Humburg, Paul - Die ganz große Liebe - Nicht lange danach

Humburg, Paul - Die ganz große Liebe - Nicht lange danach

“ Nicht lange danach sammelte der jüngste Sohn alles zusammen und zog fern über Land.“ (V. 13)

“Gib mir das Teil der Güter, das mir gehört!“ So hatte schroff und kalt der Sohn zum Vater gesprochen. Das Evangelium berichtet uns nichts von Einwendungen des Vaters, sondern erzählt kurz und knapp: „Er teilte ihnen das Gut. Und nicht lange danach…“ Der „verlorene Sohn“ ist also nicht sofort aus dem Vaterhaus hinweggezogen. Es verging wohl doch noch eine Zeit des Besinnens. Er hat nicht alsbald seinen Vater verlassen. Wurde er gewarnt? Von seinem Vater? Von treuen Freunden? Vielleicht von einem erfahrenen Meisterknecht? Hat ihn der Anblick seines trauten Vaterhauses getroffen? Hat sein Gewissen Einspruch erhoben? Vielleicht hatte er doch nur mit dem Gedanken gespielt, in die Freiheit, in die Ferne zu ziehen. Aber als es nun geschehen sollte, da kam doch noch eine Zeit der Besinnung und des Zögerns.

Es hat auch schon manch einer mit dem Gedanken gespielt, mit Gott völlig zu brechen, mit der christlichen Art seines Vaterhauses und der Gemeinschaft der wahren Kinder Gottes. War es so bei dir? Hat da nicht dich auch eine Stimme gewarnt? Oder waren es gar viele Stimmen? Der Vater, die Mutter? Und Gottes Wort, das treue Wort Gottes, das uns durchaus nicht will verlorengehen lassen? Es hat sich dir wohl auch sperrend in den Weg gestellt? Ohne Zweifel wird es jeder verlorene Sohn zugeben müssen: Du bist gewarnt worden. Es hat auch bei dir einen Kampf gegeben, ehe du den Gedanken, mit dem du anfangs nur spieltest, in die Tat umgesetzt hast. Es wird sich einmal niemand entschuldigen können, er sei nicht gewarnt worden.

Aber nicht lange danach – siegte die Sünde, der Teufel, der Verführer. Du gingst in dein Elend hinein.

Nicht lange danach! Wie hat die Seele sich gewehrt und verzweifelt gekämpft gegen das Locken des Versuchers! Aber es war nur kurz wie das Ringen eines Ertrinkenden, der sich emporzuarbeiten sucht, aber doch untergeht. Dann ist alles still. Die Sünde war zu stark, die Verlockung war zu süß.

Die Araber haben ein Sprichwort: Die Sünde hat fünf Finger. Zwei legt sie dem Menschen auf die Augen: er soll nicht sehen, wohin die Reise geht; zwei legt sie ihm auf die Ohren: er soll nicht hören die Stimme der Warnung; und einen presst sie ihm auf den Mund: er soll sich nicht mucken. Aber sündigen soll er.

„Nicht lange danach sammelte er alles zusammen und zog fern über Land.“ So, wie der verlorene Sohn von seinem Vater wegzog, so haben sich viele von Gott losgemacht. Vielleicht waren sie in der Jugend nahe bei ihm und haben sein Wort gern gehört und seine Lieder mit Freuden gesungen. Aber dann kam die Sünde und trennte sie von ihrem Gott. Und nun kannten sie nur ein Verlangen: nur weg vom Heiland, los von der Ermahnung, von den Erinnerungen an die Liebe und Gnade. Nur fort, nichts wie fort! Es ist nicht mehr auszuhalten in seiner Gemeinschaft und Nähe. Unter den Augen des Vaters durfte man so vieles nicht mitmachen, und man wollte es doch mitmachen. Dem verlorenen Sohn kam die liebe, traute Luft seines Vaterhauses vor wie Kerkerluft. Und darum hinaus, fern über Land!

Ob wohl jemand dies liest, der fromme Eltern hatte und von ihnen im Zorn weggegangen ist? Seither hast du keine Verheißung mehr, die dir leuchtet wie ein Stern. Das erste Gebot, das Verheißung hat, lautet: “Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.“ Und es steht geschrieben: „Ein Auge, das den Vater verspottet, und verachtet, der Mutter zu gehorchen, das müssen die Raben am Bach aushacken und die jungen Adler fressen“ (Spr. 30, 17). Ist dein Leben wie verhext? Kommt Unglück über Unglück? Es will dir nichts gelingen? Vielleicht bist du unter dem Fluch wegen deiner Sünde gegen deine Eltern. Und das wird nicht besser, weil Gottes Zorn gegen dich ist, bis du dich gebeugt hast und hast um Vergebung gebeten. Es ist Gottes Wort, das dich dazu auffordert, und es ist Gottes Liebe, die dir die Kraft dazu geben will, wenn du dich zu ihm wendest.

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