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Johannes - Kapitel 18

Johannes - Kapitel 18

(Leander van Eß)

Die Leidensgeschichte Jesu.

1 Nach diesen Reden ging Jesus mit seinen Jüngern über den Bach Kedron, wo ein Landgut war, wohin er mit seinen Jüngern sich begab.
2 Judas, der ihn verrieth, wußte auch diesen Ort, weil Jesus oft mit seinen Jüngern da zusammengekommen war.
3 Nachdem Judas also eine Rotte Soldaten, und von den Priestern und Pharisäern Gerichtsdiener erhalten, kam er mit Fackeln, Leuchten und Waffen dahin.
4 Jesus, der Alles wußte, was ihm begegnen würde, ging ihnen entgegen und fragte sie: Wen suchet ihr?
5 Sie antworteten ihm: Jesum von Nazareth. Jesus sprach zu ihnen: Ich bin es. (Judas, der Verräther, stand auch dabei.)
6 So wie aber Jesus zu ihnen sagte: Ich bin's! wichen sie zurück und fielen zu Boden.
7 Darauf fragte er sie noch einmal: Wen suchet ihr? Sie sagten: Jesum von Nazareth.
8 Jesus antwortete: Ich habe es euch gesagt, daß ich es bin; suchet ihr also mich, so lasset diese gehen.
9 So wurde erfüllt, was er gesagt hatte: Ich habe Keinen von denen, die du mir übergabest, verloren.
10 Jetzt zog Simon Petrus ein Schwert, das er hatte, schlug nach dem Knechte des Oberpriesters, und hieb ihm das rechte Ohr ab. Der Knecht hieß Malchus.
11 Jesus aber sprach zu Petrus: Stecke das Schwert in die Scheide! Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir der Vater reicht?
12 Die Rotte, der Oberste und die jüdischen Gerichtsdiener ergriffen nun Jesum und banden ihn;
13 und führten ihn zuerst zu Annas, denn er war der Schwiegervater des Kaiphas, der in demselben Jahre Oberpriester war.
14 Kaiphas war eben der, welcher den Juden den Rath gegeben: daß es besser sey, Ein Mensch stürbe für das Volk.
15 Simon Petrus und noch ein anderer Jünger folgten Jesu nach. Dieser Jünger war dem Oberpriester bekannt, und ging mit Jesu in den Palast des Oberpriesters;
16 Petrus aber blieb draußen an der Thüre stehen. Da kam nun der andere Jünger, der dem Oberpriester bekannt war, heraus, sprach mit der Thürhüterin, und führte den Petrus hinein.
17 Darauf sprach die Thürhüterin zu Petrus: Bist du nicht auch Einer von den Jüngern dieses Mannes? Er sagte: Ich bin es nicht.
18 Die Knechte und Gerichtsdiener standen um ein Kohlenfeuer her, das sie sich angelegt, weil es kalt war, und wärmten sich. Auch Petrus stellte sich unter sie und wärmte sich.
19 Indeß verhörte der Oberpriester Jesum wegen seiner Jünger und seiner Lehre.
20 Jesus antwortete ihm: Ich habe öffentlich vor der Welt geredet; ich habe immer in Synagogen und im Tempel, wo alle Juden zusammen kommen, meine Lehre vorgetragen und habe nichts heimlich gelehrt.
21 Warum fragst du mich? Frage die, welche gehört haben, was ich zu ihnen geredet; siehe! diese müssen es wissen, was ich gelehrt habe.
22 Auf diese Antwort gab Einer von den zunächststehenden Gerichtsdienern Jesu einen Backenstreich und sprach: Antwortest du dem Oberpriester so?
23 Jesus antwortete ihm: Habe ich unrecht geredet, so beweise, daß es unrecht sey; habe ich aber recht geredet, warum schlägst du mich?
24 Annas hatte ihn nämlich gebunden zu dem Oberpriester Kaiphas geschickt.
25 Simon Petrus stand aber noch da, und wärmte sich. Da sprachen sie zu ihm: Bist du nicht auch Einer von seinen Jüngern? Er leugnete und sprach: Ich bin es nicht.
26 Hierauf sagte Einer von den Bedienten des Oberpriesters, ein Verwandter dessen, dem Petrus das Ohr abgehauen hatte: Habe ich dich nicht bei ihm auf dem Landgute gesehen?
27 Petrus leugnete abermals; und gleich darauf krähete der Hahn.
28 Von Kaiphas ward Jesus nun in des Statthalters Palast geführt. Es war früh Morgens. Sie aber gingen nicht in des Statthalters Palast, daß sie sich nicht verunreinigten, sondern das Ostermahl essen könnten.
29 Pilatus ging also zu ihnen heraus und sagte: welche Klage habt ihr wider diesen Mann?
30 Sie antworteten und sprachen zu ihm: Wäre er kein Verbrecher, wir hätten ihn dir nicht überliefert!
31 Da sprach Pilatus zu ihnen: So nehmet ihn hin, und richtet ihn nach eurem Gesetze! Die Juden aber erwiederten ihm: Es ist uns nicht erlaubt, Jemand hinrichten zu lassen.
32 So wurde erfüllt sein Wort, womit er die Art seines Todes angedeutet hatte.
33 Pilatus ging also wieder in seinen Palast, ließ Jesum vor sich kommen und sprach zu ihm: Bist du der König der Juden?
34 Jesus antwortete: Bist du von selbst auf die Frage gekommen, oder haben es dir Andere von mir gesagt?
35 Pilatus antwortete: Bin ich denn ein Jude? Deine Nation und die Oberpriester haben dich mir überliefert. Was hast du verbrochen?
36 Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt; wäre mein Reich von dieser Welt; meine Diener würden gewiß dagegen streiten, daß ich nicht den Juden überliefert würde. Nun aber ist mein Reich nicht von hier.
37 Darauf sagte ihm Pilatus: So bist du also doch ein König? Da antwortete Jesus: Du sagst es, ich bin ein König. Ich ward darum geboren und kam dazu in die Welt, daß ich der Wahrheit Zeugniß gebe; wer aus der Wahrheit ist, der hört meine Stimme.
38 Darauf sprach Pilatus zu ihm: Was ist Wahrheit? Und als er dieses gesagt hatte, ging er wieder zu den Juden hinaus und sprach zu ihnen: Ich finde gar keine Schuld an ihm.
39 Es ist aber bei euch Sitte, daß ich euch auf das Osterfest Einen losgebe; wollet ihr nun, daß ich euch diesen König der Juden losgebe?
40 Da riefen sie sämmtlich und sprachen: Nein, nicht diesen, sondern Barrabas! Barrabas war aber ein Räuber.

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