Harms, Claus - Am Sonntag Sexagesimä 1846.

Harms, Claus - Am Sonntag Sexagesimä 1846.

Ges. 179, 1-6. Ew'ge Liebe, mein Gemüthe.

Gott hat uns nicht gesetzet zum Zorn, sondern die Seligkeit zu besitzen durch unsern Herrn Jesum Christum, der für uns gestorben ist, 1. Thess. 5. Werde dies Apostelwort gehört, meine Lieben, als ein ausgehender Ruf oder Anruf: Kommt und tretet für diese Stunde auf diesen Weg, den der Prediger gehen will. Das gesprochene Wort ist eine Bezeichnung seines Wegs. Es giebt einen Zorn Gottes, Gott hat einen Zorn. Wenn er ohne den wäre, so hätt' er keine Liebe. Und unter den Zorn Gottes werden Einige fallen sichtlich, ihnen fühlbar und Allen schreckhaft einmal, nämlich zur Zeit der Offenbarung des gerechten Gerichts Gottes, davon wir nach Röm. 2. vor vierzehn Tagen gepredigt haben. - Die Rede hat sich versucht, ob sie Eingang fände bei den Ungläubigen. Ob sie hat? Bei den Unbußfertigen hat sie angeklopft. Ob ihr ist aufgethan von dem Einen und Andern? Sie hat die Bekehrten wacker machen und die Kämpfenden stärken wollen. Ob es ihr gelungen ist? Ach, der Prediger säet meistens den Samen in der Dunkelheit, und ob er aufgeht oder nicht, davon bekommt er wenig zu sehen, doch gehet er getrost an sein Ackerwerk, der Herr wird's fördern, nach vorhin gesprochenen Wort, damit die Hörer dem Zorn entgehen und kommen zum Besitz der Seligkeit, der von Gott bestimmten, verheißenen, bereiteten Seligkeit, um welcher willen Jesus Christus für uns gestorben ist. Ob wir bleiben bei solcher Rede? Ja, wenn wir überhaupt Rede, christliche Rede behalten wollen. Verstummung tritt ein oder Geschwätz stellt sich auf die Kanzel, wenn solche Rede aufhört. Wir sind ja auch derjenigen Zeit nahe, Fastenzeit genannt, während welcher von dem für uns gestorbenen Christus die Rede ganz vornehmlich sein soll nach alter Ordnung. Es mag wohl bei der Wahl des heutigen Textes daran gedacht, dies bedacht worden sein, ein Wort zu geben, mittelst dessen auf die nach acht Tagen anfangende Fastenzeit die Christen vorbereitet würden. Nehmen wir dasselbige Wort und brauchen es nach unserm Verstande und Vermögen hierzu, unter Desselben Leiten im Reden und Hören, der beim Schreiben und Lesen geleitet hat. Mein Aufblick ist mein Gebet auch!

Hebr. 10, 19-29. So wir denn nun haben, liebe Brüder, die Freudigkeit zum Eingang in das Heilige durch das Blut Jesu, welchen er uns zubereitet hat zum neuen und lebendigen Wege durch den Vorhang, das ist durch sein Fleisch, und haben einen Hohenpriester über das Haus Gotte: so lasset uns hinzu gehen mit wahrhaftigem Herzen, in völligem Glauben, besprenget in unsern Herzen, und los von dem bösen Gewissen, und gewaschen am Leibe mit reinem Wasser; und lasset uns halten an dem Bekenntniß der Hoffnung, und nicht wanken; denn er ist treu, der sie verheißen hat. Und lasset uns unter einander unser selbst wahrnehmen mit Reizen zur Liebe und guten Werken; und nicht verlassen unsere Versammlung, wie Etliche pflegen, sondern unter einander ermahnen; und das so viel mehr, so viel ihr sehet, daß sich der Tag nahet. Denn so wir muthwillig sündigen, nachdem wir die Erkenntniß der Wahrheit empfangen haben, haben mir ferner kein anderes Opfer mehr für die Sünde; sondern ein schreckliches Warten des Gerichts und des Feuereifers, der die Widerwärtigen verzehren wird. Wenn Jemand das Gesetz Mosis bricht, der mich sterben ohne Barmherzigkeit durch zwei oder drei Zeugen. Wie viel, meinet ihr, ärgere Strafe wird der verdienen, der den Sohn Gottes mit Füßen tritt, und das Blut des Testaments unrein achtet, durch welches er geheiliget ist, und den Geist der Gnade schmähet?

Es ist viel Text; Ja, doch eben nicht jedes Wort desselben erfordert auch viel Rede. Werd' es genommen ganz und gebraucht in dieser Stunde:

  1. zur Belehrung,
  2. zur Ermahnung,
  3. zur Verwarnung.

1

So wir denn nun haben, liebe Brüder, fängt unser Text an, nun haben, - weiter noch nicht - das Wort oder diese zwei Worte führen uns auf ein Wesentliches, Wirkliches, das nicht immer wesentlich und wirklich gewesen, sondern geworden ist, d. h. auf etwas Geschichtliches. Das nennen wir unsere Religion, unsern Glauben, den christlichen: Geschichte. Das ist die Natur- oder Vernunftreligion nicht, die seit einigen Jahren aufgekommene und in unsern Tagen ihr Haupt und ihre Stimme höher hebende. Die ist ohne Geschichte, die ist keine Geschichte; denn sie hat kein Geschehenes; das ihr zum Grunde liegt und davon sie berichtet, ist ohne Evangelien und Episteln. Was ist diese denn? Roman? Nein; denn Roman ist auch Geschichte, erdachte, gemachte Geschichte. Gemacht, erdacht ist auch die Vernunftreligion, eine Anzahl von Lehrsätzen, die sich auf Gott, Tugend und Zukunft beziehen, da aber auch nichts geschehen ist, Grund dessen man glaubet. Es ist alles Gedanke, Urtheil, Schluß, oder mit vornehmeren Namen Philosophie, Speculation. Von dieser Religion unterscheidet sich unsere christliche - so wie jede andere, die ältesten heidnischen und die jüngste, welche ist die muhamedanische - dadurch, daß sie eine Geschichte hat, auf gescheh'nen Dingen ruhet, Offenbarung ist oder zu sein behauptet, - und lehrt ihre Bekenner sprechen mit unserm Text:-Wir haben. Was ist es, das wir haben? Geschichte am Anfang, Geschichte am Ende, Geschichte durch und durch. Zu nennen den Anfang: Als die Zeit erfüllet war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einem Weibe. Zu nennen das Ende: Wenn aber der Menschensohn kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle heiligen Engel mit ihm, dann wird er sitzen auf dem Stuhl seiner Herrlichkeit und werden vor ihm alle Völker versammelt werden. Die Geschichte unsers Glaubens, genauer gesprochen, die Geschichten unsere Glaubens, sind das Heilige, von Gottes Hand gebauet, da hinein die Gläubigen gehen, darin zu weilen, von da heraus sie den Hohenpriester gehen sehn in das Allerheiligste, woselbst er vollbringt, was zwischen Gott und ihm beschlossen war von Ewigkeit, daß dieses zu einer bestimmten Zeit geschehen, vollbracht werden sollte, ein neues Heilswerk und ein neuer Heilsweg, für Alle, die an dies Geschehene glauben.

Was neu ist, hat ein Altes zur Seite oder hinter sich. So können wir beides sagen: zur Seite und hinter sich, von unserm christlichem Glauben. Derselbe hat seinen Hervorgang aus der früheren Religion Israels, die einst war und noch ist, in ihren über die Erde zerstreuten Bekennern noch ist. Die eben gebrauchten Ausdrücke: Heiliges, Allerheiligstes, Hohepriester sind daher und dieser ganze Brief an die Hebräer. Heißen wir unsern christlichen Glauben also auch darum Geschichte, weil derselbe, darin gleich seinem Bringer, der Fleisch und Blut angezogen, auch Gestalt, Farbe und Ton, Ausdruck angenommen hat aus einem früheren Glauben und läßt sich sehen in diesem seinem Hervorgang aus demselben. Bund, Testament sind die gemeinschaftlichen Namen, neuer Bund, neues Testament ist der unterschiedliche Name für unsern Glauben. Aber nicht sind die Zeugnisse des alten verworfen, der Vergessenheit übergeben. O, nein, sie sind wohl aufbewahrt. Altes und Neues bei einander ist unsere Bibel. Christen, da können wir sehen das Angelegte, das Vorbereitete, das Hinleitende, wie sich's findet im alten Testament und im neuen, im weissagenden Worte und in angeordneten Vorbildern, reichlich nachgewiesen in diesem Briefe und, wie schon angemerkt, in unserm Texte. Da es hier heißet „durch den Vorhang“, so ist also sogar auch jener im Tempel ein Vorbild: Christus war nach dem Fleische ein Vorhang, welcher hinter sich das Geheimniß unserer Seligkeit hatte, und weicher Vorhang zerriß, der im Tempel und der seines Fleisches, als Christus am Kreuze starb. Zur Belehrung sei es gesagt, daß unser Glaube eine Geschichte ist und aus einem früheren seinen Hervorgang hat; und noch dieses, daß er eben wie dieser frühere Glaube auf unsre Entsündigung durch ein Opfer gehet. Wir haben - haben den Eingang in das Heilige, wie hier stehet, durch das Blut Jesu. Ja, ihr Lieben, nur frei herausgesprochen, schelte man es Herrnhuterei oder sonst wie, das darf uns in der Lehre des christlichen Glaubens nicht an- oder abhalten. Wenn auch das Wort: „durch das Blut Jesu“ nur hier und ein einziges Mal in der Bibel stände, so war's genug, um davon zu predigen und Belehrung aus ihm heraus zu nehmen. Allein ihr wisset Alle zusammen, auf wie manchem Blatte es steht, und daß die christliche Vorzeit Sprüche davon zu Kindergebeten gemacht hat, bis die Kinder es läsen an seinen Stellen, da es steht und kämen zu eigenem Glauben daran, mittelst der Kraft des Blutes Jesu an ihren eigenen Seelen. Das aber ist die Kraft desselben, daß es entsündigt. Gleichwie jenes Blut, das dargebracht wurde in jenem Tempel und gesprengt an die Bundeslade, nachdem der Bringer, der ein Sünder selbst, sich zuvor entsündigt, für das ganze Volk galt, so gilt dieses, das Blut Jesu, für die ganze Menschheit, und sollte Stillstand, Aufhören aller andern Opfer sein, eine Folge seiner Vortrefflichkeit und Einzigkeit. Die Lehre heißt: Wer dies glaubet, der ist vor Gott gerecht, hat die Vergebung aller seiner Sünden; die hat er darin. Spräche die Versammlung als ein Chor hierzu: Wir haben!

2.

Soweit sei zur Belehrung gepredigt aus dem heutigen Texte. Es ist wohl nöthig in unsern Tagen, daß gelehret, belehret werde; denn die Unkenntniß des Christenthums ist sehr groß. Es folgt nach der Belehrung eine Ermahnung nach dem Worte des Textes: So lasset uns hinzugehen. Uns, lasset uns, der Apostel schreibt nicht an Heiden und nicht an Juden, sondern an solche, die es gewesen sind, nun aber Christen sind, welche nach Cap. 6. erleuchtet sind und geschmeckt haben die himmlische Gabe und theilhaftig worden sind des heiligen Geistes und geschmeckt haben das gütige Gotteswort und die Kräfte der zukünftigen Welt, - eine reiche, volle, schöne Beschreibung des Christenthums. An diese schrieb er und solche ermahnet er: Lasset .uns hinzugehen. Wenn solche von ihm nicht für zu gut und zu rein gehalten werden, wer von uns sollt' es denn sein? Ich ermahne: Halte sich Keiner für zu gut. - Keiner ist es. Wie in Verwunderung könnte man wohl fragen: Was ist denn vorgegangen in dem letzten oder den zwei letzten Menschengeschlechtern, daß dasjenige nicht mehr gesucht wird, nach unserm Ausdruck, daß zu demjenigen nicht mehr gegangen wird, was doch früher und so alt das Christenthum ist, der beste, ja der einzige Trost im Leben und im Sterben war? Der Heidelberger Katechismus läßt es die erste Frage sein: Was ist dein einziger Trost im Leben und Sterben? Daselbst wird das genannt, was auch unser Text sagt, wohin wir gehen sollen, nämlich zu Christo, unserm Hohenpriester, der uns mit seinem Blute entsündigt. Sind die Jetztlebenden etwa keine Sünder mehr oder weit geringere, wie unsre Väter gewesen sind? Wie? Ist das zu merken? Und woran? Oder ist die Sünde etwas Andres geworden: keine Sünde mehr, Fehler nur und Fehlerchen? Ist's das? Woher diese neue Lehre? Oder haben wir andere neue Mittel unsrer Entsündigung hinzu bekommen, weshalb wir das alte nicht mehr gebrauchen? Welche? Und wer sind die neuen Propheten und Apostel? Meine lieben Brüder, ich bleibe bei dem alten und will euch Alle ermahnen, daß ihr bei diesem bleibet und kehrt euch an den neuen Wind der Lehre nicht. Seien wir wahrhaftiges Herzens und hören, was unser Herz uns sagt. Nehmen wir unsern Glauben völlig, wie er geschrieben steht. Das Wort ist fest geworden, Cap. 2, welchem Gott Zeugniß gegeben hat mit Zeichen, Wundern und mancherlei Kräften und mit Austheilung des heiligen Geistes. Mit diesem Wort und Glauben daran gehn wir hinzu. Wir sind besprengt; - ist es verdunstet, lassen wir uns abermals besprengen. Unser Gewissen hat manchmal den süßen Trost der Sündenvergebung gehört; gehn wir täglich hinzu, auf daß wir ihn täglich hören; denn, wie der Katechismus sagt, denn wir täglich viel sündigen und wohl eitel Strafe verdienen. Wir sind gewaschen, ja, mit einem Wasser, davon drei Hände voll besser als eine Königskrone sind, aber wir haben uns wiederum beflecket; waschen wir uns, machen wir unsre Kleider hell im Blute des Lammes. Niemand halte sich für zu gut, ist mein Ermahnen, und das zweite Ermahnen: Niemand halte sich für zu schlecht. Ob es deren gebe? Es mag doch wohl sein, der Eine oder der Andere in der allerdings weit größeren Zahl derer, die sich für zu gut, die sich für rein und sündenfrei halten. Doch giebt es der Ersteren gewiß auch. Es giebt deren, auf die ein Pfeil des Gesetzes gefahren ist, sie haben selbst nicht gesehen, woher? oder, in die ein Strahl des Evangeliums gefallen, ihnen selbst unbegreiflich. Ob aus Gesetz oder Evangelium, wenn nur Unruhe erregt worden! Ihr Unruhigen denn, welchen keine Stätte recht ist und traget in euch ein Verlangen mit Bangen, ob ihr jemals Ruhe findet für eure Seelen, laßt uns hinzugehen, haltet euch nicht für zu schlecht. Wir sehn uns zu dem Manne gewiesen, der eben solche Seelen, mühselige und beladene, gerufen hat mit Verheißung. Laßt uns hinzugehn!

Und die Gemeinschaft, in Versammlung, das dritte Ermahnen: Laßt uns am Bekenntniß und der Hoffnung fest halten. Was hoffen wir? Gesang 517:

So hoff ich denn mit festem Muth
Auf Gottes Gnad' und Christi Blut,
Ich hoff' ein ewig Leben;
Gott ist ein Vater, der verzeiht,
Hat mir das Recht zur Seligkeit
In seinem Sohn gegeben. -

Ich könnte eine christliche Ehefrau nennen, eine junge, äußerlich glückliche, welche in ihrer Sterbenacht diesen Gesangvers zu großer Erbauung der Umstehenden gesprochen hat. Das Wort ist nach unserm Glauben und dessen Bekenntniß. Halten wir fest daran. Nehme Einer des Andern wahr. Anderes ist auch Liebe, aber das ist die reinste, die auf das Seelenheil des Nächsten geht, andere Werke sind auch gut, aber das beste ist, wenn wir einen Sünder bekehren oder einen Wankenden vor dem Fall und Abfall behüten. Wir haben ein Bekenntniß, das versammelt uns; wird das Bekenntniß aufgehoben, hat Jeder seinen besonderen Glauben: so ist die Versammlung auch aufgehoben, das Band der Gemeinschaft gelöst, und Christus hat keine Gemeinde mehr, wie er sie doch bisher noch hat. Sie entgehet ihm nicht, auch seine Verleugner und Verächter entgehen ihm nicht; vielleicht ist der Tag nahe, daß sie sehen werden, wie sie das Blut ihrer Reinigung, Heiligung haben unrein geachtet. Christen, halten wir an unserem Bekenntniß!

3.

Die Rede ist übergegangen aus der Ermahnung in die Verwarnung. Diese, die Verwarnung, sollte der dritte Predigttheil sein. Sie steht in diesen Worten des Textes: Die Erkenntniß der Wahrheit hat Jedermann empfangen. Hat er nicht? Mag das Maaß verschieden sein, ganz ohne sie ist kein Mensch, und genug weiß ein Jeder, daß es ihn wohl verdammen kann, wenn er muthwillig sündigt. Muthwillig so sündigt, wer bei seiner schlechten That sich nicht an die Vorstellung kehrt, daß Jesus um seiner Sünde, willen gestorben ist, wenn diese Vorstellung ihm zugeht. Das thäte sie nicht? Ich weiß es wohl, wenn du sie auch so oft und so lange von dir fern gehalten hast, daß sie nicht mehr kommt, und meidest den Ort oder die Oerter, da sie, wie du weißt, dir nahe gebracht wird. Solcher Oerter, da das geschieht, ist einer hier und unsre Versammlung hier. Er ist seit Jahren in der andern Welt, der einmal zu mir sagte: Ich will mich wohl hüten, in die Kirche zu gehn, da möchte ich leicht zu hören bekommen, dabei ich nicht bleiben kann in Ruhe, in der ich jetzt bin und bleiben will. Der verstand die Sache; allein wer versteht sie nicht? - So viel Erkenntniß der Wahrheit hat Jedermann empfangen. Sei gewarnt Jeder, der muthwillig sündigt. Der Mann, den ich meinte, setzte hinzu: Gott wird gnädig sein und mir meine Sünden vergeben. Gott sei ihm gnädig gewesen, sprech' ich ihm nach. Aber was steht geschrieben? So haben wir fürder kein anderes Opfer für die Sünde. Also das Opfer für die Sünde gilt nur seine Zeit. Das sprech' ich hier zur Verwarnung. Wie lange gilt's? Nach einer muthwilligen Sünde nicht mehr? Wenn die Sünde ein Abfall vom Glauben ist oder mit einem Abfall vom Glauben verbunden ist, kann es nicht wohl erwartet werden, daß ein solcher Sünder noch werde den Trost dieses Opfers suchen. Doch, ihr Lieben, doch, die Möglichkeit ist vorhanden. Es gilt unsre Lebenszeit. Nur in der andern Welt, wenn die beschritten ist, gilt es nicht mehr. Den Geistern im Gefängniß hat Christus das Evangelium gepredigt, als er niederfuhr zur Hölle, 1. Pet. 3. Mag's noch gepredigt werde n denen, die nimmer davon gehört haben in diesem Leben, ich weiß es nicht und Schriftlehre davon giebt es nicht, dagegen das Wort stehet fest: Selig sind die Todten, die in dem Herrn sterben, Offb. 14. Was sind die andern Todten denn? Und das ganze Christenthum wär' eine - laßt das Wort passiren - wär' eine Faselei mit uns Menschen, wenn Jemand sich ebensowohl nach dem Tode als vor dem Tode bekehren könnte und selig werden. Nein, nicht also. Das Opfer für unsere Sünde gilt nur eine bestimmte Zeit, darnach nicht fürder, dies Opfer nur und auch kein anderes.

Jetzt ist die Gnadenzeit,
Noch steht der Himmel offen,
Noch hat ein Jedermann
Die Seligkeit zu hoffen.
Wer diese Zeit verschmäht
Und sich zu Gott nicht kehrt,
Der mess' sich selber bei,
Wenn er zur Höllen fährt.

Wie fahren diejenigen denn, welche es verachten, das Blut des neuen Testaments, die den Sohn Gottes mit Füßen treten, die den Geist der Gnaden schmähen? Ich will noch das Textwort vorlesen, es predige sich selber und mache selbst sich zur letzten Verwarnung, V. 28. 29: Wenn Jemand das Gesetz Mosis bricht, der muß sterben ohne Barmherzigkeit durch zwei oder drei Zeugen. Wie viel, meinet ihr, ärgere Strafe wird der verdienen, der den Sohn Gottes mit Füßen tritt, und das Blut des Testaments unrein achtet, durch welches er geheiliget ist, und den Geist der Gnade schmähet? - Der Apostel fragt: Was meinet ihr? Ich will auch nur fragen: Was meinet ihr? Sollten, die das thun, nicht eine ärgere Strafe verdienen? Und will die Predigt schließen mit diesem Wort, Brief Jud. 23, da es heißt: daß auch Etliche können selig gemacht werden und aus dem Feuer gerückt werden mit Furcht. Geschehe das mit Furcht, da der Eingang mit Freudigkeit nicht Statt findet. Amen.

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