Hutter, Leonhard - Inbegriff ... - Vorrede

Hutter, Leonhard - Inbegriff ... - Vorrede

Wohl könnte es überflüssig erscheinen, bei der Menge der vorhandenen Lehrbücher der Religion, eine Übersetzung des vorliegenden Werkes unternommen zu haben. Allein ob es wohl viele Religions-Lehrbücher gibt, und von Zeit zu Zeit immer neue erscheinen, so ist doch fast kein einziges rein lutherisches vorhanden, da beinahe alle durch gröberen oder feineren Unglauben mehr oder weniger verderbt sind, so dass durch dieselben die liebe Jugend, und die, welche sich selbst weiter belehren wollen, mehr in Irrtum und Seelengefahr geführt, als zur wahren Gottseligkeit unterrichtet werden. Dies nun ist ein nicht geringer Beweggrund, warum ich zu der Übersetzung des Hutter'schen Werkes mich entschlossen habe. Ein anderer Grund liegt darin, dass jetzt, durch Gottes unendliche Gnade, Viele wieder erweckt sind, und nach der Aneignung der reinen, vollen Wahrheit, wie sie die lutherische Kirche allein bietet, eifrig streben und verlangen. Diesen nun unter die Arme zu greifen, und in ihrem löblichen Bemühen zu Hilfe zu kommen, tut ein Lehrbuch, welches die reine Lehre in klarer, einfältiger Nüchternheit enthält, nötig; denn es vermögen nicht Alle aus den umfangreicheren symbolischen Büchern, oder den tiefgelehrten Dogmatiken der Theologen unserer Kirche die reine, nüchterne Erkenntnis der lutherischen Wahrheit sich zu erholen. – Nun dürfte es zwar angemessener erscheinen, lieber ein neues, für die Verhältnisse der Zeit gänzlich passendes Lehrbuch abzufassen, als ein altes zu übersetzen; allein hier bekenne ich ehrlich, dass mir die Schwierigkeit eines solchen Unternehmens zu lebendig vor die Seele trat, als dass ich mit meinen geringen Kräften mich hätte daran wagen sollen. Viel mehr habe ich daher ein älteres, schon bewährtes Lehrbuch der lutherischen Christenheit übergeben wollen, und ich glaube, dass auch dieses nicht unnütz sein wird. Denn es enthält ja die ewige, unveränderliche Wahrheit, wie sie das allmächtige Wort des Herrn uns gibt, und trägt somit den kräftigen Samen zur künftigen Frucht noch immer in sich, weshalb es nur abermals in den zubereiteten Acker ausgestreut werden darf. Und dies allein habe ich gewollt. –

Zwar hat von vorliegendem Werkchen schon Hutter selbst eine Übersetzung gefertigt, so dass eine neue unnütz und unnötig zu sein scheint: allein diese alte Übertragung ist im Ausdruck und in der Redeweise von der heutigen Sprache so sehr entfernt, dass ein neuer Abdruck derselben kaum würde genießbar sein; und da sie überdem mehr eine umschreibende, als treue Übersetzung und im Betreff der Stellen aus den symbolischen Büchern ziemlich ungenau ist, habe ich es nicht für überflüssig erachtet, eine neue anzufertigen, welche die Mängel der alten ersetze. Meine Übersetzung nun ist nach der mir bekannten letzten Ausgabe des lateinischen Textes von Abrah. Schutze, 1772, verfertigt, wobei ich vom dritten Bogen an die Übersetzung Hutters sorgfältig verglichen habe. Die Anordnung desselben ist völlig beibehalten; auch die Kreuzchen und Sternchen sind stehen geblieben, damit dadurch – wozu sie ursprünglich geordnet waren – die Leser erinnert würden, dass die mit denselben bezeichneten Fragen einige Schwierigkeit enthalten, und so zu näherem Nachdenken darüber sich bewogen finden möchten1). – Weil es aber heut zu Tage für jeden Lutheraner äußerst notwendig ist, sich mit den symbolischen Büchern unserer Kirche so vertraut, wie möglich, zu machen: habe ich, diesem Bedürfnis einiger Maaßen entgegen zu kommen, die meisten Stellen der symbolischen Bücher, auf welche Hutter sich nur durch die Seitenzahl bezieht, wörtlich nach der Leipziger Ausgabe des Christlichen Concordienbuchs vom J. 1766 ausgeschrieben und unter den Text gesetzt, wie auch die in den Fragen selbst vorkommenden Stellen und Worte der symbolischen Bücher, nach dieser Ausgabe, treu beibehalten sind. – Die Bibelstellen sind nach Luthers Übersetzung angeführt; wo sie, wegen der Ungenauigkeit der Übersetzung, Veränderung erleiden mussten, ist es durch eine Anmerkung angegeben. – Die Nachrichten über Hutters Leben, und die Geschichte vorliegenden Büchleins sind zum größten Teil aus dem entnommen, was Friedr. Jani, weil. Konrektor zu Bautzen, über beide zusammengestellt hat; doch sind auch andere Notizen benutzt worden.

So möge denn der barmherzige Gott, um Jesu willen, Seinen Segen geben, dass das Büchlein, wie einst, so auch heute Seiner jetzt so sehr zerrütteten Kirche zu reichlichem Nutzen gedeihe. Amen! –

Halle, am 23. Februar 1837.

Dr. Francke.

1)
Ich habe diese Kreuzchen und Sternchen entfernt, weil sie Probleme bei der Veröffentlichung in diesem Wiki machten. Ich habe den mir zugesendeten Text jedoch bei mir liegen, so dass jeder, der diese Kennzeichnung sehen möchte, ihn bei mir abfordern kann. AJ
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