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Calvin, Jean - Psalm 107.

Calvin, Jean - Psalm 107.

Inhaltsangabe: Der Psalm lehrt zuerst, dass das Menschenleben nicht durch den Umschwung blinden Glücks umgetrieben wird, sondern dass man in allerlei Bewegungen, welche die Welt für Zufälle ansieht, Gottes Gerichte erkennen soll. Darum sind widrige Zufälle und alles, was die Menschen an Unglück trifft, wie Schiffbruch, Misswachs, Verbannung, Niederlagen im Kriege, lauter Zeugnisse des Zornes Gottes, durch welche er die Menschen als Angeklagte vor seinen Richterstuhl ruft. Glückliche und frohe Ereignisse dagegen soll man seiner Gnade zuschreiben, damit der Herr in jedem Falle das Lob empfange, das ihm als einem überaus freundlichen Vater oder aber als einem gerechten Richter gebührt. Endlich wendet sich die Rede gegen die gottlosen Menschen, welche sich gegen so klare Erweise der göttlichen Vorsehung blind zeigen.

1Danket dem Herrn, denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich. 2So sollen sagen die Erlöseten des Herrn, die er aus der Not erlöset hat; 3und die er aus den Ländern zusammengebracht hat vom Aufgang, vom Niedergang, von Mitternacht und vom Meer. 4Die irregingen in der Wüste, in ungebahntem Wege, und fanden keine Stadt, da sie wohnen konnten, 5hungrig und durstig, und ihre Seele verschmachtete; 6und sie zum Herrn riefen in ihrer Not; und er sie errettete aus ihren Ängsten, 7und führte sie einen richtigen Weg, dass sie gingen zur Stadt, da sie wohnen konnten: 8die sollen dem Herrn danken um seine Güte und um seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut, 9dass er sättiget die durstige Seele, und füllet die hungrige Seele mit Gutem.

V. 1. Danket dem Herrn usw. Diesen Vers, welcher auch den Anfang des vorigen Psalms bildet, haben wir bereits ausgelegt. Er war ohne Zweifel bei den Juden in häufigstem Gebrauch und wurde in andere Gesänge in der Weise eingefügt, dass der eine Chor irgendeinen Psalm sang, in welchen ein Gegenchor antwortend einfügte: Danket dem Herrn usw. Der Verfasser unseres Psalms, wer es auch sei, bedient sich also dieses geläufigen und berühmten Satzes als einer allgemeinen Einleitung. Dann erst wendet er sich zu seinen einzelnen Aussagen. Zuerst ruft er zur Dankbarkeit solche Leute auf, die nach langer und schwieriger Wanderung, ja aus Knechtschaft und Banden unversehrt heimkehren durften. Er bezeichnet sie als die Erlöseten des Herrn, weil sie bei ihren Irrfahrten durch öde und unwegsame Wüsten mehr als einmal um die Heimkehr hätten kommen müssen, wenn nicht Gott gleichsam seine Hand ausgereckt und sich ihnen als Führer dargeboten hätte. Der Psalm denkt aber nicht an alle Wanderer ohne Unterschied, sondern an solche, die durch feindlichen Ansturm oder andere Gewalt und Bedrängnis in die Ferne getrieben wurden und dort in den äußersten Gefahren schweben mussten, ja die gefangen waren bei Feinden, Seeräubern oder anderen Räubern. Im Blick auf sie wird also erinnert, dass sie nicht durch Zufall umgetrieben, noch durch ein blindes Geschick ins Vaterland zurückgeführt wurden, sondern dass über ihren Irrfahrten Gottes Vorsehung waltete. Die Erlösten Gottes, denen er das Recht der Rückkehr aus der Gefangenschaft verlieh, sollen darum in die Mitte treten und es ihrerseits als Pflicht betrachten, Gottes Lob zu singen: sie sollen von der Gnade Gottes erzählen, die sie in ihrer Befreiung erfahren durften. Es galt dies nun beinahe für alle Juden, die jemals eine längere Reise unternehmen mussten: denn sobald sie die Grenzen ihres Landes überschritten, betraten sie fast überall raue, schwierige und gefahrvolle Wege. Doch lässt sich die Lehre unseres Psalms auch ohne Unterschied auf das ganze Menschengeschlecht anwenden. Der Dichter ruft den Betreffenden ins Gedächtnis zurück (V. 4), wie oft sie vom rechten Wege abirrten und keine Herberge fanden. Dies trägt sich oft in unbewohnten Gegenden zu; ja wenn jemand, der den Weg nicht kennt, einen Wald betritt, kann er auf seinen Irrwegen eine Beute der Löwen und Wölfe werden. Insbesondere ist aber hier an Leute zu denken, welche (V. 5) an einsamen Orten in Gefahr kamen, durch Hunger und Durst das Leben zu verlieren. Wenn ihnen der Herr nicht hilft, sind sie ja oft nur um die Spanne einer Stunde vom Tode entfernt.

V. 6. Und sie zum Herrn riefen usw. Die Vergangenheitsformen bringen zum Ausdruck, dass das betreffende Erlebnis sich zu wiederholen oder stets einzutreten pflegt, so dass die Meinung ist: wer in wüsten Orten umherirrt und keine Herberge findet, pflegt Hunger und Mangel zu leiden; wenn ihm dann die Hoffnung schwindet, pflegt er zu Gott zu rufen. Freilich ist es gewiss, dass Gott vielen Notleidenden hilft, obwohl sie ihr Begehren nicht vor ihn bringen. Auch war es hier weniger die Absicht des Propheten, den Glauben der Frommen zu loben, die von Herzen den Herrn suchen, als vielmehr die gewöhnliche und natürliche Stimmung zu beschreiben. Denn wenn auch viele ihre Hoffnung keineswegs fest an Gott heften, so werden sie doch durch einen verborgenen Trieb zu ihm gezogen, sobald irgendeine größere Not sie drückt. So presst Gott ihnen das Bekenntnis aus, dass man nirgend anders als bei ihm allein Rettung suchen dürfe. Ja, er zwingt gottlose Leute, die sonst in Glück und Ruhe seiner spotten, wider Willen zur Anrufung seines Namens. So war es zu allen Zeiten eine gewöhnliche Erfahrung, dass unheilige Menschen, welche die Religion für eine Fabel hielten, unter dem Zwang der Not doch zu Gott schrieen. Taten sie dies etwa im Scherz? Vielmehr treibt sie ein geheimer Instinkt ihrer Natur, den Namen Gottes zu ehren, dessen sie sonst spotteten. Ich glaube also, dass der Prophet hier ausspricht, was in der Regel zu geschehen pflegt: wenn Menschen ohne Frömmigkeit und Glauben, die mit Gott nichts zu tun haben wollen, in eine größere Gefahr kommen, fühlen sie sich auch ohne großes Nachdenken durch ihre Natur getrieben und geleitet, Gott anzurufen. Wenn sie aber in schwieriger und verzweifelter Lage so zu Gott fliehen, strafen sie mit diesem Bekenntnis ihre eigene Gleichgültigkeit, in der sie zu ruhigen Zeiten, trunken vom Glück, den Herrn verachteten. War auch in ihre Herzen der Same der Religion gelegt, so wurden sie doch erst unter dem Zwang des Übels klug, wenigstens insoweit, dass sie an einen Gott im Himmel dachten. Es ist nun kein Grund, etwa den Ausführungen unseres Psalms das Wort jenes alten Witzboldes entgegenzusetzen, der in einem Tempel angesichts der Weihegaben, die aus dem Schiffbruch gerettete Handelsleute zum Dank für die Wohltat der Götter gestiftet hatten, seiner Meinung nach witzig ausrief: Nicht gezählt hat man aber die viel größere Schar der Ertrunkenen und Gestorbenen! Über ausgedachte Götzen durfte er vielleicht so spotten; aber obwohl vielleicht hundertmal mehr Menschen mitten ins Meer sinken, als gerettet in den Hafen kommen, so kann dies den Ruhm der Güte Gottes nicht verdunkeln, der barmherzig ist und doch zugleich seine Gerichte übt. Ebenso muss man auch in Betreff der Wanderer, die durch Wüsten irren und schweifen, urteilen, wenn viele durch Hunger und Durst zugrunde gehen, viele von wilden Tieren verschlungen werden, viele durch Frost umkommen: in allen diesen Stücken gibt Gott uns ein Schauspiel seines Gerichts. Wir schließen daraus, dass allen das gleiche Schicksal drohen würde, wenn Gott nicht einen Teil des Menschengeschlechts gerettet sehen wollte: als darüber stehender Richter rettet er die einen, um seine Barmherzigkeit zu bezeugen, während er an den andern seine Strenge beweist. Es hat also der Schlusssatz des Propheten guten Grund, dass es Gottes Hand ist, die einige ins Leben zurückführte und sie eine bequeme Herberge finden ließ (V. 7). Darum auch die Aufforderung (V. 8): die sollen dem Herrn danken. Um Gottes Güte zu bekräftigen, fügt der Dichter den Hinweis auf seine Wunder hinzu. Er will damit sagen, dass Gottes Güte sich ganz unverkennbar sehen lässt. Wer solche Befreiung erlebt, ohne nunmehr davon zu reden, erstickt Gottes Wunder in treulosem Schweigen nicht anders, als wollte er das Licht der Sonne mit Füßen treten. Wenn schon die natürliche Empfindung in Gefahr uns zu Gott treibt, so muss man zugestehen, dass es böswilliger Undank gegen seine herrliche Offenbarung ist, wenn man alsbald seiner vergisst.

10Die da sitzen mussten in der Finsternis und Dunkel, gefangen im Zwang und Eisen; 11darum dass sie Gottes Geboten ungehorsam gewesen waren, und das Gesetz des Höchsten geschändet hatten; 12darum musste ihr Herz mit Unglück geplagt werden, dass sie da lagen, und ihnen niemand half; 13und sie zum Herrn riefen in ihrer Not, und er ihnen half aus ihren Ängsten, 14und sie aus der Finsternis und Dunkel führete, und ihre Bande zerriss: 15die sollen dem Herrn danken um seine Güte und um seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut, 16dass er zerbricht eherne Türen, und zerschlägt eiserne Riegel.

V. 10. Die da sitzen mussten in der Finsternis usw. Jetzt wird uns eine andere Gefahr vorgestellt, in welcher Gott durch Rettung der Menschen seine Kraft und Gnade handgreiflich beweist. Wie ich schon sagte, nennt die Welt derartige Zufälle ein Spiel des Schicksals, und für Gottes Vorsehung lässt unter Hundert kaum einer Platz. Der Prophet aber mutet uns die Klugheit zu, dass wir in allen Widrigkeiten Gottes Gerichte erkennen sollen, im Ausgang selbst aber seine Güte. Denn weder ist es Zufall, dass jemand in die Hände der Feinde oder Räuber fällt, noch ist es Zufall, wenn er gerettet wird. Man soll vielmehr den Grundsatz festhalten, dass Bedrängnisse Geißeln Gottes sind, dass man also nirgend anders als in seiner Gnade Hilfe suchen muss. Wenn jemand von Räubern gefangen und nicht sofort aufgehängt wird, so lebt er nur von Sekunde zu Sekunde, und zwar ohne Hoffnung, dass er am Leben werde bleiben können. Wenn er also befreit wird, ist dies ein umso strahlenderer Beweis der Gnade Gottes, je weniger Menschen frei ausgehen. So ist gar keine Rede davon, dass der Untergang vieler Gottes Lob dämpfen könne. Darum zeiht der Prophet alle des Undanks, die so wunderbar herausgerissen wurden und sofort die ihnen bereitete Rettung in Vergessenheit sinken lassen. Und um ihr Vergehen noch härter zu strafen, ruft er ihr Schreien gegen sie selbst zum Zeugnis auf. Denn wenn sie in ihren Ängsten ganz ehrlich bekennen mussten, dass Gott ihr Retter ist, wie kommt es, dass in Muße und Frieden diese Erkenntnis verschwindet?

V. 11. Darum dass sie Gottes Geboten ungehorsam gewesen waren usw. Dieser Hinweis auf die Ursache soll den Irrtum beseitigen, als träte das Unglück durch Zufall ein. Denn wenn man Gottes Gerichte in Betracht zieht, bleibt für Zufall und Glück kein Raum. Und erst wenn die Menschen davon überzeugt sind, dass es der Herr ist, der ihnen ihre Plage auflegt, wird es ihnen in den Sinn kommen, Rettung von ihm zu erbitten. Übrigens hat die Angabe der Ursache nicht den Sinn, als ob die Leute, von denen hier die Rede ist, als offenbare Verbrecher auch nach menschlichem Urteil daständen: die Worte sollen vielmehr bedrängte Menschen zur Prüfung ihres Lebens ermahnen; wenn auch niemand sie verklagt, sollen sie doch in sich gehen und werden dann in ihrem Innern den Grund des Unglücks finden. Es heißt auch nicht einfach, dass sie gesündigt haben, sondern dass sie ungehorsam oder aufrührerisch gegen Gottes Wort waren. Wir entnehmen daraus als einzige Regel für ein gutes Leben, dass man dem folge, was Gott befiehlt. Wer also davon sich überzeugen muss, weil ihm ja die äußerste Not das Schreien zu Gott auspresst, muss mehr als stumpfsinnig sein, wenn er nicht anerkennt, dass seine unvermutete Rettung von Gott kam. Denn (V. 16) eherne Türen und eiserne Riegel werden genannt, damit die Wohltat desto größer erscheine. Die Meinung ist, dass die Bande ewiger Knechtschaft gelöst wurden.

17Die Narren, so geplagt werden, um ihrer Übertretung willen und ihrer Sünden willen, 18dass ihnen ekelte vor aller Speise, und wurden todkrank; 19und sie zum Herrn riefen in ihrer Not, und er ihnen half aus ihren Ängsten; 20er sandte sein Wort, und machte sie gesund, und errettete sie, dass sie nicht starben: 21die sollen dem Herrn danken um seine Güte und um seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut, 22und Dank opfern, und erzählen seine Werke mit Freuden.

V. 17. Die Narren, so geplagt werden usw. Die Rede geht zu einer anderen Art der Züchtigung über. Soeben hörten wir, dass Leute, die dem Herrn den Gehorsam verweigern, in der Menschen Hände fallen müssen. Jetzt wird hinzugefügt, dass Gott auch Krankheiten verhängt um der Sünden willen. Sobald aber der Sünder empfindet, dass Gottes Ruten ihn züchtigen, wird ihm von da aus der Übergang zur Erkenntnis der Gnade leicht werden. Als „Narren“ werden solche Leute bezeichnet, die ohne Überlegung ihren Begierden folgen und sich dadurch ins Verderben stürzen, die nicht bloß in Unwissenheit und Irrtum sündigen, sondern sich durch blinde Leidenschaften um das rechte Urteil bringen und nun sich selbst sehr übel beraten. Sicherlich muss man immer den Grundsatz festhalten, dass die Furcht Gottes Weisheit ist. Daraus folgt aber, dass es Unverstand und Wahnsinn ist, das Joch des Herrn abzuschütteln und sich dem Teufel und der Sünde zu eigen zu geben. Als den Quellpunkt dieses Unverstandes stellt der Prophet die Übertretung oder den Abfall hin; dann folgen die Sünden: denn wenn der Mensch einmal sich von Gott entfernt hat, muss er hierhin und dorthin umgetrieben werden, so dass er ununterbrochen aus einer Sünde in die andere fällt. Die Krankheiten, von denen hier die Rede ist, sind aber nicht gewöhnlicher Art, sondern lebensgefährlich und hoffnungslos, so dass die Gnadengabe der Befreiung in desto helleres Licht rückt. Denn wenn jemand eine geringere Krankheit überwand, erblickt er in solcher nur leichteren Veränderung nicht so unwidersprechlich Gottes Hand, als wenn dieselbe sich in bemerkenswerter und herrlicher Weise kundtat, indem sie einem Halbtoten die volle Lebenskraft wider schenkte. Darauf deuten die Ausdrücke (V. 18), dass die Betreffenden todkrank waren und ihnen vor aller Speise ekelte.

V. 20. Er sandte sein Wort usw. Auch hier sehen wir, dass der Prophet an sehr schwere Krankheiten denkt, welche den Menschen dem Tode nahe bringen. Denn es heißt: Er errettete sie, dass sie nicht starben. Des Weiteren wird Gottes Hilfe allen menschlichen Heilmitteln gegenüber gestellt. Die Betreffenden wurden allein durch Gottes Kraft ins Leben zurückgerufen, weil es unmöglich war, auf Erden einen Arzt zu finden. Auch die Weise der Heilung ist bemerkenswert: Gott vertreibt durch seinen bloßen Wink oder Befehl alle Krankheiten und selbst den Tod. Ich möchte nämlich nicht mit den meisten Auslegern diese Aussagen auf die Gläubigen beschränken. Gewiss ist die körperliche Heilung von geringerem Gewicht, wenn nicht die Seele durch Gottes Wort gereinigt wird. Aber der Prophet will Gottes Erbarmen auch an verworfenen und undankbaren Menschen betrachtet wissen. Der Sinn ist also: wie Krankheiten nicht zufällig die Menschen ergreifen oder aus natürlichen Ursachen hervorgehen, sondern gleichsam als Gottes Beamte seinen Befehl ausrichten, so heilt eben derselbe Gott, der Wunden schlug, dieselben auch ohne Mühe. Es genügt ihm zu befehlen, was nach seinem Willen geschehen soll. Halten wir diesen Sinn unserer Worte fest, so mögen wir immerhin einen weiteren, entsprechenden Schluss ziehen; wenn schon körperliche Krankheiten allein durch Gottes Wort und Befehl geheilt werden, so lassen sich vollends die Seelen nicht anders zum Leben zurückführen als durch das Wort, das man im Glauben ergreift.

V. 22. Und Dank opfern usw. Diesen Satz fügt der Prophet erläuternd hinzu, um noch deutlicher auszudrücken, dass man den Herrn um sein Recht betrügt, wenn man hier nicht sein Vorsehungswalten anerkennt. Die Natur lehrt uns, dass wir Gott irgendwelche Verehrung schuldig sind, und auch unheilige Menschen empfinden dies, ohne dass jemand sie lehrt. Wir wissen auch, dass der Ritus des Opfers stets bei allen Völkern in Übung war. Ohne Zweifel wollte Gott das Menschengeschlecht durch diesen Grundsatz wie durch eine gewisse Empfindung der Frömmigkeit binden. Dahin ruft auch der Prophet die gar zu stumpfen und gleichgültigen Gemüter, indem er erinnert, dass ein rechtes Opfer darin besteht, dass man Gottes Guttätigkeit anerkennt. Dabei leugne ich aber nicht, dass er auch auf die Zeremonien des Gesetzes anspielt: weil aber unterschiedslos in der ganzen Welt die Religion ihren Ausdruck im Opfer findet, zeiht er diejenigen der Undankbarkeit, die nach Rettung aus irgendeiner Gefahr das Lob Gottes durch Schweigen begraben.

23Die mit Schiffen auf dem Meer fuhren, und trieben ihren Handel in großen Wassern; 24die des Herrn Werke erfahren haben und seine Wunder im Meer, 25wenn er sprach, und einen Sturmwind erregte, der die Wellen erhub, 26und sie gen Himmel fuhren, und in den Abgrund fuhren, dass ihre Seele vor Angst verzagte, 27dass sie taumelten und wanketen wie ein Trunkener, und wussten keinen Rat mehr; 28und sie zum Herrn schrieen in ihrer Not, und er sie aus ihren Ängsten führte, 29und stillte das Ungewitter, dass die Wellen sich legeten, 30und sie froh wurden, dass es stille worden war, und er sie zu Lande brachte nach ihrem Wunsch: 31die sollen dem Herrn danken um seine Güte und um seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut, 32und ihn bei der Gemeinde preisen und bei den Alten rühmen.

V. 23. Die mit Schiffen auf dem Meer fuhren usw. Jetzt zeigt der Prophet an einem andern Beispiel, wie große Fürsorge Gott dem Menschengeschlecht zuwendet, indem er Schiffbrüchige in den Hafen führt, gleich als brächte er sie aus dem Grabe ans Licht. Dass die Schifffahrer Gottes Wunder im Meer erfahren, verstehe ich nicht von den mannigfachen Wunderwerken, mit denen das Meer angefüllt ist. Es ist gewiss richtig, dass Seefahrer treffliche Zeugen der Werke Gottes sind, weil ihnen eine viel größere Fülle und Mannigfaltigkeit unglaublicher Dinge begegnet, als man sie auf dem Lande findet. Dennoch möchte ich diese Aussage in enger Verbindung mit dem nächsten Vers verstehen, in welchem der Prophet sich selbst auszulegen scheint, indem er davon berichtet, wie Gott plötzlich einen Sturmwind erregte und wieder stillte. Alles in allem: Seefahrer werden durch Stürme bis aufs Leben geprüft, indem in Ungewittern jede Flut, die sich wider sie erhebt, ihnen den Tod vor Augen stellt. Der Prophet malt uns nun Gottes Vorsehungswalten besonders anschaulich mit dem Ausdruck, dass Gott sprach: wir sollen eben wissen, dass das Meer nicht aus eigenem Antriebe tobt, sondern dass durch Gottes Vorsehung und Befehl die Winde es in Aufruhr bringen. Allerdings können die Schiffer kommende Stürme aus natürlichen Ursachen mutmaßen, - aber plötzliche Veränderungen vollziehen sich allein durch Gottes verborgenes Geheiß. Der Dichter berichtet also nicht bloß geschichtlich, dass Stürme und Wirbel sich erheben, sondern weil er als Lehrer zu uns redet, hebt er mit ihrer Ursache an. Darnach beschreibt er die Größe der Gefahr, und je anschaulicher er das Bild des Todes malt, umso heller strahlt Gottes Gnade beim fröhlichen Ausgang. Er beschreibt (V. 26), dass sie gen Himmel fuhren und in den Abgrund fuhren. Wenn sie hoch empor fliegen, scheint ihr Leben zu schwinden; darnach werden sie kopfüber in die Tiefe gestürzt und versenkt. Des Weiteren ist auch von der Angst die Rede, welche die Besinnung verdunkelt, ja hinweg nimmt. Vergehen doch auch den erfahrensten Schiffern, welche die Fahrzeuge lenken, zuweilen die Sinne, so dass sie allerlei Hilfsmittel nicht mehr zu gebrauchen wüssten, selbst wenn sie ihnen zur Verfügung ständen. Denn auch wenn sie das Takelwerk zusammenraffen, das Senkblei in die Tiefe werfen, die Segel bald so, bald anders stellen, überlassen sie sich endlich, wenn nach allen Versuchen ihre Kunst versagt, dem Treiben der Winde. In der Verzweiflung (V. 27) wissen sie keinen Rat mehr. Wenn darum in der Welt kein Trost mehr erscheint, bleibt allein das Schreien, das sie selbst davon überführt, dass sie schon den Toten gleichen.

V. 29. Und stillte das Ungewitter usw. Ein ungläubiger Berichterstatter würde gesagt haben, dass das Ungewitter still wurde und die Wellen sich legten. Der Prophet aber rühmt in diesem Umschwung Gottes Vorsehungswalten. Nach seinen Worten geschieht es nicht menschlicher weise, dass jener gewaltige Ansturm des Meeres und der Winde sich legt, der das ganze Weltgebäude zu erschüttern schien. Wenn also in gewaltiger Wut das Meer aufbraust, so dass seine einzelnen Tropfen gleichsam widereinander kämpfen, - woher anders kommt plötzlich Stille und Ruhe, als dass Gott die Wellen, die so furchtbar gegeneinander schlugen, zügelt und die Gewässer zum Stehen bringt, als wären sie zu Eis erstarrt? Dass die Geretteten (V. 30) froh wurden, hebt sich gegen ihre vorige Angst ab. Wir sehen daraus vollends deutlich, wie undankbar es wäre, wollten sie nicht das Andenken einer so herrlichen Rettung feiern. Sie bedürfen dafür keines Lehrers, nachdem die Gefahr selbst und der wiederhergestellte Friede sie mehr als hinreichend gelehrt haben, dass ihr Leben unter Gottes Hand und Hut war. Die erfahrene Wohltat war von solcher Art, dass sie verdiente, nicht bloß persönlich und zwischen den vier Wänden anerkannt und erzählt, sondern allenthalben (V. 32) bei der Gemeinde gepriesen zu werden. Ausdrücklich werden dabei die Alten genannt. Denn je größere Weisheit jemand besitzt, desto besser scheint er geeignet, solches Lob zu hören und Zeuge davon zu werden.

33Er machte Bäche trocken, und ließ Wasserquellen versiegen, 34dass ein fruchtbar Land zur Salzwüste wurde um der Bosheit willen derer, die drinnen wohneten. 35Er macht das Trockene wiederum wasserreich und im dürren Lande Wasserquellen; 36und hat die Hungrigen dahingesetzt, dass sie eine Stadt zurichteten, da sie wohnen konnten, 37und Äcker besäen und Weinberge pflanzen möchten, und die jährlichen Früchte gewönnen. 38Und er segnete sie, dass sie sich sehr mehreten, und gab ihnen viel Viehes. 39Dann wurden sie vermindert und gebeugt durch den Druck des Übels und durch Schmerz. 40Er schüttete Verachtung auf die Fürsten, und ließ sie irren in der Wüste, da kein Weg ist, 41und schützte den Armen vor Elend, und mehrete sein Geschlecht wie eine Herde.

V. 33. Er machte Bäche trocken usw. Es werden Veränderungen aufgezählt, welche dem Zufall zuzuschreiben gar zu ungereimt wäre. Es kommt nämlich vor, dass fruchtbare Länder dürr werden, während unfruchtbare eine ganz andere Natur empfangen. Woher anders kommt es aber, dass die eine Gegend unfruchtbar wird, eine andere dagegen ungewohnte Fettigkeit erwirbt, als daher, dass Gott gegen die Bewohner der einen seine Gerichte ausübt und seinen Segen von ihnen nimmt, die andere aber befruchtet, um die Hungrigen zu nähren? Dass viele Teile Asiens und Griechenlands, deren reicher Ertrag einst berühmt war, jetzt wüst liegen, könnte man auf die geringe Zahl der Bevölkerung zurückführen; wenn aber die Erfahrung lehrt, dass die Fettigkeit mancher Länder versiegt, während andere erst fruchtbar werden, muss man unbedingt Gottes Vorsehungswalten anerkennen, welches der Prophet hier rühmt. Es genügt aber nicht, anzunehmen, dass Gottes Rat in diesen Veränderungen waltet; es muss auch der zweite Gedanke hinzukommen, welchen der Prophet nicht unterdrückt, dass (V. 34) ein Land verflucht wird um der Bosheit seiner Bewohner willen, welche der freigebigen Fürsorge Gottes nicht wert sind. Von Wasserquellen ist die Rede, weil nur eine beständige Feuchtigkeit im Acker fruchtbaren Saft hervorruft. Eine Salzwüste heißt ein ertragloses Land, weil nichts unfruchtbarer ist als Salz. Daher auch Christi Wort (Mark. 9, 50): „Wenn das Salz dumm wird, wozu ist es weiter nütze?“

V. 35. Er machte das Trockne wiederum wasserreich. Diese der vorigen entgegen gesetzte Veränderung lässt auf Gottes wunderbare Macht ein noch helleres Licht fallen. Denn wenn die Acker etwas von ihrer früheren Fruchtbarkeit verlieren, möchten unheilige Menschen auf die allbekannte Tatsache verweisen, dass die Erde nach immer wiederholten Geburten sich gleichsam ausgegeben hat und nun Ruhe haben will. Aber woher kommt neue Fettigkeit in dürre Stätten, so dass sich die Luft samt der Natur des Bodens verändert zu haben scheint? Doch nur daher, dass Gott daselbst einen besonderen Beweis seiner Güte gibt. Darum sagt der Prophet mit gutem Grunde, dass sich Wüsten in Wasserquellen verwandeln, so dass an öden und unbebauten Orten, wo nicht einmal eine einzige Hütte stand, sich volkreiche Städte erheben. Denn dass die Natur des Bodens sich verändert, ist an sich um nichts wahrscheinlicher, als dass Sonne und Sterne aus ihrer Bahn weichen. Dass Gott die Hungrigen dahin gesetzt hat, wo sonst eine Wüste war, beschreibt, was ja öfter vorkommt, wie hungrige Leute, welchen die Welt den Lebensunterhalt zu verweigern schien, ja welche selbst ihr Vaterland ausstieß, dass sie doch wie eine Mutter hätte ernähren müssen, nun einen passenden Platz in bisher öder Gegend finden, wo sich unter Gottes Segen sich ausbreiten. Dass sie (V. 37) die jährlichen Früchte gewinnen, weist darauf hin, dass in jenen Gegenden nicht einmal nur oder in wenigen Jahren Frucht aufwächst, sondern dass die Ertragfähigkeit eine dauernde ist. Dass die Ansiedler Äcker besäen, lässt darauf schließen, dass wirklich dort das Pflügen und Anbauen noch nicht in Gebrauch war, dass darum die Gegend, deren Feldern eine ungewohnte Fruchtbarkeit gegeben ward, ein neues Angesicht gewinnt. Endlich wird hinzugefügt (V. 38), dass die Leute, welche noch vor kurzem Dürftigkeit und Mangel drückte, nur durch Gottes Segen immer reicher werden können.

V. 39. Dann wurden sie vermindert usw. Die Verbindung der Worte stellen die Ausleger hier in verschiedener Weise her. Statt unserer Übersetzung, dass die Menschen durch den Druck des Übels und durch Schmerz gebeugt werden, ließe sich auch die andere geben: „durch den Druck des Schmerzes.“ Wichtiger ist, dass wir auf den Inhalt merken. Wurde uns bisher die Veränderung beschrieben, die das Land und der Ackergrund erfahren, so folgt jetzt der Hinweis darauf, dass auch die Menschen nicht immer in dem gleichen Stande bleiben; sie nehmen an Zahl ab und kommen durch Kriege und andere aufreibende Übel herunter. Mag also die Pest einen Teil von ihnen dahinraffen, mögen sie eine Niederlage von den Feinden erleiden, mögen sie sich selbst in bürgerlichen Zwistigkeiten aufreiben, - immer wechselt ihre Lage. Woher anders aber kommt dies, als dass Gott seine Gnade zurückzieht, welche zuvor wie ein verborgener Quell des Glücks war? Unter den mannigfaltigen Zufällen, welche Städte treffen, hebt nun der Prophet (V. 40) einen besonders bemerkenswerten und eindrücklichen hervor. Denn während man nicht allzu sehr darauf achtet, wie Gottes Hand über unbekannten Privatleuten waltet, stellt er die Fürsten gleichsam auf eine Schaubühne: um ihrer hohen Stellung willen kann es nicht unbeachtet bleiben, wenn ihnen etwas Bemerkenswertes zustößt. Denn ihnen zugute scheint die Welt geschaffen zu sein. Wenn also Gott sie von ihrer Stufe herabstößt, wachen die Sinne der Menschen desto eher auf, sein Gericht zu betrachten. Bemerkenswert ist der Ausdruck: Er schüttete Verachtung auf die Fürsten. Denn umgekehrt schafft er ihnen ehrfürchtige Anerkennung, wenn er sie in ihrem Stande erhalten will. Bekannt ist ja Daniels Aussage (2, 38), dass Gott die Furcht vor dem König auch auf die Tiere des Feldes und die Vögel des Himmels gelegt hat. Sind auch die Fürsten mit Macht bewaffnet, so ist ihr bester Schutz doch die innere Würde, die Gott ihnen eingeprägt hat. Kein einziger Gau könnte auch nur drei Tage bestehen, hielte nicht Gott aller Herzen mit geheimem Zügel in Ordnung. Wenn er die Fürsten verächtlich macht, kann es nicht ausbleiben, dass ihre Oberherrschaft ins Wanken kommt. Die Geschichte bezeugt, dass die größten Könige, welche ein Schrecken für die ganze Welt waren, nach Entkleidung von ihrer Würde ihren Knechten zum Spott wurden. Während aber eine solche Veränderung wie ein Wunder erscheinen müsste, bewirkt unsere stumpfe Unempfindlichkeit, dass Gottes Vorsehungswalten darin unsern Augen nicht begegnet. Endlich deutet der Prophet auch auf die gegensätzliche Erscheinung (V. 41): Gott erhebt den Armen aus dem Elend und mehrete sein Geschlecht. Die bisher nichts galten, bringen es plötzlich zur Blüte an Reichtum und Ehre. Wären die Menschen in ihrer Verkehrtheit nicht ganz stumpf, so müssten sie darin Gottes Vorsehungswalten erkennen.

42Solches werden die Frommen sehen und sich freuen; und aller Bosheit wird das Maul gestopft werden. 43Wer ist weise und achtet darauf? Und wie viele merken auf die Wohltaten des Herrn?

V. 42. Solches werden die Frommen sehen usw. Den Schluss macht der Prophet damit, dass den Gerechten so viele Beweise der göttlichen Vorsehung nicht entgehen können. Weil sie Augen des Glaubens haben, freuen sie sich eines solchen Schauspiels; die Gottlosen dagegen werden verwirrt und verstummen. Beide Gruppen werden nämlich deutlich voneinander geschieden: so oft sich auch die Gottlosen zur Anerkennung Gottes als des Weltregenten gezwungen sehen, sind sie doch blind mit offenen Augen; der Anblick schafft ihnen auch keinen anderen Erfolg, als dass sie in höherem Maße unentschuldbar werden. Die Gerechten aber verstehen nicht nur überhaupt zu urteilen, sondern öffnen auch aus freien Stücken die Augen, Gottes Gerechtigkeit, Güte und Weisheit zu betrachten, und freuen sich dieser Erkenntnis. Diese Freude ist ja ein Zeichen davon, dass sie mit gutem Willen die Augen öffnen. Was nun die Gottlosen angeht, so meint der Prophet nicht, dass sie einen ernstlichen Eindruck gewinnen oder in Wahrheit fühlen, dass Gott die Welt regiert: sie werden nur äußerlich gezwungen, so dass sie nicht wagen, Gottes Vorsehung zu leugnen, wie sie möchten; es wird ihnen der Mund gestopft, so oft sie bellen. Denn wenn auch Gottes Gerichte ganz offen vor ihnen daliegen, sind doch ihre Sinne verblendet, damit sie das helle Licht nicht sehen sollen. Die Ausdrucksweise ist viel nachdrücklicher, als wenn es einfach hieße, dass selbst die Gottlosen verstummen. Sie geben ja auch ihrerseits den Widerspruch nicht auf; wir sehen vielmehr, wie frech sie unsern Glauben angreifen und sich auch nicht scheuen, schmähliche Lästerungen wider Gott auszuspeien. Darum ist das Wort des Propheten volle Wahrheit: aller Bosheit wird das Maul gestopft werden. Je hochfahrender sie anstürmen, desto offenbarer wird ihr schändliches Wesen überwunden werden. Die Freude, von welcher der Prophet spricht, fließt nun daher, dass zur Erbauung des Glaubens nichts geeigneter ist, als die Erkenntnis der göttlichen Vorsehung. Denn wer von ihr nichts weiß, muss ganz ebenso wankend und dem Zufall ausgesetzt werden, wie er dies von der Welt glaubt. Wer also dies Lehrstück umzustürzen unternimmt, beraubt die Kinder Gottes der wahren Freude, quält die Gemüter mit jämmerlicher Unruhe und macht aus dieser Welt eine Hölle. Denn welch schrecklichere Qual könnte erdacht werden, als dass wir in unserer Angst ohne Ende zittern müssten? Ruhe aber haben wir nicht, bis wir lernen, in Gottes Vorsehung auszuruhen. Übrigens zeigt der Schluss des Psalms, dass nur wenige aus der ungeheuren Masse der Menschen einen wirklichen Nutzen empfangen, obgleich Gott ohne Unterschied allen seine Güte anbietet. So folgt, dass die voran stehende Ermahnung zum Preise der Güte Gottes deshalb erging, damit vieler Undankbarkeit offenbar würde.

V. 43. Wer ist weise und achtet darauf? Die Meinung ist, dass die Menschen erst dann weise werden, wenn sie Eifer anwenden, Gottes Werke zu betrachten. Alle andern, wie klug sie auch scheinen, sind unweise, und ihr Scharfsinn muss verfliegen, wenn sie mit geschlossenen Augen an dem ihnen gebotenen Licht vorübergehen. Die Frageform enthält einen bitteren Tadel des in der Welt allgemein herrschenden Aberglaubens, in welchem die frechsten Gottesverächter sich für große Weise halten. Der Prophet will sagen, dass alle jene Toren als solche offenbar werden müssen, die in diesem Stück keine Augen haben. Diese Erinnerung ist umso nötiger, weil manche der angesehensten Philosophen in ihrer Böswilligkeit auf nichts eine größere Anstrengung verwendet haben als auf die Austilgung des göttlichen Vorsehungswaltens: sie haben sich derartig an den Ausbau der Zwischenursachen gehängt, dass sie Gottes darüber vergaßen. Dass man auf Gottes Werke „achten“ soll, will besagen, dass eine flüchtige Auffassung nicht genügt, sondern dass wir durch fleißige Betrachtung uns ihre Erkenntnis in völliger Reife aneignen sollen. Sehr eindrücklich ist der Wechsel zwischen Einzahl und Mehrzahl. Zuerst: Wer ist weise? Dann aber: Und wie viele merken auf die Wohltaten des Herrn? Damit wird angedeutet, dass dieselben jedermann vor Augen schweben und nur ihre eigene Bosheit ihnen zum Hindernis wird, so dass es schließlich nur wenige sind, die auf Gottes Gerichte achten. Fragt man aber, weshalb der Prophet, der soeben von Gottes strengen Gerichten sprach, jetzt nur seine Wohltaten anrührt, so antworte ich: in Gottes Werken zeigt sich in hervorragender Weise immer seine Güte, wie er denn nach seinem Wesen zur Guttätigkeit geneigt ist und uns eben durch sie am meisten zu sich lockt.

Quelle: Müller, Karl / Menges I. - Johannes Calvins Auslegung der Heiligen Schrift - Psalter

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