob die v’thümpten gleich schreyen. Miseremini mei saltem vos amici mei etc. Wann der reich auch zu Abraham schrey / unn nent jn nicht einen schlechten frund / sonder einen vater / sagend. O vater Abraham erbarm dich meiner etc. Darab mag menniglich abnemen / wie d’ pabst unn pfaffen / zuvor an die monchen die helig geschrifft prechen unn martern / unn suchen hilff / farb mantel / oder behelff vorhanden ist. Die andern selen / so in die schoß Abrae gefurt sein / oder gefurt werden / die sein / oder werden sein / in der stat des trostes / dz leret Abraham mit hellen worten / sagende. Lazarus hat in seinem leben ubel geliden / darumb wirt er nun unn yetz getroest. Es ist ye war / das warhafftige Christen alhie ein arbeitsams unn beschwerts leben haben / dann weil sie got lieb hat / so strafft er sie mit seiner ruten Prover. 3. Heb. 12. Alle die guetlich in christo begern zuleben / die muessen verfolgung leiden. Auch muessen sie jr creutz alle tag tragen daraus mennigklich versteht / dz ein yeder Christ in disem leben dz ubel / boeß / peen der bedrugk leydet. Aber so er von disem leben scheydet / fiert er als dann in die stat unn leben / des trosts / als Abraham spricht / oder in ruee / als in Apoca. steht / und fuelet oder brufft der muehen und arbeiten nichts mer / sonder er hat vollen trost / Nun darumb wolt ich gern einen sehen / der sagen dorfft / dz der selen stadt unn leben erbermlich unn trostloß sey. Oder das nicht besser sey / dann unser stand und leben? Abraham spricht ye das Lazarus alhie das ubel empfangen hat / aber im leben unn stand der selen sey er getroest / Wenn ich auch die schos Abrahe erforschen kondt / und erwegen / was sein schoß bedewt unnd anzaigt / wurd ich ungezweyfelt / das edel und troestlich wesen der selen (durch Christum abgescheyden) gruendtlicher vernemen.

Von der schoß Abrahe.

Ich acht ddas die schoß Abrae / ein stat oder stell sey / seiner geberender unn samlicher krafft / Wenn ich die geberende krafft Abrae / anfah ermessen / find ich / dz sie ubernaturlich gewest ist / von got in sonderheit verliehen / unn im starcken glauben Abrae empfangen ist / das auch alle sone Abrae / sone des glaubens unn verheischung sein genent / Auch das alle die in seiner schoß liegen / son auß got geborn sein. Abraham was hundert jar alt / unn sein weyb Sara 90. Gen. 17. als jm got den son Jsaac v’hiesch / was aber sin solchs alter nicht so unfruchtbar und hert zugeberen / das es warlich moecht steinen vergleicht werden / und das einer warlich kondt reden. Isaac ist auß einem felß gehawen / unn alle die in Abrahams schoß ligen / die sein auß einem herten felß gebrochen Esa. 51. Nun dieweil die geburt aller selen (so in der schoß Abrahe getroest sein) von got ist / unn sie sein sone der verheischung / volgt / dz die schoß Abrahe ein begriff und stat ist der glaubigen / unn dz allein dy glaubigen selen drinn liegen unn schlaffen / welche durch Christum entschlaffen sein. Es folgt auch das sie getroest sein / unn sein dem samen Abrahe gebenedeyt / der Christus Jesus ist. und wirt ferner volgen / das wir uns mit den getroesten selen troesten / mit den frelichen erfrewen sollen. Auch folgt dz sie unser hilf /n unsers rats nicht bedürffen / dann sie sein in hoher weißhait / und mehr würcklicher krafft / dann wir sein. Auch wirt mer volgen das jr lieb / gerechtigkeit und erkentnis scherfer ist unnd weniger mangel hat / dann unsere lieb / gerechtigkait und erkentnis / wenn sie selen ye weder vom fleisch / noch durch arbeit / noch zufellen v’hindert werden / als wir in disem leben verhindert sein 2. Corin. 5. und ist ir ewig leben (welches alle glaubige durch Christum haben) gruner unn plüender / dann unsers / das wir alhie erlangen moegen / wie moechten sie dann umb hülff / radt unn barmhertzigkeit an uns schreyen / dz mer den vertuempten oder tellen selen zustet / als die wort des reichen außweysen Luce 16. In der samlichen schoß Abrahe sein allain behalten die auß got (uber alle natuerliche macht) geborn sein / die do dz ewig leben alhie in seiner weiß entpfangen haben / durch den glauben in Christum Jesum. Darumb leben sie / unn sein nicht todt / darumb schlaffen sie und ruhen in dem trost / welche die gantze welt getrost hat / darumb sein si selig / und vom elende gefürt / das ist von der schoß Abrahe gesagt / welche got anfieng züerfüllen als er sprach zu Abraham / Sih auff die stern am hymel / also sol dein sam werden Gene. 15. Got erfült Abrahams schos eer mit gerechtigkeit weißhait / lieb / und senlicher begerung nach got / dann er Abrahams schoß voller kinder macht. Alle die auß der schoß Abrahe geborn werden / die sein son d’ gerechtigkeit / weißhait / lieb gottis unn vor allem sone d’ verlanglickait unn senlickeit nach got. Auch fert kein sel in die schoß Abrahe / dann die auß jr geporn unn herkommen ist / das ist das Christus sagt / welcher in mich glaubt d’ wirt nit sterben / sond’ er hat dz ewig leben / (ich geb wasser zutrincken / welchs ins ewig leben sprengt. So auch ainer Abrahams schoß daraus wolt betrachten / das er den tag unsers herren Jesu Christi gesehen hat Joan. 8. unn dz ein man voller tage und gutes frids gewest / d’ mecht sagen das die selen in seiner schoß Christum im aufgeenden tag sehen unn das sie in gutem frid sein / unn voller jar allzeit / darob er nichts mind’ schliessen kondt / das d’ selen standt unn leben / klarer schoener / besser edler unn geystlicher dann unser standt unn leben ist / unn dz abermals unser leben / ein jemerlich unn elends leben ist.

Vom fegfeuer der menschen und abgeschidnen seelen.

Mann pflegt zu reden das die selen (so durch Christum abgescheyden unn entschlaffen sein) im fegfewer liegen aber man brengt keinen grundt der schrifften / das also sey / so ist in auch die historien von Lazaro / solchen redner / entgegen / Seintemal allein die vertümpten selen / in die flammen faren / unnd die glaubigen in die stat des trostes / der gerechtigkeit / wie oben beruert. Auch ist wider die selben / das zwo stet oder stend sein der selen / und das kein fewer ist gefunden in der schoß Abrahe / Demnach glaub ich nicht / das die glaubigen seelen durch flammen oder fewer gequelt werden. Bevoran ist mir unglaublich / das die selen in materlichem oder elementischem fewer solten sitzen. Darumb verlaß ich dise ungegruente rede. Doch wil ich nicht verneynen / das der heylig geyst / das boeß und gut volck zeyten einem holtz / und gottis wort einen fewer vergleicht / Nach dem Jeremias spricht / Nym war / ich geb mein wort in deinen mundt zu einem fewer / und das volck zu holtz unnd es wirt sie verzeren. Jere. 5. Ein solchs holtz ward darnach Jeremias / und ein solchs fewer wardt gottis wort in jme / Dann das wort gottis wurd im hertzen Jeremie als ein auffprillendt und rotblickendt fewer / und verbrandt den Jeremiam / so durr / das er es nicht lenger erleyden moecht / Jerem. 20. Das wort gottis ist uber die massen brennende / Heb. 4. und durchgeht gepain und marck / unn teylt den geyst von der selen / wann es von got im grundt der seelen und guten acker aufgeht / dann so es im glauben ist angenommen / was ist es anders / dann das fewer das Christus geschickt hat / dz brennen sol / Lu. 12. Es gebirt senlickeit / lieb / gerechtigkeit / weißheit und newhait des menschen / solt es dann nit brennen / anzünden / fegen und reinigen? Demnach moecht ich verlanglikait / und verzerende senlickait nach got (welche auß dem lebendigen wort gottis komen) ein fegfewer haissen / und sagen / das die brennende unnd hitzige begerung nach got alles holtz / heu und stoppeln in den selen verbren / und allen mangel rost oder gebrechen abfeeg. Ich forcht / das etliche selen / nach dem tod mangel und gebrechen haben in jrer lieb gottis / inn jrer gerechtigkeit / inn jrer weyßhait / dy sie got nicht mit gantzem und vollem hertzen lieben / das jr gerechtigkait noch zu klein sey / und jr erkentnis etwas zu dunckel sey / und so lang dunckel bleybt / als sie got nicth im hellem lichten mittag erkennen / jr hertz ist villeicht nicht gentzlich beschnitten / und hat jr hertz etwo ein unerfarenhait des glaubens unn ist villeicht jr auge nicht allenthalb gerainigt. Nun moegen sie got nicht sehen von angesicht zu angesicht / alle dieweil sie unreinikait in jrem aug haben. Derhalben glaub ich das sie etliche werck / gedancken oder willen nach haben moegen / die holtz / hew oder stupfeln haben / welche das fewer anzünden unnd verzeren muß / weyl der lebendig glaub unn sein wort nicht gemain haben / mit den stupfeln / nach dem Jeremias spricht / wz haben die stupfeln mit dem fewer? Jere. 23. Es mag sein / unn ich glaubs dz nicht wenig selen sein / die jn zunemen unn gemerung jres glaubens / jrer lieb / jrer gerechtigkait stehn / unn haben das in gemain mit uns / das sie sich senen noch gott / und hertzlichen verlangen haben / das sie got mit einem gerainigtem aug sehen moegen / mit vollem und gantzem hertzen lieben / der doch keins geschicht / ehr alle creaturische ding / und die umstendige finsternis / oder grobhait vom aug abgeraben und abgewischt werden / Denn wo das auge ein steublin hat da kan es gott nit sehen / gleich als ewnig einer die son sehen kan / wann er ein puetzlin in seinem aug hat. Deßgleichen ist es mit der lieb / das nyemandt got lieben kan / er liebe dann gott mit gantzem hertzen / voller seele / und allen krefften / ursach / gott foddert ein solche lieb / unnd kein andere lieb / Demnach mag kein sele got recht lieben / alldieweil ein lieb zu sich selber oder zu andern creaturen in jr hangt. Nun wolten die selen (durch Christum verstorben) gern am lichten tage sehen / unn mit vollem hertzen lieben / unn das sie got allenthalben erfült / Senen sich darnach / unnd haben schmertzlichen verlangen darnach / unnd stehent also in gelasenhait / und geschwinder lankweilickait / und werden in langkweiliger senlickait / als die versengten oder verbrenten bawmen / von welchen die pletter / mosisch / und die rinden sich abreren und abschelen / also dz sie jre klare unn weyse stemme zu licht prengen / wenn ungezweifelt / die hitzige und inbrünstig senlickait nach got ist in uns als ein fewer / das unsere aygne sele / die welt / unn alles das weltlich ist / in einen gestrengen haß / unn grymmigen neyd brengt unn macht / dz uns unsere krefften / weyßhaiten / begirden unn werck / als ein feind werden / den wir forchten und stets fliehen wollen / unn also ist dise senlickait in uns ein fegfewer / welchs durch neyd unn haß gegen aygner sel / alles das unser ist / verdewt unn zunicht macht. Aber das fewer wirt in unserm betrübten leben offtmals gedempfft / und hat einen steten kampff mit unserm fleisch / darumb kans nicth so hitzig sein / als in den selen / die jren rock unn bekleydung außgezogen haben / unn schlaffen von aller ausserkeit / aber jr hertz wachet unn hoeret was der geyst gottis in inen spricht unn leret Can. 5. und werden der ursach halben / vil tausentmal hitziger in d’ senligkait nach got / dann wir. Derwegen mag ich ein solche angstliche senlikait zu got in den selen ein fegfewer nennen / wiewol sie getroest sein / unnd ein tewer goetlich leben haben. Wir arme lewt erkennen Christum im finsterniß / und in der nacht / darauß kompt ein kleine senlikait. Die selen sehen die sonn / das ist Christum / fru auffgehn. Derhalben ist jr senlikait / in unzelicher weyß / hefftiger und geschwinder / dann unsere verlanglickait. Auch die pfaffen sollen solches fewer werder leschen noch dempffen / denn Christus wil / dz sein fewer brenn und in der selen stets blick oder schimmer. Auch das es die selen feeg / reyn / schon / und ein lere stat mach den heyligen geist. Demnach muß das fegfewer ein klar aug / das ist / rein urtayl und erkentnis machen / und zu voller lieb und gerechtigkait furen / das ist ein auffgekeimdt ertdrich / dz an wasser ist / unn wann sich die erden / das ist / der gayst durch solche bewegniß auffthut / und ist ganz dürr / so kompt gott und verlest es mit nichte / sonder erfült es mit seiner maiestat und glorien / und macht es im abgrundt sath unnd vol. Darauß verstehent jr / wie die senliche begerung nach got / ein fegfewer mag genent werden / und wie dasselb fewer dürr und hitzig macht / und alle werck angreifft / unn alles verbrent / dz hoeltzen / hewisch oder stupfelich ist / sonderlich in den seelen / in welchen es ein volle unverhinderte unn großblickende glud hat. Es ist auch angezaigt / das ein solchs fegfewer / nicht on neyder und haß eigner selen / und tadelung der gutten werck geschicht / und das es niemandts kuelen soll / wie wol es die selen engstet. Ditz mag das fewer sein / von welchem Paulus schreibt / das ein yeglicks werck urteylt 1. Corin. 3. Nun kan es urteiln: so ists vernunftig und weiß / und geistlich. Gleich als der ein geistliche weißhait hat / der alle dingk urteilt oder schatzet / und nimbt ains an das ander verlest er / also thut dz vernunfftig fegfewer / das ist / die brennende senlickait zu dem felß / welcher Jesus ist / wenn die selbe senliche begerung gibt underscheyt zwischen wercken unn wercken. Find sie holtz / hew od’ stupfeln / so zündt sie dasselbig an / unn muß der mensch einen schaden leyden / das ist verzug haben / unn in der langweiligen senlickeit so lang bleyben / byß die sele / byß ir aug / byß jr hertz / byß jr werck / genugsam rein und sauber geworden / unnd sie durch solche bewgniß recht auffgethan unn bereit ist / got mit seiner maiestet ein zunemen. Diß fewer macht nit unselig / sonder selig / Es hat auch den tag des herren Jesu Christi / in welchen alle werck offenbar werden / Denn Christus geht solchen selen auff in der morgenroet / mit seinen schetzen und gaben / die uns zum teil verborgen sein / Darauß ich abermals schließ das wir uns nicht koemmern oder betrueben sollen / von wegen unser freunden in Christo verstorben / dann ob sie gleich ein geistlich fegfewer haben / als gemelt ist / dannest werden sie in dem selbigem / vernunfftigem fegfewer selig / und gehn neher zu der sonn des mittentags / dann wir. Auch wirt jn nit geholffen dann durch solchs fewer / darumb sollen wir sy nicht wollen darauß bringen / als wenig wir wünschen solten / dz uns unser glaub / hoffnung / lieb und senlickait zu got solt kalt oder kleiner werden. Auch lest sich die sel unn jre werk / durch nichts anders rainigen / denn durch haß unn neid eygner selen / unn verlanglikait nach got / das ist / durch ein warhafftige senlickeit / als Christus spricht / So dz koernlein ins ertrich felt unn stirbt so bleybts nicht allain. Das ich von den selen hab gesagt / nemlich / das sie in hitziger senlickait oder grosser begernuß nach got stehn / das wil ich von den selen gesagt haben / die alhie Christum haben leren erkennen / unn sein durch Christum entschlaffen. Aber von den selen / die wenig urtail gottis haben / unn christum nit wol erkant haben / hab ich nichts geret. Ich halt es dafür / das sie dort studiren unn leren muessen /sein sie anders versehen zur selickait) und erkennen alle ware urtail oder Sententz / welche gott wil haben erkandt / ee er sie in hymmel nymbt. Auß dieser ursach das Christus spricht / Wer ich nicht kommen / so hetten sie die sünd nicht / das verstehe ich nach S. Petrus spruch / der spricht / Es muesten auch die todten evangelizirt werden / auff das er sie nicht urteiln / 1. Petri. 4. Het Christus den toden nicht gepredigt / oder seine troestliche botschafft lassen verkündigen / so het er sie nicht koennen richten / oder urtayln / weil er aber berait ist lebendige und todte zü urteiln / ists zimlich unn billich gewest / dz Christus den verstorben hat gepredigt / oder predigen lassenn / die im fleisch bey den menschen todt und im geist vor got lebendig gewest sein / das alles redt Petrus von den geisten dy vor got leben / unnd wil doch schliessen / das gott die toden nicht urtailn / wann sie nicht evangelizirt weren / darvon ist nicht weyt das wort Christi / Es wirt kommen die stund / das die todten in den grebern die stymm des sons gottis hoeren. Nun / wenn got nicht urtayln wil / und spricht das die verstorben in grebern gottis stymm erhoeren / folgt / dz nicht wider dy schrifft ist / wann einer sagt / dz die ungelerten selen dort studirn muessen das sie alhie versampt haben / Es wirt jnen aber ein stund schwinder unn schwerer / dann hie etliche jar / weil sie alles leyden oder thun / on verhindernis leyplicher zufellen / leyden od’ wircken. Auch wirt sie der geyst des schlaffs / oder der durch beysenden onmechtigkait (welchen man spiritum compunctionis et extasis nent) in unvergleicher weiß geschwinter antasten / durchstechen / unn umbtreiben / von welchem Esa. am. 29. schreibt / unn welchen David erliden hat / als er sagt. Mein hertz ist in mir umb unnd umb gelauffen / sam einer der den schwindel oder das umdreen leydt / unn hat mich kein krafft verlassen / unnd das lichte meiner augen ist nicht mehr bey mir. Psal. 37. Es moecht auch kommen (welchs got am besten wayß) das zeiten die ungelerte seelen also umbher giengen / unn das etliche / in solchem bewegnis unn engsten jrer unwissenhait / rasen / das sie nicht wissen ob sie vertümpt sein oder nit. Es moecht auch geschehen / das etliche selen / Messen / almusen / gute werck / wandern zu den hayligen / und dergleichen / bey iren freunden gesucht (alles unwissenhait / die sie alhie gehabt / und mit sich getragen haben) das sie auch endtlich nicht widerkommen sein / als sie haben vermerckt / das sie weder messen / noch almusen / noch werck / noch wallen geholffen hat Gleichsams hie mit den ungelerten lewten ist geschehen unnd so lang geschicht / byß sy die künst gottis gelernen und verstehn / das die messen / und das wallen zun hayligen widder got sein / unn das in nicht mit almusen oder werken / sonder mit der kunst gottis mag geraten und geholffen werden / solang sein auch die tollen und nerrischen selen in jrem gefengknis / und fürt sy jr gewissen so lang gefangen / byß sie gottis kunst und erkantniß der waren goetlichen reden erlernen. Die erfarung umblauffender selen ist so groß dz ich sie nicht straffen noch verwerffen dorff / Gleichwol gestehe ich / das sie der tewffel auch in gestalt eines umbwandelten geysts verstelt / und umb messen / opffer / liechte / und dergleichen schreyet / auff das er die pfaffen in jrem irthumb behalt und die leyen umb gut und leben brengt. Aber nicht dester weniger halt ich / das selen auch moegen umgeen unnd auß dem alten irrtumm irrische und unnütz huelff begern / solang / byß si gottis kunst begreyffen / welche got mer dann opffer gefelt / Osee. 6. Nicht wil ich das sie uns puß unn besserung unsers lebens sollen verkündigen od’ das sy derhalben erscheinen / dann wir haben Mosen und propheten / so wir denselben nit glauben / weniger wurden wir den selen glauben. Aber jr anligende not / angst und schmertzen moegen sie nichts mynder verkündigen / denn der reich man dem vater Abrahe sein leyden und not verzelen thet / Luce 16. Ein tail selen stehn in verwunderung / und haben nicht solche grosse not / als die so den geyst der an mechtigkait leyden / die selben komen auch ehr in gotis kunst / dann die negst berürten Welcher aber der greulichen angst und den geyst der anmechtigkait nit wil fülen / der gedenck / das er alhie fleyssiglich studir / und gottis wort grundtlich begreiff / und einnem / unnd bewar / so wirt er bewart. Denn es wirt jn nichts auß unwissenhait füren dann goetlich kunst und weyßhait / sonst mag jn wider werck / noch meß / noch gelt / noch aynigerleysach furdern / unnd auß dem geyst der anmechtigkait / oder auß verwunderung in stilhait trost und frid brengen / das wil ichin wan / opinien oder weyß / biß besser wirt / gesagt haben / Auff dise red Machabeorum Sanctum et salubre est exorare pro defunctis etc. hab ich im buchlein von biblischen buechern geantwort / wiewol ichs auch dafür halt / das der schreiber die wort unnd handlung Jude unbequemlich gezogen unnd gebraucht haben / wenn es wer jm wol angestanden / das er historien gegen historien gesetzt und vergleicht / unnd darauß sich erkundt hett / wie er die historien Jude geschiklich moecht brauchen.

Aus dem Original abgeschrieben

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/k/karlstadt/fegefeuer.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain