Calvin, Jean - Der Prophet Jesaja - Kapitel 18.

Calvin, Jean - Der Prophet Jesaja - Kapitel 18.

V. 1. Weh dem Lande usw. Der Prophet redet hier von den Äthiopiern. Einige beziehen diesen Abschnitt fälschlicherweise auf Ägypten, während doch erst das nächste Kapitel von diesem Land handelt. Man muss also hier an ein von den Ägyptern verschiedenes Volk denken. Unsicher ist, ob die Äthiopier sich gegen die Juden verschworen oder ob sie sich mit den Ägyptern verbunden hatten, um die Assyrer niederzuwerfen. Sind sie ausgesprochenermaßen Feinde der Juden gewesen, dann verkündigt ihnen Jesaja Rache. Wenn sie sich jedoch durch trügerische Versprechungen der Assyrer locken ließen, dann zeigt er den Juden, dass von ihnen nichts zu hoffen sei, da sie nur mit unnützen Gesandtschaften die Zeit hinbrächten. Die Äthiopier wohnten nicht weit von Ägypten. Dass sie als ein Volk beschrieben werden, das unter den Segeln im Schatten fährt, deutet auf die zahlreichen Häfen des Meeres, an welches sie grenzten: so blühte die Schifffahrt des reichen Landes. Denn ein armes, mittelloses Volk hätte keine fremden Länder aufsuchen, noch Handel treiben können.

V. 2. Das Botschafter auf dem Meer sendet. Das bezieht sich auf die Zeitlage. Dies Volk scheint die Ägypter oder die Syrer aufgestachelt zu haben, Juda zu quälen. Oder die Assyrer haben zu diesem Zweck ihre Hilfe in Anspruch genommen. Oder sie sind mit den Ägyptern verbunden gewesen, um gemeinsam die Assyrer zurückzudrängen, damit deren Macht nicht übermäßig um sich griffe. Freilich sind das alles nur Vermutungen, die nicht weiter geschichtlich bezeugt sind. Wo aber solche Zeugnisse fehlen, muss man der wahrscheinlichsten Vermutung den Vorzug geben. Die Schifffahrten, von denen hier die Rede ist, wurden wahrscheinlich nicht in nahe liegende, sondern in ferne Gegenden unternommen.

In Rohrschiffen. Man darf diese Bezeichnung nicht für unsinnig halten. Denn es ist aus der alten Geschichte bekannt, dass die Ägypter solche Schiffe allgemein in Gebrauch hatten. Der Nil ist nämlich an manchen Stellen sehr reißend und infolge der Stromschnellen, die man auch Katarakte nennt, für die Schiffer gefährlich. Hölzerne Schiffe können da nicht fahren; sie würden zerbrechen und an den Felsen zerschmettern. Daher müssen Rohrschiffe gebraucht werden. Damit diese nun kein Wasser aufnehmen und nicht untergehen, waren sie von innen verpicht.

Gehet hin, ihr schnellen Boten. Diese Stelle ist etwas dunkel. Ich nehme das auf, was mir die meiste Wahrscheinlichkeit für sich hat. Der Prophet zeigt, weshalb er jenem Volk Unheil vorhergesagt hat. Nehmen wir an, jene seien ausgesprochene Feinde der Juden gewesen, dann will er die Gläubigen, welche jammervoll zersprengt und zerstreut waren, trösten, damit sie über diese Botschaft Freude empfinden und Gott danken. Neigen wir aber mehr der Annahme zu, die Juden seien von jenem Volk in ein unerlaubtes Bündnis verwickelt worden, dann ist diese Aufforderung ironisch gemeint. Der Prophet will durch dieselbe deutlich die Torheit des auserwählten Volkes zum Ausdruck bringen. Es hat Gott verlassen und ist nun von einem Volke abhängig, das eine wertlose Hilfe bedeutet, ob es auch glatt, hoch gewachsen und schrecklich ist. Das war der Grund alles Übels, dass die Juden, mit Gottes Verheißung nicht zufrieden, fremde Hilfe suchten.

V. 3. Alle, die ihr auf Erden wohnet. So herrlich wird die Gerichtstat Gottes sein, dass sie allen Völkern sichtbar ist, nicht nur den Juden. Anstatt „werdet sehen – werdet hören“ – übersetzen einige nach sonstigem Sprachgebrauch: „sehet – höret“. Doch ist die erste Übersetzung passender. Der Prophet will sagen: Auch die fernsten Völker werden Zeugen dieser Niederlage sein. Von allen wird das Panier erblickt werden, und der Klang der Trompete wird über den ganzen Erdboten ertönen. Dann wird es offenbar, dass nicht von Menschen der Krieg erregt worden ist, sondern von Gott selbst. Durch besondere Zeichen wird er es kundtun, dass er der Urheber ist. In Kriegszeiten schreiben ein gut Teil Menschen Anfang und Ausgang der Kämpfe dem Schicksal zu. Dagegen weist Jesaja darauf hin, dass man dies alles Gott zuschreiben muss, der auf eine neue und ungewohnte Art seine Macht ausübt. Zuweilen freilich handelt er so, dass seine Hand verborgen bleibt und die Menschen nicht glauben, es sei sein Werk. Dann aber wieder reckt er so gewaltig seine Hand aus, dass alle gezwungen sind, dieselbe zu erkennen. Und das wollte der Prophet hervorheben.

V. 4. Denn so spricht der Herr zu mir. Der Prophet hat den Äthiopiern ihren Niedergang angedroht und zugleich gezeigt, dass daraus Trost für die Juden hervorgehen werde; oder er hat ironisch das törichte Vertrauen getadelt, von dem die Juden hingenommen waren. Nun fügt er hinzu, Gott werde jene Wirrnisse so leiten, dass er doch zuletzt den Rest des auserwählten Volkes um sich sammle. Der Prophet tritt einem Zweifel entgegen, der schwache Gemüter sehr in Verwirrung bringen konnte. In verworrenen Verhältnissen ist Gottes Vorsehung für uns wie von einem Vorhang bedeckt, und die Lage jenes Volkes, dem er den Untergang ankündigt, war dergestalt, dass diese Weissagung für eine Fabel hätte gehalten und verlacht werden können; denn wie man wohl annehmen darf, drohte ihm weder eine Gefahr, noch irgendeine Veränderung.

Ich will stille halten. Einige beziehen diese Worte auf die Person des Jesaja, als ob er im Vertrauen auf die Offenbarung Gottes sich der Ruhe hingäbe, d. h. gelassenen Gemütes sei. So sollen wir freilich sein, wenn wir Gottes Wort vernommen haben, und sollen dessen, was uns gepredigt wird, getrost warten. Aber ohne Zweifel erzählt der Prophet hier, was ihm vom Herrn gesagt worden war. Der Herr selbst redet hier durch seinen Mund. Gott will in aller Ruhe schauen , was sich begibt. Bei einem Zuschauer ist nämlich weiter nichts in Bewegung; mit dem Anschauen zufrieden gibt er sich der Ruhe hin. Darauf geht auch der Ausdruck: in meinem Sitz. Der Herr zieht sich gleichsam zur Ruhe in seine Behausung zurück. Im Gegensatz dazu sagt man wohl von einem Gerichtshofe, er erhebt sich, wenn er die Freveltaten der Gottlosen zu ahnden sich anschickt. So ist die Ausdrucksweise des Propheten unserm Verständnis angepasst. Vielleicht spielt er auch auf das Heiligtum Gottes an. Wenn also auch eine Zeitlang dem heimgesuchten Volke die Majestät Gottes dunkel und verborgen sein wird, seine Ruhe wird sich dennoch wirksam erweisen. Hier tritt wieder die Hauptsache hervor: Alles mag auf und nieder wirbeln, dass einen wohl der Verdacht überkommen kann, Gottes Fürsorge sei nicht mehr auf die Weltregierung gerichtet, - dennoch ruht er absichtlich, und die Frucht seiner Ruhe wird zu seiner Zeit an den Tag kommen.

Wie bei heller Hitze im Sonnenschein, wie bei Taugewölk in der Hitze der Ernte. Das ist ein feinsinniges Bild. Auf zwiefache Weise kann man den Sinn des Propheten treffen. Entweder meint er: Gott wird, aus seiner Ruhe erweckt, mit freundlichem Blick um sich schauen, der die Gläubigen erheitert, und wird mit belebendem Tau sie erquicken. So würde der Prophet verschiedene Wirkungen der Ruhe Gottes zum Ausdruck bringen. Oder er hebt hier einen stillschweigenden Gegensatz hervor: Wenn man auch Gott in seiner Ruhe liegen und still beobachten sieht, was vor sich geht, so kann er dennoch, wie spielend, seine Gerichte ausüben. Und in der Tat! Weil dieser Vers mit den beiden folgenden zusammenhängt, scheint Jesaja dies zum Ausdruck bringen zu wollen. Gott müht sich nicht ab nach Art der Menschenkinder und eilt nicht mit heftigem Ungestüm dahin; doch hat er in seiner Hand verborgene Weisen, seine Gerichte auszuüben, ohne nur einen Finger dabei zu rühren. Sicherlich wollte er auch darauf hinweisen, dass Gott bei der Vernichtung dieses Volkes anders, als sonst, handeln wird. Uns aber soll das genügen, was ich schon oben aussprach. Während die Menschen in ihrem Glück sicher schlafen und, vom Wohlleben berauscht, wähnen, sie hätten nichts mit Gott zu tun, bricht plötzlich ihr Untergang herein. Gott braucht nur zu beobachten; damit überwältigt er schon alle Anstrengungen und Veranstaltungen der Welt. Darum bezeugt der Prophet, er werde der hellen Hitze im Sonnenschein gleichen, dem Taugewölk in der Hitze der Ernte. Wir wissen ja, dass das Taugewölk für das Reifen der Früchte ausgezeichnet ist und dass gleicher weise auch die Hitze, welche dem Regen und Tau folgt, die Frucht schneller reifen lässt und üppiger macht. Das wollte der Prophet aber sagen: Obwohl den Gottlosen Unheil und Elend bevorsteht, geht ihnen doch alles derart nach Wunsch, dass sie die glücklichsten Leute zu sein scheinen, als wenn der Herr gerade sie mit allem möglichen Guten überhäufen wollte. Aber sie mästen sich, wie das Vieh, das zum Schlachten bestimmt ist, und wenn sie auf dem Gipfel ihres Glückes gelangt zu sein scheinen, gehen sie mit einem Male zugrunde. Man darf also in Bezug auf Gottes Gericht nicht nach dem gegenwärtigen Stand der Dinge urteilen. Denn wenn die Menschen noch recht sicher sind, ist ihr Untergang und ihr äußerstes Verderben nicht mehr fern. So tröstet der Prophet die Gläubigen, damit sie nicht meinen, die Gottlosen hätten es besser, wie sehr auch Gott mit seinen Gerichten zögern mag. Wenn es auch den Anschein hat, als ob er die, welche er in Geduld trägt, an seinem Busen hege, so wird er sie doch in kurzem zunichte machen. Diese Wahrheit sollen wir beherzigen in traurigen, gefahrvollen Zeiten, in denen die Tyrannen und Bedränger der Kirche allein blühen, an allen Gütern Überfluss haben und so tun, als ob alles in ihrer Hand wäre. Sie treten vor allem hervor durch Macht, Rat und Schlauheit. Wir sollen aber bedenken, dass das alles nach Gottes Ratschluss geschieht. Er beschleunigt ihre Erfolge und lässt ihnen alles glücken, um sie zuletzt in einem Augenblick dem Untergang zu weihen und zu verderben. Ich weiß, dass von andern Auslegern den Worten des Propheten ein ganz anderer Sinn gegeben wird. Wer aber nachdenklich den ganzen Zusammenhang erwägt, wird, wie ich hoffe, gern meiner Auslegung beitreten.

V. 5. Denn vor der Ernte usw. Der Sinn des Propheten ist nicht im Geringsten zweifelhaft: Die Ernte ist schon nahe, die Trauben reifen, - da wird plötzlich der ganze Ertrag, auf den die Gottlosen freudig hofften, ihnen entrissen werden. Der Prophet bekräftigt durch diese Bilder seine vorigen Darlegungen. Die Gottlosen werden nicht sogleich ausgerottet, sondern eine Zeitlang in Blüte stehen. Wenn aber die Reben abgeblüht haben, die Trauben erscheinen und die Ernte nahe ist, dann werden die Weinstöcke selbst abgeschnitten werden. So werden die Gottlosen, wenn sie der Reife sehr nahe gekommen sind, nicht nur der Frucht beraubt, sondern mit der Wurzel ausgerissen werden samt ihrer Nachkommenschaft. Solchen Ausgang wird der Herr ihnen geben, nachdem er sie eine Zeitlang das Glück hat genießen lassen. Von Grund aus werden sie ausgerissen werden, sodass sie auf keine Weise mehr lebenskräftig gemacht werden können. Darin liegt für uns ein ausgezeichneter Trost. Wenn der Herr sich verleugnet, stellt er unsern Glauben auf die Probe. Er lässt es nicht zu, dass alles von einem blinden Geschick dahin gerissen werde, wie die ungläubigen Leute meinen. Denn Gott wohnt im Himmel, als in seinem Heiligtum; er wohnt in seiner Kirche, er sitzt in ihr gleichsam wie in einer geringen Hütte. Zur gelegenen Zeit schreitet er dann hervor. Das lasst uns zu Herzen nehmen und das alles bei uns bedenken, um unsere Herzen aufzurichten durch solche Verheißung, durch die allein Versuchungen siegreich überwunden werden können. Auch das sollen wir erwägen, dass der Herr sagt, er fördere und beschleunige das Glück der Gottlosen. Dadurch soll Gottes Barmherzigkeit ins rechte Licht gestellt und immer mehr offenbar werden. Denn wenn er die Gottlosen, wie die eben hervor sprießende Saat, weg schnitte und fortnähme, wäre seine Macht nicht so offenbar und seine Güte könnte nicht so bestimmt erkannt werden. Anders aber ist' s. wenn er sie zu einer stolzen Größe empor wachsen und sie zu voller Blüte kommen lässt, dass sie dann durch ihre eigene Last zusammenstürzen oder dass er sie wie volle, strotzende Ähren mit scharfer Sichel abschneidet.

V. 6. Dass man' s miteinander lässet liegen usw. Die Gottlosen werden wie eine wertlose Sache fortgeworfen werden. Auch Johannes der Täufer vergleicht sie (Mt. 3, 12) mit der Spreu, die auf den Mist geworfen wird. So sollen die Gottlosen den wilden Tieren und den Vögeln preisgegeben werden, sodass im Sommer die Vögel unter ihnen nisten und im Winter die wilden Tiere unter ihnen ihre Schlupfwinkel haben. Der Prophet will sagen: nicht nur für die Menschen, sondern selbst für die Tiere werden sie ein Gegenstand der Schande sein. Derart ist also das Ende der Gottlosen. Sie stehen auf stolzer Höhe, scheinbar außer aller Gefahr, und blicken verächtlich auf alles herab. Aber Vögel und wilde Tiere werden sie als Ruhestätte und Weide benutzen. Sie werden verworfen werden, nicht nur unter den Menschen, sondern auch selbst unter den Tieren, und aller Schmach und Schande preisgegeben sein. So werden sie ein Zeugnis der wunderbaren Vorsehung Gottes sein.

V. 7. Zu der Zeit usw. Wiederum zeigt der Prophet, weshalb er jenem heidnischen Volke das Verderben angedroht hat. Da sich nämlich fast alle Nationen zum Untergang seiner Gemeinde verschworen hatten, schien es mit derselben ganz und gar aus zu sein. Der Herr tut nun kund, dass er zu seiner Zeit Hilfe bringen werde. Hätte er solchen Plänen sich nicht entgegengestellt und zur rechten Zeit die Anstrengung der Feinde abgewehrt, würden die Juden verzweifelt sein. Darum zeigt er ihnen, dass er für seine Gemeinde Sorge trägt. Wie sehr er sie auch zu züchtigen beabsichtigt, er eilt doch zur Zeit herbei, dass sie nicht untergehe. Er hält seine Hand den Tyrannen und andern Feinden entgegen, damit sie sein Volk nicht niederwerfen und ihr Wunsch sich nicht erfülle, den sie schon ganz sicher erfüllt glaubten. Um also die Juden zur Geduld zu ermuntern, erinnert der Prophet sie daran, dass Gott seine Gerichte zu ihrem Heil leitet. Er spielt dabei wieder auf den zweiten Vers an, in dem er, wie wir sahen, mit denselben Ausdrücken das äthiopische Volk benennt. Dieses Volk wird dem Herrn Zebaoth Geschenke und Opfer bringen. Diese Verheißung ist auch für uns passend und nützlich. Wir müssen an solche Verheißungen uns halten und Vertrauen fassen, dass Gott seine Gemeinde trotz aller Nöte und alles Elends erhält. Wie sehr auch vielleicht ihr Leib zerfleischt, zertrennt, zerrissen ist, er wird leicht ihre Glieder wieder verbinden durch seinen Geist. Niemals wird er es zulassen, dass das Gedächtnis und die Anbetung seines Namens verschwinde. Der Herr wird schon machen, dass aus allen zertrennten und zerstreuten Teilen sein Volk sich in Eins vereinigt und sammelt. Mögen sie auch noch so weit von einander entfernt sein, er verbindet sie in Einheit des Geistes und kann sie leicht zu einer Herde vereinigen.

An den Ort, da der Name des Herrn Zebaoth ist, zum Berge Zion. Diese Redweise war den Propheten geläufig. Wenn sie vom Gottesdienst reden, bezeichnen sie denselben nach seinen äußern gottesdienstlichen Gegenständen und Verrichtungen, z. B. nach den Altären, Opfern, Waschungen u. dgl. Und in der Tat, wenn auch die Verehrung Gottes etwas Innerliches ist, sie kann doch nur durch äußere Betätigungen zum Ausdruck kommen, durch welche die Menschen bezeugen, dass sie Gott verehren. Hier nennt der Prophet nun vor allem den Berg Zion, weil derselbe dem Herrn geweiht war und ihm dort nach seinem Willen Opfer dargebracht wur den. Er würdigte ihn dieser besonderen Ehre, weil er von dort sein Wort ausgehen ließ. Daher wird mit Recht unter dem Namen dieses Berges ein reiner und unbefleckter Gottesdienst verstanden. Zudem beschreiben die Propheten nicht die Art der Gottesverehrung, wie sie nach dem Erscheinen Christi, von dem sie weissagen, sein sollte, sondern wie sie zu ihrer Zeit war. Sie müssten sich dem Verständnis des Volkes, dem sie dienten, anpassen. Hier ist zu beachten, dass wir nur dann zur Gemeinde Gottes gehören, wenn wir uns ihm zum Opfer darbringen. Wer Gottes Eigentum sein will, der bereite sich zu solchem Opfer und lebe nicht mehr sich selbst, sondern weihe sich ganz dem Herrn. So rühmt auch Paulus, dass er die Menschen Gott zum Opfer darbringt und heiligt (Röm. 15, 16). Wenn der Prophet von dem Ort redet, da der Name des Herrn Zebaoth ist, so meint er nicht, dass Gott seinem Wesen nach an denselben gebunden sei. Über dieses Wesen Gottes dürfen wir nicht grob irdisch denken, als ob Gott an einen bestimmten Ort gebunden wäre. Es war vielmehr der Ort, an welchem der Herr seine Macht bezeugen, an welchem er verehrt und angerufen werden, an welchem er mit seiner Gnade und seiner Kraft gegenwärtig sein wollte. Das geschah darum, weil das Volk auf andere Weise seine Majestät nicht fassen und verstehen konnte. Dabei ist auch zu beachten, dass wir dem Herrn nicht anders dankbar sein können, als wenn wir zu einem und demselben Glauben zusammenwachsen, d. h. wenn wir Glieder seiner Gemeinde sind. Nach Jerusalem oder zum Berge Zion brauchen wir dabei nicht zu eilen. Denn der Berg Zion erstreckt sich heute weit und breit, so weit wie die Erde, die ganz Gott geweiht worden ist. Unter uns soll also derselbe Glaube stark und wir sollen durch das Band der Liebe verbunden werden. Fehlt das, dann ist bei uns alles heidnisch und wir besitzen nichts Göttliches oder Heiliges.

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