Humburg, Paul - Die ganz große Liebe - Gottes schwarzer Hund

Humburg, Paul - Die ganz große Liebe - Gottes schwarzer Hund

„Da er nun all das Seine verzehrt hatte, ward eine große Teuerung durch dasselbe ganze Land.“ (V. 14)

Fröhlich und unbeschwert war der Sohn aus dem Vaterhaus ausgezogen und hatte ein lustiges Leben geführt, mit seinen Freunden gezecht und gefeiert, als hätte das Geld kein Ende. „Da er nun all das Seine verzehrt hatte.“ Also, es war doch ein Ende an dem Geld. Solange er noch etwas hatte, kehrte er nicht um in sein Vaterhaus. Solange es noch einigermaßen geht, bleiben die Menschen auf ihrem Sündenweg und hoffen, dass es noch einmal besser wird. Sie sind zu stolz, nachzugeben. Der Mensch will nicht klein beigeben. Solange er noch etwas hat und noch etwas kann, verharrt er auf seinem Sündenweg. Hast du noch etwas? Muss es denn erst bis aufs äußerste gekommen sein? So möchte ich die fragen, mit denen Gott schon oft gesprochen hat und hat sie treulich zurückgerufen von ihrem Sündenweg.

„Da ward eine große Teuerung über das ganze Land.“ Da, in dem Augenblick, als dem jungen Mann sein Geld ausgegangen war, da kam die Teuerung, nicht früher, dann erst. Gott kann warten. Diese allgemeine Not brach herein, als auch für jenen seine persönliche Not anfing. Bei gewöhnlichen Preisen hätte er es vielleicht sonst noch eine Zeitlang ausgehalten. Aber nun kam eine Teuerung. Musste das jetzt gerade kommen?

„Ein Unglück kommt selten allein“, sagt man dann. Vielleicht ist es besser, wir sagen ein anderes Wort: „Gottes Mühlen mahlen langsam, mahlen aber trefflich fein. Wo mit Langmut er sich säumet, holt mit Streng’ er’s wieder ein.“ Die Not ist wie ein Steckbrief, den Gott hinter dem Sünder her sendet, wenn dieser sich aller Arbeit seiner Liebe beharrlich entzieht. So spricht der Herr zur Not:

„Halte du ihn mir fest.“ Sie ist ein Steckbrief, nicht dass der Mensch bestraft, sondern dass er geliebt und errettet werde. Die Not kommt von Gott. Sie ist wie der schwarze Hund des Hirten, den er hinter den Schafen herschickt, damit er sie ihm zutreibe und sich keines von seiner Herde verirre.

„Es ward eine große Teuerung.“ Gott greift fest zu. Wenn er doch nicht so hart schlagen wollte! So denkt der Mensch. Aber alles nimmt ihm Gott. Und doch nur aus Liebe! Gott benutzt die Not, um den verlorenen Sohn herumzubringen. Die Not ist ein Herumholungsmittel sondergleichen in der Hand unseres Gottes. “Wenn Trübsal da ist, so sucht man dich.“ Erinnert ihr euch an die Geschichte von Josephs Brüdern? Es wird nur ganz kurz erzählt, wie sie ihren Bruder Joseph verkauft haben. Aber ein gutes Jahrzehnt später, als sie in Ägypten vor dem fremden Gewalthaber standen, der sie zum Tode verurteilen wollte, da fing die Not an, zu ihnen zu reden, und man achte darauf: Was vorher nur ganz kurz und schnell berichtet wurde, als eile man darüber hinweg, das wird jetzt vom Gewissen nach zehn Jahren ganz eingehend geschildert. Da sprachen sie untereinander: “Das haben wir an unserem Bruder verschuldet, dass wir sahen die Angst seiner Seele, da er uns anflehte, und wir wollten ihn nicht erhören. Darum kommt nun diese Trübsal über uns.“ Das Gewissen malt ihnen die Einzelheiten ganz genau wieder vor die Augen und zieht seinen Schluss daraus. So war es auch bei der Witwe zu Zarpat, zu der Elia kam. Als ihr Sohn starb, da fuhr ihr das Wort heraus: “Du, Mann Gottes, bist zu mir hereingekommen, dass meiner Missetat gedacht werde.“ Also, es war eine Missetat, an die sie sonst nicht dachte, die jetzt durch die Not obenauf gelegt wurde auf alle ihre Gedanken, Sorgen und Wünsche.

Wie manch einer ist schon durch die Not zum Einsehen gebracht worden, durch Krankheit oder einen Sterbefall auf andere Gedanken gekommen, ja, vielleicht durch das Leid, das seine eigenen Kinder ihm angetan haben, tief gebeugt zurückgekehrt zu seinem Gott. Die Not ist Gottes schwarzer Hund, den er als ein guter Hirte hinter uns herschickt, dass wir uns zu ihm zurückfinden sollen. Du sorgenvoller Vater, du Mutter, verstehst du deinen Gott?

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