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Calvin, Jean - Psalm 96.

Calvin, Jean - Psalm 96.

Inhaltsangabe: Der Psalm ist eine Mahnung zum Lobe Gottes, die sich nicht bloß an die Juden richtet, sondern an alle Heiden. Daraus ergibt sich der Schluss, dass er auf das Reich Christi Bezug hat: denn ehe dieses der Welt geoffenbart wurde, konnte Gottes Name nirgend anders als bei den Juden angerufen werden; in Bezug auf diese Pflicht der Frömmigkeit waren die Heiden bis dahin noch stumm und taub. Ohne Zweifel hat nun der heilige Geist die Gläubigen unter dem Gesetze angespornt, Gottes Lob zu singen, bis Christus alle Enden der Welt mit seiner Herrlichkeit erleuchten und das Licht wahrer Erkenntnis überall anzünden würde.

1Singet dem Herrn ein neues Lied; singet dem Herrn, alle Welt! 2Singet dem Herrn, und lobet seinen Namen; verkündiget von Tag zu Tage sein Heil! 3Erzählet unter den Heiden seine Ehre, unter allen Völkern seine Wunder!

V. 1. Singet dem Herrn ein neues Lied. Aus diesem Anfang lässt sich ersehen, was ich sagte, dass der Prophet nicht allein die Kinder Israel, sondern den ganzen Erdkreis zum Erweise der Frömmigkeit ermahnt. Dies konnte nicht eher durchgeführt werden, als bis das Evangelium überall bekannt wurde. Denn man muss immer festhalten, was Paulus sagt (Röm. 10, 14): „Wie sollen sie anrufen, an den sie nicht glauben?“ Und wenn derselbe Apostel anderwärts (Röm. 15, 10) zum Beweis für die Berufung der Heiden das Wort zitiert: „Lobet, ihr Heiden, mit seinem Volk“, - so ergibt sich, dass in diesem gemeinsamen Lobe eine Gemeinschaft des Glaubens zum Ausdruck kommt. Außerdem wollen wir bedenken, dass der Prophet nicht ein bekanntes und geläufiges, sondern ein neues Lied gesungen haben will. Wir schließen daraus, dass von einem ungewöhnlichen und außerordentlichen Gnadenerweise Gottes die Rede ist. So sagt auch Jesaja (42, 10), wo er von der Wiederherstellung der Gemeinde redet, im Blick auf dies unglaubliche Wunder: „Singet dem Herrn ein neues Lied.“ Unser Psalm weist also darauf hin, dass eine Zeit kommen werde, da Gott in ungewohnter Weise sein Reich aufrichtet. Dass alle Völker an Gottes Gnade Anteil gewinnen sollen, ergibt sich noch deutlicher aus dem Aufruf, überall sein Heil zu verkünden. Und dass dies Heil nicht hinfällig und flüchtig ist, sondern in beständiger Blüte steht, findet darin seine Bestätigung, dass es (V. 2) von Tag zu Tage verkündigt werden soll.

V. 3. Erzählet unter den Heiden seine Ehre. Noch mit anderen Namen wird jenes Heil geschmückt: es heißt seine Ehre und seine Wunder. Es soll also herrlich und wunderbar sein und sich über die früheren Erlösungstaten herausheben. Sicherlich hat Gott seine Güte wie seine Macht viel glänzender und schöner als je erwiesen, da er der ganzen Welt als Erlöser erschien. Dieses Heil aber konnte, wie ich sagte, den Heiden so lange nicht gepredigt werden, als es noch nicht für sie bestimmt war. Wir empfangen in diesen Worten einen Hinweis darauf, dass wir die von Christus geschaffte Erlösung nur dann gebührend anerkennen, wenn wir unsre Gedanken zu dem unvergleichlichen Wunder erheben, welches in ihr widerstrahlt.

4Denn der Herr ist groß und hoch zu loben, wunderbarlich über alle Götter. 5Denn alle Götter der Völker sind Götzen; aber der Herr hat den Himmel gemacht. 6Stärke und Pracht stehet vor ihm, Macht und Glanz in seinem Heiligtum.

V. 4. Denn der Herr ist groß. Der Prophet beschreibt den Gott, welchem das Lob gelten soll, damit die Heiden sich nicht nach ihrer Weise in ihren Irrwegen umtreiben. Damit die ganze Welt ihren Aberglauben wegwerfe und sich der wahren Religion zuwende, wird gezeigt, dass allein der Herr hoch zu loben ist. Dies ist von besonderem Gewicht; denn wenn sich die Menschen nicht durch diesen Gedanken im Zaum halten, werden sie in demselben Maße den Herrn seiner Ehre berauben, als sie sich anstrengen, ein göttliches Wesen zu loben. Man muss sich also an die hier angegebene Ordnung halten, damit man nicht leichtsinnig Gottes Namen entweihe, wie es die Ungläubigen tun, die falsche selbst gemachte Götter schmücken. Als Götter können, wie ich schon sagte (zu Ps. 95, 3), sowohl Engel als Götzen bezeichnet werden. Ich bleibe bei dem, was ich damals ausführte, dass der Name alles umfasst, was ein gottartiges Wesen ist oder dafür gehalten wird. Weil nun Gott durch die Engel seine Strahlen über die ganze Welt ausgehen lässt, so leuchten in ihnen Funken gottheitlichen Wesens. Wenn Menschen sich ihre Götzen ausdenken, machen sie Götter aus nichts. Der Prophet prägt also ein, dass man auf einem bösen Irrwege ist, wenn man in übertriebener Weise entweder den Engeln oder seinen Götzen eine Herrlichkeit andichtet, die von dem wahren und einigen Gott abführen muss. Darnach (V. 5) wendet er sich ausdrücklich gegen die Torheit der Heiden, welche einen Gott nennt, was Eitelkeit und ein Nichts ist. Denn eben dies bedeutet das hebräische Wort, welches verächtlicher weise zur Bezeichnung der Götzen gebraucht wird. Alles in allem: weil allein der Schöpfer der Welt wahre und rechte Gottheit besitzt, sind alle Religionen, die seine Verehrung verderben, sündhaft und töricht. Bevor nun aber der Prophet diese lügenhaften Gebilde angreift, hat er klüglich gesagt, dass der Herr groß und hoch zu loben ist: seine erhabene und unendliche Herrlichkeit wird leicht alle Götzenträume der Menschen verschlingen. Sehr bemerkenswert ist auch die Zuversicht, mit welcher der Prophet die übereinstimmende Meinung aller Menschen beiseite schiebt, um die Herrlichkeit des wahren Gottes wacker zu behaupten. Die wahren Gottesverehrer hatten damals einen großen und schwierigen Kampf gegen den ungeheuren Haufen und Schwarm von Aberglauben zu führen, mit dem die ganze Welt erfüllt war. Der wahre Gott war in Judäa wie in einem dunkeln Winkel verborgen. Überall berühmt war Jupiter, von dessen Namen ganz Asien, Europa und Afrika widerhallte. Außerdem hatte jedes Land seine besonderen Götter: allein dem wahren Gott war seine Ehre geraubt. Mochte aber die ganze Welt zur Lüge sich verschworen haben, so sieht der Prophet aus seiner Höhe verächtlich auf alles herab, was alle Sterblichen denken und billigen: ihre Eitelkeit kann dem Ruhm des einen Gottes nichts abbrechen. Es ist also verkehrt, die Gewissheit in religiösen Dingen auf die Zustimmung der Masse zu gründen, denn wenn der Glaube von menschlichem Urteil und die Verehrung Gottes von menschlichen Beschlüssen abhinge, könnte dieser Satz des Propheten nicht bestehen. Nachdem er nun die Größe Gottes behauptet hat, beweist er sie auch: der Herr hat den Himmel gemacht. Im Weltgebäude spiegelt sich sein Bild. Wenn Gottes unvergleichliches Wesen darin besteht, dass er seinen Grund in sich selbst hat und durch eigene Kraft besteht, so sind Götter, die nicht die Welt geschaffen haben, ausgedachte Götzen. Auf den Himmel mit seiner Ordnung und Schönheit wird hingewiesen, weil er das eindrücklichste Beispiel für Gottes Macht ist.

V. 6. Stärke und Pracht stehet vor ihm. Nicht von der Herrlichkeit, wie manche Ausleger wollen, sondern von der Stärke Gottes ist hier die Rede. Denn das zweite Satzglied wiederholt in Übereinstimmung des Sinnes die Erinnerung an Gottes Macht und Glanz. Diese Worte wollen besagen, dass man Gott nur dann richtig erkennt, wenn man die Strahlen seiner unvergleichlichen Stärke und Majestät leuchten sieht. Jedes mal an erster Stelle wird seine Stärke oder Macht genannt, weil diese gewissermaßen den Stoff seiner Herrlichkeit oder seines Glanzes bilden. Da aber Gott an sich unsichtbar ist, ruft der Prophet die Gläubigen zu seinem Heiligtum, welches bekanntlich das Symbol seiner Gegenwart war. Weil unser schwacher Sinn sich nicht zur Höhe des Himmels emporschwingen kann, wird erinnert, dass Gott handgreifliche Zeichen seiner Gegenwart, also seiner Herrlichkeit, im Tempel, in den Opfern, in der Bundeslade geben wollte. So oft wir übrigens Gottes gedenken, wollen wir lernen, unsern Blick auf die Herrlichkeit zu richten, die in seinem Angesichte strahlt: denn wer ihn sich vorstellt ohne seine Macht, denkt an ein totes Wesen, nicht an die lebendige Gottheit.

7Ihr Völker, bringet her dem Herrn, bringet her dem Herrn Ehre und Macht! 8Bringet her dem Herrn die Ehre seines Namens; bringet Geschenke, und kommt in seine Vorhöfe! 9Betet an den Herrn in der Pracht des Heiligtums; es fürchte ihn alle Welt!

V. 7. Ihr Völker, bringet her dem Herrn usw. Da man in damaliger Zeit Gott nur in Zion lobte, welcher Ort für die Verehrung seines Namens geheiligt war, da auch allein Abrahams Nachkommenschaft den Schmuck des Priestertums besaß, so deutet der Prophet hier ohne Zweifel auf die Erneuerung der Gemeinde, welche endlich durch Christi Ankunft zustande kam. Es werden also dem alttestamentlichen Bundesvolk die Völker entgegengestellt, welche endlich in das gleiche Kindschaftsrecht eingesetzt werden sollen. Sie werden aufgerufen: Bringet her dem Herrn Ehre und Macht! , d. h. erweist ihm die Ehre, dass ihr seine Macht anerkennt. Und um zu zeigen, dass die Menschen ihrerseits dem Herrn nichts bringen können, sondern ihn frevelhafter Weise um das schuldige Lob betrügen, wenn sie ihn nicht rühmen, fügt der Prophet hinzu (V. 8): Bringet her dem Herrn die Ehre seines Namens, d. h. die seinem Namen gebührt und nicht anderswoher entlehnt werden muss. Diese Verehrung mit den Juden dem Herrn zu leisten, werden ausdrücklich die Heidenvölker aufgerufen, - nicht als müsste unsere Gottesverehrung sich noch immer in der äußeren Form bewegen, die einst im Gesetz vorgeschrieben war: wohl aber sollen alle Völker in derselben Regel und Gestalt der Frömmigkeit zusammenstimmen. Wäre aber nicht der Zaun niedergerissen, so hätten die Heiden nicht das Recht gehabt, gemeinsam mit den Kindern Gottes in seine Vorhöfe zu kommen. Auch darum haben wir es mit einer deutlichen Weissagung von der zukünftigen Berufung der Heiden zu tun, weil diese ja unter die heilige Versammlung sich nicht mischen durften, ehe nicht ihre Unreinigkeit beseitigt war. Übrigens sehen wir hier wie an anderen Stellen, wo die Propheten von Christi Reich handeln, dass sie die innere Verehrung Gottes unter den in ihrer Zeit geläufigen Symbolen darstellen. Denn nach Christi Erscheinung wollte Gott nicht mehr, dass man ihm Opferkuchen darbrächte, sondern es ist, als wollte der Prophet sagen, dass die einst geschlossenen Türen des Tempels den Heiden geöffnet werden sollten. Mit welchen Opfern wir aber heute den Herrn ehren sollen, lehrt in Kürze der Ebräerbrief (10, 5 ff.; 13, 16). Darum ist es ganz unerträglich, wenn die Papisten diese Zeugnisse verdrehen, um daraus Beweise für ihr Messopfer und andere Kindereien zu machen. Der richtige Schluss, der aus dieser Stelle gezogen werden darf, ist der, dass die wahren Anbeter Gottes nicht leer vor seinem Angesicht erscheinen; werden wir doch angewiesen (Röm. 12, 1), ihm einen vernünftigen Gottesdienst zu leisten, indem wir uns und alles, was wir haben, zum Opfer bringen.

V. 9. Betet an den Herrn. Das ist eine Fortsetzung desselben Gedankens. Denn dass Gott einst Gaben von seinem Volk forderte, tat er nicht, weil er menschlicher Dienste bedurfte, sondern um sie zum Bekenntnis ihres Glaubens anzuleiten. Der Prophet lehrt also jetzt, welches der eigentliche Sinn jener Darbringungen war: die Gläubigen sollen sich vor dem Herrn niederwerfen und bezeugen, dass ihm alles gehört, was sie sind und haben. Dass sie anbeten sollen in der Pracht des Heiligtums, d. h. des Tempels, deutet noch einmal darauf hin, dass die Heiden eine neue Ehrenstellung empfangen, indem sie mit dem auserwählten Volk zu einem Leibe zusammengefasst werden. Nun war es aber in der Abfassungszeit des Psalms für die große Masse ganz unglaublich, dass unheilige Heiden zusammen mit dem heiligen Geschlecht Abrahams zum Eintritt in den Tempel zugelassen werden sollten. Umso gewisser muss es uns sein, dass unsere Berufung, die man damals für etwas höchst Anstößiges hielt, auf göttlichem Zeugnis ruht: es ist kein Zweifel, dass allein Gott uns die Tür des Heils aufgetan hat. Die Erinnerung an die Pracht des Tempels soll uns zur Ehrfurcht stimmen: die Menschen sollen nicht leichtsinnig vor Gottes Angesicht laufen, sondern Furcht und Demut mitbringen. Eben darauf deutet auch der nächste Satz: Es fürchte ihn alle Welt. Wir sollen bedenken, wie erhaben Gottes Majestät ist, und uns fußfällig vor ihm beugen. Damit wollte aber David die Beter nicht erschrecken, noch sie von Gottes Angesicht verscheuchen: ist ihnen doch nichts süßer und erfreulicher, als ihn zu suchen. Aber wir bedürfen der Demütigung, sollen wir anders Gott wahrhaft und ernstlich verehren. Die „Pracht“ oder der Schmuck des Heiligtums bestand nun nicht in Silber oder Gold, nicht in kostbaren Stoffen, gehauenen Steinen oder sonstigem Prunk und Reichtum, sondern darin, dass der Tempel dem himmlischen Vorbild nachgebildet war, welches Mose auf dem Berge sehen durfte (2. Mos. 25, 9).

10Sagt unter den Heiden, dass der Herr König sei; auch hat er den Erdkreis gefestigt, dass er nicht wanket; und richtet die Völker recht. 11Der Himmel freue sich, und die Erde sei fröhlich; das Meer brause, und was drinnen ist; 12das Feld sei fröhlich und alles, was drauf ist; und lasset rühmen alle Bäume im Walde 13vor dem Herrn; denn er kommt, denn er kommt, zu richten das Erdreich. Er wird den Erdboden richten mit Gerechtigkeit und die Völker mit seiner Wahrheit.

V. 10. Sagt unter den Heiden usw. Noch einmal wird eingeprägt, dass die Anbetung Gottes nur da in Blüte steht, wo der Herr König ist. Denn so lange der Thron Gottes in dem Winkel Judäas stand, konnten sich die Heiden zu seiner Anbetung nicht bekennen, weil sie seiner Herrschaft nicht gehorchten. Darum dehnt jetzt der Prophet dies Reich bis an die äußersten Enden der Welt aus, damit unter ihm zur Einheit zusammenwachsen möchten, die zuvor zerstreut waren. Dass man von Gottes Reich „sagen“ soll, gibt zu verstehen, dass der Herr die Grenzen desselben durch sein Wort und seine Lehre ausgebreitet wissen will. Bemerkenswert ist, dass es in diesem Zusammenhange heißt: auch hat er den Erdkreis gefestigt. Denn wir wissen freilich, dass die Ordnung der Natur von Anbeginn festgelegt hat, dass immer die gleiche Sonne, Mond und Sterne am Himmel geleuchtet haben, dass die Ungläubigen durch dieselben Lebensmittel erhalten wurden wie jetzt die Gläubigen, dass sie auch denselben Lebensodem atmeten. Aber wir sollen festhalten, dass alles sich in Verwirrung befindet und eine schreckliche Unordnung sich wie eine dunkle Flut über die Welt ergießt, so lange die Gottlosigkeit in den Herzen der Menschen regiert. Denn was kann ohne Gott feststehen? Darum lehrt uns diese Stelle mit Recht, dass der Erdkreis erst dann feststeht und nicht wankt, wenn die Menschen unter die Botmäßigkeit Gottes gebracht werden. Mögen immerhin die einzelnen Kreaturen ihre Verrichtungen vollbringen, so ist doch nichts in der Welt geordnet, bis Gott seinen königlichen Sitz aufschlägt, um die Menschen zu regieren. Denn welche hässlichere Verwüstung könnte es geben, als dass man den Schöpfer selbst nicht anerkennt? Trotz aller Selbstgefälligkeit müssen die Ungläubigen wie in wilder Flut umgetrieben werden, und ihr Leben muss an einem Faden hängen, weil ihr Stand nicht auf Gott gegründet ist. Wir wollen uns hier ins Gedächtnis rufen, was wir früher lasen (Ps. 46, 6): „Gott ist bei seiner Stadt drinnen, darum wird sie festbleiben.“ Des Weiteren heißt es von Gottes Reich, dass es voller Gerechtigkeit sein soll: Er richtet die Völker recht. Wir bemerken dabei, dass nach hebräischer Sprechweise „richten“ so viel heißt wie regieren. In diesem Sinne lasen wir auch früher (Ps. 45, 7): „Das Zepter deines Reichs ist ein gerad Zepter.“ Ist nun dies die Weise des göttlichen Regiments, dass es das Leben der Menschen zur Gerechtigkeit bildet und leitet, so muss man vor allen Dingen den Schluss ziehen, dass die Menschen trotz aller Selbstgefälligkeit in vollständiger Verdrehung stecken, bis Christus sie zu seinen Untertanen macht. Die Gerechtigkeit aber, die hier gemeint ist, bezieht sich nicht bloß auf die äußeren Lebensbetätigungen, sondern ist eine innere Erneuerung des Herzens; erwächst sie doch aus der Wiedergeburt durch den Geist, die uns zum Bilde Gottes neu gestaltet.

V. 11. Der Himmel freue sich. Um die Gnade, in welcher sich Gott herablässt, alle Menschen unter die Leitung seiner Hand zu sammeln, desto höher zu rühmen, lädt der Prophet selbst stumme Kreaturen, wie die Bäume, die Erde, das Meer und den Himmel zur Mitfreude ein. Das ist eine überschwängliche Redeweise, welche besagen will, dass nichts wünschenswerter und glücklicher ist, als sich unter Gottes Hut zu befinden. Zugleich ersehen wir daraus, dass Gott durchaus nicht auf tyrannische und schreckliche Weise regiert, sondern dass seine Herrschaft voller Lieblichkeit und Freude ist. Dass die Gottlosen zittern, wenn Gottes Thron aufgerichtet wird, ist ja nur eine Nebenerscheinung. Übrigens hat der Überschwang der Rede seinen guten Grund. Wie jetzt nach dem Wort des Paulus (Röm. 8, 22) alle Kreatur sich mit uns sehnet und ängstet, weil sie um unsertwillen der Eitelkeit unterworfen ward, so dürfen wir uns nicht wundern, dass sie sich durch die Wiederherstellung der Welt, nach der sie ängstlich sich ausstreckte, zur Freude erhoben fühlt. Auch dies lernen wir aus dieser Stelle, dass die Freude der Menschen ohne Gott nur ausgelassene Raserei ist. Der letzte Vers spricht noch deutlicher aus, dass kein Funken von wahrer Freude in uns schimmert, so lange Gott sein Angesicht vor uns verbirgt. Alle Kreaturen sollen fröhlich sein vor dem Herrn; denn er kommt, denn er kommt. Wenn Meer und Erde traurig sind, bis der Herr erscheint, wie muss es dann erst mit uns stehen, auf welche recht eigentlich der schreckliche Fluch gelegt ward? Weil es sich um eine schwer glaubliche Ankündigung handelte, wiederholt der Prophet sie zweimal. Sodann beschreibt er genauer den wohlgeordneten Zustand, auf welchen er bereits hindeutete. Er wird darin bestehen, dass Gott in Gerechtigkeit und zuverlässiger Wahrheit regiert. Wir schließen daraus, dass allein Gottes Gerechtigkeit und Wahrheit imstande sind, die den Menschen angeborene Verkehrtheit und Heuchelei zu verscheuchen und auszuläutern.

Quelle: Müller, Karl / Menges I. - Johannes Calvins Auslegung der Heiligen Schrift - Psalter

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