Humburg, Paul - Die ganz große Liebe - Du solltest fröhlich sein

Humburg, Paul - Die ganz große Liebe - Du solltest fröhlich sein

„Denn dieser dein Bruder war verloren und ist wiedergefunden.“ (V. 32)

Im Herzen des Vaters brennt unüberwindliche Liebe. Tieferer Schmerz konnte ihm vielleicht nicht begegnen, als dass er im Überschwang seiner Freude über die Heimkehr seines verlorenen jüngsten Sohnes von seinem älteren Sohn so schroff getadelt und so bitter zurückgewiesen wurde. Aber er lässt sich nicht irremachen in seiner Liebe zu beiden Söhnen. Hat er den einen an sein Herz gedrückt, als er reumütig heimkehrte, so will er auch den andern nicht verloren geben. Noch einmal erzählt er ihm die ganze Geschichte des Heimgekehrten und wird richtig warm dabei. „Dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden. Er war verloren und ist wiedergefunden.“

„Dieser dein Bruder.“ Es ist doch dein Bruder! Sei nicht so hart in deinen Reden, stoße ihn nicht so zurück! Wenn du ihn nicht mehr deinen Bruder nennen willst, dann bist du nicht mehr mein Sohn; denn dieser, der Heimgekehrte, ist mein Sohn. Die gebeugt heimgekehrt sind, gibt der Vater nicht auf, ob noch so scharfe und stolze Reden der harten, ehrbaren Männer gegen sie fahren. Wenn die Stolzen nicht mit den Geretteten Zusammensein wollen, dann müssen sie draußen bleiben. Dann sind sie die Verlorenen; denn die Geretteten, die die Gnade angenommen haben, das sind Gottes Kinder.

„Du solltest aber fröhlich und guten Mutes sein.“ Es kommt aus des Vaters Herz wieder wie ein warmer Strom der Liebe: Es ging doch nicht anders, wir mussten doch fröhlich sein und uns freuen, als dein Bruder wiederkam, und das ist doch nun auch deine Sache. Du solltest auch fröhlich sein und guten Mutes bei solch herrlichem Tatbestand. Dein Bruder war tot, wirklich tot, und ist wieder lebendig geworden. Er war verloren – weißt du, was das heißt: verloren? - und ist wiedergefunden. Du solltest fröhlich sein.

Das ist wichtig für uns alle. Wir sollen uns freuen, wenn Sünder zurechtkommen und selig werden. Es ist nicht unsere Aufgabe, und wir haben auch nicht einmal das Recht dazu, immer zuerst Bedenken zu äußern, ob es wohl auch echt sei, ob sie sich auch bewähren werden. Das lass doch Gottes Sorge sein! Gott gibt uns das Recht: man soll sich freuen, wenn ein Verlorener den Heimweg sucht. Das ist das Erste und das Wichtigste: sich freuen! Wem vor Augen steht, was der ewige Tod bedeutet, der wird sich freuen, wenn einem das göttliche Leben geschenkt wurde, und ob es sich auch nur sehr zaghaft und schwach erst äußert. Wem es das Herz einmal beschwert hat: „Wir gingen alle in der Irre, ein jeglicher sah auf seinen Weg“, wem einmal das die Klage seiner Tage und Nächte war: „Ich kann nicht nach Hause, hab keine Heimat mehr“, wer einmal empfunden hat, dass er nicht einmal aus sich heraus umkehren und das Vaterhaus suchen kann, der weiß, was es bedeutet: gefunden sein, dass Gott sich um uns gekümmert hat, dass er uns nachging und uns dann endlich in Gnaden annahm. Das ist sein Lied: „Nicht draußen ist mein Los, nein, Jesus ließ mich ein.“ Der wird dann auch dankbar und demütig zugleich jedem die Hand reichen, der auch durch die enge Pforte schritt und seines Gottes froh geworden ist.

Der ältere Bruder blieb draußen. Erste werden die Letzten sein, und Letzte werden die Ersten sein. Siehe zu, dass du nicht doch noch verlorengehst trotz deiner Erziehung, trotz deiner Mitgliedschaft im christlichen Verein, trotz deiner Mitarbeit im Reich Gottes und in der Gemeinde! Drinnen klingen die frohen Gesänge der Geretteten, draußen ist das Murren der Hölle, die gegen Gottes Liebe hadert. Der ältere Bruder in unserem Gleichnis ist wie ein niederbrennendes Haus vor einer aufgehenden Sonne.

Aber du solltest fröhlich und guten Mutes sein! So darf ich allen denen zurufen, die gefunden haben und gefunden worden sind. Hinter dir liegt die große Schuld, um dich herum stehen schmähende, lästernde, spottende „ältere Brüder“. In dir regen sich bange Zweifel: Ob ich wohl durchhalte und mein böses Herz mich nicht doch noch in den Untergang treibt? Kümmere dich nicht mehr um das alles! Der Vater nimmt dich an. „Mein Heiland hat gesagt, ich sollte fröhlich sein“, so sprich zu deiner Seele und traue dem, der uns „kann behüten ohne Fehl und stellen vor das Angesicht seiner Herrlichkeit mit Freuden“ (Jud. 24).

Jesus ist es, der auf dem Weg zu seinem Kreuz dies Gleichnis erzählt hat, und Arme breiten sich nach uns aus, offene, rufende Heilandsarme. Er hat gelitten, damit wir ewig fröhlich sein sollten, damit es ewig wahr würde, was die Pharisäer spottend und grimmig sagten: „Dieser nimmt die Sünder an und isst mit ihnen.“

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