Hutter, Leonhard - Inbegriff ... - Sechzehnter Artikel. - Von dem heil. Predigtamt und dem Kirchenregiment.

Hutter, Leonhard - Inbegriff ... - Sechzehnter Artikel. - Von dem heil. Predigtamt und dem Kirchenregiment.

1. Ist's auch erlaubt, nach dem heil. Predigtamte zu streben?

Es ist kein Hindernis vorhanden, dass man nach dem heil. Amte strebe, und seine Dienste der Kirche anbiete. Denn „so Jemand ein Bischofsamt begehret, der begehret ein köstliches Werk,“ 1 Tim. 3,1. Aber dass einer selbst laufe, ist nicht erlaubt; und dies geschieht, wenn Jemand sich selbst eindringet, und mit mancherlei Künsten, List, und Bestechungen die Berufung erzwinget. Über solche klagt der Herr selbst beim Propheten: „Ich sandte sie nicht, doch liefen sie; ich redete nicht zu ihnen, doch weissagten sie.“ Jerem. 23,21.

2. Zu welchem Zwecke ist das Predigtamt eingesetzt?

„Den Glauben zu erlangen, hat Gott das Predigtamt eingesetzt, Evangelium und Sakrament gegeben, dadurch er, als durch Mittel, den heiligen Geist gibt, welcher den Glauben, wo und wann er will, in denen, so das Evangelium hören, wirket.“ Augsb. Conf. Art. 5. S. 41 ff.

3. Kann denn der heilige Geist nicht ohne Wort dem Menschen zu Teil werden?

Nein: denn diesen Irrtum hat die Kirche schon längst an den Wiedertäufern verdammt, welche lehren, dass wir ohne das leibliche Wort des Evangelii den heiligen Geist durch eigene Bereitung, Gedanken und Werke erlangen. Ebend.

4. Wie vielfach ist das Wort, mit welchem es das Predigtamt zu tun hat?

Die ganze heilige Schrift muss in diese zwei Hauptteile geteilt werden: in das Gesetz und das Evangelium. Das Evangelium gibt die Verheißungen von der Gnade, von der Vergebung der Sünden, der Rechtfertigung und dem ewigen Leben um Christi willen, wenn er im Glauben ergriffen wird. Das Gesetz aber begreift in sich vornehmlich die zehn Gebote, und verlangt unsere Werke und Vollkommenheit. (S. 107)

Apolog. Art. 2. S. 126.

„Die ganze heilige Schrift, beide altes und neues Testaments, wird in die zwei Stück geteilt, und lehrt diese zwei Stück, nämlich Gesetz und göttliche Verheißungen. Denn an etlichen Orten hält sie uns für das Gesetz, an etlichen beut sie Gnade an durch die herrlichen Verheißungen von Christo, als wenn im alten Testament die Schrift verheißet den zukünftigen Christum, und beut ewigen Segen, Benedeiung, ewiges Heil, Gerechtigkeit und ewiges Leben durch ihn an, oder im neuen Testament, wenn Christus, seit dem er kommen ist auf Erden, im Evangelio verheißet Vergebung der Sünden, ewige Gerechtigkeit und ewiges Leben.“

5. Von wem ist das Predigtamt eingesetzt?

Gewiss nicht von Menschen, sondern von Gott selbst; nach dem Zeugnis Christi, Joh. 20,21: „Gleichwie mich der Vater gesandt hat, so sende Ich euch!“

Matth. 28,19 und 20 sendet Christus selbst seine Jünger und spricht: „Gehet hin und lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters, und des Sohnes und des heiligen Geistes; und lehret sie halten Alles, was ich euch befohlen habe.“

Marc. 16,15. „Gehet hin in alle Welt und prediget das Evangelium aller Kreatur.“

6. Darf man sich des Predigtamts bedienen, welches von bösen und unfrommen Dienern verwaltet wird?

Wenn du unter bösen Dienern solche verstehest, deren Wandel zwar unrein, und deren Leben durch ein Laster oder Schandtat befleckt ist, deren Lehre aber rein und richtig ist, dann glaube ich ganz gewiss, dass man sich ihres Dienstes bedienen dürfe, und dass ihr Amt wirksam sei: verwerfe deshalb den Irrtum der Donatisten, welche leugneten, dass man sich des Amtes böser Diener in der Kirche bedienen dürfe, und dass das Amt derselben unnütz und unwirksam sei.

Augsb. Conf. Art. 8. S. 43.

„Item, wiewohl die Christliche Kirche eigentlich nichts anders ist, denn die Versammlung aller Gläubigen und Heiligen, jedoch, dieweil in diesem Leben viel falscher Christen und Heuchler sein, auch öffentliche Sünder unter den Frommen bleiben, so sind die Sakrament gleichwohl kräftig, obschon die Priester, dadurch sie gereicht werden, nicht fromm sind, wie denn Christus selbst anzeigt: Auf dem Stuhl Mosi sitzen die Pharisäer etc. (Matth. 23,2). Derohalben werden die Donatisten und alle andre verdammt, so anders halten.“ (S. 108)

7. Was ist aber von solchen Predigern zu halten, die falsche Lehre führen?

Deren Amt, behaupte ich, muss man fliehen. Matth. 7,15: „Sehet euch vor, vor den falschen Propheten.“ Joh. 10,5. „Einem Fremden folgen die Schafe Christi nicht, sondern fliehen von ihm.“

Gal. 1,9. „So Jemand euch Evangelium prediget, anders, denn das ihr empfangen habt, der sei verflucht.“

8. Wer darf das Evangelium predigen und die Sakramente verwalten?

„Niemand soll in der Kirchen öffentlich lehren oder predigen, oder Sakrament reichen, ohne ordentlichen Beruf.“ Augsb. Conf. Art. 14. S. 45 und 46.

9. Wie vielfach ist die Berufung zum Predigtamt?

Sie ist eine zwiefache: einmal eine unmittelbare, wie die Berufung der Propheten und Apostel war, welche von Gott selbst ohne Mittel geschehen ist, und mit den Propheten und Aposteln aufgehört hat: dann ist sie eine mittelbare, wie sie jetzt geschieht durch die Kirche, welche besteht aus der Obrigkeit, den Kirchendienern, und den übrigen Zuhörern, welche gewöhnlich das Volk oder die Laien genannt werden.

10. Also gehört die Berufung der Prediger der ganzen Kirche an?

Ja, und zwar nach der apostolischen Praxis. Denn da dem Verräter Judas ein Nachfolger gewählt werden sollte, so geschah dies nicht von den Aposteln allein, sondern von der ganzen versammelten Menge der Gläubigen, Apost. Gesch. 1,21. Ebenso wurden die sieben Diakonen von dem Volke gewählt und vor die Apostel zur Bestätigung gestellt, Apost. Gesch. 6,5.

11. Was ist daher ein Prediger?

Er ist eine auf göttlichen Befehl, durch die Kirche ordentlich berufene Person, welche das Wort Gottes rein lehren, und die Sakramente nach der Einsetzung Christi verwalten soll. (S. 109)

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