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Clemens von Rom - Zweiter Brief

Clemens von Rom - Zweiter Brief

eine älteste Gemeindepredigt um 150

Brüder, wir müssen von Jesus Christus so denken wie von Gott, wie vom Richter der Lebenden und Toten; und wir dürfen nicht gering denken von unserer Rettung. Wenn wir nämlich gering von ihm denken, hoffen wir auch nur Geringes zu empfangen. Und die, die zuhören, als ginge es um etwas Geringes, sündigen. Auch wir sündigen, weil wir nicht wissen, von woher wir berufen worden sind und von wem und zu welchem Ort, und wieviel Jesus Christus um unsertwillen zu leiden auf sich genommen hat. Welche Gegenleistung werden wir ihm also geben? Oder welche Frucht, dessen würdig, was er uns gegeben hat? Wieviele heilige Leistungen schulden wir ihm? Das Licht nämlich hat er uns geschenkt; wie ein Vater hat er uns „Söhne“ genannt; als wir zugrundegingen, hat er uns gerettet. Welchen Lobpreis werden wir ihm also darbringen, oder welchen Lohn als Gegenleistung für das, was wir empfangen haben? Wir waren blind im Verstand, verehrten Steine und Holz, Gold, Silber und Kupfer, Menschenwerke; und unser ganzes Leben war nichts anderes als Tod. Also mit Verfinsterung behaftet und von solchem Dunkel im Sehvermögen erfüllt, wurden wir wieder sehend, weil wir durch seinen Willen jene Wolke abstreiften, die uns umfing. Denn er hat sich unserer erbarmt und voller Mitleid errettet, denn er sah bei uns viel Irrtum und Verderben und daß wir keine Hoffnung auf Rettung hatten - es sei denn die, die von ihm her kommt. Er hat uns nämlich berufen als nicht Seiende, und er hat uns aus dem Nichtsein sein lassen wollen.

„Freue dich, Unfruchtbare, die du nicht gebierst; brich aus in Jubel und rufe laut, die du nicht in Wehen liegst; denn zahlreich sind die Kinder der Einsamen, mehr als derjenigen, die den Mann hat.“ Was (die Schrift) gesagt hat: „Freue dich, Unfruchtbare, die du nicht gebierst“, das hat sie über uns gesagt: Unfruchtbar nämlich war unsere Kirche, bevor ihr Kinder gegeben wurden. Was (die Schrift) aber gesagt hat: „Rufe laut, die du nicht in Wehen liegst“, das meint: Unsere Gebete einfältig emporsteigen zu lassen zu Gott, damit wir nicht wie die in Wehen Liegenden verzagen. Was aber (die Schrift) gesagt hat: „Denn zahlreich sind die Kinder der Einsamen, mehr als derjenigen, die den Mann hat“ - unser Volk schien ja von Gott verlassen zu sein, doch jetzt, da wir gläubig geworden sind, sind wir mehr geworden als die, die Gott zu haben meinen. Aber auch eine andere Schrift(stelle) sagt: „Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu berufen, sondern Sünder.“ Das meint: Man muß die Verlorengehenden retten. Jenes nämlich ist groß und wunderbar - nicht das Stehende zu festigen, sondern das Fallende. So hat auch Christus das Verlorengehende retten wollen, und er hat viele gerettet, indem er kam und uns berief, die wir schon verlorengingen.

Da er also so großes Erbarmen uns gegenüber erwies, ist es das erste, daß wir als die Lebendigen den toten Götzen nicht opfern und sie nicht verehren; vielmehr haben wir durch ihn den Vater der Wahrheit erkannt. Was ist die auf ihn gerichtete Erkenntnis (anderes) als ihn nicht zu verleugnen, durch den wir ihn erkannt haben? Er sagt aber auch selbst: „Den, der mich bekannt hat vor den Menschen, den werde auch ich bekennen vor dem Vater.“ Dies also ist unser Lohn: Wenn wir nun (den) bekennen, durch den wir gerettet worden sind. Wodurch aber bekennen wir ihn? Dadurch, daß wir tun, was er sagt, und nicht ungehorsam sind gegenüber seinen Geboten und nicht allein mit den Lippen ihn ehren, sondern von ganzem Herzen und von ganzem Verstand. Es heißt aber auch bei Jesaja: „Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz aber ist fern von mir.“ Wir wollen ihn also „Herrn“ nicht nur nennen; das wird uns nämlich nicht retten. Er sagt nämlich: „Nicht jeder, der zu mir sagt „Herr, Herr“, wird gerettet werden, sondern der, der die Gerechtigkeit tut.“ Folglich wollen wir ihn nun, Brüder, mit Werken bekennen, dadurch, daß wir einander lieben, dadurch, daß wir nicht ehebrechen, uns gegenseitig nicht verleumden, nicht eifersüchtig sind, sondern enthaltsam sind, barmherzig, gut. Auch müssen wir miteinander Mitleid haben und dürfen nicht geldgierig sein. Mit diesen Werken bekennen wir ihn und nicht mit den entgegengesetzten. Und wir dürfen nicht die Menschen mehr fürchten, sondern Gott. Deshalb, wenn wir das tun, hat der Herr [Jesus] gesagt: „Wenn ihr vereint wärt mit mir an meiner Brust und meine Gebote nicht tut, dann werde ich euch hinauswerfen und zu euch sagen: Weicht von mir, ich weiß von euch nicht, woher ihr seid, ihr Täter der Gesetzlosigkeit.“

Darum, Brüder, indem wir den gastweisen Aufenthalt in dieser Welt preisgeben, laßt uns den Willen dessen tun, der uns berufen hat, und laßt uns keine Furcht davor haben, aus dieser Welt hinauszugehen. Es sagt nämlich der Herr: „Ihr werdet sein wie Schafe inmitten von Wölfen.“ Petrus aber antwortet und sagt zu ihm: „Wenn nun die Wölfe die Schafe zerreißen?“ Jesus sprach zu Petrus: „Die Schafe sollen die Wölfe nicht fürchten, nachdem sie gestorben sind; (so) auch ihr: Fürchtet nicht (die), die euch töten und euch (sonst) nichts zu tun vermögen; sondern fürchtet den, der nach eurem Sterben Macht hat über Seele und Leib, sie in die Feuerhölle zu werfen.“ Und erkennt Brüder, daß der Aufenthalt dieses Fleisches in dieser Welt kurz ist und von geringer Dauer - die Verheißung Christi aber ist groß und wunderbar, nämlich die Ruhe des kommenden Reiches und des ewigen Lebens. Was also ist (anderes) zu tun, um zu ihnen zu gelangen, als fromm und gerecht zu wandeln und diese weltlichen Dinge für Fremdartiges zu halten und sie nicht zu begehren? Wenn wir nämlich begehren, diese (Dinge) zu erwerben, fallen wir herunter vom gerechten Weg.

Es sagt aber der Herr: „Kein Haussklave kann zwei Herren dienen.“ Wenn wir sowohl Gott als auch dem Mammon dienen wollen, ist das für uns schädlich. Denn was nützt es, wenn jemand die ganze Welt gewinnt, die Seele aber einbüßt? Es sind aber dieser Äon und der künftige zwei Feinde. Dieser verkündet Ehebruch und Schändung und Geldgier und Betrug, jener aber kehrt sich von diesen Dingen ab. Wir können also nicht Freunde der zwei (zugleich) sein. Wir müssen vielmehr, indem wir uns von diesem abkehren, jenem entsprechend leben. Wir meinen, daß es besser ist, die hiesigen Dinge zu hassen, weil sie gering und von kurzer Dauer und vergänglich sind - jene aber zu lieben, die guten, die unvergänglichen. Wenn wir den Willen Christi tun, werden wir Ruhe finden. Andernfalls aber wird uns nichts retten vor der ewigen Strafe, wenn wir seinen Geboten ungehorsam werden. Es sagt aber auch die Schrift bei Ezechiel: „Wenn auferstehen Noah und Hiob und Daniel, werden sie ihre Kinder in der Gefangenschaft nicht retten.“ Wenn aber sogar solche Gerechte mit ihren eigenen rechtschaffenen Taten ihre Kinder nicht retten können, mit welcher Zuversicht werden (dann) wir, wenn wir die Taufe nicht rein und unbefleckt bewahren, in das Reich Gottes hineinkommen? Oder wer wird unser Anwalt sein, wenn wir nicht im Besitz frommer und gerechter Werke erfunden werden?

Deshalb nun, meine Brüder, laßt uns den Kampf führen im Wissen darum, daß der Wettkampf unsere gegenwärtige Aufgabe ist und daß zu den vergänglichen Wettkämpfen viele hinfahren, aber nicht alle bekränzt werden, sondern (nur) diejenigen, die sich viel abgemüht und gut gekämpft haben. Wir nun wollen den Kampf führen, damit wir alle bekränzt werden. Deshalb wollen wir den geraden Weg laufen, den Wettkampf, der unvergänglich ist; und in großer Zahl laßt uns zu ihm hinfahren und laßt uns den Kampf führen, damit wir auch bekränzt werden. Und wenn wir auch nicht alle bekränzt werden können, so wollen wir doch möglichst nahe an den Kranz herangelangen. Wir müssen <aber> wissen: Wer am vergänglichen Wettkampf teilnimmt, wird, wenn er sich als Regelverletzer erweist, nach vollzogener Auspeitschung weggeschafft und aus der Rennbahn hinausgeworfen. Was meint ihr? Wer beim Wettkampf der Unvergänglichkeit die Regeln verletzt, was wird der erleiden? Von denen nämlich, die das Siegel nicht bewahren, heißt es: „Ihr Wurm wird nicht sterben und das Feuer wird nicht verlöschen, und sie werden ein Schauspiel sein für alles Fleisch.“

Solange wir nun auf Erden sind, laßt uns Buße tun. Wir sind nämlich Ton in der Hand des Handwerkers. Wie nämlich der Töpfer, wenn er ein Gefäß macht und es mißrät ihm unter seinen Händen oder es zerbricht, es wiederum neu formt, hingegen wenn er es in den Feuerofen geschoben hatte, ihm nicht mehr hilft, so wollen auch wir, solange wir in dieser Welt sind, von ganzem Herzen Buße tun für das, was wir im Fleisch Böses getan haben, damit wir vom Herrn gerettet werden, solange wir Gelegenheit zur Buße haben. Wenn wir nämlich erst aus der Welt herausgegangen sind, können wir dort nicht mehr (Sünden) bekennen oder noch Buße tun. Folglich, Brüder: Wenn wir den Willen des Vaters tun und das Fleisch rein bewahren und die Gebote des Herrn halten, werden wir das ewige Leben empfangen. Der Herr sagt nämlich im Evangelium: „Wenn ihr das Weine nicht bewahrt habt, wer wird euch das Große geben? Denn ich sage euch: Der im Geringsten Treue ist auch im Großen treu.“ Folglich meint er nun dieses: Bewahrt das Fleisch rein und das Siegel unbefleckt, damit wir das Leben empfangen.

Und es soll keiner von euch sagen, daß dieses Fleisch nicht gerichtet wird und nicht aufersteht. Erkennt: Worin seid ihr gerettet worden? Worin seid ihr wieder sehend geworden? Doch nur als solche, die in diesem Fleisch existieren. Folglich müssen wir das Fleisch hüten wie den Tempel Gottes. Wie ihr nämlich im Fleisch berufen worden seid, so werdet ihr auch im Fleisch hingelangen. Einer ist Christus, der Herr, der uns gerettet hat. Er war zuerst Geist und ist Fleisch geworden, und so hat er uns berufen; so werden auch wir in diesem Fleisch den Lohn empfangen. Laßt uns also einander lieben, damit wir alle in das Reich Gottes kommen. Solange wir Gelegenheit haben, geheilt zu werden, wollen wir uns selbst dem Gott, der uns gesund machen kann, anvertrauen, wobei wir ihm eine Gegenleistung abstatten. Welche? Buße tun aus reinem Herzen. Denn er weiß alles im Voraus und kennt das, was in unserem Herzen ist. So laßt uns ihm also Lob spenden, nicht mit dem Munde allein, sondern auch von Herzen, damit er uns annimmt als Söhne. Denn der Herr hat auch gesagt: „Meine Brüder sind diejenigen, die den Willen meines Vaters tun.“

Infolgedessen, meine Brüder, laßt uns tun den Willen des Vaters, der uns berufen hat, damit wir leben; und laßt uns mehr der Tugend nacheilen, die Schlechtigkeit aber laßt uns verlassen als eine Vorläuferin unserer Sünden, und laßt uns fliehen die Gottlosigkeit, damit nicht Böses uns ergreift. Denn wenn wir eifrig bemüht sind, Gutes zu tun, wird Friede uns nacheilen. Aufgrund dieser Ursache nämlich ist es nicht möglich, daß er einen Menschen findet: Sie flößen Furcht vor Menschen ein, weil sie den Genuß hier bevorzugt haben vor der zukünftigen Verheißung. Sie wissen nämlich nicht, welch große Qual der hiesige Genuß bringt, und welche Wonne die künftige Verheißung gewährt. Und wenn sie nur allein das trieben, wäre es erträglich; nun aber verharren sie darin, den unschuldigen Seelen schlechte Lehren zu bringen, nicht wissend, daß sie doppeltes Gericht empfangen werden - sie selbst wie auch die, die auf sie hören.

Wir nun wollen mit reinem Herzen Gott dienen, und wir werden gerecht sein. Wenn wir aber nicht dienen, weil wir der Verheißung Gottes nicht glauben, werden wir unglückselig sein. Es sagt nämlich auch das prophetische Wort: „Unglückselig sind die Zweifler, die in ihrem Herzen schwankend sind, die sagen: „Das hörten wir immer wieder seit langer Zeit, ja, schon zur Zeit unserer Väter; wir aber, Tag um Tag wartend, haben nichts davon gesehen. Ihr Toren, vergleicht euch mit einem Baum, nehmt einen Weinstock: Zuerst verliert er die Blätter, dann entsteht der Sproß, danach der Herling, dann ist die reife Traube da. So hat auch mein Volk Unruhen und Bedrängnisse gehabt; danach wird es das Gute empfangen.“ Infolgedessen, meine Brüder, laßt uns nicht zweifeln, sondern Hoffnung fassen und ausharren, damit wir auch den Lohn erhalten. Denn treu ist, der verheißen hat, die Gegenleistungen zu entrichten jedem für seine Werke. Wenn wir also die Gerechtigkeit tun vor Gott, werden wir in sein Reich hineinkommen, und wir werden die Verheißungen empfangen, die „kein Ohr gehört hat und kein Auge gesehen hat und (was) in keines Menschen Herz gedrungen ist“.

Laßt uns also jederzeit das Reich Gottes erwarten in Liebe und Gerechtigkeit, weil wir ja den Tag der Erscheinung Gottes nicht kennen. Als nämlich der Herr selbst von jemandem gefragt wurde, wann sein Reich kommen werde, sagte er: „Wenn die zwei Eines sein werden, und das Äußere wie das Innere, und das Männliche mit dem Weiblichen, weder männlich noch weiblich.“ Die zwei aber sind Eines, wenn wir zueinander die Wahrheit sagen; und in zwei Leibern möge ungeheuchelt eine Seele sein. Und „das Äußere wie das Innere“ meint dies: Die Seele nennt er „das Innere“; „das Äußere“ aber nennt er den Leib. Auf welche Weise nun dein Leib sichtbar ist, so soll auch deine Seele offenbar sein in den guten Werken. Und „das Männliche mit dem Weiblichen, weder männlich noch weiblich“ meint dies: Ein Bruder soll beim Anblick einer Schwester an sie nicht als an eine Frau denken, und nicht soll sie an ihn als einen Mann denken. Wenn ihr das tut, sagt er, wird das Reich meines Vaters kommen.

Also, Brüder, laßt uns endlich einmal Buße tun, laßt uns nüchtern werden zum Guten. Wir sind nämlich voll von großer Torheit und Bosheit. Laßt uns von uns wegwischen die früheren Verfehlungen und, von Herzen Buße tuend, gerettet werden; und laßt uns nicht den Leuten zu Gefallen werden, noch laßt uns nur aneinander gefallen wollen, sondern auch den Menschen draußen aufgrund der Gerechtigkeit, damit der Name nicht um unsertwillen verlästert werde. Es sagt nämlich der Herr: „Allenthalben wird mein Name gelästert um euretwillen unter allen Heiden“; und wiederum: „Wehe, um dessentwillen mein Name gelästert wird.“ Wodurch wird er gelästert? Dadurch, daß wir nicht tun, was wir sagen. Denn wenn die Heiden aus unserem Munde hören die Worte Gottes, wie schön und groß sie sind, so bewundern sie diese; dann, wenn sie beobachten unsere Werke, daß sie nicht den Worten entsprechen, die wir reden, wenden sie sich ab davon zur Lästerung und sagen, es sei irgendeine Fabel und Betrug. Wenn sie nämlich von uns hören, daß Gott sagt: „Ihr habt keinen Dank, wenn ihr die liebt, die euch lieben, sondern ihr habt Dank, wenn ihr die Feinde liebt und die, die euch hassen.“ Wenn sie das hören, bewundern sie das Übermaß der Güte. Wenn sie aber sehen, daß wir nicht nur die, die uns hassen, nicht lieben, sondern nicht einmal die, die (uns) lieben, so lachen sie über uns, und folglich wird der Name gelästert.

Infolgedessen, Brüder, wenn wir den Willen unseres Vaters, Gottes, tun, werden wir gehören zu der Ersten Kirche, der geistlichen, die vor Sonne und Mond geschaffen worden ist. Wenn wir aber den Willen des Herrn nicht tun, werden wir gehören zu der Schrift, die sagt: „Mein Haus ist eine Räuberhöhle geworden.“ Daher wollen wir es nun wählen, zur Kirche des Lebens zu gehören, damit wir gerettet werden. Ich glaube aber nicht, daß ihr nicht wißt, daß die lebendige Kirche der Leib Christi ist. Die Schrift sagt nämlich: „Gott hat den Menschen männlich und weiblich gemacht.“ Das „Männliche“ ist Christus, das „Weibliche“ die Kirche. Und obendrein sagen die Bücher (der Propheten) und ferner die Apostel, daß die Kirche nicht erst jetzt existiert, sondern von Anfang an. Sie war nämlich geistlich, wie auch Jesus Christus, unser Herr; er wurde aber offenbar am Ende der Tage, damit er uns rette. Die Kirche aber, die geistlich ist, wurde offenbar im Fleisch Christi und tat uns kund, daß, wenn einer von uns sie im Fleisch bewahrt und nicht zugrundegerichtet, er sie im heiligen Geist empfangen wird. Denn dieses Fleisch ist das Gegenbild des Geistes. Niemand nun, der das Gegenbild zugrunderichtet, wird das Urbild empfangen. Das meint nun folgendes: Brüder, bewahrt das Fleisch, damit ihr am Geist Anteil bekommt. Wenn wir aber sagen, das Fleisch sei die Kirche und der Geist Christus, so hat folglich der, der gegen das Fleisch frevelt, gegen die Kirche gefrevelt. Ein solcher wird also nicht Anteil bekommen am Geist, welcher ist Christus. Ein solch großartiges Leben und Unvergänglichkeit vermag dieses Fleisch zu empfangen, wenn sich ihm der heilige Geist fest verbindet. Niemand kann aussagen noch verkünden, was der Herr seinen Auserwählten bereitet hat.

Ich glaube aber nicht, daß ich einen geringfügigen Ratschlag hinsichtlich der Enthaltsamkeit gegeben habe; wer ihm folgt, wird es nicht bereuen, sondern er wird sowohl sich selbst retten als auch mich, der ich diesen Ratschlag erteilt habe. Es ist nämlich kein geringes Verdienst, eine irrende und zugrundegehende Seele abzuwenden (vom Bösen), auf daß sie gerettet wird. Wir sind nämlich imstande, diese Gegenleistung Gott darzubringen, der uns geschaffen hat, wenn der Sprecher und der Hörer mit Glauben und Liebe sowohl spricht als auch hört. Bleiben wir also bei dem, was wir zu glauben begonnen haben, rechtschaffen und fromm, auf daß wir mit Freimut Gott bitten, der da sagt: „Noch während du redest, werde ich sagen: Siehe, hier bin ich.“ Dieses Wort nämlich ist ein Zeichen einer großen Verheißung; er selbst ist nämlich, sagt der Herr, bereitwilliger zum Geben als der Beter (zum Bitten). Da wir nun an so großer Güte Anteil haben, wollen wir es uns nicht mißgönnen, so große Gaben zu erlangen. Denn soviel Freude diese Worte für die enthalten, die sie tun, soviel Verurteilung enthalten sie für die, die nicht darauf hören.

Folglich, Brüder, weil wir eine nicht geringfügige Gelegenheit erhalten haben, Buße zu tun, laßt uns, da wir Zeit dazu haben, uns hinwenden zu Gott, der uns berufen hat, solange wir noch den Vater* haben, der uns annimmt. Wenn wir nämlich diesen Lüsten entsagen und unsere Seele dadurch besiegen, daß wir ihre bösen Begierden nicht in die Tat umsetzen, werden wir Anteil erlangen am Erbarmen Jesu. Erkennt aber, daß der Tag des Gerichts schon kommt wie ein brennender Ofen. Und es werden „einige“ der Himmel und die ganze Erde zerschmelzen, wie Blei über Feuer zerschmilzt. Und dann werden offenbar werden die geheimen und die sichtbaren Werke der Menschen. Gut also ist Almosen, wie Buße für Sünder. Besser ist Fasten als Gebet, Almosen aber besser als beides. Liebe aber deckt zu die Menge der Sünden, Gebet aus reinem Gewissen aber rettet vom Tod. Selig jeder, der in diesen Dingen als vollständig erfunden wird. Almosen nämlich schafft Erleichterung der Sünde.

Laßt uns also Buße tun von ganzem Herzen, damit keiner von uns verlorengeht. Wenn wir nämlich Gebote haben, damit wir auch dieses tun: uns von den Götzen losreißen und Unterweisung erteilen - um wieviel weniger darf dann eine Seele, die Gott schon kennt, zugrundegehen! Laßt uns also einander helfen, um auch die Schwachen mit Rücksicht auf das Gute zu fördern, damit wir alle gerettet werden; und laßt uns einander zurechtbringen und ermahnen. Und laßt uns nicht nur jetzt den Anschein haben zu glauben und aufzupassen, während wir gerade von den Presbytern ermahnt werden, sondern auch wenn wir nach Hause gegangen sind, wollen wir uns der Gebote des Herrn erinnern und wollen uns nicht von den weltlichen Begierden in die entgegengesetzte Richtung wegreißen lassen; sondern indem wir häufiger hinzu kommen, wollen wir uns bemühen, Fortschritte zu machen in den Geboten des Herrn, damit wir alle einmütigen Sinnes versammelt sind zum Leben. Es hat nämlich der Herr gesagt: „Ich kommen, um zu versammeln alle Völker, Stämme und Zungen.“ Das meint aber den Tag seiner Epiphanie, wenn er kommt und uns erlösen wird, einen jedem gemäß seinen Werken. Und die Ungläubigen werden sehen seine Herrlichkeit und Macht, und sie werden sich wundern, wenn sie die Herrschaft über die Welt bei Jesus erblicken und werden sagen: Wehe uns, weil Du es warst und wir erkannten es nicht und glaubten es nicht und folgten nicht den Presbytern, die uns predigten von unserem Heil. Und „ihr Wurm wird nicht sterben und ihr Feuer wird nicht verlöschen, und sie werden ein Schauspiel sein für alles Fleisch“. Jenen Tag des Gerichts meint er, wenn man die sehen wird, die bei uns gottlos gehandelt und falsches Spiel getrieben haben mit den Geboten Jesu Christi. Die Gerechten aber, die gut gehandelt und den Qualen standgehalten und die Lüste der Seele gehaßt haben - wenn sie die erblicken, die abgeirrt sind und durch die Worte oder durch die Werke Jesus verleugnet haben, wie sie bestraft werden mit schrecklichen Qualen durch unauslöschliches Feuer, werden sie die Ehre geben ihrem Gott und sagen: Es wird Hoffnung geben für den, der Gott gedient hat von ganzem Herzen.

Auch wir wollen also zu denen gehören, die Dank sagen, die Gott gedient haben, und nicht zu den Gottlosen, die gerichtet werden. Auch ich selbst nämlich, obwohl ganz und gar sündig und noch nicht der Versuchung entflohen, sondern inmitten der Instrumente des Teufels, bemühe mich eifrig, der Gerechtigkeit nachzujagen, damit ich Kraft erlange, ihr wenigstens nahezukommen, da ich das künftige Gericht fürchte.

Folglich, Brüder und Schwestern, nachdem der Gott der Wahrheit (geredet hat), lese ich euch eine Ansprache vor, daß ihr acht gebt auf das, was geschrieben steht, damit ihr sowohl euch selbst rettet als auch mich, der ich unter euch vorlese. Als Lohn erbitte ich nämlich von euch, daß ihr Buße tut von ganzem Herzen, womit ihr euch selbst Rettung und Leben verschafft. Wenn wir das nämlich tun, werden wir ein Ziel setzen allen jungen Menschen, die sich um die Frömmigkeit und um die Güte Gottes bemühen wollen. Und wir wollen uns nicht ärgern und unwillig sein als Toren, wenn jemand uns ermahnt und hinwendet von der Ungerechtigkeit zur Gerechtigkeit. Manchmal nämlich erkennen wir nicht, wenn wir Böses tun, wegen des Zweifels und des Unglaubens, der in unserer Brust ist, und wir sind im Denken verfinstert von den nichtigen Begierden. Also wollen wir die Gerechtigkeit tun, damit wir am Ende gerettet werden. Selig, die diesen Anordnungen gehorchen! Wenn sie auch kurze Zeit Böses erleiden in dieser Welt, so werden sie die unsterbliche Frucht der Auferstehung ernten. Der Fromme also soll sich nicht betrüben, wenn er in den gegenwärtigen Zeiten Ungemach erleidet: Glückselige Zeit erwartet ihn. Er wird droben mit den Vätern wieder lebendig sein und Freude haben in ungetrübter Ewigkeit.

Aber auch jenes soll unser Denken nicht verwirren, daß wir die Ungerechten reich sehen und in Bedrängnis die Knechte Gottes. Laßt uns also glauben, Brüder und Schwestern; wir bestehen des lebendigen Gottes Probe als Kämpfer und üben uns im gegenwärtigen Leben, damit wir im künftigen bekränzt werden. Keiner der Gerechten hat rasche Frucht erlangt, sondern er wartet auf sie. Wenn nämlich Gott den Lohn der Gerechten sofort auszahlte, trieben wir sogleich Handel und nicht Gottesverehrung. Wir wären nämlich scheinbar Gerechte, während wir doch nicht dem Frommsein, sondern dem Gewinnbringenden nachjagten. Und deshalb hat göttliches Gericht einem Geist geschadet, der nicht gerecht war, und hat ihn mit Ketten beschwert. Dem einzigen, unsichtbaren Gott, dem Vater der Wahrheit, der uns gesandt hat den Retter und Führer zur Unvergänglichkeit, durch den er uns auch kundgetan hat die Wahrheit und das himmlische Leben - ihm sei die Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

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