Hauser, Markus - 40. Andachten zu Matthäus

Hauser, Markus - 40. Andachten zu Matthäus

Matth. 1, 23

Immanuel, d. h. Gott mit uns.

Gott gibt uns von einem Tag zum andern. Wir müssen nicht auf Tage und Wochen und Monate hinausschauen. Frage nicht ängstlich: Wie wird dies und wie wird das sich endlich noch gestalten, und wo will's noch hinaus mit mir? Sorge ja nicht für den morgen“ den Tag. Heute wandle mit Gott, Er will mit dir sein, und morgen mache es wieder so. So kommst du glücklich mit Gott durchs ganze Jahr hindurch. Nur nicht ängstlich in die Zukunft hinausblicken! Sollte dem Herrn etwas unmöglich sein? Stunde um Stunde mit Jesus, das sei heute unsere Losung. Möchten wir doch keine einzige Stunde ohne den Herrn gewesen sein, wenn dieses Jahr ins Meer der Ewigkeit versinken wird! Weder für deinen Leib noch für deine Seele schwebe in ängstlichen Sorgen. Nur je für einen Tag hat der Herr Seinem Volke das Brot aus dem Himmel regnen lassen. Alle Tage wollte Gott das Brot geben, und alle Tage sollten sie es dankbar sammeln. Ähnlich hält es der Herr mit den Seinen. Frisches Brot aus dem Himmel sollst du alle Tage erhalten. Das stärkt die Gemeinschaft zwischen Gott und dir. Also lass ab vom Selbermachenwollen; bete und danke, dann ist Gott mit dir, dann kann Er walten und gestalten, segnen und bewahren. Der teure große Meister will den Seinen täglich neue frische Gnaden verleihen. Nicht immer von alten Erfahrungen sollst du zehren, reich ist dein Gott, bleibe jeden Tag abhängig von Ihm, Er will dir immer etwas Besonderes geben. Großes und immer Größeres, Herrliches und immer Herrlicheres sollst du sehen, erleben und erfahren.

Matth. 4, 4

Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus dem Munde Gottes geht.

Es ist nicht eine bloße Redensart, es ist gewiss wahr: Gotteskraft wird uns in Gottes Wort geschenkt. Wir leben davon, dass Gottes Wort in uns wohnt. Selbst die bekanntesten Geschichten, die längst auswendig gelernten Kapitel und Verse zeitigen immer wieder eine neue Ernte, neue Früchte, bringen Erfrischung und neues Licht. Zur anderen Natur, zum unabweislichen Bedürfnis muss uns das Wort, das Schöpfen und Nehmen aus der Heiligen Schrift werden. Vom Wort Gottes genährte Christen können dem Gifthauch der sie überall umringenden Sünde widerstehen; sie kränkeln und sinken nicht so leicht. Gewöhne dich an diese Hausmannskost, so wird bei aller Drangsal und Versuchung dein Friede sein wie ein Wasserstrom. Auch dem Leibesleben fließen ungeahnte Kräfte und Bewahrungen aus dem Evangelium zu. Mit freudigem Dienen ist es bald aus, wenn unsere Bibel im Staube liegt, wenn wir's versäumen, Lebensworte in uns aufzunehmen. Die Arbeit erfordert Mut und Kraft, darum müssen wir unter allen Umständen Zeit haben, Gott mit uns reden zu lassen und Seine Heilsgüter unserer Seele zuzuführen. Wir essen, um zu leben. Gott will uns mit Seinem heiligen Worte gut und kräftig nähren, damit wir etwas Rechtes zu tun vermögen. Wer mit Arbeit fast überbürdet ist, darf Gottes Wort nicht vernachlässigen. Es ist nicht genug, dass wir gute Predigten hören, es muss uns ein tägliches Anliegen sein, die Bibel zu uns reden zu lassen. Das ist ein bewährter Weg zum bleibenden Frieden. Du brauchst Brot für den Leib, aber auch Brot für deine Seele; nimm das Lebensbrot des göttlichen Wortes, solange es dir dein Gott darreicht.

Matth. 4,8

Wiederum nimmt ihn der Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg.

Der Sohn Gottes ist Herr der Welt. Nun hat aber der Arge die Erde an sich gerissen, im Wesen dieser Welt herrscht er. Die von Gott durch den Fall Getrennten und durch persönliche Sünde von Ihm Abgelösten sind Weltleute, Menschen dieser Welt. Nach vorbedachtem Rat und Willen sollte Jesus als Lamm Gottes sterben für die Sünder, mit Seinem Blut die gefallene Schöpfung versöhnen mit Gott und eine völlige und ewige Erlösung vollbringen. Aber der Teufel trat mit einem Angebot an Ihn heran. Er werde dem Sohne Gottes die Welt freiwillig ausliefern, wenn dieser niederfalle und den Bösewicht anbete! Jesus blieb dem himmlischen Vater treu, als Sieger ging Er aus dem harten Kampf hervor. Er wollte nicht auf Satans Gedanken eingehen, obwohl Er jetzt seinen Angriffen ausgesetzt war. Auch wollte Jesus nicht mühelos Erbe der Welt sein. Sie war rechtmäßig sein Eigentum, der Teufel hatte sie an sich gebracht, sie sollte nicht durch eine furchtbare Sünde, durch den Abfall vom Vater, in Seinen Besitz übergehen. Jesus wollte gehorsam bis zum Tode am Kreuze sein, durch Versöhnung und Erlösung sollte die gefallene Welt ein Himmelreich werden. Der Feind mußte fliehen. Und siehe, Engel traten hinzu, um dem großen Sieger zu dienen! - Auch dir macht der Teufel listige Angebote. Weise sie entschieden zurück. Jesus hat den Feind besiegt, in Seiner Nachfolge wirst auch du siegen. Wem öffnest du Ohr und Herz? Wer darf bestimmend auf dich einwirken? Prüfe den Geist, der dich beherrscht. Kein Christ bleibt ohne Versuchungsstunden.

Matth. 5, 4

Selig sind, die da trauern; denn sie werden getröstet werden.

Trauernd und doch selig! Traurigkeit und Verzweiflung sind zulegt das Los der Kinder dieser Welt. Aber es gibt auch für die Jünger Christi eine Traurigkeit, ein Leidtragen, einen Zustand tiefer Wehmut, und zwar einen Zustand, der Gott wohlgefällig und ihnen heilsam ist. Jesus preist die Trauernden selig. Er will sie also traurig sehen! Allezeit fröhlich, und dennoch trauernd sollen Gottes Kinder sein: trauernd über die Unbußfertigkeit der Welt, den geistlichen Tod der Menge und die Macht der Sünde, trauernd über den Geist des Ungehorsams, des Unglaubens und der Gesetzlosigkeit, trauernd über die eigene Ohnmacht, Schwachheit, Gleichgültigkeit und Sünde. Es mag eigentümlich erscheinen, dass gerade diejenigen Leid tragen, die dem Herrn nähergekommen sind. Ist denn nicht Jesus ihr Friede? Jawohl, so ist es! Warum sind sie dann traurig? Weil sie sich noch so weit hinter dem gesteckten Ziel zurück wissen. Fruchtbar kann sich doch unser Leben erst gestalten, wenn der Geist Christi in uns lebt und herrscht. Dann ist vor uns eine neue Welt aufgeschlossen. „Selig, die ihr jetzt weinet; ihr werdet lachen.“ Jesus kam stets vom Irdischen hinweg hinein ins Himmlische. Er hat gezeigt, wie gar eng die Dinge im Diesseits und im Jenseits zusammenhängen, wie Saat und Ernte. Die „geistlich Armen“ kommen zu Gott, sie haben hier viel getrauert und geweint, nun werden sie getröstet; Gott selbst wischt die Tränen ab von ihren Augen. Verlasse dich nur ganz und gar auf deinen Herrn; Er hat Zeit für alle, die auf Ihn sehen.

Matth. 5, 5

Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Land besitzen.

Die Armen im Geiste sind Bürger des Himmelreichs; sie freuen sich auf die Vollendung. Wie wird's ihnen sein, wenn einst alle Bürger dieses Reichs im Himmel versammelt sein werden! Der erste Fortschritt als Bürger des Himmelreiches ist die Stufe und Schule der Trauernden, die zweite aber ist die der Sanftmütigen. Der Mensch mit geöffneten Augen sieht grenzenloses Elend und wird darüber traurig. Und indem er aus Gottes Schäden nimmt, um der Welt zu helfen, wird er sanftmütig. Wir werden hier auf einen Gnadenstand aufmerksam gemacht, welcher Verklärung in das Bild Christi, Wesensähnlichkeit mit dem erstgeborenen Bruder in sich schließt. Sanftmütig ist das Haupt, sanftmütig müssen Seine Glieder sein. Die Sanftmütigen werden einst das Land besitzen. Das Land gehört dann nicht mehr dem Teufel, der Fürst der Finsternis wird es einst nicht mehr haben; es wird des Herrn, des Gesalbten, sein und wird damit zugleich in den Besitz der Sanftmütigen übergehen. Durch Sanftmut erlangen Christen die Befähigung, in Jesu Königreich irgendeine Stelle zu bekleiden, ein Amt zu übernehmen, zu dienen und zu wirken als zum Hause des Königs gehörend. Täuschen wir uns ja nicht über die Zukunft. Es wird auch nicht ein Einziger Haupt und Leiter werden, der nicht auf Erden in Jesu Nachfolge sanftmütig und von Herzen demütig geworden ist. Hast du den Herrn lieb, so wird dir Sanftmut geschenkt werden. Willst du dem Herrn dienen, so werde Ihm ähnlich im Charakter und im Verkehr mit deinen Brüdern.

Matth. 5.3

Selig sind die Armen im Geiste; denn ihrer ist das Reich der Himmel.

In Wahrheit stehen wir mit dem Ausspruch unseres Herrn vor der Wahl, alles zu verlieren, um alles zu gewinnen. Was die gegenwärtige Welt bietet, darf nicht unser Teil sein, sie liegt im argen; unser Erbgut liegt im Reiche des Lichts, im Reiche der Himmel. Armsein ist ein Leiden. Der Arme entbehrt das Nötigste, seine Bedürfnisse bleiben ungestillt. Mangel macht sich täglich geltend. Wer arm ist, sehnt sich nach Dingen, die er nicht hat. Die Guter sind da, aber er besitzt sie nicht; - das macht ihn arm. Der geistlich Arme hat einen geweckten Geist; was er braucht, ist nicht von dieser Welt. Er hat erkannt, dass er zwei Welten angehört und von oben herab gewisse, bleibende Güter empfangen muss. Andere mögen sich reich dünken, er fühlt sich arm. Warum? Die Augen sind ihm geöffnet worden, dass er erkennt: Ich brauche Gott. Ohne seine Vergebung bin ich verloren. Der „geistlich Arme“ sehnt sich nach Gott, bis er daheim, bis er seinem Herrn ähnlich gemacht ist, bis er Ihn schaut. Den Erretteten schenkt Gott das Erbteil der Heiligen. Seit das Paradies von der Erde verschwunden ist, entstand ein Weltreich nach dem anderen. Jetzt will der Herr vom Himmel kommen und die Sache der Menschen und der Erde selbst in die Hand nehmen. Über alle Lande wird Er der Herr sein. Und mit Ihm werden die „geistlich Armen“ das Himmelreich besten. Glaube an des Heilandes Wort, das er liebevoll, aber bestimmt ausspricht: Das Himmelreich gehört den „Armen im Geiste“. Die anderen können unmöglich den Eingang Enden.

Matth. 5, 6

Selig sind, die da hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden gesättigt werden

Als Kinder des himmlischen Vaters sind wir auf der Heimreise. Wer sollte es nicht verstehen, wenn wir sagen: Wir möchten als Gerechte in der Heimat ankommen! Jeder Fehler, den wir noch an uns entdecken, drückt uns. Kindern Gottes ist die Unvollkommenheit eine Last. Was andere entschuldigen, demütigt uns tief. Als in Jesus Errettete möchten wir Ihm ähnlich werden. Woher nun kommt der Hunger nach Gerechtigkeit? Offenbar hat ihn die Gemeinschaft mit dem Herrn erzeugt. Wir sind erwacht, vor uns steht der Gerechte; darum erkennen wir unsere Gebrechen. Die Zeit ist kurz, der Schaden sitzt tief, das Ziel ist hoch, wir haben keine Zeit zu verlieren, wir wollen Jesum anziehen zu Seiner Verherrlichung! In Ihm liegen Lebenskräfte, welche allen zugänglich sind. Wir dürfen in gläubigem Gebet Tag für Tag Heil anziehen, uns mit der Gerechtigkeit Christi kleiden. Achten wir doch recht auf die kostbare Verheißung: „Denn sie werden satt werden.“ Wie dankbar sind wir dem Herrn, dem Gott der Ewigkeit, für solche Ausblicke und Aussichten! Satt sollst du werden! Höre es - und nimm es zu Herzen. Es bleibt nicht beim Hungern! Wir müssen diese große Wahrheit stark betonen, sie ist wertvoll. Treu - nur treu! Es ist oft sehr schwierig auszuhalten, der Geduldsfaden droht manchmal zu reißen. ,,Sie werden satt werden!“ ruft uns der Heiland zu. Das hilft. Verharre getrost bis ans Ende; wenn es dir an Mut, an Kraft gebricht, dann blicke auf die Verheißung, auf das Ziel.

Matth. 5,7

Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.

Aus der Gerechtigkeit fließt die Barmherzigkeit. Der Hungernde nach Gerechtigkeit zieht Christi Sinn und Geist an, darum regt sich in ihm auch die Barmherzigkeit. Gott ist ein Gott der Barmherzigkeit; barmherzig, gnädig, geduldig und von großer Güte. Hier stehen wir still, wir hören die Stimme der Weisheit, die uns sagt: Auch in diesem Stück muss dem Herrn ähnlich werden, wer um Ihn sein will allezeit. „Er ist barmherzig“, will sagen, er hat ein warmes Herz. Die tätige Liebe ist Warmherzigkeit. Wie wohl tut dieser Sinn Kranken und Gesunden, Weltkindern und Jüngern des Herrn! Mitleiden, mittragen, mitdulden, mitweinen, mitbeten, das ist der Sinn und das Tun der Barmherzigkeit. Sie ist eine edle, aus der Wiedergeburt fließende Liebe, die nicht anders als dienen und sich opfern kann. - „Sie werden Barmherzigkeit erlangen.“ Wir kennen alle das inhaltsschwere Wort: „Ihre Werke folgen ihnen nach.“ Da geht es den Barmherzigen gut. Wohl hundertfältig trägt ihr Leben in der Liebe Frucht. „Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten.“ Das ist Himmelreichslehre. Überraschendes empfangen sie. Selbst einen Trunk kalten Wassers einem Jünger dargereicht - als einem Jünger - lässt der Herr nicht unbelohnt! Was werden diejenigen schauen, welche viel geliebt, viel getragen, ja, sich geopfert haben im Dienste des Königs! Ihr Lohn im Himmel wird groß sein. Jetzt denken sie daran gar nicht; der ewig reiche Gott, der Vater der Barmherzigkeit aber denkt daran; Er ist der gütige Vergelter.

Matth. 5,8

Selig sind, die reines Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.

Selig in Jesus möchten wir sein als Seine Begnadigten, und zum Anschauen Gottes möchten wir gelangen im ewigen Vaterhause. Der Herr will es, darum wollen wir es auch. Er ist rein und will auch uns rein haben. Und welches ist der Weg zu diesem herrlichen Gnadenstand, mit welchen Mitteln erreichen wir das Ziel? Das Blut Jesu Christi macht rein von aller Sünde. Schon vor vielen Jahren hat mich diese Wahrheit tief ergriffen, außerordentlich beglückt, dankbar und fröhlich gemacht. Mein Herz bleibt rein, indem ich unter Christi Kreuz bleibe und Ihm immer wieder danke für die Kraft Seines Blutes. Wir schreiten auf der Bahn des Lebens vorwärts, wenn wir reines Herzens sind. Wir bleiben rein durch den Wandel in der Gegenwart Gottes. Wiederholt bittet Er: Wandle vor mir! Die Furcht Gottes bewahrt nicht nur vor Fehltritten, sie gibt uns Kraft zum Überwinden. Wir erlangen ein Gefühl und Gemerk für das, was sich schickt und nicht schickt. „Sie werden Gott schauen.“ Diese Verheißung ergreift unser Herz mit großer Freude. Der Herr stellt ihnen Gott dar als ihr höchstes Hoffnungsgut. Und wenn Jesus davon spricht, sagt ihr Herz „Ja“. Wo der Vater ist, da ist die Heimat. Aus Gott Geborene sind doch erst daheim, wenn sie Gott zu schauen vermögen, wenn sie als heilige und geliebte Kinder ihren Vater umgeben. Einfach ist diese Wahrheit, aber wie herrlich. Durch Christus führt unser Weg zu Gott. Ist dein Herz rein? Ist das auch dein Ziel: Gott zu schauen?

Matth. 5,9

Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen.

Friedfertige sind Leute, die Frieden stiften. Wenn in einem Hause alle Glieder, Mann, Frau, Kinder, Dienstboten, den Frieden Gottes besitzen, so ist ein solches Haus ein Haus des Friedens. Der Gott des Friedens wohnt darin. Sein Friede waltet im Hause. Die Friedensstifter können nicht hassen. Ihre Rede ist mit Salz gewürzt und doch lieblich; sie tragen nichts Böses nach. Warum sind sie friedliebend? Weil sie im Frieden Gottes leben. Ist das genug? Ja, ein Christ gründet in der Liebe Gottes. Friedfertig sind doch nur solche, die nicht nur wissen, dass der Herr sie liebt, sondern die vor Seinem Angesichte wandeln. Die tägliche Erfahrung der Güte und Barmherzigkeit des himmlischen Vaters drängt sie immer neu, Frieden zu verbreiten. „Sie werden Gottes Kinder heißen.“ Jesus redet hier von ihrer vollen Kindschaft. Sind wir einmal durch und durch Friedfertige, so haben wir eine wesentliche Erneuerung erfahren. Hier auf Erden sind Friedfertige den Anfängen nach Gottes Kinder, im Vollendungsleben wird der Name Gottes auf ihren Stirnen zu lesen sein. Was sie hier noch unvollkommen haben, das bricht dort verklärt mit Macht aus ihnen hervor. Nach Geist, Seele und Leib stehen sie dann als vollendete Gotteskinder da. Dann ist in Wort und Werk, in allem Wesen Jesus und sonst nichts zu lesen. - Suche auch du Frieden in Gott, suche Seine heilige Gegenwart. Sein Friede umgebe dich. Groß und herrlich stehe der Gott des Friedens vor dir. Er allein befähigt dich, in einer Welt des Hasses und des Unfriedens den Frieden zu mehren.

Matth. 5,10

Selig sind, die um Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Reich der Himmel.

Den Armen im Geiste wird das Himmelreich zugesprochen. Auch den um Jesu willen Verfolgten. Sie stehen im Vollbesitze aller Reichsgüter und Reichsfreuden. Als bewährte Gotteskinder blieben sie in allen Prüfungen treu; darum wurden sie stark, zu leiden um Jesu willen. Schwankende Charaktere werden selten verfolgt. Sie suchen es jedermann recht zu machen. Verfolgt werden Christen, die entschieden mit Sünde und „Welt“ brechen und bekennen, wer sie sind. Es gibt Leiden um der Sünde willen; es gibt aber auch Leiden um der Gerechtigkeit willen. Ohne Leiden kommst du schwerlich durch die Welt. Wie leidest du? Sind es bittere Früchte der Sünde - oder leidest du um Jesu willen? Der Vernichtungssturm gegen die Jünger Jesu hängt mit der Kraft des Heiligen Geistes in der Gemeinde aufs engste zusammen. Die „Welt“ kann viel christlichen Lärm ertragen, aber die Kraft Gottes ist ihr verhasst; sie duldet fabrizierten Geist, aber den Heiligen Geist fürchtet sie wie ein hauend Schwert. Es gilt festzustehen. Nur wer stets in den Waffen bleibt, geht als Sieger aus dem Kampfe hervor. Diese Sieger sind die Gerechten und darum die Verfolgten, welche überwunden haben durch des Lammes Blut; ihrer ist das Reich der Himmel. Wie Jesus durch die Himmel gegangen ist, so stehen ihnen die Himmel offen, sie werden alles ererben und mit Christus alles besitzen, ja, mit Ihm leben und herrschen in Ewigkeit. Wo Er ist, werden auch sie sein; im himmlischen Vaterhause werden sie eine Wohnung haben immerdar.

Matth. 5,12

Euer Lohn in den Himmeln ist groß.

Die Zukunft ist unser, aber wir müssen treu sein in der Zeit. Wer mitkämpft, wird mitgekrönt; wer arbeitet, der empfängt Lohn. Die trägen Christen aber sind hier nicht wahrhaftig selig, und dort werden sie sehen, dass es für sie keinen Lohn gibt. Nur keine Entschuldigungen! Sobald du die empfangene Gnade verwertest, erhältst du neue Gnadenzuflüsse, darfst dich freuen, denn dein Lohn in den Himmeln wird groß sein. Das jetzige Leben ist ein ganz anderes, wenn wir einer solchen Zukunft freudig entgegensehen dürfen. Alle wahren Christen trifft Schmach, Spott und Verachtung. Das ist nun einmal das Kreuz, das sie zu tragen haben. Sie trifft um so mehr Verfolgung, je klarer und kräftiger sie zeugen vom Herrn. Aber sie haben Kraft zum Dulden und Leiden. Unter dem Kreuze freuen sie sich und frohlocken, denn ihr Lohn im Himmel ist groß. Weltentsagung ist leicht für diejenigen, die Gottes Erben sind. Aber nicht nur Duldersinn und Duldermut, auch nicht nur Verleugnungssinn und Verleugnungsmut, sondern zugleich Arbeitssinn und Arbeitsmut beseelt die fröhlichen Leute, die eines Gotteslohnes gewiss sind. Sie arbeiten, so schwach sie immer sein mögen. Sie wissen, dass die Sünder herausgebetet werden müssen, und welche Freude durchströmt sie, wenn sie solche, die Weltkinder gewesen, zu des Heilands Füßen niedersinken sehen; wie erquicken sie die Dankgebete der Neubekehrten! Ja, wer deutlich hineinblickt in die zukünftige Herrlichkeit, der hat Freudigkeit, sich dem Herrn ungeteilt hinzugeben. Wer auf das Ziel blickt, sieht die Gegenwart im rechten Lichte.

Matth. 5, 12

Freuet euch und frohlocket, es wird euch im Himmel wohl belohnt werden.

Hier auf Erden beschäftigen sich Zionspilger mit dem unvergänglichen Erbe, hier fangen sie an, darüber zu frohlocken. Selig sind sie, weil erlöst, nun steht ihnen noch eine königliche Belohnung in Aussicht. Es nimmt sich in der Tat sonderbar aus, wenn Christen an der Erde kleben; wer ein so kostbares Erbe vor sich hat, streckt die Hände danach aus, er wird los vom Erdentand. Von irdischen Sorgen und eiteln Lüsten befreit am sichersten die lebendige Hoffnung des ewigen Lebens. Nach vergänglichen Dingen kann nicht jagen, wer für unvergängliche das Angeld schon besitzt. Dies ist sonnenklar. Nicht erst jenseits des Grabes, schon hier können Himmelsbürger erkannt werden, sie sind nicht geizig, nicht verschwenderisch, sie hangen nicht an der Welt; was sie besitzen an Erdengütern, steht im Dienste der Liebe, denn sie besitzen, als besäßen sie nicht. Die Gewissheit des himmlischen Erbes übt eine Macht aus, eine lösende und eine bewahrende. Wohl allen, die sich nicht verderben mit den Dingen dieser Erde! Der Geist leidet sehr unter allzu sorgfältiger Leibespflege. Du musst das Zeitliche und Vergängliche nicht so wichtig finden. O, dass dein Geist kein Gefangener sei! Beschwere ihn nicht, gib ihm seine Freiheit, indem du das, was droben ist, suchest, der Gerechtigkeit nachjagest, im Heiligtum deinem Gott dich weihest und den Geist nährest mit dem Geiste, welcher aus der Schrift dem betenden Forscher zufließt. Heute gehört das Erbe zu unserer Hoffnung. Es ragt das Erbe hinein in unser Geistesleben. Wir sind auf der Heimreise; was am Ziele unser wartet, das erfüllt Herz und Sinn.

Matth. 5, 16

Lasset euer Licht leuchten vor den Menschen.

Wache, bete, arbeite! Was hat der Herr dir anvertraut? Werde dir dessen recht bewusst. Deine Gaben, deine Kräfte, deine Lebensstellung, dein Geld verwerte für den kommenden Herrn. Nimm tätigen Anteil am Durchbruch Seines Reiches. O, wie viele träge Jünger und Jüngerinnen leben nur sich selber! Darum ist es lebendigen Christen nicht wohl bei ihnen, ihre Atmosphäre ist drückend, ihr Geist ist eben nicht frisch, nicht ins Heiligtum hineinragend. Sind die Lichter brennend, so wird das Leuchten und das Zeugen durch Gewohnheit zur anderen Natur. Hüte dich vor allen, die sich nur immer des Verdienstes Christi getrösten und selber nichts tun wollen. Der Geist kommt da mit Macht, wo sich Organe zum Wirken für Ihn finden. Priesterkönige werden nicht in Plauderstündchen, sondern in Leidenstiegeln und auf den Schlachtfeldern des Herrn erzogen. Leuchte, wärme, belebe, sei's in der Küche, im Stalle, auf der Schreibstube, auf dem Katheder oder auf der Kanzel. Wo Gott dich hingestellt hat, da sei ein Licht .und ein Salz, ein lebendiger Brief Christi; das ganze Wesen, der ganze Wandel muss heilig, muss dem Herrn ähnlich sein. Das ist Bereitschaft. Wer aber leuchten, wärmen und beleben will, der kann nicht anders als demütig, im Worte forschend und alle Zeit betend sein. Er ist sich auch bewusst, dass er sogleich aufhören wird, ein Licht zu sein, sobald er aufgehört hat, sich von Jesus Christus durchscheinen und erleuchten zu lassen. Solltest du dereinst im Reiche Gottes eine Stellung einnehmen können, wenn du nicht jetzt schon für Ihn lebst und Seine Sache vertrittst?

Matth. 5,26

Du wirst nicht von dannen herauskommen, bis du den letzten Heller bezahlt hast.

Zwischen Tod und Weltgericht mag für die einzelnen Personen sehr viel liegen. Die Werke folgen nach in die Ewigkeit - wie die Saat, so die Ernte. Der arme Lazarus wurde sofort im Schoße Abrahams getröstet, und der reiche Mann, der ohne gute Werke starb, kam sogleich an den Ort der Pein. Wir sehen aus jener Erzählung, dass der Mensch im Tode keineswegs so unleiblich ist, wie dies viele so leichthin annehmen. Auch der Seele kommt eine gewisse Leiblichkeit zu. Es gibt jenseits des Grabes eine seelische Welt, in der alle Dinge sich vorfinden, die wir hier haben, nur dass sie seelischer Natur sind. Der Heiland spricht von einem Schuldturm, Kerker, von einer Art Zwangsarbeitsanstalt in der Ewigkeit. Nach der Gerechtigkeit Gottes muss auch der letzte Heller bezahlt werden. Da mag einer leichtsinnig Schulden machen oder auch auf andere Weise viele schädigen und dann denken und sagen, der Tod enthebe ihn aller Verbindlichkeiten. Er kommt aber aus dem Regen in die Traufe. Im Kerker der Ewigkeit muss er erst recht arbeiten, bis er den legten Heller erstattet hat. Nicht nur Verbrecher, auch allerlei nette, scheinbar brave und vornehme Leute kommen da schlecht weg, ihr Leben hat kein Ende; Mühe, Not und Jammer gehen dort erst recht an. Keiner kann sich durch den Tod der Gerechtigkeit Gottes entziehen. Jenseits des Grabes gibt es keine Ruhe für Leute, die in ihren Sünden sterben, und noch wartet das Endgericht auf sie! Strafe tragen ist keine Sühne für die Schuld; nur Christi Blut kann Sünden tilgen und vor Sünden bewahren.

Matth. 6, 33

Trachtet zuerst nach dem Reiche Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so werden euch diese Dinge alle hinzugetan werden.

Es hilft uns nichts, die geraden Wege Gottes zu verkehren. Hunderte trommeln jahraus, jahrein Geld zusammen für Weinbergsarbeit. Diese Arbeit nehmen sie Gott aus den Händen, die wollen sie tun. Um den Geist aber bemühen sie sich nicht halb soviel. Das erscheint ihnen unnüchtern, Gott müsse das geben, wann Seine Stunde komme. O, wie unbiblisch handeln auch eifrige Christen! Bemühe dich um das Reich Gottes und um seine Gerechtigkeit, bitte um das Pfand des Erbes, um den Heiligen Geist. Alles Übrige wird der himmlische Vater ohne eindringliches Flehen - und ohne dein Betteln bei den Menschen - hinzutun. Wann willst du in Gottes Hände kommen, wenn nicht heute? Wann willst du wie ein Kind sein, für das der himmlische Vater sorgen kann, wenn du jetzt das Irdische selbst verwalten willst? O flehe um des Erbes Pfand. Alles ist gewonnen, wenn dir der Heilige Geist gegeben ist. Und Er kehrt gerne bei dir ein, sei nur allezeit betend, richte deine Gedanken hin auf das Reich Gottes, hungere und dürste nach des Reiches Gerechtigkeit. Der Heilige Geist lehrt und leitet dich, lass Ihm nur Raum, und wenn du ganz auf die himmlischen Dinge bedacht bist, gibt dir der Herr täglich über Bitten und Verstehen, was zu des Leibes und was zu des Lebens Notdurft gehört. Wir dürfen besitzen, was Jesus besitzt. Seine Herrlichkeit ist auch unsere Herrlichkeit; Er will nichts für sich allein haben. Seine Güter sind auch die Güter Seiner Glieder. Wer im Lichte wandelt, geht ein in das Reich des Lichtes.

Matth. 7.3

Was siehest du den Splitter in deines Bruders Auge und des Balkens in deinem Auge achtest du nicht?

Das ist sehr traurig, wenn du dich an den Gläubigen ärgerst. Du kannst dich in ihren Versammlungen nicht wohlfühlen, weil du so vieles siehst, das dir anstößig ist. So ziehst du dich vornehm zurück, meinst, für dich leben und so besser gedeihen zu können. Warum hast du eher Gemeinschaft mit Weltkindern als mit Jüngern Jesu? Werde klar über diese Frage. Über Kälte klagen kalte Herzen. Über Lieblosigkeit seufzen eigensinnige „Fromme“. Über Zurücksetzung jammern ehrsüchtige Seelen. Sei doch ein Licht unter deinen Mitgenossen! Kannst du es sein? Die Fehler anderer sollen dir nur dein eigenes Herz zeigen. Wenn du richtig zum Heiland stehst, so bist du frei von der eitlen Selbstsucht und Herrschsucht, die andere nur richten kann. Gesegnet kann nur werden, wer die Gnade sucht; diese aber findest du da, wo sich Jünger im Namen des Herrn zusammenfinden. Wer Pech hat, bleibt leicht kleben und beklagt sich dann über den Nächsten. Du kannst dem Herrn nicht Wohlgefallen, wenn du nicht Sein Gebot hältst. „Liebet euch untereinander“, so lautet das Gebot für die Jünger. Viele Christen nehmen zusehends ab, weil sie für sich bleiben, weil sie an anderen nur Unvollkommenheiten sehen. Einspänner stehen in Gefahr, jenseits des Grabes gar einsam gestellt zu werden. Deine eigene Unvollkommenheit könntest du nicht besser zur Schau tragen, als du es tust, indem du über Kälte und Härte und Lieblosigkeit der anderen klagst. Werde demütig und rein, willig und gehorsam, so wird der Herr dich segnen, und du wirst ein Segen sein.

Matth. 7,13 u. 14

Der Weg ist breit, der zum Verderben hinführt. - Und wie schmal der Weg, der zum Leben hinführt.

Der breite Weg ist der Weg des Unglaubens, des Ungehorsams, des Widerstrebens gegen den Geist der Gnade. Es ist der Weg des Losgelöstseins von dem Herrn der Herrlichkeit und des Gebundenseins an den Satan. Los von Gott ist ein jeder, der Ihn nicht fürchtet, Ihn nicht liebt, Ihm nicht gehorcht. Der breite Weg ist der Weg der Sünde, der Lüste und der Begierden des Fleisches, des Wandels nach dem Laufe, nach der Art dieser „Welt“. Dieser Weg wird immer breiter; eine Sünde ruft der anderen; das höllische Unkraut überwuchert die Seele und erstickt alle besseren Regungen. Fern von Gott, unter der Herrschaft der Sünde verderben Geist, Seele und Leib. - Der schmale Weg hingegen ist der Weg des Glaubens an den Herrn, der Erkenntnis der seligmachenden Wahrheit, der Buße, der völligen Sinnesänderung, der freiwilligen Übergabe an den hochgelobten Seligmacher und Erlöser. Du findest diesen Weg schmal, wenn du ihn antreten sollst; aber du findest ihn lieblich und schön, wenn du mit Jesus eines Sinnes geworden bist. Der schmale Weg ist der Weg des Ausziehens des Leibes der Sünde, des dieser Welt Sterbens, des Kampfes mit Satan, Sünde und Welt, der Weg des Leidens und der Geduld. Er ist aber unentbehrlich, wir müssen ihn gehen, wie sollten wir sonst zum Himmel tüchtig werden? Nur wer kämpft und überwindet, wird in Jesu Reich ein Priester, ein König. Heute handelt es sich um den Gehorsam. Jesus ruft dir freundlich, aber sehr entschieden zu: Gehe ein! Jetzt gleich kannst und sollst du es tun.

Matth. 7, 15

Hütet euch vor den falschen Propheten.

Ohne Religion können die Menschen nie sein. Weder im Diesseits noch im Jenseits werden sie das fertigbringen. Warum muss der Antichrist einen Lügenpropheten haben? Weil der Mensch ohne Religion gar nicht sein kann. Und auch die abgefallenen Engel vermögen das nicht. Lies die Bibel und die Weltgeschichte einmal in diesem Lichte. Gerade in unseren Tagen liegt nun aber die Gefahr einer Vermischung und Verfälschung von Religion und Evangelium nahe. Viele wollen fromm sein, viele sind bemüht, Sünden mit einem glänzenden Flitter der Rechtschaffenheit, der Tugend und der Frömmigkeit zu umhüllen. Viele suchen den Segen Gottes, obwohl sie ganz auf das Irdische gerichtet sind. Hüten wir uns vor den falschen Propheten! Sie gebrauchen zwar die Bibel, aber ihr eigener Geist und der Geist dieser „Welt“ und der Geist des Teufels sprechen aus ihnen. Scheinbar lassen sie alles in der Bibel stehen, aber sie verfälschen doch das Wort des Herrn. Wenn in der Verkündigung des Wortes das teure Blut Jesu Christi und das Zeugnis von der Erneuerung durch den Heiligen Geist beharrlich fehlt, so ist große Vorsicht notwendig. Das Verwässern und Verschweigen der Wahrheit, das Umgehen der herrlichen Erlösung durch den Opfertod des Sohnes Gottes kommt einer Verfälschung des Wortes gleich und gehört zur Weltfrömmigkeit der falschen Prophetie. Wer aus Gott geboren ist, überwindet auch diese. Nur aus Gott Geborene können ihr süßes Gift, ihre verzuckerte Lüge schnell erkennen. Ihnen widerstrebt diese gemeine Art, mit Gottes Wort umzugehen, sie machen entschieden Front gegen die falsche Prophetie und rufen andern zu: Hütet euch vor ihr!

Matth. 8,24

Und siehe, es erhob sich ein großer Sturm auf dem Meere.

In Jesu Gemeinschaft bleiben die Stürme nicht aus. Es geht nicht immer ruhig her da, wo Er ist. Ja, es ist nicht unmöglich, dass sich ein großer Sturm gerade deshalb erhebt, weil du mit Jesus im Schiff bist! Die feindlichen Kräfte haben stets den Herrn umtobt. Von Seiner Geburt an bis zum Tode am Kreuz ging Er durch Wind und Wetter. Stürme sind also nicht ein Zeichen Seiner Abwesenheit, sie bekunden es eher, mit wem wir zusammen sind. Weltleute leben meist ruhiger als Christi Jünger. Viele meiden ja Seine Gemeinschaft gerade aus dem Grunde, weil sie ein bequemes Leben vorziehen. - Es kam sogar so weit, dass das Schifflein mit Wellen bedeckt ward. Das war schlimm! Wer Ähnliches durchlebt hat, weiß etwas zu sagen von der Angst der Seele mitten in den Wassern großer Trübsal. Alles scheint verloren zu sein, alles ist erregt und empört sich gegen das Leben der Jünger. Mit Wellen bedeckt ist das Schiff, nichts als den Tod sehen die Geängstigten vor sich. Solche ernste Lebenslagen können urplötzlich eintreten. Heute bist du noch freudig im Glauben, morgen vielleicht schon erschreckt dich ein großer Sturm, und trübe Wasser bedecken dein schwaches Boot; nun sind die Tiefen deiner Seele aufgewühlt wie die Wasser des Meeres. „In der Welt habt ihr Angst.“ Bis an die Seele können die Todeswasser gehen! Doch nur getrost; Er spricht nur ein Wort, und alle Wellen legen sich. Wir sind beim Herrn. Er ist der Mann im Schiff, auf sein Wort tritt eine große Stille ein.

Matth. 8,24

Er aber schlief.

„ Er aber schlief.“ Das bringt der Heiland fertig. Er kann schweigen. Er ist im Schifflein, aber Er tut, als ob Ihn dies alles nichts anginge. Ganz still verhält Er sich; wie ganz allein sind jetzt die Jünger! Und das gerade in der allerschwierigsten Lage! Es muss eben kund werden, was in unsern Herzen ist. Dieses scheinbare Verlassensein, während doch in Wirklichkeit Jesus nahe ist, gehört zu unserer Erziehung. Werde nur nicht irre an Ihm in diesen heißen Proben. Zur Bewährung sind sie da! - Und Seine Jünger sprachen: „Herr, hilf uns, wir gehen zugrunde!“ Kurz und sehr bestimmt sind diese Hilferufe aus tiefer Not. In der Not Ihn anrufen, das ist erlaubt. „Ihr sollt mir keine Ruhe lassen, bis ich mich über Zion erbarme“, spricht der Herr. Nur von Ihm kommt dir Hilfe. Er ist ja bei dir, rufe nur, Er ist deine Zuflucht. Wenn die Wasser dich wegzuschwemmen drohen, klammere dich an Ihn und sprich:

Herr, hilf mir! „Und Er sagte zu ihnen: Was seid ihr so furchtsam, ihr Kleingläubigen?“ Ach, wie diese Worte trösten! Sie klingen zwar wie ein Tadel, aber sie bringen Frieden ins Herz. In großer Not stellt sich der Glaube oft als noch klein heraus, aber wer sich gläubig an Christus wendet, erlebt, dass Er, der Herr, Sein Schweigen bricht und Sein Zuspruch wird zum Labsal. „Dann stand er auf, schalt die Winde und das Meer, und es ward eine große Stille.“ O, welch eine Freude, den Herrn für uns aufstehen zu sehen! Mit Winden und mit Wasserwogen geht Er um wie mit bösen Buben. Den dahinterstehenden feindlichen Mächten gilt Sein Beschelten, und sie gehorchen.

Matth. 9, 2 und 5

Deine Sünden sind dir vergeben, stehe auf und wandle.

Krankheiten können Strafen und Gerichte wegen begangener Übertretung sein. Gott ist gerecht, Er kann die Sünde nicht ungestraft lassen. Auch liegt die Strafe nicht selten schon in der Übertretung selbst. Jede Sünde birgt in sich ihren gerechten Lohn. In vielen Fällen sind leider arge Krankheiten da“ bittere und einzige Erbe, das Kinder von ihren Eltern überkommen haben. Denken wir nur an manche Fallsüchtige, deren Mütter leichtsinnig und deren Väter elende Trinker, vielleicht zornwütige und fleischlich gereizte, schnell leidenschaftlich aufgeregte Trinker waren. Ein Heer von Übeln würde von der Erde nach und nach verschwinden, wenn wir mäßig, züchtig, keusch, rein und gerecht, sanftmütig und von Herzen demütig zu leben verstünden, wenn wir beharrliche Überwinder wären! Sowohl die geistigen als auch die fleischlichen Sünden zerstören den Organismus und ziehen festgesetzte Strafen nach sich. - Was aber ist zu tun, wenn nun jemand einen Fluch oder eine Strafe zu tragen hat, oder wenn es ihm ist, als stehe er im Gericht? Wenn Krankheit und Krankheiten dich niederbeugen, was dann? Heilung begehrst du! Dein Gott allein vermag den Fluch hinwegzunehmen, Er allein kann die Strafe erleichtern oder abkürzen oder sie gar, wenn die Buße gründlich ist, erlassen. Von den Sünden abzulassen, ist deine erste Pflicht. Solange dein Herz und deine Phantasie, dein Wille und dein Sinn nicht geändert, nicht geheilt sind, kann Gott die Last nicht von dir hinwegnehmen. Der Herr will und kann heilen; willst und kannst aber du von deinen Sünden ablassen?

Matth. 10, 32

Wer mich bekennet vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater.

Wer den Herrn vor den Menschen bekennt, der hat eine köstliche Verheißung. Wir dürfen dessen versichert sein: was Er zusagt, hält Er gewiss. Er will so von dir reden im Himmel, dass du Seine Freude, Seine Ehre, Seine Krone auf Erden seiest, dass Er eine große Liebe zu dir habe und dich als einen echten Jünger erkenne. Wie du unter deinen Mitmenschen des Lobes deines Herrn voll bist, also ist auch der König aller Könige vor dem Vater im Himmel voll Rühmens deinetwegen. Tief ist dein Name in Seinem Herzen, immer wieder redet Er von dir. Verleugne ich Ihn aber auf Erden, dann verleugnet Er mich im Himmel, verschweige ich Seinen Namen vor den Menschen, so spricht Er nicht gut für mich beim himmlischen Vater, schäme ich mich Seiner unter den Sündern, so schämt Er sich meiner vor den heiligen Engeln. Den Herrn vor den Menschen bekennen heißt: Unter allen Umständen zu Ihm stehen, Seine Schmach tragen mit Freuden, durch Wort und Tat die Zugehörigkeit zu Ihm an den Tag legen. Ihn verleugnen vor den Menschen heißt: Schweigen vor Ihm, sich Seiner schämen vor den Menschen, indem wir uns so verhalten, als wäre uns Jesus eine gleichgültige Person, als wären wir nicht Seine Jünger. Im treuen Bekenntnis liegt Seligkeit, weil wir dadurch Stellung nehmen für den Herrn, unser Herz in Ihm befestigen, den Feind schlagen und durch solches Reden dem Geiste Gottes in uns Raum machen; aber es muss von Herzen, in Glauben und Liebe geschehen. O verherrliche allezeit deinen Herrn!

Matth. 11,28-30

Ich will euch Ruhe geben.

Wir haben Ruhe in Gott nach Maßgabe unseres Seins in Ihm. Der Anfänger kann aufgeregt sein; wer rein ist von den Sünden durch das Opfer Christi, der ruht in Gott. Manche sind jahrelang fromm, und doch kennen sie die Ruhe noch nicht. Warum? Sie sind nicht abgewaschen vom Zorn, vom Neid, von lieblosen Urteilen über andere. Die Sünde herrscht noch in ihren Gliedern, darum sind sie unruhig und unselig. Wessen Übertretungen vergeben sind, dessen Herz findet Frieden in Gott. Dieser Friede wächst. Er wird tiefer, umfassender, völliger, je länger und treuer wir wandeln vor Ihm. Aber erst dann wird die Ruhe des Volkes Gottes vollkommen sein und den ganzen Menschen erfüllen, wenn wir Jesus in Seiner Herrlichkeit sehen werden und als Verklärte stehen dürfen vor Seinem Angesicht. Menschen, die in Gott ruhen, kennst du daran: sie werden nicht mehr zornig, böse, bitter, nicht mehr hochmütig und verzagt. Freilich nur solange, als sie sich vom Heiligen Geist regieren lassen. Dennoch genießen sie die Ruhe erst vollkommen im ewigen Leben. Auch ihr Herz hat noch ungestillte Tiefen. Je erprobter unser Glaube ist, desto bestimmter und ausgeprägter ist auch unser Verlangen und Sehnen nach der Vollendung, nach dem Schauen Gottes. „Wir möchten sehen dein Angesicht!“ seufzen wir. Darum nur getrost, wenn wir Jesu Eigentum sind und in Gottes Wegen wandeln, werden wir mehr und mehr und endlich ganz zur Ruhe kommen im dreieinigen Gott. Der Vater führt zum Sohne, und wenn Jesus durch den Heiligen Geist sich hat offenbaren können, dann führt Er hin zum Vater. Gott aber ist unser seliges Ziel.

Matth. 11, 29

Denn ich bin sanftmütig.

Sanftmütig und zugleich einladend steht Jesus hier vor uns. Manche halten sich für sanft, wenn sie teilnahmslos zusehen, wie andere des Herrn Kriege führen und Schlachten schlagen. Weit gefehlt! Eine feige Natur mag solches Betragen an den Tag legen, Sanftmut nicht. Berufene können dem Fortgang des Werkes Christi nie gleichgültig gegenüberstehen. Sie dürfen nicht mit verschränkten Armen zusehen, was andere leisten. Auch haben sie sich frei zu halten von dem gefährlichen Wahn, als mache sich alles nur so von selbst nach einem unabänderlichen Rat und Willen Gottes. Ebenso dürfen die Begnadigten keine Kellerpflanzen sein. An die freie Luft gehören Gottes gerechte Pflanzungen. Im Geistesleben ist die Entfaltung und Entwicklung sehr wichtig. Mit stillem Schweigen ist noch lange nicht alles getan. Schweigen kann eine schmähliche Verleugnung des Herrn und der Zugehörigkeit zu seiner Gemeinde bekunden. Wenn Sünden und Laster um uns her im Schwange gehen, dürfen wir nicht schweigen. Sollte dir diese Sprache fremd klingen? Jesus ist der Sanftmütige. Schaue hinein in Sein Leben, und du verstehst, was ich sage. Er war keineswegs empfindlich. Und wie energisch ist Er den Pharisäern entgegengetreten! Schwache Jünger aber konnte Er tragen, und Er trug sie mit großer Geduld. Dies ist der rechte Priestersinn. „Ich habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre“, sagte Er zu Petrus. Wir verspüren und erkennen es, dass wir Ihm auch hierin durchaus ähnlich werden müssen. In der Gemeinschaft mit Ihm nur wirst du Seiner Natur teilhaftig.

Matth. 12,50

Wer den Willen tut meines Vaters im Himmel, der ist mein Bruder.

Es ist gewiss, dass Nachfolger Jesu im Tun des Willens Gottes ihre höchste Freude finden. Diesen Willen zu kennen, muss ihnen deshalb sehr angelegen sein. Da uns nun Gott Sein Wort als den Ausdruck Seines Willens gegeben hat, so muss uns nichts so sehr am Herzen liegen als das treue Forschen in dem Buche Seiner Offenbarung. Wer dies versäumt oder darin nachlässig ist, kann keinen bleibenden Frieden haben, folgt seinem eigenen Willen und weiß darum wenig von der Seligkeit des Gehorsams gegen den himmlischen Vater. Lassen wir das Wort Gottes nicht von unserem Munde kommen, so offenbart sich uns der Herr immer klarer. Dann lebt Sein Wort in uns und Sein Geist beherrscht uns. Lernbegierige Kinder Gottes mit zartem Gewissen kommen am weitesten; des Herrn Geist teilt sich ihnen mit, indem sie sich Ihm öffnen und den eigenen Willen Seinem Willen unterordnen. Wer nicht fleißig und betend die Bibel liest, täuscht sich, wenn er sagt, er liebe Gott. Denn das ist die Liebe zu Gott, dass wir Seine Gebote halten, und diese Gebote sind in der Heiligen Schrift verzeichnet. Du sollst auf diesem Felsengrunde stehen, auch dann, wenn solche, die dich den Weg des Lebens gelehrt haben, vom schmalen Pfade wieder abtreten. Nicht an Menschen, an Christum sollst du glauben, und wenn du an Ihn glaubst und mit Ihm verbunden bist, kannst du treu sein, wenn auch andere untreu werden. Unser Friede hangt nicht von Personen, er hängt von dem ewig treuen Christus ab. Wir sind Seine Brüder und Schwestern, so wir tun, was er gebietet.

Matth. 13,4

Indem Er säete, fiel etliches auf den Weg.

Auf den Weg fällt manches Wort. Da bleibt es denn auf der Oberfläche liegen; das Wort wird nicht durch Gebet und Gehorsam vertieft. Andere Dinge sitzen fest in Kopf und Herz, aber Göttliches findet keinen Raum. Schnell schwärt die Zunge wieder allerlei unnötiges Zeug. O, wie hart sind die Wegherzen! Immer wieder die nämliche Wahrnehmung, immer wieder der alte, traurige Kreislauf: Du sitzest da, scheinst zu hören, gehst hinaus, sinnest und redest über ganz andere Dinge. Der Teufel liebt deine Art, deinen Selbstbetrug, er nimmt schnell das Wort hinweg, und es bleibt auch diesmal wieder völlig wirkungslos an deinem Herzen. Wirst du böse, wenn ich dir diese Sünde aufdecke? Ach, bedenke es wohl, tue ernstlich Buße, widerstehe dem Teufel, so wird er von dir fliehen. Verzweifle nicht an dir selber, siehe nur zu, wie du zuhörest. Höre recht, höre mit dem Herzen, höre so, dass das Wort in dir bleiben kann. Vertiefe durch stilles, betendes Nachsinnen das gehörte Wort, so kann es der Teufel nicht hinwegnehmen; er möchte es stehlen. Welch einen hohen Wert setzt der Herr auf das Bleiben Seines Wortes in uns! Wenn Sein Wort nicht in uns bleibt, so kann Er auch nicht in uns sein, so haben wir kein Leben in uns. Jeder Fortschritt zu Gott hin, jeder Fortschritt im Heilsleben hängt von unserer Stellung zum Worte Gottes ab. Gott will, dass du selig werdest. Du sollst es zu Herzen fassen und immer festhalten: Jesus Christus, mein Gott und Heiland, will, dass ich gerettet werde. Fällt diese Botschaft bei dir auf einen hartgetretenen Weg?

Matth. 13.16

Selig sind eure Augen, dass sie sehen, selig sind eure Ohren, dass sie hören.

Des Gläubigen Augen sehen den Erlöser, den Heilbringer. Jesus übt eine Anziehungskraft auf ihn aus, er lässt sich ziehen, kommt Ihm näher und wie ein Schüler sitzt er zu Seinen Füßen. Er hört Seine Stimme, ewiggültige Worte des Lebens, und sie werden Geist und Leben in ihm. Einst sammelten sich Tausende um unseren Herrn, alle schienen zu hören; aber nur wenige hörten recht. Matthäus 13, 13 und 16 sagt Jesus: Ihre Augen sind geschlossen, sie können das Heil nicht sehen, ihre Ohren sind verstopft, hörend hören sie nicht. Und selbst im engeren Jüngerkreise war es so. Judas sah und hörte jahrelang; aber er ging dennoch hin ins Verderben. Die anderen hörten dasselbe, und sie gelangten zur Seligkeit und Herrlichkeit. Unter denselben Verhältnissen, unter demselben Schalle des Evangeliums, bei demselben reichgedeckten Gnadentische werden die einen Feinde und die anderen Freunde Jesu. Weil denn unter den Sehenden und Hörenden ein großer Unterschied ist, weil unter derselben Lebenssonne Judas ein Teufel, die anderen Jünger aber Söhne Gottes werden, darum bezeichnet Jesus das rechte Sehen als ein seliges Sehen und das rechte Hören als ein seliges Hören. Solches Sehen und Hören bringt göttliches Leben, und dieses Leben nährt sich fort und fort in seligem Sehen und in seligem Hören. Sei glücklich und guten Mutes, deine Augen und deine Ohren wurden durch Gottes Gnade für Ihn geöffnet. Bald naht für dich der selige Augenblick, da du den König der Könige wirst ewig schauen dürfen in Seiner Schöne und Herrlichkeit.

Matth. 13,19

Darnach kommt der Arge und raubt das, was in sein Herz gesät ist.

Flüchtiges Wesen, zerstreuter Sinn machen selbst bei vielem Hören und Lesen das Herz leer. Wir können die heiligen Engel Gottes anziehen und auch von uns treiben. Und wir können dem Teufel das Herz verschließen, oder ihm mutwillig und leichtsinnig Raum machen. Durch Scherze, die sich nicht ziemen und unnützes Reden, durch den Schwatzgeist, durch eitle Gespräche, sündliche Gedanken und unheilige Gefühle und noch durch manches andere vertreiben wir den Heiligen Geist. Zugleich aber wird dadurch der Feind ermutigt, Seele und Leib zu umgarnen und zu vergiften. Ein leeres Herz ist eine große Gefahr. Der Fürst der Finsternis wird angezogen, die Eingangstore stehen ihm offen. - Du verdrängst Gott, wenn du selbstsüchtig, fleischlich, hochmütig, zornmütig bist. öffne dich dem Herrn und Seinem Geist, indem du alles tust im Namen Jesu, deine Gedanken auf Ihn gerichtet hältst, vor Ihm wandelst, in Ehrfurcht von Ihm sprichst und Sein Wort im Herzen bewegst. Wenn Jünger nicht mit sanftem und stillem Geiste vor Gott wandeln, wenn sie ihre Arbeit nicht dem Herrn tun und sich den Flattergeistern öffnen, betrügen sie sich selbst, ihr Herz wird zur offenen Landstraße für Gedanken, Gefühle und Empfindungen, die von Gott und Seiner Liebe scheiden. Darum wird die Seele zu einer dürren und versengten Aue. Darum lass deinen Herrn um dich und in dir sein. Er will ja in Seinen Jüngern wohnen. Möge Er dein ganzes Wesen in Besitz nehmen dürfen!

Matth. 13, 23

Er höret das Wort, gehet hin und bringet Frucht.

Du liesest und hörest Worte des Lebens, ein zündender Funke teilt sich deiner Seele mit, tiefe Eindrücke hat Gottes Wort in dir hinterlassen. Jetzt ist eine Verbindung mit dem Herrn möglich; der Augenblick ist sehr wichtig Gehst du dann wieder auf etwas ganz anderes über, auf gleichgültige und fleischliche Dinge, so erlischt das Gnadenlicht. Es wird auf diesem Gebiete viel gesündigt. Während du stundenlang verweilen kannst bei äußeren, sinnlichen Sachen und dadurch den Geist dieser Welt in dir festhältst, vermagst du es nicht, nur auch eine Viertelstunde nachzudenken über das, was dir Gott soeben gesagt hat. Darum dämpfest du den Geist und Sein Wirken an dir. Gib deine Oberflächlichkeit auf! Die Eindrücke des Heiligen Geistes wollen vertieft, nicht ausgelöscht sein. Der Herr kann dich ja nicht zu einem geistesstarken Jünger machen, wenn du nicht bleibst an Seiner Rede. Maria bewegte die gehörten Worte in ihrem Herzen. Tue desgleichen. Gehe auf die Knie mit dem, was dich erfasst und bewegt hat. Bleibe im Worte, vertiefe es ernstlich, dann wird der Heilige Geist über dich kommen. Er wird dich erfüllen und in dir bleiben. Wie der Weltgeist in dir bleibt dadurch, dass du in den irdischen, sinnlichen, fleischlichen Dingen beharrest, also wird auch Gottes Geist in dir bleiben, wenn du Gottes Worte in dir bewahrst und mit Ernst und Beharrlichkeit den Herrn allein begehrest und suchest. Leuchtet dir das ein? Kannst du es verstehen? Willst du diesen einfachen Weg sofort betreten? Willst du ein geistgesalbter Christ werden?

Matth. 13,45

Das Reich der Himmel ist gleich einem Kaufmann, der schöne Perlen suchte.

„ Als er nun eine köstliche Perle gefunden, ging er hin, verkaufte alles, was er hatte, und kaufte dieselbe.“ Geradeso hat Er selbst, der treue Heiland, es gemacht. Die Ihm vom Vater bestimmte Brautgemeinde ist Seine Perle. Diese liebt Er über alles. Um dieser Perle willen hat Er Großes getan. Der himmlische Kaufmann hat Seine Gemeinde mit Seinem eigenen Blut erkauft. - Aber, sprichst du, wie kommt doch Er, den alle Engel Gottes anbeten, dazu, in mir eine Perle, eine köstliche Perle zu erkennen? Bin ich doch so eigensinnig, so ungehorsam, so stolz, so ganz und gar nicht ein Mensch nach dem Herzen Gottes! Hat Er sich wohl nicht getäuscht in mir? Siehe, das alles und noch weit mehr weiß der Allsehende wohl. Seine erwählte Perle liegt im Schmuse, und sie ist sehr unkenntlich für Menschenaugen; aber das hindert Ihn nicht, sie schön und köstlich zu finden. Er hat ein Mittel bei sich selbst gefunden, jegliche Unreinigkeit gänzlich zu entfernen, der Perle Seine eigene Natur mitzuteilen und sie so fleckenlos rein und glänzend zu machen, dass Er Sein eigenes Bild in ihr erblicken kann. Dem Blute Jesu Christi kann kein Flecken widerstehen. Der Herr weiß, was Er aus dir zu machen vermag! Das sei dir genug. Wenn du nur Seine Perle sein willst, so hat es für Ihn keine Not mehr, Er wird dich so leuchtend und prächtig herzustellen wissen, dass alle heiligen Engel, hoch entzückt über deinen Anblick, Gott preisen. Weinen vor Freude kann ein Herz, das diese Liebe in sich bewegt. Wie wird diese kostbare Perle des himmlischen „Kaufmannes“ dereinst glänzen!

Matth. 15, 22

Meine Tochter wird vom Teufel übel geplagt.

So klagte jene Mutter unserm hochgelobten Herrn. Es gibt Geister der Krankheit. Vom Teufel geplagt, übel geplagt sein, das ist schwer, sehr schwer! Gott will in uns wohnen, der Teufel will das auch, daher sucht er überall Eingang. Uns, die wir den Herrn fürchten, ist's ein Schmerz, Christen um uns her fleischlich reden zu hören. Wir wissen, leichtfertige Leute öffnen sich mit ihrem Tun dem Teufel, machen ihm Raum in der Welt. Aber er plagt nicht alle in gleicher Weise. Auf gewisse Leiber gewinnt er eher Einfluss. Furchtbar ist die Verwüstung, die „der Fürst der Finsternis“ im menschlichen Organismus anrichtet. An Zerrüttung hat er Freude. Manche sind leider seit Jahren Gebundene Satans! Ein trauriges Dasein! Durch Sünde geschwächte Leiber können leicht unter die Macht und Herrschaft dieses Riesen kommen. O, dass wir nicht von diesem unheimlichen Gebiet reden müssten! Aber wir können diesen Verwüstungen unser Auge nicht verschließen, und wenn wir Gefahr sehen, ist es heilige Pflicht, laut zu warnen. - Ist Heilung möglich? Gottlob! ja. Mit Macht gebietet Jesus den unreinen Geistern -, und sie fahren aus. Und wo es sich um Plagereien handelt, kann Sein Machtwort, Sein Eingreifen Freiheit bringen. Wir können den lebendigen Gott bitten, dem mächtigen Erlöser Gelegenheit geben, unter uns zu sein. Dann geht Kraft von Ihm aus. Mit Fasten und Beten lasset uns dem Herrn nahen, wenn es gilt, alte Bande zu lösen. Es wird in jedem Falle einen harten Kampf kosten. Wohl dem, dessen Leib aus aller Gewalt der Finsternis erlöst ist!

Matth. 16.24

Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst.

Einen großen Fehler begehen viele Jünger Jesu dadurch, dass sie von Gott immer erwarten, Er werde sie plötzlich mit Seinen Gnaden überschütten und ihnen eine solche Geistesfülle schenken, dass sie für alle Zeiten mehr als genug hätten. Nur durch fortgesetzte Selbstverleugnung, durch täglichen Gehorsam gegen den Herrn, durch beharrliches Tun Seines Willens, durch williges Bleiben unter der heilsamen Zucht des Geistes können Gläubige innerlich Fortschritte machen. Stündlich sein eigenes Herz überwinden, fröhlich sein Kreuz tragen, treu sein in allen Pflichten gegen Gott und den Nächsten, in allen Mühen und Sorgen betend mit dem Heiland verbunden bleiben -, das ist für Christi Jünger der Weg zur wahren Seligkeit inmitten eines bewegten Lebens! Übergib dich deinem Herrn völlig, und dann sei Ihm getreu; suche nichts Auffallendes, erwarte nichts mächtig Großes, sei ein Kind deines himmlischen Vaters und betrage dich als solches, sei täglich in allen Dingen von Jesus abhängig. Gläubige Seelen sind sofort selig, wenn sie auf Jesum blicken und alles stündlich in Seiner Furcht und in Seiner Gnade überwinden. Jesus sagt: „Wenn jemand mir nachkommen will, so verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich täglich und folge mir nach.“ Luk. 9, 23. In dieser täglichen Nachfolge Jesu werden Jünger voll des Heiligen Geistes, genießen Frieden und sind wahrhaft glücklich. O, seien wir wachend, betend, treu, so wird der Gott der Liebe und des Friedens mit uns sein! Erfasse nur deinen Heiland und bleibe Ihm in kindlichem Glauben verbunden.

Matth. 17.8

Sie sahen niemand als Jesum allein.

Ohne Jesum gibt es kein seliges Leben, ohne Ihn ist es kalt, eine eisige Luft erfüllt und umgibt uns, ja, ohne Ihn ist's finster und Nacht. Ein trauriges Dasein haben wir im Erdenleben ohne Jesum, und wie schaurig ist die Ewigkeit ohne Ihn! - Alle, die aufrichtig und anhaltend flehen, werden nicht nur erleuchtet, sondern sie empfangen auch Gotteskraft, das erkannte Gute zu vollbringen und ihren Vater im Himmel durch einen heiligen Wandel zu preisen. Dann ist's nicht kalt und finster, es ist warm und helle in und um uns. Treue Seelen brechen durch bis zu einem vollen Gnaden- und Geistesleben, bis zum seligen Kindschaftsstande. Zerstreuung lahmt, öffnet das Herz dem Teufel und macht unglücklich; Einkehr in Gott stärkt, lässt Gottes Gemeinschaft schmecken und erfreut das Herz. In Gott zu ruhen ist Seligkeit, und dies geschieht dadurch, dass wir uns von Seinem Worte und Geiste erfüllen lassen und gesammelten Herzens bleiben. Solche Christen sind ein guter Geruch Christi. Sie bringen Gott Frucht. Ihr Einfluss auf andere ist segensvoll. Wie Gott wirksam ist in ihnen, so ist Er es auch durch sie. Dies gehört zu einem seligen Leben! Wer jetzt Gottes Wort als seine Freude und Weide hat, wem's zur seligen Gewohnheit geworden, dem Herrn zu singen und zu spielen in seinem Herzen, der wird jetzt als Gesegneter des Herrn den Namen Christi verherrlichen und dereinst auf den Lichtgefilden mit verklärter Zunge seinen Gott und Heiland in lieblichen Lob- und Dankgesängen preisen. Unser Wille bleibe auf den Herrn gerichtet, und Er sei und bleibe ohne Unterlass unseres Herzens lichte Sonne!

Matth. 18,20

Wo zwei oder drei versammelt sind in Meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.

Unsere religiösen Versammlungen dürfen nicht formell, äußerlich, nicht bloße Gewohnheit und fromme Übung sein. Wir müssen es wissen, dass wir im Namen Jesu zusammenkommen. Sein Wohnen und Wirken in unserer Mitte muss uns die Hauptsache sein. Der Herr ist da, wir sind um Ihn versammelt, das bewege und erfülle Herz und Sinn. Wie ganz anders klingen jetzt unsere Lieder! Ihm singen wir. Im gemeinsamen Gesang liegt eine große Macht, wenn die Herzen gesammelt und auf den Herrn gerichtet sind. Das Gebet sei Anbetung, Lob Gottes. Alle dürfen mitsingen, alle sollen auch mitbeten. Empor zu Gott die Herzen, Ihm gilt der Lobgesang, Ihn beten wir an! Dann soll Christi Wort reichlich unter uns wohnen, Prediger und Zuhörer sich unter das Wort stellen. Seid stille, achtsam, betend, denn der Herr redet. Gerade im Wort will Er selbst nahetreten, will Er Seine Gegenwart offenbaren, Leben in die Herzen gießen. Versammelt in Jesu Namen, spüren und empfinden wir Gottes Gegenwart. Wir vergessen die Welt, wir kommen heraus aus den eigenen Gedanken; wir lassen uns füllen von Gottes Wort und Geist. Und das Wort tut Wunder; es schafft und kräftigt die Gesundheit, erfrischt den Geist, die Seele und den Leib. Verschlossen nach unten, offen nach oben, weg den Blick von der Erde, empor das Herz zum Herrn, das ist ja eine der ersten Bedingungen, direkte Segnungen und Gaben zu empfangen. Erwarte viel, komm als einer, der sich auf Sein Wort verlässt. Nichts ist Ihm unmöglich, nichts will Er uns vorenthalten

Matth. 18, 20

Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen. da bin ich mitten unter ihnen.

Wenn wir als Jünger des Herrn in Seinem Namen versammelt sind, Ihm singen, vor Ihm die Knie beugen, „der da tot war und ist wieder lebendig geworden“, wenn unser Sehnen dem Auferstandenen gilt -, dann senken sich die Himmel wieder in unsere Mitte, eine Tür aus der stillen Ewigkeit tut sich auf, dann ist der Unsichtbare da, Kräfte Gottes wirken, Leib und Seele werden fröhlich im Herrn. „Mitten unter den goldenen Leuchtern seiner Gemeinden wandelt Er, die Gemeinschaft der Heiligen ist Sein Gebiet. Wir sollten mehr Gewicht darauf legen, im Namen des Herrn beisammen zu sein. Hier weicht der Böse, hier dringt Licht hinein in die Finsternis, Pilger ziehen Gottes Lebenskräfte an, Kranke genesen, Teufel fahren aus -, hier wird es offenbar:

Jesus lebt und tut sich unter seinen Jüngern kund. Das ist heilige Bewegung von oben. Musst auch du sein in dem, das des Vaters ist? Bist du gern mitten unter Jesu betenden Brüdern? Merkst du hier die Nähe dessen, nach dem auch deine Seele dürstet? Ist dein Herz dem Lebensfürsten zugetan, neigt es hin zu ihm? Darf Er jetzt Besitz von dir nehmen? Je nach dem Stande unseres Glaubens wirkt Sein Nahesein auf uns. Suchende finden Gnade. Wer mit stillem Geiste und gesammeltem Gemüte seinen Willen auf Jesum richtet, wird Lebenskräfte in sich aufnehmen. O, wieviel Freude bringen diese inneren Vorgänge, diese Umwandlungen in des Heilands Gemeinschaft! Neues Leben macht das Herz fröhlich. Versäume nicht, diesen Gewinn dir anzueignen in der Gemeinschaft der Kinder Gottes.

Matth. 21,5

Dein König kommt zu dir, sanftmütig.

Ist der König- sanftmütig, so muss es auch die Braut sein. Diesen Schmuck kann die Braut nicht entbehren. Sie will dem königlichen Bräutigam gefallen, darum lernt und zieht sie auch Sanftmut an. Er schenkt ihr diesen kostbaren Schmuck. Alle sind bestrebt, in der Sanftmut und in der Demut zu wandeln und Ihm zu dienen. Jesus war stets sanftmütig und von Herzen demütig. Die Braut Christi findet im Stillesein ihre Kraft. Sie trachtet darnach, in allem den Willen Gottes zu tun. Im ruhigen, klaren Wasser kann sich die Sonne spiegeln, und in stillen Herzen kann sich der Herr offenbaren. Sabbatstille und heilige Liebe erfüllen das Herz der Braut; so gefällt sie ihrem Bräutigam. Diese Herzensstille verschließt dem Feinde die Eingangstüren. Wie wohl ist es uns, wenn Sinnen und Denken in Jesus verankert sind, wenn der Wille stets auf Ihn gerichtet bleibt! Wir öffnen uns der himmlischen Welt, wenn wir stille sind vor Gott. So lasst uns die rechte Stille zu ernster Arbeit und nicht die Zerstreuung suchen. Ein unbedingtes Vertrauen ist ein weiteres Stück des Brautschmuckes. Die Braut kann ihrem Bräutigam vertrauen. Misstrauen liegt ihr ferne. Sie kennt nicht nur Jesu Liebe, sie kennt auch Seine Macht. Für sie wird alles im Himmel geordnet. Eine selige Stellung verleiht und schafft dies kindliche Vertrauen. Geht es zuweilen auch durch harte Proben, zuschanden wird bräutliches Vertrauen nie. „Der Herr wird alles wohlmachen“, spricht die Braut. Und Er tut es zu Seiner Ehre und zur Verherrlichung Seines Namens.

Matth. 24, 44

Darum seid auch ihr bereit.

„In Wort, in Werk, in allem Wesen sei Jesus - und sonst nichts zu lesen.“ Sind wir so gestellt, so genießen wir schon etwas von des Wartens köstlicher Frucht. Was wollen wir denn, wenn der Herr kommt? Wir wollen bei Ihm sein immerdar. Kann jetzt der Herr bei uns sein alle Tage? Bewegen wir diese Frage betend! Lasset uns täglich also leben und wandeln, dass der Heilige bei uns sein kann! Die Gegenwart dessen, der Augen hat wie Feuerflammen, ist unerträglich den Jüngern, die nicht reines Herzens sind. „Kaufet die Zeit aus.“ Wozu? Zur Reinigung, zur Übung in der Gottseligkeit, zur Aneignung der teuren Verheißungen. Übt euch täglich im Halten und Tun der Gebote Jesu; in Seinem Worte, in Seiner Liebe zu bleiben, ist Christenpflicht, ist die nächstliegende Aufgabe aller Jünger. Das Warten ist kein Müßiggang. Weil Gott in euch wirkt, darum wirket euer Heil mit Furcht und mit Zittern. Viele Gnadenschätze sind den Berufenen aufgeschlossen durch den Opfertod, die Auferstehung und durch den Heimgang unseres Herrn. Kommt - und nehmt! Mit dem rechten Warten verbindet sich ein Sichvertiefen in das Heil Gottes. Sei hierin fleißig, treu, beharrlich, dann hast du keine Zeit für nichtige und eitle Dinge. Der köstliche Brautschmuck will in Geduld angezogen sein. Er liegt vor uns in Jesus, dem Geliebten. Mach dich bereit, deinem König zu begegnen. Wenn du's ernst nimmst mit Jesus, ist dir jede Stunde unentbehrlich und kostbar. Weh dem, der nicht bereit ist, wenn der Ruf erschallt: der Bräutigam ist da!

Matth. 25.4

Die Klugen nahmen Öl in ihren Gefäßen samt ihren Lampen.

Das heilige Öl ist wohl nichts anderes als der Heilige Geist, wie Er uns unter innigem Gebet und durch das Wort Gottes aus Gnaden geschenkt wird. Auch die törichten Jungfrauen hatten zuerst Öl in ihren Lampen und wussten wie die Klugen ganz gut, dass sie ohne dasselbe dem Bräutigam unmöglich entgegengehen können. Die Gemeinschaft, in der du stehst, die Verbindungen, die du hast und pflegst, bilden und gestalten deine Seele und machen, dass ein ganz bestimmter Geist in dir wohnt. Der treue Gebetsumgang mit Gott und die Pflege der Gemeinschaft mit geistgesalbten Christen mehren in dir die Gabe des Heiligen Geistes. Wenn wir vom Kommen des Geistes zu uns reden, so denken wir zunächst an das Herz. Was liegt da näher, als unter der Lampe eben das Herz zu verstehen? „Eure Lichter seien brennend“, sagt der Heiland. Unsere Herzen sollen, des Geistes voll, brennen und einen hellen Schein geben, sollen leuchten zur Ehre Gottes. Das Gefäß für den Ölvorrat dürfte wohl der Leib sein. Wo der Leib ein Tempel Gottes ist, wo er durchtränkt und durchwohnt ist vom Heiligen Geiste, da kann es dem Herzen niemals, auch zur Mitternachtsstunde nicht, an Öl gebrechen. Die Frage: Bist du bereit? geht also nicht nur die Seele, sie geht auch den Leib an. Vergiss es nicht! Aus den köstlichen Oliven des Wortes Gottes suche täglich möglichst viel Öl zu gewinnen, damit dein Gefäß voll werde.

Matth. 25.7

Da erwachten die Jungfrauen alle und rüsteten ihre Lampen.

Was die Braut Christi betrifft, so habe ich den Eindruck, dass schon viele, abgewaschen von ihren Sünden und versiegelt mit Heiligem Geiste, dazu gehören und dass sich in unseren Tagen unter allen Bekenntnissen Leute finden, die in Wahrheit Gotteskinder sind. Gegen die Halbheit und Lauheit der Frommen dürfen wir die Augen nicht verschließen; wir dürfen aber ebensowenig die Tatsache verkennen, dass sich gerade jetzt viele aufmachen, ihrem Herrn zu folgen. Während das innere Leben bei vielen abnimmt, hat Jesus eine Herde, die Ihm nachfolgt, Schafe, die Seine Stimme hören, Leute, die Seiner harren, ein Volk, dem Er sich mitteilen kann. Überall sammeln sich kleinere und größere Häuflein, die Sein Wort halten und Seinen Namen nicht verleugnen. Der Heilige Geist ist sehr tätig, für Jesus ein Volk zu erziehen, zu heiligen, zu erfüllen, das mit dem Heiligen Geiste übereinstimmt und schon mit Ihm ruft: Komm, Herr Jesu! Die Jungfrauen sind unverkennbar in allen Landen am Aufwachen, viele sind eifrig beflissen, ihre Gefäße zu füllen, ihre Lampen zu schmücken, sich fertig zu machen, bereit zu sein, dem Bräutigam entgegenzugehen. Die Zeit bricht an, wo die Gläubigen nicht nur zusammenkommen, Missionsfeste zu feiern, sondern wo sie sich sammeln, um sich persönlich dem Herrn zu weihen und sich vom Heiligen Geiste erfüllen zu lassen. Wie stehst du? O bleibe nicht zurück, lass dich mitziehen, damit auch du bereit seiest. Der Herr wird siegen; Er bricht sich mächtig Bahn!

Matth. 25, 10

Und die Türe ward verschlossen.

Welche Freude, welch ein Siegesjubel unter denen, die eingehen zur Hochzeit des himmlischen Bräutigams! Der in ihrem Herzen eingekehrt ist, kommt nun als Bräutigam. Er ist bei ihnen, und sie sind bei Ihm! Den König sehen sie nun in Seiner Schöne! In Verklärungsherrlichkeit umgeben sie Ihn, der ihre Seele gewaschen hat in Seinem Blute. „Vater, ich will, dass die, die Du Mir gegeben hast, Meine Herrlichkeit sehen“, hat einst Jesus inbrünstig gefleht. Und nun ist diese Seine Bitte erfüllt. Die Klugen schauen Ihn und Seine Herrlichkeit, ja, sie sind unzertrennlich und ewig Ihm verbunden. „Und die Tür ward verschlossen.“ Welch ein Rahmen für die Brautgemeinde Jesu! Da beginnt für sie ein Neues! Und was wird dies göttlich Neue alles in sich schließen? Das tiefe Bewusstsein der Sicherheit durchdringt sie. Satan kann ihnen in keiner Weise mehr nachsehen. Sie sind vollkommen und auf ewig geborgen. „Und die Tür ward verschlossen!“ Welche Verwirrung unter den Törichten! Verschlossen! Was muss da das Herz, den ganzen Menschen durchbeben! Ein heiliger Ernst tritt da allen Jesusjüngern entgegen. Es gibt ein „Zu spät!“ Das Locken, Mahnen, Ziehen, Einladen des Heilandes findet einen Abschluss. Dem zaudernden „Nicht-recht-wollen“ wird bald ein markerschütterndes „Nicht-mehr-können“ folgen. Wer jetzt auf des Herrn Stimme nicht hören will, dem ruft Er dann zu: „Ich kenne dich nicht!“ Was willst du anfangen, wenn Jesus nichts mehr von dir wissen will? - Ringe danach, dass du jetzt durch die enge Pforte eingehst. Kaufe die Zeit aus; denn es ist böse Zeit.

Matth. 25, 21

Du bist über Weniges treu gewesen.

Leute mit wenig Gaben und geringen Kräften sind dem Reiche Gottes oft nützlicher und förderlicher als andere, die sehr vorteilhaft ausgerüstet sind. Wir sollten ja nicht das ansehen, was uns zu mangeln scheint, sondern vielmehr das in Betracht ziehen, was Gott gerade uns anvertraut hat. Es will uns oft scheinen, als ob wir, wenn der Herr uns das und das verliehen hätte, mehr ausrichten könnten; aber unter solchen Verhältnissen, sagen wir, in denen wir uns jetzt befinden, könne nicht viel erzielt werden. Von solchen Gedanken müssen wir uns losmachen. Die Frage ist: Wie viel kann ich zur Verherrlichung Gottes beitragen mit dem, was ich habe? Die Nützlichkeit für den Herrn und für Sein Reich hängt weniger von den Gaben, als hauptsächlich von der Treue ab. Die Treuen und Beharrlichen erhalten Siege. Wer den Herrn erkannt hat und mit unverbrüchlicher Treue an Ihm hängt, der wächst und gedeiht. Wer treu ist, kommt vorwärts, arbeitet und' gewinnt viel für den Herrn; er überwindet die Welt und die Mächte der Finsternis. Wer treu ist, gleicht dem Licht, das weithin leuchtet. Über solchen Menschen öffnet sich der Himmel, göttliche Kräfte strömen durch ihre Wirksamkeit in die Welt, die Macht der Finsternis muss zurückweichen; fort und fort wird sie dadurch angegriffen, zurückgeworfen und überwunden. Treue Beter sind das Salz und das Licht der Welt. Die Ewigkeit wird das klarmachen, wieviel wir der treuen Fürbitte zu verdanken haben. Es ist unberechenbar, von welcher Tragweite diese Treue ist, und wieviel Gott durch die Geringsten ausrichten kann.

Matth. 25. 36

Ich war krank, und ihr habt Mich besucht.

Wenn wir Jüngern Jesu begegnen, die durch viel Not und Trübsal hindurch müssen, so wollen wir an das Wort denken: Welche der Herr lieb hat, die züchtigt Er! Wir wollen uns nicht abwenden von Mitpilgern, die schwere Wege zu gehen haben. Vielmehr sollten wir uns zu ihnen hingezogen fühlen und sagen: Der ist in großer Not, Gott muss etwas Gutes in ihm entdeckt haben, darum läutert Er ihn. Wenn es der Herr für der Mühe wert hält, ein Herz in Seine besondere Schule zu nehmen, so wollen wir Gemeinschaft pflegen mit solchen Lieblingen Gottes. Sie selbst halten sich jetzt freilich für dessen unwürdig, sie können Bruderliebe kaum verstehen und kommen sich elend und gering vor. Aber desto mehr ist es für sie eine nicht geringe Erquickung, wenn wir ihnen innige Liebe erzeigen und brüderlich mit ihnen umgehen. Wer im Tiegel heißer Leiden, schwerer Krankheiten, niederbeugender Misserfolge schmachtet, der weiß die Gemeinschaft der Gläubigen zu schälen. Bete mit den Betrübten, sie werden dankbar sein. Lies ihnen einen Bibelabschnitt vor; wie oft fällt so das Wort in einen wohlzubereiteten Boden. Und wenn du es vermagst, so singe den Elenden kräftige Jesuslieder, sie werden neuen Mut gewinnen. Teilnahme tut allen wohl, wenn die Hitze der Trübsal groß wird. Rede freundlich mit den Müden; sie bedürfen keiner Schläge, sie brauchen Balsam auf offene Wunden. Nicht Feuer, heilend öl bringe den Brüdern im Leidenstiegel. Es ist nicht unsere Sache, Christen zu schmelzen und zu zerschlagen, der Herr selbst läutert die Seinen, aber Er macht dadurch die arme Seele helle und weiß, wie Silber geläutert wird.

Matth. 27, 46

Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?

„ Ich und der Vater sind eins“, sagte Jesus. Er tat allezeit den Willen seines Vaters; nichts störte die innigste Liebe und Harmonie zwischen Vater und Sohn. Als Jesus aber Seinen Lauf beinahe vollendet hatte, umgaben Ihn Leiden ohne Zahl; alles schien sich wider Ihn zu verbinden. Judas hatte Ihn verraten, Petrus Ihn verleugnet, die Jünger verließen Ihn und flohen, die Obersten des Volkes verurteilten den größten Wohltäter Israels, obschon jedermann von Jesu Unschuld überzeugt war. Und in der entsetzlichsten Lage, am Marterpfahl, entzieht Ihm auch der Vater Sein Nahesein! „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ tönt es erschütternd und herzbeweglich vom Kreuz herab. Sollte dieses Erleben, diese Lage des Gott-Menschen nicht eine unvergessliche Predigt für jeden Menschen sein? Aller Sünder Sünden warf der Herr auf Ihn. Da stehen wir nun unter dem Kreuze unseres Stellvertreters und sehen, lernen und erkennen, was es Ihn gekostet, der Menschheit Versöhner und Seligmacher zu sein. Die Strafe lag auf Ihm, damit wir Frieden hätten. Verlassen ist Er von Gott, um zu sühnen den Frevel unserer Loslösung von Gott. Einsam ist Er, um uns die Gemeinschaft mit Gott zu ermöglichen. Seine Gottverlassenheit gilt uns! Die Schuld ist nun abgetan, der Fluch beseitigt, wir können nun leben in der Gemeinschaft mit Gott. Darum war Jesus von Gott verlassen, damit alle, die sich Ihm hingeben, bleibende Gemeinschaft mit Gott hätten.

Matth. 27, 52

Und die Gräber öffneten sich.

Dies Wort deutet an: Nicht nur unser Herr und Heiland ist in verklärtem Leibe im Himmel, auch Menschen sind bereits den Banden des Todes auf immer entronnen und der göttlichen und himmlischen Natur teilhaftig geworden. Sie besitzen und genießen schon die Herrlichkeit der Gotteswelt. Diese Tatsache ist wunderbar für alle denkenden Christen. Sie zeigt uns den Zusammenhang der Heiligen mit dem heiligen Herrn in seiner ganzen Tragweite, in seinen tiefen und hohen Folgen. Der Herr will sich selbst die Seinen ähnlich machen. Er zieht sie zu sich empor, dass sie Sein Angesicht zu schauen vermögen. Begnadigte Sünder aus der Sündenwelt werden einst neben Christus auf dem Throne der Herrlichkeit sitzen. Durch Jesu Auferstehung hat der durch die Sünde in die Welt gekommene Tod den ihn vernichtenden Schlag erhalten. Der Träger und Tilger der Schuld vermag auch das schauerliche Ergebnis der Sünde zu beseitigen. Viele Leiber der entschlafenen Heiligen sind auferstanden, berichtet Matthäus. Dadurch hat der Tod einen gewaltigen Riss erhalten. In nicht gar ferner Zeit wird der Tod den zweiten Stoß empfangen; da wird er denn aufgehoben für alle, die an der ersten Auferstehung teilhaben werden, Dem Zeitpunkt der Auferstehung der Heiligen sind wir nun jedenfalls sehr nahe gerückt; und dies sollte all unser Denken und Streben bewegen. Wann die Auferstehung der Gemeinde erfolgt, werden wir dann dabei sein oder zurückbleiben?

Quelle: Hauser, Markus - Hoffnungsblicke

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