Hollaz, David - Die gebahnte Pilgerstraße - Vom Glauben

Hollaz, David - Die gebahnte Pilgerstraße - Vom Glauben

eines
ewigen Lebens,
wohin alle vorhergehenden Gnadenstufen endlich führen.

In unserem kleinen Katechismus heißt es: Ich glaube, daß Er mir und allen Gläubigen in Christo ein ewiges Leben geben werde: das ist gewißlich wahr! Damit sagt ein Gläubiger in völliger Gewißheit folgendes:

Ich bin der Sache ganz gewiß und völlig überzeugt, daß ein anderes und besseres Leben für gläubige Seelen zu gewarten sei, so gewiß ich weiß, daß die Sonne scheinet.

Da ist ein stets grünendes Paradies, der Berg Zion, die Stadt Gottes, das neue Jerusalem, der Schooß Abrahams, oder nunmehr der Schooß Jesu, das Land der Ruhe, ein himmlisches Kanaan. Dazu sind wir alle erschaffen, aller erlöset, erkauft und bezahlt mit dem Blute des Heilandes, werden auch alle dazu eingeladen.

Ach, aber wie wenige nehmen sich der Sache an, wie wenige machen sich auf den Weg! die aufrichtige Wahrheit ist, die meisten glauben’s nicht; Ich aber glaube ein ewiges, ewiges Leben, ewige Freude und Herrlichkeit, das nicht so ein nichtiges, flüchtiges Leben ist, sondern ewig dauert; ein Leben, dagegen dieß Leben ein steter Tod ist, wenn es außer der Gnade geführt wird.

Ich glaube mit allen Mitbürgern und Mitpilgern, auch für mich Elenden, für mich armes Würmlein, das auch so manches im Jammerthal erfahren muß, ein ewiges Leben. Es wird meiner Seele oft lange zu wohnen in den Hütten Kedars, bei denen, die den Frieden hassen, Psalm 120,6. Ich bekenne es, daß ich das glaube, und mich herzlich darnach sehne! Ja, ja, ich glaube, ich werde sehen das Gute im Landes der Lebendigen Ps. 27,12.13.

Mein liebes Lamm hilft mir doch! Mein blutiges Lamm hat überwunden! Die Sache ist ausgemacht: Ich muß mit unter die herrlichen Chöre, und das Lied des Lammes aus aller Macht meiner Seele helfen anstimmen: Eja! himmlisch Leben, wird Er geben, mir dort oben: ewig soll mein Herz Gott loben.

Die Thore Jerusalems stehen Tag und Nacht allen, allen offen; wohlgemerkt: Es kommt aber keiner durch, als der a) im Blute des Lammes ist gewaschen worden, und b) dem Lamme nachgefolgt ist.

a) Ein Selbstbetrug ist es, denken und sagen, man glaube ein ewiges Leben, wenn man gleichwohl so wenig darum bekümmert ist, wenig darnach trachtet, sich nicht auf den Buß- und Glaubensweg, als den rechten sichern Himmelsweg, aufmachen, darauf bleiben und bis an’s Ende verharren will, auf die Weise, wie es in der Schrift vor Augen liegt, und im vorhergehenden gezeigt worden. O! wie viele hören mit tauben Ohren vom Himmel predigen? Alles ist ja fast auf dieß eitle Leben ganz erpicht!

b) Eine gefährliche Sache ist’s für einen Zionspilger, wenn ihm jenes Leben nicht immer im Sinne liegt.

c) Ein großer Vortheil ist’s für einen geistlichen Pilger, wenn nicht allein eine lebendige Hoffnung des ewigen Lebens in seiner Seele grünt, sondern auch die Sache demselben täglich und stündlich im Gemüthe gegenwärtig ist. Wenn man die Thore und Thüren dieser herrlichen Stadt immer vor Augen hat, so werden die Schritte verdoppelt. O! möchte man doch bei allen seinen Verrichtungen, Leiden und anderen Vorfällen sich immer damit aufmuntern: Ich glaube ein ewiges Leben! ich achte nicht dieß Leben! oder bei allem Vornehmen sich nach dem Zwecke fragen: Glaubest du ein ewiges Leben? Nützet dieß auch auf die Ewigkeit? Ach Gott! mach uns bereit zur ewigen Freude und Seligkeit! Amen!

Ich glaube es von Herzensgrunde. Amen.

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