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Hiob - Kapitel 38

Hiob - Kapitel 38

(Leander van Eß)

Kap. 38. 39. Gott erscheint im Ungewitter, und zeigt dem Hiob durch Schilderung seiner unergründlichen Macht und Weisheit in den Wundern der Natur, wie vermessen es sey, wenn der beschränkte Mensch das Geheimniß göttlicher Fügungen enthüllen wolle.

1 Und es antwortete Jehova dem Hiob aus dem Sturme und sprach:
2 Wer ist es, der den Rathschluß verdunkelt, durch Worte ohne Kenntniß?
3 Auf! gürte wie ein Mann deine Lenden; ich will dich fragen, und belehre du mich!
4 Wo warest du, als ich gründete die Erde? Laß hören, wenn du Einsicht hast!
5 Wer hat bestimmt ihre Maße, wenn du es weißt? Oder wer hat über sie die Meßschnur gezogen?
6 Worauf wurden ihre Grundfesten eingesenkt? Oder wer hat ihren Eckstein gelegt,
7 beim Jubel aller Morgensterne, da alle Söhne Gottes jauchzten?
8 Wer schloß das Meer mit Thüren ein, als es, den Mutterschooß durchbrechend, hervorkam?
9 Als ich Gewölk gab zu seinem Gewande, und Wolkendunkel zu seiner Windel?
10 Als ich ihm ringsum zumaß meine Grenze; und Riegel setzte und Thüren,
11 und sprach: „Bis hieher komme, und nicht weiter; hier soll brechen deiner Wogen Trotz!“
12 Hast in deinen Tagen du je geboten dem Morgen; angewiesen dem Frührot seine Urstätte;
13 daß es fasse die Säume der Erde; und vertrieben werden die Bösen von ihr;
14 daß es sich wandele gleich Siegelthon, und sich darstelle wie ein Gewand;
15 daß entzogen werde den Bösen ihr Licht, und gebrochen der gehobene Arm?
16 Kamest du bis zu den Tiefen des Meeres; und bist du auf dem innersten Grund gewandelt?
17 Oeffneten sich dir die Pforten des Todes; und sahest du die Pforten des Todesschatten?
18 Hast du bemerkt die Breiten der Erde? Laß hören, wenn du all das weißt!
19 Wo geht der Weg zur Wohnung des Lichts? und die Finsterniß, wo ist ihre Urstätte?
20 Doch du brachtest sie wohl zu ihrer Grenze! ja, du kennest wohl die Pfade zu ihrem Hause!
21 Du weißt es, denn damals warest du schon geboren! Die Zahl deiner Tage ist ja groß!
22 Kamest du zu den Vorrathskammern des Schnee's, und schauetest du die Vorrathskammern des Hagels?
23 den ich aufspare für die Zeit der Bedrängniß, für den Tag des Kampfes und der Schlacht?
24 Auf welchem Wege theilt sich das Licht; zerstreut sich der Ostwind über die Erde?
25 Wer theilte dem Regenstrom die Kanäle, und die Bahn dem Donnerstrahl?
26 Daß es regnet auf Land, wo Niemand, auf Heide, wo kein Mensch weilet;
27 zu sättigen dürre Wildnisse, und treiben zu lassen das sprossende Grün?
28 Hat der Regen einen Vater? oder wer zeugte die Tropfen des Thaues?
29 Aus wessen Mutterschooß ging das Eis hervor? Und den Reif des Himmels, wer hat ihn geboren?
30 Wie in Stein versteckt sich das Wasser; und die Fläche der Fluth bindet sich.
31 Knüpftest du die Bande des Siebengestirns? Oder lösest du die Fesseln des Orions?
32 Führest du hervor die Sternbilder zu ihrer Zeit, und den Bären neben seinen Kindern leitest du die?
33 Kennst du die Grundgesetze des Himmels? bestimmest du seine Herrschaft über die Erde?
34 Erhebest du zur Wolke deine Stimme, daß dich Fülle des Wassers decke?
35 Schickest du die Blitze aus, und gehen sie, und sprechen sie zu dir: „Wir sind da!“
36 Wer legt in die Nieren Weisheit? Oder wer gibt dem Herzen Verstand?
37 Wer zählt die Wolken mit Weisheit? Und die Schläuche des Himmels, wer gießt sie aus?
38 so daß sich ergießt der Staub zum Verdichten; und die Schollen zusammen kleben.
39 Erjagest du wohl der Löwin die Beute, und stillest du die Gier der jungen Löwen,
40 wenn sie liegen in den Höhlen, lagern im Dickicht auf der Lauer?
41 Wer schafft dem Raben seinen Raub, wenn seine Jungen zu Gott aufschreien, umherirren ohne Nahrung?

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