Hofacker, Ludwig - Predigt am fünften Sonntage in der Fasten, Judica

Hofacker, Ludwig - Predigt am fünften Sonntage in der Fasten, Judica

Die Erkenntnis Gottes

Text: Joh. 8,46-59.

Welcher unter euch kann mich einer Sünde zeihen? So ich euch aber die Wahrheit sage, warum glaubet ihr mir nicht? Wer von Gott ist, der höret Gottes Wort; darum höret ihr nicht, denn ihr seyd nicht von Gott. Da antworteten die Juden, und sprachen zu Ihm: sagen wir nicht recht, daß Du ein Samariter bist, und hast den Teufel? JEsus antwortete: Ich habe keinen Teufel, sondern Ich ehre meinen Vater, und ihr unehret Mich. Ich suche nicht Meine Ehre, es ist aber Einer, der sie suchet und richtet. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: So Jemand Mein Wort wird halten, der wird den Tod nicht sehen ewiglich. Da sprachen die Juden zu Ihm: Nun erkennen wir, daß du den Teufel hast. Abraham ist gestorben, und die Propheten, und Du sprichst: So Jemand Mein Wort hält, der wird den Tod nicht schmecken ewiglich. Bist Du mehr denn unser Vater Abraham, welcher gestorben ist? und die Propheten sind gestorben. Was machest Du aus Dir selbst? JEsus antwortete: So ich mich selbst ehre, so ist meine Ehre nichts. Es ist aber mein Vater, der mich ehret, welchen ihr sprechet, Er sey euer Gott, und kennet Ihn nicht. Ich aber kenne Ihn, und so würde ich sagen: Ich kennen Ihn nicht, so würde ich ein Lügner, gleichwie ihr seyd. Aber ich kenne Ihn, und halte Sein Wort. Abraham, euer Vater, ward froh, daß er meinen Tag sehen sollte; und er sahe ihn und freuete sich. Da sprachen die Juden zu Ihm: Du bist noch nicht fünfzig Jahre alt, und hast Abraham gesehen? JEsus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, ehe denn Abraham ward, bin Ich. Da hoben sie Steine auf, daß sie auf Ihn würfen. Aber JEsus verbarg sich, und gieng zum Tempel hinaus, mitten durch sie hinstreichend.

Unser heutiges Evangelium stellt uns die Worte des Apostels (Hebr. 12,3.); „gedenkt an Den, der ein solches Widersprechen von den Sündern wider sich erduldet hat“, in ein besonderes helles Licht. Wir sehen hier den Heiland umgeben von einem Haufen Juden, die Anfangs Seiner Rede zufielen (Joh. 8,30.), bald aber wieder Aergerniß daran nahmen, endlich in harte Lästerreden über Ihn ausbrachen, und zuletzt Steine aufhuben, Ihn zu tödten. Es war hauptsächlich Religionseifer, was sie dazu antrieb. Sie kannten Gott nicht, und meinten Ihn zu kennen. Denn wenn sie Gott gekannt hätten: so hätten sie auch den Sohn Gottes gekannt. Hierin liegt die Ursache aller Aergernisse, die man an Christo nimmt. Man darf keck behaupten, daß alle diejenigen, die auch in unsern Tagen sich so feindselig gegen Christum betragen, Gott nicht kennen. Wer den Sohn verwirft, der kennt den Vater nicht. Ich will noch weiter über diese wichtige Sache reden, indem ich unter Gottes Beistand

die Erkenntniß Gottes zum Gegenstand meines heutigen Vortrags machen werde. Ich will zeigen;

  1. wie man zu der Erkenntniß Gottes gelange;
  2. wie nothwendig diese Erkenntniß sey.

Die Welt kennet Dich nicht, großer Gott, und kein weltlich gesinnter Mensch kennet Dich. Wenn sie Dich kenneten, so würden sie ja abtreten von der Sünde und zum Sohne eilen. O mache uns nüchtern auf Deine Züge und Offenbarungen an unser Herz zu achten und sie zu verstehen; errette uns aus dem Tode und dem Dienste der Eitelkeit und der inneren Zerstreuung, und gib uns ein stilles und gesammeltes Herz, auf daß wir Dich finden, und nicht mit der Welt dahinfahren! Amen.

I.

Die Erkenntniß Gottes ist etwas sehr Rares unter den Menschen; es gibt wenige Menschenkinder, die Gott erkennen. Zwar, wenn ich unter euch herumfragen würde, ob ihr Gott kennet: so würde ich von euch meistens bejahende Antworten erhalten. Wie sollte ich Gott nicht kennen, würdet Ihr sagen, Er ist mir ja von Jugend auf bekannt gemacht worden; ich bin doch unter Christen geboren und aufgewachsen, und bin kein Heide! Wenn ich dann weiter fragen würde, und würde sprechen: wenn ihr Gott kennet, so müsset ihr auch wissen, wer und was Er ist, so würden Wenige unter euch die Antwort schuldig bleiben. Solches wissen wir wohl, würdet ihr sagen; „Gott ist ein unerschaffenes, geistiges Wesen, ewig, allmächtig, allgegenwärtig, allwissend, weise, gerecht, heilig, wahrhaftig, gütig und barmherzig, Er ist der Schöpfer und HErr Himmels und der Erde, Vater, Sohn und Geist.“ Aus diesen und dergleichen Antworten könnte man nun allerdings sehen, daß ihr das, was ihr im Katechismus und im Confirmationsbüchlein von Gott gelernt hattet, müßtet gut behalten haben; aber ob eine Erkenntniß Gottes in euch sey, das wäre eine andere Frage. Einiges Wissen von Gott hättet ihr; aber Erkenntniß Gottes könnte man euch darum nicht zusprechen. Sehet die Juden in unserem Evangelium! Wer Gott sey und was Gott sey, wußten sie wohl, sie wußten die Geschichte der Führungen Gottes mit dem Volke Israel; sie wußten von Abraham und den Propheten, wie aus ihren Worten in unserem Evangelium zu ersehen ist; auch waren sie mit den göttlichen Geboten des alten Testaments bekannt; sie wußten zum Beispiel, daß ein Gotteslästerer nach dem Gesetz Mosis gesteinigt werden solle, und hoben deßwegen Steine auf, als sie meinten, der Heiland habe eine Gotteslästerung ausgesprochen; sie waren eifrige Juden in ihrem Gesetz, in ihrer Bibel wohl bewandert. Aber Gott kannten sie darum nicht. Dieß sagt ihnen der Heiland in’s Gesicht hinein: ihr kennet Gott nicht, und daraus, daß ihr sprechet: wir kennen Ihn, ist zu sehen, daß ihr Lügner seyd.“ Und so ist es noch jetzt. Unzählige in der Christenheit, die da meinen, Gott zu kennen, wissen nur von Ihm. Man kann die Bibel und den Katechismus auswendig wissen; man kann eine treffliche Wissenschaft von Gott und göttlichen Dingen in seinem Kopfe haben, und kann doch dabey ein blinder, todter Mensch seyn, der Gott so wenig kennt als ein Blindgeborner das Licht und die Farben. Und ein Mensch kann so unwissend seyn, daß er nicht zu lesen im Stande ist, und keinen Spruch aus der Bibel auswendig weiß, und ist doch möglich, daß er Gott kenne. So groß ist der Unterschied zwischen der Erkenntniß Gottes und dem buchstäblichen Wissen von Gott.

Ich will euch aber noch näher entwickeln, was eigentlich unter Erkenntniß Gottes zu verstehen sey. Der Erkenntniß Gottes muß vorausgehen eine Bekanntschaft mit Gott. Man kann nicht sagen, daß man einen Menschen kenne, wenn man nur von ihm gehört hat. So ist es auch bey Gott. Wer da sagt, er kenne Ihn, der muß mit ihm in Bekanntschaft, in irgend einem Verhältnisse stehen, wo er mit Ihm zu thun gehabt, und Ihn also kennen gelernt hat. So lange Gott und der Mensch noch zwanzig tausend Meilen weit aus einander sind; so lange ganze Gebirge von Sünden und Untugenden, von irdischem Sinn, Hochmuth, Eigenwillen und allerhand Begierden und Lüsten zwischen dir und deinem Gott liegen, siehe! so lange kannst du nicht sagen: du kennest Ihn. Vielleicht greift Er ein oder einige Mal herüber über diese Gebirge mit Seinem allmächtigen Arm, und greift dir in dein Gewissen hinein, und macht dir Unruhe, oder Er bringt dich in eine äußere Verlegenheit, daß du zu Ihm schreien mußt, oder Er hilft dir auf eine Art, daß du Seinen Arm wohl merken kannst; aber das ist doch noch keine rechte, keine eigentliche Bekanntschaft mit Gott. Man muß im Umgang mit Gott, in einem Kindesverhältniß zu Gott stehen; man muß, wie Henoch, ein göttliches Leben führen; man muß vor Seinen Augen wandeln; man muß ein Herzensgefühl der Liebe zu Ihm haben; man muß in Wahrheit sagen können: ich weiß, daß Gott mein Gott ist; man muß Ihm in Sein Herz geblickt haben und noch blicken, mit einem Wort; man muß ein Freund und Bekannter Gottes seyn; dann erst kann man sagen, man kenne Ihn. Denn in solcher Bekanntschaft und im Umgang mit Ihm erfährt man je mehr und mehr, daß Gott das allerheiligste, das allerlauteste, das allerliebevollste Wesen ist; man erfährt, daß Er das höchste Gut ist, dem nichts Wünschenswertheres kann an die Seite gesetzt werden; man erfährt, daß Sein ist beydes, Weisheit und Stärke; man erfährt je mehr und mehr, daß Er ein ewiger Abgrund aller Seligkeit und aller Kräfte ist; kurz man erfährt, daß Er Gott ist. So lernt man Gott kennen. In dieser Erfahrung und Erkenntniß liegt die Seligkeit.

Wie gelangt man nun aber zu dieser Bekanntschaft und Erkenntniß Gottes? Zuerst will ich euch sagen, was Gott thut, um uns dazu zu führen. Nachher will ich euch sagen, was wir dabey zu thun haben.

Gott thut unaussprechlich Vieles, um die Menschen mit Ihm in Bekanntschaft zu bringen. Er begegnet ihnen auf den verschiedensten Wegen; Er offenbart Sich auf die mannigfaltigste Weise, ob sie etwa Seine Kraft merken, und Seine Spur finden möchten. Er ist selig ohne uns. Wenn wir Alle in ewiger Finsterniß, Blindheit und Hölle sitzen: so thut das Seiner Seligkeit keinen Eintrag, und wenn wir Alle in Seiner Erkenntniß selig werden, so erhöht das Seine Seligkeit nicht. Er bedarf unser gar nicht. Aber aus freier Barmherzigkeit und Gnade will ER uns auch selig haben in Ihm. Darum begegnet Er uns allenthalben; damit wir Ihn fühlen und finden sollen. Ich will einige Hauptwege, worauf Er den Menschen mit der Offenbarung Seiner selbst entgegen kommt, anführen.

Ein solcher Weg ist die äußere Natur. Gott offenbart Seine ewige Kraft und Gottheit und auch Seine Güte auf mannigfaltige Art in der Natur. Was für eine Offenbarung der Güte und Allmacht Gottes ist nur ein fruchttragender Baum! Welche Kraft Gottes, die aus einem so kleinen Kerne ein so mächtiges Gewächs, und aus einer Knospe eine so schöne und wohlschmeckende Frucht hervortreibt! welche Güte Gottes, daß Er solche Früchte für die Menschen bereitet! Aber nicht nur ein Baum ist eine Offenbarung Gottes, ein jeder Grashalm, ein jedes Blümchen, ein jedes Blatt, eine jede Pflanze, ein jeder Stein ist es; das sind lauter Worte Gottes an uns. Wer den Erdboden betritt, der ist sogleich umringt von Worten und Offenbarungen Gottes. Gott spricht in der Natur eine ziemlich deutliche Sprache. Wenn ein Donnerwetter über unsern Kopf dahinfähret, so spricht Er hörbar; ihr Menschenkinder! merket, Ich bin der HErr; Ich kann verderben, wen und was Ich will; ihr seyd in Meiner Hand und könnet nicht entrinnen. Und wenn Er das Feld mit Seinem Segen schmückt; wenn die Saaten gedeihen und Er unsere Herzen erquicket mit Speise und Freude; so heißt ja das gewiß nichts Anderes als: ihr Kleingläubigen, was möget ihr doch immer sorgen und sagen: was werden wir essen, was werden wir trinken, womit werden wir uns kleiden? Schauet doch, und denket daran, was der Allmächtige, was der Allweise, was der Allgütige kann! O daß wir auf diese Sprache besser achteten!

Ihn predigt Sonnenschein und Sturm,
Ihn preist der Sand am Meere;
Bringt, ruft auch der geringste Wurm,
Bringt unserm Schöpfer Ehre!
Mich, ruft der Baum in seiner Pracht,
Mich, ruft die Saat, hat Gott gemacht,
Gebt unserm Gott die Ehre!

Gott begegnet den Menschen aber auch noch auf anderen Wegen. Er spricht mit ihnen, und sucht sie in eine Bekanntschaft mit Ihm zu bringen durch ihre und anderer Menschen Lebensführungen, doch besonders durch die eigenen. Da kommt er bald mit Lieben bald mit Leiden; jetzt hat man Anlaß zur Freude; jetzt bricht eine Noth und Verlegenheit ein; es wird wieder herausgeholfen, oft auf sonderbare Weise; es ist ein beständiger Wechsel. Da tritt oft die Weisheit, die Gerechtigkeit, die Güte Gottes auf eine recht augenscheinliche Weise hervor; die Weisheit, die auch aus Bösem Gutes herauszuführen weiß; die Gerechtigkeit, die schon in dieser Welt oft stiller, oft lauter ihr heiliges Wiedervergeltungsrecht ausübt; die Liebe, die sich nicht schämt, dem armen Thon den Unflath abzuwaschen, Verächter ohne Dank und Lohn mit Güte zu erhaschen. Täglich begegnet uns Gott; Er begegnet uns in den gemeinsten alltäglichsten Umständen. Wie viel kommt oft nur darauf an, was du gerade zu dieser oder jener Stunde thust, wo du bist, mit wem du zusammentriffst, was du redest, was liegt oft in der Verwicklung der allerkleinsten Umstände! Welche Vorsorge Gottes offenbart sich darin! Wie führt Er oft aus Unbedeutendem Wichtiges heraus! Oft freilich ist Seine Sprache noch deutlicher. Er klopft auch hörbarer an die Thüre; ja Er schlägt zuweilen mit Seinem allmächtigen Arm an dieselbige, daß Seele und Gebeine beben. Was will Er mit dem Allem? Auf die Spur von Ihm will Er die Menschen leiten. Er recket Seine Hände aus den ganzen Tag; Er rufet vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang; ein Tag sagt es dem andern, und eine Nacht verkündet es der andern. Aber die Menschen sind sehr krumm. Geht es ihnen wider den Willen, so suchen sie allenthalben die Schuld nur nicht in sich selbst; sie werden mürrisch, und denken auf Mittel, ihre Last von sich zu werfen; gehet es ihnen gut, so schreiben sie es ihrer Geschicklichkeit oder ihrem Glücke zu – die Spur Gottes finden sie schwer.

Ein dritter Weg, worauf Gott den Menschen begegnet, ist ihr Gewissen. Dieser Weg Gottes ist sehr verborgen; aber hier wirkt Gott am meisten. Es ist kein Mensch unter uns, dem die Kraft Gottes nicht schon auf diesem Wege nahe geworden wäre. Sieh’! eine jede, wenn auch nur leise, Unruhe über eine Sünde ist ein Zeichen, daß Gott Seine Heiligkeit an deinem Herzen offenbaren wollte. Es sind Viele unter uns, welchen es schon recht klar geworden ist, daß es Zeit sey, aufzustehen vom Schlafe, weil sie sonst dem Gerichte anheimfallen. Eine solche Ueberzeugung ist eine Offenbarung Gottes in unserem Gewissen. O, wie viel thut Gott in dieser Hinsicht! Er besucht die Menschen da und dort, bey Tag und bey Nacht, ja, oft mitten im Taumel der Sünde, und züchtiget sie. Da geht Mancher dahin auf der breiten Straße, und sieht gar vergnügt aus, und der Richter hat schon mit ihm gesprochen, und ihn schon verurtheilt, und dieses Urtheil ist ihm in das Herz geschrieben, und seine Gedanken verklagen und entschuldigen sich unter einander im Blick auf den Tag, da Gott das Verborgene an’s Licht bringen wird.

Freilich dieß Alles könnten wir nicht verstehen, und Gott könnte uns auf diesen Wegen auch nicht begegnen, wenn Er uns nicht Seinen Sohn gegeben hätte. Wir sind Sünder, wir sind finster; Gott aber ist das allerlauterste Licht; wenn Christus nicht gekommen wäre, so könnte Er sich uns nicht mittheilen und offenbaren; Er könnte uns mit den Offenbarungen Seiner Gottes-Kräfte nicht nahe werden; Gott und die Sünder müßten ewig geschieden bleiben, wenn Christus nicht gekommen wäre. Aber durch die Menschheit Christi, des Mittlers, hat sich uns Gott wieder mittheilbar gemacht. Durch Christum und um Christi willen ist es möglich geworden, daß die Kraft Gottes durch die Natur, durch die Führungen des Lebens und durch das Gewissen uns berühren kann. Wenn nun Gott Seine Frühlingsherrlichkeit wieder vor unsern Augen ausbreiten wird, wozu Er bereits den Anfang gemacht hat, und Eines oder das Andere von uns sollte über diesem neuen Leben in der Natur zur Bewunderung und Anbetung Gottes in seinem Gemüthe hingezogen werden, daß es bey sich sprechen müßte: „was bist Du doch für ein wunderbarer, starker und gütiger Gott, der du uns solches vor die Augen führest!“ und es könnte sich so Gottes freuen und Ihn von Herzen loben; ein solcher Mensch soll wissen, daß ihm Gott durch die Natur nahe geworden ist, und diese Offenbarung Gottes an seinem Herzen hat er Christo zu danken. Und wenn du über irgend eine Lebensführung zum Lob und zur Anbetung Gottes gereizt wirst, oder wenn dich dein Gewissen züchtiget; so sind das lauter Anfänge und Samenkörner der Erkenntniß Gottes. Aber auch diese geringen Anfänge könnten nicht an unser Herz kommen; ganz finster müßten wir bleiben, ganz ausgeschlossen von Gott, blind, verstockt, in uns selbst verschlossen, gefühllos, gottlos, unzugänglich für das Göttliche müßten wir bleiben: wenn nicht der Sohn Gottes durch Seine Menschwerdung wieder göttliches Leben in die Menschheit eingetragen, und durch Seinen ganzen Lauf, von der Krippe bis zum Throne, die Wirkung Gottes auf die Menschen und den Zugang der Menschen zu Gott wieder möglich gemacht hätte.

Aus dieser Quelle ist es auch hergeflossen, daß wir das Wort Gottes haben, in welchem uns Gott mit Seiner Kraft unmittelbarer, schärfer, inniger entgegenkommt als auf irgend einem andern Wege, ohne welches wir die andern Begegnungen Gottes durch die Natur, durch das Gewissen und die Führungen des Lebens nicht recht verstehen könnten, welches erst das rechte Licht darüber gibt, in welchem nicht nur die Natur, sondern auch das Herz Gottes uns auf die herrlichste Weise entdeckt wird. Weil Gott den ersten Eltern den Schlangentreter verheißen hatte, darum, und bloß um dieses Schlangentreters willen, hat Er sich mit ihnen auch nach ihrem Fall wieder eingelassen und einlassen können. Wenn der Sohn Gottes nicht in der Fülle der Zeit Mensch geworden wäre: so hätte sich Gott nicht Abraham, Isaak und Jakob, nicht Moses, nicht dem Volke Israel, nicht David und den Propheten geoffenbart. Solches that ER nur im Blick auf den kommenden Mittler, und konnte es thun, weil JEsus sich selbst Gott geopfert hat durch den ewigen Geist, also Sein ganzes Werk, das ER vollbracht hat, rückwärts und vorwärts in der Zeit wirkt. Das ganze Alte Testament, aus welchem doch jeder rechtschaffene Israelite Gott kennen lernte, wenn auch noch auf unvollständige Weise, haben wir nur um Christi willen und durch Christum. Und wo sollte das Neue Testament bleiben, und alle Heilsanstalten des Neuen Testaments, wenn Christus nicht gekommen wäre? Daß wir eine Bibel haben; daß wir in derselben so viele herrliche Sprüche haben, in welchen uns das Herz Gottes, Sein Herz gegen die Sünder vor die Augen gelegt ist; daß wir eine christliche Kirche haben; daß uns das Wort Gottes geprediget wird; daß wir Taufe und Abendmahl haben; daß Gott zu diesem Allem Seinen Geist gibt; daß Drey sind, die da zeugen auf Erden, der Geist, das Wasser und das Blut: dieß Alles ist uns aus der ewigen Heilsquelle, aus der Menschheit Christi zugeflossen.

Und nun bedenket doch die mannigfaltigen Wege, auf welchen Gott uns begegnet. Er offenbart sich, und will an unser Herz dringen durch die Natur, durch die Führungen des Lebens, durch das Gewissen, durch Sein Wort, durch Seine Anstalten, durch die Predigt des Evangeliums, durch die Sakramente. Wir sind mit lauter Begegnungen und Offenbarungen Gottes, wir sind mit lauter Gott umgeben; wir können keinen Schritt thun, ohne auf Ihn zu stoßen. Der Leichtsinn, der irdische Sinn, der Weltsinn, die Liebe zur Kreatur, zu dem, das nicht Gott ist, zur Sünde entreißt den Menschen freilich alles innere Gemerk und Gefühl Gottes, und läßt Seine Kraft nicht an ihr Herz kommen; sie überhören und übersehen Seine Züge; das Rad ihrer Natur bewegt sich zu ungestüm: der Umtrieb in den Geburten der Sünde und des Eigenwillens ist zu groß; die Gedanken ihres Herzens sind zu unstät und unruhig; die Sünde stumpft zu sehr gegen das Göttliche ab, als daß sie Gott finden könnte. Aber ob sie Ihn gleich nicht finden, so ist es doch wahr, daß Er sie mit der Offenbarung Seines Wesens und Herzens wie die Luft umgibt, und jener Tag wird es bey allen Denjenigen, die Gott nicht erkennen, besonders bey denen, die in der christlichen Kirche lebten, in das klarste Licht setzen, daß sie nicht gewollt haben, weil sie die Finsterniß mehr liebten als das Licht.

So begegnet uns Gott. Es fragt sich nun, was haben wir auf unserer Seite zu thun, um zu der Erkenntniß Gottes zu gelangen? Unser Ganzes ist, daß wir die Züge Gottes an unser Herz kommen lassen und denselbigen nicht widerstreben. Es liegt in allen diesen Begegnungen und Offenbarungen Gottes Etwas, das auf Buße hinleitet. Wenn etwas von der Größe und Kraft Gottes offenbar wird im Herzen: so liegt sehr nahe dabey das Gefühl unserer Kleinheit und Nichtigkeit, und die Güte Gottes führt natürlich und geschwinde auf unsere Unwürdigkeit; wenn Er aber Seine Heiligkeit im Gewissen offenbart, so wird ja eben dadurch unsere Schuld und Strafwürdigkeit entdeckt. Gehet hinaus auf das Feld, ist nicht jeder Baum und jede Pflanze ein beschämender und verdammender Zeuge gegen uns? Ein Baum ist das, wozu ihn Gott bestimmt hat, ein unverfälschtes Meisterstück Gottes: wer bin aber ich? Zu einem heiligen und seligen Gottesmenschen bin ich bestimmt, Früchte soll ich tragen, die da bleiben in’s ewige Leben, und nun, wo sind die Früchte, und wo ist der heilige Gottesmensch? Ja! eine verkrüppelte, vergiftete, faule Sündenpflanze ist er geworden. Und wenn Gott unsere Felder und Weinberge segnet, muß uns das nicht auf das Tiefste demüthigen?

Jeder Tropfen, jeder Bissen,
Den mir Deine Hand beschert,
Rufet mir in mein Gewissen:
Bist du auch des Einen werth?

So liegt in allen Begegnungen und Offenbarungen Gottes an unseren Herzen Etwas, das zur Buße treibt; ja, daran magst du eben unterscheiden, ob ein Zug, der an dein Herz kommt, göttlich ist, oder ob Er etwas Selbstgemachtes, durch die Kräfte deiner Natur Bewirktes ist. Wenn du die herrlichsten Empfindungen von Gott und göttlichen Dingen in deinem Herzen hast, und deine eigene Nichtigkeit, deine Jämmerlichkeit wird dir nicht klar und offenbar dabey, so sind jene Empfindungen gewiß nicht göttlicher Natur. Denn zur Anerkennung unseres Elendes, unserer Sünde, d.h. zur Wahrheit will uns Gott allenthalben leiten. Dieß sehen wir an der ganzen Bibel; sie predigt von vorne bis hinten die Sünde, das Elend der Menschen, d.h. sie predigt Buße. Buße predigt das Gesetz; Buße predigt das Evangelium! es ist kein Blatt in der Bibel, das nicht auf irgend eine Weise Buße predigte, d.h. die Sünde, die Strafwürdigkeit, die Vergänglichkeit, Kleinheit und Hülflosigkeit des Menschen vor Augen stellte. Alle Züge Gottes an die Herzen der Menschen zielen auf ihre Demüthigung.

Wer sich nun dieses gefallen läßt, wer dem Zuge Gottes folgt, und läßt sich seine Sünde und Hülflosigkeit in das Licht stellen, die ihm Gott allenthalben offenbaren will, ein solcher Mensch wird Christum, den Heiland der Sünder, den Bürgen der genug gethan hat für uns, den Arzt der alle Gebrechen heilen kann, suchen, und wenn er Ihn ernstlich sucht, so wird er Ihn auch finden. Er sucht Ihn im Wort; er sucht Ihn mit Gebet und Flehen; er schreit zu Ihm; er hat keine Ruhe mehr ohne Ihn; er setzt Alles daran, JEsum zu finden. Er kann sich nicht mehr begnügen mit dem, was er von JEsu auswendig gelernt oder sonst gehört hat; er möchte Ihn selber haben; in seinem Herzen möchte er Ihn haben; er möchte mit Ihm auf das Allerinnigste vereinigt werden; es kann ihn nichts mehr befriedigen als JEsus. Da erkennt man seine Elend, sein großes Elend immer mehr, da wird es immer mehr zur Gewißheit: ach, was bin ich ohne JEsus? elend, jämmerlich und bloß; - da geht das Verlangen der Seele Tag und Nacht auf JEsum; da heißt es; meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott, ach wann werde ich dahin kommen, daß ich Gottes Angesicht schaue! Wie ein Hirsch schreiet nach frischem Wasser, so schreiet meine Seele, JEsus! zu dir. Einem solchen Herzen offenbart sich JEsus entweder auf einmal oder nach und nach, nach Seinem freien Wohlgefallen. O was findet das Herz an JEsu, was hat es an Ihm! Es ist nicht auszusprechen.

Nun ist erst zur Erkenntniß Gottes der rechte Anfang gemacht, nun der rechte Grund gelegt. Was das Herz vorher von Gott erfahren und empfunden hat, das ist Alles nur vorübergehend, nur vorbereitend gewesen; es sind einzelne Lichtstrahlen gewesen, die in das Herz gefallen sind, die wohl Eindrücke zurückfließen, aber keinen bleibenden Zustand herbeyführen konnten. Jetzt aber steht man in lebendiger, wahrer Gemeinschaft mit Gott durch JEsum Christ; man ist ein Freund und Bekannter Gottes geworden, und lernt nun Gott kennen, und lernt Ihn immer besser kennen. Nun darf man Geistesblicke thun in das Vaterherz Gottes; nun lernt man am Kreuze Christi, und lässet das seine einzige Weisheit seyn. Da erkennt man die Gerechtigkeit Gottes über die Sünde und Seine ewige Heiligkeit, man erkennt Seine Weisheit, die sich im Kreuze Christi auf eine so ausgezeichnete, und vorher unerhörte Weise geoffenbart hat; man erkennt je länger, je tiefer und inniger Seine Liebe, die den Sohn für Sünder dahin gab; man erkennt auf eine neue Weise die Allmacht Gottes, die gewirket hat in Christo und durch Christum an uns, daß ER uns aus dem Tode in das Leben brachte; da steht man hin an die ewigen Abgründe der Reichthümer Gottes, und kann kein Ende sehen, und kann ihre Länge und Breite und Höhe und Tiefe nicht ermessen, da ruft man aus:

O ewiger Abgrund der seligsten Liebe,
In JEsu Christo aufgethan!
Wie brennen, wie flammen die heiligen Triebe,
Die kein Verstand begreifen kann!
Wen suchest Du? Sünder, die schnöde Zucht,
Wen liebest Du? Kinder, die Dir geflucht;
O gutes, o seliges, heiliges Wesen!
Du hast Dir was Schlechtes zum Lustspiel erlesen.

Nun findet man auch Gott, seinen Gott, besser denn zuvor in der Natur; nun erkennt man Seinen Weg, und hat mehr Licht in Seine heiligen Führungen. So wächst man je mehr und mehr in der Erkenntniß Gottes, so lange man an Christo bleibt, weil man im Glauben, in der Liebe und in der Gemeinschaft Gottes wächst.

II.

Sehet! das heißt Gott kennen lernen. Wenn man durch wahre Buße ein Eigenthum des HErrn JEsu wird, wenn man Vergebung der Sünden in den Wunden des Lammes findet, und in eine wahre und lebendige Gemeinschaft mit dem Heiland kommt; dann ist man auf dem Wege der seligen, der wahren Erkenntniß Gottes. Das macht einen Christen aus. Nicht das macht uns zu Christen, wenn wir durch Hörensagen von Gottes Wesen, Wegen und Anstalten Etwas wissen, sondern man muß in Christo in eine wesentliche Gemeinschaft mit Gott kommen; das Herz, der inwendige Mensch muß Ihn sehen, schmecken, fühlen, hören, genießen lernen. O wie selig ist ein Mensch, der in solcher Erkenntniß Gottes steht! Wenn er nur einen geringen Anfang davon hat; wenn er die Kraft Gottes nur von ferne spürt; wie selig ist er doch in Vergleichung mit einem Andern, der die höchste Wissenschaft von Gott und göttlichen Dingen besitzt, dessen Herz aber nichts davon genießt! Wenn ein Mensch die Natur der Speisen noch so gut verstände, und er könnte alle Nahrungsstoffe zerlegen, und er könnte es auf das Beste auseinander setzen, was das Brod sey und warum es nähre, und er würde nicht essen; würde er nicht verhungern? Und wenn Jemand die schönste Wissenschaft von Gott hätte, und kennete die Wege Gottes, und könnte den ganzen Bekehrungs-Prozeß am Finger herzählen, und die Wahrheit wäre nicht in seinem Herzen: was würde es ihn nützen? Nichts, gar nichts. Es verläßt und steift sich zwar Mancher auf seine christliche Wissenschaft und buchstäbliche Erkenntniß, und verachtet Andere neben sich, und meint dem Reiche Gottes um so viel näher zu stehen, je mehr er von Gott und göttlichen Dingen wisse. Aber dieß ist weit, weit gefehlt. So lange du JEsum nicht als ein armer Sünder gesucht und gefunden hast, bist und bleibst du ein todter Mensch, du habest in deinem Kopfe, was du wollest.

Betrachtet nur unser Evangelium und erkennet daraus, was man bey aller buchstäblichen Erkenntniß für ein todter Mensch und Feind des Heilandes seyn kann. Was half den Juden ihre Wissenschaft, die sie von Gott und göttlichen Dingen hatten? Nichts. Die Worte des Sohnes Gottes waren ihnen anstößig, ärgerlich, erregten ihren Grimm, ob sie gleich von Gott Manches wußten. Anfangs sprachen sie: „sagten wir nicht recht, daß Du ein Samariter bist und hast den Teufel?“ als wollten sie sagen: es scheint eben doch, je länger wir Dir zuhören, daß Du ein Ketzer seyest, und daß Dich ein Hochmuthsteufel plage. Bald aber hieß es nimmer. es scheint, sondern: „nun erkennen wir, daß Du den Teufel hast“; nun wissen wir es gewiß, daß der Hochmuth Dein Herz ganz eingenommen hat. Und als der Heiland noch einige Worte zu ihnen sagte: da hoben sie Steine auf, daß sie auf Ihn würfen. Sehet da diese rechtgläubigen Juden, die sich Gottes rühmten, wie wenn sie Gott kenneten, ja, wie sie Feinde Gottes waren aus lauter falschem Religionseifer. So ist es aber noch heute. Wer nicht in lebendiger Bekanntschaft und Erkenntniß Gottes steht, der ist und bleibt ein blinder Feind Gottes, wenn er auch die ganze Bibel auswendig weiß. Die faulen Christen, die sich auf ihr buchstäbliches Wissen etwas zu gute thun, diese sind von jeher die ärgsten Feinde des Heilandes und Seiner Leute gewesen; mit Gewalt, mit dem Schwert haben sie den geringsten Funken göttlichen Lebens, der sich da und dort regte, auszulöschen gesucht, wenn es ihn gestattet war; sie sind viel grimmiger gegen den Heiland als die Heiden, und rühmen sich wohl noch obendrein ihres Eifers für ihn. Dieß hat die Erfahrung aller Zeiten bewiesen.

O liebe Zuhörer! es ist doch ein elendes Leben, wenn man dahin lebt, ohne seinen Gott zu kennen; es ist ein finsteres, jämmerliches Leben, ein Mückenleben. Ja, es ist ein elender als ein Mückenleben; denn eine Mücke hat doch keine andere Bestimmung, als eine Zeit lang hin und her zu schwärmen, und dann zu sterben. Aber nicht so der Mensch. Gott hat ihm die Ewigkeit in das Herz gegeben, es kann ihn nichts beglücken, nichts wahrhaft befriedigen als Gott. Wenn man nun aber seinen höchsten Lebenszweck verfehlt: wie traurig ist das! O daß dieß Jemand wollte zu Herzen nehmen! Was wird es euch doch helfen, ihr armen Seelen, die ihr euch bisher mit dem todten Wissen begnügt habt? was hilft euch doch solches in euren Lebens- und Leidens-Umständen, was wird es euch doch helfen im Tode? Man wird in der Ewigkeit nicht nach unsern Gaben fragen, auch nicht nach unserem auswendig gelernten Wissen, sondern darum wird es sich handeln, ob wir Gott wahrhaftig erkannt haben, ob wir Anbeter Gottes im Geist und in der Wahrheit – mit andern Worten: ob wir ein Eigenthum JEsu sind. Wie wollen wir dann bestehen? Es fährt euch jetzt schnell und glatt wie Butter aus dem Munde heraus:

„Christi Blut und Gerechtigkeit,
Das ist mein Schmuck und Ehrenkleid!“

Aber das wird euch nicht selig machen, wenn ihr dieses Verslein auswendig könnet. Die Gerechtigkeit und das Blut Christi muß wirklich und wesentlich eurer Schmuck und Ehrenkleid werden; die Worte, das Geschwätz werden uns nicht erretten am Tage des Zorns. Gewiß! Gott läßt Seiner nicht spotten, und Sich keinen Dunst vor die Augen machen. Christus muß in das Herz, in das Herz, sage ich, nicht in den Kopf. Höret, was der Heiland in unserem Evangelium sagt: „wer mein Wort hält, der wird den Tod nicht sehen ewiglich.“ Wenn man Gott in Christo kennen gelernt hat, und in solcher Erkenntniß bleibt und wächst durch Treue und Gehorsam, das kann vom Tode erretten, sonst nichts. Die Anderen aber werden, wenn der HErr die Wurfschaufel in Seine Hand nehmen und Seine Tenne reinigen wird, als leichte Spreu erfunden werden. O bedenket den Schrecken, wenn in der Ewigkeit erst sollten die Täuschungen, die selbst gemachten Einbildungen verschwinden! Wenn man sein ganzes Leben lang sich hätte für reicht gehalten, für reich in Gott, und man müßte dann erst finden, daß man nichts hatte als falsches Geld, das in der Ewigkeit nicht angenommen wird! dafür bewahre einen Jeden Gott in Gnaden!

Wollet ihr nicht auch Gott kennen lernen? Aber sehet, dann müssen wir auf die Züge Gottes an unser Herz achten. Saget selber, kann Gott uns durch die Natur nahe werden, wenn wir auf die Felder hin- und an den Bäumen hinaufsehen, und nichts dabey thun als rechnen? Der Gewinn und Vortheil wird uns dann klar, nach Umständen klein oder groß im Herzen – aber Gottes wird dabey vergessen; Er kann auch keinen Eindruck in unser Herz machen. Und wie kann Sich uns Gott in unsern Häusern und durch unsere Führungen offenbaren, wenn wir es allenthalben darauf anlegen, uns selbst zu führen, wenn der Geiz oder der Sorgengeist oder Wollust und Sündenlust uns umtreibt? Wo der eigene Fuß, und nur der eigene Fuß rauscht, da wird der leise, aber gewaltige Tritt des HErrn überhört. Und so ist’s mit allen Offenbarungen Gottes. Die Bibel richtet nichts aus bey uns; die Predigt des Worts führt uns nicht zu Gott; es ist Alles verloren an uns; wir bleiben gottlos, so lange unser Herz nicht stille wird, und auf Gottes Züge achtet. O fanget nur einmal an! Fanget nur im Kleinen an! Lasset z.B. nur die Kraft Gottes, die sich unter dieser Predigt an eurem Herzen geoffenbart hat, fortwirken bey euch. Es sind doch manche unter euch, in deren Herzen dieses oder jenes Wort Eingang gefunden hat. Diese Kraft Gottes suchet zu bewahren, und führet eure Eindrücke in’s Gebet vor Gott. Bittet Ihn, Er möge sie zu Samenkörnlein werden lassen auf die Ewigkeit, und suchet sie selber zu bewahren durch stillen Gehorsam, so wird Sich euch Gott immer mehr offenbaren; an den kleinen Faden, den er zwischen Ihm und euch angesponnen hat, wird Er noch andere knüpfen, bis ein großes starkes Seil daraus wird, d.h. bis ihr den Sohn findet, und in dem Sohne den Vater, Leben und volles Genüge. Dazu wolle uns Gott aus Gnaden verhelfen! Amen.

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