Humburg, Paul - Die ganz große Liebe - Ein Vaterherz

Humburg, Paul - Die ganz große Liebe - Ein Vaterherz

„Da er aber noch ferne von dannen war, sah ihn sein Vater.“ (V. 20)

Es war ein herrlicher Tag, als es von dem verlorenen Sohn hieß: „Er kam zu seinem Vater“ (V. 20). Er hatte sich aufgemacht, und nun kam er. „Da er aber noch ferne von dannen war, sah ihn sein Vater.“ O, ein Vaterherz! Das Auge des Vaters hatte ihn verfolgt, als er damals auszog, bis er in der Ferne verschwunden war. Dorthin war des Vaters Blick seither gerichtet, tagaus, tagein. Wie oft wird er vom Dach seines Hauses Ausschau gehalten haben! Die Knechte schlichen ums Haus: Da oben steht der Alte wieder. Und auch die Knechte seufzten: Wenn er doch käme! Immer aufs Neue hat der Vater ausgeschaut: Ob er kommt, wann er kommt, ob ich es noch erleben werde, ob er noch an mich denkt? Wundervolles Vaterherz! - Da war eine Mutter, deren Sohn auf See ertrunken war. Aber sie wollte es nicht glauben, und jeden Abend stellte sie ein Licht unter das Fenster, damit der Sohn, wenn er heimkäme, den Weg nicht verfehle. Eines Morgens fand man die Mutter tot neben der herabgebrannten Kerze am Fenster sitzend. Sie hatte gewartet auf ihren Sohn.

Wie dieser Vater im Gleichnis, wie diese Mutter auf der Hallig, so ist der Vater im Himmel. Er hat uns gesehen, als wir ins Elend gingen. Und er schaute uns nach: „Ich recke meine Hände aus den ganzen Tag zu einem ungehorsamen Volk, das seinen Gedanken nachwandelt auf einem Wege, der nicht gut ist“ (Jes. 65, 2). Darum sandte er seinen Sohn den Verlorenen nach. So hat Gott die Welt geliebt! Es brach ihm sein Herz über unserem Elend. „Israel, du bringst dich ins Unglück; denn dein Heil steht allein bei mir“ (Hos. 13, 9).

„Da sah ihn sein Vater.“ Gott sieht, wenn einer sich zu ihm aufmacht. Er hat die ersten Regungen des Herzens bemerkt. Sie kamen ja von ihm. Er sieht, wenn es einem Ernst ist mit der Umkehr. Und wenn es auch nur ein kleiner Anfang ist, dann kommt der Vater entgegen und hilft dem Menschen. Den Nathanael unter dem Feigenbaum hat des Heilands Blick gesehen, wo er sich völlig unbeobachtet meinte, und seinem heimlichen Sehnen kam Jesu Wort entgegen. Den Zachäus hat der Herr wie eine reife Frucht vom Maulbeerbaum gepflückt. Er merkte, wie in seinem Herzen ein Begehren war, Jesus zu sehen.

Es jammerte den Vater, als er den verlorenen Sohn sah. Er wird jammerbar genug ausgesehen haben. Wer beschreibt dieses göttliche Herz? Wollen wir es verstehen, dann müssen wir Jesus ansehen. Immer wieder heißt es von ihm: „Es jammerte ihn des Volkes.“ Das war es, was ihn aus der Herrlichkeit des Vaters getrieben hatte. Das war es, was ihn bewegte, wenn er umherging zwischen dem Elend und den Tränen der Menschen. Das war es, was ihn trieb auf den Weg des Kreuzes, dass er ihre Last auf sich nahm und sein Leben für sie dahingab: Es jammerte ihn des Volkes.

Derselbe Pulsschlag, den wir in Jesu ganzem Leben beobachten, schlägt auch im Herzen des Vaters im Himmel. Er sieht uns von fern, und es jammert ihn unser. Und wenn einer nach diesem Vater sich umwendet und in sein Auge schaut:

„Liebe, nichts als Liebe ist’s, die mich umfängt, ach, und eine Liebe, wie kein Mensch es denkt.“

Von einem Eingeborenenstamm auf den Südseeinseln erzählte ein Missionar, dass sie ihm, als er zum Urlaub in seine Heimat zurück kehrte, den Wunsch mitgegeben hätten: Schick uns Bibeln, aber schick uns nur solche Bibeln, in denen der Spruch steht: „Also hat Gott die Welt geliebt!“

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