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Calvin, Jean - Psalm 117.

Calvin, Jean - Psalm 117.

1 Lobet den Herrn, alle Heiden; preiset ihn, alle Völker!
2Denn seine Gnade und Wahrheit waltet über uns in Ewigkeit. Hallelujah!

V. 1. Lobet den Herrn usw. Weil der heilige Geist durch den Mund des Propheten alle Heiden zum Lobe der göttlichen Gnade und Wahrheit aufruft, schließt Paulus mit Recht (Röm. 15, 11), dass diese Weissagung auf die Berufung der ganzen Welt hindeute. Gewiss haben auch die Ungläubigen an Gottes Barmherzigkeit teil: weil sie dieselbe aber nicht fühlen und ihnen zudem Gottes Wahrheit unbekannt ist, können sie sich zu ihrem Lobe nicht rüsten. Darum würde der Prophet vergeblich seine Worte an die unheiligen Heiden richten, wenn dieselben nicht mit den Kindern Abrahams zur Einheit des Glaubens zusammengeschlossen werden sollten. Man darf dagegen auch nicht einwenden, dass der heilige Geist anderwärts Berge, Flüsse, Bäume, Regen, Wind und Donner zum Lobe Gottes aufruft: denn freilich künden die schweigenden Kreaturen laut den Ruhm des Schöpfers, - aber eine ganz andere Bewandtnis hat es mit seinem Lobe bei den mit Verstand begabten Menschen. Dies ersehen wir ja auch aus der hinzugefügten Angabe des Grundes: Lobet den Herrn! Denn seine Gnade und Wahrheit waltet über uns. Die Meinung ist doch gewiss nicht, dass Gott allenthalben von den Völkern gepriesen werden soll, weil diese Erkenntnis in dem kleinen Winkel Judäa eine Stätte hatte, sondern weil sie über den ganzen Erdkreis sich ergießen soll. Wie könnte aber derjenige Gottes Lob singen, der in tierischem Stumpfsinn an seiner Gnade vorübergeht und für seine himmlische Lehre nur taube Ohren hat? Gottes „Wahrheit“ ist nun hier in engste Beziehung zu dem Zeugnis von seiner Gnade zu setzen. Gott könnte ja auch wahrhaftig sein, wenn er der ganzen Welt die Vernichtung androht. Darum steht aber hier die Gnade an erster Stelle, damit seine Wahrheit und Zuverlässigkeit, die auch das Zeugnis seines väterlichen Wohlwollens in sich birgt, fromme Seelen erquicke. Gewiss verdienen nicht minderes Lob auch seine Macht und sein Gericht: weil aber die Menschen den rechten Sinn für den Lobpreis Gottes erst haben werden, wenn der Geschmack seiner Güte sie gelockt hat, hebt der Prophet mit gutem Grunde seine Barmherzigkeit und Treue heraus, die allein imstande sind, Stummen den Mund zu öffnen.

Quelle: Müller, Karl / Menges I. - Johannes Calvins Auslegung der Heiligen Schrift - Psalter

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