Humburg, Paul - Die ganz große Liebe - Sie haben Liebe so nötig

Humburg, Paul - Die ganz große Liebe - Sie haben Liebe so nötig

„Der Vater bat ihn.“ (V. 28)

In unserem so wunderschönen Gleichnis ist das Schönste wohl der Satz, in dem beschrieben wird, wie der Vater sich zu dem ablehnenden Wesen seines ältesten Sohnes verhält: „Da ging sein Vater heraus und bat ihn.“

Auch wir, auch die, die die Gnade erfahren haben, sind manchmal so hart gegen andere, so scharf und abweisend und ungeduldig, als hätten wir ganz vergessen, woher wir gekommen sind. Wunderbar, dass durch solches harte und stolze Wesen, dem so gar keine Berechtigung zugrunde liegt, sich Gott nicht verbittern lässt, sondern auch zu uns herauskommt und uns zurechthilft. Er überführt uns unserer toten, liebeleeren Werke, unseres stolzen Herzens und wirkt, dass wir es lernen, uns zu schämen.

Und wie der Vater in seiner Güte den verlorenen Sohn ans Herz drückt und nun auch dem stolzen älteren Bruder freundlich zuredet, so wollen auch wir es lernen, diesen Gang zu tun, und herausgehen und sie bitten. Nicht nur um die ganz tief Gesunkenen sollen wir uns kümmern, sondern auch um die, die gottesfürchtig sind, immer so „fromm“ und doch nie froh. Mit ihnen sollen wir sprechen von der großen, großen Liebe.

Uns liegt es näher, wenn wir solche harten, von oben herab urteilenden und absprechenden Leute in ihrem Hochmut den „verlorenen Söhnen“ gegenüber sehen, solchen Leuten es saftig herauszugeben, ihnen es einzutränken, wie stolz und fern von Gott sie sind, sie scharf zurechtweisen, diese eitlen und selbstgefälligen Gesellen.

Nein, das ist nicht unsere Aufgabe. Wir sollen Liebe üben und auch dieser verbitterten, hochmütig lächelnden, lästernden Leute uns annehmen. Sie haben Liebe so nötig. Hinter dem stolzen Äußeren liegt oft innerlich ein Jammerhaufen. Es ist so öde in ihrem Herzen. Es klingt so kalt in ihren vier Wänden, so hart. Vielleicht können sie nur den Anfang nicht finden. Sie lehnen immer ab und reden immer schroff, und innerlich schluchzt vielleicht ihre Seele und sehnt sich danach, dass ihnen jemand einmal heraushilft aus ihrem harten Wesen und sie den ersten Schritt der Liebe lehrt.

Sie können den Anfang nicht finden. Da wollen wir den Anfang machen. Da ist es unsere Aufgabe, ihnen ihr Inneres zu deuten, aber nicht mit dem Gesetz, sondern mit der Liebe. Die gute Botschaft von dem Erbarmen Gottes, wie er zu uns herausgegangen ist, die Geschichte, die da geschehen ist, als Jesus kam, und was es mit seinem Kreuz auf sich hat, dass er auch für die Stolzen und Harten gestorben ist, das wollen wir ihnen erzählen. Sie haben Liebe so nötig! Sie stehen draußen außerhalb des Festsaales ohne Lied, neben der Freude, neben der Feier. Überall daneben, wo es froh und freudig hergeht, weil man sich der Gnade Gottes freut. Das sind die Leute, die in selbsterwählter Kälte im Schatten stehen. Wir wollen zu ihnen hinausgehen und sie bitten: „Lasst euch versöhnen mit Gott!“ Das ist unsere Aufgabe: sie bitten an Christi Statt. Das allein ist unser Dienst, nicht schelten, nicht verurteilen, nicht sie beschämen. Wir sollen sie bitten. „Wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“ Von dem Vater im Gleichnis wollen wir lernen: „Er ging heraus und bat ihn.“ Sie haben Liebe so nötig!

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