Calvin, Jean - Das Buch Josua – Kapitel 20.

Calvin, Jean - Das Buch Josua – Kapitel 20.

V. 1. Und der Herr redete mit Josua usw. Da es den Israeliten von selbst nicht in den Sinn kam, Freistädte zu bezeichnen, müssen sie aufs Neue dazu ermahnt werden. In versteckter Weise wird dadurch ihre Gleichgültigkeit getadelt. Schon jenseits des Jordans war das durch Gottes Befehl ja schon bestimmt (4. Mo. 35, 6). Warum warten sie jetzt, warum führen sie das begonnene Werk nicht bis zum Ende durch? Es lag doch sehr viel daran, sichere Zufluchtsorte für Unschuldige zu bestimmen, damit das Land nicht mit Blut befleckt werde. Ohne dieses Mittel hätten die Angehörigen eines Erschlagenen durch die Blutrache die Freveltaten verdoppelt. Das Volk durfte doch nicht lässig werden in der Verhütung aller Befleckung und Schändung des Landes. Wir sehen daraus, wie träge die Menschen werden nicht nur zur Erfüllung ihrer Pflichten, sondern auch bei der Sorge für ihr eigenes Wohl, wenn nicht Gott sie durch seine Ermahnung immer wieder antreibt. Doch haben die Israeliten nur aus Unbedachtsamkeit gefehlt. Denn alsobald gehorchen sie bereitwillig und ohne Zögern, halten auch diese notwendige Einrichtung nicht durch Streitigkeiten auf. Über das Asylrecht ist an anderer Stelle gehandelt worden (Bd. 2, Abschnitt 163, Auslegung zu 4. Mo. 35, 9 - 34; 5. Mo. 19, 1 - 13). Es war dabei nicht die Meinung, einen Mörder, der in mutwilliger Absicht gehandelt hatte, straflos ausgehen zu lassen, vielmehr sollte jeder, der ohne feindliche Absicht einem anderen das Leben genommen hatte, einen sicheren Zufluchtsort in den zu diesem Zwecke bestimmten Städten haben. So half Gott den Unglücklichen, die eigentlich nicht schuldig waren, dass sie nicht eine unverdiente Strafe als Verbrecher erleiden mussten. Anderseits berücksichtigte Gott auch die Empfindungen der Angehörigen und Verwandten des Erschlagenen, indem er sie nicht immer wieder durch den Anblick des Totschlägers an den schmerzlichen Verlust erinnern lassen wollte. Außerdem sollte das Volk immer mehr den Menschenmord verabscheuen lernen: denn der Totschläger war, obgleich er von dem Verbrechen frei gesprochen wurde, doch bis zum Tode des Hohenpriesters seiner Heimat und seiner Angehörigen beraubt. Diese vorübergehende Verbannung zeigte klar, wie kostbar vor Gottes Augen das Blut der Menschen gewertet wird. Somit war dieses Gesetz ein Segen für den einzelnen und für die Allgemeinheit.

V. 7. Da heiligten sie usw. Wir werden im nächsten Kapitel sehen, dass Kirjath-Arba, das spätere Hebron, den Leviten gegeben wurde, obwohl diese Stadt zuerst zu Kalebs Besitztum gehörte. Daran zeigt sich die einzigartige Bescheidenheit dieses frommen Mannes, dass er freiwillig diese Stadt und ihre Umgebung, die er mit Recht für sich fordern konnte, ihnen überlieferte, sobald das Los bewies, dass es Gott also wohlgefällig sei. Diese Veränderung musste kurz erwähnt werden, weil Gott die Zufluchtsorte in den Städten der Leviten haben wollte, damit die Unschuldigen dort mit größerer Zuversicht und größerem Nachdruck geschützt wurden.

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