Humburg, Paul - Die ganz große Liebe - Das entscheidende Wort

Humburg, Paul - Die ganz große Liebe - Das entscheidende Wort

„Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir.“ (V. 18)

Das war das entscheidende Wort: „Ich habe gesündigt!“ Es war schon der Anfang der Umkehr, als der verlorene Sohn an seinen Vater dachte. Es war schon etwas, als er sich vornahm: Ich will zu ihm sagen „Vater“. Aber das war nun die Folge dieses Vorsatzes. Jetzt musste dieses Wort kommen, das Bekenntnis: „Ich habe gesündigt.“ Es dauert oft sehr lange, bis dieses Wort herauskommt. Alles andere geht einem leichter von den Lippen. Aber wenn das Wort „Sünde“ gesprochen werden soll, dann stockt die Zunge. Da zögert der Mensch. Dies Wort mag er nicht in den Mund nehmen, dies Wort: Sünde. „Es war nicht recht.“ „Ich hätte es nicht tun sollen.“ „Ich täte es nicht noch einmal.“ Mancherlei Art sind die Selbstgespräche des bösen Gewissens. Aber es hilft nichts, das Wort muss heraus, so wie es auch bei David zu einem klaren Bekenntnis kommen musste: „Ich habe gesündigt“, so wie Zachäus dartreten musste und musste das Wort in den Mund nehmen: „Wo ich jemand betrogen habe.“ Mancher hat die Erfahrung des David gemacht: „Da ich es wollte verschweigen, verschmachteten meine Gebeine durch mein täglich Heulen; denn deine Hand war Tag und Nacht schwer auf mir“ (Ps. 32, 3-4).

Sprich dich aus! Dann wird es dir leichter. Dann fällt eine Last von deinen Schultern, und deine Seele kann aufatmen. Wenn einer deine Schulden bezahlen will, dann musst du ihm erst sagen, wieviel Schulden du hast. Wenn Gott dir vergeben soll, dann musst du erst klar und deutlich deine Sünden ihm mit Namen nennen.

„Ich habe gesündigt“, ich, nicht die andern! Die haben auch gesündigt. Nicht die Umstände waren schuld. Es ist überhaupt keine Entschuldigung vorzubringen. Endlich gibt das Herz nach: Ja, Herr, ich habe gesündigt. So, wie der König Herodes, als sein Gewissen zu Wort kam, es ganz offen sagte: „Johannes, den ich enthauptet habe“ (Mark. 6, 16). Er hätte auch mancherlei zur Entschuldigung anführen können, die Umstände bei seinem Geburtstagsfest, die Tücke seines teuflischen Weibes. Aber es hilft ja nichts: Ich habe ihn enthauptet; ich bin schuldig.

Ich! Das ist ein spitzes, scharfes, klares Wort. Es hilft nichts, darum herumzureden: „man“, „wir“, „die Menschen“, „wir Sünder“ haben gesündigt. Nein, „ich“! Das Wort ist spitz und scharf und trifft uns bis ins innerste Herz.

„Ich habe gesündigt.“ Dahin muss es kommen, dass uns die Sünde einmal wirklich quält. Die Not hat den verlorenen Sohn zum Aufwachen gebracht. Mehr: durch die Not ist ihm sein inneres Auge geöffnet worden. Er will nicht zum Vater zurück, weil er es dort besser hat, sondern er will ihm seine Sünde abbitten. „An dir allein habe ich gesündigt“, sagt der Psalmist. Das ist die rechte Erkenntnis unseres Zustandes, wenn wir es einsehen, dass wir uns an Gott vergangen haben. Es handelt sich nicht um bloße Mängel in unserem Leben, um ein Zurückbleiben, sondern die Sünde ist wie eine geballte Faust, die gegen Gott in der Höhe emporfährt.

„An dir.“ Er hatte auch an anderen Menschen gesündigt, und so ist’s auch bei manchem unter uns. Wie vielen haben wir unrecht getan und sie durch schlechtes Beispiel verführt, vielleicht auch durch schlüpfriges, unreines Wort. Das ist nie wieder gutzumachen. Das zieht seine Kreise wie ein Stein, der ins Wasser geworfen ist, bis zum Ende. Vielleicht ist da auch etwas zu bekennen und bei Menschen etwas abzubitten. Es tut dir leid, aber dabei darf es nicht bleiben.

Vielleicht muss ein Gang getan, ein Brief geschrieben, ein Wort gesprochen werden. Du musst es einmal aussprechen. Ich will es ihm sagen. Ja, auch Menschen müssen wir unsere Schuld abbitten. Aber die innerste Not, die Schuld in aller Schuld ist unsere Sünde gegen Gott. Dass wir von ihm uns losgerissen haben, das ist der Anfang des ganzen Sündenweges gewesen. Wohl dem, der das erkennt: „Vater, ich habe gesündigt vor dir.“

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