Hutter, Leonhard - Inbegriff ... - Einundzwanzigster Artikel. - Von dem heiligen Abendmahl.

Hutter, Leonhard - Inbegriff ... - Einundzwanzigster Artikel. - Von dem heiligen Abendmahl.

1. Was ist das heilige Abendmahl?

Es ist ein Sakrament des neuen Testamentes, von Christo selbst eingesetzt, in welchem der wahre Leib und das wahre Blut unseres Herrn Jesu Christi in und unter dem Brot und Wein allen, die solches essen und trinken, wahrhaftig mitgeteilt, und die Verheißung der Gnade jedem Gläubigen durch dasselbe zugeeignet und versiegelt wird. S. Kl. Katech. S. 595 f. Gr. Katech. S. 779.

2. Auf welchen Grund stützt sich diese Erklärung?

Das sagen uns die Worte der Einsetzung: Matth. 26,27.28. Marc. 14,22-24. Luc. 22,19.20 und des Paulus Worte 1 Korinth. 10,16 und Kp. 11,23-25. (S. 135)

Unser Herr Jesus Christus, in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, dankte und brach es, und gab es seinen Jüngern und sprach: nehmet, esset, das ist mein Leib, der für euch gegeben wird. Das tut zu meinem Gedächtnis.

Desselbigen gleichen nahm er auch den Kelch nach dem Abendmahl, dankte und gab ihnen den und sprach: trinket alle daraus, dieser Kelch ist das neue Testament in meinem Blut, das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Solches tut, so oft ihr's trinket, zu meinem Gedächtnis. S. 596.

3. Müssen diese Worte im eigentlichen und buchstäblichen, oder im bildlichen und uneigentlichen Sinne verstanden werden?

„Wir glauben, lehren und bekennen, dass die Worte des Testaments Christi nicht anders zu verstehen sein, denn wie sie nach den Buchstaben lauten, also, dass nicht das Brot den abwesenden Leib und der Wein das abwesende Blut Christi bedeute, sondern dass es wahrhaftig, um Sakramentlicher Einigkeit willen, der Leib und Blut Christi sei.“ Conc. Form. Summ. Begr. Art. 7. S. 838.

4. Verstehen denn nicht auch die Calvinisten die Einsetzungsworte in demselben Sinne?

Nein: „denn sie die Worte des Abendmahls: Esset, das ist mein Leib, nicht eigentlich, wie sie lauten, nach den Buchstaben, sondern als verblümte Reden (bildlich) verstehen, also, dass essen den Leib Christi, nichts anders heiße als glauben, und Leib Christi so viel als Symbolum, das ist ein Zeichen oder Figur des Leibes Christi, welcher nicht im Abendmahl auf Erden, sondern allein im Himmel sei. Ebenso behaupten sie, dass das Wort ist sakramentlich, das ist (wie sie selbst erklären) durch bloße Bedeutung zu fassen sei ( - das ist, der Leib Christi sei mit dem Brot sakramentlich oder bedeutlich vereiniget, also, dass die gläubigen frommen Christen so gewiss, als sie das Brot mit dem Munde essen, so gewiss auch den Leib Christi, so droben im Himmel ist, mit dem Glauben geistlich genießen - ), und leugnen geradezu, dass die Sache so mit den Zeichen verbunden werde, dass Christi Leib auch jetzt auf der Erde, wiewohl unsichtbarlich und unbegreiflich gegenwärtig sei.“ Conc. Form. Erkl. Art. 7 S. 1000 ff. (S. 136)

5. Aber woher beweisest du, dass die Einsetzungsworte im eigentlichen, buchstäblichen Sinne verstanden werden müssen?

Dies beweise ich erstens daher, „dass unser Herr und Heiland Jesus Christus (von welchem dieser ernste Befehl vom Himmel herab allen Menschen gegeben ward: den sollt ihr hören) nicht ein gewöhnlicher Mensch oder Engel, auch nicht allein wahrhaftig, weise und mächtig ist, sondern die ewige Wahrheit und Weisheit selbst und allmächtiger Gott ist. Daher weiß er gar wohl, was und wie er reden soll, und kann auch alles dasjenige, was er redet und verheißet, kräftiglich ausrichten und ins Werk setzen, wie er spricht: Himmel und Erden müssen vergehen, aber meine Worte müssen nicht vergehen. Luc. 21,33.“ Conc. Form. Erkl. Art. 7. S. 1012.

6. Kannst du noch einen andern Beweis geben?

Ja; „denn als dieser unser wahrhaftige und allmächtige Herr Jesus Christus, nach dem letzten Abendmahl, da er jetzt, sein bitteres Leiden und Sterben anfähet, mit großem Bedacht und Ernst, dieses hochwürdige Sakrament der Kirche verordnete, hat er gewiss das Wichtigste und Größte im Herzen bewegt, als er diese Worte der Einsetzung sprach. Daher sind wir schuldig, dieselbigen nicht als verblümte, figürliche, fremde Reden zu deuten, sondern die Worte, wie sie lauten, in ihrem eigentlichen, klaren Verstande anzunehmen.“ Conc. Form. a. a. O. S. 1012 f.

7. Hast du noch einen dritten Beweisgrund?

Ja, und diesen geben alle Umstände der Einsetzung des heiligen Abendmahls ab. „Denn dieweil Christus diesen Befehl, von dem Essen seines Leibes und dem Trinken seines Blutes, über Tische, und ob dem Nachtmahl tut, ist ja kein Zweifel, dass er vom rechten natürlichen Brot, und vom rechten natürlichen Wein, auch von mündlichem Essen und Trinken redet.“ Ebend. S. 1014.

„Dann verwahret es auch Christus selbst, dass keine metonymia, das ist, keine Veränderung des Verstandes im Wort Leibe, dass nicht ein Zeichen oder Figur, oder auch die Kraft und Wohltaten des abwesenden Leibes Christi verstanden würden.

Denn er redet klar von seinem wahren, wesentlichen Leibe, den er für uns in den Tod gegeben, und von seinem wahren, wesentlichen Blut, das er für uns am Stamm des Kreuzes vergossen hat.“ Ebend. S. 1015 (S. 137)

8. Gib noch einen vierten Beweisgrund?

„Alle drei Evangelisten, Matthäus, Marcus und Lucas, und Sct. Paulus, der nach der Himmelfahrt Christi dasselbe empfangen, wiederholen einhellig, und mit einerlei Worten und Syllaben, diese helle, klare, feste und wahrhaftige Worte Christi, das ist mein Leib, ganz auf einerlei Weise von dem gesegneten und dargereichten Brot, ohne alle Deutung und Änderung.“ Conc. Form. Erkl. Art. 7. S. 1016.

9. Ich erkenne die Deutlichkeit dieser Gründe an: du aber fahre fort und zeige, worin das Wesen dieses Sakraments besteht?

Wir bekennen, laut den Worten des Irenäus, dass in diesem Sakrament zwei Dinge sind, ein irdisches, nämlich Brot und Wein, und ein himmlisches, nämlich der Leib und das Blut Christi.

10. Also behauptest du, dass der Leib und das Blut Christi mit dem Brote und Weine wahrhaftig gegenwärtig sei?

Allerdings. Denn nicht die Elemente allein, sondern die Elemente mit der himmlischen Sache sakramentlich vereinigt und wesentlich gegenwärtig, machen das Sakrament des Abendmahls auf dieser Erde aus. S. Augsb. Conf. Art. 10. S. 44. – Conc. Form. Art. 7. S. 1002.

11. Lehrt denn die Augsburgische Confession ebenso?

Ja, denn sie sagt im 10. Artikel: „Vom heiligen Abendmahl des Herrn wird also gelehrt, dass wahrer Leib und Blut Christi wahrhaftiglich unter der Gestalt des Brots und Weins im Abendmahl gegenwärtig sei, und da ausgeteilt und genommen wird. Derhalben wird auch die Gegenlehre verworfen.“ Und deutlicher die Apologie derselben Art. 4. S. 262: „Wir bekennen, dass unsers Herrn Christi Leib und Blut wahrhaftiglich im Nachtmahl Christi zugegen, und mit den sichtbaren Dingen, Brot und Wein, dargereicht und genommen wird.“ Vgl. Conc. Form. Erklär. Art. 7. S. 1002.

12. Nun möcht' ich, dass du mit deutlichen Gründen bewiesest, dass der Leib und das Blut Christi in diesem Sakramente mit dem Brote und dem Weine wahrhaftig auf Erden gegenwärtig sei?

Den ersten und hauptsächlichsten Grund geben die Einsetzungsworte selbst. Denn Christus sagt ausdrücklich: Nehmet, esset, (S. 138) das ist mein Leib: Trinket alle daraus, denn dies ist der Kelch des Neuen Testaments in meinem Blut. An diesem Worte halten wir standhaft fest, und behaupten, dass Christus nicht anders tut, als er gesprochen hat. Gr. Katech. S. 780. – Conc. Form. Art. 7. S. 1005 f.

13. Wolltest du wohl die übrigen Gründe nennen?

Der zweite Grund ist, dass, wenn Paulus sagt, das Brot sei die Gemeinschaft des Leibes, und der Wein die Gemeinschaft des Blutes Christi, folgen würde, dass das Brot nicht die Gemeinschaft des Leibes, und der Wein nicht die Gemeinschaft des Blutes sei, sondern nur des Geistes Christi, wenn der Leib und das Blut des Herrn nicht wahrhaftig zugegen wäre. Conc. Form. Erkl. Art. 7. S. 1002.

Ebend. S. 1016.

„So ist auch diese Wiederholung, Bestätigung und Erklärung der Worte Christi, die Sct. Paulus 1 Kor. 10 tut, als ein sonderliches, helles Zeugnis der wahren, wesentlichen Gegenwärtigkeit und Austeilung des Leibes und Blutes Christi im Abendmahl, mit allem Fleiß und Ernst zu betrachten, da er also schreibet: der gesegnete Kelch, welchen wir segnen, ist der nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi? Das Brot, das wir brechen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi? Daraus wir klärlich lernen, dass nicht allein der Kelch, den Christus im ersten Abendmahl gesegnet, und nicht allein das Brot, welches Christus gebrochen und ausgeteilt hat, sondern auch, das wir brechen und segnen, sei die Gemeinschaft des Leibs und Bluts Christi, also, dass alle die, so dies Brot essen, und aus dem Kelche trinken, wahrhaftig empfangen und teilhaftig werden des wahren Leibs und Bluts Christi. Denn wo der Leib Christi nicht wahrhaftig und wesentlich, sondern allein nach seiner Kraft und Wirkung gegenwärtig, und genossen würde, so würde das Brot nicht eine Gemeinschaft des Leibes, sondern des Geistes, Kraft und Guttaten Christi müssen genannt werden. Und so Paulus allein von der geistlichen Gemeinschaft des Leibes Christi durch den Glauben redete, wie die Sakramentierer diesen Spruch verkehren; so würde er nicht sagen, das Brot, sondern der Geist oder Glaube wäre die Gemeinschaft des Leibes Christi. Nun sagt er: das Brot sei die Gemeinschaft des Leibes Christi, dass alle, die des gesegneten Brots genießen, auch des Leibes Christi teilhaftig werden; so muss er ja nicht von geistlicher, sondern von sakramentlicher und mündlicher Nießung des Leibes Christi, die den frommen und gottlosen Christen gemein ist, reden.“ (S. 139)

Und drittens gehören hierher die vier Gründe, mit welchen der sel. Luther die Gegenwart des Leibes und Blutes Christi im Abendmahl aufs deutlichste dartut und beweiset.

14. Wolltest du diese wohl nennen?

„Der erste ist dieser Artikel unsers Glaubens: Jesus Christus ist wesentlicher, natürlicher, wahrhaftiger, völliger Gott und Mensch in einer Person unzertrennt und ungeteilt.“

„Der andere, dass Gottes rechte Hand allenthalben ist.“

„Der dritte, dass Gottes Wort nicht falsch ist, oder Lügen.“

„Der vierte, dass Gott mancherlei Weise hat, und weiß etwa an einem Ort zu sein, und nicht allein die einige, da die Schwärmer von gaukeln, welche die Philosophen die räumliche nennen.“ Conc. Form. Erkl. Art. 7. S. 1030.

15. Wenn der Leib und das Blut Christi im Sakrament wahrhaftig gegenwärtig sind, auf welche Weise werden sie dann mit dem Brote und dem Weine ausgeteilt und empfangen?

Dies geschieht gewiss nicht durch eine Verwandlung, welche die Katholischen behaupten, „da gelehrt wird, dass das konsekrierte oder gesegnete Brot und Wein im heiligen Abendmahl, seine Substanz und Wesen ganz und gar verlieren, und in die Substanz des Leibs und Bluts Christi verwandelt werden, also, dass allein die bloße Gestalt des Brots und Weins, oder das Außerwesentliche ohne das Wesen übrig bleiben.“ Conc. Form. Erklär. Art. 7. S.1034.

Auch geschieht es nicht durch eine räumliche Einschließung des Leibes und Blutes Christi im Brote und Weine; noch durch eine Vereinigung, welche auch nach vollendeter Feier des Sakraments fortdauerte. Sondern es geschieht durch die sakramentliche Vereinigung, welche durch die Kraft der Verheißung Christi bewirkt, dass, wenn das Brot dargereicht wird, auch der Leib Christi zugleich wahrhaftig da ist und ausgeteilt wird, und dass, wenn der Wein dargereicht wird, auch das Blut Christi zugleich wahrhaftig da ist und ausgeteilt wird. Ebend. S. 1003.

16. Was ist denn die sakramentliche Vereinigung?

Sie ist eine Wirkung der göttlichen Kraft, durch welche zwei verschiedene Dinge, nämlich eine irdische, das Brot und der Wein, und eine himmlische, der Leib und das Blut Christi, bei dem rechten im Essen und Trinken bestehenden Genusse des Abendmahls (S. 140) auf sakramentliche, das ist, übernatürliche und unaussprechliche Weise mit einander verbunden sind, und nach der Einsetzung Christi zugleich ausgeteilt und empfangen werden.

17. Warum aber und in welchem Sinne gebraucht unsere Kirche der Wörter in, mit und unter dem Brote und dem Weine?

Erstens, dass dadurch die papistische Verwandlungs-Lehre verworfen werde. Dann, um damit die sakramentliche Vereinigung des Zeichens mit dem Bezeichneten, das ist, der irdischen mit der himmlischen Sache, anzuzeigen. Endlich zum Zeugnis, dass die Worte Christi: das ist mein Leib, einfach und wie die Worte lauten, genommen und verstanden werden müssen. Conc. Form. Erkl. Art. 7. S. 1009 ff.

18. Kann denn hieraus erkannt werden, was die sakramentlichen Formeln für eine Natur und Eigenschaft haben?

Ja; denn die sakramentlichen Formeln sind nicht von der Art, das durch sie dem irdischen Element nur vermöge einer gewissen Ähnlichkeit oder Figur, der Name der sinnlichen Sache gegeben wird, so dass das eine Wort nur für das andere steht, wie die Calvinisten träumen; sondern sie sind von der Art, dass, wenn vermittelst der sakramentlichen Vereinigung des irdischen Elementes mit dem himmlischen, das, was mit dem Brot genossen wird, der Leib Christi, und das, was mit dem Weine getrunken wird, das Blut Christi genannt wird, dies mit der wahrsten und wesentlichsten Benennung geschieht. Solche sakramentliche Formeln sind: Dies ist mein Leib, dies ist mein Blut, ferner: das Brot ist die Gemeinschaft des Leibes Christi, der Wein ist die Gemeinschaft des Blutes Christi. Ebend. S. 1009 ff. 1035 ff.

19. Behauptest du, dass der Leib und das Blut Christi im Sakrament mit dem leiblichen Munde empfangen werde?

Ich glaube und behaupte festiglich, „dass der Leib und Blut Christi nicht allein geistlich durch den Glauben, sondern auch mündlich, doch nicht auf Kapernaitische, sondern übernatürliche himmlische Weise, um der sakramentlichen Vereinigung willen, mit dem Brot und Wein empfangen werde.“ Conc. Form. Summ. Begr. Art. 7. S. 839. (S. 141)

20. Also gestehest du, soviel ich einsehe, eine doppelte Genießung des Leibes Christi zu?

Ja; „denn die eine Genießung des Leibes Christi ist geistlich, davon Christus Johann. 6 fürnehmlich handelt, welche nicht anders als mit dem Geist und Glauben, in der Predigt und Betrachtung des Evangelii, eben so wohl als im Abendmahl geschieht, und für sich selbst nütz und heilsam, und allen Christen, zu allen Zeiten, zur Seligkeit nötig ist. Denn solch geistlich Essen ist nichts anders, als der Glaube an Christum.“ Conc. Form. Erkl. Art. 7. S. 1020.

21. Welches ist die andere Genießung des Leibes Christi?

„Das andere Essen des Leibes Christi ist mündlich, oder sakramentlich, da im heiligen Abendmahl der wahre, wesentliche Leib und Blut Christi von allen, hie das gesegnete Brot und Wein im Abendmahl essen und trinken, mündlich empfangen und genossen wird.“ Ebend.

22. Kann denn diese sakramentliche Genießung auch ein geistlich Essen genannt werden?

Sie kann so genannt werden, aber nicht in dem Sinne, in welchem es die Sakramentierer wollen, als wenn nämlich im Sakrament des Abendmahls nur der Geist, oder die Kraft des abwesenden Leibes Christi, und dessen Verdienst gegenwärtig sei, und von den Gläubigen empfangen werde: sondern durch das Wort „geistlich“ verstehen wir die übernatürliche, himmlische Weise, nach welcher Christus bei dem heiligen Abendmahl gegenwärtig ist. Und zwar verwerfen wir durch dieses Wort die Kapernaitischen Gedanken von der groben fleischlichen Gegenwärtigkeit. – Conc. Form. a. a. O. S. 1033. –

Conc. Form. Summ. Begr. Art. 7. S. 836 ff.

„Zur Erklärung dieses Streits ist anfänglich zu merken, dass zweierlei Sakramentierer sein: Etliche sein grobe Sakramentierer, welche mit deutlichen klaren Worten vorgeben, wie sie im Herzen halten: dass im heiligen Abendmahl mehr nicht, denn Brot und Wein, gegenwärtig sei, ausgeteilt und mit dem Munde empfangen werde. Etliche aber sind verschlagene und die allerschädlichste Sakramentierer, die zum Teil mit unsern Worten ganz scheinbar reden, und vorgeben: sie glauben auch eine wahrhaftige Gegenwärtigkeit des wahrhaftigen, wesentlichen, lebendigen Leibs und Bluts Christi im heiligen Abendmahl; doch solches geschehe geistlich, durch den Glauben, welche doch unter (S. 142) diesen scheinbaren Worten eben die erste grobe Meinung behalten, dass nämlich nichts, denn Brot und Wein, im heiligen Abendmahl gegenwärtig sei, und mit dem Munde empfangen werde. Denn geistlich heißt ihnen anders nichts, dem, der Geist Christi, oder die Kraft des abwesenden Leibes, und sein Verdienst, welcher gegenwärtig sei: der Leib Christi aber sei auf keinerlei Weise noch Wege gegenwärtig, sondern allein daroben im obersten Himmel, zu dem wir mit den Gedanken unsers Glaubens in Himmel uns erheben, und daselbsten, aber gar nicht bei Brot und Wein des Abendmahls, solchen Leib und Blut suchen sollen.“

23. Sind nicht beiderlei Essen in dem Gebrauch dieses Sakraments beisammen?

Ja, bei den Frommen oder Gläubigen; nicht aber bei den Gottlosen oder Ungläubigen. Denn die Gläubigen empfangen das Sakrament nicht nur auf sakramentliche Weise und mit dem Munde, sondern auch geistlich, das ist, sie empfangen dessen heilsame Frucht durch den Glauben, zum gewissen Pfand und Siegel, dass ihnen die Sünden vergeben sind. Die Gottlosen aber ermangeln dieses geistlichen und heilsamen Essens wegen ihrer Ungläubigkeit, und genießen nur sakramentlich, das ist, nur mit dem Munde denselben Leib und dasselbe Blut Christi, aber zum Gericht und zur Verdammnis. Conc. Form. Erkl. Art. 7. S. 1021.

24. Beweise, dass der Leib und das Blut Christi mit dem leiblichen Munde empfangen werde?

„Dies lehren die Worte der Einsetzung Christi ausdrücklich. Denn da er über Tisch, und ob dem Nachtmahl seinen Jüngern natürlich Brot, und natürlich Wein reichet, welche er seinen wahren Leib, und sein wahres Blut nennet, und dabei saget: Esset und trinket: So kann ja solcher Befehl vermöge der Umstände nicht anders, als von dem mündlichen Essen und Trinken, aber nicht auf grobe, fleischliche, Kapernaitische, sondern auf übernatürliche, unbegreifliche Weise verstanden werden.“ Ebend. vgl. Conc. Form. Summ. Begr. Art. 7. S. 839.

25. Hast du nicht noch einen andern Beweis?

Ja; denn Sct. Paulus 1 Kor. 10,16 sagt: Der gesegnete Kelch, welchen wir segnen, ist der nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi? das Brot, das wir brechen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi? wodurch er das mündliche Essen auf das deutlichste lehrt. „Denn wenn Paulus allein von der geistlichen Ge- (S. 143) meinschaft des Leibes Christi durch den Glauben redete, wie die Sakramentierer diesen Spruch verkehren, so würde er nicht sagen: das Brot; sondern der Geist oder Glaube wäre die Gemeinschaft des Leibes Christi: Nun sagt er: das Brot sei die Gemeinschaft des Leibes Christi, dass alle, die des gesegneten Brotes genießen, auch des Leibes Christi teilhaftig werden; so muss er ja nicht von geistlicher, sondern von sakramentlicher oder mündlicher Nießung des Leibes Christi, die den frommen und gottlosen Christen gemein ist, reden.“ Conc. Form. Erkl. Art. 7. S, 1017.

26. Essen und trinken denn die Unwürdigen, Gottlosen und Ungläubigen ebenfalls mit dem Munde den heiligen Leib und das heilige Blut Christi?

„Dass nicht allein die gottseligen, frommen und gläubigen Christen, sondern die unwürdigen gottlosen Heuchler auch den wahren Leib und Blut Christi mündlich im Sakrament empfangen, und sich mit ihrem unwürdigen Essen und Trinken am Leib und Blut Christi schwerlich versündigen, lehret S. Paulus ausdrücklich 1 Kor. 11,27.“ Ebend. S. 1019.

27. Ehe du dies beweisest, so zeige, welche würdig und welche unwürdig sind?

Unwürdige sind und heißen, „die ohne wahre Reue und Leid über ihre Sünden, und ohne wahren Glauben, und guten Vorsatz ihr Leben zu bessern, zu diesem Sakrament gehen.“ Würdige aber sind die Gläubigen an Christum, und diese nicht allein, sondern auch „die schwachgläubigen, blöden, betrübten Christen, die von wegen der Größe und Menge ihrer Sünden von Herzen erschrocken sein, und gedenken, dass sie in dieser ihrer großen Unreinigkeit, dieses edlen Schatzes und Guttaten Christi nicht wert sein, und ihre Schwachheit des Glaubens empfinden und beklagen, und von Herzen begehren, dass sie mit stärkerem, freudigerem Glauben und reinem Gehorsam Gott dienen möchten.“ Ebend. S. 1022.

28. Nun beweise, dass alle Unwürdige in diesem Sakrament den Leib Christi mit dem Munde empfangen?

Dies bestätiget der Apostel 1 Kor. 11,27 und 29, wenn er sagt: Welcher unwürdig von diesem Brot isst, oder von dem Kelch des Herrn trinket, der ist schuldig an dem Leibe und Blute des Herrn: Welcher aber unwürdig isst und trinket, der isst und trinket ihm selber das Gericht, damit, dass er nicht unterscheidet den Leib des Herrn. (S. 144) Mit welchen Worten der Apostel deutlich bezeuget, dass die, welche von diesem Brot (welches ist die Gemeinschaft des Leibes Christi) unwürdig essen, und von dem gesegneten Kelch (welcher die Gemeinschaft des Blutes Christi ist) unwürdig trinken, sich nicht allein am Brot und Wein, nicht allein an Zeichen oder Symbolen und Figur des Leibs und Bluts versündigen, sondern schuldig werden am Leib und Blut des Herrn Jesu Christi selbst, welchen sie allda gegenwärtig verunehren, missbrauchen und schänden. Ebend. S. 1019.

29. Was hältst du von den Einsetzungsworten? Haben sie Kraft das Sakrament zu machen?

„Was die Konsekration belanget, glauben, lehren und bekennen wir, dass solche Gegenwärtigkeit des Leibs und Bluts Christi im Heiligen Abendmahl, nicht schaffe einiges Menschenwerk, oder Sprechen des Dieners, sondern dass solche einig und allein der allmächtigen Kraft unsers Herrn Jesu Christi zugeschrieben werden soll, dessen wahrhaftige und allmächtige Worte, welche er in der ersten Einsetzung gesprochen, nicht allein im ersten Abendmahl kräftig gewesen sind, sondern währen, gelten, wirken und sind noch kräftig, so dass Christus selbst überall, wo seine Einsetzung beobachtet, und seine Worte über dem Brote und Weine wiederholet und das gesegnete Brot und der gesegnete Wein ausgeteilt werden, durch diese wiederholten Worte, Kraft der ersten Einsetzung, auch heute noch wirksam ist.“ Conc. Form. Summ. Begr. Art. 7. S. 838. und Erkl. Art. 7. S. 1024.

30. Daher können die Einsetzungsworte beim Gebrauch dieses Sakraments ganz und gar weggelassen werden?

Sie dürfen durchaus nicht weggelassen, sondern müssen öffentlich gesprochen werden, so wie geschrieben stehet: der gesegnete Kelch, welchen wir segnen, ist der, nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi? dieses Segnen aber geschieht durch die Wiederholung der Worte Christi.

Dann muss man dem Befehl Christi nachkommen und Gehorsam leisten, welcher sagt: das tut; daher darf nicht unterlassen werden, was Christus selbst im heiligen Abendmahl getan hat.

Drittens müssen die Worte Christi auch deshalb wiederholt werden, damit der Zuhörer Glaube, vom Wesen und Frucht dieses Sakraments, durch die Worte des Testamentes Christi erweckt, gestärkt und vergewissert werde. (S. 145)

Und endlich, dass die Elemente des Brotes und Weins zu diesem heiligen Gebrauch, geheiligt oder gesegnet, und von andern Elementen dieser Art ausgesondert werden. Ebend. S. 1025 f.

31. Was hältst du nun davon, dass die Römisch-Katholischen dies Sakrament nur unter Einer Gestalt gebrauchen?

Ich behaupte, dass ein großer und schrecklicher Raub begangen wird, „wenn den Laien nur eine Gestalt des Sakraments gegeben, und wider die offenbare Worte des Testaments Christi, der Kelch ihnen vorenthalten und seines Blutes beraubt werden.“ Conc. Form. Summ. Begr. Art. 7. S. 841. Vgl. Augsb. Conf. Art. 22. S. 56f. Schmalk. Art. Th. 3. Art. 6. S. 535.

32. Gib die Gründe dieser deiner Behauptung?

Erstens, „Christus hat beiderlei Gestalt eingesetzt, nicht allein für ein Teil der Kirchen, sondern für die ganze Kirchen. So nun Christus für die ganze Kirche das ganze Sakrament hat eingesetzt, warum nehmen sie denn der Kirchen die eine Gestalt? Warum ändern sie die Ordnung Christi?“ Apol. Art. 10. S. 391.

Dann hat Christus deutlich befohlen, dass Alle aus dem Kelche trinken sollen. Matth. 26,27. Und damit Niemand diese Worte anfechten und glossieren könne, als gehöre es allein den Priestern zu, so zeiget Paulus 1 Kor. 11,24 ff. an, dass die ganze Versammlung der Korinther Kirchen beide Gestalt gebrauchet hat. Augsb. Conf. Art. 22. S. 56 ff.

33. Hegen denn die Katholischen noch andere Irrtümer von diesem Sakrament?

Ja; denn 1) ein Irrtum ist jene Phantasie von der Transsubstantiation oder die Lehre von der Verwandlung der Substanz des Brotes in die Substanz des Leibes, und der Substanz des Weines in die Substanz des Blutes Christi.

2) Ein Irrtum ist, dass sie dichten, der Leib Christi sei unter der Gestalt des Brots wahrhaftig gegenwärtig auf sakramentliche Weise, auch außer der Handlung des heil. Abendmahls, da doch nichts Sakrament sein kann, außer Gottes Befehl und geordnetem Gebrauch, welcher im Essen und Trinken besteht.

3) Ein Irrtum ist’s, wenn das Brot (von dem sie dichten, dass es in den Leib Christi verwandelt sei) in das Sakramenthäuslein eingeschlossen, oder in feierlichem theatralischen Pomp, was sie eine Prozession nennen, zur Anbetung herumgetragen wird. (S. 146)

4) Ein Irrtum endlich ist’s, dass sie das Sakrament des Altars verwandeln in ein eigentliches Opfer, und zwar in ein Sühnopfer für Lebendige und Tote, was sie Messe nennen. Conc. Form. Erkl. Art. 7. S. 1034 ff.

34. Was ist für uns der Zweck und Nutzen der Einsetzung des heil. Abendmahls?

Es ist deshalb eingesetzt, dass der Glaube in denen, welche das Sakrament brauchen, erinnert werde, welche Wohltaten er durch Christum empfängt, und dass es die erschrockenen Gewissen aufrichte und tröste. Denn an Christum sich erinnern heißt: seiner Wohltaten gedenken, und glauben, dass sie uns wahrhaftig mitgeteilt werden. Augsb. Conf. Art. 24. S. 65.

35. Soll man das Sakrament oft gebrauchen?

Ja; denn erstens haben wir Christi Worte: das tut zu meinem Gedächtnis, welche Worte ein Befehl sind. Kl. Katech. S. 581. Gr. Katech. S. 787.

Dann, je öfter du zum heil. Abendmahl gehest, desto mehr wird das Herz von der Liebe Gottes erwärmet und entzündet. Ebend. S. 789.

Zum dritten, ist über das Gebot auch eine Verheißung, die uns aufs allerstärkste zu dem öfteren Gebrauch dieses Sakraments reizen und treiben soll; denn da stehen die freundliche und liebliche Worte: das ist mein Leib, für euch gegeben; das ist mein Blut, für euch vergossen zur Vergebung der Sünde. Ebend. S. 791.

Endlich soll das Gefühl unserer Unwürdigkeit und unseres Elendes das Verlangen nach diesem Sakrament entzünden. Denn in demselben bringest du dich Christo dar, dass er dich erquicke, tröste, und stärke. Ebend. S. 792.

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