Habermann, Johannes - Predigt am IV. Sonntage des Advents über Joh. 1 (v. 19-28).

Habermann, Johannes - Predigt am IV. Sonntage des Advents über Joh. 1 (v. 19-28).

Die alten Lehrer der christlichen Kirche, so die Sonntagsevangelia durch’s ganze Jahr verordnet und ausgetheilt haben, sind durch den heiligen Geist also geführet, dass sie nicht ohngefähr, zufällig und ohne alles Bedenken, sondern aus beweglichen und wichtigen Ursachen diesen verlesenen Text auf den heutigen Sonntag gelegt haben, darum, dass er eine öffentliche, helle Erklärung ist des vergangenen Evangelii, so wir vor acht Tagen gehabt, in welchem wir gehört haben, wie Johannes der Täufer seine Jünger zu Christo schickt und lässt ihn fragen: Bist Du, der da kommen soll, oder sollen wir eines Andern warten? Damit nun ein einfältiger Mensch nicht möchte argwöhnen und gedenken, als wäre Johannes im Zweifel gestanden und hätte nicht gewiss und gründlich gewusst, dass Christus der wahre Heiland und versprochene Messias wäre: so ist nun dies heutige Evangelium so bald darauf ohne alle Mittel zu lesen verordnet, auf dass also ein Evangelium des andern Auslegung und Erklärung sei. Denn wir heut ausdrücklich werden hören ein unzweifelhaftig, beständig und öffentlich Zeugniss, so Johannes giebt von Christo, dem Sohn Mariä, nach dem Fleisch geboren.

Item, so meldet dies Evangelium auch vom Advent und Zukunft des Herrn, da Johannes spricht: Der ist’s, der nach mir kommen wird, welcher vor mir gewesen ist. Desshalb es sich gar wohl reimt auf diese Zeit des Advents; über das Alles so ist es auch eine gute Vorbereitung auf das heilige Fest der Geburt Christi, welches jetzt zu Hand nachfolgt, darauf wir uns rüsten und schicken sollen mit bussfertigem und heiligem Wandel und dem Herrn seinen Weg bereiten, dass er zu uns komme. Denn also lautet der Text aus dem Propheten Jesaia, Cap. 40: Richtet dem Weg des Herrn. Derhalben lasset uns anhören das wahrhaftige Zeugniss des theuern Mannes Johannis, welcher im Mutterleibe geheiligt und mit dem heiligen Geiste erfüllet ist, der auf diese Welt zum Zeugniss kommen ist, dass er von dem Lichte zeugte. In Summa, unter Allen, die von Weibern geboren sind, ist nicht aufgekommen, der grösser sei, denn Johannes der Täufer. Warum wollten wir einem solchen fürtrefflichen, theuern Mann nicht gern zuhören und gläuben, welcher uns guten Bericht giebt zum ewigen Leben?

Theilung dieses Evangelii in drei Hauptstücke.

  • I. Von der Botschaft der Juden zu Jerusalem, was sie fragen und suchen bei Johannes, und von seiner Antwort.
  • II. Das beständige Bekenntniss, so Johannes von sich giebt, wer er sei, und das Zeugniss, so er Christo thut.
  • III. Wollen wir mit kurzen Worten erklären, wie man Christo seinen Weg richtig machen soll.

Das erste Stück.

Was die Juden, den ganzen Rath und alle Obersten zu Jerusalem bewegt hat, diese Legaten und herrliche Botschaft abzufertigen eben an Johannem dem Täufer, müssen wir vor allen Dingen anzeigen. Die Juden wussten, dass Johannes ein fürtrefflicher Mann war, wunderbar geboren von steinalten Leuten, und der stumme Vater Zacharias ward wieder redend über seinen Namen und weissagte grosse Dinge von ihm. So war er auch hochgehalten bei männiglich, darum, dass er von hohem Stamme und priesterlichem Geschlecht herkam. Darnach hatte er nicht ein klein Ansehn und Autorität von wegen seiner gewaltigen Predigten; denn er Niemand heuchelte, strafte mit ganzem Ernst und rechtem Eifer die Pharisäer so wohl wie den gemeinen Mann. Item, er brachte auch eine neue Ceremonie auf mit Taufen am Jordan. Letztlich so führte er gar ein still, eingezogen Wandeln, ein hart und unsträflich Leben, abgesondert von den andern Leuten, war in der Wüste, ass Heuschrecken und wilden Honig. Darum lief die Stadt Jerusalem und das ganze jüdische Land zu ihm hinaus an den Jordan und liessen sich taufen von ihm und bekannten ihre Sünde, Matth. 3.

Weil aber die Juden sahen, dass alle Prophezeiung ergangen waren, was Gott je durch seine Diener hatte lassen weissagen, Das war nun Alles erfüllt, und nahete sich die Zeit, dass Jedermann hoffte auf den Messiam, der Welt Heiland, und dies Geschrei brach aus allenthalben, dass auch die Heiden davon wussten zu sagen, wie Johannis am Vierten das samaritische Weib zu Christo spricht an dem Brunnen Jakob’s zu Sichar: Ich weiss, dass der Messias kommt, der da heisst Christus, und wenn derselbige kommen wird, so wird er’s uns Alles verkündigen. So war nun das Volk im Wahn und dachten alle in ihren Herzen von Johanne, ob er vielleicht Christus wäre, wie Lucas am Dritten anzeigt. Etliche aber hielten ihn für einen Propheten, als Matth. 14. und 28. zu lesen ist. Auf diese drei Personen und Amt richteten ihre Frage die Juden mit ihrer Legation und wollten endlich inne werden, was er doch wäre, und für wen man ihn halten solle. Sie schickten zu ihm eine stattliche Legation, nämlich Priester und Leviten, unter welchen auch waren Pharisäer; das Alle waren die hochgelehrtesten und fürnehmsten Leute, die sie hatten auszuschicken. Es wollte sich auch nicht anders geziemen, denn dass man zu ehrlichen Leuten ehrliche Boten sollte abfertigen. Wenn es aber ein loser Fink wäre gewesen, so hätten sie etwa ihre Stadtknechte zu ihm gesandt und hätten ihn zu sich lassen fordern, mit ihm zu reden.

Nun hört an die Frage neben der Antwort, so darauf gefällt: Wer bist du? Und er bekannte und leugnete nicht, und er bekannte: Ich bin nicht Christus. Er merkte wohl, was sie irre gingen in ihrer Frage, nämlich, dass sie eine falsche Vermuthung hatten, als wäre Johannes der Messias. Darum bekannte er: Ich bin nicht Christus, das ist, Messias, der von Gott gesalbet ist und mit seinem Geist uns salbet und heiliget zum ewigen Leben. Diese Ehre, die ihm nicht gebührt, will er ihm auch nicht lassen zuschreiben. Daher sagt er zu seinen Jüngern Joh. 3.: Ihr selbst seid meine Zeugen, dass ich gesagt habe, ich sei nicht Christus, sondern vor ihm hergesandt.

Darnach fragen sie: Was denn? Bist du Elias? Er sprach: Ich bin’s nicht. Also bekennt Johannes, dass er nicht sei derjenige Elias, nämlich der Thisbiter, aus den Bürgern Gilead, welcher in einem feurigen Wagen gen Himmel gefahren ist, davon im andern Buch der Könige am 2. Capitel steht. Derselbige Elias ist er ja an der Person nicht gewesen, nach dem sie fragen, vermeinend, dass er solle wiederkommen. Nichts desto minder ist Johannes der andere Elias, von welchem der Prophet Maleachi Cap. 3. weissagt: Siehe, ich will euch senden den Propheten Eliam, ehe denn da komme der grosse und schreckliche Tag des Herrn, der wird das Herz der Väter bekehren zu den Kindern und das Herz der Kinder zu den Vätern. Dies deutet der Engel Gabriel auf den lieben Johannem, da er von ihm also sagt (Luc. 1.): Er wird vor ihm hergehen in Geist und Kraft des Elias, zu bekehren die Herzen der Väter etc. Allhie nennt der Engel nicht Eliam, sondern dass er kommen wird in Geist und Kraft Eliä, das ist, ob er wohl persönlich und mit Namen nicht wird sein der Elias, so wird er doch ihm gleich sein im Geist und in der Kraft, so mächtig und gewaltig in der Predigt. Also hat der andere Elias, das ist Johannes der Täufer, dem Könige Herodes ohne alles Entsetzen eingeredet, und wie Elias eine rauhe Haut antrug und einen ledernen Gürtel um seine Lenden (2. Kön. 1), also war auch Johannes angethan (Matth. 3.). Und wir nennen auch oft einen Menschen nach einem andern, dem er ähnlich oder in etlichen Stücken gleich ist. Als von einem untreuen, verrätherischen Buben sagt man: Du bist ein rechter Judas. Auf diese Weise wird auch Johannes der Täufer genannt nach dem Geist und Kraft ein rechter Elias.

Ferner fragen sie ihn: Bist du ein Prophet? Und er antwortet: Nein. Da hat er auch recht gesagt; denn er ist nicht der alten Propheten einer, wie vor Zeiten im alten Testament gewesen sind Jesaias, Jeremias, Hesekiel etc., welche vom Messia geweissagt haben, dass er zukünftig sei. Aber dieser Johannes gehört in’s neue Testament und weissagt von dem gegenwärtigen Messia, der ihm jetzt flugs auf den Fersen nachfolgt, ja, der schon vorhanden und aufgetreten ist.

Hier lasset uns bedenken der Pharisäer List und falsche Ränke und dagegen St. Johannis grosse Beständigkeit in seinem Bekenntniss. Die Juden meinten, es sollte Johannes sich solcher angebotenen Ehren einer anmassen, es wäre nun gewesen, welche es wollte, dass er sich hätte ausgegeben entweder für Christus, oder für Elias, oder sonst für einen Propheten. Dafür wollten sie ihn auch gern angenommen und gehalten haben, auf dass sie nur ein Ansehn und Autorität unter seinen Namen hätten bekommen. Denn wenn er sich für der Einen hätte ausgegeben, so würden sie ihn zu sich gezogen haben, ihr Thun und Wesen damit gestärkt, weil er bei Königen und Herren, dazu bei allem Volk gar Viel galt, lieb und werth gehalten war, wie Marc. 6. sagt: Herodes fürchtete Johannem; denn er wusste, dass er ein frommer und heiliger Mann war und verwahrte ihn und gehorchte ihm in vielen Sachen und hörte ihn gern. So dachten nun die Juden, dass, wenn sie den Mann könnten zu sich ziehen mit solcher angebotenen Ehre, so wollten sie ein gewonnen Spiel haben. All ihr Thun müsste darnach recht sein und ein grosses Ansehn haben, weil sie auf ihrer Seite und unter ihnen einen solchen theuern und trefflichen Mann hätten. Also wollten sie alle ihre Heuchelei und Büberei mit seiner Kamelshaut bedecken, ihre falsche Lehre, der Väter Aufsätze; ihren Wechseltisch und Taubenkrämerei, dazu ihr Präbenden und Einkommen hätte er müssen helfen stärken. Da wollten sie ihren Kram allererst feil haben und verkaufen. Wo nun Jemand wollte oder würde aufstehen, sich für Etwas ausgeben und wider ihre Gleissnerei, Geiz und Krämerei predigen, so wollten sie auf Johannis Heiligkeit und Autorität pochen und trotzen, dass ihr Thun nicht könnte falsch sein, weil sie einen solchen heiligen Mann, bei Jedermann hoch gehalten, auf ihrer Seite hätten. Aber die Posse wollte ihnen nicht angehen, der Handel schlug ihnen um.

Dass aber die Obersten der Juden, Priester und Leviten, mit solchen Hinterlisten und Tücken sind umgegangen, und ihr Herz Solches gemeint und gesucht hat mit dieser Legation, bezeugt Christus, der Sohn Gottes selbst, Joh. 5.: Ihr schicket zu Johanni, und er zeugte von der Wahrheit; er war ein brennend und scheinend Licht, ihr aber wolltet eine kleine Weile fröhlich sein vor seinem Licht. Das ist, Johannes war nicht das wahrhaftige Licht, welches alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen, Joh. 1., sondern er war nur ein scheinend Licht, das ist, ein heiliger Mann und von grossem Ansehn. Bei seinem Lichte wolltet ihr eine kleine Weile fröhlich sein, vornehm, bei zeitlicher Ehre und grossem Einkommen erhalten werden, dass ihr euch hättet gefreuet. Aber die Schanze schlug euch um: denn er war viel zu redlich dazu, dass er auch zu solcher Büberei sollte hoffiren und heucheln.

Nun sollen wir auch bedenken St. Johannis beständiges Bekenntniss und Antwort, darüber auch der Evangelist sich gleich selbst verwundert und weiss nicht, wie hoch er es erheben, und was für Worte er brauchen soll, dasselbige recht und genugsam zu beschreiben. Er bekannte, spricht er, und leugnete nicht, und er bekannte etc. Das lasset mir ein grosses Wunder sein, dass der fromme Mann sich nicht lässt überwägen und einnehmen gross Ehr und Gut, so er hiemit hätte können bekommen und haben. Er denkt nicht: Ei, was willst du dich lang zeihen, nimm die guten Tage an, weil sie dir werden können. So lässt er sich auch nicht erschrecken ihre harten Dräuworte, wie gräulich sie ihn anfahren und anschnarchen, da sie sprechen: Was bist du denn, dass wir Antwort geben Denen, die uns gesandt haben? Meinst du, dass uns Kinder haben ausgeschickt? Wir wollen kurzum eine klare, deutliche, unverwirrete Antwort haben. Was sagst du von dir selbst? Hierauf bekennt Johannes, was er ist, und will ihm die Ehre, so Christo allein gebührt, nicht lassen zuschreiben. Hieraus lernen wir, dass nach dem Exempel St. Johannis wir alle Ehre sollen Christo allein geben, mit einem rechten, beständigen Bekenntniss, und sollen uns nicht lassen überwägen mit Anbietung Geldes, Guts, Geschenke und anderer grossen Gaben, sollen uns auch nicht lassen gelieben, Ehre und Gewalt, so uns angetragen wird, zu erreichen von dem Bekenntniss der reinen lehre in dem Wenigsten. Wiederum sollen wir uns auch nicht lassen schrecken und überdrohen bei dem Banne höchster Ungnade, Verlust aller Güter, Beraubung aller Dignitäten und Würdigkeiten, dazu allerlei Kreuz und Verfolgung, mancherlei Pein und Marter, und endlich, sollten wir gleich den Tod darüber leiden, so sollen wir Christum nicht verleugnen, sondern ihm seine Ehre geben.

Das andere Stück.

Johannes hat bisher bekannt: Ich bin nicht Christus, nicht Elias und kein Prophet. Nun aber leugnet er sich selbst auch nicht, sagt, wer und was er sei, macht aber einen sehr grossen Unterschied zwischen ihm und Christo, zwischen seinem Amte und des Herrn Christi Amte, dass nur Christus wohl erkannt werde und ihm allein alle Ehre gegeben. Er bringt aber guten Grund seiner eigenen Person halber und bewähret es mit dem heiligen Propheten Jesaia am 40. Capitel und spricht: Ich bin eine Stimme eines Rufers in der Wüste. Das ist, ich bin nur eine Stimme und nicht das Wort; denn das Wort, welches Johannes führt, ist nicht sein, darf demselbigen Nichts zusetzen, noch Etwas abbrechen, sondern er selbst leihet dem Worte nur seine Stimme dazu, dass er möge gepredigt und gehört werden; den ohne die mündliche Stimme bleibt das Wort ungehört und verborgen. Hiemit macht er einen gar grossen Unterschied zwischen ihm und Christo, dem Herrn, als nämlich, wenn man hält das Wort gegen die Stimme, so wird man gewahr, wie viel das Wort besser ist und übertrifft die Stimme. Das Wort muss ehe im Gemüth erdacht, empfangen und gefasset werden, denn es durch die Stimme kann ausgesprochen werden. Also ist auch Christus, das Wort des Vaters, im Anfang aus seinem Herzen entsprossen vor allen Creaturen, ehe denn die Stimme eines Menschen ist gewesen. Und ferner, wie die Stimme ohne Wort Nichts nützet, wenn man gleich Einen von fern oder nahe hört schreien oder reden, kann aber kein Wort vernehmen und verstehen, also vermag und schafft Johannes Nichts mit seiner Stimme, wo nicht das Wort Christi dabei ist. Endlich, gleich wie eine Stimme in der Luft abnimmt und vergeht, aber das gehörte Wort bleibt im Herzen gefasst und nimmt zu durch Bewegung, als was ich vor zehn Jahren gehört habe; die Stimme ist hinweg, aber das Wort, im Herzen behalten, bleibt noch, und ich kann noch daran denken: also auch Johannes muss vergehen, Christus aber bleibt für und für in Ewigkeit. Daher spricht er von dem Herrn: Es muss wachsen, ich aber muss abnehmen. Gleicherweise sind auch alle rechtschaffenen Prediger nur die Stimme, welche sie dem Worte darleihen, das sie führen.

Dass er aber spricht: Eines Rufers, oder eine rufende Stimme, damit giebt er an den Tag, dass er Niemand will seine Laster helfen verhehlen, sondern frei öffentlich strafen, was unrecht ist, und will ihm das Maul nicht lassen stopfen. Also sollen auch treue Diener das Übel strafen, wie Gott gebeut im Propheten Jesaia 58: Rufe getrost, schone nicht, erhebe deine Stimme wie eine Posaune und verkündige meinem Volk ihre Übertretung und dem Hause Jacob ihre Sünde. Die nun Solches nicht thun, die werden für stumme Hunde geachtet, Jes. 56: Alle ihre Wächter sind blind, sie wissen alle Nichts, stumme Hunde sind sie, die nicht strafen können, sind faul, liegen und schlafen gern. Von Solchen wird Gott eine schwere Rechenschaft fordern; denn sie sich theilhaftig machen durch Stillschweigen fremder Leute Sünde, davon Viel zu lesen ist Hesekiel am 3. und 18. Capitel.

Als aber Johannes gefragt wurde: Warum taufest du? als wollten sie sagen: Wer hat dir befohlen, zu führen das Amt mit Taufen? Da verantwortet er auch sein Amt und spricht: Ich taufe mit Wasser, das ist, ich vergebe nicht die Sünde, ich unterstehe mich nicht des Amtes, das dem Messias gebührt, welcher allein die Sünde wegnimmt und vergiebt, dazu den heiligen Geist schenkt und entzündet die Herzen der Menschen mit rechter Erkenntniss, Glauben, Liebe und Furcht Gottes, Das kann ich nicht thun, sondern ich taufe allein mit Wasser, der aber im Wasser und Wort kräftig ist und wirket durch mein Amt und durch mein Taufen, das ist und thut ein Anderer, nämlich der ewige Sohn Gottes. Ich bin nur ein Diener, ich begeusse mit Wasser, aber Gott giebt das Gedeihen. So ist nun weder der da pflanzt, noch der da begeusst, Etwas, sondern Gott, der das Gedeihen giebt, 1. Cor. 3.

Da nun Johannes bekannt hat, wer er ist und was er für ein Amt hat, da leugnete er hiergegen nicht und verschweigt auch nicht den Messiam und sein Amt, auf welchen er alle Welt weiset und spricht: Er ist mitten unter euch getreten, den ihr nicht kennt, auf den ihr nicht Achtung gebt, sondern ihn verachtet, weil er in Knechtsgestalt kommt und hat sich seiner göttlichen Gestalt entäussert. Er ist allhier unter den Haufen, die sich am Jordan haben lassen taufen. Der ist’s, der nach mir kommen wird, welcher vor mir gewesen ist, das ist, er ist eine solche hohe Person, die von zweien Naturen zusammen vereinigt ist; denn nach der göttlichen Natur ist er längst vor mir, wie er selbst sagt, Joh. 8.: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe Abraham ward, bin ich. Item am 1. Capitel: Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott. Aber nach der menschlichen Natur ist er nach Johannes geboren und aufgetreten. Solches muss man wissen und fest gläuben, und nicht denken, als habe er seinen Anfang allererst bekommen, da er von Maria, der reinen Jungfrau, Mensch geboren ist, sondern er ist auch wahrer Gott, vor allen Creaturen in Ewigkeit vom Vater geboren, und ist ihm kein Mensch gleich, auch kein Engel, ja alle Heiligen müssen bekennen mit dem lieben Johannes: Dess ich nicht werth bin, dass ich seine Schuhriemen auflöse, sintemal er wahrer Gott und Mensch in einer Person ist. Und daher können wir auch sein hoch Amt ermessen und abnehmen; denn so viel die Person höher ist, denn alle Menschen, so viel höher ist auch sein Amt. Der ist’s, will er sprechen, der mit dem heiligen Geist und mit Feuer taufet, das ist, der giebt zu der Taufe den heiligen Geist und zündet das Feuer der rechten und inbrünstigen Liebe in dem getauften Menschen an.

Das dritte Stück.

Weil wir nun gehört haben, dass Johannes eine rufende Stimme ist, hat von Christo, dem Herrn, öffentlich gezeuget, so hat er auch ferner mit seiner Stimme gerufen und also ohne Unterlass geschrieen: Richtet den Weg des Herrn, das ist, thut Busse; denn das Reich Gottes ist nahe herbeikommen. Christus, der Seligmacher, ist vor der Thür mit seinem Evangelio vom Reich des Lebens; derwegen ist es von Nöthen und hohe Zeit, dass ihr ablasset von Sünden, dass alle hohen Berge und aufgeblasenen Wortheiligen sich herunterlassen und demüthig werden, dagegen alle Gewissen, so tief in der Hölle stecken, durch’s Evangelium erhöhet werden. Auch was krumm und höckericht ist, das sind die schlimmen Leute, so nicht geradezu gehen, sollen schlecht und gerecht werden; denn Christus, der kommt jetzund, ihm sollt ihr gerecht werden; denn Christus, der kommt jetzund, ihm sollt ihr die Bahn machen, dass er ungehindert möge zu euch einkehren und euch das Heil bringen. Weil denn jetzt auch zu uns nahet das Reich Gottes und das heilige Fest der seligen Geburt Christi, so will es sich auch nicht anders geziemen, denn dass wir Christen uns auch darauf sollen rüsten und dem Herrn seinen Weg bereiten mit bussfertigem Leben. Was aber Busse ist, und wie viel Stücke zur christlichen Bekehrung gehören, nämlich Reue und Leid über die Sünde, darnach, dass man sich fest halte mit rechtem Glauben an Gottes wahrhaftige und treue Verheissung seiner Gnaden und Barmherzigkeit und zuletzt, dass man soll abstehen von Sünden, nimmer thun und in ein neu Leben treten, Das wird zur andern Zeit klärlich angezeigt.

Das sind die drei Stücke, so wir aus diesem Evangelio sollen machen und behalten: Erstlich, was die Juden verursacht hat, an Johannes zu schicken, ihn zu fragen, ob er der drei Personen eine sei, Christus, Elias oder der Propheten einer. Zum Andern, was Johannes bekannt hat, dass er sei und was er für ein Amt führe, und wie er dagegen alle Leute auf Christum weiset und führet, der die höchste Person und allein helfen kann in allen Nöthen. Zum Dritten, wie man Christo seinen Weg soll fertig oder richtig machen, durch rechtschaffene Busse. Gott der Allmächtige helfe, dass wir in dieser heiligen Zeit auch seinen Weg bereiten und er in uns wohne, hier zeitlich und dort ewiglich. Amen.

Quelle: Beste, Wilhelm - Die bedeutendsten Kanzelredner der lutherschen Kirche des Reformationszeitalters

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