Hauser, Markus - 58. Andachten zum Hebräerbrief

Hauser, Markus - 58. Andachten zum Hebräerbrief

Hebr. 1,14

Die Engel sind ausgesandt zum Dienste um derer willen, die ererben sollen die Seligkeit.

Engel Gottes sind den Menschen ähnliche Personen in den oberen Welten. Sie stammen nicht von einem Blute ab wie die Menschen, sondern ein jeglicher von ihnen ist ein von Gott einzeln ins Leben gerufenes Geschöpf. Die Lichtwelt ist dieser Lichtwesen. wonnevolle Heimat. Ehe Menschen waren, hat sich eine uns unbekannte Zahl der Engel Gottes von Gott losgesagt. Sie traten in Feindschaft gegen ihren Schöpfer, sammelten sich um den größten Widersacher des Herrn und sind nun mit ihm ausgeschlossen aus den reinen Himmeln der Gott getreuen Engel. Mit dem „Fürsten der Finsternis“ sind sie nun unter dem Himmel die listigen und boshaften Verführer der nach Gottes Bilde geschaffenen Menschen. Sie umschwärmen und umgarnen die Sünder, bestärken sie in ihrer Bosheit, treiben sie an zu Finsterniswerken und befestigen sie in ihrer Weltliebe und in ihrem Fleischesdienste. Die Engel Gottes aber haben ein hohes Interesse an der Rückkehr der Gefallenen zu ihrem himmlischen Herrn und Gott. Wo einem Menschen die Augen geöffnet werden für Sünde und Gnade, für Tod und Leben, für Knechtschaft und Freiheit, wo eine Seele ihr Lossein von Gott, ihre Gebundenheit mit Sündenketten betrauert, wo ein Sünder Buße tut und aus der Finsternis, in der er liegt, heraustritt, da sind Gottes Diener, Seine getreuen Engel, bereit. Licht hineinzuströmen in die wirre Seele und ihr beizustehen wider die Ränke der sie bindenden Finsternismächte. Bußfertige Sünder sind der Gegenstand der Freude aller Engel. Sie sehnen sich nach Menschen, die vom Satan los sein wollen.

Hebr. 4,6

So lasst uns nun hinzutreten mit freudiger Zuversicht.

Wenn wir Gelegenheit haben, lautere Jünger Christi kennenzulernen, wenn wir in ihr Gebetsleben einen Einblick gewinnen, so gelangen wir zu der Erkenntnis, dass solche Beter um so freudiger werden, je anhaltender sie beten. Inbrunst und Kraft des Geistes nehmen zu, indem wir kindlich beten. Unterbrechungen hemmen den Geistesstrom. Je weniger einer betet, desto mehr nimmt der Zug und Trieb zum Gebet ab, endlich sinkt es zur bloßen Form herab. Bete, bete immer wieder, rede herzlich mit deinem Gott, so wird Beten deine Freude und Wonne werden. Die Offenbarung Gottes in uns während des Betens bringt es mit sich, dass die Freudigkeit nicht ab- sondern zunimmt. Weil wir damit die Gemeinschaft mit Gott pflegen, erfahren wir Seine erwärmende, freudig machende Liebe. Der Umgang mit dem liebsten Freunde, mit Jesus Christus, wird zur unentbehrlichen Seligkeit. Die Nähe Jesu macht das Herz immer weiter, daraus fließt immer neue Gebetsfreudigkeit. Ewige Anbetung Gottes ist der höchste Genuss. Je mehr wir darüber nachdenken, was alles verhindert wird durch das Gebet ohne Unterlass, desto stärker wird das Verlangen nach diesem Seelenzustand. Die Sünde kann nie eine Macht werden, wo ohne Unterlass gebetet wird. Und wenn Menschen wider einen solchen Beter aufstehen, so können sie ihn nicht überwinden; sie müssen mit all ihrer List zuschanden werden, weil ihn eine feurige Mauer umgibt. Auch kann Satan mit seinen Lockungen und Versuchungen nicht aufkommen. Gott ist mit dem Beter, wer will wider ihn etwas ausrichten?

Hebr. 4,7

Heute, wenn ihr Seine Stimme hören werdet, so verstocket eure Herzen nicht.

Für den einzelnen Menschen ist von Seiten des Herrn der Augenblick der Bekehrung dann gekommen, wenn Jesus vor seiner Tür steht und anklopft. Sobald des Herrn Wort zur Buße und Umkehr klar und bestimmt an einen Menschen ergeht, kann und soll er sich auch bekehren. Nicht wir erwählen den Herrn, Er erwählt uns; aber Ihm glauben, Ihm gehorsam sein sollen die Berufenen, und zwar zur Stunde, da Er sie zieht. Gott würde dich nicht rufen, wenn du nicht jetzt gleich Ihm folgen, Ihm dich ergeben und Sein Heil annehmen solltest. Er hat dich zur Kindschaft und zum ewigen Leben bestimmt, darum beruft Er dich, und es liegt an dir, auf Seinen Liebeswillen einzugehen und Seiner Stimme unverzüglich zu folgen. Wenn ein Vater sein Kind ruft, so soll es Antwort geben und auf das hören, was der Vater ihm sagt. Verzug ist Ungehorsam und kann bittere Folgen haben. Wenn an eine Tochter eine Anfrage zur Ehe ergeht, so kann sie dies nicht gleichgültig lassen; offenbar ist sie genötigt, eine klare, bestimmte Antwort zu geben. Und wenn nun der Herr um deine Seele wirbt, wenn Er dich zu einem Gliede Seiner Brautgemeinde machen will, solltest du Ihm dann nicht bald eine entscheidende Antwort zuteil werden lassen? - Wir haben in der Heiligen Schrift köstliche Beispiele von solchen, die dem anerkannten Willen Gottes sofort nachgekommen sind. Christus ist unsere Erlösung, wer an Ihn glaubt, der ist gerecht! O nimm dein „Heute“ wahr, so wirst du die Kraft des Heiligen Geistes empfangen und fröhlich sein.

Hebr. 5.12

Ihr seid solche, die Milch nötig haben und nicht starke Speise.

Es ist beklagenswert, dass so viele Christen auf den unteren und untersten Stufen der Jüngerschaft stehen bleiben. Immer und immer wieder fangen sie von vorne an, und wir warten bei ihnen mit Schmerzen auf den Freudenbericht: Ich habe Ihn erfasst, Er ist nun auch mein Heiland, mein Herr und mein Gott! Wie traurig ist es, zehn und zwanzig Jahre lang zu Jesu Füßen zu sitzen und dabei gar nicht vorwärtszukommen! Liegt da nicht die Gefahr sehr nahe, auch nicht bereit zu sein, wenn Jesus wiederkommt? Es ist ganz gewiss, dass die Entschiedenen freudig auf den Herrn warten. O traut doch eurem Herrn! Glaubt doch dem, der euch mit ewiger Liebe liebt! Gebt euch Ihm hin und bleibt dabei: Ihr seid des Herrn, und der Herr ist euer! Die des Heils gewissen Christen schaffen nicht mehr in gesetzlicher Weise ihr Heil, sie nehmen die Kräfte der Gnade an. Diese zweite Stufe in der Schule Jesu gilt es täglich zu gehen, wo man nicht nur lernt und wieder vergisst, sondern wo man lernt und zugleich übt, wo man das ewige Leben im Glauben ergreift und nun lebt, wo man glückselig ist, weil man durch Gottes Gnade mit Fleiß und Treue Gottes Willen zu tun befähigt ist. Man tut gewisse Tritte und hat Freude, dass man in der Wahrheit wandeln, das Wort als Brot des Lebens täglich nehmen darf und wachsen darf in allen Stücken. Schwach und elend bleibt, wer immer nur hört und liest, aber nie gläubige, entschiedene Schritte tut in den Dingen, die ihm gezeigt worden sind. Unnormal ist der Christ, der immer nur ein „Kindlein“ bleibt und darum nur „Milch“ zu sich nehmen kann.

Hebr. 7,26

Da er immerdar lebt, um sie zu vertreten.

Dass ich einen lebendigen Herrn und Heiland habe, ist meine Trostquelle Tag für Tag. Ich will auf diesen Heiland blicken, und siehe da, ich lebe, mein Leben wird froh in Ihm; Jesus lebt für mich. O Freudenwort! Alle Sorgen gehen unter in meinem Herrn, Er ordnet mein Leben, Er wird noch alles herrlich hinausführen. Gelobt sei Er! In Dankbarkeit will ich leben und wandeln als vor dem Angesichte des für mich lebenden Herrn. Du kannst mich nie vergessen, und ich will auch Deiner stets eingedenk sein, ich will im Glauben wandeln Tag für Tag vor dir. O seliges Leben in und mit dem lebendigen Christus! Wohl allen, die auf Ihn vertrauen! Du hast den Glauben, darum wirst du es auch reichlich erfahren, dass Jesus der Lebendige ist. Jünger, warum zweifelst du? Jesus lebt für dich. Sei nicht traurig; siehe, dein Gott selbst macht dich fröhlich! Geh aus dir selbst heraus, gib hin dein düsteres Wesen! Vom Zweifel lebst du nicht, die Gnade nährt und sättigt dich. Bald bist du nicht mehr müde, verzagt, kraftlos, wenn du den Lebendigen dein Licht, dein Heil, deinen Trost sein lassest. Die Sünder macht Jesus selig, die Verlorenen sucht Er, das Verirrte will Er wiederbringen, die Kranken will Er heilen, der Bekümmerten erbarmt Er sich. Darum sei fröhlich und jauchze in dem lebendigen Gott! O glückliche Jüngerschar, dein Herr und Meister lebt; du kannst dich freuen. Mein Heiland, du bist der Lebendige, sei mein Leben in Zeit und Ewigkeit! O schöner Tag, an dem ich Jesum, den Auferstandenen, sehen werde von Angesicht zu Angesicht. Komm bald und nimm mich auf, du mein Leben!

Hebr. 10,9

Siehe, ich komme, o Gott, Deinen Willen zu tun.

„ In diesem Willen sind wir geheiligt durch das Opfer des Leibes Jesu Christi, ein für allemal.“ Das sind erquickende Worte! Wer daran festhält, der ist heraus aus dem Übel, denn Jesus ist sein Heil und seine Sonne. Unser nunmehriges Verhältnis zum Herrn hebt das frühere Verhältnis zur Sünde auf; wir sind jetzt Christi und nicht mehr der Sünde Knechte; in Jesus sind wir gerecht, und in Ihm sind wir auch rein und heilig. Des Kampfes sind wir jedoch in dieser Gnadenstellung nicht enthoben. Solange wir noch pilgern, ficht Satan unsere Seelen an. Den Heiligen ist Geduld vonnöten, denn der Kampf zieht sich in die Länge. Sie sind aber stets des Sieges gewiss, insofern sie beständig aufsehen auf Jesum. Vertrauen zu Ihm, Aufblick auf den Sieges- und Lebensfürsten ist die Losung der Gläubigen. Der Arge kann sie nicht antasten, wenn sie in Jesus bleiben. Er will die Seinen bewahren, von ihnen aber hängt es ab, sich bewahren zu lassen. Das Gebet ohne Unterlass und das treue Forschen in der Heiligen Schrift ist ein kräftiges Mittel wider die Anstürme der Hölle. Das ist sonnenklar, kein Geheiligter fällt ungewarnt und ungemahnt in Sünde. Gott ist sehr treu! Der Heilige Geist tut alles, um die Kinder des Höchsten in Gott zu erhalten und sie im Kampfe wider die Sünde zu ermuntern und zu stärken. Wie eine Mutter mahnt und tröstet Er. Werde nur stille, damit Er reden kann; widerstrebe dem Heiligen Geist nicht! Und wo der Herr dir es klarmacht, dass du dich verfehlt gegen Ihn, da säume nicht, Buße zu tun. Ein bußfertiger Sinn macht angenehm vor Gott. Er übt Erbarmen, wenn sich ein Kind reuevoll beugt.

Hebr. 10,14

Mit Einem Opfer hat Er die, welche geheiligt werden, für immer vollkommen gemacht.

Was Lämmerblut niemals vermochte, das hat das kostbare Blut des einzigartigen Lammes, des Gotteslammes, bewirkt. Vor Grundlegung der Welt, also ehe der Riss zwischen Gottheit und Menschheit entstanden war, hat sich Gott selbst für uns ein Lamm ersehen zur Sühne für unsere Sünden. Alles Blut, das im Alten Bunde nach Gottes heiliger Ordnung vergossen wurde, sollte hinweisen auf das Blut Jesu Christi; alle gottesdienstlichen Schlachtungen sollten in der Schlachtung dieses Gotteslammes ihre wahre Bedeutung und Vollendung finden. Nur die Kraft des Blutes Jesu versöhnt völlig und auf immer mit Gott. Um dieses Opfers willen kann Er uns nahetreten, auf Grund dieses Blutes können wir Gemeinschaft mit Gott haben, um dieses Blutes willen kann Er uns vergeben, kann Er uns so lieben, als wären wir Seine gehorsamen Kinder geblieben. Die Versöhnung durch das Opfer Christi bringt uns in den Vollgenuss der Liebe und des Friedens Gottes. Die Kraft des Blutes Jesu tilgt nicht nur unsere Schuld, sie reinigt auch unsere Herzen von der Sünde. Der Herr will ein reines, heiliges Volk haben, Leute, die im Lichte stehen und im Lichte wandeln. Wahrhaft Erlöste sind frei; die Sünde lebt nicht mehr in ihnen, und sie hat keine Macht und keine Herrschaft mehr über sie. Damit ist nicht gesagt, dass solche Jünger Christi vollkommen seien. Sie stehen in der Entwicklung, aber die Bedingungen eines gesunden Wachstums sind nun vorhanden. Nicht nur an Alter, auch an Gnade, an Erkenntnis, an Gottinnigkeit nehmen sie zu.

Hebr. 10,37

Nur noch eine ganz kleine Zeit, so wird kommen, der da kommen soll.

Wie traurig! Tausende vertändeln ihre „kleine“ Zeit. Wozu sind wir denn in der Welt? „Schaffet eure Seligkeit mit Furcht und mit Zittern.“ Wir sind in der Welt, damit wir durch Christi Blut gerettete Gotteskinder werden sollen und zu Gottes Ehre leben. So kaufet die Zeit aus! Bald wird keine Zeit mehr sein. Darum seid treu mit der Zeit, die ihr jetzt habt. Die Wartenden sehen, was zu tun ist, und sie wirken, solange es Tag ist. Sie sehen die große Ernte und die nur wenigen Arbeiter; darum sind sie viel im Gebet und immer an der Arbeit. Sie schöpfen täglich aus Jesu Lebensfülle, und es geht von ihnen eine Kraft aus, die sich als Gottes Kraft ausweist. Sie nehmen und geben, bitten und wirken, wandeln im Licht und leuchten; der Herr ist in ihnen, und Er wirkt durch sie. „Der Meister kommt“, sprechen sie, „und wenn Er kommt, soll Er uns an der Arbeit finden.“ Sind sie auch siebzig Jahre alt, so könnten sie für noch siebzig Jahre Arbeit genug vor sich sehen. Die Gnade fließt zu denen, die Gnade nehmen, die Arbeit erschließt sich allen, die treu dem Herrn in Seinem Werke dienen. Wachende Christen arbeiten nach innen an sich selbst und nach außen für den Anbruch und Durchbruch des Reiches Gottes. Die kleine Zeit und das große, herrliche Christuswerk stehen immer vor ihrer liebedurchglühten Seele. Menschen mit geöffneten Augen leben nicht sich selber, nicht dieser „Welt“, nicht der Sünde, nicht der Eitelkeit, sie leben dem Herrn. Ihre Zeit und Kraft und ihr Vermögen gehören Ihm und Seinem Werke. O freuet euch, Jesus kommt wieder!

Hebr. 11,1

Der Glaube ist eine Überzeugung der Dinge, die man nicht sieht.

Der Glaube ist ein Geschenk Gottes. Weil Gottes Gnade an uns wirkt, darum können wir glauben. Die Heilige Schrift würde nicht sagen: „Wer da glaubt, der wird selig werden“, wenn Gott nicht allen Menschen die Möglichkeit zum Glauben anbieten wollte. Der Glaube ist die Fähigkeit, mit Gott in Verbindung zu stehen. Er ist ein Überzeugtsein von den Dingen, die man nicht sieht. Er ist ein Hangen an Gott; der Glaube steht mit Gott im Zusammenhange. Er ist ein rückhaltloses Vertrauen auf Gott, ein Blicken auf Ihn. So ist der Glaube das Band, das uns mit Gott verknüpft, die Hand, mit der wir Ihn und Seine Gaben ergreifen. Außerordentlich wichtig ist es nun, dass diese Gabe des Glaubens in uns vermehrt, gestärkt, ausgebildet und zu einer gewaltigen Kraft werde. Unser gegenwärtiges und zukünftiges Schicksal hängt hiervon ab, ewiges Leben oder ewige Verdammnis. Der Glaube wird nicht von heute auf morgen das, was er sein soll; er ist entwicklungsfähig, muss sorgfältig gepflegt werden und wird nur durch fortgesetzte Speisung stark, groß und mächtig. Gott gibt uns Sein Heil und Seine Gaben nach der Schwäche oder Stärke, nach der Kleinheit oder Größe unseres Glaubens. Nach dem Maße unseres Glaubens verherrlichen wir Ihn, und nach dem Maße unseres Glaubens kann Er uns gebrauchen. Wer die Heilige Schrift nach dieser Richtung erforscht, der wird erkennen, wieviel von unserem Glauben abhängt.

Hebr. 11,10

Abraham wartete auf die Stadt, deren Schöpfer und Erbauer Gott ist.

Er wusste also schon vom himmlischen Jerusalem und richtete seinen Glaubensblick der Heimat zu. In der Opferung seines einzigen Sohnes, den er lieb hatte, bewies er seinen Gehorsam, seinen Glauben, seine völlige Hingabe an den Herrn. Wartende haben Gott vor Augen, sie eilen Ihm zu. Darum lieben sie Ihn so sehr, dass sie alles hingeben können für Ihn. Der Herr konnte mit Abraham verkehren und ihn segnen, weil er glaubte, weil er die Verheißung ergriff und auf die Stadt Gottes wartete. Er war ein Glaubensmann und er konnte warten; darum schämte sich Gott nicht, der „Gott Abrahams“ genannt zu werden. Wir werden glaubensstarke Leute, Wartende, wenn wir die bestimmten und klaren Gottesverheißungen wie ein Lebenswort in uns aufnehmen, ohne mit der Zeit zu rechnen, die uns von der Erfüllung trennt. Die Verheißungen sind das helle Licht der Wartenden, darum wandeln sie sich nicht in Finsternis, wenn auch die Tage böse sind. Das sehen wir auch bei Jakob, der bei seinem Lebensende als ein Wartender seinem Sehnen Ausdruck gab. Er hatte den Geist der Weissagung, sah das Heil kommen, darum redete er vom Friedefürsten: l. Mose 49, 10. Jakob wartete auf das Heil, seine Seele ward lebendig und fand Tröstung und Kraft -, mag es gleich noch tausend Jahre dauern, bis die Erfüllung kommt! Wir vergessen ja auch, wenn wir die Sonne sehen, wie weit entfernt sie ist, und doch freuen wir uns. Jakobs Auge haftete auf dem, der da kommen sollte, auf dem „Helden aus Juda“. Und das deinige? Auf wen wartest du?

Hebr. 12,2

Aufblicken auf Jesum.

Der Herr ist dein Hirte, dein Hort und deine Zuflucht, Er ist dein Teil. Es ist uns alles Heil bereitet und aufgeschlossen in Jesus. Dafür aber müssen wir nun sorgen, dass wir Seine Gaben und Gnaden hineinziehen in unsere Seele. Von den Wogen weg blicke auf den Herrn. Von den Mängeln und Gebrechen deiner Seele weg blicke auf den Herrn. Von den Leiden, Nöten und Krankheiten deines Leibes blicke hinweg auf den Herrn. Und in aller deiner Arbeit und Mühe halte den Blick fest auf Ihn gerichtet. Bringe alles mit Ihm in Beziehung, flehe um Licht, um Kraft, um Hilfe. Wir sind der Hilfe beraubt, wenn wir zweifeln; wir werden mutlos und verzagt, wenn wir uns von den Sorgen einnehmen und einschließen lassen; wir machen eine Scheidewand zwischen uns und Jesus, wenn wir an irgendeiner Sache hängen bleiben. Das, was uns mangelt und drückt, was uns fehlt und quält, bereitet dem Herrn keine Schwierigkeit, Er ist und bleibt der Allmächtige; was Ihn aber hindert, einzugreifen, das ist unser Eingenommensein von der Krankheit, oder von dem Ungemach, oder von den Schrecknissen der Seele. Reiße dich los von dir selbst, denn Jesus lebt, Jesus liebt, ist dir nahe, ist allvermögend; auf Ihn blicke, mit Ihm rede, Ihm vertraue! Der überwindet die Welt, der auf nichts achtet als auf Christus allein. Da, und nur da, tut Er Großes. Wir müssen nicht immer mit den Verhältnissen rechnen, das bannt an die Erde; wir sollen aber immer auf den Heiland blicken und Ihn hochhalten, das macht fröhlich und heiter. Sollte Ihm etwas unmöglich sein?

Hebr. 12,4

Ihr habt noch nicht bis aufs Blut widerstanden im Kampf wider die Sünde.

Wachet und betet, ruft uns der Meister zu. Wer wacht und betet, den bewahrt Gott. Wenn wir aber nicht in Jesus bleiben, sondern unsere Festung verlassen, kann uns Satan unvermerkt überfallen. Zurückgebliebene Wurzelfasern früherer Sünden bilden immer wieder eine Angriffsmöglichkeit für den Feind. Die wunde Stelle ist der Anfechtung Eingangstor. Wir müssen uns selber genau kennen. Worin bist du besonders schwach und anfechtbar? Ist es nicht auffallend, wie manche Jünger bis zu ihrem Lebensende immer und immer wieder mit ein und derselben Sünde zu kämpfen haben? Was ist da zu tun? Wenn der Feind gegen dich aufsteht und es dir ist, als müssest du doch noch fallen, so nimm zu Gott deine Zuflucht und ersuche Gotteskinder um ihre Fürbitte. Entdecke ihnen deinen Jammer, verrate den Feind, mache offenbar seine Gedanken und Pläne. Wer ein teilnehmendes Herz findet, wird bald den Sieg erlangen. Aber es gilt lauter und aufrichtig zu sein. Wer mit der Sünde spielt, darf keine Hilfe wider sie suchen. Den Aufrichtigen lässt es der Herr gelingen Wo zwei zusammenstehen, ist der Sieg gewiss. Endlich wirst auch du bis aufs Blut widerstanden haben Durch Gottes Gnade wirst du gerade darin stark, worin du früher schwach warst. O, wie lobst du nun Gott! Und du weißt es jetzt aus eigener Erfahrung, was es ist um die Gemeinschaft der Heiligen. Der Herr ist mitten unter den Seinen, darum gewinnen sie den Sieg über Sünde, Welt und Teufel. Wie ein Hirt seine Herde, also will auch der Herr Seine Schafe weiden.

Hebr. 12,8

Bleibet ihr ohne Züchtigung, so seid ihr nicht Söhne.

Neubekehrte sollten diese Worte immer wieder lesen, erwägen, beherzigen. Sie geben über vieles Licht und Aufschluss. Finden nicht manche deiner Herzensfragen hier ihre Lösung? Noch sind wir nicht am Ziele, wenn wir uns zum Herrn bekehrt haben. Das vergessen wir gar leicht. Der Herr will aber Sein angefangenes Werk nicht liegen lassen. Die Vollendung der Seinen bietet Schwierigkeiten, aber sie muss allen Ernstes ins Auge gefaßt werden. Auch hierfür sind wir Ihm zu Dank verbunden. Auf den wunden Fleck legt der große Arzt Seinen Finger. Er will uns aufmerksam machen auf das, was noch erlangt werden soll. Die Reinigung unseres Wesens ist aber mit Schmerzen und Demütigungen verbunden. Die Bewährung erfordert anhaltenden Fleiß und große Treue. Das Überwinden geht fort bis zum legten Atemzuge und kann sich ohne heiße Kämpfe und schwere Proben nicht vollziehen. Es handelt sich eben nicht um ein Schablonenchristentum, es muss alles durchgekämpft und das Göttliche durch Glaubenstreue immer tieferes Eigentum unseres Wesens und Charakters und Geistes werden. O, wie viel wird hierin gefehlt! Neubekehrte werden nicht selten in den Wahn eingewiegt, als ob ihnen Gott alles nur so mitteilen und eingießen könnte. Wie ganz anders aber gestaltet sich die Wirklichkeit! Wandle im Licht, nimm jede Züchtigung dankbar an. Sobald wir widersprechen und widerstreben, öffnen wir uns der bösen Geisterwelt und verschließen uns dem Herrn. Es kann ohne Züchtigung nicht abgehen. Genügen aber Winke, so greift der Vater nicht zur Rute. Höre des Geistes zurechtweisende Stimme!

Hebr. 13,9

Es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde.

Baue ja nicht auf deine Gefühle, sie sind wechselvoll, vieles wirkt auf uns ein, von dem wir gar keine Ahnung haben; das Körperleben fällt sehr ins Gewicht. Die Stimmungen sind nicht dein Leben, sie sind eher die Wolken, welche von unbekannten Winden getrieben am Horizont deiner Seele vorbeitreiben. Lass dich nicht erschrecken durch Vorgänge im Gefühlsleben, lass dich nicht von Strömungen fortreißen, in deinen Gedanken und Gefühlen nicht nur so gehen; dein Herz soll fest werden durch Gottes Gnade. Gebricht es dir an Mut und an einem starken Willen, fühlst du dich den geheimen Einflüsterungen der finsteren Welt nicht gewachsen, so mach es dir zur festen Regel, deine Gefühle und Gedanken auf Gott zu lenken, indem du Schriftworte und treffliche Lieder im Herzen bewegst. Vor allem aber halte fest daran, dass dein Heil nie ungewiss, nie schwankend sein kann; es ruht ja nicht in dir, es ruht im Herrn, in Seinem Kreuz und Seiner Auferstehung. Jesus selbst ist dein bleibender Friede. Bist du gewiss, dass du dich Ihm ergeben hast? Stehst du in der Erneuerung durch den Heiligen Geist? Dann lass die momentanen Stimmungen nie die Heilstatsachen verwischen. Lobe deinen Gott auch bei trübem, stürmischem Wetter. - Ist aber ein ungeheiligter Wille, ein schwankender Charakter, ein unaufrichtiger Sinn, ein unreines Herz die Ursache deines unglücklichen Seelenzustandes, so bekehre dich heute gründlich, lass dich reinigen und erneuern. Gott will dich festmachen, die Hilfe bietet Er dir an in Seinem Sohn. Wolle nun auch du, so wirst du stark in Gott, deinem Herrn.

Hebr. 13,14

Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern wir suchen die zukünftige.

Von Abraham lesen wir: Er wartete auf die Stadt, welche die Grundfesten hat, deren Erbauer und Schöpfer Gott ist. Hebräer 11, 10. Diesen Sinn will der Heilige Geist auch in uns wirken. Paulus ruft den Galatern zu: Das Jerusalem, das droben, ist die Freie, die unser aller Mutter ist. Gal. 4, 26. Die himmlische Stadt, das neue Jerusalem, ist die Heimat der aus Gott Geborenen. Dort wartet ihrer der Herr, Ihn dürfen sie dort schauen, wie Er ist. Und die neue Natur bringt es mit sich, dass in allen, die nicht mehr im Fleische leben, sondern im Geiste, ein starkes Verlangen durchbricht, bald in der heiligen Gottesstadt anlangen und beim Herrn sein zu dürfen. „Wir suchen die zukünftige Stadt.“ Ist das so bei uns? Zielbewusst reisen wir. Wir wollen ja endlich heimkommen. Je älter ich werde, desto ernster denke ich an das schöne Ziel. Werde ich aus den Toten heraus auferstehen, einen Leib der Herrlichkeit anziehen, der dem Leibe Christi ähnlich ist? Es herrscht auch in christlichen Kreisen viel Leichtsinn; oft sieht's aus, als ob die Gläubigen nur so sterben und sofort in den Himmel eingehen könnten. Die Auferstehung und das Kommen des Herrn treten zurück. Kinder aber und nur sie spüren den Trieb von oben nach oben! Sei bekümmert um das ewige Wohl des inneren Menschen, bald legst du den äußeren ab, du musst davoneilen. Kennst du die Sorge um den Eingang ins obere Jerusalem? Ziehe Jesus an, werde Ihm ähnlich! Ohne Ihn gibt es keinen Eingang ins ewige Leben. Zieht es dich hin zu Ihm? O, Er verlangt nach dir, bis Er dich zu sich ziehe.

Quelle: Hauser, Markus - Hoffnungsblicke

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