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Heliand - 52 - Judas Ischariot.

Heliand - 52 - Judas Ischariot.

Auch sagt' er den Jüngern da
Mit wahren Worten: „Ihr wißet wohl Alle,
Daß nach zweien Nächten nun die Zeiten kommen,
Der Juden Ostern, da sie ihrem Gotte dienen
Wollen im Weihthum. Nun ist es unwendbar,
Da wird des Menschen Sohn an der Menge Häupter,
Der kräftige, verkauft und ans Kreuz geschlagen
Todesqual zu dulden.“

Nun waren da der Degen viel,
Argsinniger, versammelt, der Süderleute,
Der Juden Gilde, ihrem Gott zu dienen.
Die Schriftgelehrten sah man alle kommen
In die weite Versammlung, die zu den weisesten
Unter der Menge der Männer zählten,
Ein kampflich Geschlecht. Da war auch Kaiphas gekommen,
Der Bischof der Juden. Sie riethen wider Gottes Gebornen,
Wie sie ihn erschlügen, den sündelosen:
„Legen wir nicht Hand an ihn an dem heiligen Tage
Unter der Menschenmenge, daß die Scharen der Männer
Nicht in Aufruhr gerathen; denn Rotten würden ihn
Streitbar umstehen. In der Stille müßen wir
Ihn fangen und richten, daß das Volk der Juden
An den heiligen Tagen nicht im Aufruhr tobe.“
Da gieng Judas hin, der Jünger Christs,
Einer der Zwölfe, wo der Adel saß
In der Juden Gilde: „Guten Rath weiß ich euch,“
Sprach er, „zu zeigen: was wollt ihr mir zahlen
An Geld zu Lohne? so liefer ich euch den Mann
Ohn alles Aufsehn.“ Da war der Argen Herz,
Der Leute, in Lusten: „Wenn du das leisten willst,
Dein Wort bewähren, so wähle nach Wunsch,
Fordre nach Gefallen von diesem Volke
Geld und Gut.“ Da verhieß ihm die Gilde
Nach seiner Bestimmung der Silbermünzen
Dreißig an der Zahl. Zu den Degen sprach er da
Aus herbem Herzen, dafür gäb er seinen Herrn.
So gieng er fort in feindlichem Sinn
Treulos betrachtend, welcher Tag gelegen sei,
Daß er ihn überwiese der wüthigen Schar
Des Volks seiner Feinde.

Das Friedenskind Gottes,
Der Waltende, wuste nun wohl, daß er diese Welt
aufgeben sollte und das Gottesreich suchen,
Zu seines Vaters Erbe fahren.

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